„Dem Vorredner gefällt ei nicht, den christlichen Sozialismus anzu» erkennen," sagte Hedlam u. Zl.,„und für die Hetlighaltung bei achten Gebotes„Du sollst nicht stehlen" einzutreten, ich aber erlläre, daß ei meine und unserer Aller Pflicht ist, mit Hülse der Kirche alle Nittel und Wege ausfindig zu machen, die geeignet find, den Sozialismus zu unterstützen, und den fortgesetzten schändlichen Spitzbübereien, welche die Reichen unter dem Schutz der Gesetze an den Armen verüben, ein Ende zu machen. Galt verleihe mir die Kraft dazu." So der englische Christlich-Soziale, und er steht unter seinen Kollegen «tcht allein da. Man mag nun gegen diese Leute einwenden, was man will, so untersteht doch keinem Zweifel, daß ihr Austreten der Ausbrei« tung der sozialistischen Lehren nur nützen kann. DaS fühlt auch die Bourgeoispresse heraus, und fällt daher wüthend über den jozialistelnden Kanzelredner her. Gleichzeitig mit dem Kongreß der Hochkirche tagt in Sheffield der Jahreskongreß der Baptisten-Gemetnden. Der Präsident desselben, Dr. Culroß, bemerkte in seiner Eröffnungsrede, daß der von dem englischen Kirchenkongreß auf seine Tagesordnung gesetzte EmanzipationS« kämpf nicht nur eine Frage für England, sondern auch für Schottland . Wales und Irland sei, ein Emanzipatianskamps aller Enteigneten, und daß eS Pflicht jedei wahren Geistlichen des Baptisten-Bundes sei, für den Sieg dieses Kampses einzutreten. Welch ein Unterschied zwischen diesen Vertretern der englischen Kirche und ihren festländischen Amts- brüdern! Wir wollen keinen übermäßigen Werth auf schöne Worte legen, aber, wie gesagt, bei dem Einfluß, den hier die Priester noch vielsach auf das öffentliche Leben ausüben, können solche Erklärungen der jungen sozialistrschen Bewegung nur zum Vortheil gereichen. Es geht vorwärts mit dem Sozialismus in England, und die aus der Heimath vertriebenen deutschen Sozialisten, welche seinerzeit die Hände nicht in den Schooß legten, sondern ihre Anstrengungen darauf wandten, der sozialistischen Lehre hier Eingang zu verschaffen, können Ch dessen doppelt freuen, auch fie hüen ihr bescheidenes Theil dazu tgetragen. U. D, Sozialpolitische Rundschau. Zürich , 1». Oktober 1837. — AuS Deutschland schreibt man uns: Der Eindruck, welchen der Parrvitag aus die Genossen allüberall gemacht hat, ist kaum zu beschreiben. Die bloße Thatsache, daß der Parteitag d-m ganzen Polizeiaufgebot zum Trotz getagt Hot, und in so befriedigender und imposanter Weise getagt Hot muß begeisternd wirken, jedem Genossen das Gefühl der Kraft und des Stolzes geben. Und dann der Verlaus des Parteitages! Obgleich derselbe sich ja vor Bekannt- werden des Protokolls von der Masse der Genoffen noch nicht im Ein- «Inen übersehen läßt, so zeigen doch die gefaßten Beschlüsse, gleich Marksteinen, den Gang der Verhandlungen und lassen den Geist des Partei- tagS deutlich erkennen. Enthalten die Beschlüsse auch im Großen und Ganzen— mit Ausnahme der Resolution betreffend die Anarchisten— kein Moment, was nicht schon auf früheren Parteiversammlungen und Kongressen vorgekommen wäre, und treten auch— selbst in dem Be- schluß hinsichtlich der Stichwahlen, wesentlich keine neuen Gesichts- punkte hervor, so zeigen sie doch diesmal eine Einheitlichkeit, wie sie bei keiner früheren Gelegenheit hervorgetreten ist. Sie sind au i einem Guß, einer genau zu dem andern