DaS Schwergewicht haben wir bei der Wahlbethelligung immer ans die agitatorische Wirksamkeit gelegt. Glaubt nun jemand, daß dies« wirk» Kleit sich verringern würde, wenn eS in Deutschland   Gesetz würde, ein Reichstagsabgeordneter um der Thatsache willen, daß er gewM wurde, des Landes verwiesen werden könnte? Würde unser« Partei sich nicht mehr an den Wahlen betheiligen, dann hätte Puttkamer mit der Erpatriirung wirklich einen Erfolg erreicht, den ersten zwar seit der Aera der Ausnahm�ge'etzzebung, aber einen um so bedeutsameren. Die Aussicht, daß wir uns nicht mehr an den Wahlen betheiligen werden, müßte für Puttkamer-Bismarck gradezu ew Sporn sein, nun Alles dran ,u setzen, um die Sxpatriirung durch,»- drücken. Um die Drohungen, daß nach der Expatriirung der Führer diese keine Verantwortung für die Thaten der Partei mehr übemehmen würden, und daß dann die Tonart entsprechend verschärft würde, kümmern sich Leute wie Puttkamer, der den Dynainit-Jhring für einen achtenSwerthen Beamten erklärt, den Teufel. Niemand wäre froher alS Puttkamer, wenn unsere Genoffen dumm genug wären und sich zu anarchistischen «Thaten" hinreißen ließen, und um solche müßte eS sich ja schließlich bei der sogenanntenschärferen Tonart" doch handeln. Denn soweit es ßch um scharfe Reden und Schriften handelt, so hat unseres WiffenS bis heute schon in der Partei Niemand die Genoffen daran gehindert, so scharf und bissig zu schreiben und zu reden, alS sie nur Lust hatten. Uns ist nicht ein einziger Fall bekannt, daß einem unserer jetzigen oder früheren Reichstagsavgeordneten auch nur einmal ein Vorwurf gemacht worden wäre, daß er zu scharf gesprochen habe. DaS Segentheil dagegen haben wir schon erlebt. Was aber die Sprache imSozialdemokrat" und in unserer Bro» schüren-Literatur anbetrifft, so denken wir, daß wir wahrlich keinen An- laß haben, auf daS Rüpel Niveau herunterzusteigen, auf dem sich Most und sein Anhang zu bewegen gewohnt find. Wir sehen also keine Möglichkeit, zugleich aber auch keine Nothwendig- kett für das Aufkommen einer sogenannten schärferen Tonart in unserer Partei. Sollten wir unS aber täuschen, dann möchten wir jene Genoffen, welche in dieser Beziehung unterrichteter sind als wir, ersuchen, sich ein- mal klar und deutlich auszusprechen: was denn unter der schärferen Tonart zu geschehen habe, das bisher nicht geschehen ist, oder nicht hätte geschehen können? Das Märchen von der Uneinigkeit in der sozialdemokratischen Partei ist allerdings nur«in Märchen, aber eS würde weniger häufig auftauchen, wenn unter uns selbst die Anspielungen aus die Möglichkeit einer schär- feren Tonart, eineS energischeren Austtetens u. s. w. weniger häufig vorkämen. Haben Genoffen bestimmt formulirte Forderungen auf eine radikalere Ausgestaltung unseres Programms oder eines noch energischeren Auf« treten« unserer Preffe und unserer Vertreter, so mögen sie damit her- vortreten, und eS wird sich dann jedesmal rasch ergeben, daß eS, soweit prinzipielle Fragen in Betracht kommen, in unserer Partei nur eine Richtung gibt, daß daS Geschwätz vom rechten und linken Flügel nur ein Hirngespinnst ist. Aber die unbestimmten Andeutungen, alS ob eine radikalere Unterströmung vorhanden sei, welche auS diesem oder jenem Anlaß zum Durchbruch und