nächste allgemeinere politische Organisation der amerikanische  » Arbeiter- klaffe durchweg einen sozialistischen Charakter trägt, aber unzweiselhast ist, daß diese Organisation sehr stark von sozialistischen   Ideen durchsetzt sein wird. Mit der größeren oder geringeren Ausbreitung dieser Ideen hängt die Frage zusammen, wann in den amerikanischen   Wahlkämpfen wieder Prinzipien zum Ausdruck kommen werden, und wann der Kampf um die Beute, wie er uns heute in diesen Wahlen entgegentritt, dem Kampf der Klaffen Platz zu machen hat. Die Prinzipien des Kapitalismus einerseits und die des Sozialismus andererseits werden dann auch für die amerikanischen   Wahlen allein entscheidend sein.
Sozialpolitische Rnudschau.
Zürich  , 12. Juni 188S. Da» schmachvolle Treiben der deutschen   Regierung»- Presse während der Regierungszeit des kranken Kaisers Friedrich schmachvoll vom Standpunkte jedes anständigen Menschen uno doppelt schmachvoll vom monarchistischen Gefichtspunkte aus hat zur Genüge verrathen, welche Angst die Hintermänner dieser Preffe vor dem bischen Selbflündigkeitsgefühl de» todtkranken Mannes hatten, und wie viel für sie und ihre sauberen Pläne auf dem Spiele stand. Und wer die Beziehungen des HoseS und der höchsten Staatsbeamten zu diesen Preßkosaken kennt, für den war eS von Anfang an kein Zweifel, wer eigentlich hinter der ganzen Hetze gegen den verstorbenen Kaiser stand, der durch seine Thronbesteigung so viele Berechnungen zu Schanden zu machen drohte. Bei demKadavergehorsam", der in der ganzen preußi- schen Beamtenhierarchi« gegenüber de» Kanzler» Willen widerspruch-ZloS geübt wird, wäre gegen den Willen Bismarck  '? Niemand auf den Ge- vanken einer Opposition gegen den Kaiser gekommen die Väter der verschiedenenHetzen" waren also aller Welt bekannt. Der rasche Tod des Kaisers befreite diese hohen Kreise von ihrer Angst, nicht aber von ihrem Haß, den sie jetzt vielmehr erst recht ohne Furcht äußern konnten, und, ihrem Charakter entsprechend, auch in der widerwärtigsten Weise äußerten. Einen Beleg für diese unsere Anschauung erhielten wir letzter Tage von einem gut monarchisch gesinnten hiesigen Deutschen  , der sich in sei­nem patriotischen Zorne ganz unpatriotisch an uns gewandt. Wie beim Tode des alten Wilhelm, so arrangirte der aus beförderungL- lustigen deutschen   Profefforen, Vourgeoissohnchen, die sich hier Handels- oder studirenShalber aufhalten, Kaufleuten und sonstigenpatriotischen" Spießbürgern bestehendeDeutsche Reichsverein" in Zürich  auch für K a i s e r Friedrich eine Todtenfeier. Während aber bei Wilhelm's TodeSfeier die Initiative von dem deutschen   Konsul in Zürich  , dem Kaufmann Beuteführ in Hottingen  , ausging, unterblieb diesmal diese konsularische Initiative, und in seinen Nöthen wandte sich deshalb der Borstand desDeutschen Reichsvereins" nach- träglich an den Konsul um seine gest. Mitwirkung. Herr B e u t e f ü h r, der weniger wegen seiner Höflichkeit, als für seine Klugheit gerühmt wird, erwies sich auch in diesem Falle sagen wir vorläufig ebenfalls als ein sehr kluger Mann. Er hatte sich nach Bern   an den gut bismärckischgeschulten" deutsche« Gesandte« in Bern  , Herrn vo« Bnlow, gewandt, wie er sich Friedrich'» Todtenfeier gegenüber «u verhalten habe, und der Vertreter deS verstorbenen deutschen   Kaiser» Friedrich soll dem deutschen Konsul in Zürich   geantwortet haben: er solle seinerseits nicht» zur Int- tiative dieser Feier thun. Ueber die Deutlichkeit dieser Antwort aus dem Munde deS deutschen   Gesandten, die allem Anscheine nach an alle Kon- sulate der Schweiz   ergangen ist, brauchen wir kein Wort zu