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No. 41. pil

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Der Sozialdemokrat

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Zürich  ( Schweiz  ). ibil

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Berlag

der Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich.

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Poffendungen

dro] in Honor to defranto gegen franto. Gewöhnliche Briefe nach der Schweiz   toften 1950 Doppelporto.

Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge.

"

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland   und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Der Parteitag Te der deutschen Sozialdemokratie.

II. Die Antwort der Sozialdemokratie. Daß Puttkamers heimtückisch- brutale Polizeiwirthschaft, daß die rabulistische Rechtsverdrehung des Reichsgerichts, daß Bis­marcks Sozialreformschwindel und die Sozialdemagogie der sogenannten Ordnungsparteien nicht vermocht haben, der Sozial­demokratie ernsthaften Abbruch zu thun, davon liefert nach dem großartigen Resultat der letzten Reichstagswahlen der nunmehr stattgehabte Parteitag der deutschen Sozialdemokratie die britte Parteiberathung seit Bestand des nichtswürdigen Sozia­listentödtungsgesetzes einen neuen und wahrhaft glän­zenden Beweis. Während in Wyden 56, in Kopenhagen  60 Genossen anwesend waren, sind zu dem nach dem Flecken Bruggen bei St. Gallen   einberufenen Parteitag diesmal ins­gesammt gegen 80 Genossen aus allen Theilen Deutschlands  zusammengetreten, eine Betheiligung, welche alle Erwartungen weit hinter sich läßt. Und der großartigen Betheiligung ent­sprach der Geist der Versammelten. Keine Spur von Klein muth angesichts des mit anscheinend übermächtigen materiellen Machtmitteln ausgestatteten Gegners, keine Spur von Neigung zu irgend welchen Konzessionen an die heutigen Machthaber. Die alte kampfesfrohe Stimmung, die unsere Partei von jeher auszeichnete, beherrschte die Versammelten; wo immer auch in den Diskussionen Meinungsverschiedenheiten sich zeigten, in einer Beziehung stimmten sie überein

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Rein Klagelieb, fein Thränenlieb,

Kein Lied um Jeden, der schon fiel, dagegen allseitig der feste Wille, unablässig und unbeirrt für die Verwirklichung unserer hehren Ziele fortzuarbeiten, was auch unsere Feinde gegen uns unternehmen mögen. In diesem Sinne allein bewegten sich die Debatten, wie die gefaßten Beschlüsse. Der feste Wille der deutschen Sozialdemokratie, allen Verfol­gungen muthig die Stirne zu bieten, prägt sich in dem in ein­müthigster Weise gefaßten Beschluß aus, der Ausreißerei vor drohenden Prozessen und vor Gefängnißstrafen, wie sie hier und da einzureißen droht, nach Möglichkeit entgegenzuwirken. Derselbe lautet:

" Der Parteitag fordert die Genoffen auf, der Flucht von Parteigenoffen wegen drohender Prozesse oder Gefängnißstrafen möglichst entgegenzutreten und eventuel jede materielle Unter­fügung zu untersagen."

Wir können hierbei konstatiren, daß bereits an verschie denen Orten die Genossen aus eigener Initiative im Sinne der vorstehenden Resolution gehandelt und dort auch den ge wünschten Erfolg erzielt haben.

Daß es in der Diskussion über die Thätigkeit der Parteivertreter in den verschiedenen parlamen tarischen Körperschaften zu lebhaften Auseinander­setzungen kommen werde, stand nach den bereits erfolgten Erörterungen über dieses Thema in der Arbeiterpresse und in verschiedenen Versammlungen von vornherein fest. Und es soll auch nicht geleugnet werden, daß über die hierher gehörigen Fragen in manchen Einzelheiten auch jetzt noch Meinungsverschiedenheiten bestehen. Was aber die allge­meine Stellung der Partei zum heutigen Parlamentarismus anbetrifft, so zeigte sich hier ebenfalls die erfreulichste Ueber­einstimmung. Auch die auf die parlamentarische Thätigkeit der Partei bezügliche Resolution wurde nach eingehender, höchst angeregter Debatte mit Einstimmigkeit gefaßt, d. h. allseitig anerkannt, daß die sogenannte positive" Thätigkeit in den ver­schiedenen Vertretungskörpern zwar nicht absolut zu verwerfen ist, aber doch nicht so weit ausgedehnt werden darf, daß dar­unter der kritisch- revolutionäre Charakter der Partei verwischt oder in den Hintergrund gedrängt wird.

