stand« auch„wohl di« Arbeitgeber in einem Theile der Industrie mehr. oder minder empfindlich betroffen haben", dagegen ist durch diese Roth sttind«„ein nachtheiliger Einfluß auf die Berhälwiffe der Ar» beiter bislang im Allgemeinen selten geübt worden". Diese Auffaffung zieht sich„im Allgemeinen", im„Großen und Ganzen" durch den ganzen Bericht. So heißt eS Seite 74:„Die Löhne erhielten stch im Großen und Ganzen auf ihrer bisherigen Höhe, erfuhren auch manch- mal(!)«ine nicht unbeträchtliche Steigerung.(!) Herabsetzungen des Lohnes haben nur vereinzelt(!!!) stattgefunden." Und so noch gegen den Schluß hin Seite 181:„Die wirthschastliche Lage der Arbeiter wird, wenn auch nicht überall, so doch im Großen und Ganzen als be> friedigend bezeichnet." Dann folgt wieder ein Nothschrei über die„wenig günstigen Verhällniffe der Landwirthschaft", an welche sich bezeichnender Weise di« Versicherung schließt, daß die Preise der Lebensmittel allen Arbeitern zu Gute kommen, indem sie„im Allgemeinen dieselben geblie- den",„vereinzelt" zwar gestiegen, aber„an manchen Orten zurückge- rien" seien. Wenn sich alle diese Schlußfolgerungen auS den Berichten Fabrikinipeltoren ergeben, so ist es wirklich wunderbar, weihalb dieselben nicht wörtlich veröffentlicht werden." So die„Bolkszeitung". Also die Arbeiter befinden stch, im Gegensatz zu den darbenden Land- junkern, im Großen und Ganzen in günstiger Lebenslage. Wenn aber dem so ist, so sind natürlich die zahlreichen Streiks nur die Folge der „Aufreizung fremder Agitatoren", daS Werk der„Undankbarkeit gegen die Arbeitgeber" u. s. w. Ja, wie schon früher erwähnt, der oder die„Berufenen" find den Arbeitern auf ihre Schliche gekommen: die Ar- veiter streiken, um ihren Lohn zu vermindern, und dadurch da« Proletariat zu vermehren. Der Puttkamer'sche Streikerlaß rlt demnach im Gegensatz dazu den edlen Zweck, die Arbeiter gegen diese ohnverminderungS- Bestrebungen zu schützen. Die Infamie durch Blödsinn zu rechtfertigen— was brächte heute «W preußischer Beamter auf dem Gebiet der„Sozialresorm" nicht Alles «wegel — Ein Lumpazius. Der Mann heißt Feist(schon ein bedenklicher Name) und er ist Dr. seines Handwerks. Dieser Doktor und LumpaziuS faß vorigen Monat in einem Wirthshause zu G ö t t i n g e n, als einige fremde Gäste hereintraten, die ein lebhaftes Gespräch über politische und unpolitische Dinge führten. Der Doktor und LumpaziuS war„ganz Ohr", wie daS Sitte und sogar staatsbürgerliche Pflicht ist im Reiche der Putt- kamer, Bismarck und Jhring-Mahlow, und er hörte, oder glaubte zu hören, daß einer der Gäste nicht mit dem, ihm dem Doktor und Lum- pazius nöthig erscheinenden R-ip-kt von gekrönten Häuptern im Allge- meinen und gewiffen gekrönten Häuptern im Besondern redete. Er spitzte die Ohren, spitzte und spitzelte. Die Segnungen des Reptilienfonds, und die ganzen staatsretterischen Verdienste deS großen Jhring-Mahlow stiegen auf vor dem geistigen Auge deS ohrenspitzenden Doktors und LumpaziuS; und der Doktor und LumpaziuS Feist lies geschwind aus die Polizei der berühmten Univerfitätsstadt Göttingen und verkündete, daß der Staat bedroht sei durch die Reden eines Mannes, der sich über ge- krönte Häupter in gotteslästerlicher Weise ausgedrückt habe. Man solle ihm ein paar Polizisten mitgeben; er, der Doktor und LumpaziuS Feist, werde ihnen den majestätsbeleiderischen Verbrecher zeigen. Die paar Polizisten wurden dem Doktor und LumpaziuS Feist mitgegeben, und der Doktor und LumpaziuS Feist zeigte mit Fingern auf den majestätsbeleiderischen