Uebrigens wird daS Kaliber der Bismarck schzn Mitarb:iter ein immerbedenklicheres— es ist eine stäiige Verschlechterung der Qualität zu be-Werken. Die einzigen, über den Durchschnitt emporragenden„Mit-arbeiter" und Rathzeber, die der Blut- und Eisenmann überhaupt gehabthat: Wagener und Bucher— haben sich längst von ihm zurückge-zogen, der erstete, weil er in dem famosen Gründerskandal-Spektakelvon seinem„Freund" feig im Stich gelassen wurde— der andere, weilihm die Sache seines„Patrons" doch zu anrüchig wurde und zu vieleintellektuelle wie sittlich-„Desekte" zu Tage traten. Die Pindter,Schweinburg, Schlieben,„Büsch'chen" und ähnliches seile Gesindel, dassür 1 Mark pro Tag m e h r jeden Augenblick bereit ist, den„Chef"-n den Mehrbietenden zu verkaufen, bieten natürlich einen sehr schlechten�Jedenfalls ist dieses allmälige, aber unaushaltsame„Herunter-kommen" charakteristisch für den Mann und das System BiS-"'Je niedriger jedoch die Qualität, desto größer die Zahl unddesto bester die Drillung der jetzigen Kreaturen, die, militärisch einge-übt, aufs Wort pariren— und mit der Familie Bismarck(denBismarck' s, Rantzau's. Puttkamer'S u. s. w.) und derDynastie Tyras zu einem dichten Netze„verfilzt" sind, das so festist, daß es bisher aller Zerreißungs-Verfuche des neuen Kaisers gespottethat. Die Quantität ersetzt also auch hier die Qualität.— Die Reihe der konventionellen Lüge« wächst fortwährendund ei leben sich auch beständig neue Kategorien an. Unter den neueren«Äegorien ist die k° n v e n t i° n e l l e P° l i, e i- u n d S t a a t s-anwaltSlüge wohl eine der reichhaltigsten. Sme der gröbsten undbeliebtesten Staatsanwaltslügen, die schon in früheren Prozesten eineRolle aespielt hat, wurde in dem letzten Leipziger Sozialistenprozeß vondem sattsam bekannten Häntzschel wieder aufgetischt. GenannterHäntzschel schrie nämlich(richtig s p r e ch e«kann er nicht)- D i«So, ,a l-demokraten werden von rhren„Führern zumBelügender Staatsanwälte und Richter förmlrch erzogenund instruirt."Wir haben hierzu Folgendes zu bemerken:_,,„Wenn der Häntzschel ein einz i g e« W o r t, erne ernz, geZeile»orbringen kann, womit diese seine Behauptung auch nurzumSchernegerechtfertizt wird, so erklären wir uns feierlich bereit, Alles, was wirbis jetzt gegen ihn geschrieben haben, rückhaltlos und ohne Einschränkungeniurückzunehmen, und dem Häntzschel formell Abbitte zu�Bis" dahin aber erklären wir ihn für einen Lügner und Ver-leumder. �...Niemals ist unseres Wiffen» innerhalb unserer ganzen Parterbewegungirgend etwa« gesprochen oder geschrieben worden, waS zu einer solch'Monströsen Verdächtigung Anlaß geben könnte. Wir— und wenn manso will, die„Fuhrer"— haben bei verschiedenen Gelegenheiten vor denKniffen und Lügen der Staatsanwälte»c. gewarnt, die z. B.Geständniste dadurch zu erschleichen suchen, daß sie einem Angeklagtenvorreden, ein Mitangeklagter habe„Alles g e st a«den.