AvotmemektsBttlen bei allen schweilerischen> yostbureaux, sowie beim Verlagand dessen bekannten Agenten«igegengenommen. und lwar tumv»«a««»ahlb»«»«Viertels uchrzpreis von:ff». 2,— für dieEchweiz<Kreuzband)Dil. 2,— slr Deutschland(Sondert)' 1 B": f. 1,70 sllr Oesterreich(Sondert)"ffr. 2,50 fir alle übrigen Länder de». iveUpostveriin»(Kren, band).Znstraie�di» dreigespalteni P-titjeile»5 S». 20 Pfg.DeroMemckratHrgan der Sozialdemokratie deutscher Junge.Krscheitttwöchentlich einmalinZiirich(Schweiz).Ptxtai»eroalköbnchhandlnnOHottin«««-Zürich.V-stsenduilztllfranko gegen frani«,Sewbhnliche Briefenach der S ch w e i> koste»Doppelport».�1«.Briefe an die Redaktion und Srpedition de» in Deutschland und Oesterreich verbotenen.Eotialdemokrat' wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsichtabgehen lasten. In der Regel schicke man un» die Briefe nicht dlrelt, sondern an die bekannten Deckadresten. Zu tweiselhaften Fällen eingeschrieben.14. April 1888.Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgtenund Gemaßregelten nicht!Eine Krisis.Die Blätter sind voll von Berichten und Artikeln über dieoKanzlerkrisis", die sich in diesem Augenblick in Deutschlandabspielt, und auch wir halten den Gegenstand für interessantund lehrreich genug, ihm eine Reihe von Betrachtungen zuwidmen, und unterbrechen daher für diese Nummer die Weiter-führung des vor acht Tagen begonnenen Artikels über Pro-gramm und Aufgaben unseres Blattes.Zwischen dem neuen Kaiser und dem alten Kanzler ist einKonflikt ausgebrochen— oder besser, der Konflikt ausgebrochen. Denn dieser Konflikt bestand schon lange, er ist nichtdas Produkt eines Zufalls, einer momentanen Laune, derPteinungsverschiedenheit über eine bestimmte Frage, er ist auchnicht oder höchstens nur zu einem sehr geringen Theil dasProdukt gegenseitigen persönlichen Hasses, er ist die noth-wendige Konsequenz der Organisation der Regierungsgewalten,des herrschenden politischen Systems in Preußen-Deutschland.. Daß Friedrich III. den„großen" Kanzler nicht liebt, isteine� alte Geschichte. Derselbe hat ihm und seiner Frau imSause der Jahre gar viel— Artigkeiten erwiesen, die aucheine weniger empfindliche Natur als die des„liberalen Krön-Prinzen" zu Spaziergängen aus der eigenen Haut veranlassenkönnten. Jndcß dergleichen vergißt sich oder wird unterdrückt,wenn die Nothwendigkeit eingesehen wird, mit einander aneinem Strange zu ziehen.Diese Nothwendigkeit ist gegeben und wird wohl auch beider-seits eingesehen, nur ist noch ein kleines Aber dabei. Manist sich noch nicht einig, was das für ein Strang sein soll,ob einer aus reinem uckermärkischem Hanf, Marke Friedrichs-ruh, oder ein mit mehr oder weniger englischer Jute durch-setzter. Gegenwärtig wird nun eine Kraftprobe angestellt—der Stränge nämlich, und-solche Kraftproben nennt man inDeutschland Kanzlerkrisen.Soll überall, wo ER eS für nothwendig hält, Bismarck'sWille den Ausschlag geben, oder soll Friedrich III. sich ge-legentlich erlauben dürfen, ein Wort mit dreinzureden? Dasist die Frage, und zwar die einzige Frage, um welche die„KanzlerkrisiS" sich dreht.Dem deutschen Philister, der sich seit dem 9. März d. I.in schrecklichen Nöthen befindet, weil er nicht weiß, von woherer nunmehr die Parole des Tages zu erwarten, wohin er nachRegen und Sonnenschein auszuschauen, wovor er am inten-sivsten zu bauchrutschen hat, wird sie als die welterschütterndeFrage dargestellt: Darf der aus Hessen stammende Ex-Fürst»on Bulgarien die zweite Tochter des deutschen Kaisers hei-rathen?Ein wahrer Leckerbissen für den patriotischen Kannegießer.Bekanntlich erfreute sich Alexander von Battenberg seinerzeitde«_ intensivsten Hasses seines zarischen Namensvetters inTatschina. Das genügt, um dem Reichsphilister darzulegen, daßdie Ehe zwischen ihm und des Kaisers zweiter Tochter denZorn Väterchens auf das deutsche Reich lenken und so daS-| selbe in Kriegsnöthen stürzen würde. Und