verlieren. Wir wollen auch die Frage des Herrn Beuteführ nicht nach dem Grade de»Männerstolzes" untersuchen, den sie verräth Männer von stolzer UeberzeugungStreue mit steifem Nacken und geradem Worte wählt die deutsche Regierung nicht zur Bekleidung ihrer Konsulats-Würden" aber was muß das Volk sich denken von einem der höchsten Beamten deS Kaiser», der einem ihm unterstellten Beamten abräth, irgend etwa» zu thun, was die Feier zu fördern geeignet sei, die zu Ehren seinesallerhöchsten Herrn" von kaiser- und reichstreuen Elementen arran- girt wird! Wahrlich, da»monarchische Gefühl" wurde niemals mit mehr Erfolguntergraben" als durch die, von den Vertretern de» monarchistischen Gedanken» in der letzten Zeit inszenirten Hetzen gegen den Kaiser Fried- rich, die stch heute unter dem Schilde de» Sohnes bis zum Ekel fort- spinnen. Wem darüber die Bugen nicht aufgehen, der muß ein Ge- sinnungS-Eunuch oder ein Dummkopf fein! Wir unserseits danken dem deutschen   Gesandten in Bern   für fein offene» Wort, mit dem er so Manchen den Staar deS Loyalität»- serviliSmus gestochen: vielleicht erinnert sich auch der Schweizer   Bundes- rath deffelben, wenn der Herr von Bülow wieder einmal die Würde der Monarchie und die Jntereffen seinesallerhöchsten Herrn" beim Bundesrath gegen dieAngriffe" desSozialdemokrat" auf die- selbenzu vertreten gezwungen ist". Herrn B« u t e f ü h r, der das deutsche Bürgerthum in sich verkör- pert, brauchen wir nicht zu danken; bei ihm war diese Klugheit vorauszusetzen I Bon der««glaublichen Verlogenheit der deutschen  Reptil- und Kartellpresse kann man sich im Ausland keinen Be- griff machen, weil kein andere» Land eine auch nur annähernde Korrup- tion aufzuweisen hat. Da schreibt z. B. die rheinische Hauptkloake: Angesichts der ernsten Majestät des TodeS verstummte in Deutsch  - land für einig« Tage da« Gezänk der Parteien, schwiegen die Sorgen der Patrioten, welche stch zuweilen unmuthig, niemals unloyal äußern, und leise flüsterte nur die Klage:Welch edler Geist wurde hier durch eine tückische, schleichende Krankheit zerstört!" Der ritterliche Held, welchem der Tod eine Erlösung von langem Sterben war, wird im dankbaren Gedächtniß de» Volkes fortleben, nicht als der kranke, stumme Kaiser, sondern als jener Kronprinz, welcher der Liebling deS Menschen­geschlechtes war, strotzend von Gesundheit und Lebenssülle de» Geistes und des Körpers, als der mild freundliche Recke, dessen Lob all« Sprachen verkünden, als eine liebenswürdige Mannesnatur, in welcher das deutsche   Volk sein eigenstes Wesen wiederzuerkennen glaubte. Die Geschichte wird vielleicht sinnend vor dem Räthsel stehen, wie es kam, daß die kurze Regierung eine» Fürsten  , dessen auszeichnender Charakter- zug eine unendliche Güte und Milde war, so viel Hader entfesselte, so viele trübe Stunden mit sich brachte. Wir wissen, wie es kam, wir haben gesehen, wie eine politische Partei stch zwischen den Herrscher und sein Volk zu drängen und ein Netz um ihn zu ziehen suchte. Wäre eS nach dem Willen dieser Partei ergangen, so hätte die Regierung der SS Tage folgendermaßen mit einem gewaltigen Defizit belastet:AlL- dann kam sterbend der Kaiser Friedrich III. auf den Thron, er entließ den Fürsten Bismarck, stürzte darnach da» kaum gegründet« Deutsche Reich in eine Reihe von schweren inneren und äußeren Krisen und ver- schied!" Gegen diesen Anschlag auf den geschichtlichen Nachruhm eines der edelsten deutschen   Herrscher erhob sich zürnend die deutsche   öffent- liche Meinung, um einen Kaiser zu schützen, dessen eigne einst so Herr- liche Kraft durch Siechthum geschwächt war. Der ungewöhnlichen, ja