Brief Hme, würden sich wahrscheinlich immer noch Seilt« finden, die da sagen:DaS haben die bösen Züricher ang» stiftet." Einem der Spitzelei Verdächügsn gegenüber muß ein indirekter Beweis genügen, der Nachweis einer Handlungsweise, die der Polizei nützt und der Partei schadet. Wer mit einem notorischen Spitzel verkehrt und diesen mit einem Mitkämpfer zusammenbringt, desien Aufenthalt geheim bleiben soll, der ist als Poiiieispion zu behandeln, ob eS nun nachgewiesen sei, daß er von der Poisiei Geld erhalten oder nicht. Man sagt, selbst vor einem Bourgeoisgericht habe jeder für unschuldig zu gelten, so lang« nicht der Beweis seiner Schuld erbracht sei. Das ist sehr schön in Friedenszeiten, aber die Partei befindet sich in einer außernormalen Situation, sie ist gezwungen, einen Krieg mit der Polizei »u führen, der ihr schwere Opfer kostet, und nach Kriegsrecht ist jeder oer Spionage Verdächtige für schuldig zu halten, wenn er nicht seine Unschuld nachweisen kann. Der von einem Kriegsgericht Verurtheilt« wird erschossen, die Partei aber gefährdet die Verdächtige» nicht, die sich nicht rechtfertigen können, weder ihr Leben noch ihr Eigenthum, sie enizieht ihnen blos ihr Vertrauen und warnt vor ihnen. Das ist nicht blo» ihr Recht, das ist ihre Pflicht. Sie muß sich lieber der Gefahr aussetzen, einen Unschuldigen, der dumme Streiche verübt, die ihn ver> dächtig machen, aus ihrer Mitte auszuschließen, als der Gefahr, einen -Schuldigen in ihrer Mitte zu dulden und ihm die Möglichkeit zu geben, hunderte von Genossen zu ruiniren, blos weil derselbe ein so geriebener Gauner ist, daß er alle direkten Beweise seine? Verraths bei Seite zu schaffen gewußt hat. Seit jeher hat man sich Polizeispionen gegenüber mit Indizien- -beweisen begnügt. Auch heute werden dies« in der Regel in einer Angelegenheit als genügend anerkannt, in der die Sache des verdächtig oder auch schuldig Erkannten so gering ist gegenüber der Gefahr, mit der er die Partei bedroht. Nur mit einer Kategorie von Verdächtigen macht man in manchen Kreisen des Auslandes eine Ausnahme und zeigt eine zarte Besorgtheit für die ihr Angehörenden, die wahrhaft rührend ist. Man ist entrüstet, nicht über denjenigen, der die Partei geschädigt, sondern über denjenigen, der dessen verdächtige Praktiken herauszesunden und erklärt, den Angeklagten für schuldlos zu halten, so lange auch nur der mindest« Schatten einer Ausflucht zu seinen Gunsten vorhanden. Dieß gilt dann, wenn der der Spitzelei rc. Verdächtige sich einen Anarchisten nennt oder überhaupt in einem Gegensatz zur deutschen  Sozialdemokratie steht. Dann gilt er als unangreifbar: es ist ja klar, nian klagt den Betreffenden nur an, weil er den sozialdemokratischen Führern" verhaßt ist und man ihm den Mund stopfen will. Eine sehr bequeme AuSrede für Alle, denen der Betreffende nach dem Mund redet, und die daher an seine Spitzelei nicht glauben wollen. In der That, wo bliebe der Einfluß der von der Parteiunabhängigen" Vereine im Ausland, wenn ihr-unabhängigsten" Mitglieder, wenn ihre giftigsten Stänker und Krakehler sich gefallen lassen müßten, daß man ihnen genau aus die Finger sieht. Gegen die so wohlorganisirte geheime Polizei kommt man aber nicht auf, wenn man sich auf isolirte Beobachtungen beschränkt. Nur dann, wenn die denkenden und thätigen Genoffen allerorten im Ausland die Spitzeljagd zu einer ihrer hervorragendsten Pflichten machen, wenn sie zu diesem Zweck sich gegenseitig verständigen, kann