derselbe Spießer,der vor kaum acht Wochen ob des Kanzlers Erklärung, daßorül» wenn erst das neue Wehrgesetz bewilligt ist,„wir" Niemandin der Welt zu fürchten haben, hell aufjubelte, bekomint Plötz-lich Beklemmungen und meint kleinlaut:„Wenn die Sache so««»t- steht, dann wäre es doch besser, der Battenberger kriegte dieKaisertochtcr nicht. Ist ja auch für diese gar keine ebenbürtige' Partie."Natürlich steht die Sache nicht so. Väterchen ist zwar sehrjähzornig, aber wo der Knüppel beim Hunde liegt, weiß auchn seinen Zorn zu dämpfen. In den Balkanstaaten Unruhenin stiften und einen europäischen Krieg zu führen, ist zweier-Mff", lei. Wäre Rußland zu letzterem im Stande, sof wäre der� Krieg auch ohne Battenberger da; da dies nicht der Fall ist,so würde Väterchen seine Preßkosaken schimpfen lassen, imSt»««» Uebrigen aber den kleinen Verdruß zu den anderen legen, dieer sich im Laufe seiner an Ehren so armen Regierungsthätigkeitbereits geholt.! Väterchens Haß muß nur den Wauwau abgeben, in Wahr-heit steht der Heirath deS BattenbergcrS ein ganz anderesHinderniß entgegen. Die„Engländerin" wünscht sie. Die.Engländerin", das ist Viktoria, Kaiserin von Deutschland.Mit Friedrich HI., der heftig, aber grade deshalb nm so| leichter zu bearbeiten ist, würde Bismarck spielend fertig, aberrcom die„Engländerin" I Das ist eine zähe, obstinate Natur, diesich nicht herumkriegen läßt. Ehe die nicht lahmgelegt ist, istan eine ungestörte Ausübung der Herrschaft nicht zu denken.> Die„Engländerin" ist die„böte noire" des„eisernen Kanz*tV.| lers", gegen die er seit Jahren einen erbitterten Kampf führt,dezw. führen läßt. Ein wahrer Kulturkampf, bei dem er dieganze uckermärkische, pommerschc, oft- und westkalmückischearistokrätzige„Damen"-Welt auf seiner Seite hat, der gleichihm eine Frau tödtlich zuwider sein muß, die, anstatt sichpulverisirte Krähenherzen zu bestellen, Helmholtz'sche Vorträgebesucht.Gegen die„Unterröcke" im Allgemeinen ist in der Reptilien-presse oft geeifert worden, seit Jahren aber geht der Kampfgegen den englischen„Unterrock" im Speziellen. Ganz un«zweifelhaft entstammt z. B. dem Berliner Preßbureau die vorca. 3 Jahren im Verlagsmagazin inZürich erschieneneBroschüre:„Mitregenten und fremde Hände in Deutschland",in der das deutsche Volk zum Widerstand gegen die Aufsichtdurch die englische„Gouvernante" aüfgerufen wird. HerrSchabelitz, dessen Ehrlichkeit keinem Zweifel untersteht, hat sichdamit ein schönes Kukuksei in sein demokratische« Nest legenlassen.Wir kommen vielleicht ein andermal auf das sehr charakte-ristische Pamphlet zurück, hier würde es uns zu weit vonunserem eigentlichen Thema abführen.Das schlimmste Verbrechen, dessen sich die„Engländerin"schuldig machte, war die Berufung des Dr. Mackenzie nachSan Remo. Es ist ein offenes Geheimniß, daß sie es war,der die skandalöse Mackenzie-Hetze des„gebildeten" deutschenJanhagels gegolten hat und»och gilt. Denn noch heute gibtes in Deutschland warmfiihlende Patrioten, welche es HerrnMackenzie nicht verzeihen können, daß er den kaiserlichenPatienten nicht durch einen kühnen Kehlkopfschnitt von seinenLeiden— geheilt hat.Genug, die„Engländerin" hat einen eigenen Willen, undmuß daher unschädlich gemacht werden. Die erste Gelegen-heit, die sich dafür bietet, ist die beste. Und dazu eignet sichdas Projekt mit dem Battcnberger vorzüglich. Die auswärtigePolitik ist Michels schwache Seite. Auf diesen Köder beißter immer wieder von Neuem an. Weniger aus Dummheitals aus Dankbarkeit. Hat sie ihn doch„groß" gemacht, istsie doch das magische Zaubermittel, das alle seine bekanntenFehler als glänzende Tugenden erscheinen läßt. Da wirdfeiges Ducken zur patriotischen Selbstbeherrschung, der schmäh-lichste Prinzipirnverrath zur staatsmännischen Klugheit. Michelsauswärtige Politik aber heißt Bismarck. An der innerenPolitik des„eisernen" Kanzlers gefällt ihm ja Manches nichtund hin und wieder ballt er einmal