und weist auch bezüglich der Schiffskessel und Schiffsmaschinen die größ- ten Zahlen auf, betreffs der beweglichen Dampskessel wird sie durch die Provinzen Sachsen und Schlesien übertroffem Der Srund für letztere Erscheinung liegt darin, daß sich die L a n d w i r t h> sch a f t, welche in den Provinzen Sachsen und Schlesien einen hervor- ragenden Theil der Erwerbsthätigkeit ausmacht, neuerdings in immer höherem Maß« der D a m p f k r a f t, und zwar vornehmlich der Loko- mobilen, alS Ersatz für Menschen- und Thierkraft bedient. Unzweifelhaft hat dieser Entwicklungsprozeß durch die neudeutsche Wirthschaftspolitik die mächtigste Förderung erfahren. DasZüchten der Millionäre" erfährt in diesen Zahlen eine beredte Illustration. Die Großindustrie und der große landwirthschaftliche Betrieb verstärken ihre Position mit jedem Tage, Dank dersegensreichen" Schutzzölle und der famosen agrarischen Steuerreformen". Wie es dagegen bei denKleinen", d. h. den kleinen Besitzern, in Stadt und Land ausschaut, darüber gibt die Statistik der Zwangsversteigerungen die beste Aus- kunst. Ueber dieses Kapitel ein andermal. Hübe» und drüben. Die Zeiten, da die deutschen Gelehrten in ihrer Mehrzahl idealistischen Bestrebungen huldigten, find dahin, heute sind sie, mit wenigen Ausnahmen, ungemeinpraktisch" geworden. In der Politik bis zum Byzantinismus servil, in der Beurtheilung der sozialen Frage oft schlimmer als der ärgste Ausbeuter. Da hat neulich wieder, wie wir in deutschen Arbeiterblättern lesen, ein Realschulrektor in Kaufbeuren , Namens Breunin g, einen Vortrag darüber gehalten, wie die Arbeiter leben sollen. Der wackere Schul- mann behauptete, die Arbeiter könnten mit ihren Löhnen wohl auS- kommen, wenn sie sich nur einrichten wollten.(DasWollen" ist bekanntlich überflüssig, wo es heißt: der Bien muß!) Der einzelne Arbeiter könnte mitss Pfennig täglich ganz gut leben, und eine Familie zu fünf Köpfen könne mit 1,32 Mk. täglich anständig auskomme«. Das Rezept, welches der Vor- tragende hiezu gab, lautet: 1. Luft und Wasser ist die Haupt« »ahrung. 2. Morgens früh, ehe man an die Arbeit geht, ist ein Bissen Brot beffer als gar nichts. Schnaps soll man nicht trinken. S. Mittags Erbsen oder Linsen seien sehr gut, abwechselnd Fleisch, SSV Gramm genügt für fünf Köpfe, auch könne man aufhören zu esse«, ehe mau satt ist. 4. Abends Milchsuppe aus Butter- milch sei ganz ausgezeichnet, abwechselnd Hering und Kar- toffeln, Stockfisch ic. Das wäre das Rezept für die städtischen Arbeiter; nun kommen noch die Bauern; diese seien so dumm und gäben lieber die gute Buttermilch den Schweinen, als daß sie dieselbe selbst verzehren, und tränken dafür Schnaps." Leider, heißt es in der betreffenden Notiz sehr richtig, hat der kluge Realschulrektor nicht mstgetheilt, ob er aus eigener Praxis diese Weisheit geschöpft, resp. ob er versucht habe, seinen Leib mit täglich 44 Pfennig zu erhalten und es ihm in Gemeinschaft mit seiner Frau Gemahlin und drei Kinder- chen möglich gewesen sei, mit l Mk. 32 Pfg. täglich satt zu werden, oder ob er so viel Ueberwindung mit den Seinigen besitzt, immer mit dem Essen und Trinken aufzuhören, ehe die ganze Rektorfamilie satt ist. än