man dem Gesindel erfolgreich an den Leib rücken. Die Genoffen in London   dürfen Warnungen nicht in den Wind schlagen, weil sie von auswärts kommen. WaS sie in London   selbst erfahren, dürfen sie anderseits nicht für sich behalten, sondern müssen es dorthin mittheilen, wo die Mittheilung von Nutzen sein dürfte. ES liegt in der Natur der Sache, daß die Redaktion d«SSozialdemokrat", die ja mit allen Orten des Auslands Verbin« düngen hat, wo Parteigenossen wohnen, im Allgemeinen auch über das Treiben Verdächtiger am besten unterrichtet ist. Sie wird in der Regel die besten Buskünst««rtheilen können, sie wird zu manchem Räthsel einen Schlüssel haben. Ich halte es deßzalb für die Pflicht aller Genoffen, die Beobachtungen über der Spitzelei verdächtige Personen machen, diese nach Zürich   mitzutheilen. Wäre das von London   ausreichend geschehen, hätte man nicht die von Zürich   ausgehenden Spitzelforschungen daselbst eher gehemmt als gefördert, die Enthüllungen im deutschen   Reichstag wären noch anders ausgefallen, als sie ausfielen und die Londoner Ge« Nossen   hätten der kämpfenden deutjchen Arbeiterschaft«jnen wiiktichen, großen Dienst geleistet. Der Spitzelei gegenüber müssen alle Eifersüchteleien zurückstehen. Jeder Parteigenosse hat die Pflicht, wenn die Gelegenheck sich bietet, an dem Kampf gegen dies niederträchtige Institut theilzunehmen. Ja, nicht blos jeder Parteigenosse, jeder klassenbewußte Arbeiter. Man spricht heute in London   so gern von der Einigung zwischen Anarchisten und Sozialdemokraten. Eine solche können nur Leute wün> scheu, die entweder den Anarchismus oder die Sozialdemokratie nicht kennen oder die im Trüben fi'chen wollen. Der Anarchismus ist theo- retisch wie taktisch das gerade Gegentheil der Sozialdemokratie: Unter Einigung verstehen denn auch die Anarchisten nicht« anderes, als daß wir, die Sozialdemokraten, hübsch den Mund halten sollten, wenn sie auf uns oder unsere Genossen schimpfen, daß wir ihre Propaganda in jeder Weise unterstützen und von der unserigen in jeder Weise Abstand nehmen sollen. Für ein« solche Einigung danken wir. Es gibt vielleicht nur ein Gebiet, auf dem Anarchisten und Sozial- demokraten gemeinsam vorgehen können: DaS ist der Kampf gegen die Spitzelei. Diese einzuschränken, die ehrlichen Leute von den AgentS Provokateurs zu trennen, daran haben die Anarchisten ein noch größeres Interesse al» die Sozialdemokraten: sind sie doch das Liebltngsobjekt der geheimen Polizei. Jeder ehrliche Anarchist hat die Pflicht, die deutsche Sozialdemokratie in ihrem Kamps gegen die Reuß und Konsorten zu unterstützen. Sind die Anarchisten wirklich, wie sie so oft betheuern, ein« mit uns im Haß gegen da? herrschende System, jetzt haben sie die beste Gelegenheit, eS zu beweisen. Wir gestatten unS, den vorstehenden Aussllhrungen noch einige redaktionelle Bemerkungen anzufügen. WaS Kautsky über die veränderte Bedeutung sagt, welche die deutschen  Arbeiterorganisationen im Auslande für die Bewegung in Deutschland  haben, sett daselbst eine sozialdemokratische Partei besteht, dem wird in der Hauptsache jeder Einsichtige beipflichten müssen. In einzelnen Punkten mag sein Urtheil manchem zu schroff erscheinen, doch ist im Auge zu behalten, daß der Vortrag in London   gehalten wurde, wo die alte Tradition noch am stärksten ist. Aus KautslyS Aufforderung an die Londoner   Anarchisten, ihre Ehr- lichkeit dadurch zu beweisen, daß sie der Sozialdemokratie wenigstens