passend, zusammen ein orga« nisches Ganze bildend. Und was dieser Einhe-ttichkeit eine noch größere Bedeutung verleiht, bis zu einem gewissen Grade ja auch fie erst ermög- licht hat— das ist die Einmüthigkett, mit der fast alle Beschlüsse, und jedenfalls alle prinzipiell wichtigeren, gefaßt worden sind. Damit ist endgültig das Gerede von„Spaltungen" oder„ernsthaften Diffe- renzen" in der Partei aus der Welt geschafft, und— die„erzieherische Wirkuvn" des Sozialistengesetze« auf da« Glänzendste bewiesen. Herr Puttkänftr mag ein schönes Gesicht machen! Und die„Nasen" möchte ich sehen, welche es in den letzten zehn Tagen an die„Chefs" der„ge- Heimen" Polizei geregnet hat. Diese Herren hatten nämlich, mtt dem chnen eigenen Scharfsinn, den Parteitag tnBrüssel, Gent , Parti (I), London und in noch einem Dutzend anderer Orte gesucht, nur nicht in St. Gallen . Was diese Polizeiirrsahrten alle gekostet haben mögen! Gin paarmal Hunderttausend Mark zum Mindesten. Aber wir haben ja .so heidenmäßig viel Geld"— für solche und ähnliche Zwecke. Als Kuriosum will ich noch erwähnen, daß die ersten Polizeinachrich- ten nach Berlin aus— London kamen. Ein Telegramm, welches durch Feuilleton. Knti-Sktaverei. Völker kommen und verschwinden, ihre Götter sie vergeh'», Und mit ihnen ihre Himmel— Sklaverei, sie blieb besteh'». Wohl sprach jener Nazarener: Alle Menschen, sie sind gleich! Wohl gewann der neue Glaube sturmfluthähnlich Reich für Reich, Wohl hieß ei alsbald: Wir glauben, was uni Christus hat gelehrt, Und verflucht sei, wer nicht jedei seiner Worte hoch verehrt!— Und verflucht hat man Millionen, Tausende hat man verbrannt, Die nicht vor dem Glaubensdogma sklavisch beugten den Verstand, Doch die Worte jenes Christus:„Alle Menschen, sie sind gleich", Haben sie, so scheint's, verwiesen in das große Fabelreich. Denn es blieben Herr'n und Sllaven, nur mit Rücksicht auf die Zeit Hieß ei Sklaverei nicht fürder, sondern heuchelnd: Hörigkeit. Mitten unter seinen Hör'gen ragt dei Ritters Burg hervor, Und inmitten frommer Schafe wohnt der feisten Mönche Chor; Es besitzen Pfaff und Ritter ringsumher den ganzen Grund, Und dem armen Sklav , dem Bauern, drücken sie die Schultern wund. Denn jedwede schwere Arbeit that allein des Hör'gen Hand, Für die Freien, für die Herren ward entehrend sie genannt. Stöhnend sinkt der Bauer Nieder unter seines Elends Last, Während zechend und turnirend ihm der Herr das Gut verpraßt; Hungern sieht er Weib und Kinder, höret bebend„Brot!" sie schrei'n, WaS sein Herr ihm noch gelassen, zog die Kirch' als Zehnten ein. Gut und Blut und Leib und Seele— nichts gehört dem armen Sklav', Selbst den Trost der ew'gen Ruhe stört des Pfaffen Höllenstraj'. Und als er eS einst versuchte, unter Menichen Mensch zu sein Und vom Joche seiner Herren mit Gewalt sich zu befrei'», Waren Fürsten , Adel , Pfaffen auf das Tiefste drob empört, Solch' Verlangen von den Bauern schien den Herren unerhört. Selbst der„große Mann", der Luther, heiligte den Mörderdund, Denn er rief zur Bauernhetze:„Schlagt sie todt wie tolle Hund'!" Und durch Mord. Verrath und Folter zwangen sie den Bauersmann, Bi» er sich, verblutend, wieder fügte in den alten Bann. Unterdessen war der Fürsten Macht gewachsen ring« umher, Rasch empor gedieh'n die Städte, aller Schwachen Schutz und Wehr. Drinnen blühten Kunst und Handwerk bald durch Lürgerfleiß empor, Draußen