Uebrizen entzieht sich der Blödsinn jeder Kritik. Man muß jedes efühls für seine Mitmenschen bar sein, um solche Absütterungsvor- schläge im Ernst machen zu können. Hören wir im Gegensatz dazu, wie das Organ der englischen Aerzte, Tüs Lancet, Stellung zu demSweattng- System" nimmt, das äugen- Micklich Gegenstand einer parlamentarischen Untersuchung bildet. Nach einer Schilderung der schädlichen Wirkungen dieses System der ver- doppelten Ausbeutung kommt es schließlich zu folgenden Vorschlägen: 1) Artikel SS des Fabrikgesetzes soll abgeschafft und demgemäß daS Fabrikgesetz auf alle Prioaträume und Wohnungen ausgedehnt werden, in denen gewerbliche Arbeit verrichtet wird<d. h. die sozialistische Forderung der Ueberwachung der Hausindustrie). 2) Obligatorische Registrirung aller Läden-c., wo öffentlicher Verkauf stattfindet, und Eintragung der Arbeiter in öffentliche Listen, damit die Inspektoren leicht die Wohnung der Hausarbeiter auffinden. S) Anstellung von Inspektoren aus den Reihen Derer, die Opfer des Sweating-Systems gewesen, ferner eines Stabes von technisch gebildeten Inspektoren, die für Ventilation rc., und von medizinischen Inspektoren, die für Sicherheitsmaßregeln gegen Ansteckungikrankheiten ic. zu sorgen hätten. 4) Errichtung von Gemeinde-Musterwerkstätten, die an Schneider k. auszuleihen wären, so daß eine Garantie geschaffen würde dafür, daß i die Bekleidungsgegenstände:c. unter den bestmöglichen sanitären Be- dingungen angefertigt werden. I 5) Ausschließung solcher Bewerber von der Vergebung von Arbeiten für Staat und Gemeinde, die keine zweckmäßigen Werkstätten besitzen Und unhumane Löhne zahlen(also Feststellung eines Lohnminimums). Schließlich empfiehlt dieI-ancot", daß die stimmberechtigten Arbeiter dieses oder ein ähnliches Programm allen Kandidaten ohne Unterschied der Partei vorlegen sollen, und daß dasöffentliche Gewissen" zu einem höheren Pflichtgefühl aufgerufen werde. Das klingt etwas anders als das obige Lied. In Deutschland herrscht dasAusschwitzungS"-System bekanntlich nicht minder als in England, aber weit entfernt, für dieAus- geschweihten" einzutreten, nimmt z. B. in Preußen-Deutschland die Regierung, diese Hüterin desöffentlichen Gewissens", ganz unumwunden für die A u s s ch w e i ß e r Partei. Sie befördert ihre Verbindungen, wo sie nur kann, und unterdrückt die Organisationen der Opfer des schändlichen Systems. Aber trotzdem ist die deutsche Regierung die arbeiterfreundlichste, die eS je gegeben. Derkluge" deutsche Konsul in Zürich , der, wie wir in vor- letzter Nummer mittheilten, anläßlich der Todtenfeier für Kaiser Fried- rich eine so vortreffliche Nase für die politische Wetterdiagnose verrathen, wurde jüngst in einem Eingesandt derZüricher Post" auf seinen bürger- lichen Anstand ganz bedenklich gekennzeichnet, ohne daß Herr Beute- führ bis jetzt eine Erwiderung dagegen losgelassen, so daß man jetzt wohl die völlig« Richtigkeit derselben annehmen darf. Die bezügliche Einsendung lautete: Ich möchte hiermit einem weitern Publikum bekannt machen, daß Leute auS dem Bürgerstande, besonders Frauen, sich vertreten lassen Iyllten, wenn sie beim deutschen Konsul etwas zu thun haben, >enn