Es ist hier nicht der Ort, auf die Verhandlungen des Parteitages im Einzelnen einzugehen, es wird den Genossen, so viel wir wissen, sehr bald ein eingehender Bericht darüber zugehen. Nur Eines sei hier noch hervorgehoben. Aus dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes der Reichstagsfraktion geht hervor, daß bei demselben seit dem Jahre 1883 die Summe bon nahezu 200,000 Mart für Parteizwecke eingegangen sind. Rechnet man dazu die Beträge, die von den Genossen der ein­zelnen Orte zu Unterstützungs- und Wahlzwecken aufgebracht und sofort lokal verwendet wurden, und die sich nach Ansicht der Kenner der Verhältnisse insgesammt mindestens auf die gleiche Summe belaufen, so beweisen diese Zahlen eine Opfer­willigkeit der Genossen, die über alles Lob erhaben ist. Und diese Opferwilligkeit hat in neun Jahren Ausnahmegesetz nicht nachgelassen, sondern eher noch eine Steigerung erfahren.d Die deutsche Sozialdemokratie ist entschlossen, auch den kom­menden weiteren Verfolgungen kühn die Stirn zu bieten, sie ohne sich dabei auf den Weg zweckloser Preisgebung ihrer Kräfte abdrängen zu lassen auch in Zukunft nichts unterlassen, was nothwendig ist, um Aufklärung über die ver­rotteten politischen und sozialen Zustände in Staat und Gesell­schaft einerseits und die Ziele und Bestrebungen des Sozialis­mus anderseits in immer weitere Kreise des Volkes zu tragen, die Bewegung für die Emanzipation des Proletariats mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern, und alle Opfer zu übernehmen, die dieser Kampf erfordern sollte.

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Kein Bismarck, kein Puttkamer, kein Windthorst, kein Miquel, fein Papst und kein Kaiser werden je das Kunststück fertig bringen, die Sozialdemokratie zu entwaffnen, sie zur Niederlegung ihrer Waffen zu bewegen. Rastlos bis zum Ziel ist und bleibt die Parole der Partei.

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7. Oftober 1887.

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ally is an von der Einschränkung der Produktion durch allgemeine Herabs ſegung des Arbeitstages will der Vertreter des Kapitalismus nichts wiffen, auch sie ist ihm sozialistisch", der Arbeitstag muß elastisch bleiben, heute 12, 14, 16 und wenn's nöthig ist 18 Stunden Arbeit, und morgen allgemeines Feiern". Ist es auch Wahnsinn, hat es doch

Methode

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auf diese Art hält man die Arbeiter am fügsamsten, beweist man ihnen am besten, welch ein hohes Glück die Ausbeutung für sie ist. Denn wenn der Kapitalist die Produktion in seiner Art einschränkt, so heißt das für den Arbeit er Lohnreduktion bei scheinbar gleicher Lohn­höhe. Er erhält pro Arbeitsstunde zwar ebenso viel als vorher, aber da sein Arbeitstag vielleicht um die Hälfte kleiner geworden, nimmt er um die Hälfte weniger ein. Davon, daß er dem Unternehmer seine ganze Arbeitskraft verkauft, will dieser alsdann nichts wissen, er besteht plöglich darauf, der Arbeiter sei ein freier Mann, mit dem er nur während der Arbeitsstunden zu thun habe, der ihn aber sonst nichts fümmere. In normalen Zeiten maßt er sich bekanntlich das Recht an, den Arbeiter so lange arbeiten zu lassen als ihm paßt, und demselben wo möglich vors mit wem nicht, wo er sein Bier trinken darf 2c. 2c.

Aber noch in einer zweiten Hinsicht hat der Parteitag in Bruggen eine deutliche Antwort ertheilt. Er hat in Bezug auf das Verhalten bei zukünftigen Wahlen jedes Zusammen­gehen mit bürgerlichen Parteien, sowie jede Unterstützung der= selben bei Stichwahlen entschieden verworfen. Es ist dies die Antwort auf die bekannte Haltung des Deutschen   Freisinns und was sich um denselben gruppirt bei den jüngsten Reichs­tagswahlen, sowie des Zentrums im Reichstage. Und wie wir ausdrücklich hervorheben, nicht diftirt durch die an sich ja sehr berechtigte Entrüftung über die da zu Tage getretene Feigheit aufchreiben, mit wem er außerhalb der Arbeitszeit verkehren darf und und Charakterlosigkeit des heutigen Freisinns, sondern durch die gewonnene Einsicht in das wahre Wesen desselben, durch die Erkenntniß, daß der heutige Freifinn unfähig ist, sein die Erkenntniß, daß der heutige Freisinn unfähig ist, sein eignes politisches Programm zu verwirklichen. Jede Illusion über eine nennenswerthe Hülfe von jener Seite in der Ver­theidigung der Volksrechte ist geschwunden, die Partei ist sich dessen bewußt, daß sie in diesem Kampf auf ihre eigene Kraft angewiesen ist, und ist entschlossen, alle Konsequenzen dieser Situation zu übernehmen.

