i Htgil, noch ein Darwin , noch ein Lunsen gehören in diese Kategorie, die drei großen Männer dieses Jahrhunderts sind keine Geringeren als Wilhelm I. , Friedrich III. und Alfred Krupp , der Kanonenkönig. Ein nationalliberal-konservatives Fabrikantenblatt, die in E s s e n erscheinendeRhein.-Westf. Zeitung", hat daS heraus- gebracht. Unter der Form einer Zuschrift veröffentlicht eS folgenden �Am'heutigen Tage ist gerade ein Jahr verfloffen, daß die sterbliche Hülle deS Mannes der Erde übergeben wurde, dem die Stadt Effen»hre schnelle und kräftige Entwicklung hauptsächlich zu verdanken, der seine Vaterstadt alsKanonenstadt» in der ganzen Welt berühmt ge. macht hat. Da nun in manchen Kreisen der Wunsch laut geworden ist, nicht nur Kaiser Wilhelm allein, sondern für die beiden verstorbenen Herrscher ein gemeinsame? Denkmal, also einKaiser Wilhelm » Friedrich. Denkmal«,» errichten, so möchten wir diesen Wunsch noch dahin erweitern, für die drei großen Männer diese? Jahrhunderts, für die beidenBegründer der deutschen Emheit und ersten Träger der deutschen Kaiserkrone", und den K ö n i g der Industrie", gemeinsam ein großartiges Denkmal auf dem besten Platze der Stadt, dem Burgplatze, herzustellen. Ran denke sich auf mächtigem Unterbau links und rechts die großen Reiterstandbilder der Seidendeutschen Kaiser" und in der Ritte, etwa? tiefer stehend, die hohe Gestalt desKanonenkönigs" I Es gibt wohl kein industrielles Werk in Deutschland , welches so wichtige Beziehungen zu unserem deutschen Kaiserhause, resp. zu unserem deutschen Vaterland hätte, wie das Krupp'sche Werk. Haben nicht die Krupp'schen Erzeugniffe, die unüber­wundenen Kanonen, mitgeholfen, daS deutsche Reich und die deutsche «aiserwürde zu begründen? Auch dürfte das mit für unseren Vorschlag sprechm, daß wenn wir recht unterrichtet sind Kaiser Wilhelm viermal und Kaiser Friedrich zweimal der Stadt Effen, resp. dem Krupp'schen Etablisiement einen Besuch abgestattet haben." Wir zweifeln nichl, daß der Vorschlag Anklang finden wird, es läßt sich ihm der Mangel anZeitgemSßheit" nicht vorwerfen, auch entbehrt er nicht einer gewiffen Logik. Rur sehen wir nicht ein, warum der Kanonenkönig etwas tiefer gestellt werden soll als der durch die Kanonen Kaiser gewordene Wilhelm und deffen Sohn. Obenan mit Kruxp, und das Denkmal wird den Beifall aller Derer finden, welche nach Trettschke die gewalttgen Gedanken der Zeit begriffen haben". Wahrhaft komisch ist die Verzweiflung der Bismarck'schen Preffe über daS Zusammenklappen des B o»langer- Wauwau's. brav' genöral" läßt sich nicht wieder auf die Beine bringen. Im nächsten Wahlfeldzug kann er unseren Kartellbrüdern nicht mehr als Retter in der Roth dienen. Boulanger war in der That unbezahlbar für die deutsche Reaktion. Die Bismarck 'sche Wirthschaft mit dem tollen Militarismus hat ganz wesentlich von ihm gelebt; und es gibt nicht Wenige, die da glauben in allem Ernst glauben daß ,l' brav' gärnSral* den räthsel» haften Aufwand, den er der ganz vermögenslose Soldat macht, aus dem Repttlimfonds bestreitet. Und unwahrscheinlich ist's nicht. Ei« Borschlag z«r Güte. In Köln hat der am 16. Juli stattgehabteVerbandstag der deutschen Schlosser- Innungen" bei Besprechung deS Hamburger Schlofferstreiks fol­genden Antrag angenommen: a. Jede VerbandS-Jnnung, welche durch einen frivolen Streik ihrer Gesellenschaft inRothlage geräth, hat dem Vorstande deS Verbandes 1) die unberechtigten