Verbrecher. Umsonst betheuerte dieser sein« Unschuld; umsonst wurde der Beweis erbracht, daß der Doktor und Lumpazius Feist von seinem Platz auS das Gespräch der fremden Gäste gar nicht genau habe hören können— der Fremdling wurde verhastet. Es war ein Maurer aus Hamburg , der sein Leben lang nicht daran gedacht hat, Majestäten zu beleidigen— schon auS dem einfachen Grund, weil er alS geborner„Republikaner " gar nicht weiß, waS„Majestäten" find. Der Verhaftete hatte ein paar Wochen in Untersuchungshaft zu fitzen und Ende vorigen Monats kam«S zur Prozeßverhandlung. Die Freunde d-S Angeklagten, welche am krttischen Abend mit ihm zusammen gewesen waren, bezeugten, daß von Majestäten gar nicht gesprochen wor< den sei, also eine MajestätSbeleidigung nicht habe begangen werden können. Allem der Doktor und LumpaziuS Feist stöckerte, und dem stöckern- den Doktor und LumpaziuS Feist wurde natürlich geglaubt— und der Maurer Hartwig aus Hamburg hat für die ihm angestöckerte„Maje- fidtSdrlridigung" ein Jahr im Sefängniß zu fitzen. Das ist — Polizeilich approbirtcr und geschützter Meineid. Ende de« vorigen Monats veröffentlichte der Meineidspfaffe Stöcker in Berlin ein von christlichen Lügen und Gehäffigkeiten strotzendes Pamphlet, in dem auch Genoffe Singer in schuftigster Weise verleumdet ward. Das„Berliner Bolksblatt" ertheilte daraufhin dem Meineidspfaffen die verdient- Züchttgung und wurde, wie bereits in voriger Nummer mitgetheilt, polizeilich beschlagnahmt. Denn der Reineidspfaffe gehört zu den Zierden und Stützen der heutigen Gesellschaftsordnung, die des Meineids zu ihrer Existenz bedarf. Und ein paar Tage später stellte da«„Si e g e n er V o l k« blatt" den Meineidspsaffen Stöcker an den Pranger, und wurde für dieses Verbrechen ebenfalls polizeilich mit Beschlag belegt. Denn der Meineidspsaffe ist eine Zierde und Stütze der heutigen Gesellschastsord- nung, die des Meineids zu ihrer Existenz bedarf. Und die Polizei als die Hüterin der heutigen Gesellschaftsordnung, erfüllt nur ihre Mlffion. Alle« da» ist heute, ein Menschenalter nach dem Kampf, ziemlich klar. gm Jahre 1848 war die„Neue Rheinische Z-itunz" das einzige Blatt, waren die Männer der„Neuen Rheinischen Zeitung " die Einzigen, die da« klar erkannten, die fich's zur Aufgabe machten, nicht die Illusionen der Raffen durch hohle Phrasen zu nähren, sondern durch unbarmherzige Krittk zu vernichten, die die kleinbürgerlichen Schwätzer im Frankfurter Parlament ebenso mit der Lauge ihre« Hohnes Übergossen wie die Re- aktion und deren Landsknechte h la Lichnowsky. Nicht etwa, daß sie mit ihrer Kritik Muthlostgkeit und Hemmnisse erzeugt hätten. Im Gegen- theil, kein Blatt trieb energischer zum Handeln an als die„Neue Rheinische Zeitung ", zu entschiedenem und raschem Handeln, solange der Gegner noch am Boden lag, zur rücksichtslosen Niederwerfung aller Stutzen de« Alten, die noch geblieben waren. Jndeß waren die Umstände stärker als di«„Reue Rheinische Zeitung ". Die Reaktton siegte. Ein Theil der Rheinprovinz , die Hauptorte deS vergisch-märkischen Jndustriebezirke«, Elberfeld , Düffeldorf, Solingen »c., erhob sich im Mai 184», um der einbrechenden Reaktion Widerstand zu leisten; Engels eitte auf die Nachricht davon augenblicklich von Köln Vach Elberfeld, aber nur um zu sehen, wie der Ausstand rasch zusammen- brach. Die Arbeiter wurden vom Bürgerthnm überall im Stich gelassen vud verrathen. Damit war auch da» Schicksal der„Reuen Rheinischen Zeitung" entschieden. Sie wurde am 1». Mai verboten, Marx ausgewiesen. Auch Engel«, der