wtb die Reptils bloistellt. Der„So»ialdemokrat" verdient denDankallerehrlichenSozialistenfür seine Bemühun« en, Licht auf ein Heer scheußlichen Ungeziefers zu werfen und ihm so « gefährliches Handwerk unmöglich zu machen." „Commonweul" druckt dann unsere Liste ab und ergänzt dieselbe durch manche wichtige Thatsachen. So erfahren wir Über Herrn Reuß. daß derselbe gegenwärtig als Bismarck 'scher Agent bei der Telegraphen» Agentur Central News in London und Cable News in N e w y o r t thätig ist und die„Süddeutsche Presse" in Mün » chen sowie die— fortschrittliche„Berliner Zeitung " mit Kor« »espondenzen versorgt. Er hat die Verhaftung verschiedener Anarchisten tn Leipzig , Nümberg, AusgSdurg und Berlin veranlaßt und hatte bei verschiedenen Anarchistenprozeffen in Wien seine Hand im Spiele. Seine Rolle bei der Auslieferung Neve'S ist bekannt. Jetzt hat er„öffent- »che Meinung" zu machen zu Gunsten der Auslieferung politischer Ver» brecher und der Schaffung internationaler Unterdrück» ungS-Gesetze und-Verträge. Besonders thätig war er in dieser Beziehung gelegentlich der jüngsten Unruhen aus Trafalgar Square und in Hydepark. Ueber Herrn Kaufmann lesen wir» daß sich derselbe in London auch K a r l M o r f f nennt und gegenwärtig Mitglied deS„City Club" ist, ein bekannter Sammelpunkt englischer und deutscher Sozialisten.(Im „City Club" spielt, wenn wir nicht irren, auch der„Reichsglöckner" vehlsen eine Rolle.) Da wir eS bisher verabsäumt, so wollen wir bei dieser Gelegenheit noch die bei der Entlarvung H a u p t' s bekannt gewordenen Berliner Polizei- Adresien publiziren. CS sind di«S: Polizeirath Krüger, Kaiserin»ugustastraße 78. Polizeirath Hacke, Culmstraße Sl, Hosjuwelier Fumagalli, Leipzigerfiraße 188. Letzterer diente als Deckadreffe, deren es natürlich Legion gibt, und von denen noch einige in guten Händen find— zu Obseroations» zwecken. — Der Kniefall vor dem Zaren ist glücklich vollbracht. ER machte erst ein entsetzliches Gepolter, schrie in alle Welt, daß er durch „gefälschte Depeschen" der Doppelzüngigkeit gegenüber dem„Väterchen" geziehen worden sei, druckte dann mit gnädiger Erlaubniß„Väterchens' »in paar Wische ab, die dem Publikum als die fraglichen„gefälschten Depeschen" präsentirt wurden, sagte feierlich und zerknirscht: xater xso- »»vi, erhielt von„Väterchen" formelle Absolution und— die Komödie ist ausgespielt. Der bulgarische Ferdinand kann sein Bündel schnallen, wie einst der bulgarische Alexander: Bulgarien ist den Russen über- Kesert.— „Fürst Bismarck stellt sich in der bulgarischen frage dermaßen auf den russischen Standpunkt, aß man zweifeln könnte, ob er deutscher oder rufst- scher Minister ist"— das ist da» Zeugniß, welches der Zar dem „großen nationalen deutschen Staatsmann" durch den Mund des Herrn von Giers hat ausstellen lassen. Mein Liebchen, was willst Du noch mehr? Zu den Zeiten deS alten Bundestags hat unseres Wissens kein deutscher Minister«in so glänzendes Lob auS russtschem Munds er« fahren. Der deutsche Reichskanzler so russisch, daß die russischen Staatsmänner „zweifeln, ob er russischer oder preußischer Minister ist"— das muh «inst dem deutschen Reich und seinem Kanzler auf den Grabstein ge- S lieben werden. Das erspart dem künftigen TacituS ein paar nde. — De » Deutscheu Kaiser» Milde hat eine„Frau Stabs» arzt" Bogel (ehemalige Besitzerin des inzwischen vom preußischen Staate