Unternehmer und Unterstützung im Ausstand befindlicher Arbeiter-Ver- Vereinigungen. » In B-zuz aus die Streitursachen gibt der Bericht folgende interessante Daten: Abschaffung von Stückarbeit.... Abänderung des Zahltages.... Maßregelung von Uiion-Leuten.... Entlassung von Angestellten.... Entlastung von Vorleuten.... Anstellung von Nicht-Unionleuten Ausgleich der Löhne..... Verlängerung der Arbeitszeit.... Lohnerhöhungen.. Lohnerhöhung und Abschaffung der Auszahlung in Wirthschaften...... Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit. Lohnerhöhungen und Union-Regeln. Sonstige Lohnerhöhungen.... Verschiedene Ursachen..... Nicht-Auszahlung der Löhne.... Zahl der Lehrlinge...... Verhaßte Angestellte..... Verhaßte Strafen...... Verhaßte Vorleute...... Verhaßte Regeln...... Gegen das Kontraktsystem.... Gegen Samstag-Nacht-Arbeit.... Gegen Anwendung von Schubkarren Reduktion der Arbeitszeit.... Lohnreduktionen...... Weigerung, geboykottete Kohlen zu verladen Weigerung, geboykottete Kohlen und Fracht zu verladen....... Weigerung, geboykottete Fracht zu verladen Weigerung, geboykottetePatterns" anzuwenden Weigerung, Nicht-Union-Material zu verarbeiten Weigerung, die Knights of Labor anzuerkennen Weigerung, die Regeln der Knights os Labor an- zuerkennen....... Weigerung, die Union -Regeln anzuerkennen Weigerung, Union-Regeln bezüglich der Arbeitszeit anzuerkennen...... Rivalistrendc Arbeiterorganisationen Samstag-Halbseiertag..... Unterstützung anderer Gewerke Anwendung von Maschinen.... Von den einberichteten Streiks wurden«96 aufgegeben. Dies ei wahrscheinlich ein Beweis, daß dieselben übereilt angefangen worden dien, beweise jedoch nicht, daß Streiks überhaupt unnöthig oder unklug eien. Streiks dürsten nicht nach ihren Resultaten beurtheilt werden. Streiks wurden entweder durch Schiedsgerichte, durch persönliche Ueber- »inkunst zwischen Arbeitgeber und Arbeiter oder durch«rbeiterorganisa- tionen beigelegt. Hier find folgende Daten beigefügt: Streiks wurden beigelegt durch Schiedsgerichte...... Staats-Schiedsgericht..... Mayor von Rochester..... Nebereinkommen...... Uebereinkommen mit Arbeitern Uebereinkommen mit Organisationen Keine förmliche Beilegung.... Aufgegeben....... Nicht berichtet....... (Schluß folgt.) 2 -2 11 a «2 II? » Ä 469 42 55 41 16 »3 12 100 2 « ? 1b 2 2 2 153 20 52 34 2b 18 3 12 2 32 22 8 23 148 « e i i 5 21 «67 52 «23 41 AuS Frankreich . Pari«, 14. April 1888. Neber den Kamps des Pariser Gemeinderaths für das Recht, bei Vergebung von städtischen Arbeiten ac. die Arbeitsbedin­gungen zu normircn, habe ich Ihnen bereit» geschrieben. Derselbe hat sich in den letzten Tagen des Ministerium Tirard immer mehr zu- gespitzt, und ist auch jetzt noch nicht zum Austrag gebracht. Die Ge- Äieinderäthe, welche als KommisstonSmitglieder der Vergebung der kommu- nalen Arbeiten beizuwohnen haben, verweigern ihre zu deren Geltung erforderliche Anwesenheit bei denselben so lange, al» sie nicht auf Basis der von der Stadtvertretung Beschlossenen Bedingungen erfolgen. Wenn da» Ministerium Floquet in Bezug auf diese Situation nicht Wandel schafft, so steht die Auflösung deS Gemeinderaths und die AuS- fchreibungen von Neuwahlen für denselben binnen Kurzem bevor. Letztere würden aber der Regierung eine empfindliche moralische Ohrfeige zu- ziehen, denn