So viel für heute. Sollte der Raum unsres Blattes es gestatten, so werden wir an andrer Stelle die weiter gefaßten Resolutionen zum Abdruck bringen. Hier wiederholen wir nur, der neueste Parteitag ist in jeder Beziehung ein glänzender Beweis von der Lebensfähigkeit und Ausdauer der deutschen Sozialdemokratie, der rückwirkend die Genossen allerorts mit frischem Kampfesmuth erfüllen und so die Sache der Eman­zipation des Proletariats wesentlich fördern wird.

Zur wirthschaftlichen Entwicklung.

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Ein recht bezeichnendes Bild der modernen Wirthschaftsverhältnisse Tiefert ein Bericht über die Lage der Wirkwaaren Industrie enthalten im Handelstheil der Frankfurter 3tg." vom 27. September. Wir lesen daselbst:

Die Wirkwaaren- Industrie ist in einzelnen Zweigen ihrer Betriebe nothleidend, so beklagen sich hauptsächlich Strumpfwaaren­fabrikanten bitter über den Geschäftsgang. Es ist ihnen nicht möglich, Aufträge mit längeren Kontrakten zu bekommen. Die Lager sind fast überall so groß, daß selbst wenn Bedarf sich einstellt, dieser sofort durch die vorhandenen Borräthe gebedt werben kann. Die Lage der Strumpfwaarenfabrikation ist augen­blidlich eine wenig vertrauensvolle, sie wird voraussichtlich in diesem Stadium so lange bleiben, bis sich Bedarf in den Vereinigten Staaten   einstellt, dies wird aber erst dann der Fall sein, wenn die dortigen großen Bestände vers fleinert worden sind... Eine durchgreifende Verbesserung wäre in erster Reihe von einer Einschränkung der Produktion zu erwarten, aber dieser Fattor ist schon so oft erfolglos angeregt worden, daß wir auch jest mit ihm nicht mehr rechnen können. Doch liegt das Beispiel der Handschuhfabritation vor, welche theilweise ihre Arbeitszeit eingeschränkt hat und durch Begründung einer Vers einigung auftretenden Mängeln abzuhelfen und den Verkauf der schwachen anbe zu zentralisiren sucht, nahe genug, um es in dieser Beziehung nachzuahmen. Können wir auch von einer Auf­befferung der Handschuhfabrikation nicht berichten, da es noch an hin reichenden Sommmeraufträgen fehlt, so scheint doch umgekehrt, nicht zum wenigften infolge der oben erwähnten Maßregeln, eine Verschlechterung der Lage ausgeschlossen, und das ist bei heutiger Beit auch schon ein Fortschritt. Breise sind zwar noch niedrig, die Lager nicht flein, aber dennoch sind Aussichten für allmählige Belebung vorhanden, die darauf bafiren, daß amerikanische   Sommer. Aufträge in Bälde zu erwarten sind, die gegeben werden müssen, da die ameri­Tanischen Lager sich verkleinert haben, so daß die Arbeitskräfte in Kürze Beschäftigung haben werden. Gebeffert hat sich die Lage der Tritot. stofffabritation, Futterstoffe haben ganz guten Absatz, der Verkauf hat sich beffer gestaltet, als man anfänglich nach dem lang­samen Geschäft annehmen mußte. Was der Fabrikation in erster Reihe zu gut kommt, ist, daß in dieser speziellen Branche die schwachen ände, die früher à tout prix verkauften, nur um Geld in Händen zu haben, unschädlich gemacht worden find; theils haben Spin­ner denselben den kredit verweigert, theils haben sie ihre Zahlungen eingestellt, theils sind sie aber auch wieder zur Lohnarbeit zurücgelehrt, weil diese ihnen doch mehr Chancen bietet, als Fabritation auf eigene Gefahr. Ronnten sich auch die Preise noch nicht erheblich aufbessern, weil immer noch aus früherer Beit zu große Vorräthe vorhanden, so ist doch das große Angebot ver= schwunden und Fabrikanten haben heute nicht mehr nöthig, jebe Offerte in Berücksichtigung zu ziehen."