erworbenen Schlosses Bieberstein in der Röhn) die von der Strafkammer Fulda wegen Urkundenfälschung zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden war, nach kaum sechsmonatlicher Haft begnadigt. Davon, daß die sechs Landwehrmänner, die sich nicht im Viehwagen transportiren lassen wollten und wegen dieser Insubordination zu ö Jahren Zuchthaus verurtheilt wurden, des Kaisers Milde kennen gelernt, ist unS nicht bekannt. — Deu Gipfel der Infamie erklommen— oder sagen wir lieber, da es fich hier um ein S i n k e n handelt, die äußerste Tiefe der Infamie deutscher Reptilien erreicht zu haben, dieser Ruhm gebührt unstreitig der„Kölnischen Zeitung ". Wohl gibt eS Kläffer mit gemeiner Ausdrucksweise, aber keinen mit gemeinerer Gesinnung, soweit von Gesinnung hier überhaupt noch die Rede sein kann. Andere sind Bediente aus Roth, oder unter Umständen auS Habsucht, die„Köl nische Zeitung " ist es auS innerer Neigung am Beruf. Sie kriecht, um zu kriechen, und sie verrichtet Hausknechtsdienste, um ihrer Hausknechts- natur fröhnen zu können. Wenn ihrem Herrn und Gebieter eine Sache so schmierig ist, daß er sie nicht einmal der„Norddeutschen" zumuthen mag, dann übernimmt die„Kölnische" sie mit Wollust. Die rheinische Welt-Dame war«S z. B., welche jüngst den Koburger von Bulgarien mit einer wahren Fluth von persönlichen Beschimpfungen überschüttete, was bei ihr, die sonst vor jedem gekrönten Individuum, mag es«in noch so großer Schuft sein, auf dem Bauche liegt, doppelt anwiderte. Aber der Koburger ist klein und hat unter den Großen der Erde keine Freunde, warum soll man da nicht auf ihm herumtrampeln? Und neuer- dings ist es die„Kölnische", welche dem Aerger ihres oder ihrer Brod» Herren über die Ausdeckung des Treibens der preußischen Spitzel und Provokationsagenten im Buslande dadurch Ausdruck gibt, daß sie aus daS bespitzelte Ausland im Allgemeinen losschimpft, gegen die kleinen Neu- v) in Anbetracht somit, daß eine groß« Anzahl Menschenleben durch die verwerstiche, tyrannische Handlungswslie des Prinzen Wilhelm geopfert und andere Bürger an Gesundheit auf Lebenszeit schwer geschädigt worden find, während die Regierung selbst nachträglich die Rechtmäßigkett der Revolution anerkannte;— ») in Anbetracht, daß der Prinz von Preußen, dessen Name damals «tt dem eines blutgierigen Schlächters gleichbedeutend war, vor der Bolkswuth eilig flüchten mußte, um nicht mit seinem Kopfe für die begangenen Missethaten büßen zu müssen, und daß sein Privatpalast nur durch Aufschreiben der Worte:„National-Eigenthum" vor der Zer» störung bewahrt werden konnte; 7) in Anbetracht, daß der Prinz angeblich nach England ging, um daS Wesen der konstitutionellen Verfassungen zu studiren; daß er von Lon- von aus erklärte, er habe der neuen Ordnung der Dinge seine Zustim- mung ertheilt; daß ihm auf Grund dieser Erklärung die Rückkehr nach Preußen gestattet wurde; daß er, kaum dort angelangt, von Neuem zum Mittelpunkt absolutistischer Ränke wurde, die um so gefährlicher sein mußten, weil sie im geheimen Einverständniß mit erkauften„dema- gogischen" Existenzen gespielt wurden, während die aufrichtige Demokratie sich mit Abscheu von dem Treiben dieser vereinigten Hos-Kamarilla und Pöbelhefe abwandte;— 8) in Anbetracht, daß der Prinz von Preußen notorisch einen Haupt« antheil an der Herbeiführung des November. Staatsstreichs von 1848 hatte, der