da» GroS der Pariser Arbeiter steht hinter seinem Ge- meinderath, wie sich schon in verschiedenen Versammlungen und besonders in einem großen Meeting gezeigt hat, welche» 51 Gewerkschaften und korporative Gruppen in der Halle der Arbeitibörs« abhielten. Ed. Vail - lant legte der zahlreich besuchten Versammlung das Wesen des Konflikts zwischen Regierung und Gemeinderath und die Haltung deS letzteren klar, deleuchtete die Konsequenzen der dadurch geschaffenen Situation und forderte die Wähler auf, ihre Schuldigkeit zu thun, wenn die Auflösung erfolgen sollte, wie der Gemeinderath seine Pflicht erfüllt habe. Die Anwesenden nahmen eine Resolution an, welche den Gemeinderät hen volle Anerkennung aussprach, dieselben aufforderte, bei ihrer Haltung zu verharren, und ihnen den Beistand des Pariser Proletariats zusicherte. Wie nöthig eS ist, daß die Regelung der Arbeitsbedingungen nicht der Willkür der einzelnen Ausbeuter überlassen bleibt, sondern daß der Staat dieselbe in die Hand nimmt, zeigt auch die in letzter Zeit wieder er- wachte Bewegung gegen die StellungövermittelnngSbureauS. Die Gewerkschaft der Friseure, Barbiere und Haararbeiter, sowie die der Taglöhner aus der Lebensmittelbranche haben ein« Reihe von Versamm- lungen abgehalten, in welchen sie mit großer Energie die staatliche Auf- Hebung aller Bermittelungsbureaus und die Regelung der Vermittelung von Arbeit und Stellen durch die Gewerkschaften verlangen. An die Meeting« schlössen sich Demonstrationen auf der Straße an. Die Ver- sammelten zogen in kompakter Masse vor verschiedene BureauS und rissen deren Schilder und Plakate ab. Die Polizei war natürlich sofort bei der Hand, um mit gewohnter Brutalität gegen die Manifestanten einzu- schreiten, nur hat sie dabei den Bock geschossen, drei Reporter reaktionärer Zeitungen, darunter den Berichterstatter deSJournal de» DöbatS", eines der verlumptesten Blätter, das je mit Druckerschwärze hergestellt worden, gehörig zuzurichten. Da» unerhörte Ereigniß, daß die liebe Polizei au» Versehen etlichem journalistischen Federvieh die Süßigkeiten derEr- ziehungSmittel für den Pöbel" kosten ließ, hat«inen Sturm der Ent- rüstung just in derjenigen Presse wachgerufen, die eS fönst mit unver- S olener Freude und Genugthuung begrüßt, wenn die Polizei friedliche lrbetter niederschlägt und deren Frauen und Kinder mißhandelt. So etwas gehört zur Tagesordnung,kommune Arbeiter" haben die polizei- «che Brutalität stets verdient; die noblen Journalisten aber j, Bauer, das ist ganz etwas Anderes, da fordern die reaktionärsten Organe die Absetzung deS Polizei-Jnspektors, der die Stadtsergeanten kommandirte. Einiger Vorkommnisse in der Arbeiterpreffe habe ich noch zu erwähnen. DasProletariat" des Herrn Brouffe hat das Manifest der deutschen Reichstagsabgeordneten, in welchem dieselben von der Theilnahme an dem von dem Komite der englischen Gewerkschaften einberufenen inter - nationalen Kongreß abrathen, nicht abgedruckt. Dagegen veröffentlicht «S mit offenbarer Freude in seiner letzten Nummer die Antwort der englischen sozialdemokratischen Federation, welche eine gegentheilige Taktik empfiehlt. Freilich werden auch dort die Macher an der Spitze der TradeS-UnionS al» Verräther der Arbeiterfache bezeichnet, und trotz der Freude, welche die Erklärung im Allgemeinen