Geselle zu klein. Die deutschen   Sozialdemokraten haben das auch durch« weg begriffen sie lachen über die Rodomontaden der Fortschrittler, die sich das Verdienst desUmschwungs" zuschreiben und eine neue fortschrittliche Aera in Sicht haben. Die Rede Richter'« in der letzten Sitzung des preußischen Landtags (26. Mai) hat Puttkamer gestürzt!" Das ist das Leitmotiv der fortschrittlichen Blätter in erster Linie derFreisinnigen Zeitung" des Herrn Richter, der eS überhaupt nicht liebt, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Nun für solche alberne Selbstüberhebung kann man nur Hohn- gelSchter haben! Diese Fortschrittspartei, die in ihrer B l ü t h e z e i t Puttkamer nicht zu stürzen im Stand war, will ihn jetzt gestürzt haben, wo kein Fortschrittler mehr gewählt wird ohne die Hülse der Sozial« demokraten und des Zentrums, und wo man die ganzeFraktion" in ein paar Droschken packen kann! Es ist zum Wälzen. Nein, Herr Richter! Hand weg von demPuttkamerl Der gehört uns! Wir sind es, die seit seinem Amtsantritt fortwährend mit ihm ringen. W ir sind es, die ihm Keulenschlag um Keulenschlag versetzt haben. W i r sind es, die seine ganze hohle Nichtigkeit der Welt gezeigt haben. Wir sind es, die ihm in dem Reichstag   die Maske abgeriffen, seine schmachvollen, schmutzigen Praktiken enthüllt, ihn für ewige Zeiten in Gesellschaft der Elendesten der Elenden an den Schandpfahl der Geschichte mit ehernen Ketten gefeffelt haben l Den laffen wir uns nicht nehmen, und den lassen wir nicht loS. Ob er was keineswegs unmöglich bald wieder von dem liebenden Sohn in das Amt zurück- geführt wird, aus dem ihn der Vater entfernt hat, oder ob er vergessen und von den eigenen Leuten verachtet seine Pension und den klingenden Ertrag seiner staatsretterischen Thatigkeit in irgend einem Winkel der Erde verzehrt f ü r uns und von uns ist er gerichtet. Der kleine Unfall, der ihn soeben betroffen, stellt ihn in unseren Augen nicht tiefer als er schon gestanden hat. Und wir werden dafür sorgen, daß das Denkmal der Schande, welches wir ihm und seinen Helfers- Helfern gesetzt, thurmhoch sich erhebe. Aber die Helfers- Helfer dürfen nicht vergessen werden und vor Allem nicht der Chef" dieser Patrone, der sie am Schnürchen lenkte, und den die Verantwortlichkeit vor Allen trifft. Einzelheiten über dieKrise" werden die Genoffen nicht fordern. Was kümmert uns dieser Hof- und sonstige Klatsch? Und ist es nicht geradezu erbärmlich, wenn Hunderttausend« und Millionen jetzt das Heil erwarten von der Hand eines todtkranken Mannes? Die Sozialdemokratie das zeigt sich in diesem Augenblick wieder ist die einzige politischePartei, welche bei der Ent­wicklung der Dinge in Deutschland   noch ernsthaft in Betracht kommen kann. Was außerhalb steht, zählt nicht. Den IS. Juni. Borgestern rieb sich Puttkamer noch mit schmerzhaft-ingrimmiger Miene den Körpertheil, auf welchen ihn der Fußtritt seines Herrn und Meisters getroffen und heute bereitet er sich vergnügt-schmunzelnd auf die Rück« kehr in das wohlbezahlte(ja doppeltbezahlte) Ministerium vor» aus dem er vor acht Tagen so unzeremoniös hinausgeworfen wurde. Mors Imperator, der Kaiser und Kaiserbezwinger Tod, hat abermals seine schwarze Fahne auf ein Hohenzollernschloß aufgepflanzt und das programmwidrige Z w i s ch e n r e i ch neigt sich zum Ende. Kaiser Friedrich liegt im Sterben. Die D e u t s ch l a n d f a h r t, die er ein umgekehrter Hohenstaufe in tödtlich kalter Märzluft unter« nehmen mußte, um den Thron seiner Väter, von dem ihn der Haus« meier des alten Wilhelm mindestens ein Jahrzehntlang über die Zeit ferngehalten hatte, überhaupt noch besteigen zu können jene Fahrt aus dem warmen Süden in den rauhen, eisigen Nord, und die ver« schiedenenKraftproben", zu denen der treueBasall" seinenHerrn" gezwungen haben der unerbittlichen Krankheit, die an dem Lebens- mark des neuen Kaisers fraß, gewalttgen, gewaltsamen Vorschub geleistet und die Katastrophe beschleunigt.