die Sprengung der preußischen Abgeordneten- Versammlung und den Sturz der März.Errungenschasten zur Folge hatte; g) in Anbetracht, daß der Prinz im folgenden Jahre alS Oberbefehls- haber einer königlichen Reaktions-Armee nach der Rheinpfalz und nach Laden eindrang, wo daS Volk zum Schutz der treugebliebenen Mitglieder der Deutschen Nationalversammlung und zum Zweck der Nothwehr gegen ein weit verzweigtes Komplott eidbrüchiger deutscher Fürsten sich erhoben hatte; und daß der Prinz fich dadurch eines Haupt- und Kapital» Verbrechens gegen die 1848 proklamirte, von den Fürsten damals selbst anerkannte VolkSsouveränetät schuldig gemacht hat;— 10) in Anbetracht, daß der Prinz sowohl in der Feldschlacht, wie durch nachträgliche massenhafte standrechtliche Erschießungen gesetzloser Weise eine groß« Menge der besten FreiheitS- und Baterlands- steunde widerrechtlich vom Leben zum Tode brachte;— 11) in Anbetracht, daß die massenhafte Einkerkerung und Niedermetze» wng der in der Festung Rastatt durch freiwillig« Uebergabe in die Hände de» Prinzen gefallenen Gefangenen ein« schamlose Verletzung einer von dem Prinzen gewährten Zusage war;— 18) in Anbetracht, daß somit die Hinrichtung jener Kriegsgefangenen tralttätsstaaten— Belgien und die Schwekz—- aber außer» dem in unverschämtester Weise mit dem grrroßen Säbel rasselt. In dem Augenblick, wo man dem Zaren unterthänigst den Speichel abgeleckt, allerding» ein würdiges Beginnen— für Lakaien. Man höre, wie die Thatsache, daß der preußische Spitzel Schröder in Zürich anarchistisch gehetzt, der preußische Spitzel Haupt in Genf nihilistisch k o n s p i r i r t und nach Frankreich hinüber Militär» spionage getrieben, der preußische Spitzel Trautner inBelgien Militärspionage getrieben hat, von der edlen Kölnerin hinweg— gedroht wird: ... Radikale und sozialdemokratische Blätter von Paris folgen im Eifer der Spionenriecherei blindlings den Eingebungen der verbündeten französischen Patrioten und Jntranstgenten, und namentlich der Anarchisten und Nihilisten, die von der Schweiz Eu» ropa in Flammen zusetzen sich bemühen. Nicht minder wird aus Belgien in Hetzartikeln gearbeitet. Die Länder mit verbürgter Neutralität scheinen ganz vergessen zu haben, daß diese Neutralität nicht dazu da ist, Horden von politischen Wühlern zum bequemen Neste zu dienen, um von dort auS Brandfackeln ins Ausland zu werfen. Die Niederträchtigkeiten gegen den deutschen Reichskanzler werden alS Nieder» trächtigkeiten gegen das deutsche Volk empfunden, und alles hat seine Grenze, auch die Geduld deut- scher Herze n." DaS ist der Gipfel der Schamlosigkeit. Die Schweiz und Belgien wer- den verantwortlich gemacht für die Folgerungen, welche französische Blätter aus dem Treiben der entlarvten Spitzel in Bezug auf Bismarck gezogen, dessen Handlanger Krüger der Auftraggeber dieser Spitzel ist. Die Sache wäre eigentlich zu dumm, wenn nicht zwischen den Zeilen deuttich zu lesen wäre, worauf die Schimpfereim thalsächlich hinzielen. Nicht in den übertriebenen Folgerungen der Franzosen , son- dern in der Entlarvung der Spitzel schlechtweg sind die„Nieder- trächtigkeiten gegen den deutschenReichskanzler"zu suchen, die das„deutsche Herz" der Kölnerin empören. Bon Rechtswegen hätten die schweizerischen Behörden den Hetzagenten Schröder und den MUitärspion Haupt mit Artigkeiten überschütten und alle? auf- bieten sollen, die