aber lag bufchkleppernd meist der Adel vor dem Thor; Raubt dem Kaufmann seine Waare, raubt dem Wand'rer Hab und Gut Und verletzt Gesetz und Rechte hinter seiner Schlöffer Hut. Da verband sich Fürst und Bürger, und sie brachen manche» Schloß, M-isterten den trotz'gen Adel uns den räuberischen Troß, Bis der Adel kam und flehte um Erbarmen vor dem Thron, Und nun so Hoffchranze wurde, Farstendiener ward um L. hn. Auch die Piaffen standen baldigst dienend an der Fürsten Seit', Um nach ihrem Wunsch zu lehren und zu handeln alle Z it. So war denn, in Eins verschmolzen, Fürst n>, Adel-, Psaffen-Macht Und dem freien Bürgerthume wurde der GarauS gemacht. einen englischen Theilnehmer des Parteitags an eine dorttge Agentur gesandt war, und etwa zwei Stunden früher veröffentlicht ward, al» die deutschen Abendzeitungen veröffentlicht zu werden pflegen, zog die Auf- merksamkett des in London stationirten SpitzelchesS auf sich und wurde brühheiß nach Berlin an das Polizeiministerrum telegraphirt. Puttkamers Gesicht soll sich um eine Ell; verlängert haben, als die verblüffende Bot- schuft eintraf— und alS wenige Minuten später die Berliner Abendblätter den ersten offiziellen Bericht aus vt. Gallen brachten, soll das Gesicht des geistreichen Polizei-Moltke eine zweite Elle an Länge gewonnen haben. — Vom Splittsr und valken. Der Pariser Cassarel« Skandal wird jetzt in der deutschen Chauvinistenpreffe behaglich breit getreten.„So etwas kann bei uns nicht vorkommenl" ruft mit frommem Augenverdrehen dos patriotische Volk auS. Allerdings kann es in Deutsch - land kaum vorkommen, daß solche Skandale an die Oessentlichkeit gelangen, und daß die Schuldigen an den Pranger gestellt und zur ver- dienten Strafe gezogen werden. Die Thaten der famosen k ö n i g> lichen Untersuchungikommisslon" des Jahres 1873 füllten unfern Pharisäern für immer den Mund stopfen. Und hatten„wir" nicht auch in der Armee recht artige Bestechungsskandale, die aber sorg- sättig oertuscht wurden? Wir erinnern nur an die große Zahl der Pro- Viani- Unterschleife, welche im letzten, und an die ebenso großartigen Schwindeleien zum Zweck der Befreiung vom Militärdienst, weiche vor zwei Jahren enideckt wurden. Und das Resultat? In aller Stille ein paar Exempel statuirt, und— der Rest ist Schweigen. Und gibt es nicht auch in Berlin Agenturen für Ordensverleihungen, und sogar solche, die in den Zeitungen annonziren? Und, um einmal den Kern zu packen, ist dieser Caffarel und find seine Komplizen um ein vaar breit schlechter als die braven Herren in Deutschland , die aus der Politik ein Geschäft machen, ihren politischen Einfluß zu ihrer persönlichen Bereicherung benutzen, die sich Millionen„schenken" lassen(„Dotationen" nennt man das mit einem anständiger klingenden Namens, die K r i e g s l ü g e der letzten ReichstagSwahl zu den schamlosesten Börsenmanövern ver- wertheten,„die Klinke der Gesetzgebung" dazu mißbrauchen, sich aus Kosten deS armen Mannes die Taschen zu füllen— und zur würdigen Krönung des Werkes das geplünderte, betrogene, beschwindelte Volk noch anbetteln? Wenn man uns einen ähnlichen Skandal drüben in Frankreich zeigt, dann wollen wir gern den deutschen Chauvinisten Recht geben, und über die„Verkommenheit" der Franzosen Betrachtungen an- stellen.