Ünd wir haben auch den Rath gegeben, in bestimmten Fallen jedeGussage zu verweigern. Allein das ist ein Recht, welchesselbst die d e u t s ch e Gerichtsordnung jedem Angeklagten gibt, und wel-che» außerdem so selbstverständlich ist, daß nur ein ganz roher und un-gebildeter Patron eS in Frage stellen kann.Daß es Staatsanwälten vom Kaliber des Häntzschel unangenehm sein«uß, wenn die Angeklagten, statt plump in die Falle zu gehen, vonihren, gesetzlich ihnen zustehendenRechten GebrauchWachen— das glauben wir gern, daS kann aber unsere bekannten Ge-fühle für diese Sorte von zweibeinigen Hetzhunden nur noch steigern.Gmug— der Häntzschel hat ewe Chance, sich in unseren Augen zu»ehabilitiren. Er hat nur den— von uns ihm wahrhastig bis an dieGrenze des Menschenmöglichen erleichterten— Beweis zu liefern, daß«r nicht gelogen hat.- Immer besser. AuS Stuttgart schreibt die„FrankfurterZeitung":„Im ersten Hefte der neu gearMM» ZAschrist �ustavydAlt"(Süddeutsches Verlagsinstitut, Emil Hänselmann in Stuttgart) fleht aufder letzten Seite:„Briefkasten der Redaktion: W. I. in St.: Biographien des verstorbenen Kaisers Friedrich werden wir schon in dennächsten Heften von bewährter Seite bringen." Die Redaktion führt sichwft dieser Notiz vielversprechend ein.DaS wollen wir meinen. Bester kann man gar nicht für die Unter-gvabung des monarchischen Prinzips wirken..I« Ausland, wo sie durch absolut keine Rücksicht gebunden sind,äußern sich die bismarckisch-reichSfrommen Blätter noch brutaler,«sohat, wie wir dem in Buenos Aires erscheinenden„Vorwärts" entneh-Wen. die bismarck-servile„Deutsche La Plata Zettung" neulich sogarschon„gehofft", Friedrich III. werde bald sterben.Diese Leute können dem verhärtetsten Republikaner die Röthe derScham inS Geficht treiben.— Mit welch' verbrecherischer Leichtfertigkeit die Staats-avwälte im„Reich der Gottesfurcht und frommen Sttte" mit der Exi-sten, und Freiheit der Arbeiter umgehen, dafür legt gegenwärttg derElberfelder Staatsanwalt Zeugniß ab. Seit Wochen und Wochenfitzen Dutzende unserer G-noffen in Elberfeld unter der wohlfeilen Be-schuldigung der Zugehörigkeit zu einer geheimen Verbindung in Unter-suchungShaft; wie die schwersten Verbrecher werden sie in Ketten zuden Verhören transportirt, und heute, nach Wochen, werden noch täglichin ganz Deutschland Haussuchungen vorgenommen, um nur irgendwoeinen Fetzen„Material" zur Begründung einer Anklage zu finden. Obdie schuldlos Jnhaftirten im Gefängniß krank werden, ob ihre Familienin» größte Glend gerathen, ob die Sorge für ihre Familien den Körperder Gefangenen zerbricht— gleichviel, die Schurkerei der Untersuchungs-al wird fortgesetzt! Der Skandal wird allmälig so groß, daß sogargerlich« Blätter dagegen«u murren anfangen, und eben erfahren wir.daß einer der Verhasteten bereits durch die Torturen der Untersuchungs.hast dem Irrsinn verfallen ist!Und angesichts solch' nichtswürdiger Zustände wagt man eS, unS einebeleidigende Sprache gegen deutsche Beamte und InstitutionenJUM Vorwurfe zu machen! Massen denn nicht solche Zustände jedenRechtlichd-nkenden empören und Einem die Fäuste ballen gegen die Ver-über solcher verbrecherischen Bubenstücke!— Was die Kartellbrüder Alles wünsche«» da» hat dieserTage der im IS. sächsischen Wahlkreis mittels frechm Wahlbetrugs zumR->chStagsabgeordneten durchgedrückte Advokat Temper in einer libe«ralen Wähl-rversammlung zu Z w i ck a« ganz unoerfroren ausgesprochen.Nachdem er in seinen Ausführungen über da» Sozialistengesetz sein Be-dauern über die Ablehnung de» Putty'schen Expatriirungs-Ge-setze» ausgedrückt, machte er einen anderen Vorschlag zur nothwendigenVerschärfung deS infamen Ausnahmegesetze».