Glichen Moment drängte sich der Unbekannte herzu, der Verhastete erhob sein« freie Hand gegen den Landjäger und es ist wahrscheinlich nur dem Umstände zuzuschreiben, daß jetzt der ThorwSchter der Strafanstalt kam «nd daS Thor aufschloß, wenn nicht ein ernster Versuch gemacht wurde. de« Verhafteten zu befreien. Auf die Bemerkung des Landjägers:„heb «er dä gschwind, i will dä Burscht gschwind aluege"(Halt den hier schnell fest, ich will den Burschen schnell anschauen) entfernte sich der Unbekannte so rasch, daß er nicht mehr eingeholt werden konnte. Der Thor Hüter in der Strafanstalt glaubt, in dem Unbekannten einen Mann erkannt zu haben, der ewen bestimmten Gefangene« von der gleiche» Sippe wie Haupt öfters im Berhaft besuchte." Da» heißt«in Freund de» Spitzel Schräder. Wer aber hat in Ech ein Interesse daran, Haupt zu befreien? Persönliche Freunde derselbe in dieser Stadt nicht, politisch« einzig und allein in den en der preußischen Polizeispione. Und die preußilch« Polizei hat allerdings«in große» Interesse daran, grade Haupt freizubekommen, der nicht nur politischer, sondern auch zu- gleich Militärspion gewesen ist. So wird man wohl nicht fehl- gehen, in dem Unbekannten«inen Untergebenen des Herrn Krüger zu vermuthen, der sich, wie auS dem Seständniß Haupt'S hervorgeht, -«uf allerhand Kunstgriffe versteht. Ein nicht sehr häufiges, aber um so intereffanterei Bild: die tugendhaste deutsch « Polizei al» rettender Sngel "— Strafgefangenen. — von Herr« vberwtuder in Pari» seht UN»«in weiterer Brief zu, in welchem er un» der Sophisterei zeiht, weil wir u.». »schamlos genug sind", einigen»ans dem Zusammenhange gerissenen Worten" au» seinem Briese eine ganz andere Bedeutung beizulegen al» sie in Wirklichkeit haben, und un» schließlich auffordert, entweder unsre Be- «eise gegen ihn zu publlziren oder sie einem Schiedsgericht aus makel- losen Persönlichkeiten der sozialistischen Demokratie zu unterbreiten. Wai den erwähnten Vorwurf anbetrifft, so löst sich derselbe dadurch «nf, daß, da Herr Oberwmder in seinem Briefe nur andeutungi- «eise sprach, wir auS seinen Worten von„an den Pranger stellen" «in« Drohung herauslasen, während sie, wie au» dem letzten Schreiben ttt Herrn Oberwinder hervorgeht, eine Anspielung auf den von ihm vermutheten Urheber der veröffentlichten Liste sein sollten. Herr Ober« tzvinder meint nämlich:«ine bestimmt«, auf der Liste mitqenannte Per- sönlichkeit— Herr Max Trautner— habe die Veröffentlichung derselben «eranlaßt, und sei nun, um den Verdacht von sich abzulenken, mit eigener Zustimmung an den Pranger gestellt. Damit befindet er sich aber total auf dem Holzwege. Herr Trautner steht dem Eni- stehen der Liste genau so fern, wie jeder andere der darauf Genannten. Er wäre auch, selbst wenn er e» gewollt hätte, schwerlich im Stande gewesen, sie anzufertigen, sintemalen e» bei der Oberspitzelbehörd« in Berlin Grundsatz ist,(der einzige Grundsatz den sie überhaupt hat) ihre Leute in absoluter Unkenntniß zu lassen, «er ihre„Kollegen" sind, aus daß einer den andern eventuell selbst kontrolire. Nur wo eine Kooperation unbedingt nothwendig ist, ersährt hie und da einmal einer vom andern, der ihm dann auch gleich vor- gestellt wird. Herr Oberwiitder muß also schon etwa» höher suchen, wenn er unsre Duelle entdecken will. Auf die Veröffentlichung unsrer Beweise können wir unS selistver- pändltch nicht einlassen, ebenso wenig auf ein Schiedsgericht, da wir auch einem solchen, da» doch immer au» einer Vielheit von Personen bestehen müßte, unsre Quell« nicht angeben würden. Wir wiederholen