-- fr Zur wirthschaftltchen Lage. Aus Amerika kommen Nach- richten, welche darauf schließen laffcn, daß eS mit dem Geschäfts- gang wieder einmal bergabgeht. Nach Bradstreet's Handelsberichten haben in der letzten Woche des S. ptember sich in den Vereinigten Staaten IKK Bankerotte zugetragen, gegen 145 in der vorhergehenden Woche. Canada hat in der gleichen Zeit 2 5 Geschälts- sehlschläge aufzuweisen, gegen 20 in der Woche vorher. Also eine Z u- nähme hier wie dort.„Offenbar, bemerkt dazu das„Phil. Tageblatt", geht eS wieder dem Krache zu." „Nur den eigenthümlichen Verhältnissen diese» Landes ist es zu danken, daß der Rückschlag nicht'chon süblbar geworden ist. Das riesige, noch nicht kapitatistisch ausgebeulete Gebiet der Ver. Staaten geflatiet noch neue Anlagen. Im Südwesten und an der PazifitKüste wird flott„ge- buhmt". Dorthin fließen enorme Kapitalien, die einstweilen zumeist in Grundbesitz, Bahnen u. s. w. fest ang-legt werden. Aber auch in Fa- b r i k e n, namentlich im Süden, deren Produkte zunächst den Absatz- markt der alten Industrien verringern, ohne zugleich ent'prechend neue Märkte zu schaffen. Denn in der Unterdrückung der Arbeiter ver- fahren die Kapitatisten des Südens, die vollkommen im Besitze der öffentlichen Gewalt sind, mit briaant»mäßiger Brutalität, hebt sich aber die Lage der Masten nicht wem ,siens annähernd der Steigerung der Produttion, so daß sie kaufen können, dann sind wirthschaftliche Krisen unvermeidlich. Die Zunahme der Bankerotte, die seit geraumer Zeit zu verzeichnen ist, weist darauf hm, daß eine kurze Periode deS„Aufschwungs" vorüber ist. Die schlechte Ernte dieze« Jahres, die aber wegen der überseeischen Konlurrrnz doch kein Steigen der landwirihichastlichen Produkte zur Folge halte und den meisten Farmern nichis übrig ließ zur Anschaffung von industriellen E-zeugnissen, wird dr Laze noch verschlimmern. Die Arbeiter mögen fich alio daraus gefaßt machen, daß harte Zeiten im Anzug sind." Doppelt und dreifach gilt das von den Arbeitern der alten Welt, insbesondere des Festlandes von Europa . Wie sehr die Geschättsverhält- niffe Amerikas auf eine ganze R.ihe von Zweigen der deutschen Industrie zurückwirken, ist bekannt. Erst neulich baden wir an dem B-isoiel der Texnlindustrie gezeigt, wie sehr die Bl ck- d rielben sortgesetzt nach Amerika gerichtet sind. Hören die Bestellungen aus Amerika auf, Keinen Hort der Freiheit gab es aui der weiten Erde mehr, Hier der Fürst mit P-aff' und Adel, dort ein große« Skiavenheer. Sklaven, die gehorsim iolg.n ihres Fürsten M ch'gebot, Der, um Länder zu erwerben, fort sie schickt in Kamps und Tod, Der, um Dirnen u bezahlen, sie v> kaust für sremoes Gel». Der sie preßt und der sie prügelt, wie grab' seine Laune fällt, Der sich nennt:„Bon Gottes Gnaden", der da sagt:„I ch bin der ©Itttttj Alles ist um Meinetwillen, so beschloß ei GotteS Rath l" Ueberall war nun auf Erden lange, stille Grabesnacht, Bis auf ihren Höhepunkt schien«--gelangt Despotenmacht. Da erstanden kühne Denker, und der Freiheit goldne Saat, Die sie lehrend ausgestreuet, wuchs bald aus zur Freiheiisthat. Was die Muffe fühlt, dem beut sie auch gar bald ein willig Ohr, Allgewaltig und urplötzlich br-.ch des V lkes Gtintm heroor. Und eS trat, sein Recht zu forde n, kühn h-n zu des Fürsten Thron, Riß ihm ab den blut'gen Purpur, nahm ihm Svpler ab und Kran', Schien nun mündig sich zu fühlen, und rres judelnd:„Wir sind gleich, Nieder Adel, nieder Pfaffen und