-- Er hatte noch harte Kämpfe zu bestehen in den letzten Tagen. Daß ein Hohenzoller sich zu derreichs- feindlichen" Weltanschauung emporgeschwungen, es gebe etwas Höheres alS dasritterliche" Soldatenspiel und den Puttkamer'schen Polizeisäbel, und das Wählen sei eine Posse, wenn die Wahlfreiheit nicht gewahrt werde das hatte die sämmtlichen Abtheilungen der großen Reaktions« armee in Harnisch gebracht und auf der ganzen Linie entbrannte der Kampf gegen den rebellischen Monarchen, der sein Fürstenwort so staats- gefährlich mißverstanden. Nicht genug, daß dieNorddeutsche", des Hausmeiers Leibblatt, für den Kanzler ein Plebiszit gegen den Kaiser forderte natürlich unter Leitung der Puttkämerlinge. da Puttkamer selbst augenblicklich verhindert war nicht genug, daß die Cloaca Maxima   vom Rhein   nebst den zahllosen übrigen großen und kleinen Kloaken ihren Unrath wieder in altbekannter Weise auf den todtkranken Mann und deffen Freunde und Angehörige losspritzten er wurde auch von Dutzenden von Spitzeln umringt, die jede» Verkehr mit der Außenwelt kontrolirten. Der deutsche   Kaiser und seine Familie von Spitzeln überwacht und ausspionirt ganz wie ein sozial- demokratischer Führer gefährlichster Sorte! Der deutsche   Kaiser ein Opfer Feuilleton. Z>er Prozeß derKitmadztodttzig" itt H'etersöurg. Unsere Leser erinnern sich noch des Aufsehens, das seinerzeit die Hin- richtung Sudjeikin'S durch Degajeff allüberall machte. Das verbrecherische Spiel, daS Sudjeikin mit der revolutionären Partei durch die Vermitt« lung Degajeff's getrieben, hatte er mit seinem Leben bezahlen müssen, ohne daß es bis heute gelungen, den Vollstrecker des an ihm vollzogenen TodeSurtheils des Exekutivkomites zu ergreifen. Im vorigen Jahre spielte in Petersburg   ein Geheimprozeß, in welchem auch die Affäre Sudjettin-Degajeff zur Verhandlung kam. Eine demnächst aus der ruffischen revolutionären Druckerei in Genf  erscheinende Broschüre enthält folgende intereffante und durchaus authentische Rittheilungen über diesen polittfchen Prozeß der Ein­undzwanzig» alias Prozeß Lopatin oder Prozeß wegen der Ermordung vudjeikin's. Der Prozeß wurde im Mai 1887 in Petersburg   bei verschloffenen Thüren verhandelt: sogar den Vertretern der Presse war der Zutritt versagt, und das erschienene Publikum bestand ausschließlich aus etlichen Generälen. Die einundzwanzig Angeklagten sahen sich nach d r e i j ä h- r i g e r Voruntersuchung zum ersten Male wieder, und trotz der sie um­ringenden Schergen begrüßten sie sich mit freudiger Herzlichkett. Ehe die Angeklagten, unter denen sich zwei Fraum befanden, in den Gerichts- saal eingeführt wurden, nahm man ihnen jegliches Schreibmaterial ab. Die Mahrsgel ward dadurch motivirt, daß ja die Angeklagten ihr« Ver- theidiger hätten und also selbst keine Notizen zu machen brauchten. Während der Verhandlung wurden fie bereits als Verurtheilte behandelt. Das Aussehen der Angeklagten zeugte von ihren körperlichen und seelischen Qualen; die abgezehrten, eingefallenen Wangen, die gelb-sahle