zur Herrschaft kommen könne, sollten unter- bleiben, denn sie geben Anlaß zu falschen Schlüssen und beunruhigen nicht selten ganz zwecklos die Genossen. Ob die Expatriirung kommen wird oder nicht, die Partei wird bleiben, waS sie bisher war. Wir werden wählen, weil das Wählen nach wie vor unser bestes Agitationi- und stampfesmittel sein wird, die Partei wird auch nicht radikaler werden als sie ist, denn sie kann es nicht. Oder, zu welchen Handlungen, welche man von einer radikalsten Partei fordern kann, wäre denn unsere Partei nicht entschlossen? Die deutsche   Arbeiterpartei in ihrer Gesammtheit ist bis jetzt in Bezug auf radikale Vertretung der sozialdemokratischen Grundsätze von keiner Szialistischen Partei eines anderen Landes überholt worden, und das in ussicht Stellen eineS besonderen Radikalismus hat deshalb keinen Sinn. Unsere Partei hat in den Jahren des Kampfes und der agttatorischen Arbeit, die wir hinter uns haben, gelernt; die Ansichten find klarer und nüchterner geworden, daß sie ade« heute weniger radikal sein soll- ten als früher, wird schwerlich jemand beweisen können. I« dieser Ent- Wicklung wird die Partei auch weiter fortfahren, da« ist der natürliche Lauf der Dinge. Sprünge aber, wie etwa den von einer gemäßigteren Tonart(wer lacht da?) zu einer schärferen oder zu der Abstinenzpolitik der Wahlenthaltung werden nicht gemacht werden und dürfen nicht gemacht werden. Wenn die Expatriirung kommt und unsere Abgeordneten außer Landes gejagt werden, gut, die leeren Sitze im Reichstag werden dann zu den deutschen   Arbeitern eine Sprache reden so laut und vernehmlich, wie sie der glänzendste Redner unserer Partei nicht zu reden vermag. Unsere Partei hat bis jetzt jeden gegen sie geführten Schlag parirt Aug in Aug gegenüber dem Gegner, die Expatriirung mit der Wahl- enthaltung zu beantworten, wäre ein Pariren mit der Hinterfront, wozu stch die Partei hoffentlich nicht hergeben wird. Die« ist unsere Meinung. Was Europa   bevorsteht. AuS einem Borwort, das Friedrich Engel« zu einer in Vor- »«reitung begriffenen Neu-Auflage der verdienstvollen Borkheim'schen SchriftZur Erinnerung an die deutschen   Mordipattioten" ,c. verfaßt Feuilleton. Als das Bürgert tjum noch radikal war. Sine, eitgemäße Reminiszenz. (Fortsetzung.) Heft IT bringtden Eidgenossen" zunächst ein Gedicht von Arnold v ch l o e n b a ch, das heute ausreichen würde, zehn Ausnahmegesetze zu begründen. Man höre nur folgende Verse: Doch ein jeder Eidgenosse Denk an der Tyrannen Tröffe, Die da» Heil'ge noch bedroh'». Erst wenn diese sind gefallen, Darf der Freiheit Banner   wallen Auf der Menschheit höchstem Thron." Dann zur That auch Eidgenoffenl Recht in'« Schwarze sei geschossen: In daS Herz der Tyrannei! So gescheh'S an allen Orten; Aber nicht mit heißen Worten: Einzig nur mit heißem Blei! Schaff' ein jeder Eidgenosse, Daß dieGottesgnaden"-Poffe Bald zum Völker-Drama wird! Seine Bühne sei errichtet, Wo die Freiheit noch vernichtet, Wo noch eine Kette klirrt." Damals gehörten dergleichenAufreizungen" zu den Alltagsdingen. Der Dichter, der in Koburg   lebte, hielt eS daher auch gar nicht für nöthig, seinen Namen zu verschweigen. Auf Seite III und 1l2 wird B. ein Festaruß an da» Preußische Abgeordnetenfest in Köln   abgedruckt, der, wie