von den Sozialisten ermittelten Thatsachen nach dem Muster des Jhring-Mahlow-Prozesses ins Gegentheil zu verdrehen, und daß sie das unterlassen, dafür die Drohung mit der preußischen Fuchtel. Der ertappte Dieb droht dem Bestohlenen mit Ein- sperren. Weh' dem, der einem deutschen Spitzel zu nahe tritt. Er be- leidigt Bismarck, er kränkt die deutsche Nation! Notabene, wenn er zu den Kleinen gehört. Heißt er aber Alexander und ist Zar von Rußland , so darf er alles Deutsche mit Füßen treten, die deutschen Herzen der„Kölnischen Zeitung " werden es als die höchste Aufgabe der deutschen Politik erklären, den ergebenen Handlanger eben dieses Zaren zu spielen. Ist eine elendere Gesinnungslosigkeit denkbar? — Gin PrenßtschcS Polizei-Revauchefliickchen.„Der Stutt» zarter Beobachter" Nr. K vom 8. Januar d. I. meldet unter „Stuttgart " 6. Januar die Verbreitung eines anonymen a�nar» ch istischen Flugblattes, worin u. A.„das arbeitende Volk" auf- gefordert werde,„sich behufs Ausrottung der Fürsten und Kapitalsbestien zu bewaffnen und vor Allem mit Dynamit zu versehen.„Diese Hetzereien sollen angeblich aus Hot- tingen stammen."— Selbstverständlich ist die Angabe dieses Stammbaum» nichts als der plumpe„Kniff" von„P o l i z e i- A g e n t e n" und„A g e n t s Provokateurs" der Berliner Schule, der wir noch vor Jahres- schluß eine so gewaltige Blosstellung bereitet haben. Man lese Nr. 52(1887) sowie Nr. 2 d. I. des„Sozialdemokrat" und sage unS dann, ob vaS Stuttgarter Schelmsnstückchen nicht aussieht, als ob die trostlosen Hinterlafsenen der preußischen Dynamitcr und Polizeispitzel Schröder und Haupt in Zürich ihren kaltgestellten Berufsgenoffen das„F e g f e u e t" lindern helfen wollten. Der Beobachter mit der Notiz wurde uns am 10. Januar unter Kreuz» band zugestellt. Ein Original des Buben�ückchenS besitzen wir bis zur Stunde nicht. Umgekehrt wird ein Schuh daran». Zur Nachricht von der Ernennung Herbert's von Bismarck zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Titel Exzellenz bemerken deutsche Blätter:„Der Vater hat alle Ursache, sich über seinen Sohn zu freuen." Richtiger wäre eS, zu sagen: Der Sohn hat alle Ursache, sich über seinen Vater zu freuen. Und seine Verdienste? K nnen wir schon: Er ist des Fürst Beißinsland theurer Sohn. — Gin Ehrenzengniß au» feindlichem Munde. Mit wahrer Berserkerwuth fährt das Leibblatt des Eisenstirnigen auf die nationalliberale„Badische Landeszeitung" loS, weil dieselbe sich erlaubt hatte, der zu Gunsten der Regentschaft des Stöckerprinzen in St. Remo unternommenen Schritte schüchtern zu erwähnen und hinzuzufügen, daß an der„erfreulichen Entschließung" des Kronprinzen— dem Regent- schaftsplan seine Mitwirkung zu versagen— ein badischer Staatsmann hervorragend betheiligt gewesen sei.„Wir sind in der Lage," pindtert daS Norddeutsche Allgemeine Oberreptil,„diese Angaben und Behaup- tungen als ein G e w e b e von Lügen zu bezeichnen, welchem jede Unterlage fehlt. ES sind niemals Vorschläge der Art ge< macht worden, und wenn, wie die„Badische Landeszeitung" behaup- tet,„in gewissen Kreisen" die Absicht bestanden hätte, solche Vorschläge zu machen, waS wir bestreiten, so wären dieS sicher keine Kreise, welHe auf amtliche Entschließungen Einfluß haben. Wir bedauern lebhaft, wenn nationalliberale Organe von der Bedeutung, wie die„Badische Lande?