unerhörten Gefahr begegnet« man durch ungewöhnliche Mittel, welche im ersten Augenblick nicht in allen Kreisen, in denen man Nationalge- fühl, UrtheilSkraft und politische Reife voraussetzen durfte, aus ein ge- nügende» Verständniß trafen. Hoffen wir, daß niemals wieder ein falscher, verbitterter Idealismus den Versuch machen wird, die Roth des Vaterlande» in den Gewinnst einer Partei zu verwandeln. Die Zeit der beklagen»werth«n Berirrung und Verwirrung ist abgeschloffen! aber ste hat manche» Gemüih offenbar werden lassen, sie hat den terroristischen Srundzug im Wesen der deutschfreisinnigen Partei in eine scharfe Beleuchtung gerückt, ste hat auch einen lehrreichen Einblick in die verhältnißmäßige Stärke der verschiedenen politischen Strömungen gestattet. Der Deutschfreistnn, welcher die großen Kultur- aufgaben de» modernen Staates leugnet und mit dem Schlagwort vom freien Spiel der wirthschaftltchen Kräfte alle Räthsel gelöst, alle Sorgen behoben glaubt, hat in den bessern bürgerlichen Kreisen immer mehr an Anhang verloren. Aber in eben diesen«reisen herrscht anderseits ein lebhafter Widerwille gegen alle Reaktionsversuche und eine sehr geringe Neigung, jenen patriotisch gesinnten, aber unendlich kurzsichtigen Frömmlern freie Hand zu lassen, welche alle sozialen Uebel heilen zu
können vermeinen, wenn man ihnen nur gestatte, die Quellen der Bildung und der Kuttur zu verschütten. Gewiß hat das wahnwitzige Popularisiren unverdauter und unfertiger Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung schon viel Uebel angerichtet; aber das ändert nichts an der Thatsache, daß wir mit den sozialen Mißständen, welche unserer wirth- schaftlichen und kulturellen Entwicklungsstufe eigenthümlich find, auf dem Boden dieser unserer Kultur fertig werden müssen." So dasKölnische" Oberreptil, welches bei den verschiedenenKraft- proben" am wüthendsten stch geberdet«, in der Hätz gegen denenglischen Arzt" und dieEngländerin" immer voran war, und sein Möglichstes gethan hat, um den armen Friedrich noch vor der Zeit in die Grube zu bringen. DieLeipziger Zeitung" das sei noch erwähnt druckt obigen Erguß vollständig ab und schreibt dazu: Den letzten Satz halten wir mit Verlaub für eine Phrase, bei der sich auch wohl dieKölnische Zeitung  " nichts gedacht hat. I m Uebrigen sind wir einverstande n." Derletzte Satz", mit dem das amtliche Organ der sächsischen Regierung nicht einverstanden ist und den eS für eine Phrase erklärt, besagt, daß man mit den sozialen Rißständen«auf dem Boden unserer Kultur" fertig werden muß. Die brave Leipzigerin will also den Boden der Kultur verlassen. Wir danken ihr für die Offenherzigkeit. An dem Willen haben wir niemals gezweifett. Oder richtet der Polizeifeldzug gegen die S o z i a l- demokratte, d. h. gegen die Bewegung, welch« die B e« feitigung der sozialen Mißstände zum Zwecke hat, sich nicht gegenunsere Kultur", deren ureigenste» Kind, und deren Borkämpferin und Bertheidigerin die Sozialdemokratie ist? Sozialdemagoge« pflegen die Sozialdemokraten von den deutschen   Preßreptilien und mitunter auch direkt von deren Brotgebern genannt zu werden. Auch hier wird die Wahrheit nach der bekannten Schablone auf den Kopf gestellt, und den Feinden des herrschenden Systems ein Borwurf gemacht, der in Wirklichkeit den Vertretern dieses Systems gemacht werden muß. Ein Sozialdemagog ist ein Mensch, der die soziale Frage behandelt, nicht um ste ehrlich zu lösen, sondern um sie zu P a r t e i z w e ck e n oder zu sonstigen verwerflichen Zwecken auszunutzen. Dies trifft aber im vollsten Maße auf den Fürsten   Bismarck und dessen sogenannte sozial« politische