beigemerkt steht, in Oder- lahnstein gesprochen worden. Da heißt es am Schluß: Der«eist der Freiheit lebt und siegt l Rur Thorhett wähnt, daß st« ihn bannt! hat, find wir in der Lage, folgende bemerkenSwerth« Stelle schon jetzt unseren Lesern mitzutheilen: DieMordspattioten" erschienen gleich nach dem französischen   Krieg imBolkSstaat" und bald darauf in Separat-Abdruck. Sie bewiesen sich als ein höchst wirksames Gegengift gegen den überpatriottschen Steges- rausch, worin das offizielle und bürgerliche Deutschland   schwelgte und noch schwelgt. In der That gab es kein bessere« ErnüchterungSmittel als die Rückerinnerung an die Zeit, wo das jetzt in den Himmel erhobene Preußen vor dem Angriff derselben Franzosen, die man jetzt als Besiegte verachtet, schimpflich und schmählich zusammenbrach. Und dieS Mittel muhte um so kräftiger wirken, wenn die Erzählung der fatalen That- fachen einem Buch entnommen werden konnte, worin ein preußischer General, obendrein Direktor der allgemeinen Kriegsschule, die Zeit der Schmach nach offiziellen preußischen Aktenstücken und man muß es anerkennen, unparteiisch und ungeschminkt geschildert hatte. Eine große Armee, wie jede andere große gesellschaftliche Organisation, ist nie besser, al« wenn sie nach einer großen Niederlage in sich geht und Buße thut für ihre vergangenen Sünden. So ging eS den Preußen nach Jena  , so nochmals nach ISSO, wo sie zwar kein« große Niederlag« erlitten, wo aber doch ihr gänzlicher militärischer Verfall ihnen selbst und der Welt in einer Reihe kleinerer Feldzüg« in Dänemark   und in Süd- deutschland und bei der ersten großen Mobilmachung von 1850 Hand- greiflich klar gemacht, und wo sie selbst einer wirklichen großen Nieder- tage nur entgangen waren durch die polittsche Schmach von Warschau  und Olmütz  . Sie waren gezwungen, ihre eigene Vergangenheit einer schonungslosen Kritik zu unterwerfen, um daS Bessermachen zu lernen. Ihre militärische Literatur, die in Clausewitz   einen Stern erster Größe hervorbrachte, seitdem aber unendlich tief gesunken war, hob fich wieder unter dieser Unumgänglichkeit der Selbstprüfung. Und«ine der Früchte dieser Selbstprüfung war daS Höpsner'sche Buch, aus dem Borkheim das Material zu semer Broschüre nahm. Auch jetzt noch wird es nöthig sein, immer wieder an jene Zeit der Ueberhebung und der Niederlagen, der königlichen Unfähigkeit, der diplo- malisch?», in ihrer eignen Doppelzüngigkeit gefangnen preußischen Dumm- schlauheit, der sich in feigstem Verrath bewährenden Großmäuligkeit des Offizieradels, des allgemeinen Zusammenbruchs eines dem Volk cntsrem- deten, auf Lug und Trug begründeten Staatswesens zu«rinnern. Der deutsche Spießbürger(wozu auch Adel und Fürsten   gehören) ist wo mög- lich noch aufgeblasener und chauvinistischer als damals; die diplomatische Aktion ist bedeutend frecher geworden, aber sie hat noch die alte Doppel- züngigkeit; der Offizieradel hat sich auf natürlichem wie künstlichem Weg hinreichend vermehrt, um so ziemlich wieder die alte Herrschaft in der Armee auszuüben; und der Staat entfremdet stch mehr und mehr den Interessen der großen Volksmassen, um sich in ein Konsortium von Agrariern, Börsenleuten und Großindustriellen zu verwandeln zur Aus- beutung des Volks. Allerdings, sollte