wegen seiner Theilnahme am rheinländischen Aufstand ver- folgt wurde, mußte Köln verlassen, wohin er von Elberfeld zurückgekehrt war und wo er stch verborgen htett. Marx ging mit einem Mandat deS demokratischen Z-ntral-AuSschuffes nach Pari«, wo stch eine neue Eni- scheidung vorbereitete, die auch für die deutsche Revolution von Wichtig- »ett war; Engels ging in die Pfalz , die sich neben Baden zum Schutze der ReichSverfaffung erhoben hatte und schloß sich einem Freischaaren- Korps an, in dem er d,e Stelle eine« Adjutanten des Kommandanten Willich bekleidete; er nahm an drei Gefechten Theil, sowie an dem Eni- fcheidungstreffen an der Murg. 18.000. meist schlecht geführte und schlecht diSziplinirte Revolutionssoldaten standen dort«0,000 Preußen und ReichStruppen gegenüber, trotzdem siegten diese nur durch die Verletzung der Neutralität Württembergs, was ihnen eine Umgehung ermöglichte. DaS Schicksal de« dadisch-pfälzischen Aufstände« war damit entschieden. das von vornherein kaum zweifelhaft gewesen. Seine Seele hatte die süddeutsche Demokratie gebildet, eine fast ausschließlich kleinbürgerliche Partei, und all die Lächerlichkeit und Jämmerlichkeit deS Kleinbürger- thums kam in diesem Aufstände zum Vorschein, der ohne ernige vrole- «arische Elemente und die elend« Kriegführung der Preußen noch rascher «usammengebrvchen wäre, al« es der Fall war. (Fortsetzung folgt.) wenn sie den Meineidipfaffen unter ihren heiligen Schutz nimmt und damit den Meineid als politische Institution anerkennt. Achtung vor der Logik und dem Ruth der deutschen Reichspoltzei. Wie Gerüchte entstehe». In jüngster Zeit war das Gerücht verbreitet, Fürst Bismarck sei lebensgefährlich erkrankt. Abgesehen von einer starken Verdauungsstörung, die der Eiserne sich wieder einmal durch übermäßiges Essen zugezogen, entbehrte das Gerücht jeder Begründung. Entstanden ist es auf eine sehr kuriose Weise. Wie wohl dem Einen oder Andern erinnerlich sein wird, war vor anderthalb Monaten in den Zeitungen zu lesen, der, zwar nicht eisern-, aber durch und durch filzige Otto habe einer Bauersfrau ein namhaftes Geldgeschenk gemacht. Da dies das erstemal war, daß der be- kanntlich in den Siebzigen stehende Geizhals stch einer solchen Verschwen- dung schuldig gemacht, wurden die Angehörigen und Aerzte desselben schon bedenklich. Als aber vor einigen Wochen die Nachricht kam, der Empfänger des Ottopfennigs habe dem Leipziger Exkommunisten Bieder- mann zu dessen 7S. Geburtstag 1000 Mark— man denke: tausend Mark!— geschenkt, da hatten die Angehörigen uud Aerzte deS „Eisernen"— nein des Filzes— keinen Zweifel mehr, daß mit dem- selben eine große Veränderung vorgegangen sein müsse, und voller Schrecken erinnerten sie sich des alten Erfahrungssatzes, daß wenn ver- härtete Geizhälse plötzlich zu Verschwendern werden, sie entweder für das Irrenhaus oder den K i r ch h o f— reif sind. Nun— inzwischen ist es den Aerzten und Angehörigen deS„großen Mannes" gelungen, die Tasche zu entdecken, aus der die betreffenden Geschenke herstammen: und da es nicht die Tasche des Almosen-Empfängers Junker Otto Bismarck von Schönhausen ist, so sind die Besorgnisse verschwunden. — Richtig getödtet worden sind die Mainzer Sozialdemo- kraten. Der„Geheimbund" vernichtet, die„Führer" zu schweren Strafen verurtheilt, die„Organisation" vollständig zerstört— so gründ- lich zerstört, daß kein Wiederaufleben mehr möglich ist. So hieß es im„goldenen Mainz « am e. Oktober dieses JahreS. Staat und Gesellschaft waren gerettet— gerettet auf ewige Zeiten. Und am 20. Oktober wurden in dem„geretteten" Main , 10,000 Exemplare des verbotenen Manifeste«, welches das sozialdemokra- tifche Zentralwahlkomite nach den Wahlen an die Wähler gerichtet,„mit teuflischer Geschicklichkeit" verbreitet und dadurch„bekundet, daß die Mainzer Sozialoemokratie intakt ist.» Also am«. Oktober durch gerichtliches Urtheil mausetodt geschlagen, und am 20. Oktober wieder lebendig und„intakt". Hat das„Neue Testament« ein ähnliches Wunder aufzuweisen? — Sozialdemokratische Xugendhüter.