vielmehr: Unsre List« hat ihre Stichprob« glänzend bestanden und bleibt daher für un» in Gültigkeit. — Man schreibt un» an» Deutschland : In sozialdemokratischen Kreisen bezweifelt man nicht die Annahme de» ExpatriirungszesetzeS und diskutirt bereits die dann zu befolgende neue Taktik. Die Ansicht, welche in dem Parteiorgan zum Ausdruck gelangt ist, daß nämlich in diesem Fall vollständig auf daS Wählen und die parlamentarische Thätigkeit verzichtet werden muß, wird wohl von »en meisten Genossen getheilt. Indeß, eS machen sich doch auch andere Ansichten geltend; und namentlich halten Siel«, unter Hinweis auf die allseitig anerkannten Vortheile, welche eine Wahlkampagne bietet, eS für «ünscheniwerth, daß auch künftig gewählt werde. Und falls eS sich nicht empfehlen sollte, neue Kandidaten an Stelle der„Expatriirten" aufzustellen, so soAe»— meint mau— die„Expatriirten" selbst auf- gestellt werden. Daß dies agitatorisch von erheblicher Wirksamkeit sein könnte, soll nicht bestritten werden. ES wird sich aber sehr fragen, ob«S ein d a u« « r n d wirksames Agitatiouimittel wäre. Die auf die„Expatriirten" ge« fallenen Stimmen werden— well nicht wählbaren Personen gegeben— zweifellos für ungültig erklärt. Und außerdem ist zu bedenken, daß da» bloße Wählen ohne nachfolgende Thätigkeit im Reichstag viel von seiner agitatorischen Kraft einbüßen würde. Man hat auch vorgeschlagen, künftig nur mit weißen Zetteln B wählen, wogegen sich jedoch die obigen Einwendungen in noch ver- rktem Maß geltend machen lassen. Jedenfalls find die Genossen allerwärt» überzeugt, daß die„Tonart" entsprechend„vezschärst"«erde» muß. — Deutsche Justiz. In Freiburg im BreiSgau find unsre Venoffen H a U g und FuchS wegen angeblicher B-rbreitunz verbotener Schriften und„Augehörigkeit zu einer geheimen Verbindung" zu acht, anwenden. Und der König seinerseits(s. darüber den berüchtigten, nicht kontrastgnirten Brief vom Z. Februar 1863) hat offen ertlärt, daß» wai Bismarck thue, von Ihm, Ihm, dem Ronarchen, gethan sei. In Preußen ist somit nicht blo» der ohnedies durchlöchert- sogenannte Rechtsboden durch«inen Strafford und seinen königlichen Herrn vollends zertrümmert, sondern«» ist durch die Politik de» hohenzoller- schen Stuart sogar die Sicherheft de» deutschen Nationalgebietes btdroht. Wann wird die gebührend« Strafe für dies« Kapital-Verbreche« arsolgen?"... Strafford geht selbstverständlich auf Bismarck und Karl Swart auf Wilhelm. Beide, Strafford und Karl I. von England fielen unter dem Beil de» Henker». Immer noch in der gleichen Rummer finden wir«inen Artikel an» der Feder Gustav Rasch'« über den bei W a g h ä u s e l gefallene» tugendlichen RevolutionSkämpfer Gustav Adolf Schlöffe!. An diesen Artikel knüpft die Redaktion, d. h. Herr K a r l B l t n d, folgende Putzanwendung: „De» theuern Freunde» Andenken glauben wir unsererseits nicht besser ehren zu können, al» indem wir ihn der d e u t s ch« n Jugend al» leuchtende» Beispiel und Vorbild entgegenhalten. Zur siegreichen Durchführung von Revolutionen ist. neben klug rathendem, stark thatendem Mannetstnn vor Allem auch die frische Jugend- kraft nöthig, die der Hindernisse spottet. Wäre in den Iahren 1818 bi» ISIS der Geist unserer Jugend«in dem Streben Sch öffel'S ver- «andterer gewesen; hätten viel« Ander«, gleich ihm, sich so mit den Forderungen der Zeit erfüllt; wären st« ihm an Schärfe de» Blicke», an kühnem Ruth gleichgekommen,«»hätten die konstitutionellen Zitterer, die Hansemänner, die Hampelmänner, nicht den Fluß der �.Bewegung aushalten können: man wäre nicht„vor