es wieder zum Kriege kommen, so wird die preußischcheutsche Armee, schon weil sie alle» andern Orga- nisationsvorbild war, bedeutende Vortheil« haben vor ihren Gegnern wie vor ihren Verbündeten. Aber nie wieder solche wie in den letzten zwei Kriegen. Die Einheit deS Oberbefehls z. B., wie sie damals, Dank be- sondern Glücksumständen, bestand, und der entsprechende unbedingte Gs- horsam der Unterfeldherren werden schwerlich so wieder zu haben sein. Die geschäftliche Gevaiterschaft, die jetzt zwischen dem agrarischen und militärischen Adel bis in die kaiserliche Adjutantur hinein und den Börsenjobbern herrscht, kann der Verpflegung der Armee im Felde leicht verhängnißvoll werden. Deutschland   wird Verbündete haben, aber Deutschland   wird seine Verbündeten, und diese werden Deutschland  , bei erster Gelegenheit, im Stich lassen. Und endlich ist kein anderer Krieg für Preußen-Deulschland mehr möglich als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Hestigkett. Acht bi« zehn Millionen Soldaten werden sich unter einander abwürgen und dabei ganz Europa   kahlfressen wie noch nie ein Heuschreckensch warm. Die Verwüstungen des dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent ausgebreitet; Hungers- noth, Seuchen, allgemeine, durch akute Roth hervorgerufene Verwilde- rung der Heere wie der Volksmassen: rettungslos- Verwirrung unsres künstlichen Betriebs in Handel, Industrie und Kredit, endend im allge- meinen Bankerott; Zusammenbruch der alten Staaten und ihrer tradi- tionellen StaatsweiSheit, derart, daß die Kronen zu Dutzenden über daS Straßenpflaster rollen und Niemand sich findet, der sie aufhebt; absolute Unmöglichkeit, vorherzusehn, wie das alles enden und wer als Sieger aus dem Kampf Hervorgehn wird; nur Ein Resuttat absolut sicher: die allgemeine Erschöpfung und die Herstellung der Bedingungen des schließ- lichen Siegs der Arbeiterklaffe das ist die Aussicht, wenn das auf die Spitze getriebne System der gegenseitigen Ueberbietung in Kriegs- rüstungen endlich seine unvermeidlichen Früchte trägt. DaS ist es, meine Herren Fürsten   und Staatsmänner, wohin Sie in Ihrer Weisheit das alte Europa   gebracht haben. Und wenn Ihnen nichts Andres mehr übrig bleibt, als den letzten großen Kriegstanz zu beginnen, uns kann's recht sein. Der Krieg mag unS vielleicht momentan in den Hintergrund drängen, mag uns manche schon erobert« Position entreißen. Aber wenn Sie die Mächte entfesselt haben, die Sie dann nicht wieder werden bän- digen können, so mag es zehn wie es will: am Schluß der Tragödie siud Sie ruinirt und ist der Sieg des Proletariats entweder schon errungen oder doch unvermeidlich." DaS freie Wort, ein Bote, fliegt von Sau zu Gau  , von Land zu Land; Mit festem Muthe klopft es an um Einlaß an des Fürsten   Brust, Und raunt in's Ohr dem ärmsten Mann:Sei deines Menschen- werths bewußt!" Der Jugend singt's ein hohes Lied, daß sie die Stirne muthig hebt, Daß«in Geschlecht der Teil« wächst für jeden Geßler, der noch lebt!" Di« Drohung zielte auf Bismarck   und dessen Ausspruch:Macht geht vor Recht." Verfasser: Herr Emil RittershauS  , heute k. k. KriegervereinS-Poet. Im Heft Y geht'S gehörig wider die Fürsten   los. In einem .Sendschreiben" de« Herrn Karl Blind   an eine, im September 