Herrn Brouffe bereitet hat, muß eS ihm daher schwer genug geworden sein, den betreffenden PassuS mit abzudrucken, denn eS waren ja gerade die als Berräther hin- gestellten Herren, mit denen zusammen er seinerzeit die Verbrüderungs« komödie in Paris in Szene fetzte. Damals sollte eS dem Vertreter der Deutschen Sozialdemokratie nicht gestattet sein, die Herren Broädhurst als Agenten der Bourgeoisie zu kennzeichnen, und jetzt? Jetzt erklärt sich derselbe Brouffe mit einem Manifest einverstanden, welches alles bestätigt, was er vor wenigen Jahren mit dem Bannfluch belegte. DaS ist in der That sehr possibilistisch.-- Seit etlicher Zeit schon hat man in weiter stehenden sozialistischen Kreisen mit großem Erstaunen sich darüber aufgehalten, daß hervor- ragende Glieder der posstbilistischen Fraktion in der Redaktion desCri du Peuple" blieben, obgleich dieses Blatt, dessen Besitzerin, Madame Severine, zwischen Boulangismus und Anarchismus schwankt, ihr Intimus und Mitarbeiter ist Redakteur derCocarde", eines zynisch boulangistischen Blattes geworden in der Frage Boulanger keine ent- schieden« Stellung einnahm, bei der Leitung vielmehr eine Strömung zu Gunsten des Generals deutlich durchblickt«. Das Zusammentreffen dieser Thatsachen trug dazu bei, Vielen die Augen zu öffnen über den Werth des Blatte«, das Vorgehen der Posfibilisten und die korrekte Haltung, welche die Kollektivisten(Guesde, Deville ic.) beobachteten, als sie im vorigen Jahre aus demCri du Peuple" ausschieden. Seit einigen Tagen nun dokumentirt ein neues BlattLe Parti Ouvrier"(die Ar- beiterpartei), daß sich eine Scheidung zwischen den posstbilistischen und wie soll man gleich sagen? den industriellen Elementen desCri du Peuple" vollzogen hat. Briffac, Labusquiäre, Marouck, Dalle, Jouy k. find aus dem letztern Blatt ausgetreten und lassen mit I. Allemane zu- sammen eine neue tägliche Zeitung erscheinen. Der Schritt war nicht nur eine Nothwendigkeit vom prinzipiellen Standpunkt aus, er war schon eine Forderung des einfachen bürgerlichen Anstandes, und wäre er früher geschehen, so hätte er mehr Lob verdient. So erinnert er, und die Art und Weise des Austritts etwas an ein bekanntes Sprichwort. Es ist nämlich offenes Geheimniß, daß derCri du Peuple", seitdem ihn die Kollektivisten verlassen, rapid gefallen ist; während er früher fast in 30, 000 Exemplaren verkauft wurde, setzt er jetzt kaum noch«000 ab, so daß sein Eingehen erwartet wird. Die erste Nummer des neuen Blatte» ist fast ausschließlich mit der Frage Boulanger ausgefüllt, in der es die korrekte Haltung zeigt, welche alle sozialistischen Fraktionen Frankreichs charakterisirt hat. Ob sich Pyat dem neuen Organ anschließen oder imCri" bleiben wird,*) weiß man zur Stunde nicht, da derCri" merwürdiger Weise kein Wort über den Austritt feiner meisten Mitarbeiter verliert, ebenso wieLe Parti Ouvrier" nur eine kurze Mitth-ilung der Thatsache, ohne Kommentar und Motivirung enthält. Alles dies muß um so mehr über- raschen, da LabuSquiöre, Marouck ic. noch bis den letzten Tag imCri" daS Wort führten. Dem neuen Organ ist nicht nur krästiges Gedeihen zu wünschen, sondern vor Allem Beiseitelassen der Personenfrage und kleinbürgerlicher Steckenpferde, welche die Wirksamkeit einiger recht wohl- meinender und thätiger Männer nicht zur rechten