Krücken zu der Verhandlung erschien. Ein Anderer war beinahe erblindet, ein Dritter siechte an der Schwindsucht dahin, und beinahe Alle hatten in Folge der in der Peter-Paul-Festnng herrschenden Feuchttgkeit die Stimme verloren. Die Angeklagten waren während der ganzen drei Jahre Untersuchung in Einzelhaft gehalten worden. Nach Verlesung des Anklageaktes wurden die Angeklagten au» dem Saale geführt, um dann einzeln vorgerufen und vom Präsidenten ver- hört zu werden. Die beiden jungen Mädchen DobruSkina und S a l o w a verweigerten jede Auskunft, solange ihre Gefährten nicht zugegen seien; erster« antwortete auf keine einzige der ihr gestellten Fragen. Zwanzig der Angeklagten erkannten an, zu der revoluttonären Partei zu gehören, der einundzwanzigste spielte die traurige Rolle d«S Judas und verrieth seine ehemaligen Freunde. Dafür rettete er nicht nur sein Leben, sondern er wurde sogar zur Würde eine»Beamten  " der geheimen Polizeierhoben". Der Angeklagte Starodworsky, welcher sich ebenso unerschrocken als edel benahm, suchte seine Gefährten des Sozialistengesetze«! ES fehlte bloß noch, daß Herr Puttkamer   zu diesem patriottschen Dienst diepflichttteuen" Beamten Jhring-Mahlow und Naporra verwendet hätte. Und während der kranke Kaiser, systematisch isolirt, in letzter Anstren« gung von seinem Krankenlager aus das Jntriguennetz, welches ihn um« wickelt, zu zerreißen und sich der Umarmung des Hausmeiers krampf- hast zu entwinden sucht, feiert der H a u s m e i e r in prunkendem Fest die V e r d i e n st e d e s M i n i st e r s, den der Kaiser soeben alS un- würdig entlassen!----------- Die Tragödie, welche sich jetzt vor unfern Augen vollzieht, ist nicht blos tragisch durch das Geschick eines Menschen fie ist zu gleicher Zeit die Tragödie des monarchischen Prinzips. Dieses Prinzip wird gründlich todt geschlagen. Das Flitterwerk von Sophismen und Legenden, womit die Einzelherrschaft umhüllt und zu einemPrinzip" erhoben wurde, ist von den Trägern der Monarchie zerrissen in alle Winde geblasen worden! Die Monarchie steht da al» die nackte G e» waltherrschaft im Dienste der Reichen und Mächtigen. Kommt zufällig einmal ein Monarch, der dies nicht einsieht, so wird er bei Seite geschoben und die Reichen und Mächtigen gehen über ihn zur Tagesordnung, wie über den Kaiser Friedrich. Es ist eine gar nützliche Lehre für die Völker. Fürsten   können und dürfen heutzutage nicht mehr die Jntereffen des Volks verfechten. Die Zeiten sind vorbei, da dies möglich war. Was eS mit dem Schwindel des sogenannten V o l k s k ö n i g t h u m S" für eine Bewandtniß hat, das haben seine Hauptpredizer, die S t ö ck e r und Konsorten, uns jetzt gezeigt. Nur das Volk kann die Interessen des Volks w a h r e n das muß, angesichts der jüngsten Vorkommnisse in Deutsch  - land, nun auch dem Blödesten klar geworden sein. Die Saat, welche ausgestreut worden ist, wird aufgehen. Freilich» wir müffen vorläufig noch auf Schlimmes gefaßt sein. Auf Verschärfungen" des Sozialistengesetzes, auf gesteigerte Verfolgung und auf Krieg. Der Tod des Kaisers Friedrich bedeutet die Wiederherstellung des HauSmeierthums. Und Bismarck   weiß nur zu gut, daß er blendender Erfolge bedarf, um wieder daS alte Prestige zu erlangen. Und nur der Krieg kann ihm die nöthigen Erfolge bieten. Wohlan, die deutschen Sozialdemokraten werden in jedem Fall ihre Schuldigkeit thun. Und fie sind jeder Eventualität gewachsen deß dürfen die Genoffen im Ausland versichert sein. Eine lehrreiche Episode