der Herr Konsul kann nicht leiden, wennWeiber" reden, wie er sich letzthin in folgendem Fall ausdrückte: Sine Frau war von verschiedenen Behörden aufgefordert worden, beim deutschen Konsul Rath zu holen, was sie thun müsse wegen eines gänz- lich mittellosen jungen deutschen Kommis, der krank bei ihr im Logis war. Der Konsul wollte sie nicht einmal anhören, drohte, daS Fenster- chen hinunter zu lassen, wenn sie nicht schweige, er könne nicht leiden, wenn Weiber reden. Nach inständigem Bitten ihrer- seitS brachte sie eS fertig, ihm den Sachverhalt darzulegen. Die Ant- wort darauf war:Warum schmeißen Sie den Menschen Nicht auf die Straße?" Mit diesem menschenfreundlichen Rathe war die Frau entlassen. Die Kantonspolizei hat sich nun des Kranken erbarmt und ist derselbe einstweilen im Kantonsspital untergebracht. Aus welchem Fond aber die Frau, die mehr Menschlichkeit für sremde Leute, als der Herr Konsul für seine eigenen Landsleute besitzt, für Pflege und Unterkunft des Kranken entschädigt wird, wissen wir nicht. Dagegen begreifen wir sehr wohl, daß sich viele hiesige Deutsche nach einem Berufskonsul sehnen. Achtungsvollst X." Man sieht, der Herr Konsul ist der rechte Mann für seinen Posten nach Berliner Auffassung auch in Bezug auf die Tonart, die das preußische Regiment der BiSmarck-Putty im Verkehr mit den Unterthanen" charakterisirt. SS riecht Alles nach Kaserne und Unter« vffizier. Aber auch nach einer anderen Seite hin ist diese Einsendung interessant. Das deutsche Reich, das so heidenmäßig viel Geld für Spitzel- und Reptilgesindel in der Schwei , hat, lebt fort- während in kleinlichem Krieg mit den Schweizerbehörden wegen der Kosten, welche die Verpflegung der in der Schwei , erkrankten oder ver- unglückten armen Deutschen den einzelnen Gemeinden verursacht! Und der deutsche Konsul, dem auch in seiner Stellung alt Präsident des deutschen HilfSvereins die Pflicht der ersten Hilf« für erkrankt« Lands- leute obliegen sollte, hat die empörende Antwort:Warum schmeißen Sie den Menschen nicht auf die Straße?" In der That der deutsche Konsul entspricht seinen Aufgaben. Es fällt uns dabei ein, daß seinerzeit das Gerücht ging, der frühere Konsul, Herr Schöll-r, habe seine Stelle deshalb niedergelegt, weil er die Interessen von Arbeitern allzusehr zu wahren getrachtet habe, die auf schwindelhafte Anlockungen eines Zürcher Kleidergeschäfts hierher- gekommen und, nachdem sie enttäuscht wieder heimkehren wollten, sich deswegen an daS Konsulat gewandt hatten. In diese Verlegenheit wird Herr Beutesühr die deutsche Regierung allerdings nicht bringen. Moderner Sklavenhandel. Sine ähnliche Bedeutung wie seiner Zeit die Kuli-Einfuhr an der West-(Pazific-)Küste Amerika's scheint seit einiger Zeit die Einfuhr von italienischen Proletarier- Sklaven an der Ost-(Atla>ltischen)Küste der Vereinigten Staaten zu gewinnen. Wienutzbringend" dieses Geschäft ist, geht auS dem Brief einesKontraktors"(Unteragenten) an denNew-Jork Herald" hervor, in welchem derselbe an der Hand eines speziellen Falles über die Art und Weise, wie die italienischen Sklaventreiber(Padroni") ihren Menschenhandel betreiben, sowie über die Profite, die sts dabei erzielen, Aufschluß ertheilte. Man höre also: Der Padrone importirte 200 Mann aus Süd-Jtalien und streckte Jedem 32 Dollars, minus 3 Doll. Kommission, für Ueberfahrtskosten vor.