„In Fürth haben— entgegen den Beschlüssen des St. Gallener Sozialistentages— die S o- , i a l d e m o k r a t e n mit der B o l k s p a r t e i ein Wahlbündniß für die dort bevorstehende Gemeindewahl geschlossen." Also schreibt da« Berliner Botschaftsorgan, die in„Krieg in Sicht". Artikeln machende, Börsenspekulationen betreibende, ultrasozialistenfresserische„Post" von Berlin . Wahrhaftig, wir sind glückliche Leute, daß selbst unsere erbittertsten Femde bemüht sind, uns auf dem Pfad der Tugend zu erhalten. Wir fürchten nur Eines: daß die„Post" bei dieser Sorge um unsere sozialdemokratische Tugend die eigene,-ntisozialdemokratische etwas vernachlässigen könne. Jndeß— das ist ihre Sache, und dem edlen Streben soll unsere Anerkennung nicht versagt sein. -«u» London erhallen wir mit der Bitte um Veröffentlichung nachstehende Resolution. „Die heutige außerordentliche Generalversammlung, zu dem Zwecke einberufen, für die Zukunft die Stellung des Kommunistischen Arbeiter- Bildungsvereins, 4» Tottenham Street, zur deutschen sozialdemokratischen Partei zu bestimmen, erklärt: 1) Die zahlreiche Betheiligung am St. Galler Parteitag, sowie der Geist, der in allen dort gefaßten Beschlüssen sich zu erkennen gibt, zeigen deutlich, daß alle Tyrannei und Polizeiwillkür nicht vermocht haben, den echt revolutionären Geist in den Reihen des deutschen Proletariats zu vernichten, welch- Thatsache uns mit großer Genugthuung erfüllt. 2) Indem die Versammlung erklärt, daß sie sich in vollständigem Einverständniß befindet mit den Beschlüssen des Parteitages, be- tont dieselbe besonders ihre Zustimmung zu den Resolutionen in Bezug auf die parlamentarische Thätigkeit der Partei, sowie den Anarchismus betreffend, und zur Ernennung einer Kommission zur Prüfung, resp. Aenderung des Programms der deutschen Sozialdemokratie. 8) Obgleich überzeugt, daß das Programm, wie e« jetzt lautet, nicht mehr in allen Theilen zeitgemäß ist und demgemäß entsprechender Aenderungen bedarf, sind wir entschlossen, diese Aenderungen nur auf dem vom Parteitag beschlossenen Wege anzubahnen und durch. führen zu helsin, und erkennen wir bis dahin das Programm der sozialdemokratischen Partei an. 4) Daß wir auch in Zukunft die Bestrebungen der deutschen Sozial- demokratie nach besten Kräften unterstützen wollen, wie auch fer- ner es als unsere Pflicht bettachten, den im Kampf gegen Despotte und Tyrannei getroffenen Opfern ihr Loo» zu erleichtern und sie zu fernerem Wirken zu befähigen. b) Da wir in letzter Stunde gehindert wurden, direkt an den Ar- betten unserer deutschen Genossen theil, unehmen, so halten wir es für unsere Pflicht, durch diese Resolutton unsere Solidarität mit der deutschen Sozialdemokratie Ausdruck zu geben und schließen mit einem Glück au? zum frischen ernsten Kampf der Zukunft! London , 29. Oktober 1887. I. A.: Der Sekrretär." (Ein Londoner Mitarbeiter der Berliner„Post" hat diesem würdigen Organ der Botschafterpartei— nomsv et omon— über die betreffende Versammlung des Kommunistischen ArbeiterbildungS-Berein» einen Bericht übersandt, der von Unwahrheiten und Albernheiten aller Art strotzt. Danach sollen die Genoffen Bebel und Bernstein speziell zu dem wichtigen Zweck nach London gereist sein, die Zustimmung deS Kommunistischen Arbeiterbild.