vom Schlachtfelde des Klassenkampfes. An die Bauhandwerker Berlins  !" betitelt sich ein Aufruf, den die BerlinerVolks-Tribüne" demVereinsblatt der Bauhandwerker" ent- nimmt als einen Beweis dafür, daß die Berliner   großen Verhältniffe sich mit klemstädtlschem Wesen durchaus nicht messen lassen, daß hier Verhältnisse mitreden, die anderswo kaum merklichen Einfluß ausüben." Wir wollen auf diese Frage hier nicht eintreten, es ist ja ohnehin klar, daß bei aller Gleichartigkeit im Wesen der sozialen Gegensätze, wie sie die moderne industrielle Entwicklung geschaffen hat und immer mehr verallgemeinert, doch die lokalen, durch Nebenumstände bedingten Unter- schiede deS öffentlichen Lebens die Art, wie die aus diesen Gegensätzen sich resultirenden Kämpfe sich abspielen, wesenttich beeinflussen, andere Kampfessormen nöthig bezw. möglich machen können. Was uns veranlaßt, den erwähnten Artikel hier abzudrucken, ist ein anderer Umstand. Es ist daS bezeichnende Licht, das er auf das Ver- hältniß derArbeiterschaft und desAuSbeuterthum» zur Polizei wirft. Man höre nur: Die gewerkschaftliche Bewegung der Berliner   Bauhandwerker wurde im Sommer 1886 unterdrückt, um der Bau-Jnnung wieder auf die»eine zu Helsen  , die durch die Intelligenz der Arbeiterführer und die Energie der Maurer»erbrochen und zerschlagen am Boden lag. Deshalb wurden die Führer ausgewiesen, der Fachverein und die Lohnkommission geschlossen, das Fachorgan weggemaßregelt und alle Versammlungen verboten. Deshalb wurde durch den Stteikerlaß und die ihm folgenden Maßregeln besonders in Berlin   jede Regung der Maurer unmöglich gemacht. EL ist bekannte Thatsache, daß alles dieses nur eintrat, weil die in höchster Bedrängniß befindliche, der Auflösung nahe Innung darum petitionirt hätte. Sie hatte eine«echtungsliste eingereicht, welch« alle die Personen verzeichnet enthielt, um deren Ausweisung sie bat. Es wurde freilich nur etwa ein Drittel der so Proskribirten mit der polizei- lichen Aechtung belegt. Aber die Ausbeuter der Innung hatten doch ihren Willen. So lag die Sache bis vor Kurze«. Es ist dieser Abschnitt zu bezeichnen als der Kampf der mit Polizeihülfe gegen die geknebelte« Arbeiter. zu rettm, indem er dm größten Theil derSchuld" auf sich nahm. Er gab zu, auf Befehl des ExekutivkomiteS an Sudjeikin das Todes- urtheil vollstreckt zu haben. Bei Vereidigung der Kronzeugen offenbarte sich der Pope, der Ver- treter der christlichen Liebe, in seiner ganzen byzanttnischen Niedertracht. Er ermahnte die Zeugen, vor Gericht weder der Eltern, noch der Ge« schwister oder der Freunde und Verwandten zu schonen.... denn fie müßten vor Allem treue Diener des Kaisers sein, der unrichtige lies polizeiwidrige Angaben bestrafe. Selbstverständlich waren sämmtliche Zeugen" gekauft und vor Eröffnung der Verhandlungen gehörig insttuirt wordm, was sie zu sagen oder zu verschweigen hatten. Der Diener Gottes" hatte ihnen im Boraus Erlaß aller ihrer Sünden ertheilt, dieStöckerei" konnte also mit Gottes Segen freien Lauf nehmen. Wir lassen die Zeugenaussagen bei Seite, da dieselben stereotyp die Schuld der Angeklagtm bestätigten. Die hervorragendste Erscheinung derEinundzwanzig" ist der Revo« lutionär und Sozialist Hermann Lopatin, den seine hohe Intelligenz, sein tiefe» Wissen und sein energischer Charakter zu einer der besten Kräfte der ruffischen revolutionären Partei machten. Lopatin hat Marx  ' Kapital" ins Ruffische übersetzt, wie er ein persönlicher Freund von Marx   und Engels war. Mehrere