Forderungen der Gesellen und die Gründe, weshalb sie nicht bewilligt werden können, anzugeben; 2) die Namen der Leiter des Streiks, sowie der Haupträdelsführerleiol) in einer Liste zusammen- '»fassen, drucken zu lassen und in einer Zahl, die derjenigen er Verbandsinnung entspricht, dem Verbands-Vorstande einzureichen. b. Kein Angehöriger einer VerbandS-Jnnung darf diese Personen binnen sechs Wochen nach Beginn des Streiks in Arbeitnehmen". Selbstverständlich kann über den Sinn dieser Beschlüffe kein Zweifel obwalten, und dieselben find denn auch in den deutschen Arbeiterblättern gebührend gewürdigt worden. Trotzdem erlauben wir uns einen Vor- schlag zur Güte. Es ist in dem Reisterbeschluß nur von frivolen Streiks, nicht von Streiks schlechtweg die Rede. Danach scheint es also doch außerfrivolen" Streiks auch andere, nicht frivole Streiks zu geben. Wenigstens muß man das voraussetzen, wenn man nicht annehmen soll, daß das Beiwort frivol nur zu dem Zweck hinzugefügt worden ist, das Publikum irre zu führen, und so ehrbare Herren wie die Jnnungs- Schloffermeister sind einer so unanständigen fast hätten wir gesagt frivolen Handlungsweise nicht fähig. Wohlan, wie wäre es, wenn die Schloffergehülsenschast einmal an den ehrenwerthen Jnnungs-Vorstand Mit aller schuldigen Ehrerbietung die höfliche Anfrage richten würde, woran man denn erkenne, ob ein Streik frivol oder nicht frivol sei. Je nach der Antwort werden die Arbeiter in sich gehen und in Zukunft nur noch nicht frivol streiken. Äegeu de« Londoner Gewerkschaftskongreß haben jetzt auch die amerikanischen Gewerkschaften Stellung genommen in folgender Resolution derV. D. Gewerkschaften New-DorkS in Sachen deS Internationalen Arbeiter-KongresfeS zu London . In Anbetracht, daß die deutsche Sozialdemokratie auf ihrem St. Galler Partei-Taze die Abhaltung eine« internationalen Kongresses beschlossen hatte, auf dem als alleinige Tagesordnung die Frage der Regelung der internationalen Fabrik- und Arbeiter-Schutz-Gesetzgebung festgesetzt war; In Anbetracht, daß die deutsche Sozialdemokratie, wie sie auf diesem Parteitag vertreten war, zugestandenermaßen die einzige Repräsentantin der forlgeschrtitenen Arbeiterklasse Deutschlands ist; In Aichetracht, daß zu gleicher Zeit von demParliamentar? Com- mitiee" der englischen Geoerlschasten unter Führerschaft von dessen Sekretär Broadhurst ein internationaler Kongreß nach London ein- beMs«, worden ist, auf welchem gleichfalls gewerkschaftliche Fragen zur Drtfussivn kommen sollen; In Anbetracht, daß die deutsche Sozialdemokratie im Interesse der intaennkionalen Arbeiterbewegung beschlossen hat, ihren Kongreß fallen zfc lassen und sich an dem Kongreß in London zu betheiligen, indem die Teitdenz« beide? Konzresse dieselben sind, resp. dieselben sein sollten; In Anbetracht indoß, daß da? Parliamentary Committee, aus totalem Aistvnskäadeiiß von der deutschen Arbeiterbewegung, die Zulassung deuffcher Sozialisten, wie Bebel, Grivenberzer, Singer, Liebknecht u. s. w. söhn» wist«», ob diese Männer üb-etzaupt gesendet würden) unter HlNUltt auf diee'.acdiag order" des Kongresse», verhindert hat, weiche befazt, daß Niemand als Delegat erscheinen kann, der nicht Ber- ttes« einer Gewerkschaft ist, und auS der Kasse derselben die Ausgaben befteM«; In SNbetrmht schließlich, daß, wenn diese Männer auch entsendet worden«Aren, sie, well zum Theil selbst Arbeiter, zum Theil aner- kanwie, bewlhtte Führer der deutschen Arbeiterbewegung, auf keinen Fall ausgeschlossen werden könnten, wenn es den Einberufenen des Kongresses wirklich ernst mit der Fortentwicklung der Arbeiterbewegung der zloliisirten Länder wäre, Beschlossen, daß wir, die unterzeichneten Vertreter der R.