im Kampf gegen die Spitzelei an He Hand gehen, ertheilt die neueste Nummer derAutonomie" die freilich von ihr zu erwartend« Antwort, indem sie die Enthüllungen desSozialdemokrat" über das Treiben der Pultkumer'schen Spitzel zum Anlaß nimmt für einen wüthenden AuS- fall auf... denSozialdemokrat" und die Partei in Deutschland  . Vorwand: DerSozialdemokrat" bekämpft die Polizeispione nur zum Schein,in Wirklichkeit" wir»itiren wörtlichgeschieht das nur, um uns Anarchisten eins auszuwischen". Leute, die eS ehrlich meinen mit der Sache der Arbeiter, können so nicht schreiben, so kann nur jemand schreiben, der ein Interesse daran hat, daß der Kampf gegen da? Spitzelthum möglichst in den Hintergrund gedrängt wird, daß er versumpft: entweder ein Agent ?uttkamerS oder ein Agent eines Spitzel« der Putt- am er' scheu Polizei. Und es ist nicht schwer, herauszufinden, aus welcher Quelle der Artikel flammt: die Beschimpsungen deS Nerve, die er un« lügenhafter Weife in den Mund legt, um die von uns bewirkte Brandmarkung der Berrätherei an Neve zu enllrästen, rühren von Niemand anders her alS von Joseph Peukert  , dem noch immer oder vielmehr mehr al« je intimen Freunde d-S Theodor Reuß  . Herr Peukert ist der Urheber des, wahrscheinlich in Hinblick auf die frechen Lügen, die er enthält,der Wahrheit die Ehre" überschriebenen Artikels in Nr.»5 derAutonomie", ein Artikel, der nicht ander« hätte lauten können, wenn er direkt von Herrn Puttkamer bestellt worden wäre. Al« unsre Abgeordneten aus Grund der Aussagen de« Drucker» Bührer im Reichstag feststellten, daß ein notorischer Polizeiagent «in« ganze Zeit lang den Druck der Freiheit bezahlte, da ist eS ihnen nicht eingefallen, den wirklich überzeugten Anhängern dieses Blatte« einen Vorwurf zu machen, sie richteten ihren Angriff ausschließlich gegen Puttkamer und sein System. Und der Angriff saß, der sonst siege«. stolze Minister krümmte sich förmlich unter der Wucht de» Hiebe». Jeder ehrliche Gegner der preußisch-deutschenPolizeiwirthschast freute sich dessen, es war ein Tag der Genuzthuung für ihr« zahlreiche Opfer. Wenn also jetzt Leute, die sich Anarchisten nennen, herkommen und unter der an den Haaren herbeigezogenen AuSrede, die Enthüllungen richteten sich eigentlich nur gegen sie, dieselben mit Gewalt zu verdächtigen und zu entkräften suchen wem in aller Welt, fragen wir, kann an solchem Thun   gelegen sei«? Und die Antwort lautet mit zwingender Rothwendigkeit: Einzig und allein Puttkamer und seinen Leuten. Wem solches Gebahren nicht die Augen öffnet, von dem ist natürlich auch nicht die geringste Mitwirkung zu erwqrten im Kampf gegen die Spitzelei. Aus Frankreich  . Pari«,«. März 1858. Der Gemeinderath von Pari» Hai am 28. Februar seine Sitzungen wieder eröffnet. Die Wahl des Präsidenten und der Bureaux hat gezeigt, daß. die radikalen Autonomisten noch immer die Oberhand haben, und daß die Majorität deS GemeinderatheS der Regierung gegenüber mehr alS je die Rechte der Stadt Pari» zu wahren suchen wird. Die Streitigkeiten zwischen Radikalen und Autonomsten einerseits und Op- portunisten und Reaktionären andererseits sind diesmal den Vertretern der sozialistischen   Partei zu Gute gekommen: der Sozialist Jofsrin ist mit Hilfe der Letzteren»um Vizepräsidenten des SemeinderathS er- nannt worden. Der Konflikt zwischen der Majorität dieser Körperschaft und der Re- gierung trat sofort in der Eröffnungssitzunq scharf zu Tage. Der Prä- stdent Darlot trat