glücklich abgelaufene, ebmso kühne al« kluge Fluchtversuche, unter Anderem aus Sibirien  , haben ein fast mythi­sches Gewand um die Gestalt Lopatin's gewoben, den die russische   Po- lizei ebenso haßte, als sie ihn fürchtete. Er ward aus der Straße ver­haftet, und der stets ungemein vorfichttge Mann hatte gerade im Moment des Ueberfalls viele Adressen bei stch, die zu einer Reihe von Berhaf« tungen führten. Lopatin erklärte vor Gericht, wie das möglich gewesen; seine Worte waren an seine Gefährten gerichtet und enthielten mehr eine Rechtfertigung und eine Bitte um Verzeihung als eine Aussage: Am Rande des Grabes stehend halte ich«s für eine moralische Pflicht, meine Leidensgefährten, vor Allem Fräulein Dobruskina, sowie die gesammte revolutionäre Partei, der ich durch meine Unvorsichtigkeit unberechmbaren Schaden zugefügt, um Verzeihung zu bittm. Zentner- schwer lastet das Unglück auf meiner Seele, und ich hätte gern einen zehnfachen Tod der unfreiwilligm Urheberschaft de» Schlages vorgezogen, der so viele Personen bettoffen. Ich sageunfreiwillig", denn Alle» geschah nicht nur gegen meinen Willen, sondern auch gegen alle meine Erwartungen. Ich hoffe, daß Niemand mich, einen Veteranen der ruffischen Revolutton, der mehr als einmal dem Tod in» Antlitz geschaut und ihn nicht fürchtet, der Feigheit zeihen kann. Ich war mit einer solchen Masse wichtiger Angelegenheiten und sovielen Adressen bettaut, daß kein Gedächt- niß im Stande gewesen, Alles zu behalttn. So mußte ich denn wohl oder übel Vieles auszeichnen. Die Raffe der Nottzen machte e» zur Unmöglichkeit, dieselben zu chiffriren, denn ich war sozusagen ein Nach- weisebureau für mich und die Freunde. Ich will meine Schuld nicht in Abrede stellen, aber ich möchte meinen Freunden beweisen, daß ich nicht leichtfertig gehandelt. Ich that, was jeder ehrliche, körperlich und geistig gesunde Menich in den gleichen Umständen gethan, ich rechnete aus meine Kraft und Geschicklichiett, um Unglück zu verhütm. Es war mir näm- lich schon mehrmals gelungen, bei meiner Verhaftung kompromittttende Der Kampf führt �zu feitieR Sieg. Die Innung erstarkte zwar tm Innern etwas, wie es ihr ohne Polizeihilfe nie möglich gewesen wäre. Es gelang ihr aber nicht, den Arbeitern das Joch eines Jnnungsgesellen« Ausschusses aufzulegen. Der neue, jetzt beginnende Abschnitt ist kurz gesagt der Kampf der Bau- und Grundstückspekulanten gegen die neu« Berliner Bauordnung, der aus dem Rücken der arbeitenden Bau- Handwerker auSgepaukt werden soll. Die neue, nunmehr in Kraft gettetene Bauordnung war eine Roth- wendigkeit seit langen, langen Jahren. Sie war jedoch bisher durch das Auftreten der Spekulanten und durch die Unterstützung, die sie in ein« flußreichen Kreisen fanden, immer mehr zurückgehalten worden. Als endlich mehr Energie hinter die Sache gesetzt wurde, da konnte doch noch nichts fertig gestesst werden, weil erst die Spekulanten Zeit behalten sollten, ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. Di« Innung verhöhnte die Polizei geradezu ihrer Macht- losigkett wegen. Eine kleine Polizeiverordnung wegen des Schutt« abfahrens wurde im Mai 1886 benutzt, um der Polizei ihre Machtlosig« keit dem Kapttal gegenüber in beschämendster Weise vor Augen zu führen. Die Fuhrleute stellten die Arbeit ein und zwangen die Polizei, die Verfügung im Sinne der Fuhrleute abzuändern. Die Polizei mußte sich knirschend fügen. Endlich erschien die neue Bauordnung doch. Es war im Winter 1387. Sofort begannen die