Was zunächst auffällt, ist der beständige wiederkehrende Hinweis auf den amerikanischen   Bedarf. Stockt dieser, so stockt das ganze Geschäft. Nun entwickelt sich aber die amerikanische   Industrie von Jahr zu Jahr in steigendem Maße, und wenn auch, infolge der bodenlos niedrigen Löhne, die in Deutschland   gezahlt werden, dieses auf dem amerikanischen   Markt zur Zeit noch Absah findet, so läßt sich doch mit mathematischer Sicherheit voraussagen, daß es mit dieser Zuflucht über furz oder lang auch vorbei sein wird. Die massenhafte Einwanderung aus allen Theilen Europas   sorgt dafür, daß die Lohnbrückerei auch jenseits des atlantischen Ozeans immer erfolgreicher betrieben werden tann, zumal die Ruinirung der Kleinfarmer und die Ueberflüssigmachung von Landarbeitern durch die landwirthschaftliche Großproduktion bie Regelung" des industriellen Arbeitsmarktes durch Abfluß von städtischen Arbeitern beseitigt hat.

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Aber selbst mit Amerika   als Absatzgebiet wird bereits bie Einschrän kung der Produktion als das wirksamste Mittel gegen die Nothlage" der Industrie empfohlen. An das Auskunftsmittel einer Hebung heimischen Verbrauchs denkt der Vertreter der kapitalistischen  Gesellschaft nicht, das sind ihm sozialistische Utopien", und in der kapitalistischen   Gesellschaftsordnung ist das allerdings eine Utopie." Aber auch von der einzig vernünftigen Durchführung seines Abhilfmittels

Daß aber durch diese Art Regulirung der Produktion" die Zahl der Konsumenten noch mehr beschränkt, die Aussicht auf Besserung der Ver hältniffe noch weiter hinausgeschoben wird, danach fragt der Kapitalist liegenden rechnet. Eine Frage gesellschaftlich auffaffen, liegt jen­nicht. Er ist vor allem Mann der Praxis", der nur mit dem Nächst

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seits des Horizontes jedes praktischen Geschäftsmannes. Es ist leber­produktion da, also sehen wir zu, die Produktion so lange zu unterbre­chen, bis teine Ueberproduktion mehr da ist. Wenn die Arbeiter darunter leiden, so ist das ihre Sache, und wenn die kleinen Fabrikanten dabei zu Grunde gehen, desto besser den Letzten beißen die Hunde!

Es liest sich wirklich sehr hübsch, mit welcher rückhaltlosen Genug­thuung im Bericht von der Unschädlichmachung der schwachen Hände" ge= sprochen wird. Wenn die Wahrheit aus der ganzen verheuchelten Bours geoisiewelt verbannt ist, im Handelstheil findet sie noch ein Db­dach, hier ist

ber Mann noch was werth,

hier wird ihm das Herz( d. h. die Kapitalkraft) noch gewogen. Und wer zu leicht befunden ist, für den gibt es kein Erbarmen, er muß sich trollen. Wo anders als im Handelstheil wagt heute noch ein bürgerliches Blatt, das Verdrängen der Kleinen durch die Großen nicht nur zu fonstatiren, sondern auch zu bejubeln? Jm politischen Theil würde man solche Thatsachen, die mit der schönen Sage vom Arbeiter, der sich auch heute noch aus fleinen Anfängen zum großen Fabrikanten emporarbeiten kann, so grausam aufräumen, möglid, st zu vertuschen suchen oder wenigstens tief beklagen, im Handelstheil hat das Märchen teine Eriftensberechtigung die schwachen Hände, die um jeden Preis verkaufen müssen, gehören hinab ins Lohnproletariat: da ist das um jeden Preis verkaufen" an seinem richtigen Blaze. Ueberall sonst ist es vom Uebel, darum heil der weisen Maßregel, den Kleinen den Kredit abzuschneiden. So muß es Allen ergehen, die Gelüfte nach Selbständig feit haben, ohne Kapital zu besitzen!