(Profit 300 Doll.) Mit Jedem hatte er einen Kontrakt abgeschlossen, nach welchem er das erste Jahr für den Padrone arbeiten mußte, bis er 90 Doli. für die vorgestreckten 32 Doll.! abgearbeitet hatte. Aus dem Arbeitsplatz, nach welchem er die 200 Leute verdingt hatte, erbaute er eine Bretterbude von löv Quadratfuß Flächeninhalt. Da wurden die 200 Mann eingepfercht, wofür Jeder 1 Doll. Miethe per Woche bezahlen mußte.(Profit 200 Doll. per Woche. Da die Arbeit 18 Monate dauerte, so belief sich der Gesammt-Profit von der Miethe auf 3300 Doll.) Für Beköstigung, aus altem Brod, faulen Eiern, Gemüseabfällen und Tropfbier bestehend, mußt« jeder Sklave dem Padrone 30 Cents per Tag bezahlen.(Profit: per Tag 40 Doll., für 18 Monate 25,880 Dollars.) Seinerseits verpflichtete sich derPadrone", jedem seiner Leute 1 Doll. per Tag Lohn zu zahlen, nach Abzug all' der obenerwähnten Reisekosten, die sich tabellarisch folgendermaßen summiren lassen: Kommission auf Passage-TicketS 300 Doll. Profit auf Paffagegeld 12,200 Profit von der Miethe 3,300 Profit von den Lebensmitteln 25,880 Summe 42,880 Doll. Für 450 Arbeitstags erhielten die 200 Mann 1 Doll. per Tag, also im Ganzen 30,000 Doll. Nach Abzug der obigen 42,280 Doll. bleiben für die Arbeiter netto 47,720 Doll., oder für Jeden 238 Doll. für 13 Monate Arbeit, d. h. dreiundfünfzig Cents per Tag!" Soweit," bemerkt dazu dieNew-Iorker Volkszeitung", der wir vor- stehende Notiz entnehmen,der italienische Kontraktor, der doch selber gewiß kein übertrieben großmüthiger Menschenfreund ist, da nach seinen eigenen Angaben er seinen Leuten nie mehr als Doll. 1.50 per Tag zahlt l Zieht man ferner in Betracht, daß nach den statistischen Angaben des Arbeitsbureaus im Castle Garden seit Januar d. I. über 40,000 i t a- lienische Kulis im New-Dorker Hafen gelandet sind, wird Niemand ableugnen können, daß wir hier einem regulärenSklavenhandel gegenüberstehen, einem Sklavenhandel, der nicht nur entwürdigend und entmenschend auf die unmittelbaren Opfer desselben wirkt, sondern die Verelendigung der einheimischen Lohnarbeiter beschleunigt. Und welches sind die Abhülfe-Mittel, welche die Philosophen der be- stehenden Ordnung gegen solch' entsetzliche Uebel in Vorschlag bringen? Es sollte von dem zu etablirenden Arbeitsministerium ein Arbeitsbureau für Italiener errichtet werden, meint derHerald", und jeder italienische Einwanderer gewarnt werden, sich durch jemand Anderen verdingen zu lassen. Wie naiv! Was soll denn eine solche Warnung helfen? Gehen denn diese Unglücklichen freiwillig den Padroni in die Klauen? Sie thun es einfach, weil sie, nachdem sie gelandet, absolut mittellos und arbeitslos sind und nur die Wahl haben zwischen Hungertod und Padroni- Sklaverei. Und wie soll dem ein Arbeitsbureau abhelfen? Entweder wird ein solches die Arbeit zu ebenso miserablen Löhnen verdingen, wie die Padroni selbst, also eine ebensolche Brutstätte von Scabs werden müssen wo ist dann der Fortschritt? Oder wenn das Bureau dies nicht thut, so wird es ohne