Bauspekulanten gegen dieselbe mit List und Ver« schlagenheit ihre Mnirarbeiten. Schon damals drohten die Bau- und Grundstücksspekulanten mit Arbeitseinstellung. Erst in diesem Jahre beginnt jedoch der ernste Kampf. Die plötzlich und ohne alle Begründung auftretenden Lohnabzüge gegen die Maurer haben keinen anderen Zweck, als die Ar« beiter gegen die Bauordnung aufzureizen. Denselben soll die Empfindung eingeimpft werden, daß die Bauordnung gegen ihr« Jnter« essen ist. Die Polizei selber hat erst durch Unterdrückung der Arbetter und Unterstützung der Innung dieses Vorgehen möglich gemacht. Jetzt steht sie sich in einer Sackgaffe und fie beeilt sich, die Versammlungen der Maurer wieder zu erlauben. Das ist der Grund der so überraschenden Erscheinung, daß nun plötzlich Maurerversammlungen wieder gestattet werden. ES beginnt ein ernster Feldzug der Spekulanten, des Geldsackes, gegen die in der Bauordnung richtig vertretenen Gebote der öffentlichen Wohlfahrt. Die Lohnabzüge, die nach sichtlichem Plan und nach Verabredung er- folgt sind, sind der erste Kanonenschuß dieses Kampfes. Die Polizei beginnt auchklar zum Gefecht" zu machen, und läßt den Arbeitern die Zügel länger, sie droht den Unternehmern dadurch in sehr verständlicher Weise. Wie die Sache weiter gehen wird, ob man vielleicht den Fach- verein und die Sammlungen zum Generalfonds wieder gestatten wird» das hängt vorläufig davon ab, ob die Innung und die Spekulanten diesen ersten Wink verstehen." Es folgt eine Ermahnung an die Berliner   Bauhandwerker, die ge« schaffene Situatton zu beherzigen und sich zu keinen Unklugheiten, zu keinenvoreiligen Schritten" hinreißen zu laffen.Bekommen die Unternehmer und Spekulanten Angst und geben sie nach, so treten für Euch sofort die alten Zustände wieder ein," heißt es da. Mt andern Worten: Heute läßt die Berliner   Polizei den Arbeitern freie Hand, weil fie fie als Sturmbock gegen die Unternehmer braucht kriechen diese zu Kreuz, so wird sie voraussichtlich sofort wieder ihre Thätigkett gegen die Ar« beiter richten. SolcheWendungen" sind schon oft dagewesen; waS die gegenwärtige so interessant macht, ist die Natur des Kampfobj ekts zwischen de« Bauunternehmern und der Polizei. Dasselbe besteht in der im Jnter» esse der allgemeine« Wohlfahrt gettoffenen Bauordnung. Diese Bauordnung paßt den Herren Bauunternehmern nicht, fie schä- digt ihren Geldbeutel oder besser wohl, sie nimmt nicht genug Rücksicht auf ihren Geldhunger, und sofort wenden sich dieselben Muster- bürger, die sonst nicht laut genug nach der Polizei schreien, nicht genug Polizei bekommen können, mit wahrer Berserkerwuth gegen die Polizei. Dl« Arbeiter aber, die stet« von der Polizei ges chuhriegeltrn, ver« folgten sozialen Störenfriede, sie stehen, wo es sich um ein wirkliche» Interesse der Allgemeinheit handelt, sofort aus Seiten der Polizei. Es ist das kein Zufall, sondern entspricht der Natur der beiden in Frage kommenden Gesellschaftsklassen. Das Ausbeuterthum kämpft für Vorrechte, die Arbeiterklaffe für das Wohl der Gesammtheit. Oft genug haben wir es gesehen, wie Arbeiter, und zwar nicht bloS einzelne, sondern ganze Organisationen im Interesse der Sesammthett ihr Sonderintereffe hintenansetzten, zeitweise ganz preisgaben. Umgekehrt sehen wir das Ausbeuterthum fortgesetzt darauf aus, um seiner Sonder« interessen willen das Wohl der Gesammtheit aufs Spiel zu setzen. So kann man, ohne zu übertreiben, al» typisch maßgebend den Satz aufstellen: Wenn die Polizei bei irgend