oder sozialreformatorische Thätigkeit zu. Als Fürst Bismarck   damals allerdings noch nicht Fürst zu An- fang der 60er Jahre den Widerstand des fortschrittlichen Bürgerthums nicht zu überwinden vermochte, verfiel er auf das Rezept seines politt- schen Vorbildes, Napoleons   de« Kleinen, der die soziale Frage als Mittel zur Niederwerfung der französischen   Bourgeoisie gebraucht halte, und verkündete dem preußischen Landtag mit dem lateinischen Zitat: Eloctsro si neqaeo superos, Acheronta movebo, sein sozial- demagogische» Programm, dem er bis auf den heutigen Tag treu geblieben:Wenn ich die Götter der Oberwelt, das heißt das fortschrittliche Bürgerthum, nicht beugen kann, dann werde ich den Acheron, das heißt die Mächte der ffozialen Unterwelt, das Proletariat, in Bewegung setzen." Die famose schlestsche Weberdeputation wurde mit Hülfe W a g e n e r's(von Dummerwitz") inszenirt, und daskönigliche Versprechen" ins Feld geführt, das sich 18 Jahre später in der jetzt wieder aufgewärmten kaiserlichen Botschaft wiederholte. Das deutsche   Proletariat gab sich aber zu der reaktionären Rolle nicht her, die ihm von der BiSmarck  'schen Sozialdemagogie zugedacht war. Statt die Grundsätze der Demokratie zu opfern und der junkerlich-poli- zeilichen Reaktion zur Vernichtung bürgerlicher Freihett behülflich zu sein, begannen die deutschen Arbeiter auf dem Boden der Demokratie ihren Emanzipationskampf. Alle sozialdemagogischen Versuche, die deutsche Arbeiterbewegung für die Zwecke des reaktionären Junkerthums zu gewinnen, scheiterten an der Zielbewußtheit und Prinzipienfestigkett der Sozialdemokratie, welche die so z i a l d e m a g o gts ch e n Liebes- Werbungen verachtungsvoll zurückwies. Wir wollen hier die Ge- schichte dieser unreinen Liebesbewerbungen'' nicht erzählen. Unsere Leser wissen, wie Marx den BiSmarck'schen Agenten Lothar Bucher  abfertigte, und wie Liebknecht daS Anerbieten, in dem BiSmarck'schen Leibblatt, derNorddeutscheu Allgemeinen Zeitung",die sozialistischen, sozialdemokratischen und kommunistischen Umsturzbestrebungen" zu ver- fechten, beantwortete. An ähnlichen Versuchen und Anerbietungen hat es auch in späterer Zeit nicht gefehlt. Vor einigen Tagen veröffentlichte dasBerliner Volksblatt"«inen Briefwechsel, aus welchem erhellt, daß im Jahr 1875, also drei Jahre vor Erlaß deS Sozialistengesetze», ein Führer der«grarierpartei Herr von Wedemeyer der deutschen   Sozialdemokratie in optima forma ein Bündniß gegen die oppositionelle Bourgeoisie anbot, und natürlich zum Tempel hinausgeworfen wurde. Die Vertreter der Sozialdemokratie im Reichstag waren daher voll- kommen berechtigt, zu erklären was sie bei der ersten Berathung des Sozialistengesetzes und bei späteren Berachungen desselben gethan haben daß daS Sozialistengesetz nicht« rlassen worden wäre, wenn die deutsche   Sozialdemokratie sich der BiSmarck  'schen Sozialdemagogie dienstbar gemacht hätte, unddaßdaS Sozialistengesetz nur die Rache für die korrekte, Prinzipien- fest« Haltung der deutschen   Sozialdemokratie ist, welche nicht so ehrlos war, sich zu verkaufen. Durch das Sozialistengesetz hoffte der Sozialdemagog Bismarck die deutsche Sozialdemokratiemürbe zu machen" und schließlich doch noch in das Fahrwasser deS demagogischen Polizeisozialismus zu drängen. Gleichzeitig mit dem Sozialistengesetz entstand die Juden- hetze. Der ReineidSpfaffe Stöcker mit seiner sozialdemagogischen Mordbrennerbande sollte die herostratisch« Rolle übernehmen, für die das deutsche Proletariat nicht zu haben war. Diese Seite des Antisemitismus ist noch nicht genügend hervorgehoben worden. Das agrarische