Aufträge bleiben, also mit den Sklaven- treibern gar nicht konkurriren können, weil die hiesigen, einheimischen, auf ihrAmerikanerthum" so stolzen und für denSchutz amerikanischer Arbeit" sich so sehr begeisternden Arbeitgeber sich immer und überall dahin wenden, wo dieSrbeit am billigsten zu haben ist. Das ist des Pudels Kern. Nicht die italienischen Proletarier, nicht einmal die sie ausbeutenden Sklavenhändler sind an dem ganzen Jammer schuld, sondern unsere eigene Unlernehmerklasse, ja, in letzter Instanz nicht einmal sie allein, sondern der P r i v a t k a p i t a l i S m u s, der international ist, der die Arbeitskraft zur Waare gemacht hat und den Preis dieser Waare niederdrückt und mit jeder neuen Erfindung, mit jedem Fortschritt auf dem Gebiete der Industrie und des inter - nationalen Verkehrs immer tiefer niederdrücken wird. Dieses Ungethüm muß erst erwürgt sein, ehe wir daran denken können, jede Form der Sklaverei mit der Wurzel auszurotten." Stimmt. Roch ein Ausspruch des Herrn Raster finde als Ergän- zung zu unserer Notiz in letzter Nummer:Neues deutsches Wesen" hier Platz. Er betrifft das protzenhafte Auftreten des ver- biömarckten TheilS der neueren deutschen Austvanderung. Herr Raster ist, obwohl er immer ein Gemäßigter war, entrüstet über sie, weil bei ihrkaum eine Spur von dem sehnsüchtigen Drange der älteren nach einer freiheitlichen Gestaltung des deutschen Vaterlandes besteht; daß sie mit ihren Anschauungen und Wünschen tief in jenem Chauvinismus" und Streberthum steckt, die in Deutschland unter der schrankenlosen Herrschaft des eisernen Kanzlers zum Merkmal der Gesinnungstüchtigkeit" geworden sind." Diese jüngere deutsche Einwanderung," so fährt er fort,welche sich zu den Vorgängen in Deutschland etwa so verhält, wie die Franzosen in Amerika zu Frankreich unter der Herrschaft Louis Napoleons, macht dem Deutschthum in Amerika gar keinen Gewinn. Denn mit jener jämmer­lichen Schmiegsamkeit, die sich zwar mit echtem und gerechtem National- stolze gar nicht, aber mit hohlköpfiger chauvinistischer Nationaleitelkeit sehr gut verträgt, legen diese ins Deutsch« übersetzt«»Gommeux" und Pchutteux" ihre deutsche Sprache. Sitte und Art dem hohlen und seichten Dankeethum zu Füßen, anstatt sie, wie es die früheren Einwanderer thaten und thun, mit kraftvoll geballter Faust zu verfechten. Was die Deutschen in Amerika sind und gelten, das haben sie sich in den Jahrzehnten, welche der Begründung des deutschen Reiches vor- angingen, durch ihre eigene Thatkraft und Tüchtigkeit errungen. Die jungen Streber und Prahler, die aus dem fertigen Reiche mit großen Rosinen im Sack und viel leerem Raum im Kopfe herüber- kommen, in dem Wahn, daß dieJröße" desHeldengreises" und des eisernen Kanzlers" sie selbst mit einem gewiffen Glorienschein umhülle, zehren hier nur von dem Kapital, welches die ältere deutsche Einwände- rung zu der Zeit aufgespeichert hat, da Deutschland noch nicht vielmehr alS ein Spucknapf für die anderen Nationen Europas war. Sie selbst aber thun ihr Möglichstes, um dieses Kapital zu verwüsten. Sie sind es auch, welche mit dem preußischen Junkerthum und dem schneidigen" Soldatenthum Fühlung suchen, indem sie über