„Seine Meinung,"rief er mit Pathos,„sei, daß z. B. die Entziehung der Ehren-recht« bei den Führern sehr am Platze wäre. Es werdenja anderen Verbrechern!!) dieselben auch genommen, so daß alsodie Sozialdemokraten«icht mehr wähle« dürfte« und«icht«ehrgewählt werde« könnte«. Damit würde den Herrenschonder Sarau» gemachtwerdeu. Würden innerhalb zweiJahren nicht bessere Zustände eintreten, so würde da» GesetzVicht nur verlängert, sondern auch verschärft werden."„Bleich anderen Verbrechern"— ob Herr Temper seineKartellbrüder Jerusalem, Winkelmann, die Spitzbuben von der LeipzigerKreditanstalt, und die ungezählte Schaar sonstiger liberaler und konser-vattver Gauner darunter gemeint hat, die in den letzten Jahren für'»Zuchthaus reif geworden sind, nachdem sie vorher in allen Tonarten sichgegen die verbrecherisch« Sozialdemokratte als Vertreter der„Moral undOrdnung" aufgespielt— das vergaß er leider zu bemerken. Im Grundeläuft der Vorschlag natürlich auf daS Gleich« hinaus, was Bismarck-Puttkamer mtt der ExpatriirungSvorlage beabsichtigt hatten. DaS Sozia«listengesetz hat seinen Zweck, die Sozialdemokratte todt zu machen,trotz der zehnjährigen Polizei- und Gerichts. Iniainien eben nicht erreichtund sogar in de« preußischen Junkerschädeln die letzte Hoffnung»erstört,daß es diesen jemal» erreichen werde. Es hat die Sozialdemokratte nichteinmal mundtodt machen können! Und um die» zu erreichen, wollte«an die„Führer" außer Landes hetzen und durch eine Schreckensherr-schaft den Math der Zurückgebliebenen lähmen. Die Spitzel-Enthüllungenunserer Abgeordneten und die dabei erlittene schmachvolle Niederlage deSSpitzelministers haben Deutschland vor dieser neuesten Schmach desdeutschen Polizeiregiments bewahrt. Nun kommt das„honette Bürger-thum" und läßt durch einen Vertreter der vorjährigen„Hurrah-Kanaille"den alten Gedanken in neuer Form präsentiren— und bezeichnender-weise ist es ein„M a n n d e s Rechte 8", der diese„Verbrecher"-Jdeeals„patriotische" Nothwendigkeit preist.Für die Kartell-Majorität mag der Gedanke, der jedenfalls in derKartell-Fraktion das Licht der Welt erblickt hat, etwas Ver-lockendes haben, denn Niemand weiß beffer als die Kartellbrüder, welchplumpem Kriegsschwindel sie ihre„Majoritäten" verdanken, und Nie-mand weiß besser als sie, daß das Volk einem solchen Schwindel nichtzum zweitenmal« zum Opfer fiele— darum möchte man aus obige Weiseder einzigen wirklichen Oppositionspartei die Oeffentlichkeit verschließen!Wenn die Sozialdemokratie zu absolutem Schweigen gezwungen ist,dann ist sür das Bürgerthum die soziale Frage gelöst— über die Mittelmacht man sich keine Skrupel— und die Folgen— das ist eineFrage der Zukunft, über die sich der Philister sein Bischen Verstandnicht zerbricht.Hätte die Sache nicht ihre symptomatische Bedeutung und illustrirtesie nicht wieder einmal den geistigen Verfall und die vollständige Korrup-tion der bürgerlichen Gesellschaft, man könnte über diese neueste„ver-brecherische Thorheit" unserer Gegner wirklich lachen. Wie weit muß esmit der„Intelligenz der Nation" gekommen sein, daß ihre sittlichen Be-griffe noch unter die des preußischen Junkerthums gesunken sind!