18Kö in D a r m st a d t unter dem Vorsitz des Dr. E ck a r d t auS Mannheim  (wenn wir nicht irren, später rechts nationalliberal) zusammengetretene Konferenz der Volkspartefler heißt eS am Schluß: Nächstdem halten wir e« für angemessen, daß unablässig die Uever- zeugung von der Fruchtlosigkeit und Verderblichkeit der Anknüpfung bei irgend einem Fürsten  , er sei, wer er wolle» verbreitet werde.Keine fürstliche Initiative!" sollte die beständige Losung sein. DaS akttve Vorantreten eines der kleinen hätte nur dann einen Erfolg, wenn die Volksbewegung bereits einen überwältigenden Grad der Stärke er« langt hätte. Dann wäre es aber im Grunde kein Borantreten mehr, sondern nur ein Mittel, den demokratischen Gang der Ereignisse aufzu- halten und zu durchkreuzen.". In einem Aufsatz:Ein Programm der Zukunft" wird mtt Bezug auf die Frage: Zentralismus oder Föderalismus   erklärt: Jedes Land hat sein« eigene Lage, feine eigenen Bedürfnisse. Dar- nach, nicht nach einem vorgefaßten abstrakten Systeme mechanischer Einheit oder schlotteriger Bündelei von Sonderstaaten, muß Deutschland  sich dereinst seinen Nationalverband schassen und seine Selbstverwaltung in Kreisen wahren. Also Fried« zwischen uns über diese Frage, während wir denKrieg gegen die Paläste" vorbereiten." Und am Schluß eines Aussätze» überdie angebliche Initiative der Fürsten  ": Um unsere Ansicht zusammenzufassen, so glauben wir mtt dem Ver« sasser, daß die Fürsten   meist zu unwissend, zu träge, zu ideenlos sind, um die Initiative zu ergreisen. Aber auch die Dümmsten von ihnen haben, wenn eS fich um Freiheit»- und Völkermord handelt, stets einen gewissen angeborenen oder anerzogenen Sinn für das Löse; und die daraus erfließenden Handlungen müssen daher vor Allem ihnen Sozialpolitische Rundschau. Zürich  , 11. Januar ISSS- Die deutsche Reptilienpresse schweigt denReinfall" Bismarck'schen Spitzelbande entweder ganz todt oder dringt fs unfinnige Bericht«, daß Jeder, der auf diese Lektüre angewiesen ist, stch sagen muß: Das find ja Lügen. Charakteristisch schreibt man uns ist die Haltung derFnrnb furter Zeitung". Nachdem fie schon vor Weihnachten den bekannte» Artikel derZüricher Post" über Ehrenberg abgedruckt, und der Ver» Haftung de« Schröder in einem kurzen Telegramm Erwähnung getha» hatte, ließ sie sich hemach die neuesten Entdeckungen in«ine Pariser Korrespondenz schreiben, jedoch in d e r Form, daß der Schreiber schr entrüstet über dieses schändliche Lügengewebe der chauvinistischen fra» zöstschen Presse thun mußte; woraus dann die Redaktion hinten in einer staatsmännischen Klammer die Bemerkung machte,insoweit eS fich um eine deutsche Verschwörung gegen das Leben des Czaren handeln soll, seien die Angaben derpanslavistisch-chauvinistischen" Presse allerdings unsinnig; wenn eS fich aber um die Entlarvung von Spionen, die stch unter die Sozialisten geschlichen haben, handeln sollte, so dürfte mau sein« Gründe(wörtlich I> haben, die Sache nicht für so ganz aus der Lust gegriffen anzusehen." Man wird zugeben müssen, daß die diplomatische Leisetteterei nicht weiter getrieben werden kann. Dieses Verhalten deS einflußreichste» deutschen   Organs der bürgerlichen Demokratie zeigt lo recht handgreiflich, wie tief die deutsche Presse gesunken