da» Golie-gn-denreich\" Doch die Reaktion, die starke, brach zu sch-i.lle nur herein, Und der feiste Bürger reich e bald die Hand zum Bund der Drei'n; War ja selbst nun Herr geworden, Herr geworden aus dem Knecht, Wandte treulos sich von Denen, die ihm miterkämpft fem Recht. So ist'» h-ut. Noch immer Sklave, keucht der Bauer, und er frohnt, Sä't und erntet— für den Gutsherrn, der mit Hungerkost ihm lo�nt. Und besitzt er selbst'neu Acker, bleibt er doch ein armer Wann. Weil er nicht, wie dort der Guisherr, mit Maschinen schaffen kann. „Wer schon hat, dem wird gegeben", also heißt ein B-delwort, Das zu allen Zeiten Geltung hatte und auch n ch wirkt loit. „Und wer wenig hat. genommen wir» da« Letzt' ihm aus der Hand." So verliert der arme Bauer auch das Letzte denn, iein Land. Ausgepreßt, besiegt im Kampfe mit dem großen Kapital. Bleibt ihm nicht«, als zu vermehren der Lohnst laoen große Zahl. Wohl zu viel zum raschen Sterben, doch zum Leben nicht genug, Brtngt ihm ein die harte Aibeit mit der Sense, mit dem Pflug. Um ihn her rings Feld und Wälder. Heerde ». Dörfer, B ig und See'», Alle». Alles, Metr auf Meile, weiter al, die B-'cke seh'n, Alle« da» gehört dem Gutsherrn, für ihn r- ist die orüne Saat» Für ihn birgt der Wald die Beute, klarpert dort das Mühlenrad. In v-rfall'nen, dürst'gen Hütten wohnt der arm« Bauersmann, Glücklich meist, wenn er nur immer für den Gutsherrn schaffen kann. So ist'S heut! Wie aus dem Lande, ist's auch in der Stadt zumal, Immer größer wird auch dort linzst täglich der Enterbten Zahl. Wie im frühen Mittelalter ragen heut auch Thurm' empor. Doch au« ihnen, Alleo schwärzend, dringt nur schmutz'g.r Rruch h-rm». In den Häusern schwirren Räder', klappert'», pochen Hämmer wlld, Tausend mühen drin um Lohn stch,— Lohn, der kaum den Hunger stillt. Wie ein Junker srüh'rer Tage haust darin der Fabrikant, Seine Geldmacht schmiedet stärker, a!S die Kette Sllaven band. Heuchelnd heißt'«, es seien Alle gl-ichberechtigt. gleich und frei, Doch der Hunger zwingt den Armen unbarmherzig streng herbei; dann ist der Krach da. Und daß sie ganz wesentlich abnehmen werden- ist gerade angesichts der ungünstigen Ernten in Amerika mehr wie sicher. So fallen die Wirkungen von Verhällniffen, die außerhalb ihrer Verant» wortung liegen, mit Riesenwucht auf die Proletarier, erdrückend und zerrüttend. Wie lange soll dies wahnfinnige System noch fortbestehen? — Die blöde, urtheilSlose Masse, die Jedem zujubelt, der dal Heft in Händen hält, aus was sllr Elementen setzt sie sich anders zu« jammen, denn aus der Masse des arbeitenden Bolkes? Da» ist wenigstens jeit jeher die einstimmige Ansicht der„gebitdeten" Welt, und die schäbige Rolle, die Shakespeare in Julius Cäsar da» Volk spielen läßt, ist der klassische Ausdruck dafür. Nun, wir wollen keine Untersuchung darüber anstellen, inwieweit die Schilderung deS großen Britten selbst wiederum tendenziös war, sonder» nur feststellen, daß das römische Volk, und insbesonoere daS Proletariat zur Zett Zäjars nach seiner sozialen Rolle absolut keinen Vergleich zu« läßt mit dem heutigen. Das römische Proletariat war in der That eine seile und servile Menge, die das Arbeiten den Sklaven überließ, selbst aber herumlungerte, wo es etwas zu gaffen gab— während die heutigen Proletarier allein es sind, die da schaffen, dagegen das NichSthun und Gaffen Vorrecht der„gebildeten" Klassen