Raubritterthum braucht eine Flagge, unter der e» seine Raubzüge unternehmen kann, und einen Sündenbock, durch dessen Abschlachlung es den Volkshaß von stch ablenkt. Die Flagge ist aus der sozialistischen   Rüstkammer gestohlen. Sie trägt die Inschrift: Kampf gegen daS ausbeutende Kapital. Eine infame Lüge: denn das Agrarterthum ist selber die schamloseste Form de» ausdeutenden, plündernden Kapitalts- m u». Der Sündenbock sind die I u d e n, die durch ihren, hundert- jähriger Unterdrückung entsprossenen Liberalismus den Haß de» rohen Raubrtttervolks auf sich geladen haben, und gegen die es nun die ge« meinsten Instinkte und Leidenschaften der Habsucht und deS Raffen- und Religionshaffes zu erwecken bemüht ist. Durch die Flagge de» Antisemitismus wollten die sozialdemagogischen Raubritter ihre eigene kapitalistische Räuberei verdecken. ES ist nicht gelungen. Auch dieses Spiel ist den sauberen Pattonen durch da» deutsche Proletariat verdorben worden, das gleich zu Anfang der Judenhatz sein Veto einlegte, und ein wetteres Umsichgreifen der schmachvollenBewegung" nachdrücklichst hinderte. Jedenfalls ist der Antisemitismus Sozialdemagogie der schlimmste» Sorte; und es ist ergötzlich zu sehen, wie sich in ihm daS modeme Raubritterthum in der Person der Bismarck   und Konsotten, mit dem Auswurf de» P f a f f» n t h u m» in Person de» S t S ck e r und Konfotten, und mit dem j üd i s ch«n M i ll i on e n fp t tz buben- t h u m in der Person des» l e t ch r S d e r und Konsorten zu einem würdigen Bruderbund verttnigt haben. Genug die deutsche Sozialdemokratte hat der BiSmarck-Stöcker- Bleichröder'schen Sozialdemagogie den Krieg auf Leben und Tod erklärt; sie hat die zum Bündnitz dargereicht- Hand mit Ekel zurück- gestoßen sie hat dem Sozialistengesetz siegreich getrotzt und sie wird den Kampf nicht eher einstellen, als bis Deutschland   und dieWelt von dieser unheilvollen und verbrechert- schen vozialdemagogie auf immer befreit sind. De» neuen Kaiser» Günstlinge. Wir lesen m derNew- Dotter Volkszeitung": Bei Gelegenheit der Thronbesteigung Wilhelm» ll. wurde besonder» hervorgehoben, daß er ein i n t i m e r F r e u n d des älteren Sohnes Äismarck's, des Grafen Herbert Bismarck   sei. ES wird also interessant sein, die Charakteristik kennen zu lernen, welche derselbeGraf
Paul Vasili", der sich als ein so warmer Verehrer des jetzigen Kaisers erwiesen hat, dem Grafen Herbert Bismarck   hat angedeihen lassen. Graf Herbert Bismarck" schreibt jener scharfe Beobachter hat viel durch seine skandalösen Beziehungen zu einer durch ihre Schönheit berühmten Dame der Berliner   großen Welt von stch reden gemacht. Er hat in dieser traurigen Geschichte eine tadelnswerthe Rolle gespielt, hat sich in ihr ebenso selbst- süchtig, wie grausam und schwach gezeigt. Er ist ein sehr eitler, sehr mit seiner eigenen Person beschäftigter Mensch, der im höchsten Grade auf seine Eigenschaft alS Sohn des Reichskanzlers ein- gebildet und im Uebrigen, wie es fast immer mit den Söhnen großer Männer der Fall zu sein pflegt, ebenso unbedeutend, wie sein Vater ungewöhnlich ist." Und dieser Mann ist der inttmste Freund und vertrauteste Be- rather Kaiser Wilhelms II. Hungerlöhne"reichliche Löhne". Unsere Leser werden in der Tagespresse den Verlauf des Verleumdungsprozesses oerfolgt haben, den unser Genosse Singer gegen den antisemitisch- reaktionären Stadtverordneten D o p p und den Redakteur der Berliner  Staatsbürgerzeitung", B a ch l e r, geführt hat und der mit einer Ver- urtheilung der genannten Herren zu mehreren hundert Mark Geldstrafe geendet hat. Der Versuch, Singer als einen herzlosen Ausbeuter