den Thronen stehen geblieben" — man hätte ganz gethan, wa» ganz gethan werden mußte, sollte uicht auf die hoffnungsvolle Erhebung ein um so tieferer Sturz folgen. Die ffudirende Jugend Deutschland » zumal präge sich die heroische Gestalt Gustav Adolf Schlöffet'» tief in die Seele«in! Die Ration liegt zerriff n, unter dreißig Tyrannen gebeugt. Da ist e» nicht blo» ein „Anachronismus", sondern gradezu«in Verbrechen am Vaterlande, wenn tugendsri'che Gemülher. in welchen die edleren Neigungen vorherrschen sollten, sich mit kindischem Tand beschäftigen, anstatt sich al» an- gehend« Männer der Vernichtung der Deipoti« und der DeSpoten zu weihen und dadurch das zögernde Geschlecht der Ruhesüchtigen in die That htneinzuschämen." „Vernichtung d«rD«spoten...iadi«That hiaeinschämen"»» kau» uicht deutlicher reden. (Fortsetzung folgt.) resp. fünf Monaten Gefängniß, die Genossen Böhl« und Fluck wegen des gleichen Vergehens zu je 2 Monaten, die Bremser Boll und Jörg er zu 4, resp. 3 Monaten Gesängniß verurth-llt worden. Den Beweis von Hang'» Angehörigkeit zu einer geheimen Verbindung erblickte die Anklage unter Anderm darin, daß Haug in Privatbriefen mit„w e r t h e r Genosse" angeredet worden sei. Da» ist ein kostbarer Fund, für den sein Urheber verdient, ins heilig« deutsche JnquisitionStribunal, vulgo Reichsgericht befördert zu werden» Wem da» Hang gegenüber angewandte Strafmaß hoch vorkommen sollte. dem sei mftgetheilt, daß vor wenigen Wochen der Besitzer des Cafe zum Kopf in Freiburg für ein schwere» Sittlichkeitsvergehea— 1t Tage Gefängniß(abzüglich 3 Tage Untersuchungshast) ei halten hatte. Wer sich aufs Rechnen versteht, mag danach eine Berechnung anstellen, wie weft«S von Freiburg bi«— Rußland ist. In Dresden wurden am 23. Dezember die sozialistischen Gemeinde« räthe Stelzer, Horn und Müller von Löbtau bei Dresden , sowie der Redakteur des„Sächsischen Wochenblattes", Joseph— die erster«» beiden zu v i e r, resp. drei Monaten, die letzteren beiden zu je fünf Wochen Gefängniß verurtheilt, und zwar wegen eines von Horn, Müller und Stelzer unterschriebenen„Eingesandt" an daS„Sächsische Wochenblatt", in dem eS unter Anderm hieß:„SS hat sich leider herauSzestellt, daß der neu angestellte Polizeiexpedient Roß- mann da« Publikum inhuman und unhöflich behandle. Es ist bedauer- lich, daß der Gemeindevorstand Kolebabe, welcher in unmittelbarer Nähe de» Roßmann„arbeitet", nichts hiervon merkt. Die sozialdemo- kratischen Mitglieder werden alles aufbieten, um Wandel zu schaffen." In diesen Worten fanden der Amtsrichter-- Baum ann ist der Name deS strebsamen Rechtsbeflissenen— und seine Schöffen, trotz erbrachter Beweise für die Berechtigung des Gesagten, eine so schwer« Beleidi- gung der genannten Beamten, daß sie die oben ausgeführten Strafen verfügten. Herr Baumann überbot an Eifer für die Hineinlegung der Angeklagten den SlaatZanwalt um da» Zehnfache. Wenn man be- denkt, daß eS sich um eine Kritik von Gemeindebeamten durch Gemeindevertreter handelte, so wird man den Zweck und die Bedeutung solcher Recht— sprechung erst in ihrer volle» Trag- weite erfassen. Zugleich aber liefern solche Erkenntnisse«in treffliche» Material für die Beurtheilung des �Miiderungsvorschlagei" der biedern„Kreuzzeitung " zum Bismarck'schen V-rbannungsgesetz. die Ausweisung au» dem Reich von einem Richterspruch abhängig zu machen. Damit würde in der Sache selbst gar nichts geändert werden, sondern bloS dem schäbig- sten aller schäbigen Hüifs mittel der Bismarck 'schen Staatskunst ein juristisches Mänlelchen umgehängt, die B e r a n