« zeitung", sich zur Verbreitung solcher Erfindungen undBerdäch» tigungen hergeben, deren Ursprung man sonst nur in sozial« demokratischen oder höchsten» in fortschrittliche» Blättern zu suchen geneigt ist." Aus dem Bismarck-Pindter'schen ReichS-Jargon in ehrliche» Deutsch übertragen heißt das: Die Mittheilung der LandeSzettung ist zwar voll, ständig den Thatsachen entsprechend; zu welchem Zweck der Freiherr von Roggenbach nach St. Remo zitirt wurde, pfeifen die Spatzen von den Dächern, aber nachdem die reichskanzlerische Jntrigue kläglich in's Wasser gefallen, ist es Pflicht aller national gesinnten Blätter, dar- über hübsch den Mund zu halten. Die Wahrheit zu sagen ist eine niederträchtigeAngewohnheit der sozialdemo« kr»tischen oder höchstens der fortsch r ittli chen Blätter. Wir quittiren dieses Ehrenzeugniß wider Willen mit größtem Ver- gnügen. Dem deutschen Volk klaren Wein einzuschenken über die In- triguen» die von seinen Machthabern gesponnen werden, die Schliche und Ränke bloßzulegen, die über seinen Rücken hinweg abgekartet werde», das ist in der That eine Aufgabe, der wir un» mit ganz besonderer Vorliebe unterziehen uud in deren Erfüllung wir„höchstens" von fortschrittlichen Blättern unterstützt werden. Besten Dank, Herr Geheim- rath, für das Kompliment. Beiläufig, wenn die„Norddeutsche" oder vielmehr ihr durchlauchtigster Einbläser in der Notiz der„Badischen Landeszeitung" eine Berdäch« tigung erblickt, da muß doch wohl die derselben zu Grunde liegende Thatsache eine recht s ch o f e l e und v e r ä ch t l i ch e sein? — Er thät gar manche» Aeugstesprung. In der„Weser , Zeitung" veröffentlicht ein Pariser Mitarbeiter diese» freihändlerisch- kapitalistischen Blatte? einen wunderbaren Band wurm-Artikel, betitelt: „General Boulanger und der„Sozialdemokrat"." In diesem Artikel wird dreierlei„nachgewiesen": Erstens daß die deutsche Sozialdemokratie, oder wenigsten» Mit- glieder der deutschen Sozialdemokratie mit der französischen Regierung» insbesondere mit Bau- Bou- Boulanger in landeSverrätherischer Verbindung gestanden haben. Zweitens, daß deutsche Sozialdemokraten schon P l S n e zu einer militärischen Kooperation mit den eindringende« Franzosen gemacht haben. Drittens endlich, daß die deut schs Sozialdemokratie vollkommen ins anarchistische Lager gelaufen ist und alle gemäßigte« Elemente abgeschüttelt hat. Beweis für Nr. 1. Der notorische Sozialdemokrat— Trautner hat mit Boulanger unterhandelt. Beweis für Nr. 2. Der notorische Sozialde mokrat— Ehrenberg hat einen sozialdemokratischen Aufstand mit Hülfe und zur Unterstützung der Franzosen geplant. Beweis für Nr. 8. Der bravste und anständigste aller Sozialdemo« kraten, Genosse— Oberwinde r, ist als Spitzel verdächtigt worden. Und diese wunderbar überzeugenden„Beweise" füllen volle 3 Spalten, waS genau eine Spalte für jeden Beweis ergibt. Wir wollen die erheiternde Wirkung dieses journalistischen Aengste- sprungs, welcher die grenzenlose Konstemation des PolizeigesindeiS so komisch offenbart, durch keinen Kommentar abschwächen und nur noch die ergänzende Bemerkung anfügen, daß der Verfasser dieses Artikels sich auch in den Listen Puttkamers befindet und— der Pariser Korrespondent der Wiener„Allgemeinen Zeitung" weiß aus„unterrichteten Kreisen" Folgendes„zur Vorgeschichte der Snt- hüllungen des„Sozialdemokrat" zu berichten: „Der bereits in einer Schrift des schweizerischen Staatsanwalt» Müller