T a p e, i r e r. Du« Polstergeschäft ist in den letzten Jahren(für ältere Arbeiter) sehr schlecht geworden, obwohl«S hier viele und große Geschäfte gibt. Die Arbeiter haben, wie in fast allen Gewerben, eine Vereinigung, von wel- cher der niedrigste Lohn auf Sli Mk. pro Woche festgesetzt ist, bei acht- ständiger Arbeitszeit. Jedoch wisien die Prinzipale das zu umgehen, indem sie Lehrlinge oder sogenannte Jmprover einstellen, deren man, je nach dem Geschäft, oft 2-14 in einer Werkstelle antrifft. Dieselben lernen in der Regel S-7 Jahre, erhalten im ersten Jahre 5. im zweiten 7 S0 und so weiter bis 20 Mk. die Woche und sind oft in Folge des Übermäßigen Angebot« genöthigt. noch jahrelang für letzteren Preis zu arbeiten, wobei natürlich der Unternehmer den größten Nutzen zieht. DieJungenS" haben zuweilen nicht den Muth,«S in einer anderen Werlstclls zu versuchen. Viele arbeiten sehr gut und rasch, infolge- deffen die Arbeiter, die mit 50 Mt. bezahlt werden sollten, überflüssig werden und in der letzten Zeit genöthigt waren, für 24 S0 Mk. die Woche zu arbeiten. Da« eigentliche Tapeziren, da» hier vom Polsterfach getrennt ist und zum Malerfach gehört, ist nur für ganz Wenige eine lohnend- Befchäf- tigung. Da hier«ine eigentliche Kundschaft nicht existirt, werden für jede noch so klein« Arbeit Arbeiter durch die Zeiwng gesucht, und diese drücken sich gegenseitig die Bezahlung noch unter die deutschen Preise herunter. Der Arbeiter im Allgemeinen.*) Derselbe stellt sich um Viele« bester alS in Deutschland . So verdient z. B. ein Bauhandlanger 7 S Mk. pro Tag. Wie schon bei den Mau- rern erwähnt, wird jedoch viel Zeit verloren, theils infolge des Witte- rungswechsels, theils durch Arbeitsuchen. Landarbeiter finden gutes Unterkommen, und vorzugsweise ledige Leute, die an keinen bestimmten Platz gebunden find. Ein kräftiger Bursche, der die Landarbeit gründ- lich versteht, verdient wöchentlich durchschnittlich 20 Mi. bei freier Sta- tion, selbstverständlich keine achtstündige Arbeitszeit. Ueberhaupt finden Leute, welche eine kräftige Körperkonstitution be- sitzen und an harte Arbeit gewöhnt sind, hier ihr gutes Auskommen; dagegen haben Kaufleute und Komtoiristen rc. wenig oder keine Au«- ficht aus ein Fortkommen; in der Regel müffen diese armen Kerle sich alS Hausknechte verdingen. WohnungSverhältnisfe. Im Allgemeinen wohnt der Arbeiter in den Borstädten gut und de- quem, die Miethe wechselt von 712 Mk. pro Woche, je nach Größe und Raumgehalt des Hauses. Die Häuser, obgleich leicht gebaut, haben ein gefällige« Ansehen, sind durchweg einstöckig, mit Veranda und klei- «em Garten. Di« Wafferversorgung geschieht wie in anderen Großstädten vermittels einer Leitung. Die Vorstädte sind alle, theils durch Elsen- bahnen, theilS durch Straßenbahnen mit der Stadt verbunden, die Be- förderung von Paffagieren geschieht ohne große Zwischenpausen. Ob ein Arbeiter 1012 englische Meilen von seinem Wohnort entfernt arbeitet, kommt gar nicht in Betracht, die Fahrpreis« stellen sich im Verhältniß sehr niedrig, die Bevölkerung macht von den Verkehrsmitteln den aus- giebigst-n Gebrauch. Der Engländer geht nicht, sondern er fährt. Sämmt- liche Eisenbahnen sind Staatseigenthum, letztes Jahr war der Ueberschuß beispielsweise 72,000 Pfd. St. In der Stadt Melbourne hat man in neuerer Zeit Cabel Trams eingeführt, nach demselben System wie in San Franziska. Was die Artikel des täglichen Bedarf« anbetrifft, läßt sich hier für den Arbeiter, der Beschäftigung gesunden, ganz gut leben: die Kleidung ist hier ebenso billig, und Fußzeug noch billiger als in Deutschland . Ein gewöhnliche« Paar Stiefeletten, welches man in Deutschland mit 12 Mk. bezahlt, kauft man hier für S 3 Mk.