-Y. Deutschen Gewerkschaften, sympathisirend mit den Zielen unserer deutschen Käme- roden, den Sozialisten, das Vorgehen des Parliamentary Committee's vi? engherzig, frivol und aus purer Furcht vor dem Worte Sozialismus diktirt, brandmarken, indem es nur dazu angethan ist, den wesentlichsten Theil der klassenbewußten Arbetterbewegung auszuschließen und damit den eigentlichen Zweck einer internationalen«rbeiter-Konferenz zn vereiteln, Beschlossen endlich, diesen MeinungLausdruck dem Parliamentary Committee zu übermitteln, und durch die Presse zu veröffentlichen." Wir haben bereits in voriger Nummer die Schmähschrift des Hanhtmann von Ehrenberg gekennzeichnet, und wenn zur Charak- teristik diese»Herrn aus edlem Geblüt" noch etwas hinzuzusetzen wäre, (o genügte die Thatsache, daß die Berliner Kreuzzeitung " ihn als einen ausgezeichneten Ehrenmann" anerkennt, um jeden Denkfähigen darüber «ufzuklären, was er von dem Geschreibsel de» Herrn zu holten hat. Einem Blatt, das in Puttkamer, dem Zitatenfälscher dasMuster eines Edelmannes" erblickt, muß ein Mensch, der mit einer selbst in seinem Stande seltenen Unverfrorenheit die notorischsten Thatsachen auf den Kopf stellt, Lüge an Lüge reiht, allerdings als ein ausgezeichnete« Exemplar dieser Gattung von Menschen erscheinen. Wir aber können mit Genug- thuung konstatiren, daß wir den von Ehrenberg von Anfang an für das genommen, als waS er sich jetzt herausgestellt hat, als einen eitlen, rachsüchtigen Patron, der zur Sozialdemokratie gekommen ist, nicht aus warmsühlendem Herzen für das arbeitende Volk, sondern lediglich um seiner verletzten Eitelkeit Genugthuung zu verschaffen, und daß wir des- halb unser Blatt rein gehalten haben von seinen Beiträgen, mit denen er uns, lange bevor er nach Zürich kam, beehrte, und die ausschließlich auS ebenso rohen wie kindischen Schimpfereien aus dasselbe Preußen bestan- den, vor dem er jetzt bauchrutschend de- und wehmllthig um Gnade bettelt. Es kennzeichnet den Seelenadel dieses adligen Ehrenmannes, daß er sich hinterher gleich einem ertappten Schulbuben als das unschuldige Opfer böswilliger Verführung herauszureden und mit frecher Stirn die Schmutzereien, die er verübt, seinen Feinden in die Schuhe zu schieben sucht, und seinen geistigen Horizont, daß er zu diesem Behufe Räuber- geschichten ersinnt, die jeder Urtheilsfähige auf den ersten Blick als blauen Dunst erkennt. ES kann uns, wie gesagt, nicht einsallen, hier auf die Einzelnheiten der von Ehrenberg'schen Skandaischrift einzugehen; soweit eS etwa noch nöthig sein sollte, wird die, auf Grund der Bebel'schen Aussagen im Reichstage nothgedrungen gegen ihn eröffnete Untersuchung Gelegenheit liefern, zu beweisen, daß sie aus einem Gewebe frecher Lügen besteht. Nur eine Stelle in seiner Schrift sei hier erwähnt, weil sie ganz beson- ders bezeichnend ist für die Niedrigkeit der Ehrenberg'schen Gesinnung. Herr von Ehrenberg benutzt die Thatsache, daß die Züricher Mitglied- schaft deutscher Sozialdemokraten es unterließ, den Ausschluß des edlen Herrn aus ihrem Verbände imSozialdemokrat" bekannt zu geben, zu der verleumderischen und denunziatorischen Unterstellung, daß man seine Enthüllungen