ungemein energisch sür da? Recht der Selbstver- waltunq von Pari« ein und betonte, daß sich der Gemeinderath zwar in Konflikt mit der Regierung wisse, dagegen in voller Uebereinstim« mung mit seinen Wählern. Er werde deshalb trotz allen Widerstandes alle Forderungen und Beschlüsse aufrecht erhalten, welche die Lasten der arbeitenden Klasse erleichtern können oder welche die ökonomischen Be> dingungen der städtischen Arbeiter verbessern sollen. Der Gemeinderath werde sich eher auflösen, als nachgeben. (O dies« verkommenen Franzosen! Da ist es imReich der GotteS- furcht und frommen Sitte" doch ganz anders l) Gleichsam alL herausfordernde Antwort auf diese Rede verlas der Seinepräfekt die Erklärung, daß die Regierung nachstehende vier Be- schlüsse des Gemeinderathes annullirt habe: 1) den Wunsch einer Am- nestie für alle politischen Verbrechen; 21 die Verpflichtung der Unter- nehnier von städtischen Arbeiten, den neunstündigen Normalarbeits- tag und einen Minimallohn einzuführen, sowie sich der Kontrole der städtischen Arbeitsinspektoren zu unterwerfen; 3) Einmischung deS Ge- meinderaths in die städtischen Administrationen und deren Personal; 4) Aufhebung deS ReligionSunterricheS in dem Gymnasium Rollin. Dagegen hat die Regierung einen von dem Gemeinderath abgelehnten Ausgabeposten von fast 3 Millionen für die Garde republicaine zwangS- weise auf daS städtische Budget gesetzt. Gegenüber diesen Entscheidungen hat der Gemeinderath beschlossen, vor Allem die obigen Besserungen in der Lage der städtischen Arbeiter durch- zuführen. Da der Staat nicht erlaubt, den Unternehmern die g-nannien Bedingungen aufzuerlegen, so wird die Stadt von nun an ihre Arbeiten selbst in die Hand nehmen und direkt ausführen lassen. Wenn sie selbst al« Arbeitgeber austritt, muß ihr offenbar dai Recht zustehen, ihre Arbeiter unter den Bedingungen arbeiten zu lassen, welche sie für gut befindet. Sobald Pari« unter vsrhältnißmäßig besseren Bedingungen arbeiten läßt, wird freilich der Zufluß der Arbeiter nach hier bedeutend wachten, denn die Arbeitslosigkeit nimmt im Lande immer größere Dimensionen an. Sie offenbart sich nicht nur in dem Elend, welches Jeden, der sich mit der Beobachtung der sozialen Verhältnisse abgibt, auf Tritt und Schritt entgegenstarrt, sondern auch in der im ganzen Lande ausgebrochenen Bewegung gegen die ausländischenArbeiter. Besonder« in vüdsranlrelch, wo Italiener und Spanier den«in- heimischen Proletariern eine furchtbare Konkurrenz machen, ist die Agi- tation stark und heftig. In Grenoble  . Bordeaux   und in anderen südlichen Städten ist es in den letzten Wochen zu bedauerlichen Szenen zwischen frarnöstschen und fremden Arbeitern gekommen. In Bordeaux   fand am 26. v. M. ein großes Meeting der Arbeitslosen statt, welches den Zweck hatte, einer Petition noch mehr Nachdruck zu geben, welche von der Stadt AuSschließ- ung aller fremden Arbeiter von den städtischen Unternehmungen fordert. Die Petition trägt mehr als 10, 000 Unterschriften. In dem Meeting wurde beschlossen, die Stadt Bordeaux  , desgleichen die Ministerien, insbesondere das der M-rine, zu ersuchen, bei Sub- Missionen von städtischen und Staats-Arbeiten den Unternehmern die Bedingung auszuerlegen, nur Franiosen einzustellen, ferner die Kammer aufzufordern, jeden fremden Arbeiter mit einer Kovssteuer zu belegen und mit dem Ertrag dieser Taxe eine Unterstützungikasse für arbeitslose Arbeiter zu gründen. Weiter soll die Regierung allen