t w o r t u n g sür dasselbe getheilt, d. ch. abgeschwächt werden. Nicht für die deutlchen Ar- beiter, sondern für die Herren Bismarck , Puttkamer und Konsorten würde das Gesetz„gemildert" werden. Wir danken also schönstens sür diese„Milde", verehrtes Organ sür christliche Augenverdrehung und junkerlühe Volksschinderei. — Herbert— ja welcher Herbert? Der mißrathene Sohn de» ExprmmerS von England, G l a d st o n e, oder der andere Herbert? Run— der ander« Herbert l Dieser hat als Weihnachtsgeschenk„den Titel eines Wirklichen Geheimraths mit dem Prädikat Exzellenz" und einem sehr ansehnlichen Gehalt empfangen Der betreffende Herbert ist jedenfalls in der Wahl feines Vaters vorsichtiger gewesen als dieser in der Wahl seines Sohne». Kein Zweifel, der Kanzler Eisenstirn will offenbar probiren, bis auf welch« Höhe der Verwirklichung das berühmte Wort seine» Vor- gänger», des Kanzlers Ochsenstirn, getrieben werden kann. Unseres Wissen« hatte übrigens der letztere keinen Sohn, der Herbert hieß. Sonst würde er den betreffenden Satz wohl einigermaßen eingeschränkt haben. Ob die Beförderung Herbert'» wohl die schwarzen Wolken, welch« über der Stirn« des großen Vaters lagen, ein wenig gelichtet hat? Ganz freilich werden sie nicht zerstreut sein, denn die Nachrichten au» San Remo lauten sortgesetzt sehr ungünstig. Der„Kronprinz, welcher von Rechtswegen tobt sein oder abgedankt haben müßte, macht weder Miene zum Sterben noch zum Abdanken; der Stöcker, der dem hoffnungsvollen Prinzen Wilhelm schon als künftige: K.ltusminister präsenlirt worden war, mußte schnell wieder mit einem Fußtritt in die Versenkung spedirt werden. Und der hoffnungsvolle Prinz Wilhelm, der„Enkel", der schon «twaS zu früh den Tod seines VaterS diökontirt und die Erbschaft etwas zu früh angetreten hatte, muhte die hastig eingerichtete Hoshaltung noch hastiger wieder abschaffen. Armer HauSmeier l Er hat schon manche Unklugheit verübt, eine so arg mißlungene aber noch nie.„Ich habe keine Zeit zum Warten!" rief er bei verschiedenen Gelegenheiten im Reichstage aus. Diese Worte, die thalsächlich auch der Lage der Verhältnisse entsprechen, erklären die sonst unerklärliche Thor- Heft des Handelns. Der Kaiser ist zu alt geworden, alS daß Berechnung gen, die über den nächsten Tag hinausgehen, auf ihn gegründet werden könnten— der E n k e l ist genau so lenksam wie der Großvater, der Sohn dagegen hat seinen eigenen Kopf und liebt die Housmeier nicht. Natürlich steht da der Sohn im Weg. Vergiften, erstechen kann man heutzutage nicht mehr; die philisterhafte bürgerlich« Moral verbietet da» den Herren Junkern, die sich, nach Weise der biederen Ahnen, an solchen Kleinigkeiten vermuthlich nicht stoßen würden. Und doch! Er ist im Weg. Und„wo ein Wllle ist, da ist ein Weg", sagt das englische Sprichwort.„Man muß daS Glück verbessern." Die Krankheit deS Kronprinzen ist das Glück Bismarck '». Und diese» Glück mußte„verbessert" werden. Als nach dem Kcankheitsanfall zu Anfang de» vorigen November fast die gesammte deutsche Press« die sensationellsten Alarmberichte brachte, und sogar der„StaatSanzeiger" in die Alarmtrompete stieß, da mußte Jeder, der nicht an eine verbrecherische Jntrigue glaubte, den Tod deS Kronprinzen für ganz nahe bevorstehend halten. Hinteanach hat stch nun aber herausgestellt, daß, wenn die Krankheit überhaupt Krebs ist, der Verlaus voraussichtlich ein sehr langsamer sein wird. Und wozu denn jener furchtbare Lärm; jene Schwarzmalerei? Jetzt ist da» Geheimniß enthüllt. Und der Kronprinz selbst hat wahrscheinlich die Enthüllung veranlaßt: der Sohn sollt« zur Ab« dankung getrieben werden. So hätte dt« an Verbrechen so reiche Geschichte der Monarchien ein neue» Verbrechen aufzuweisen. Und wir wollen nur konstatiren, daß die Urheber diese« Verbrechen» auch die Gründer und obersten Leiter des „Reichs der Gottesfurcht und frommen Sitte" sind. Und diese Gesellschaft will die Sozialdemokratie im Ramm der Moral ausrotten i — De« deutsche« Tugendbolde«, die so pharisäerhaft vornehm auf daiGevatterschasts- und Protektionswesen in der Republik herabschauen, gäbe jeder Tag Gelegenheit, in Deutschland noch ganz andere Leistungen in dieser Hinsicht zu kritistren, wenn'» nur nicht so— gefährlich wäre. Im Gottesgnadenthum deckt man über der- gleichen einfach den Schleier der christlichen Liebe, bezw. verschiedener Majestät»-»c. Beleidigungsparagraphen. Jndeß, manchmal sickert doch etwa» durch und kommt, wenn auch in sehr verblümter Form, zur Kennt- niß«eiterer Kreise, au» dem hervorgeht, wie schamlos die Verschleu- derung der Steuergroschen des Volke» betrieben wird. Man höre ,. B., was kürzlich dem„Würzburger Journal" au» München geschrieben wurde: „Ein tüchtige» Weihnachtsgeschenk wurde dem General- major Freiherrn von Hutten zum Stolzenberg, einem Unterfranken , zu Theil. Dieser Herr war bis dato Oberhofm-isier der Prinzeß Adalbert, wurde seinerzeit als Major pensionirt und rückte& In eaito der Leib- garde der Hartschiere bis zum Generalmajor vor. Jetzt tritt er al» Exemt in den etatsmäßigen Stand der militäretatlichen Hof- garde und genießt ab 1. Januar 1888 die etatsmäßigen Bezüge eines Exemten(Generalmajor»): 9000 Mark Gehalt nebst idOl) Mark Wohnungsgeldzuschuß und 1620 Mark ServiS. Seine Dienstverrichtung be- steht darin, daß er so alle 2 Monate auf je 10 Tage der Wacheütergab« um 10 Uhr Morgens anwohnt und die geplagten Hartschier« bei irgend einer„Feier" in die Kirche führt, oder auf irgend einer Stiege oder Korridor aufstellt. Baron Hutten, der'S einem<m ckit(man sagt) zufolge „brauchen" kann, hat also seinen, nach dem bekanntlich etwaS stra- paziösen unmittelbarsten Dienst bei der Prinzeß Adalbert, wohlverdienten Ruheposten, und seine Prinzeß ist so glück« lich, keine HofmarschallSpenston zahlen zu müssen. Alles in Allem, htsu Leibgarde der Hartschiere hat sich wieder einmal--- erprobt...," Danach ist natürlich kein Zweifel, worin die B e r d i e n st e des Herrn von Hutten— schade um den schönen Namen— bestanden haben. Ein Schürzendienst in optima lorma, wofür das, Volk jetzt die Schürzen» Pension bezahlen muß. Nun, Deutschland bleibt trotzdem da» Land der Gottesfurcht uttd guten Sitte. — Heilig ist da» Eigenthum, so heilig, daß von ihm wie ja auch sonst von Vielem, was der gute Bürger anbetet, der Satz gitt: l-a reoherche de la paternitd est interdite— die Nachforschung nach der Vaterschaft, bezw. dem Ursprung ist urstaithast. ES ist, folglich ist eS heilig, un d wer sich etwa beilommen läßt, auS seinem meist seh» unheiligen Urs prung irgend welchen Schluß auf seine aktuelle Existenz- berechttgung abzuleiten, der ist«in Mersch ohne Verständnitz sür die Natur der Din ge, ein Weltverbesserer, ein gemeingefährlicher Umstürzler. Genau so wie J-d er, der aus dem Ursprung und der Geschichte der GotteSidee Schlüsse auf ihre Berechtigung in der Gegenwart zu ziehen so— gottlos ist. Das Eigenthum ist heilig, auch wenn«S gestohlene« ist, nur darf ei nicht direkt gestohlen, nicht mehr in den Händen des ersten Spitzbuben sein. Alle Verfassungen Frankreichs seit 1794, die des Direk- toriums, des Konsulats, des Kaiserreichs und der