Entfaltung gelangen lassen. On. Sozialpolitische Rundschau. Zürich , 18. April 1888. Eine Frage. In derKanzler kr isi»" mußte sich natürlich auch der S t ö ck e r vernehmen lassen, und er that es in einem Artikel des christlich konservativenReichsboten". Hören wir, wie der Rann Gottes für die demonstrative Jgnorirung, welche er von Friedrich III. erfahren hat, sich als guter Unterthan und Christ an seinem König von GotteS Gnaden rächte. Es heißt in dem erwähnten Blatte wörtlich: Wie der kleine Sohn des Kronprinzen neulich meinte, Kaiser Wilhelm müsse doch wohl auch seinen Säbel mit in den Himmel genommen haben, so ist in den Gedanken des Hohenzollernprinzen wie auch im preußischen Volke der König undenkbar ohne den Säbel. Der König muß Soldat und oberster Kriegsherr sein, aus datz Sein und Nichtsein de» Staate» ihm immer persönlich nahetreten und da» persönliche Eintreten dafür ihm immer vor Augen stehe. Diese Auffassungen sind ein Produkt preußischer Geschichte und sind als solche unaustilgbar, und der frei- sinnigen Presse wird e» nicht gelingen, englifch-parlamentarische Vor- stellungen und Einrichtungen in Preußen einzubürgern." Mit andern Worten: Friedrich III. muß von Rechtswegen herab von seinem Thron, denn er kann den Säbel nicht mehr sühren, nicht mehr persönlich fürSein und Nichtsein des Staate»" ein- treten. Der Säbelprinz gehört an die Spitze des Staates." Liberale Blätter sind über diepfäsfische Schamlosigkeit", die in diesen Sätzen liegt, ganz außer sich. Nun, vom Stöcker hat ja auch Niemand Beweise von Anstands- und Schamgefühl erwartet. Jede Betrachtung über die moralische Seite seiner Buseinandersetzungen können wir uns daher ruhig ersparen. Dagegen wollen wir einmal die politischen Konseqnenzen derselben etwas weiter ausdenken. Wer König von Preußen sein will, muß im Stande sein, selbst den Säbel zu sühren. Schön. Nehmen wir nun an, Wilhelm I. wäre am 2. März noch einmal mit dem Leben davon gekommen. Würde der 92jährize besser im Stande sein, den Säbel zu führen, als sein am Hals erkrankter Sohn? Niemand wird das behaupten wollen. Ja, wenn wir uns recht erinnern, so wurde in den letzten Jahren oft von gutgesinnter Seite daS hohe Alter deS Verstorbenen und fein« Unfähigkeit, die Strapazen eines Krieges mitzumachen, als eine Garantie seiner f r i e d- fertigen Gesinnung hingestellt. Wie nun, wenn Jemand unter Wil - Helm dem Ersten als unerläßliche Bedingung für einen König von Preußen die Fähigkeit hingestellt hätte, persönlich für Sein und Nichtsein deS Staates einzutreten", d. h. verblümt aber darum doch ganz deutlich erklärt hätte: Da der alte König als Soldat invalide ist, muß er von Rechtswegen abtreten würde der Stöcker, würde die Berliner Staatsanwaltschaft das auch soganz in der Ord- nung", so gar keine Majestätsbeleidigung oder A u f f o r d e- rung zum Hochverrath darin gesunden haben? Oder, wenn wir die Vergangenheit vergangen sein lassen, und uns mit der Zukunft befassen: über kurz oder lang wird Wilhelm II. den Thron von Preußen besteigen. Nun ist es mit der Gesundheit dieses theuern Freundes" des biederen Hospredigers bekanntlich auch nicht zum Besten bestellt, vielmehr sehr leicht möglich, daß sein Ohrenleiden weiter um sich greift, und ihm die Führung des Säbels ebenso wenig erlaubt, al» seinem Vater die Halskraniheit