ist. Und wie seine Stellung, ist auch der Charakter des modernen Proletariers himmelweit ver« schieden von dem des römischen. Wir werden zu dieser Reflexion veranlaßt durch einen Vorgang, der stch in den allerletzten Tagen in Amerika zugetragen: Herr Cleve« land, der Prästdent der Vereinigten Staat en, hat eine Reise nach dem Westen angetreten, wie es scheint, in der geheimen Absicht, für seine Wiedererwählung Propaganda zu machen. Aus dieser Reise nun find ihm von dem wohlanständigen,— nach seiner Ansicht— allein urtheilt« sähigen Bürgerthum die unsinnigsten Empfangsfeierlichkeiten berettet worden. Rur die Arbeiter scheinen so„nrtheilsloS" zu sein, an solche» Festzügen keinen Gefallen zu finden, wie aus folgenden Berichten der „Newyorker Volks-Zeitung" ersichtlich: „M i l w a u k e e, 30. Sept. Der Turnverein der Westseite, der ein« flußreichste im ganzen Staat, hat mit a ch tf a che r Majorität eine Einladung, an dem Umzug gelegentlich des Eintreffens Cleveland's theil« zunehmen, mit der Motivirung abgelehnt, daß die dem Präsidenten zii erweisenden Ehren zu sehr denen ähneln, welche in Europa den Fürsten entgegengebracht werden. Der Turnverei» der Sübseit- und der Turnverein„Vorwärts"(sämmtlich zum große» Theil auS Arbeitern bestehend) faßten ähnliche Beschlüsse." „Chicago , 30. September. Prästdent Cleveland wird auf seiner Stumptour auch in Chicago eintreffen und davei soll er den Grundstein des„Auditorium" legen, eines Riesen gebäudes, das hauptsächlich der Abhaltung von National-Konventen dienen soll. Die daran beschäftigte» Arbeiter, namentlich die Carpenter, sind hauptsächlich Scabs(„Räudige"), und die Arbeiter haben nun beschloffen, sich der Parade zum Empfang Cleveland's demonstratio fern zu halten, falls es bei dem Plan bleibt, ihn den Grundstein des Scab-Gebäudes legen zu lassen. Es hat ohnehin böses Blut unter den Knights of Labor gemacht, daß man sie zur Be« t Heiligung an dem Nm,ug einlud, ihnen aber zugleich bedeutete, daß der später solgende Empfang eine„exklusive Affäre" sein würde, zu der stch die Arbeiter nicht heranzudrängen brauchten. Nun meinten die Arbeiter» die Herren Kapitalisten könnten ja auch einen„exklusiven Umzug" ab« halten und allein durch die Straßen trampeln." Und an diesem Beschluß hielten sie suchtest, als von der Grundstein« legung Abstand genommen wurde. Man oergleiche nun damit die ekelhaste liebedienerische Art, wie di« amerikanische Geldaristokratie um die Gunst bettelte, von Englands Bib- toria zu ihrer Jubelseier empfangen zu werden, und man hat ein recht artiges Betspiel dakür, wo ein moderner Shakespeare die Typen zu suche» hätte für eine blöde, servile, urtheilSlose Menge. — Was die kleine Schweiz kann und daS große Deutsch land nicht kann. Aus dem K. internationalen Kongreß für Hygiene, der vor wenigen Tagen in Wien stattfand, sind ver« schiedene ausgezeichnete Reden gehalten worden, Reden, die unser Brünner Bruder-Organ„Arbeiterstimme" zu dem berechtigten Ausruf veranlassen: „Wenn Worte Thaten wären!" In der That, die Vertreter der kapita« listischen Gesellschaft können nicht einmal den MilderungSgrund für ihr» Klientin anführen, daß dieselbe aus Untenntniß gesündigt, denn was fi« im Interesse der Arbeiter thun kann und daher auch thun soll, nament« lich wo ei fich um daS kostbarste Gut derselben, die Gesundheit, han» deck, ist ihr oft genug aus