**) Dasselbe gilt von Arbeitsschuhen. Diese groben Pflastertreter kauft man für 7 Mk. Lebensmittel wie Fleisch, Brod ,c. stellen sich wie folgt: Brod (Weizen) das Pfund 10 Pf., Ochsenfleisch das Pfd. 34 Ps., Beassteak 60 Pf., Schweinefleisch 75 Pf.(wird aber wenig gegkffen), Hammel- fleisch 20 Pf.; bei größerem Bedarf kauft man auf dem Markt einen halben Hammel für Mk. 2 SV. Der Zentner Kartoffeln Mk. 3 75, das Pfund Butter 7S Pf., steigt aber im Winter bis zu 2 Mk. Zucker und Thee wie in Deutschland . Kaffee das Pfund 75 Pf. Konserven werden viel verbraucht, Spirituosen und Tabak sind theuer, eine gewöhnliche Zigarre 25 Pf.,«ine Flasche Branntwein 0 Mk. Inländische Weine sind billig, auch das hier gebraute Bier ist im Verhältniß zum Lohne nicht theuer. In freier Zeit fröhnt der Engländer seinem Sport: Radfahren, Wettrennen, Wettfahren, Wettbootführen, Ringkämpf« und verschieden- artige Ballspiele sind sein Hauptvergnügen. Dabei wird oft in an Wahnsinn grenzendem Umfang« gewettet, wodurch unzweifelhaft viel Elend im Familienleben geschaffen wird. Der Sonntag ist dem Engländer heilig, dann geht er zur Kirche; Kirchen existiren hier zu Hunderten, und zum Leidwesen aller Denkenden spielen sie noch eine große Rolle, doch ist der Zeitpunkt-nicht allzufern, wo es auch mit den Schwarzröcken abwärts geht. Zu unserer Genugthuung ) Hierunter find wohl die sog. Arbeitsleute zu verstehen. Anmerkung der Redaktton. ) Di« Schuhartikel sind nicht von so guter Qualität als in Deutsch - land, sowohl was das Leder als was die Arbeit anbetrifft. Feuilleton. Friedrich Engels . Von K. K a u t s k y.> (Fortsetzung.) Ueber der ltterarischen haben wir die praktische politische Thätigkeit Engels fast aus den Augen verloren. Kehren wir wieder dazu zurück. Die Arbeiterbewegung, sdie auf dem Kontinent von Europa nach den Schlägen von 1348 und 1843 fast völlig aufgehört hatte, begann sich im Anfang der sechziger Jahre wieder allenthalben zu regen, nicht blos in Deutschland , sondern auch in Frankreich , Belgien , England. Selbst in Spanien und Italien rührte stch die Arbeiterklaffe. Alle diese zer- rütteten und unklaren Regungen in«ine einheitliche, klare und zielbewußte Bewegung zu verwandeln, war die Aufgabe, welche dieInternationale* sich stellte, die 1834 in London gegründet wurde, eine Gesellschaft zur Förderung der Organisation und Propaganda unter den Proletariern aller Länder, nicht eine Verschwörungsgesellschaft, wie viel- fach behauptet worden. Die geistige Führerschaft des Bundes fiel Marx ohne deffen Zuthun vermöge seiner geistigen Bedeutung zu. Daß Engels sich vom Bunde nicht fern hielt, ist selbstverständlich. Seine volle Kraft konnte er ihm jedoch erst widmen, seitdem er sich vom Geschäft zurück- gezogen hatte und nach London übersiedelt war(1870). Er kam eben recht, denn grade damal« begannen jene gewalttgen Kämpfe, die der deutsch -sranzöflsche Krieg entseffelte: die höchsten Anforderungen wurden an die Kraft derInternationale" gestellt, sie konnte keinen Mann ent- hehren. Das Jahr 1870 brachte eine Revolution, die sich in Bezug auf Gewalt- thätigkeiten mit den früheren Revolutionen wohl meffen darf. Wenige dürsten so viele Opfer gekostet haben, als der deutsch -französische Krieg. Und diese Revolution war nicht auf Deutschland und Frankreich be- schränkt. Auch Andere benützten die Gelegenheit, beschworene Verträge zu zerreißen und überkommene Eigenthumsrechte zu vernichten. DaS waren