-Verein» zu den Beschlüssen de« St. Galler Partettages zu erlangen, Bebel habe sich in der Debatte al« in der Haupt- fach« mit den Anarchisten einig bekannt, woraus dann in dem Frühstücks- blatt des alten Wilhelm die bekannten Schlußfolgerungen gezogen werden. Das Zeug ist eigenllich zu dumm, um vor vernünftigen Leuten einer Widerlegung zu bedürfen. Weder Bebel« Reise noch die des Genossen Bernstein haben mit den Vorgängen in dem Kommunistischen Arbeiter- bildungs- und ähnlichen Vereinen daS Geringste zu thun. Bebel»st viel- mehr nur aus dringende Einladung seitens einiger Mitglieder de««om- munistischen Arbeiterbild.-Vereins, die von seiner Anwesenheit in London erfahren, in die betreffende Sitzung gegangen, während Bernstein in der- selben überhaupt nicht anwesend war. Und wie wenig Bebel daran lag, auf die Abstimmung des Vereins einen Einfluß auszuüben, geht u.«. daraus hervor, daß er, nachdem er seinen Standpunkt dargelegt, fich entfernte, lange bevor die Abstimmung stattfand. Ueber daS. was Bebel im Berein über den Anarchismus gesagt, wird er sich wohl selbst äußern, daß er daS, was der Botschafter— pardon, Kundschafter der „Post" ihm in den Mund legt, nicht gesagt haben kann, liegt für Jeden, der Bebel kennt, auf der Hand. Gegen«rne in Rr. 40 unsere« Blattes enthaltene Korrespondenz aus Thüringen , in der vor dem Dr. F. Lüttgenau gewarnt wurde, gehen uns verschiedene Gegeneinsendungen zu, in denen aus das Entschiedenste bestritten wird, daß Lüttgenau sich unehrenhafter Handlungen schuldig gemacht; er sei im Gegentheil ein Opfer seiner Leichtgläubigkeit gewor- den ,c.»c. Ferner wird un« der Vorwurf gemacht, wir hätten durch Veröffentlichung der Korrespondenz ohne vorherige Prüfung derselben, Dr. Lüttgenau materiell schwer geschädigt, es ihm fast unmöglich gemacht, sich durch Arbeiten auS setner bedrängten Lage emporzuarbeiten. Wer haben darauf zu bemerken, daß uns die in Rede stehende Kor- respondenz von einem Genossen zugeschickt wurde, dessen Zuverlässigkeit und strenger RechtlichkeitSfinn noch nie in Zweifel gestellt wordm ist« und der perlönlich dem Dr. Lüttgenau durchaus fern steht. Es könnte stch also höchstens darum handeln, ob dieser seinerseits durch unrichtige»n« gaben von Dritten über Dr. Lüttgenau falsch unterrichtet worden. So wenig wir da» annehmen zu dürfen glaubten, so halten wir uns doch, um Niemand Unrecht zu thun, für verpflichtet, das Gegenmaterial un- serm Korrespondenten zur Beantwortung und eventuellen Ueberweisung der Sache an ein geeignetes Schiedsgericht zu übersenden. Einstweile» sei also hier konstatirt, daß die Richtigkeit der wider Dr. Lüttgenau erhobenen Anklagen entschieden bestritten wird. V — Zu der int Sprechsaal unserer heutigen Nummer abge« druckten Erklärung einiger Mitglieder deS Komm. Arb.-Bild.