gefürchtet habe. Der Ausschluß war erfolgt, weil der von Ehrenberg unter allerhand Ausflüchten sich geweigert hatte, sich für ein Flugblatt zu verantworten, welches zur Bildung einer Partei der revo- lutionären Aktion aufforderte, und in dem der charaktervolle Edelmann die Partei, der er anzugehören vorgab, und einzelne Angehörige der- selben, gegen die er im persönlichen Verkehr sich servil-sreundlich betrug, hinterrücks und selbstverständlich anonym in gemeinster Weise Weise beschimpfte. Die betreffende Versammlung beschloß, bei absoluter Enthaltung der Verleumdeten von Debatte und Abstimmung, einstimmig, es nicht bei der Ehrenberg'schen Ausirittserklärung bewenden zu lassen, sondern ihn als einen feigen Verleumder auszuschließen und damit ihm das Handwerk in der Partei zu legen. Weil aber der thaten- und um- sturzlustige Held bei jeder Gelegenheit feine Angst kundgethan hatte, eS könne ihm, wenn feine Verbindung mit den Sozialdemokraten bekannt werde, feine Pension entzogen werden, wurde, gerade auf Antrag des von Ehrenberg am meistenVerleumdeten, beschlossen, die öffentliche Bekanntgabe seines Ausschlusses zu unterlassen, um den Mann, den man mehr für einen Narren als für einen Schurken hielt, nicht materiell zu schädigen. Die obenerwähnte perfide Denunzia- tion ist die Quittung des Ehren berges für diese Rücksichtnahme. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß der gefühlvolle Volksfreund überall, wo er in seiner Schrift vom Volk als Wahlkörper spricht, dasselbe alL Janhagel, Kanaille k. aufmarschiren läßt. Nachdem die Arbeiter eS ab­gelehnt, sich als Puppeu von ihm nasführen zu lassen, läßt der Demagog die MaSke fallen und entpuppt sich als hochmüthiger, aristokrätzelnder Abenteurer. DaS Volk ist eine Kanaille, und warum nicht! ES können eben nicht Alle so charakterfest und hochgesinnt sein wie der Edle von und zu Ehrenberg. Ein Opfer des Sozialistengesetzes. Ein Sohn desalten" Tölcke war bekanntlich in dem letzten Leipziger Prozeß- Rattenkönig verwickelt. Die Untersuchungshaft mit ihren Auf- regungen und Entbehrungen hatte auf den nicht sehr kräftigen jungen Mann einen so schlimmen Einfluß, daß er geistesgestört wurde, und in eine Anstalt für Nervenkranke geschafft werden mußte. Dort ist er noch immer und zwar jetzt bereits in dem dritten Monat und die ihn behandelnden Aerzte haben erklärt, einzig und allein die Untersuchungshaft mit ihren G e m ü t h S q u a l e n bei mangelhafter Ernährung sei an der Erkrankung schuld, die übrigens nicht unheilbar sein soll. Eine eigenthümliche Fügung des Schicksals will es, daß der Mann, welcher dieses Opfer des Sozialistengesetzes in erster Linie auf dem Gewissen hat, der Oberstaats- anmalt H ä n tz s ch e l, der schon seit längerer Zeit wie wir auch mit- theilien an hochgradiger Nervosität leidet, auf dem besten Wege ist, einem ähnlichen Loos zu verfallen, wie der arme Tölcke, jedoch ohne Ausficht auf Genesung. Er hat Visionen, und sieht sich, ebenso wie der in vieler Beziehung auffallend ähnliche Frehfee, der Mörder L i e S k e's, von Feinden verfolgt. Und dabei haben feine GeisteSfähig- leiten bedeutend abgenommen soweit überhaupt vonbedeutend" die Rede sein kann, wo nur wenig ist; bei einem Prozeß, auf den wir gelegentlich noch zurückkommen werden, gelangte dies in einer sehr drasti- schen Weise zum Ausdruck. Genöthigt, eine Zeugenaussage zu machen, verwickelte sich Häntzschel derartig, daß Richter und Zuhörer