es gestattet. Wird man dann die Worte des hofpredigerlichen Organs wiederholen dürfen? Und endlich, da nun einmal die Menschen verschiedener Ansicht darüber sind, welches gerade die für einen Regenten unerläßlichsten Eig-nschaftm und Fähigkeiten sind, sollte nicht, waS für die Anhänger deS Militär- staatS recht ist, für die Gegner desselben billig sein, vorausgesetzt, daß sie nur die nöthige Anhängerschaft hinter sich haben? Bei der- notorischen Gerechtigkeitsliebe de» Stöcker und seiner Leute und Angesichts des unbeugsamen RechtsfinneS der Wächter der Justiz in Deutschland sind wir über die Antwort aus unsere Frage keinen Augen- blick im Zweifel. Wir nehmen daher die obigen Sätze deS Stöckerblatte» zu unseren Akten. Zu den beliebteste» Kanipsinittelu BiSmarck'ö gegen seine Politischen Gegner gehört die Verdächtigung derselben al» Verbündete oder Agenten fremder und namentlich feindlicher Re- gierungen. Wer nicht durch Dick und Dünn mit Bismarck geht, wer nicht, sei e» in der inneren oder der äußeren Politik, jeder Parole Bis- marck'S blindlings gehorcht, ist ein Reichsfeind ein Römling, ein Welse, ein Französling, ein Agent Englands, wie eS grade die politische Konstellation des TageS mit sich bringt. Nun, wie so manche andre Mittelchen der vielangestaunten Bismarck'schen Diplomatie zeichnet sich auch dieses keineswegs durch Originalität aui eS ist schon früher und in anderen Staaten angewendet worden, in keinem freilich mit so großer Beharrlichkeit als in Preußen. Höchsten» könnte man Bismarck da« Verdienst zusprechm, eS zum System erhoben zu haben. Aber auch mit diesem, moralisch ohnehin sehr zweiselhasten Verdienst hat e» seinen Haken. *) Er hat seitdem seinen Austritt erklärt. Red. d.S.-D.' Es ist in diesen Tagen viel von denTraditionm des preußischen Regierungssystems" gesprochen worden. Diekönigstreue" Pfaffen- und Militärpartei hat sie zur Abwechslung einmal gegen den derzeitigen König von Gottes Gnaden" ausgespielt, vermuthlich um die Stimmung des krankengeliebten Herrschers" zu erhöhen; und in der That ist soviel richtig, daß, wie alle despotischen Regierungen, so auch die preußische ihre Staatsmaximsn und Usberlieserungen hat. Für Preußen ist unzweifelhaft lange maßgebend gewesen die Denkschrift eines preußischen Staatsmanns aus dem Jahre 182 2. Dieselbe findet sich in den von dem badischen Liberalen C. W e l ck e r herausgegebenenWich- tigen Urkunden für den Rechtszustand der deutschen Nation"(Mann- heim, 1844) und entwickelt eine Reihe von Vorschlägen, den Einfluß Preußens in Deutschland wiederherzustellen, zu begründen und zu er- weitern", d. h. wie eS zu machen sei, damit allmälig Deutschland durch Preußenwie mit einer Kette umzogen" werde. In dieser Schrift nun, die fast Satz für Satz die Politik vorzeichnet, die Bismarck und sein Herr und König Wilhelm später in den deutschen Angelegenheiten besolgten, und die bald der Genialität des Einen, bald dem weitsichtigen Patriotismus deS Andern zugeschrieben wird, heißt eS am Schluß wörtlich: Es schiene wünschenswerth und selbst beim Festhalten an der österreichischen Allianz nicht unerreichbar, daß, wie es vor dem Be- ginn der französischen Revolution der Fall war, Preußen al» der Musterstaat angesehen und seine Schriftsteller wieder die ton« angebenden in Deutschland würden, und