ist. Die paar Arbeiterzeitungen dürfen das heikle Thema nicht berühren, da sie fönst unfehlbar auf Grund deS Sozialistengesetzes verboten würden. Die Reptilie» presse hat natürlich keinen Grund, die Schande ihrer Brotgeber mtt» Futterlroz-Genossen an die große Glocke zu hängen; und die sogenannte unabhängige" Presse hat keine K o u r a g e. Nicht, daß ihr irgend welche Gefahr drohte, wenn sie den Stier bei den Hörnern nähme dieFrankfurter Zeitung  " weiß sehr wohl, daß die Behörden mtt« keinen Umständen einen Prozeß wagen können allein der sittliche Muth fehlt man gestatte einmal den etwas philisterhaften Aus» druck; derpolittsche Nerv", das polittsche Ehrgefühl ist abgestorbe». Diese traurigen Repräsentanten der bürgerlichen Demokratie fühlen wed« die Infamie jener Polizeipraktiken, noch haben sie daS Zeug in fich, eine Regierung scharf anzugreifen. Bei dieser Gelegenheit sei eines kleinen Kniffs erwähnt, durch welche» der Puttkamer'sche Vertrauensmann Krüger den Verdacht, Sous-Chef der internationalen Spitzelbande Bismarck-PuttkamerS zu fein, von fich abzulenken suchte. Vor ungefähr einem Jahr ließ er in allen Zeitungen unter der Hand erklären, daß er sich von derpolitischen" Polizei zurückgezogen habe. Um die Sache plausibler zu machen, mußt« einer der journalistischen Spitzel sogar das Märchen erfinden, er der Krüger sei ob seiner mangelnden Geschicklichkeit in Ungnade gefallen. Nun, wir kannten unsre Pappenheimer, und wir wußten, daß Puttkamer an die Fähigkeiten seiner Spitzel ebenso niedrige Anforderungen stellt, wie Bismarck   an die Fähigkeilen seiner Journalisten oderSauhirten" und Herr Krüger erhielt volle Gelegenheit, seine Talente zu entfalte» mit dem großarttgen Erfolge, den jetzt alle Welt anstaunt. Wen wird Herr Puttkamer   jetzt an die Stelle des Krüger setzen? Seinen H a a k e oder seinen Jhring-Mahlow? Oder will er gleich selbst den Posten übernehmen? Das wäre für uns freilich daS Allerbeste. Unser Kampf wider das internationale Spitzelthnm findet, wie das freilich auch zu erwarten war, in der sozialifti- schen Arbeiterpresse aller Länder die lebhafteste Zustimmung und Unterstützung. Nur e i n Blatt macht eine Ausnahme das vonHerrn Brousse inspirirteProletariat". Die von uns mitgetheilten Thatsachen genügen Herrn Brousse noch nichts ihn von der Polizeithätigkeit der Haupt, Schröder und Konsorten z» überzeugen,das Publikum", wie er sich bescheiden nennt, erwartet nach ihmBeweise", dennwir haben nicht vergessen, daß... die Freunde desSozialdemokrat" Bakum  » als Polizeiagenten hinstellten." Man mag über Bakunin   denken, wie man will, soviel steht fest, daß derselbe durch seine unsinnige und unverantworllich leichtfertig«»gi- tation seinerzeit der sozialistischen   Bewegung mehr Schaden zugefügt hat, al« es der geschickteste Polizeiazent hätte thun können. Er soll das zu- letzt sogar selbst eingesehen haben. Aber wie dem auch sei, welch' klein- lich-niedrige Handlungsweise, jetzt Bakunin  , dessen Lehren man jeden Tag verleugnet, vorzuschieben, um die notorischen Söldlinge der Berlin  « Polizei vor unserenVerdächtigungen" zu schützen. Lassen wir indeß Herrn Brousse seinen Haß gegen die deutsche   Sozial- demokratie zur Freude der Herren Krüger und Konsorten verwerth«» und hören wir