— Zur Versumpftheit de»„gebildete«" Deutschland.Die„Neue Zürcher Zeitung" reproduzirte jüngst mit vielem Behageneine von Herrn Konrad Alberti in der Berliner„Nattonalzeitung" ver-öffentlichte Verherrlichung Zürichs. Sie nennt sie ein freundlichesSträußch-n. Nun, dieses„freundliche Sttäußchen" enthält neben aller-Hand Geschmacklosigkeiten folgende Blüthe, die für Zürich nicht geradesehr schmeichelhaft ist, und die ein bezeichnendes Licht auf die geistigeVerfassung desjenigen wirft, der sie in das Sträußchen„hineingewunden":„Und es ist gewiß eine schöne Symbolik des Zufalls, daß sich dieobersten Bildungsanstalten Zürichs, Universität und Polytechnikum,aus dem höchsten und schönsten Punkte der Stadt befinden, von demauS man einen herrlichen Rundblick über den weiten See, die Hügel,die Stadt und die bis zu den Glarner Alpen aufsteigenden Berggipfelgenießt."„Eine schöne Symbolik des Zufalls!" Hat etwa der Zufalldas Polytechnikum dahingestellt, wo eS heute steht? Waren die Leute,die ihm diesen Platz anwiesen, Idioten, die nicht wußten, was siethaten? Das, und nichts anderes bedeutet wenigstens der Satz, deraber wahrscheinlich ganz anders lauten würde, wenn irgend ein Fürstden Platz ausgewählt hätte. Mindestens würde dann„tiefes Ver-ständniß für die Stellung der Wissenschaften" den erhabenen Gründerbestimmt haben ic.-c., da aber das Polytechnikum und die UniversitätZürichs keinen gekrönten Gründer haben, so ist'« nur„eine schöneSymbolik des Zufalls". Was brauche ich denn bei simplen Staats«bürgern dergleichen vorauszusetzen, wird sich Herr Alberti gedacht haben,als er seine Beobachtung niederschrieb, wenn er, da kein Fürst in Fragekam, es überhaupt der Mühe für werth gehalten, sich etwas zu denken.Es ist nicht das erste Mal, daß wir un» hier mit Herrn KonradAlberti beschäftigen. Wir hatten schon vor etlichen Monaten mit ihmzu thun, bezw. mit seinem Ausspruche, daß Schill»'? Beliebtheit nichtim Abnehmen begriffen sein würde, wenn er seinen Dramen n a t i o-nale Stoffe zu Grunde gelegt hätte. Das stand in WestermannsMonatsheften, der obige Ausspruch in der Nationalzeitung— beidesBlätter, die als Organe des„gebildeten Deutschland" gelten.Herr»lb»ti ist also Ein», der schon etwas vorstellt in d» literarischenWelt, der gewogen wurde und n t ch t zu leicht befunden. Das zeigtauf's Deutlichste, wie niedrige Ansprüche dieses„gebildeteDeutschland" heut an seine Schriftsteller stellt, welche geistige Ver«simpelung e» duldet, d. h. wie versumpft eS selb» ist.Gerade einem Deutschen müssen beim Anblick der Züricher Hochschul-gebäude Gedanken aussteigen, die auf das genaue Gegentheil von Sym-bolik des Zufalls hindeuten. Als in den Fünfzig» Jahren DavidFriedrich Strauß in Zürich>vur und in Gemeinschaft von Züricher Verehrern den Weg zum Polytechnikum emporstieg, da drehte er sich, obenangelangt, plötzlich um und sprach:„Meine Herren, Sie wiffen, ich binkein Republikaner, ich bin ein starrer