den nun verstorbenen, ersten wahrhaft deutsch gesinnten Kaiser mit schlecht ver- hehltem, mitleidigem Spott die Achseln zucken und den neuen Kaiser alS einen echten und rechten Kernpreußen bewillkommnen. Die ältere Ein- Wanderung aber, welche ohne Hülse des Heldengreises und seines Kanz- lerS vor 1870 dem Deutschthum in Amerika die geachtete Stellung er- rungen hat, welche seitdem blafirte und eitle Streber zu zerstören bemüht gewesen sind sie steht in tiefem, aufrichtigem Schmerz an dem Sarge deS zweiten deutschen Kaisers, der doch eigentlich der erste deutsche Kaiser war." Dazu bemerkt daSPhil. Tagebl.": Soweit Herr Raster. Natürlich geht eS ohne Seitenhiebe auf die Sozialisten auch nicht ab. Ihm passen weder diese noch die Königlichen; sein Ideal ist dergemüthliche" und gemäßigte" Rittelweg, mit dem es aber einmal aus ist. Was jetzt von Deutschland kommt» sind entweder dieStreber und Prahler", die Herr Raster sehr gut zeichnet, oder Sozialisten. Ein Drittes gibt es nicht. Die bürgerlichen Demokraten, Freidenker und dergleichen existiren i» Deutschland nur noch in kümmerlichen Resten und werden bald aus- gestorben sein. Das ist die naturgemäße Folg« der ökonomischen Eni- Wicklung. Wir verzichten darauf, dies Herrn Raster und den anderen Repräsen- tanten einer vergangenen Zeit klar zu machen. Un» kann Keiner" so ruft mit prahlerischem Stolz der deutsche Mordspatriot.Wir" haben daS herrlichste Heer und die größten Kanonen,wir" werden bald die größte Kriegsflotte habe«, und auf dem Jndustriemarkt schlagenwir" alle mitbewerbende« Nationen aus dem Feld. Nun, ist'S auch noch nicht ganz so, und habenwir" namentlich im industriellen Konkurrenzkampf in letzter Zeit mehrere empfindliche Schlappen erhalten, so könnenwir" uns doch eines Vorzuges rühmen, in Ausbeuterpraktiken sindwir" in der That allen andern Nationen über. Kein Fabrikant in der ganze» Welt, der seine Arbeiter so schamlos betrügt als z. B. der Deutsche , der dafür um so lauter Biederkeit als die ganze spezielle Tugend der deutschen Nation hinstellt, und gegenwelche Falschheit" undenglisch « Hinterlist" wettert, vonjüdischer Habgier" gar nicht zu reden. Wir berichten an anderer Stelle über den Streik der Zündhol, arbeite« rinnen in London , deren traurige Lage Frau Annie Besant in einem Wochenblatt dem englischen Volk so beweglich geschildert hatte. Aber diese Arbeiterinnen sind trotz der niedrigen Löhne noch wahre Krösusse im Verhältniß zu ganzen Kategorien deutscher Arbeitssklaven. Sie bringen es immmerhin auf 5, 3 bis 8 Schilling die Woche (1 Schilling eine Mark). Jetzt halt« man dagegen, was einem schlesischen Arbeiterblatt über die Lage der Arbeiter der Zündholzschachtel» Fabrikation in der Grasschaft Glatz geschrieben wird. Für daS TausendSchwedenschachteln" wird von den Fabrikanten der Preis von 3 0 Pf. bezahlt; sind dieselbenbezettelt", mit Etikett» versehen, 7 0 Pfg. Spahn und Papier wird von der Fabrik geliefert; den Kleister müssen die Arbeiter selbst besorgen; sie brauchen für 2000 Schachteln 1 Pfd. Gerstenmehl zu 19 Pf. Wenn die Schachteln nicht fehlerfrei sind, was nicht immer in der Schuld der Arbeiter liegt, sondern ost am Material, z. B. zu stark