die Faust— in derTasche natürlich. Gegenüber seiner äußeren Politik ist er eitelBewunderung. Wer sich dem Willen BiSmarck's widersetzt,hat Michel von vornherein gegen sich. Und da ist es dennganz natürlich, daß sich Bismarck dieses Terrain auswählt,um seine Widersacher zu schl'gen, sich unbequemer Gegner zuentledigen. Eine Gelegenheit dazu bietet sich immer.Sankt MatiheisBricht's EiS;Hat er keins,So macht er eins.Und so wurde die Heirath des Battenbergers zum Steindcö Anstoßes für den— Zaren. Michel aber, der, soweit erbürgerlich dachte, bisher für die bürgerliche Kronprinzessingeschwärmt hatte, erscheint dieselbe jetzt in einem ganz andernLichte. Sie wird zur Agentin Englands am deutschen Hofe.Denn wer nicht für den Zaren ist, nicht vor dem Zarenkriecht, der ist selbstverständlich ein Agent— Englands.Und die„Krisis" am Berliner Hofe wird zur KrisiS inMichels Herzen. Seine Unterthanentreue kommt in Konflikt mitseinem Patriotismus. Ein schmerzlicher Konflikt, um so schmerz-licher, als man gar nicht mehr weiß, woran man mit derKrankheit Friedrich's III. ist. Ist sie Krebs, ist sie nichtKrebs, ist ein Ende abzusehen oder wird's noch lange dauern?Das ist die große Frage. Und je mehr sich die Wage auf dieSeite des Krebses neigt, um so höher schwillt der— Männerstolz vor Königsthronen.Dieser bisher in Deutschland, ach, so seltene Artikel ist überNacht zur billigen Waare geworden, die fabrikmäßighergestellt wird. Man kann sie zu wahren Schleuder-preisen haben. Eines der leistungsfähigsten Stapellager istz. B. in Köln etablirt— zu erfragen in der Redaktion der„Kölnischen Zeitung". Judcß braucht man sich nicht so weitzu bemühen. Die Fabrik ist groß und ihre Verbindungen wohlorganisirt. Kein Flecken in Deutschland, wo sie nicht ihreAblagestätte hätte.Aber Viktoria ist doch nicht Friedrich HI.? Darf es demum das Wohl des Vaterlandes besorgten Staatsbürger nichtgestattet sein, sich gegen die Einmischung einer Frau in diePolitik de« Landes zu erklären?Nein, das darf es nicht, denn das ist �in Eingriff in daS„Recht der freien Entschließung" de« Monarchen. Wenn sichder König von Gottes Gnaden beeinflussen lassen will, so istdaS ausschließlich seine Sache. Ebenso, von wem er sichbeeinflussen lassen will. Lassen sich andere von ihren„Freun-binnen", von irgend einem Günstling, von ihrem geschorenenoder gescheitelten Beichtvater„Rathschläge ertheilen", warumnicht dieser einmal abwechslungshalber von der ihm angetrautenFrau?Jeder Versuch, dem König von Preußen und Kaiser vonDeutschland in dieser Hinsicht Vorschriften machen zu wollen,ist Rebellion, ist ein„Stoß ins Herz" des monar-chischen Prinzips. Tausendmal ist das unter Wilhelm I.im Reichs- und Landtage vom Regierungstische aus dargelegt,tausendmal mit scharfsinniger Deduktion nachgewiesen wor-den, daß jedes Abweichen von diesem Standpunkt der leibhaf«tige-j-j-f RepublikanismuS sei. Und was damals galt,muß natürlich auch noch für heute gelten.So erleben wir denn das Schauspiel, plötzlich Deutschland'in eine„Pflanzstätte republikanischer Umtriebe",um uns der Polizeisprache zu bedienen, verwandelt zu sehen.ES ist eine gar einflußreiche, hochmächtige Partei, welche diese'Propaganda führt; sie zählt ihre Anhänger in den höchstenGesellschaftsklassen, hat ihre Agenten in allen Behörden, imHeer und in der Marine, an den Universitäten und auf denKanzeln. Es sind muthige, energische Kämpen darunter, Leute,die sich z. B. nicht scheuen, in der Residenz des Kaisers Pla«kate anzuheften, die denselben als„König der Juden, genanntCohn", verhöhnen. Die Partei gebietet über enorme Macht-mittel, eine weithin verbreitete Presse, die stramm der vonobeir ertheilten Parole gehorcht. Und sie wühlt, und sie hetztund sie schürt, wie nur je republikanische Verschwörer geschürthaben. Nach den neuesten Depeschen ist sie schon so weit, einPlebiszit in Form von Zustimmungsadressen an den Präsi-denten der Re—, pardon, an