Monarchist. Aber wenn ich hierda» Juwel von Zürich vor mir liegen sehe, so muß ich doch sagen:Wäre die Schweiz eine Monarchie, so stünde hier oben keine Hochschule,sondern entweder ein Schloß oder eine Kaserne."Strauß, so vorurtheilSvoll er in polttischen Dingen war, traf dochden Nagel auf den Kopf, als» über die„Symbolik" des Standorte»der Hochschule nachdachte. Es war eben die glorreiche Aera des zweitenKaiserreiches Bismarckischer Fabrik noch nicht angebrochen. Die Deutschenwarm noch nicht die grroße Nation.— Spitzelgewerbliches.„Als vor zirka drei Jahren," schreibtuns« Bruderorgan, der„Schwei, erische Sozialdemokrat",„in Bern dieProbenummer eine» sozialistischen Blattes„Die Morgenröthe desXX. Jahrhunderts" erschien, in welch» treuherziger Weise„guteBürg»" zur Bildung eine»„Brüderverbandes für Propaganda derMöglichkeit allgemeinen Glücke«" aufgefordert wurden, da meldeten sich— etwa 4 bis 6 Mann. Unter diesen zeigten zwei besondere» Interesse.Sie schrieben Beide wiederholt an den Verleger. Die erste Karte desEinen lautete:„Sehr geehrter Herr! Abonnire andurch auf Ihr ge-schätztes Organ, dem ich besten Erfolg wünsche!Ihr ergebenerE. Schapen, oauä. med., Bundesrain 14, II. Bern."Der Andere, der gleich für ein halbes Jahr das Blatt abonnirte, unter-zeichnete seine beiden Karten:„C. Schröder-Lrennwald, Zürich-RieSbach, Ottenweg 1(5."Diese werthvolle Unterstützung konnte leider sür die Fortführung desUnternehmens nicht genügen, und die betreffenden guten Bürger erwar-teten daher vergebens eine zweite Nummer.Nach dieser Erfahrung dürften Herausgeber neuer sozialistischer Blätternichts Unnützes thun, wenn fie die ersten AbonnementsanmeldungenUnbekannt« studirten. Man weiß ja, daß es erste Pflicht der Spitzelist, ihren Brodherren das„Neueste" in einschlägigm Publikationen zuverschaffen."Stimmt. Und was ein recht« Spitzel ist, der sorgt zugleich dafür,daß immer etwas„NmesteS" da ist.— Der Kapitalismus«n» die Unabhängigkeit der Presse.Wir lesen in einem Artikel deS„Phil. Tageblatt":„Kürzlich fand in Newyork ein sogenannte»„Preß-Festeffm" statt.Bei dieser Gelegenheit wurde ein hervorragend« Rewyorker Journalistaufgeford»t, einen Toast auf„die unabhängig« Presse" aus-zubringen. Lange weigerte sich d» Mann zu sprechen, mdlich ab» ließ« sich überreden, bemerkte, daß er bloß zu Vertretem d« Preffe undnicht öffentlich spreche, und sagte dann Folgende»:„ES giebt in Amerika nicht so Etwas wie eine unabhängige Press«,ausgenommen vielleicht in kleinen Landstädten. Sie sind all« Sklaven.Sie wiffen e» und ich weiß es. Es befindet sich Kein» unt» Ihnen,welch» wagen darf, ein« ehrliche Meinung auszusprechen. Sie wissenim Voraus, daß eine solche niemals im Druck erscheinen würde. Ichbekomme hund«tundsünfzig Dollars die Woche dafür, daß ich ehrlich«Anfichtm au» dem Blatte, an dem ich angestellt bin, fernhalte.Viele von Ihnen bekommen gleiche Gehalt« für den gleichen Zweck.Wollte ich eine ehrliche Anficht aussprechen, so wäre«» mit meinemB«ufe vorbei. D» Mann, der so närrisch wäre, eine ehrliche Ansichtzu schreiben, befände sich am nächsten Tag« ohne Beschäftigung auf d»Straße. Ein„testend»" Journalist muß die Wahrheit