angefeuchteter Spahn, wodurch das blaue Papier röthlich gefärbt wird, so wird die Waare als unbrauchbar ver­worfen und die fleißigen Hände haben umsonst gearbeitet; ein Ausfall von einigen Hundert(bis 800) ist ein herber Verlust. Wie viel Schachteln werden von einer Person in einer Woche geferttgt? In der Regel sind die Schulkinder, gewöhnlich schon sogar Kinder von S Jahren an, die Hauptlieferanten unter Aufsicht der Mutter; die kleinen Finger erlangen bald eine große Gewandtheit. Eine Mutter mit drei Kindern bringt in der Woche 3000, wenn's hoch kommt 4000 zu Stande. (Also Wochenverdienst von 4 Personen für unbezettelte Schwedenschachteln IMk. 80 Pf., im höchsten Falle 2Rk. 4 0 P f., für bezettelte 2 M k. 1 0 P f. h ö ch st- n S 2 M k. 8 0 P f., und davon muß noch der Betrag für das zum Kleister verwendete Gerstenmehk, also 57 resp. 73 Pf. abgezogen werden. Entsetzlich! Die Redaktion.) Aber dann müssen die armen Kleinen früh um4Uhr auS dem Bett, um vor der Schule das Pensum abzuarbeiten; und nach der Schule dauert die Sitzung am Abend bis 8, gewöhnlich bis 9 Uhr, wenn Roth an Mann kommt, noch länger. Kommt man in solch' ein Arbeiterstübchen, wo vier Personen am Tische mit staunenswerther Be« händigkeit Schachteln machen, so prallt man oft unwillkürlich zurück von dem Dunst und dem üblen Geruch, den der feuchte Spahn und der Kleister entwickeln, und vor der Hitze, die fürs Trocknen der Schach« teln erhalten werden muß. Dazu kommt nun, daß die Leute ihre Waare selbst abliefern und dabei viel Zeit opfern müssen: stunden» langes Warten beim Abliefern, der weite, oft mehr als ein« Meile weite Weg zur Fabrik bei jeglichem, auch dem schlechtesten Wetter am bestimmten Tage. Die Folgen dieser Blutarbeit sind klar: mangelhaste Ernährung, Ueberanstrengung der Kinder, ungesunde Luft. Solche Kinder sitzen in der Schule ganz theilnahmlos, matt und schläfrig; wie ihr Körper, so ist noch mehr ihr Geist deprimirt; sie sind für den Lehrer wahre Schmerzenskinder." Für diese Aermsten der Armen gibt es keinen Streik, stumpf und theilnahmloS vernimmt dieöffentliche Meinung" von ihrem Elend, und nur wenn der Nothstand Epidemien gezeitigt, schwingt sich das Bürger- thum vorübergehend zu einigen»lmosenpfennigen auf. An gesetzgeberische Abhilfe zu denken, ist verpönt, daS wäre ja ein Eingriff in dieFreiheit der Arbeit". Der Reichsphilister aber preist die Bismarck 'sche Sozialreform, die mit demöden Manchesterthum" gebrochen. O des Pharisäerthums! Eine beispiellose Rohheit in Moltke's Bildung»« schule kam vor dem Münchener Militärgericht zur Verhandlung, und da in Bayern diese Verhandlungen öffentlich sind, erhielt auchdas Zivil" davon Kenntniß. Ein Soldatenschinder prima Qualität, der Ser« geant Friedrich Bossert, hatte, nachdem ihm das erfolglose Schießen auf Spatzen zu langweilig geworden, den Hornisten G a i g« l aufgefordert, sich an die Wand zu stellen, damit er auf ihn schießen könne. Gaigel that die? auch und nun schoß Bossert mehrmals auf ihn, ohne jedoch zu treffen; als schließlich aber dem Soldaten dieser Spaß denn doch etwas ungemüthlich zu werden anfing, versteckte er sich hinter ein Bett. Bossert legte an und wartete, bis Gaigel