den Kanzler des deutschen Reicheszu arrangiren.Eine verständliche Warnung an Friedrich III., bei Zeitennachzugeben, sonst---AlleS das spielt sich mit einer verblüffenden Deutlichkeit vorden Augen der großen Masse des Volkes ab. Mit der ihmeigenen Rücksichtslosigkeit hat Bismarck den Streitfall natürlichin der ihm genehmen Lesart sofort in die Oeffentlichkeitbringen lassen, nm noch zur rechten Zeit das nach bewährtemMuster erzielte„Urtheil der öffentlichen Memnng" für sich indie Wagschaale werfen zu können. Ein demagogisches Kampf-mittel, über das sich zu entsetzen wir indeß den starren An-hängern des monarchischen Autoritätsprinzips überlassen müssen.Wir können dem ersten Diener des Kaisers nur dankbar dafürsein, daß er es augewendet. Er hat auf diese Weise eineDiskussion eröffnet, die in ihren Folgen nur von höchst wohl-thätiger Wirkung auf das politische Lebeil des deutschen Volkessein kann. Er hat dafür gesorgt, daß das Volk sich wiederdaran gewöhnt, die Vorgänge in den höheren und höchstenRegionen mit kritischem Auge zu betrachten, die Verkehrtheit undSchädlichkeit der gegenwärtigen politischen Einrichtungen inPreußen-Deutschland dem Volk zum Bewußtsein gebracht, unddamit eine Krisis angebahnt, von viel weittragender Beden-tung als alle zwischen ihm und Friedrich III., bezw. Viktoria,entstandenen und noch bevorstehenden„Kanzlerkrisen".Die KanzlerkrisiS ist nur erst die Einleitung zu dieser Krisis,aber je länger sie andauert— und sie wird, da Bismarck imErnst gar nicht an's Abdanken denkt— so lange andauern,als Friedrich III. an der Regierung bleibt— ihr nur umso wirksamer vorarbeiten.Dem deutschen Volk hat eine Aufrüttelung auS der politi-scheil Lethargie, der stumpfsinnigen Resignation, in das es dieJahre der absoluten Kanzlerherrschaft versenkt, dringend Rothgethan. Sie ist jetzt erfolgt, es herrscht wieder Kampfes-atmosphäre in Deutschland. Daß der Kampf sich zunächstnur in der Forin eines Streites zweier Rivalen um die maß-gebende Rolle im Staate abspielt, ist Nebensache. Die Waffen,mit denen er geführt wird, werden ihm bald einen anderenCharakter geben. Bismarck's Waffen sind die eiueS Revolutionärs— die Sozialdemokratie hat keine Ursache, darüberungehalten zu sein.In Sachen des Internationalen Kongresses.Unter dem Titel:„Erklärung der sozialdemokratischenFöderation Englands in Sachen d«S nach Londoneinberufenen internationalen Gewerkschaft«?»»-grosses" geht unS folgender Aufruf mit der Bitte um Veiöffent«lichung im„Sozialdemokrat" zu:„An die Sozialdemokraten allerLänder.Genossen lUns« Freunde und Kampfgenossen, die Vertreter der Sozialdemokratieim deutschen Reichstage, haben kürzlich einen Aufrof an dt« Arbeiteraller Länder erlassen, mit Bezug auf den internationalen Gewerkverein»-Kongreß,«elcher kommenden November in London abgehalten werdensoll.Das Parliamentary Committee der englischen TradeS-UnivnS hat bekanntlich den Beschluß gefaßt, und zwar aus Grund einer zwanzigjährigenPraxis, auf dem internationalen GewerkvereinS-Kongreß nur diejenigenzuzulassen, welche einen Gewerkverein vertreten; in Folge dieses Be»schlufl-S nun suchen unsere Genossen im deutschen Reichstag diearbeitende«lasse aller Länder zu bestimmen, an dem englischen Kongressenicht Theil zu nehmen.Wir bedauern, daß unsere deutschen Freunde eS nicht für richtig ge<halten haben» uns zu befragen, bevor sie diesen Aufruf erließen u„ddamit die Verantwortung auf sich luden, eine wichtige und viel ver-sprechende Bewegung zu durchkreuzen.Wir sind die kämpfenden Vertreter der Sozialdemokratie Englands,wir haben durch die Gefahren, welchen wir uns auSg-sttzt haben, sowiedurch die gebrachten Opfer erwiesen, daß wir uns völlig in den Dienstder Partei stellen, und ist eS zum großen Theil unsern Bemühungenzuzuschreiben, daß die Führer der englischen TradeS-Unions so weit ge»bracht wurden, diesen internationalen GewerkvereinS'Kongreß überhauptin'S Werk zu sitzen.