gebrandmarkte„Anarchist" Max Trautner, ehemaliger bayerischer Offizier, kam Anfangs dieses Jahres, nach der Auslieferung deS Neve durch die belgischen Behörden von Brüssel nach Paris . Hier knüpfte er Verbindungen an mit Verttausnspsrsonen des Züricher „Sozialdemokrat" und offerirte dem Redakteur des genannten Blatte» Briefe, welche vorwiegend die Militärspionage in Frankreich betroffen haben sollen, zum Berkause an. Der Handel war dem Abschlüsse nahe, der Redakteur des„Sozialdemokrat" hatte Einsicht in die Papiere ge« nommen und wollte 600 Mark geben. Trautner machte aber im letzten Moment das Geschäft rückgängig. Bald trat er mit französischen Per« sönlichkeiten in Berührung und bezeichnete unter den Hauptspionen i» Frankreich einen auswärtigen, hier lebenden Publizisten, der von den Sozialdemokraten häufig verketzert und erst wenige Monate vorher als Geistesverwandter der„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" bezeichnet worden war. Die Enquöte der Behörde scheine damals nichts Gravirende» ergeben zu haben, denn der betreffende Publizist blieb unbehelligt und erfuhr erst von der Denunziation, wie von dem ersten Handel mit den moralischen Urhebern derDenunzia, tion, als die Affäre Schnäbele auftauchte." Wie man sieht, ist hier, nur etwa» verblümter, so ziemlich dieselbe Verdächtigung gegen uns ausgesprochen alS in dem Artikel der „Weser-Z itung". Denn der arme, als Geistesverwandter der„Nord» deutschen Allgemeinen" verketzerte Publizist ist ja kein Anderer als— Herr Heinrich O b e r w i n d e r, der in der That aus Grund seines Mach- Werkes„Sozialismus und Sozialpolitik", das in der sozialistischen Presse ebenso einstimmige Berurtheilung erfuhr, als es von den Geistesverwandten der„Norddeutschen Allgemeinen" in den Himmel erhoben wurde, wie oben erwähnt„verketzert" worden war. Herr Oberwinder wäre somit, soll der Leser schließen, das arme Opfer, Herr Trautner dagegen der geheime Verbündete de»„Sozialdemokrat". nicht bloS ein Akt der Barbarei, sondern zugleich ein Verbrechen an der Ehre war;— 13) in Anbetracht, daß die Hinrichtung des Mitgliedes der Deutschen Nationalversammlung W. Trützschler eine Missethat und Mord» that war, die nur an der Ermordung Robert Blum's ihres Gleichen findet, gegen welch' letzteren Akt die ganze gebildete Welt ihren entrüsteten Protest eingelegt und ihren Fluch geschleudert hat;— 14) in Anbetracht, daß unter der Gewaltherrschast deS Prinzen von Preußen in Baden Männer wegen ihrer Freiheitsgestnnungen gepeitscht und Frauen sogar wegen Pflege der Verwundeten zu Zuchthausstrafen verurtheilt wurden;— 1b) in Anbetracht, daß das blutige Schreckensregiment unter den Auspizien des Prinzen während mehrerer Monate systematisch in Baden fortgesetzt, daß Tausende an Hab und Gut geschädigt und ruinirt wurden, und das Land infolge dieser Vorgänge allmälig eine solche Entvölkerung erlitt, daß noch fünfzehn Jahre nachher die Bevölkerung geringer war als im Jahr 1843;— 16) in Anbetracht, daß ein solches Verfahren fast beispiellos in der Geschichte dasteht und nur mit den Thaten A l b a' s verglichen werden kann;— 17) in Anbetracht, daß der Prinz von Preußen, gemäß seinem ver» rätherischen, ehrlosen, zugleich aber selbstsüchtig ehrgeizigen Charakter, während der letzten Regierungsjahre seir.