Restauration, so ver- schieden sie in allen übrigen Punkten sind, stimmen darin überein., daß sie den Käufern von Nationalzütern den Besitz derselben garantiren, wie dieselben auch immer in die Hände der Verkäufer gelangt sein mögen. DaS heißt, sobald die Spitzbuben ihren Raub verkaust, hatte der Staat da» Nochsehen. Einen ähnlichen„Rechtsgrundsatz" hat neulich da» Ober- Bundesgericht der Vereinigten Staaten zurechtgedrech» felt und m einem Fall von Landraub, den eine Bande tapitailstischer Spitzbuben durch Mißbrauch des sogenannten Vor kaufgesetzeS verübt, zu Gunsten der Räuber«n tschieden. Da der Fall überaus bezeich» nend ist für die„G-setzesliebe" grade der Amerikaner, die jetzt in Ent» rüstunz machen über dre kommunistischen Ideen, die in ihr tugendhafte» Land von schlechten Ausländern importirt werden, s o sei der Sachverhalt hier mitgetheüt: „Anfangs der siebziger Jahre wurden unter dem Vorkaufsgesetze ein» undsechzig Viertelsektionen in der Provinz LaS Animos, Staat Colorado , Namens ebenso vieler fingirter(vorgeschobener) Personen mtt Beschlag belegt. Da« gesammte Areal umfaßt« 96Sü Acres und bestand au« höchst werthvollem Mineralboden. Gleichwohl wurde e»' einfach nur für Ackerbauzwecke belegt und Nicht mehr, wie der gewöhnliche Ankaufspreis, insgesammt gegen l 2,000 Dollar» an die Regierung dafür entrichtet. Das Land wurde im Laufe der Jahre von den fingirten Erwerbern aus die„Southern Colorado Coal& Town Co." übertragen. Alle diese Uebertragungen wurden von einem gewissen Jackson bewerkstelligt. Im Jahre 183» vereinigte jene Gesellschaft sich mit der„Soloravo Coal ä- Iren Co.", und dieses Konsortium nahm eine Hypothek von drei und einer halben Million Dollar» auf und begann mit der Ausbeutung des Mineralreichthums des so äußerst wohlfeil erworbenen Bodens. Roch in demselben Jahre strengte die Regierung durch Generalanwait Devens einen Prozeß aus Ungültig« keitSerklärung des Besttztltels der genannten Gesellschaft an. Es wurde angeführt, daß die ganze Reihe von Transaktionen, durch welche die Ge- sellichaft sich in den Besitz deS werlhvollen Landes setzte, ein kam« plottmäßiger Betrug sei, und eS wurde nachgewiesen, daß zu jener Zeit in der Gegend nur drei Personen wohnten; daß die Ländereien niemals besiedelt und kultiv»rt wurden; daß in ganz LaS Animas County nur ein Mensch wohnte, aus den einer der einundsechzig Namen paßte, und dieser war «in Taglöhner in Trinidad; und schließlich, daß die lokalen Landbeamten in den Schwindel eingeweiht gewesen sein mußten. Daraufhin entschied nun Kreisrtchter McCrary, vor dem der Prozeß in erster Instanz geführt wurde, zu Gunsten der Regierung; aber auf Berusung der erwähnte« Gesellschaft ans Odergericht hat letzteres soeben das Urtheil der unteren Instanz umgestoßen und die Einstellung des Verfahrens gegen die Gesellschaft angeordnet. Das Ober« Bundes z-richt anerlennt die T h a t s a ch e, daß der Betrug de» der Beschlagnahm« des Landstrich-? seitens Derer, die ihn verübt haben, hinreichend erwiesen sei, um dieUngültigteiti- Erklärung der Besitztitel zu rechtfertigen, aber eS erklärt, daß es kein solcher Betrug war, der die nachherigen Käufer de» Landstriches ihres BesitzlitelS beraube, und daß auch nicht erwiesen sei, daß zur Zeit der Beschlagnahme deS Landes unter dem Voriausß» gesetze der Min eralreichlhum desselben bekannt war." „Da» heißt also," bemerkt dazu daS„Phil. Tagdlatt",„wenn die Landräuber so schlau find, ihren Raub an eine dritte Partei zu über« tragen, die sie auch selbst sein können, nur unter anderem Namen, so kann man ihnen