nichtwüste" Kommunisten, fondern die Wahrer derOrdnung und deS Rechtes"; Viktor Emanuel besetzte Rom und der Zar aller Reußen erklärte, er halte stch nicht mehr an den von ihm unterzeichneten Pontusvertrag gebunden, der die Neutralität de» Schwarzen MeereS bestimmte. Kam beim Sieger und deffen Freunden die Revolution von oben, so bei den vestegten natürlich von unten. Das Kaiserreich wurde in Frank reich weggefegt, und al« nach dem Friedensschluß die royalistische Ratio- nalversammlung Miene machte, die Republik abermals zu verrathen, erhob stch Part», um die bedrohte Freiheit zu retten. Noch einmal können wir konstattren, daß in Adelaide feit Jahresfrist eine Zeiwng, Tüs oommonwealth", und in neuerer Zeit in Sidney ein Blatt, The Republican", erscheinen, welche beide sozialistische Tendenzen ver- treten. Man sieht, auch in Australien fängt es an zu tagen. Später werden wir noch auf Schul-, Religion und Politik zu sprechen kommen, für diesmal halten wir un« noch nicht genug informirt, um ein klares Bild geben zu können. Sollte noch über Dieses oder Jene» in Bezug auf hiefig« Lerhältniffe Auskunft gewünscht werden, so stnd wir gerne bereit, nach bestem Wiffen solche m ertbeilen. Im Auftrag de» Verein»Vorwärts": Der Borstand. Unsere gegenwärtige Adreffe ist: Golden FleeS Hotel, Ruffell Street- Melbourne. Ein Bubenstück. Zweihundert sechsundvierzig Monate Gefängniß vom Staatsanwalt beantragt, hundert Monate(den Bruch wollen wir den Breslauem Richtern schenken und ihnen die runden tzvv auf die Brust heften es prägt sich bester ein) und hundert Monate vom Gerichtshof verhängt! Den etlf Jahren Untersuchungshaft schließen sich die hundert Monate der gerichtlich bestimmten Gefängnißstrafe har- manisch an. Der Breilauer Gerichtshof hat sich des BreSlauer Staatsanwalt« und Untersuchungsrichters würdig gezeigt; und wenn er vom Antrag des Staatsanwaltes 14K Monate strich und bloS zwei Fünftel bewil- ligte, so war das nur Komödie, denn die Herren Richter wußien sehr wohl, daß der biedere Staateanwaltvor'chlug" sso heißt, glauben wir, der Kunstausdruck für diesen Schacherkniff), damit dem Gerichtshof Gelegenheit gegeben werde, durch Abzug von drei Fünfteln seine Milde und M ä h i g u n g zu zeigen. Es war das eine verabredete Ko- mödie in der Komödie. Wir wiederholen: Zweihundert sechsundvierzig Monat« Gefängniß beantragt. Hundert Monate GefSngnrß verhängt! Und diese hundert Monate Gefängniß zu de» eilf Jahren Untersuchungshaft! DaS spricht für sich. Und das Alles um nicht?. Buchstäblich um nichts. In unserem ersten Artikel theiiten wir den Inhalt der Anklageschrift mit, die im Vorbeigehen bemerkt in dem Denkmal der Schande, das den Urhebern und Geburtshelfern deS S o z i a l i st e n, gesetzes alS Abschlagszahlung im nächsten Jahr gesetzt wer« den wird, bei Leibe nicht fehlen darf. Und wir sahen, daß der That- bestand der Anklageschrift gleich Null ist. Mit der Anklageschrift beschästigen wir uns nicht mehr. wiederholte sich das alte Schauspiel von 1843: das Kleinbürger- thum sandte die Arbeiter ins Feuer, um dann mitten im Kampfe vor seinen eigenen Bundesgenoffen Angst zu bekommen und ihre Kraft zu lähmen. Aber da« Proletariat von 1871 war ein anderes als das von 1848 und 1343. Es war stärker und reifer geworden. Je länger dieser Kampf gedauert hatte, desto mehr war in Paris deffen Last vom Kleinbürgerthum aus das Proletariat übergeglitten, desto offenkundiger wurde dieses al» die treibende und stützende Kraft der revolutionären Bewegung. Zum zielbewußtesten und entschiedensten Theil des Proleta- riats gehörten aber die dortigen