verdrehen, mußoffen lügen, muß verleumden und zu den Füßen des Mammon» liegen.Er muß sein Land und seine Mitmenschen für sein tägliche««rod, od«was ungefähr daffelbe ist, sür seinen Gehalt verkaufen. Sie wiffendie», und ich weiß e», e» ist de»halb lächerlich,«inen Toast auf die„unabhängige Presse" auszubringen. Wir find die Werkzeuge undDien« d» Reichen hinter den Koulissen. Wir find Hampelmänner. Sieziehen an d» Schnur und wir tanzen. Uns»« Zeit, uns» Talent,uns«e Fähigketten, unsere Aussichten find da» Gtgenthum And«».Wir sind geistig Prostttuirte."Ob d« Toast wirklich so gehatten wurde, od« ob hter nur ewe geistreiche P-rsifflage vorliegt, wollen wir nicht näher untersuchen. Sovie1ist aber sicher, daß er, was die übergroße Mehrhett der Zeitungen, undinsbesondere d»„großen Zettungen" anbetrifft, durchaus zutrifft. Undnicht blos in Amerika. Ueberall sehen wir die Preffe von Tag zu Tagder Herrschaft des Geldsackes unterliegen, zu einem reinen Geldgeschäft herabsinken. Das Maffenfabrikat, das natürlich nur von„kapttalkräftigen" Unter-nehmungen„lancirt" werden kann, verdrängt immer mehr die, wirklich«lleberzeugungen dienenden Blätter. Das Resultat ist allgemeine V»-flachung, jeder unbefangene Beobachter muß zugeben, daß das geistigeNiveau der Preffe von Jahr zu Jahr sinkt. Zum Teufel ist der Spiritus,die„Technik" ist geblieben. Die Preßverhältniffe zur Zeit als Laffalleseine Phuippika gegen die Preffe losließ, waren golden gegen die Zu-stände, die sich seitdem entwickelt haben. Und Laffalle's Vorschlag zurAbhülfe— der Preffe die Annoncen zu nehmen— wäre dem gegenübermachtlos, denn in Frankreich, wo die Preffe fast gar keine Annoncen hat,stehen die Dinge um kein Haar beffer, womöglich noch schlechter. Ge-rade die Pariser Journalistik liefert den besten Beweis dafür. DieFälle sind nicht einzeln, daß von einem Tag auf den andern das ge-sammte Redaktionspersonal auf die Straße gestellt und durch ein anderesersetzt wurde, weil die Besitzer, die Geldleute des betreffenden Zeitungs-Unternehmens, ein augenblickliches„Geschäft" machen wollten. Wie dieAktien anderer Industrien, werden auch dort die auf Aktien gegründetenjournalistischen Unternehmungen rein von der Frage der Rendite auLbehandelt, und wie die„Papierchens" einer Zuckerfabrik werden auch dieeiner Zeitung an der Börse ge- und verrauft. Die„France" und sogarder„revolutionäre", im sozialistischen Mantel sich präsentirende„Cri duPeuple" haben solche Redaktionshäutungen noch in jüngster Zeit überNacht durchgemacht.Und solange das heilige kapitalistische Wirthschaftssystem seine H»r-schaft behauptet, werden diese Erscheinungen nicht nur nicht aufhören,fondern was man heute pharisäerisch als„Auswuchs" bezeichnet, wirdRegel werden, allgemeinen Charakter annehmen und von großen Jour-nalen sich auf kleinere übertragen. Wir wollen hier ganz davon schwei-gen, daß heute schon in ganz Deutschland die sogenannte kleine Presseihre geistige Nahrung in Gestalt von Leitartikeln, Feuilletons, Rundschau-Notizen-c. aus großen und auf großem Maßstabe betriebenen„Fabriken"der sogenannten Korrespondenz-, Telegraphen- ic. Agenturen bezieht, diesammt und sonders entweder offen