hinzu- stellen, der ganz besonders darauf au» sei, oder gewesen sei, durch syst«- malisches Herabdrücken der Löhne Reichihümer zusammenzuscharren, miß- lang kläglich. Es zeigte sich, daß die Firma Singer durchaus keine schlechteren Preis« zahlt als ihre Konkurrenten, und den Aussagen der Jnnungsmeister, die Singer als Sozialdemokraten und Anwalt der Ar- beiter noch mehr hassen denn als Juden und Großkaufmann, standen die Aussagen anderer Meister und von Arbeitern gegenüber, die nur Gün- stiges von der Firma auszusagen wußten. Ja, sogar ein Jnnungsmeister, Schmidt, mußte der Wahrheit die Ehre geben und zugestehen, daß die Firma Singer nicht zu Denen gehöre, welche die Preise drücken. Jndeß verleumde kühn, eS bleibt doch immer etwas hängen. Seit jenem Prozeß reitet die gesammte Kartellpresse, da» heißt gerade die Organe de» Erz-Ausbeuterthums in Stadt und Land, auf denjüdischen Hungerlöhnen" der Firma Singer herum. DerKladderadatsch", dessen Witz so traurig, und dessen Ernst so lächerlich, und der sonst die Arbeiter nie ander? als mit wahrhaft bestialischen Physiognomien abbildet, triefte förmlich von Mitleid mit den armen Näherinnen und von Haß gegen die FirmaVampyr und Kompagnie", die von der Näherinnen Mark und Blut sich nähre, wobei das würdige Blatt leider hinzuzufügen vergaß, woher der Reichthum der Firma H o f m a n n und Kompagnie stammt. Aehn- licherVergeßlichkeiten" machten sich andere Kartellblätter schuldig. Sie deklamirten von denHungerlöhnen" der Firma Singer und übersahen, daß ihre eigenen Patrone Löhne zahlen, die nicht entfernt an die der Firma Singer heranreichen. Es war oder eS ist, denn der Spuck dauett noch fort, ein« wahre Orgie de» P h ari f ä erth u m s. Die Grundlage all' der Deklamationen und Exklamationen bilden, wie wir oben gezeigt haben, die Aussagen der Herren Jnnungsmeister, insbesondere des Obermeisters Kurth, vor Gettcht. Run, Ende vottgen Monats fand in Berlin   eine von der Damen-Mäntelschneider-Jnnung einberufeneVersammlung der Damen-Schneider" Berlins   statt, in wel- cher die Herren Meister ihre speziellen Jntereffen besprachen, und in dieser Versammlung erklärte derselbe Obermeister Kurth(wir zittren nach dem K-Bericht derBerliner Volkszeitung"): Man habe damals(vor zwei Jahren, während der Arbeiterinnen- Bewegung) in diesen Versammlungen gesagt, die Arbeiterinnen ver- dienten wahre Hungerlöhne, aber dieselben Wortsührerinnen hätten in derGerichtsverhandlungSinger-Bachler wieder konstatirt, daß sie bei zehnstündiger Arbeitszeit 12 l5M. pro Woche verdienten. Bon Hungerlöhnen bei den Arbei- tertnnen könne man demnach nicht mehr sprechen und müsse sich darauf beschränken, zu untersuchen, wie eS mtt den Löhnen der Meister stehe." Deutlicher kann man gar nicht zeigen, wie viel die von den Herren vor Gericht zur Schau getragene Entrüstung wetth war. Dort jammerten sie über den Druck auf die armen Arbeiterinnen, und hier erklären sie unverblümt, daß die Arbeiterinnen gar keinen Grund zur Klage haben, es handle sich nur darum, ihnen, den armen Meistern, zu helfen. Dort warf man mtt dem WortHungerlöhnen" nur so um sich, hier erklärt man, von Hungerlöhnen könne gar keine Rede sein. Hier war man eben nicht zu dem Zweck vertreten, einen politi- schen Gegner zu verdächtigen, fondern um über die Wahrung der eigenen Interessen zu verhandeln. Und da diese Jntereffen mit denen der Arbeitettnnen nichts gemein haben, so legte man die Ma»ke der uneigennützigen Anwaltschaft für die Interessen der Arbeiterinnen, nachdem sie vor Gericht ihre Schuldigkeit gethan, schleunigst wieder ab, mtt der Erklärung, die Arbeiterinnen brauchen überhaupt