Mitglieder derInternationale". Hat auch diese die Erhebung der Kommune nicht gemacht, so fiel doch schließ­lich ihr deren Leitung wenigstens in ökonomischer Beziehung zu. nach- dem der Kamps einmal entbrannt war. DerInternationale" wurde die Verantwortung für die Kommune in die Schuh« geschoben, und weit entfernt, diese abzulehnen, erklärte sie sich mit der Pariser Erhebung solidarisch. DaS schlug dem Faß den Boden aus. DieInternationale", schon längst ein Gegenstand deS Schrecken» and de» Abscheues sür jeden Gutgefinnten", wurde nun, nach dem Fall der Kommune, vollends fast überall auf dem Kontinent in die Acht erklärt Die einflußreichsten eng- tischen Arbeiter zogen sich gleichzeitig von ihr zurück Roch war die Zeit für den Sozialismus in England nicht wiedergekommen, noch bildeten die englischen Arbeiter politisch ein Anhäng'el des radikalen TheilS der Bourgeoisie. Als daher dieInternationale" durch ihr Eintreten für die Kommune sichkompromittirt" hatte, zogen sie sich von ihr zurück. Zu alledem kamen noch Spaltungen in derInternationale" selbst. Die Sozialisten vor Marx und Engels hatten für den Klaffenkampf der Arbeiterklaffe kein Verständniß gehabt. Dieser Kampf war natur- nothwendig ein politischer, sein Ziel ging nach der Erringung der politischen Macht durch die Arbeiterklaff«, um sie in deren Interesse zu benutzen. Die damaligen Sozialisten dagegen, angeekel« vom Getriebe der alten Parteien, wollten die neue Gesellschaft nicht im Kamps- der Arbeiterklaffe gegen die alte Gesellschaft erstehen lassen, sondern hinter dem Rücken dieser Gesellschaft, außerhalb d«S Bereichs ihrer korrum- pirenden Einflüsse Sie predigten daher Enthaltung von jeder politischen Thätigkeit, Enthaltung von jedem Klassenkampf, um durch die verein- zeltePropaganda der That" einzelner vorgeschrittener Individuen die Volksmaffen zur Ueberzeugung von der Nothwendigkett und Nützlichkeit deS Sozialismus zu bringen. Da aber diese Sozialisten sehr friedliebende Leute waren, die in dem naturnothwendigen Gegensatz zwischen der Klasse der Arbeiter und der der Kapitalisten nur ein Unglück sahen, nicht aber einen Hebel des geschichtlichen Fortschritts und diesen Gegensatz durch Aufklärung der Kapitalisten über ihr wahres Inten ffe zu beseitigen hoff ten, waren die Mittel ihrerPropaganda der That" durch Einzelne sehr harmlos«: Gründung von Produltivgenoffenschasten, von sozialistischen Kolonien und dergleichen. Die große That von Marx und Engels bestand darin, die künstliche Kluft zwischen theoretischem Sozialismus und praktischer politischer Hat die P r o z e ß v e r h a n d l u n g, welche am 7. d». Mt«. d-ga» und bis zum 17. ds. Mts. dauerte das heißt zehn voll« Tage lang, mit Ausschluß des Sonntags hat die Prozeßverhandlung irg-nd Thatsachen ergeben, welche in der Anklageschrift n ich t erwähnt stnd und welche die Verurtheilung rechtfertigten? Nein! Und nochmals Nein! Wir sagen Rem! Und wir kennen die Verhandlunge» ebenso gut wie der Borsitzende de» Gerichtshofs, Landgerichtsdirektor Freytag(schade um den ehrliche» Namen!), ein groteskes Gemisch von spanischem Jnquisitionsrichter und preußischem Unterosfizier, oder richtiger Unteroffizier gewesenem Gens« d a r m fanatisch, stramm, roh und so bornirt, daß man Wände mit ihm einrennen könnte. Freilich, der Gerichtshof, dem vor der unausbleiblichen Blamage doch etwa« bangt«, schloß vorsorglich die O e s f e n t l i ch k« i t der VerHand- lungen au«. Im öffentlichen Interesse". Nicht gan, unrichttg. Gehört doch dt« Justiz zu den öffentlichen Einrichtungen und ist folglich das Jnter« esse