nich» mehr anhaben. Mit dieser Ent« scheidung haben die Landbi.be innerhalb weniger Tage zwei große Siege errungen. Der erste war die Entsernung Sparks', womit ihr Stein de» Anstoßes in der Verwaltung entsemt ist, und jetzt der endgüllige gericht- liche Sieg. Dl« Verwaltung ist demolratijch, das Oder-Bundeegerlcht republikanisch— in der Diebshelferei macht die Parteifarbe keinen Unterschied." Heilig ist das Eigenthum. Die freigesprochenen Landdiebe«erden die Ersten sein, welche die Petition gegen die Einwanderung von europäischen Kommunisten unterschreiben im Interesse des» Eigenthums, der Moral und der guten Sitte. — Aus der Moltke'sche« Bildnugöschnle. AuS Straßburg wird dem Offenburger „Volisjreund" geschrieben: „Er lebt noch, kann aber seinHandwerk al» Drecht« ler nicht mehr ausübe nl" Mit dieser logischen Bemerlung schließt eine Not,, in der„Straßburger Post". Em zwanzigjähriger Bursche, ein Drechslergeselle Namen« Bossemeyer, kam am Sonntag Abend in Mülhausen aus einer Wirthschast und rannte gegen einen deS Wege» kommenden Osstzier. Letzterer gab dem Burschen eine„Maul« schelle", worauf jener, wie man sazt, die Hand zur Gegenwehr erhob. (Jetzt kommt das Lustige der G.schlchte.) Der Offizier zog nun blank und hieb den Burschen über den Hinterkopf, wobei er denselben schwer verletzte und ihm zwei Finger der(zur Abwehr) vorgest, eckten rechten Hand abhieb und den dritten verwundete. Der Bursche wurde arretirt und dann in da« Hospital geschafft.— Die Bezeichnung „Bursche" sür«inen zwanzigjährigen Handwerker sieht dem Einsender der Notiz aus Mülhausen an die„Straßb. Post" ähnlich— od aber der vielleicht nicht ältere Offizier sich bei di.ser Affäre als ein Mann gezeigt hat, bleibe dem Urtheil d-t geehrten L-fers überlassen. Di« Thatjache, daß der Gchweroerwundete zuerst arretirt und dann in'» Spital geschafft wurde, macht der Mülyausener Polizei alle „Ähre" l Gewiß. Und wird die Slsaß-Lothringer zweifelsohne zur glühende» Verehrung der militärischen Zucht im„Relch der Gottesfurcht und frommen Sitte" begeistern. — Im Wettkrteche» vor Rußland ist Bismarck unzweifelhaft Sieger geblieben. Nachdem er vor 6 oder 7 Wochen in Berlin den Speichel de» Zaren demüthig ausgeleckt— und um die Augen de» Publikum» von diesem ruhmvollen Schauspiel nationaler Wiedergeburt abzulenken— durch seine Replilblätter ein Schimpskonzert gegen Ruß« land aufgeführt hatte, glaubt man nun glücklich so weit zu s.in, daß der bulgarische Coburger auf dem Aitar der„thurmhohen" ru, zischen Freund» schast eb nso kühl abgeschlachtet werden kann, wie vor nicht ganz ändert« Haid Jahren der bulgan>che Battenberger. — ES geht un» die nachfolaende Zuschrift zu: „Ein sehr vielseitiger Mann ist Herr GilleS, da» muß ihm sein bester Feind lassen, und wir haben ihm diese Anerkennung! niemal» versagt. Ader daß er s o vielseitig sei, wie sich jetzt herausgest.llt hat, daS hätten wir wirklich nicht geglaubt. Derselbe Herr Gilles, welcher vor«inigen Monaten den Genossen Christensen in der„Londoner Arbeiterzeitung" mit allen Zierwörtern bedachte, welche BildingSgate — der Londoner Fischmarkt— darbietet, weil er daS angebliche Ver« brechen begangen haben soll, über die Londoner Anarchisten an ein Wiener Bourgeoisblatt zu schreiben— derselbe GilleS hat nämlich dieser Tage verrathen— und zwar öffentlich verralhen(wenn er es unter vier Bugen gethan hätte, würden wir ein Auge zugedrückt haben)— daß er genau des gleichen Verbrechens sich schutdig gemacht hat und sortwährend
Ausgabe
10 (8.1.1888) 2
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