lieber, waS ein anderes sozialistisches Blatt, das sonst in vielen Dingen nicht auf unserem Standpunkt steht, über unseren Kampf gegen da» SpitzeUhum schreibt. Unser wohlbekannter Kampfgenosse, der Zürich  «Sozialdemokrat", schreibtCommonweal", daS Organ der englischenSozialist Ligue", hat sich von jeher bemüht, den Geheimnissen der Spitzelorganisation nachzuspüren, und eS ist ihm hin und wieder gelungen, Thatsachen an'« Licht zu bringen, die irgend einen Anschlag verriethen oder einen Spiotz bloßstellten. Natürlich hat er dafür das Schicksal aller zu Freimüthigen zu erleiden gehabt und ist in gewissen Kreisen als Denunziationiblatt be- schuldigt worden. Thatsächlich verdient er hohes Lob(it should be prai- aed) für diesen Muth, mit dem er einen Feind unserer Sache verfolgt. und für das Geschick, mtt dem er falschen Freunden die Maske abzieht angezeichnet werden, was die Verantworttichkett der Helfershelfer nicht ausschließt." Meine Herren, daS find ja die schändlichen Theorien der Schreckens« männer der französischen   Revolution!" hören wir hier Herrn v. Cuny oder irgend einen anderen Miguel ausrufen. Stimmt, meine Herren. Nur wollen Sie nicht übersehen, daß der Mann, der all' da» geschrieben, in Ihrem Lager steht. Herr K a r l B l i n d ist eS, der die Fürsten als meist zu dumm, zu träge, zu ideenlos erklärte, dieJnttia- tive zu etwa» Gutem, zu einem wirklichen Fortschritt zu ergreifen, und auf ihrer persönlichen Haftbarkeit für alle unter ihrem Regiment ver­übten Schlechtigkeiten besteht. Und er sprach damit nur da« au», was daS ganze liberale Bürgerthum damals dachte und zu«» reichen bestrebt war. TS durchzusetzen, fehlte nicht der Wille, sondern die Macht. Erst im Lause d« Zeit ist ihm auch d« Wille abhanden ge« kommen. Wetter. Was würden unsere ordnungsparteilichen Widersach« für ei» Ge« schrei erheben, wenn wir nach dem Muster, das Herr Karl Blind  damals gegeben, heute mit den Bedrängern der proletarischen Bewegung ins Gericht gehen wollten? Im Heft YII de«Eidgenossen" veröffent- licht« derselbe folgenden Urtheilsspruch de» Ober-Tribunals der öffentlichen Memung. In Sachen de» Volks gegen den König von Preußen. 1) In Anbettacht, daß der ehemalige Kronprinz Wilhelm  , heutige König von Preußen, bereit« unter der Regierung seine« Bruder», des im Irrsinn verstorbenen, durch anmaßlich« Willkürherrschast aufs Uebelste berüchtigten Friedrich Wilhelm IY., al« das Haupt der damaligen ultta- reaktionären, sog. ruffischen Partei bekannt war; 2) in Anbetracht, daß derselbe Kronprinz Wilhelm   sogar gegen die Einberufung de«Bereinigten Landtages", jenes Musterbildes konserva« ttv« Erbthorheit, als gegen eine zu liberale Maßregel protestirt«, und nur Gehorsam aus die betreffende Verfassung leistete, nachdem« durch seinenköniglichen Kriegsherrn" dazu kommandirt worden war; 8) in Anbetracht, daß der genannte Prinz von Preußen, bei Eintritt der 1848er Erhebung, al« die gehaßtest« Persönlichkeit t« ganzen Lande galt; 4) in Anbettacht, daß feinem hartnäckigen, despotischen Sinn« die Eortsetzung deS Blutvergießen» während de» Märzaufsta» » zuzuschreiben ist, nachdem der ferne» Widerstand des Königthum» gegen die gerechten, nur allzu bescheidenen Volksforderungen bereits al» gänzlich nutzlos erkannt worden war;