-Vereini in London sehen wir uns veranlaßt, einige Worte zu bemerken. Christensen mag in den Artikeln, gegen die di« Unterzeichner sich wen« den, im Uebereifer sich ungeschickt ausgedrückt haben und auch sonst zu weit gegangen sein, aber ihm„bewußte Denunziation" unterzustellen, dazu bieten sie keine Veranlassung dar. Christensen hat bei der ganzen Sache offen und ehrlich gehandelt, waS man von den, von ihm angeblich so schwer gekränkten Anarchisten in der Regel nicht grade sagen kann. Es berührt uns überhaupt eigenthümlich, zu sehen, wie Leute, die sich An« gehörige der deutschen Sozialdemokratie nennen, es ganz in der Ord« nung finden, wenn unsre Partei und ihre Vorkämpfer in der anarchistischen Presse in der gemeinsten Weise beschimpft und verleumdet werden, aber jedesmal in Entrüstung gerathen, wenn gelegentlich einmal der Spieß umgedreht und mit den Anarchisten ins Gericht gegangen wird. Die Anarchisten machen es stch zur Ausgabe, ja, sie erklären e» offen als eine ihrer Hauptaufgaben, unsre Partei zu schädigen, wo sie nur können, und es liegt wahrlich nicht an ihrem guten Willen, wenn dieselbe trotzdem mächtige Fortschritte macht; die Perfidesten Mittel, der gemeinste Vertrauensbruch ist ihnen zu diesem Zwecke recht— wenigstens ihren tonangebenden Größen, und gegen diese richteten sich, so wett wir unterrichtet sind, die Christensen'schen Artikel— aber das ist in de» Augen der Unterzeichner vermuthlich keine„Schmach". Wie eS scheint, sollen wir im Gegentheil mtt christlicher Lammsgeduld alles ruhig über uns ergehen lassen, was die Herren anzustiften für gut befinden. Wir achten jede ehrlich verfochten« Ueberzeugung, und haben un« an dieser Stelle und bei andern Gelegenheiten stet« auf das Entschiedenste dagegen ausgesprochen, daß man die Anarchisten a priori mit Lumpe» und Spitzeln identiftzirt. Aber ihnen für alle Gemeinheiten» die sie an unsrer Partei verübt, Indemnität erthetten, und dabei über jede» Genoffen, der den empfindsamen Herren einmal zu nahe getreten, wüthend hersallen, da« ist ein Standpunkt, den wir beim besten Willen nicht ernst nehmen können. — England. In einer, vom skandinavischen Arbeiter, Klub in London auf Sonntag, den 23. Oktober, einberufenen Ree» ting wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die heutige Versammlung von Skandinaviern aller nordischen Länder, in Erwägung, daß da« gegen die sieben Chicagoer Anarchisten gefällte Todesurtheil nur der Absicht entsprungen ist, der Bewegung zur Befrei- ung der Arbeiterklasse von dem Joche der Unterdrückung einen erdrücken- den Schlag zu versetzen, schließt sich dem von den Arbeitern aller zivili- strten Länder erhobenen Proteste gegen dieses Urtheil und seine Boll« streckung an." — Die englischen Gewerkvereine werden in der nächsten Zeit die in Swansea beschlossene Urabstimmung über die Frage de» achtstündigen Arbeitstages und de« Feierns am Sonnabend vornehmen. Die betteffende Resolution, die e i n st i m» mig angenommen wurde, lautet: „Nach Ansicht des Kongresse« ist die Stunde gekommen, in der e« absolut nothwendig ist, daß die Arbeiter dieses LandeS aufgefordert werden, ihre Wünsche für oder gegen«inen Achtstundenarbeitstag und völliges Feiern am Sonnabend*) zu äußern, und eS wird demnach da« parlamentarische Komit« aufgefordert, im Laufe des Jahres eine Urab« siimmung der Mitglieder der Gewerkoerein« im Lande vorzunehmen über diese wichtige Frage, und ob, wenn ja, diese Herabsetzung der Arbeitszeit durch die Gewerkvereine selbst oder mittelst eines Achtstundenarbeits- Gesetzes durchgesetzt werden soll." Das parlamentarische Komite, an dessen Spitze bekanntlich Herr Broadhurst steht, hat sich nun nicht damit begnügt, die obigen Fragen den Mitgliedern einfach auf Ja und Rein vorzulegen, sondern, wie JameS Blackwell in der Londoner „Justice" mittheilt, das AbstimmungS« Zirkular so gehalten, daß di« Tendenz sofort aus'« Deutlichst« her« ausblickt. So folgen auf die erste Frage:„Sind Sie für täglich acht Stunden Arbeitszeit, d. h. 48 Stunden pro Woche?" sofort die Worte:„oder