die» Resultat dürfte unvermeidlich sein, sobald, wie schon erwähnt, das demokra­tisch-revolutionäre Treiben und die süddeutsche Konstitutionalität depopularisirt worden wäre. Es verdiente dabei eine reifliche Prüfung, ob, da jene Partei nun doch einmal an der Entwicklung und Geltendmachung ihrer Theorie von dem Publikum nicht gehindert werden mag, es nicht rathsam wäre, sie gleichfalls, nach dem Vorspiel der englischen und sran- zösischen Regierungen, in ihren Leitern und Organen einer indi- rekten, aber krästigen öffentlichen Diskussion zu unterwerfen, al»«S nicht allzuschwer sein dürfte, gegen jene Grundsätze und Einrich- tungen bei den besonnenen und richtig urlheilenden Deutschen die National-Eitelkeit und-Ehre ins Spiel zubringen, indem mau dieselben als von einer nebenbuhlerischen Nation ausgehend, durch Bildung von Parteien im Sinne des Auslands wirkend, darstellte." Das ist vor sechsundsechszig Jahren geschrieben, als der große, der unübertreffliche Staatsmann noch die Schulbänke drückte. Wie sklavisch er nach diesem Rezept handelt, zeigt jeder Blick in seine Rep« tilienpresse. Man könnte dreist sagen, es ist überhaupt das einzige Kampfmittel, das er gegen seine politischen Gegner zur Verfügung hat, denn wann hat er gegen solche anders als mit dem Mittel der Ver- dächtigung gekämpft? Wann hätte er dem Gegner die ehrliche Ueber« zeugung von der Güte und Richtigkeit der versochtenen Sache, uneigen« nütziges Wirken nach bestem Wissen und Gewissen zugestanden? Söld- linge Oesterreichs , Römlinge, französische, englische, weifische Agenten, Reichsfeinde, Antinationale d a S sind die Titel, welche die Opposttton gegen die Bismarck 'sche Regierungsweise nacheinander eintrugen. Sechsundsechszig Jahre ist diese Taktik alt, und sie verfängt noch immer. Heiliger Oxenstierna! Wie wenig Witz gehört doch dazu, die Welt zu düpiren! Apropv»Agenten des Auslands". Einen Vorwurs haben wir in dieser Beziehung, seit Bismarck am Ruder ist, noch nie erheben gehört den, Agent Rußlands , von Rußland ge- kauft zu sein. Merkwü rdig, da doch gerade derRubel auf Reisen" eine so bekannte Figur in der ruffischen Politik ist. Oder gehört Ruß- land nicht zum Ausland? U. A. w. g. Wozu es gemacht wird. Man schreibt unS: Als derSozial' demokrat" neulich mittheilte, die heftigen Polizeiorgien der letzten Wochm und die verdoppelten Hetzereien der Spitzelpresse gegen die Sozialdemo« kraten stünden mit dem Bestreben Bismarcks,wieder in den Sailel zu kommen", in Verbindung, da konnte man kaum ahnen, daß eine offiziös« oder selbst eine offizielle Bestätigung so bald erfolgen würde. Der- artige Dinge pflegen eigentlich in der Regel überhaupt nicht bestätigt, sondern im Gegentheil recht heftig abgeläugnet zu werden. Und zwar aus guten Gründen. Auch diesmal wäre eS gewiß bei der alten licht- scheuen Lügenpraxis geblieben, wenn nicht der offiziöse Apparat, ja man kann sagen, die ganze Bismarck 'sche Regierungsmaschinerie etwas in Nn- ordnung gerathen wäre. Jndeß wie dem sei um dem Kartellrummel zu Gunsten der HauSmeierei einen scheinbaren Rückhalt zu geben, wurde in derKreuzzeitung " und anderen Polizeiorganen dieser Tage erzählt, nach den Berichten, welche dem Ministerium des Innern über die Lage und Stimmung des Landes zugegangen seien, dürfe eS als sicher betrachtet werden, daß