desertirten Sol- daten und Matrosen Amnestie gewähren, nur Franzosen als Schiffs- bemannung zulassen, Schiffen, die nicht im Land erbaut, das Recht auf die sranzöstsche Flagge versagen und sie mit einer Steuer belasten. Am Schluß des Meeting« konstituirte sich eine ArbeitSIiga, welche eine Dele- gatton von drei Personen nach allen Jndustriezentten entsendet, um da­selbst Propaganda für diese Beschlüsse zu machen. Der Deputirte Pradon hat somit nur einer thatsächlich vorhandenen Stiömung entsprochen, wenn er in der Kammer den übrigens bereits mehrmals von anderen Depuiirten«inqebrachten Antrag wiederum ein« gebracht hat, für fremde Arbeiter eine Kopssteuer festzusetzen. Der Bericht, mit welchem er seinen Antrag begründet, liefert sehr interessante Zahlen, auS denen wir nachstehende herausgreifen: Die Zahl der Fremden ist seit 1867 von 1,67 Pro,, der französischen  Bevölkerung auf fast 8 Proz. gestiegen. Im Verhältniß zu der männ- lichen Bevölkerung kommt ein Ausländer auf 1112 Franzosen. Die Fremde» vertheilen sich der Nationalität nach wie folgt: Belgier 482.261 Italiener 264,668 Deutsch« 106.114 Spanier 73 650 Schweizer 78,684 Engländer 86.>34 I Oesterreicher 12,090 Verschiedene Nationen 72 230. Wir bemerken hierzu noch, daß von den französischen, besonder? von den Pariser Arbeitern anerkannt wird, daß die Deutschen   im Allge- meinen k eine S ch mu tz k o n ku r r en, machen, ferner, daß sie sich bei allen Streiks sehr solidarisch mit ihren fran,Sstsch«n Kameraden er­wiesen. Die Kopfsteuer wird den Strem der Einwanderung nicht hem- men, da er durch die erbärmliche politisch- und ökonomische Lage der Nachbarländer genährt wird. Um so weniger, da die französischen   Unter« nehmer, die stch sonst als gute Patrioten aufspielen, mit Vorliebe fremde Arbeiter einstellen, sobald diese nur billiger alS die einh.imischen find. wie z.B. die Italiener, Spanier, B-lgier. Da« einzige Mittel, der Kon- kurrenz durch Unterlohn beizukommen» ist die Festsetzung von Minimal- löhnen für sämmtliche Arbeiter. Dieser Ausweg ist von den Sozialisten seit Jahren vorgeschlagen, allein umsonst; wo blieb« sonst die goldeneFreiheit, die ich meine," die Freiheit der Arbeit und de« BuSb,utens. Zum Schluß«ine sehr charakteristische Randzeichnung zu den Lobe»- Hymnen aus die Vorzüge unserer herrlichm Gesellschaft und Zivilisatiom Der Verleger S a l i g n a n i hat ein« bedeutende Summe zu einem Asyl für bedürftig« Gelehrte und Künstler testamentarisch bestimmt. Wie der TempS" sich sinnig ausdrückt, sollenhundert Personen beider Ge- schlechter, welche der großen Familie der Künste und Wissenschasten an- gehören, und die nicht die Klugheit hatten, an die Zukunft zu denken," in dem Asyl Aufnahme finden, und i«ar fünfzig gegen eine jährlich« Pension von SV» Fr. und fünfzig ganz unentgeltlich. DaS Asyl soll im kommenden Sommer eingeweiht werden, bis dato hat aber da» öffentliche Unterstützungsamt bereit» nicht weniger als 5000 Aufnahmegesuche erhalten. DerTemps" gibt zu,daß die Mehrzahl der Bittsteller nothgedrungen zurückgewiesen werden muß, obgleich sie all« gestellten Bedingungen erfüllen." Kunst und� Wissenschaft gehen heut nicht mehr nach Brot, sondern direkt b e ttel». Raschinenfutter und LuxuSthier auch hier, das behuf» Preisherabsetzung in Ueberproduktion erzeugt und dann aus'S Pflaster geworfen wird. Ihr Gelehrten und Künstler, schaut auf die S000 mit dem Bettelstab und irrtet in dj  « Reihen de» vorwärtsstrebenden