wieder zum Borschein kam und durchlöcherte ihm dann mit einem Schuß die Mütze. Hierauf wurde der Gemeine Meier als Scheibe aufgestellt, den ein Schuß in die Brust, ein anderer in den Oberschenkel traf, ohne jedoch weitere Folgen zu verursachen. Auch der Gemeine Weber wurde durch eine» Schuß am Gesäß verletzt. Ernster wurde die Sache bei dem Gemeinen Rottenfußer I, welcher sich hinter ein Bett geflüchtet hatte, worauf Bossert dem Rottenfußer II befahl, seinen B r u d e r aus dem Versteck hervorzutteiben. Während dies geschah, gab Bossert mehrere scharfe Schüsse auf Beide ab, deren einer dem Rottenfußer II am rechten Oberschenkel eine zwei Centtmeter tiefe Wunde verursachte; ebenso wurde der Gemeine Seckler von zwei Schüssen getroffen. Und welches war die Strafe für diese frivole Bestialität? Drei Monate sünfzehn Tage GefängniK! Hätte Einer das Experi- ment mit Katzen versucht er wäre gewiß nicht mit einer so milden Strafe davongekommen. Aber mit Soldaten, diesemKanonenfutter" da werden demVorgesetzten" nochmildernde" Umstände bewilligt! Es ist wirklich schade, daß man diesenGeschwornen" undRichtern" im blauen Kittel nicht nachträglich am eigenen Leibe diese Schießproben experimentiren kann, vielleicht würden sie in Zukunft ernsthafter und gerechter urtheilen, wenn ihr eigenes Gesäß oder ihr Hirnkasten von»in paar Schrotkörnern durchlöchert wäre! Um die ganze Nichtswürdigkeit dieser Militärgerichtssarce zu verstehen, braucht man nur den Fall anzunehmen, einer der Soldaten hätte, im Aufflammen seines Gesühls der Menschenwürde, sich geweigert, diesem Kannibalen als Schießobjekt zu dienen wie viel Jahre hätte diese selbstverständlicheAuflehnung" gekostet?! Man denke an die Landwehrleute, die bis zu zwölf Jahren Zuchthausstrafe erhiel- ten, weil sie sich an den Heldengreis mit der Frage wandten, ob sie, die mit ihrem Blut das Vaterland vertheidigt hatten, wirklich sich im Viehwagen müßten tranSportiren lassen! Wahrlich', man muß jstch nur wundern über die Geduld de» Volkes l Man begreift eS kaum, daß statt der zahllosen Selbstmorde aus dem Heere nicht ab und zu ein Fall bekannt wird, daß solch' ein Verzweifelter seinen Peinigerini bessere Jenseits" mitgenommen! Und wie ein Hohn auf unsereZivilisatton" klingt eS, daß deutsche Blätter anläßlich dieses Falles noch einen Trost darin erblicken, daß diese Verhandlungsfarcen wenigstens in Bayern noch öffentlich stattfinden! Wie lang- noch? DerSoldatenkaiser" und sein bavrischer Satrap werden diese Klagen über SoldatewMißhandlungen bald ver- stummen lassen man schafft wie in Preußen die Oeffentlichkeit d«S Gerichtsverfahrens ab, dann kann man die Soldaten noch mehr matträ- tiren und daS Publikum erfährt doch nichts. Das paßt in das neudeutsche Regierungssystem, und das Volk läßt stch's ja gefallen. Wie lange noch? Polizei hilf, Bildung ist gefährlich. Unter dieser. Spitz- marke bringt dasPhilad. Tageblatt" folgende Depesche, die durch die amerikanisch« Bourgeoispresse die Runde macht: Die anarchistischen und sozialistischen SonntagSschulen unter der Leitung von Paul Grottkau (der kürzlich von Milwaukee nach Chicago übersiedelt ist) machen große Fortschritte. Es gibt nun sech« derselben