Wir brauchen nicht erst zu sagen, wie sehr wir mit diesem Theil des Berichtes einverstanden sind. Auch wir freuen uns der Beseitigung der Kleinen, auch wir sind überzeugt, daß nur auf diesem Wege die indu­striellen Verhältnisse einer Besserung entgegengebracht werden können. Es ist zwar nur erst ein Anfang, aber mit den Kleinen fängt man an, und mit den Großen hört man auf.

Zäsarismus und Christenthum.

Der höchst lesenswerthen Abhandlung über die sozialen Lehren des Christenthums von Yves Guyot   und Sigismond Lacroix  , die unter dem Titel Die wahre Gestalt des Christenthums" in deutscher Sprache ers schienen ist, entnehmen wir die nachfolgenden Ausführungen, die uns wie für die Jestzeit geschrieben zu sein scheinen und manche Erscheinungen bes geistigen Lebens der Jektzeit vortrefflich erklären.

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,, Unter der erbrückenden Wucht des Bäsarismus schweigt und träumt der Mensch, statt zu handeln. Er zieht sich in sich selbst zurück, er vers zehrt sich in der Beobachtung seines Selbst. Nun kommt das raffinirte Studium des inneren Menschen, die Psychologie, zum Vorschein. In Frankreich   ist sie unter Napoleon I.   durch Maine   de iron wieder auferweckt worden; unter den römischen Zäsaren sagten Seneka   und Dio Chrysostomus  : Mein Freund, du willst Philosoph werden, prüfe zunächst dich selbst und beobachte lange im Schweigen deine Neig ungen und Kräfte." Horaz   denkt in seiner Billa   an sich selbst". An­statt zu handeln, verschließen sie sich in Schweigen, träumen, indem sie ju benten glauben, und wissen nur durch Resignation, die sie für Würde nehmen, gegen die Zustände zu protestiren. Als Nero  , um den Mord seiner Mutter, der Agrippina  , zu rechtfertigen, behauptete, daß sie ihn habe tödten lassen wollen, und der Senat, diese Lüge mit dem En thusiasmus der Servilität gutheißend, den Tag der Geburt der Agrips pina unter die Zahl der Unglückstage versezte, schied Thraseas, erzählt Tacitus   der seine Verachtung gegen andere niederträchtige Kriechereien nur durch Schweigen und Kälte fundgethan, aus dem Ses nate." Anstatt gegen diese Tyrannei zu kämpfen und Widerstand gegen fie zu versuchen, zog er es vor, sich mit seinem Philosophen Demetrius über die Unsterblichkeit der Seele zu unterhalten, und suchte, indem er die Adern sich öffnen ließ, die Ruhe und die Freiheit im Tode.

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Dieser Hang zur inneren Träumerei und zur Resignation war es, ber den Fortschritt des Christenthums in den oberen Klassen ber Gesellschaft begünstigte.

Und ferner langweilte man sich in dieser Nacht des Bäsarismus, wie die glänzenden Drgien bezeugen, deren Erinnerung die Geschichte uns überliefert hat. Die berben römischen Matronen hatten müssigen, neu gierigen, auf neue Eindrücke versessenen Weibern  , die das Chimärische und Unmögliche suchten, Platz gemacht. Die alten äußerlichen Uebungen bes Kultus konnten ihnen nicht mehr genügen. Von der Langeweile, von der Leere ihrer Eristenz getrieben, stürzten sie sich topfüber in bie Religion wie in die Ausschweifungen. Aus ihrer Bahn gedrängt, aus der Natur herausgetreten, wurden sie Heilige oder Messalinen. Für die Männer der oberen Klassen gab es ebensowenig ein Vaterland mehr, wie für die elenden Klaffen. Und da die Götter die des Vaterlandes waren, waren fie sehr nahe daran, in diesem, aus der gewaltsamen Vers schmelzung so vieler verschiedener Völker geborenen Rosmopolitismus ju verschwinden. An was sich jetzt anschließen? Wo jenen Stükpunkt finden, dessen jeder Mensch im Leben bedarf? Das Christenthum bot sich dar, man griff zu.".

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,, Ronstantin war, indem er das Christenthum adoptirte, in seiner Bäsaren Rolle.

Die alte römische Aristokratie bereitete dem Bäsarismus Hindernisse. Im Namen der Tradition der Stadt protestirte sie gegen ihn. Sie bes schüste ihre Götter. Um ihren Einfluß zu zerstören, hatte Cäsar Spa