von den Regierungen gegründet od»fubventionirt werden, oder doch auf alle Fälle unter ihrem Einfluß stehenund von den Regierungen ihre offiziös angehauchte, tendenziöse Färbungerhalten.Dagegen kann nur die Abschaffung de» heutigen WirthschaftssystemSRemedur schaffen, und die Arbeiter können sich gegen diese Korrumpirungund Vergiftung des öffentlichen Geistes nur dadurch schützen, daß sie dieunter ihrer Kontrole erscheinende und für ihre Klaffenintereffen wirkendeArbeiterpresse thatkräftigst unterstützen.— Die„Sozialreform" in Deutschland, die ja in d» Thatnur ein Spottbild des Begriffes Sozialreform ist, hat trotzdem heuteschon in den Reihen der Fabrikanten ihre entschiedensten Gegner. Unddieselbe Erscheinung zeigt sich überall da, wo durch Arbeiterschutzgesetzenur die schlimmsten Auswüchse d» kapitalistischen Produttionsweiseetwas eingeschränkt werden sollen, oder wo gar, wie z. B. bei derUnfallversicherung, die Unternehmer zu finanziellen Leistungen herbei«gezogen werden. Da«tönt von Seiten der Fabrikanten sofort einJammergeschrei, als ob die Existenz d» ganzen Industrie in Fragekäme, und die„unverschämten" Arbeiter könnten von der Bourgeoisielernen, w i e man seine Klasseninteressen mit Nachdruck vertreten kann.Auch die Schwei, hat bekanntlich in den letzten Jahren durch einige«rbeiterschutzgefetze, deren Handhabung übrigen» noch viel zu wünschenläßt, den Forderungen der organisirten Arbeiterschaft einigermaßenRechnung getragen— und natürlich erheben auch hier die Fabrikantenvon Zeit zu Zeit ihren Protest. An der jüngsten Versammlung de»aargauischen Handel»- und JndustrievereinS sprach Fabrikant Jenny«Kunz von einer„Strömung im Schweizerlande, die auf einesystematische Einschränkung und Vexatton des Arbeitgeb«8 ausgeheund diese zwinge, hiegegen en«gisch Front zu machen." Bereits liegeetwas in der Lust; eine Organisation der Arbeitgeber«die derjenigen der Arbeit» nachgeahmt sei. Das„Zofing« Tage»blatt" begleitet diese Miltheilung mtt der Bemerkung:„Die Gefahrd» Reaktion gegen die durch maßlose Stürmer gewecktenübertriebenenPrätensionen derArbeiterschaft, aufwelche wir schon öfters hinzuweisen Gelegenheit hatten, scheint demnachnäher zu sein als wir glaubten."Nun, diese„Reaktion", vor welcher un» übrigen» nicht graut, be-merkt dazu der„Gütlianer", läßt sich erklären, ohne daß man der Ar-beiterschaft einen Tritt gibt. Die Arbeiterschutzgesetze sind ganz ein«fach vielen Arbeitgebern unbequem, weil sie ihnen naturgemäß gewisseVerpflichtungen auferlegen. Wenn einer gewohnt gewesen, seine Ar«beiter nach Belieben 12, 13 und mehr Stunden zur Arbeit anzuhalten,sie ohne Aufkündigung fortzuschicken, Zahltag zu machen nach Launeund wenn einer verunglückte, nicht darnach zu fragen, so liegt ihm«inGesetz, das ihn in solchen Dingen zur«enderungzwingt, eben nicht recht; statt d»„systematischen Einschränkung"möchte er lieber die alte, goldene Herrsch»- und Ausbeuterfreiheit.Worin sollen übrigens die„durch maßlose Stürmer geweckten über«trieben«» Ansprüche der Arbeiterschaft" bestehen? Wirklich über«trieben« Ansprüche finden ihre Korrektur in der Regel schon bei denArbeit«» selber; dann aber entscheiden ja, soweit