ProletgpW. O-g, Sozialpolitische Nuudschan  . Zürich,  ?. März 1888. ~ Dir in vorigkr NuKme» bereits erwähnte«ufruf der Reich»« tagöfraktio« der deutschen   Sozialdemokratie hat folgende« Wortlaut: An unsere Parteigeuosse« und die Arbeiter aller Länderl Am S. Oktober v. I. beschloß der Parteitag der sozialistischen Ar» beiterpartei Deutschlands   zu St. Gallen  (Schweiz  ) uns, die unterzeich« nete Fraktion zu beauftragen, gemeinsam mit den Vertretern der Arbeit« anderer Länder im Laufe des Jahres 1883 einen allgemeine» internationalen Arbeiterkongreß einzuberufen, und zwar zu dem Zweck, Schritte zu berathen, in welcher Weise eine wirksame! internationale Arbeiterschutzgesetzgebung in« Leben gerufen werden könnte. Da nun kurz vor dem St. Galler   Parteitag der Kongreß der eng» lisch«« Tradesunions einen ähnlichen Beschluß gefaßt hatte, hielten wir für angemessen, unS mit der Leitung der englischen TradesunionS, dem Parliamentary Committe«, dessen Sekretär Herr Broadhurst ist, ins Ver« nehmen zu setzen, um eine Verständigung über die Einberufung de? Kon» gresseS zu erzielen. Wir erklärten dem P. C., unserseits auf die Einberufung eines Kongresses zu verzichten, wen« das P. C. sich bereit erklärte: 1) daß die Einladung zum Kongreß nicht allein in englischer und französischer Sprache(wie daS P. C. beschlossen hatte), sondern auch in deutscher Sprache erlassen werde; 2) daß die Einladung so gehalten werde, daß es den deutsche« wie den österreichischen Arbeitern möglich sei, trotz der in ihren Ländern bestehenden beschränkten Vereins- und Versammlungsgesetz« und der Ausnahmegesetze gegen die Sozialisten sich vertreten zu lassen: 8) daß die parlamentarischen Vertreter einer Arbeiterpartei oo ipso als Vertreter ihrer Partei auf dem Kongreß zugelassen würden. Diese Wünsche hatten wir de« Näheren mit Hinweis aus die politi« schen Zustände Deutschland  « und Oesterreich« motivirt; außerdem hatte» wir darauf hingewiesen, daß der Zweck des Kongresses allein voll und! ganz erreicht werden könne, wenn die Arbeiterklasse ohne Rücksicht auf die Organisation oder Parteistellung auf einem solchen Kongreß ver» treten sei. Daß ein internationaler Arbeiterkongreß, auf dem die deutschen   und österreichischen Arbeiter nicht vertreten sein können, nur ein Rumpf- Kongreß ist, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Min hätte also glauben sollen, das, das Parliamentary Committe« bereitwillig in die dargebotene Hand einschlüge und im Interesse der Sache die billigen Konzessionen! machte. Anfangs glaubt« auch Herr Broadhurst versprechen zu dürfen, daß da» P. C.   unseren Wünschen möglichst werde entgegenkommen, später jedoch erklärte er, und zwar vermittelst Brief«? vom 2S. Januar d. I. an unfern Genossen Weiler in London  *) den wir nebst Genosse KautSky  mit der mündlichen Verhandlung mit dem P. C. beauftragt hatten, daß daS P. C. auf unsere Bedingungen nicht eingehen könne. Der von ihm einzuberufende internationale Kongreß soll ausschließlich ein Gewerk« vereinskongreß sein, auch müßten' die Delegirten stch der von ihne«, den Engländern, ausgestellten Tagesordnung Standing»rdor unterwerfen. Damit war also die im Interesse der Sache so noihwendige Berstän« digung unmöglich geworden, und nicht durch unsere Schuld. Indem wir hiermit den Sachverhalt wahrheitsgemäß veröffentlichen, richten wir an unsere Genossen wie an die Arbeiter aller Länder die Aufforderung, dem von dem P. C. der englischen Tradesunions für