dem Munde von Leuten gesagt worden, di« weit entfernt sind, zu ihren Feinden zu zählen. Aber im Großen und Ganzen ist alles Reben umsonst, der G e l d s a ck, und oft sogar nur di« vermeintlichen Interessen de« Geldsacks, und der liebe Schien« drian wollen anders und entscheiden, ganz besonders in den Ländern» in denen eine angeblich väterliche Regierung das Wohl der Arbeiter zu« Sperrt ihn ein in dumpfe Säle, heißt ihn in der Erde Schooß Kohlen. E-ze, Gold gewinnen,— doch für Andre» er bleibt bloß, Baut Paläste und Museen, Schienen, Straßen dem Verkehr, Webt die Tücher— und doch friert er, schmückt die Häuser— sein'» ist leer. Selbst Familienglück. daS hehre, existirt nicht mehr für ihn, Weib und Kmder müssen schaffen, müssen zur Fabrik hin zieh't� Und die zarten Kinderleb-n werden früh dort schon geknickt— Knospen, die der Sturm gebrochen, eh' ihr Wohlzeruch entzückt. Ja, er ist enterbt von Allem, nichis gehört dem armen Tropf, Andern lohnet's, was er schaffet mit der Hand und mit dem Kopf. Andre stecken ein die Früchte, die sein Fleiß hervorgebracht, Ja, noch immer ist der Aibeit Laos des Elends trübe Nacht! Jene aber, die Geburt hat an'nen andern Platz gestellt— Wären selbst es-Idioten— sie gewinnen Ruhm und Geld. All' das Herrliche, geschaffen durch die Wissenschaft und Kunst, Alles, was das Herz entzücket— ihnen gab's des Zufalls Guust. Ob sie Söhne oder Erben jenes reichen Wuch'rers sei'n, Over jenes großen Gründers, der bankrott gemacht so fein, Ooer Jener, welche rühmen laut ihr adeliges Blut Und als„edle Riiter" stehlen dem Plebejer Hab und Gut, Ooer Jener, welche hündisch-schmeichelnd lagen vor dem Thron, Gleich, ob draus ein Nero hauste, zahlt' er nur recht hohen Loh», Oder der modernen Junker, jener Junker von dem Schlot, Die als Loha für schwere Arbeit geben kaum ein dürftig Brot, Oder Jener— doch genug schon der Bampyre find gezählt, Für die von der Wieg' zum Grabe freudlos sich der Arme quält; Jener, die der Menschheit stahlen, was man heute Reichthum nenntz, Denn der ganzen Menschheit Arbeit schuf ihn, und nicht ihr Talent. Alle haben ste gebauet, alle trugen Stein' herbei Für de» Tempel, der die Menschheit soll umfassen gleich und stet! Heute wohnt die reiche Minderheit in jenem Tempel blos, Nnd die Maffe, hungernd, frierend, lagert draußen obdachlos. Drinnen stngt und jubilirt e«, draußen herrscht Verzwelflang, Roth, Und doch hat der Tempel reichlich für sie Alle Platz und Brot. Schon so manchmal tönte Klopfen an die Pforte, leiS und zart, Schon so manchmal, Einlaß heischend, klopften Fäuste, drohend, hart, Und auf zartes Klopfen immer war die Antwort Spott und Hoho» Klovtten Fäuste— blut'ge Antwort spendete dann die Kanon'! Doch eS mehren fich die Fäuste, immer stätker tönt der Schlag, Und die Psorte muß stch öffnen, kommen muß der Eiegestag; Kommen muß der Tag, da Alle haben Platz und Brot und Licht, Wo nicht Einer praßt» wosür es Zehnen dann an Brot gebricht; Kommen muß der Tag. wo jubelnd die Enterbten ziehen ein Und de» Renschheits-Tempel endlich voll und ganz der Menschheit weih» l Ja, er kommt, ich hör' es donnern, und des Tempels Pforte kracht» Seht dort h-ll die Morgenröthel Endlich, endlich weicht die Nacht! wmichyeit, Menschh-tt. auf vom Schlafe, raff Dich aus dem Trau« empor, Dir, der Ganzen, öffnet willig sich das schon geborst'ne Thor! vostoq. Ferdinand Gehrhardt.