-S Bruders wiederholt eine Palast-Jntrigue anzuzetteln suchte, um seinen Bruder vom Throne zu stürzen, und daß er dabei listiger Weise mit sog. liberalen Persön- lichkeiten in Verkehr trat, um zur Macht zu gelangen; dabei jedoch von vornherein offenbar auf Täuschung ausging;—... 19) in Anbetracht, daß Wilhelm I. zu Königsberg „die Krone vom Tische des Herrn nahm" und«ine absolute Gewatt sich beilegte, wie sie von dem, mit Recht als„Tyrann, Mörder und öffent» sicher Feind der Nation" enthaupteten Karl Stuart von England eine Zeit lang geübt wurde;—.... 2l) in Anbettacht, daß er durch budgetlose Regierung sich de» diebi- schen Eingriffs in das öffentliche und Privat-Sigenthum fortwährend schuldig macht;— 22) in Anbettacht, daß er als Minister-Prästdenten den frechsten Junker gewählt hat, der je auf dem deutschen Boden wandette, und daß er durch diesen Junker dem Volke sowohl wie dessen Vertretern fett Jahren die tödtlichsten Beleidigungen hat zusügen lassen;— 23) in Anbettacht, daß der König Wilhelm durch diesen Junker sogar in vaterlandSverrätherische Unterhandlungen mit dem Dezembermann von Frankreich eingetreten ist;—.... 25) in Anbetracht» daß der König Wilhelm, während von Rechtswegen ihm der Prozeß zu machen war, thatjächlich durch einen unerhörte» Angriff auf die Redefreiheit der Volksvertretung den Abgeordneten de» Landes den Prozeß macht, daß also der Verbrecher die Rolle de» RichterS sich anmaßt;— 26) in Anbetracht endlich, daß die öffentliche Sicherheit dadurch auf» Bedrohlichste gefährdet, die Gerechtigkeit mit Füßen getreten, das Volk in Preußen entehrt und ganz Deutschland vor den Augen der Weit in Mißachtung gebracht wird, ergeht hiermit daS Urtheil deS Gerichtshöfe» der öffentlichen Meinung dahin: Daß Wilhelm Hoheuzoller, gegenwärtig König von Preußen, al» meineidiger Tyrann» Mörder und öffentlicher Feind der Ration anzusehen, und daß jeder rechtliebende Deutsche durch sein« Bürgerpflicht b-iugt und gehatten ist, nach Kräften dafür zu wirken, daß der besagte meineidige Tyrann, Mörder und öffentliche Feind der Nation zur gebührenden Strafe gebracht werde. Wonach sich allgemein zu richten." „Gehaßteste Persönlichkeit",„tyrannisch",„blutgieriger Schlächter", „Mittelpunkt absolutistischer Ränke",„schuldig eines Haupt» und Kapital« Verbrechens". „Alba",„verrätherisch",„ehrloS",„selbstsüchtig ehrgeizig", „diebisch", Verbrecher",„meineidig",„Mörder"— was war wohl unter der„gebührenden Strafe" gemeint, der der Gegenstand all' dieser An- klagen überantwortet wurde? Ein Gesinnungsgenosse de» Herrn Blind sprach«» im Kreis« setner Freunde offen auS:„Man soll den König von Preuße« an den ersten besten Zaunpfahl hängenl" Der Mann ist in diesen Tagen durch Verleihung de» Rothen Adler« OrdenS in den Adelstand erhoben worden. ES ist der national« liberale Reichs» und Landtagsabgeordnete Marquardfen, wohl- bestallter Professor in Erlangen . Herr Marquardsen— Verzeihung, Her« y o n Marquardfen— aber ist einer der eifrigsten Verthsidiger deS Ausnahmegesetzes und wird zweifelsohne mit gleichem Eifer wie bisher für alle Verschärfungen de», selben eintreten, die der„frechste Junker, der je auf deutschem Boden wandelte"(stehe oben), dem deutschen Volke sowohl wie dessen Vertretern vorzuschlagen für gut befinden wird. Je nun, man ist nicht umsonst liberal— gewesen. (Schluß folgt.) I_
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10 (15.1.1888) 3
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