keinen Anwalt, es gehe ihnen ganz vortrefflich. Bon Hungerlöhnen keine Rede" da zeigt sich der Meister-Egois- mus in seiner ganzen Riedettracht. Und diese Leute wollen Andere als Ausbeuter denunziren, auf dieser Leute Zeugniß hin ward der Versuch gemacht, einen Vorkämpfer der Befreiung der Arbeiterklasse in einen Bedrücker derselben umzu stempeln! Und dies« zweizüngigen Gesellen prahlen mit ihrem Christenthum, mit ihrer Biederkeit und Wahrheitsliebe, und zetern über die Sittenverderb- niß der gottlosen Arbeiter! Sie mögen nur erst einmal bei sich ein­kehren. Heute nennt man's Hungerlöhne, morgen reichliches Auskommen in dieser Zusammenstellung kennzeichnet sich die ganze Verlogenhett der Herren und ihrer Patrone. Dem Pntttamer in Selbstperfon sieht die Anstandspause entgegen, die vom Tode seines Fortjagens an mindestens drei Monate dauern muß, also bis Mitte September einstweilen genügt als Stell- Vertreter derOber-Puttkämerling, der Chef des Puttkamer  'schen Ressorts, der Vorsitzende der ReichSgalgenkommiffion, Herr Herr furth, feit Jahren Unterstaatssekretär im Ministerium de» Inneren und elf- rigster Verrichter Puttkamer'scher Thaten und Werke. Dieser Herr- furth, der als Unterstaatssekretär nie ein Nein! hatte für irgend eine schmutzige Ordre desChefs", der mit derPflichttreue"«ine» Jhring- Mahlow und Raporra jahrelang die zwei Branchen de« Puttkamer'schen Geschäfts: Organisation der Spitzelei und Organssation der Wahlmache besorgt ha t er ist vom pflichttreuen Sohn an die Stelle des vom Vater mit einem Fußtritte entfernten Puttkamer gestellt worden. Und kurioS ist, wie die Parteipresse stch zu dieser Ernennung verhält. Die Puttkamer- und Stöcker-Organe sind natürlichhochbefriedigt", sauere Gesichter schneiden die Herren Nationalliberalen, welche die allerdings nur ihnen bekannteSelbstverleugnung" abgelegt, undihren Miquel" bereits im Geiste zum Polizeiminister ernannt hatten. Ganz verdutzt aber find die Herren Fortschrittler.Die Ernennung kommt völlig unerwartet."An Herrn Herrfurth hatte Niemand gedacht." Jndeß ein biederer Fortschrittler weiß sich immer zu helfen und aus dem trostlosesten Stoff mit Bienenfleiß Trost zu saugen:Herr Herrfurth ist kein Parteimann. Er that bloS die Arbeit de» Herrn v. Puttkamer. Jetzt, da er few eigner Herr ist, wird er voraussichtlich rein bureau- kratisch und parteilos sein." O heilige Einfalt der Tante Boß! Eine bureaukrattsche Maschine ist Herr Herrfurth allerdings. Aber eine Maschine wird niemals selbständig. Sie hat keinen Gedanken und hat keinen Willen. Sie ist nichts ein todter Klotz ohne den leitenden Maschinisten. Und der Maschinist ist da. ES ist derselbe wie früher. Der Untermaschinist heißt Putty, und der Obermaschinist heißt Kanzler Eisenstim. Kurz, e» bleibt Alle» beim Alten. Nur, daß der Puttkamer auf dritt- halb Monate einen Stellvertreter hat. Mitte September kehrt er mit derunnachahmlichen Pose" in die gewohnten Räume zurück. Es ist dann gerade noch Zeit für die preußischen Landtagswahlen und für die entscheidenden Vorbereitungen zum neuenverschärften" Sozta- listengesetz. Wir sagen: die entscheidenden. Di« letzten In- struktionen an dieLandräth«, an dieHaupt und die Schröder. Vorbereitet wird schon jetzt. Namentlich für dasverschärfte" Sozialistengesetz. Die Attentatsgerüchte schwirren nur so durch die Luft. Und der neuealte Fritz" wird von der Krüger'schen Bismarck  - Polizei mit so alarmirenden Sicherheitsmaßregeln umringt, daß er in seiner Angst zu den tollsten Ausgeburten des staatsmännsschen Polizei- Verstands Ja und Amen sagen wird. �kurz wir sind bereis mttten in den Borbereltungen drin.