den November d. I. in Aussicht genommenen Kongreß nicht zu be» schicken, vielmehr ihre Kräfte zu sparen und dafür einen sür da« Jahr 1883 einzuberufenden allgemeinen internatio« nalen Arbeiterkongreß um so zahlreicher zu besuchen. DaS Parliamentary Committe« hat in dieser Angelegenheit eine Hal« tung beobachtet, wie sie einer Arbeitervertrewng, die das wirkliche Interesse der von ihr vertretenen Klasse im Auge hat, nicht würdig ist. Welche Berechnungen und Kombinationen das P. E. zu dieser Haltung veranlaßten, lassen wir dahingestellt sein, daß aber daS P. C.   mit seiner ablehnenden Hallung im Interesse und im Einverständniß mit seine» Austraggebern, den Vertretern der englischen Arbeiter auf dem Trades« Unions-Kongreß zu Swansea  , gehandelt haben soll, erlauben wir un» bis zum Gegenbeweis zu bezweiseln. Wir sind nunmehr entschlossen, gememsam mtt den Vertretern der Arbeiterklasse anderer Länder, einen allgemeinen internationen Arbeiter- kongreß sür da« Jahr 1883 einzuberufen, und bitten, diesbezüglich« Er- klärungen und Zuschriften an W. Liebknecht, BorSdorf bei Leipzig  , gelangen zu lassen. Die Arbeiterorgane aller L»nd-r werden um getreuen Abdruck dies« Erklärung ersucht. v« r l i n, 1. März 1888. Die sozialdemokratische Fraktion de» deutschen Reichstag«: Bebel. Dietz. Frohme. Grillenberger. Harm. Kräcker. Meister. Sabor. Schumacher. Singer. «in Wettermäuttchr«. Wer kennt nicht da« Barometermän»« che», welche» bei schlechtem Wetter im Hause ist und nur bei gute»» herauskommt? Ein solche« varometermännchen, oder richtiger Barm metermann dick und plump ist der Kultusminister in sps de» Deutschen Reich», der Hosprediger und EideSheiliger Stöcker. Der Wetterstand ist für ihn der Stand der kronprinzlichen Krankheit. Ma» braucht die Bulletin« gar nicht zu lesen wer den Wettermanniw Talar" beobachtet, weiß sofort, wie e« in St. Remo steht. Als im Ro- vember vorigen Jahre» die famose Krebsdiagnose gestellt ward, d« stürmte der Stöcker mit affenarttger Geschwindigkeit aus dem Häuschen. und hielt die Versammlung beim Grafen Waldersee ab. Als dann die Nachrichten au» St. Remo wieder ungünstiger lauteten, d. h. de« Wettermann keinen Sonnenschein in Aussicht stellten, da marschirt« de» selbe, erst langsam und dann in einem durch die Fußtritt« seiner Freund« beschleunigten Tempo in da» Häuschen zurück, und blieb auch drin, bis der Krankheitsbericht au» St. Remo ihm wieder bessere» Wetter an- kündigte. Da schlich der Wettermann im Talar wieder auS dem Dunkel hervor, und während da« Messer de» Chirurgen die Kehle durchschnitt au» der einst daS bös« Wort hervorgeklungen:Die(Stöcker'sche) Jude» Hetze ist die Schmach de« Jahrhunderts!" feiert« der Wettermann im deutschen   Reichstag seine fröhliche Auferstehung und präsentirte sich der Welt al» der eigentlich- Führer der Kart ellmehrheit, als der Herr der Situation: Stöcker triumphirend, Stöcker der Triua» phator! Wer, der treu fleht zu Kaiser und Reich zu dem alten Kaiser und zu dem jungen Kaiser   wer wagt eS, dem Stöcker die Huldigung zu versagen, und in ihm nichtden kommenden Mann" anzubeten? Und wirklich nur Wenige wagten es; und die Ratio nallib«» r a l e n warfen sich knurrend vor ihm in den«taub alle» vora» derStaatsmann" Benningse«,»er die Stöckermisfion mit" Namensunterschrift deckte. *) Der selbst Mitglied eine« Londoner Gewerkoerein» ist and holt Delegirter auf G«werkverein»kongr«ffen war. Die Redaktion de»»Sozialdemokrat?. liq Sie! sch-i S