als Alternative", woran stch die zweite Frage anschließt:„Sind Sie für vollständiges Aufhören der Sonnabend-Arbeit?" Da nun, bemerkt Blackwell tteffend, in der Resolutton durchaus nicht« steht, was Jemand verhindern könnte, für die Achtstundenarbeitszeit, und dafür zu stimmen, daß der Sonnabend als Feiertag erklärt wird, so find die Worte„oder als Alternative" eine Irreleitung und darauf berechnet, eine Menge von Stimmen, die sonst zu Gunsten beider Vor» schläge abgegeben würden, verloren gehen zu machen. Im unmittelbaren Anschluß an die Abstimmungssragen, fährt Black» well fort,„werden vier„Punkte, deren Erwägung zur Abstimmung noth» wendig", aufgeführt, wclche aber in Wirklichkeit nichts sind als kunstvoll gedrechselte Einwände gegen die Herabsetzung der Arbeits, ett." Der erste lautet:„Seid Ihr gewillt, die Opfer an Euren Wochen- löhnen zu tragen, die eine solche Aenderung etwa in sich begreifen könnte?" Wir können die Kritik dieser Frage übergehen, unsere Leser wissen, wie wenig sie mit den Erfahrungen übereinstimmt, die noch bei jeder Reduk« tton der Arbeitszeit gemacht worden. Auf gleicher Höhe bewegt sich der zweite Einwand:„Ist es nöthig, Euch daran zu erinnern, daß, fall« ein Achtstundengesetz erlangt würde, alle Ueberzettarbeit nothwendiger« weise aufhören würde?" „Es darf nicht vergessen werden, daß, im Falle Ihr dafür seid, von der Regierung ein solches Gesetz zu verlangen, das Kavital, welches viel mächtiger und besser organistrt ist als die Arbeit, dasselbe Recht haben wird, von dem Parlament ein« Regelung der Bedingungen Eurer Arbeit und Eurer Bezahlung zu fordern, wie Ihr, dm Beistand des Parla- ments gegen das Kapital zu verlangm." Die« der dritte„Punkt". Auch er bedarf keiner Kritik. Und der letzte der vier„Punkte" setzt Allem die Krone auf:„Ist e« von uns gerechtfertigt, die erwähnte Herabsetzung zu verlangen zu einer Zeit, wo wir uns sagen müssen, daß in den konkurrirenden Industrien auf dem Festland die durchschnittlich« ArbeitSzett per Woche viel höher ist als bei uns?" Dazu bemerkt Blackwell: „Man kann sowohl für al« gegen die Berufung auf die Ausland«- Konkurrenz viel Gründe ins Feld führen, abgesehen davon, daß eine ganze Reihe von Arbeitern, wie z.B. Postbeamte, Eisenbahnarbeiter tc., von derselben kaum betroffm werdm, aber die Thatsache, daß fast alle Gewerkschaften auf dem Festland für den gesetzlichen internationalm Achtstunden-Arbeitstag und bereit sind, mit unseren TradeS-Unions für die Einführung eineS solchen zu wirken, sollte Jeden, der in dieser Frage mitzustimmen hat, veranlassm, fich zu Gunsten deS Antrags zu Lußem." Und wetter:„Nachdem so thatsächlich die Abstimmenden bearbeitet worden, den Antrag verneinend zu beantworten, heißt e« in dem Zir- kular:„Wir drücken in diesem Zirkular keine Meinung au« über die Bedeutung der Anträge, sondern überlaffm es Euch, ein allseitig er« wogenes Urtheil zu fällm und zu entscheiden." Das ist, gelinde gesagt, unverfroren, und bringt Leiter und Mitglieder der englischen Gewerk. vereine nicht in den Ruf, die englische Sprache zu verstehen..... Die bloße Thatsache, daß e« in einer der Fragen die beantragte Herabsetzung der Arbeitszeit mehr als„Privilegium", denn al« ein Recht hinstellt, zeigt, wie vollständig das parlamentarische Komite unter kapitalistische» Einflüssen steht." Blackwell schließt mit der Ermahnung an alle Freunde eines Acht« ") Sonnabend Nachmittag wird schon heute in England allgemein „gefeiert".
Ausgabe
9 (11.11.1887) 46
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