der Justiz auch ein öffentliches Interesse. Und dem öffent» lichen Interesse der deutschen Justiz im Allgemeinen und deS Breslauer Landgerichts im Besonderen kann es sicher nicht sördersam sein, wenn herauskommt, daß der seit drei Jahren ver- bereitete und seit dreiviertel Jahren in Szene gesetztegroße Sozialisten- prozeß" mit seinen eilf Jahren Untersuchungshaft nichts Anderes war alS ein elender Schwindel, und daß die ganze Anklage«in monströse» Gewebe von Lügen, willkürlichen Annahmen, Verdrehungen und Atten- taten auf den gesunden Menschenverstand ist. Also die Oeffentlichkeit mußte ausgeschlossen werden. Allein leider konnte man die 38 Angeklagten und die hundert Zeugen nicht während der geheimen Verhandlungen gehe»m insJenseits" hinüber schaffen. Und die Wahrheit ist doch an den Tag gekommen. Die voll« und ganze Wahrheit. Genug wir find von dem Gang der Verhandlungen genau unter» richtet und wissen, daß im Lause derselben auch nicht«ineetn- zigegravirendeThatsacheandenTag gebracht oder erwiese» worden wäre, daß im Gegentheil s ä m m t l i ch e Punkte der Anklage (sieheEin Bubenstück"!.) in ihr Nichts ausgelöst worden stnd. Wir wissen weiter, daß dies geschehen ist trotz deS skandalösen Verhaltens de« oben schon gekenzeichneten Vor- sitzenden Freytag, der mit zynischer Frechhett die Zeugen zu be« einstussen, zu verwirren und belastende Aussagen von ihnen zu er» pressen versuchte. Umsonst sein Brüllen. Umsonst sein Augenverdrehen. Umsonst sein« hysterischen Zuckungen. Umsonst seine Kapuzinaden über den E>d und das höllische Feuer. Umsonst den Appell anGott den Herrn", deffe» Existenz er in einer Szene von unübertrefflicher Tragikomik feierlich dekretirt«, wobei ihm entgangen zu sein scheint, daß er Robe»« pierre Konkurrenz machte. Umsonst die schlau verfänglichen Fragen, durch die er den Zeugen kompromittirende Antworten enttocken wollte Alles umsonst: Di« Anklage wurde weggeblasen von den Angeklagten, von de» Zeugen, von den Bertheidigern weggeblasen, wie man ein stinkende» Rauchwölkchen wegbläst. B e l a st e t wurde nur der S t a a t» a n w a l t, der eine solche An- klage zu formuliren die Stirne gehabt der Gerichtshof, der eine solche Anklage nicht von vornherein zurückgewiesen und die Krön» zeugen der Staatsanwaltschaft, bestehend auS Polizei« beamten und Spitzeln. Auf Einzelheiten wollen wir jetzt nicht eingehen. Erwähnt fei blo», daß der Hauptzeuge der Anklage der Polizeikommiffär Feder war, der zwar selbst nichts wußte, aber alle möglichen und unmöglichen Dinge durch seineVerttauensmänner"(in ehrlichem Deutsch: Spitzel)auf vertraulichem Wege" erfahren Haben wollte. SeineVertrauensmänner" wollte der polizeiliche Biedermann nicht nennen; und als die Vertheidiger ihn drängten, flüchtet« er sich hinter «inen Ukas seinesChefs", des Polizeipräsidenten. Es hals die« freilich nicht viel, fintemalen der H a u p ts p i tz el stch durch seine eigene Ungeschicklichleit verrieth, nSmlich der Sx-Agitator" Schuhmacher, der schon lange den Genoffen verdächtig war. Auch Anderes wurde verrathen was jedoch nicht hierher gehört. Noch eines charakteristischen Merkmals dieses einzigen Prozesse» sei erwähnt: der Umstand, daß die meisten der Angeklagten sich im Partei- leben gar nicht hervorgethan hatten, und daß ihnen keine bestlmmte« Handlungen nachgewiesen werden konnten. Und gerade das wurde von dem Staatsanwalt wie von dem Vorsitzenden Frey- tag, der eigentlich oberster Staatsanwalt war, wiederholt und pathetisch sür ein belastendes Moment erklärt. Und für die Herren Richter, Staatsanwälte und Polizisten war eS in