die Gesetzgebung inFrage steht, die Räthe, in welchen kein einziger Arbeiter sitzt.Gefahr, daß zu Gunsten der Arbeiter über'» Ziel geschossen w»de,besteht somit schlechterding» nicht. Aber freilich, das bringen auch dieBundesbehörden nicht zu Stande, in solchen Fragen den Pelz zuwaschen, ohne ihn naß zu machen. Und da liegen die SchmerzendeS Herrn Jenny. Man möchte lieb» Nichts, oder wenn noch ein Ar«beitergesetz da ist, e» mit der Ausführung halten nach G u t f t n d e n."Uebrigens haben die Schweiz» Fabrikanten«S sehr gut verstanden,dem Privattnteresse, das ihr« Abneigung gegen jede Art Sozialreformzu Grunde liegt, ein opportunistische» politische» Ääntelchen umzuhängen,und daS katholische„ B a» l« r V o l k S b l a t t", das in der sozialenFrage ein« seltene Unbefangenheit zeigt, an der namentlich die deutschenChristlich-Sozialen katholischer Färbung ein Must» nehmen könnten,spricht nach dieser Richtung hin seine Meinung ganz unumwundenfolgendermaßen aus:„Es ist in den jüngsten Tagen nicht mehr so angenehm und lohnend,sich als Freund der Sozialreform zu bekennen. Der Wind hat umge«schlagen und verschiedene kleine Geister, die sonst trieften von sozialenRedensarten, fleht man jetzt geschäftig h»umschwi»en und fleißig Hol»zusammentragen, um Diejenigen zu verbrennen, welche von der Unztt«länglichkeit unserer modernen staatlichen und sozialen Ordnung zu sprechenwagen. AlS ob die gegenwärtige staatliche und soziale Ordnung ewig wäre iGing der konstituttonellen Monarchie nicht daS absolute Königthum voran»diesem die feudale Verfassung de« Mittelalter« und so weit» zurück?Unsere schweizerisch« Republik selbst erlebte in den verschiedenen Kantonendie Oligarchie, Aristokratie, daS Repräsentativsystem und die Demokratie.Eines verdrängte daS andere und doch glaubte noch jede» allein b»ech-tigt zu sein. Auf sozialem Gebiet soll die jetzige individualistische Kapttal«wirthschast sacrosankt sein, al» ob keine Zunftverfassung, keine Mark«genossenschaft ihr vorangegangen wären! Uns«« gegenwärtige Ordnungist da» Produkt einer Entwicklung, die Zett hat fie gebracht, die Zeitwird sie wegspülen, wie sie schon Manche» weggefegt hat. ES ist«invergebliche» Unterfangen, ein System, dessen traurige Folgen offen zwTage liegen, stützen zu wollen. Entweder hat man den Muth, die alsfalsch«kannten Prinzipien aufzugeben und den Versuch zu wagen, mffriedlich- Weise in neue Bahnen einzulenken; oder man ist gezwungen,durch die Entwicklung der im Prinzip liegenden Konsequenzen, die Riß«wirthschast zu einem Punkte zu führen, wo«in gewaltsamer Zusammen«bruch unvermeidlich ist."Natürlich ist diese Mahnung in dm Wind gesprochen— denn unseremBürg»thum fehlt sowohl der Muth als die Einsicht, und die Staat!«lenker thun ihr Möglichstes, durch brutale Ausnahmemaßregeln gegendie Vorkämpfer für die Idee einer neuen gesellschaftlichen Regelungunser» gesammten politischen und wirthschaftlichen Verhältnisse dieJntereffenblindm noch blinder zu machen und den Klassenhaß zu schüren,bis jener Zusammmbruch unvermeidlich ist!— Ueber die Innungen und ihre eigentlichen Endzwecke habendie deutschen Arbeiter sich ja niemals Jllusionm hingegebm und ihre