der Rücktritt des Fürsten Bismarck von allen Freunden der Ordnung und des Vaterlandes al» ein« öffentliche Kalamität empfunden, unb daß die lebhaftesten Befürchtungen an diese Eventualität geknüpft würden. Nun, das Ministerium des Inneren, daS ist das Ministerium de» Spitzelchess Puttiamer, unddie Freunde der Ordnung und des Vaterlandes", deren Gesühlsergüsse derselbe zu empfangen pflegt, sind die unter dem Namen Spitzel in verschiedenen Varietäten: Lockspitzel, Schmierspitzel(alias Reptil), Horchspitzel u. s. w. bekannten Nicht-Gentlemen. Im Interesse der Ordnung muß Bismarck mit seinem Puttkamer und seiner Spitzelarmee im Amte bleiben so lauten die Berichte, und um sie etwas eindringlicher zu machen, mußte« als handgreifliche Beweismittel die MassenhauSsuchungen und Massenverhastungen in Szene gesetzt werden. Ein anderer Grund hat für diese Maßregel absolut nicht vorgelegen, und unter anderen Verhältnissen daS heißt, wenn nicht die Roth- wendigkeit gefühlt worden wäre, das neueste Spiel de« HauSmeierS zu unterstützen, so wäre sogar nach sozialistengesetzlicher Praxi» nicht eine einzige Verhaftung, und statt einiger hundert Haussuchungen höchstens ein halbes Dutzend vorgenommen worden. Wir wünschen nur, daß die Ausländer, die für das Labyrinth der inneren Politik Deutschlands keinen Ariadnefaden haben, sich diese Thatsache zu Gemüth führten. Und genau wie mit den neuesten MassenhauSsuchungen und Raffen« Verhaftungen verhält essichmitsämmtlichenPolizeiaktioneo gegen die deutsche Sozialdemokratie. Sie zielten all« ohne AuS« nähme nur auf Eins hin: die Unentbehrlich k ett der Polizei« diktatur und deS BiSmarck 'schen Regiments den etwa Zweifelnden vor Augen zu führen. Wir haben nicht den geringsten Zweifel, daß es uns vor jedem unparteiischen Gerichtshof der Welt ge« linge n würde, diesen Beweis aktenmäßig bis in die kleinsten Detail» hinein zu erbringen. Kurz, nicht Gefahren, die Seiten» der Sozialdemokraten gedroht hätten, oder die auch nur befürchtet worden wären, habe» den Anlaß zu dem Sozialistengesetz und dem jetzigen Dragonnaden-Regt« m e n t gegeben, sondern dieStaatsraison", welche sich nach dem Grund- satz desDer Staat bin Ich" in der Person des Hausmeiers verkörpert, und die Diktatur dieser Person zum Zweck hat. Dem naiven Ausländer, der uns vielleicht entgegnete, das sei doch zu unmoralisch, was wir dem deutschen Reichskanzler zuschrieben, ertheilen wir den Rath, sich die brutaleHatz anzusehen, welche jetzt gegen den todtkranken deutschen Kaiser und dessenenglische Frau" in Szene gesetzt wordenist. Beschimpfungen der pöbelhaftesten Art in Hunderten von Zeitungen Beschimpfungen, die unter anderen Verhältnissen unbedingt Majestät»« beleidigungSgprozesse zur Folge gehabt hätten und die» Geschimpfe all' dieser hunderte von Zeitungen direkt veranlaßt von den Leuten des Fürsten Bismarck! EinAdreflensturm", um den Kaiser zur Unterwürfigkeit unter seine» Vasallen" zu zwingen, und all' dies««dressen, all- diese boulangistisch- plebiszitterischen Kniff« und Pfiffe auf den direkten Befehl deLFÜrsten Bismarck ! DaS weiß Jedermann in Deutschland , allein Niemand wagt e« zu sagen, oder wenigsten» keine Zeitung wagt«S zu drucken, weil ein Strafantrag wegen BiSmarckbeleidigung.wo nicht gar wegen Majestätsbeleidigung so gewiß wäre, wie zwei mal