einer Maßregel das Ausbeuterthum gegen sich, die Arbeiter aber für sich hat, so ist hundert gegen eins zu wetten» daß sie wirklich einmal etwas Rechtes gethan hat, etwas unter- nommen, was der Gesellschaft zu Gute kommt. Papiere zu vernichten. Diesmal wurde ich jedoch auf ein« neue Art verhastet, nämlich von rückwärts her an den Armen und am Leib er« griffen und so festgepreßt, daß man mir beinahe das Rückgrat gebrochen hätte. Trotzdem gelang e» mir auf der Gendarmerie, die Papiere in den Mund zu stecken, da jedoch meine Bewegung bemerkt worden war, würgten mich die Schergen so stark, daß ich ohne Bewußtsein liegen blieb. Es ist unmöglich, die Gefühle zu schildern, welche mich durchtob« ten, als ich in einer Zelle der Festung zum Bewußtsein kam. Ich, der schon so oft der größten Gefahr und dem Tode unerschrocken und kalt Trotz geboten, ich lag in Folge des Unglücks acht Monate lang in schwerem Fieber darnieder. Noch jetzt habe ich nicht den Muth, meinen Freunden offen in die Augen zu schauen...." Die Aufregung, welche sich Lopatin's während seiner Rede bemächtigt, war so stark, daß er auf die Bank zurücksank und in lautes Schluchzen ausbrach. Nicht nur die Mitangeklagten waren von der Szene so tief ergriffen, daß fie fast sämmtlich weinten, sondern sogar die Richter waren so erschüttert, daß die Verhandlung unterbrochen werden mußte. Im ferneren Verlaufe der Verhandlungen erklärt stch Lopatin gegen jeden Raub zu Parteizwecken.Da» Banner unserer Partei muß hoch und rein gehalten werden, Gruppen, welche mit dieser Ansicht nicht ein- verstanden, mögen sich besser von der Partei ttennen, welche so hohe Ziele verfolgt, daß die Anwendung derartiger Mttttl ausgeschloffen ist. Fräulein Salowa bekannte sich als Parteimttglied und Agentin de» ExekutivkomtteS. Sie hatte die Korrespondenz mtt dem Ausland zu vermitteln. Der Angeklagte Suchomlin wurde ohne jeden Grund auf bloße An« nähme hin alsMitglied der Partei" verhaftet. Er war aber sogar ein erklärter Gegner des Terrorismus, und der Staatsanwalt, Kotliarewsky heißt der Brave, ließ ihn, wie viele Andere, nur verhafttn, um durch Dokumentirung seines Eifers schneller Karriere zu machen. Suchomlin war durch einen jungen Mann als Sozialist denunzirt, der im Hause seiner Eltern auferzogen worden und den Genoffen preisgab, um sich selbst zu retten. Der Dichter und Schriftsteller Jakubowttsch war auf Grund von Ar« ttkeln gegen die Regierung verhastet. Alles, was gegen ihn vorgebracht werden konnte, reduzirt« sich auf em beißende» Pamphlet, da», wie stch ergab, gar nicht von ihm herrührte. Durch Vermittlung des Spion» Degajeff war es von der dritten Abtheilung selbst herausgegeben war» den, wie auch der Staatsanwalt einräumen mußte. Jakubowttsch gab zu. daß er denBnnd der Jugend" organifirt und unter dem gleichen Tttel eine Proklamatton an die Jugend versaßt habe. Die» sein ganze» Verbrechen. Cr«klärte stch überdies für ein Minimalprogramm, für nächstliegende Reformen, um da» Elend deS ruffischen Voll» zu erleiche tern. Das nächst« Ziel sei die politische Freiheit, wekhe ermögliche, un« sere Ideen und Bestrebungen in die Maffe zu werfen. Das Volk wird dann selbst die ökonomischen Forderungen stellen. Die drei Angeklagten Fränkel, Bieloussow und Lebedew sind ohne jeden Grund in den Prozeß hineingezogen und mehr als zwei Jahr« i» Untersuchungshaft gehalten worden. Angeklagter Antono« erklärt, daß»in in woronefch organisirter Post« rgub von dem al« Angeklagter, Kronzeug» und Spion fungi  -