der That cin belastendes Moment. Wären dies« schwarzen Verbrecher nicht ganz verhärtete Subjekte gewesen, so hätten sie sich hübsch schuldig bekannt, und die Richler, Polizisten und Staatsanwälte nicht in die fatale Lage gebracht, vor der ganzen Welt dazustehen als die Urheber und Akteure der schuftigsten Justizfarce, welch« seit Erlaß des Sozialistengesetzes in Deutschland aufgefhrt worden ist. In einem dritten Artikel werden wir noch ein« kleine Nachlese halten. Arbeiterbewegung zu überbrücken, und so der kommenden gesellschaftliche» Umgestaltung jene Kraft dienstbar zu machen, die allein berufen und ausreichend ist, sie zu verwirklichen, die Kraft des nach seiner Emanzi« pation ringenden Proletariats. An Stelle der Bemühungen Einzelner setzten sie die Wucht der ganzen Arbeiterklasse; an Stelle des gute« Willens des Renschenfreunde« die Naturnothwendigkeit, welche die Ar« beiteiklaffe bei Strafe ihres Unterganges zwingt, sich dem kapitalistische« Druck zu widersetzen. Gegenüber zersplitterten Versuchen in zwerghafteste« M ßstab erklärten ste, daß die Neugestaltung der Gesellschaft nur das Resultat des gemeinsamen und einheitlichen Borgehens der zielbewußte« Proletarier aller Länder sein könne, daß die neue Produktionsweise der Zukunft nicht au« einzelnen autonomen Genossenschaften, Ko« l o n>« n oder Gemeinden«istehen könne, sondern nur in Folge der Aneignung der Produktionsmittel und der planmäßigen Organisatio» der Arbeit durch die verbündeten Nationen der heut« kapitalistische« Zivilisation. Diesen Standpunkt hatten sie im kommunistischen Manifest zum Aus« druck gebracht; er bildete auch die Grundlage derInternationale". Die Zeit für den alten unpolitischen Sozialismus schien in der That vorbei. Ueberall waren Arbeiterparteien mit einem sozialistischen und politischen Programm im Entstehen begriffen. Das Jahr 1848 hatte die Illusion für alle denkenden Arbeiter zerstört, daß zwischen ihnen und der Bourgeoisie nur Mißverständnisse obwalteten. Der Klaffenkampf war in Europa auf der ganzen Linie entbrannt. Für den friedliche«- unpolitischen Sozialismus war keine Stätte mehr vorhanden, die Frag« der politischen Aktion für die Arbeiterklaff« keine Doktorfrage mehr, sondern eine Lebensfrage geworden. Dennoch sollte wieder ein unpolitischer Sozialismus erstehen, Haupt- sächlich ai'SgeHend von ökonomisch rückständigen Ländern, in denen die Arbeiterklasse sich eben erst zu regen begann, wie Spanien und Italien , oder Gegenden, wo da» kleinbürgerliche Element noch stark überwog« wie Paris , Ländern, in denen die Arbeiterklasse politisch rechtlos war, wie Belgien , oder endlich Ländern, in denen von einem Klaffenkampi der Arbeiterklaffe überhaupt noch nicht die Rede war, wie Rußland - Aber dieser neue unpolitische Sozialismus konnte kein friedlicher mehr sein. Der Klaffenkampf der Arbetterklaffe war zu offenkundig geworden- An Stell- derPropaganda der That" der einzelne» durch Kolonie» und Genossenschaften setzte er daher diePropaganda der That" bei ' Einzelnen durch Verschwörungen und Putsche. Der Mann, der den alte« unpolitischen Sozialismus, namentlich Proudhon's, in dieser Weise bei neuerstandenen Kampsessituation anpaßt« und so den modernen Anal- chtsmus schuf, war Bakunin . Sein Einfluß in derInternationale" stieg immer höher und eS wurd« nothwendig, ihm entgegenzutreten, sollte nicht das Werk, an dem War! und Engeis ein Menschenalter lang gearb-Uet, wieder ungethan werde« und der Sozialismus von einer politischen Macht, vor der alle alte« Parteien zuurUn, zu einer versteckten, zusammenhanglosen Sekte Hera »