einander erstaunt ansahen. Er hatte offenbar keine Ahnung davon, wie schwer er sich kompromittirte. Es gibt doch eineRemefiSi Sin Eldorado für Ausbeuter. In Indien ist die Zahl der Baumwollspinnereien in beständigem Wachsthum begriffen, so haben sich in der Präsidensschaft Bombay die Baumwollspinnereien in den letzten drei Jahren von 61 auf 76 vermehrt. Es nimmt das auch kein Wunder, wenn man liest, wie unbeschränkt das Fabrikanten- thum in Indien feinen AuSbeuterzelüsten fröhnen darf. Alle klimatischen und sonstigen(z. B. die aus der Religion der Jndier erwachsenden) Nachtheile sind verschwindend gegenüber dem Bortheil der unbeschränkten Freiheit der Ausbeutung. DieBerliner Zeitschrist für Handel und Gewerbe" macht darüber interessante Mittheilungen: ... Im Ganzen werden, heißt eS da,nur ungefähr l 6 einheimische Feiertage im Jahre berücksichtigt, von denen nur 5 voll- ständig gefeiert werden. Dagegen werden die Sonntage nicht alSRuhetage betrachtet; nur wenige europäische Firmen feiern an jedem 2. oder 4. Sonntage und auch an diesen Tagen werden meist einige Stunden zum Reinigen der Maschinen verwandt. Die Zahl der an den gleichen Maschinen beschäftigten Arbeiter ist größer als in Europa , doch kommt man jetzt schon mit 7 bis S Arbeitern an einer Spinnmaschine auS, wo vor 20 Jahren 14 nöthig waren. Eigenthümlich ist auch die Ueberzahl von Aufsehern, welche vielfach arme Verwandte der Besitzer oder Verwalter und oft 14 bis 16 an der Zahl in einem einzigen Wert find. Als Vorihnle sind hiergegen anzuführen daS reichliche Angebot billiger Arbeitskräfte, die Nähe der Rohstoffe, indem manche Fabriken mitten in den baumwollbauenden Distrikten liegen, ein vorzüglicher Markt für alle Gewebe ohne Mittelmänner, das Ausbleiben von Arbeiter- ausständen und zuletzt, aber nicht zumindest, der mehr oder minder vollständige Mangel einer Fabrikgesetzgebung. In dieser Hinsicht beschränkt sich Alles, was bisher geschehen ist, auf einen sehr bescheidenen Fabrikakt für die Präsidentschaft Bombay , dessen wesentliche Bestimmung sich ans das Verbot von mehr als neunstündiger Arbeit für Kinder von 7 bi« 12 Jahren und auf Schutzvorrichtungen für Maschinen, Aufzüge ic. beschränken; überdies gilt er nur für Fabriken, die 100 Arbeiter länger als»Monate jährlich beschäftigen; für die viel bedeutenderen Industrien des übrigen Indiens existiren überhaupt keine Beschränkungen.... Schwierigkeiten ergeben sich bei gerichtlichen Klagen wegen Uebertretungen des Gesetzes nur auS der Abhängigkeit der Zeugen von dem Unternehmer, dessen Fabrik oft die einzige Arbeitsgelegenheit in weitem Umkreis bietet; so vermochte der Inspektor bei einer Klage wegen Ueberarbeitung von Kindern gegen den Besitzer einer Fabrik in Gudscherate, der die Hälfte deS Lohnes den Kindern unter verschiedenen Verwänden abgezogen hatte und die andere Hälfte ihnen zur Zeit schuldete, nur in einem Fall die Verurtheilung zu einer unbedeutenden Strafe zu erlangen, da die Kinder vor Gericht übereinstimmend bezeugten, daß sie von dem Unternehmer gut behandelt worden seien. Bemerkenswerth für die Zustände in den kleinern Etablissements, die der Fabrikaussicht nicht unterliegen, sind die Aussagen eines parsischen Fabrikbesitzers, die, wenn man sie als wahr annimmt, die Grenze deS physisch Möglichen in einigen Punkten geradezu zu überschreiten schein« und einen hoffnungslosen Begriff von den Zuständen in den zahlreich«, wegen der kurzen Betriebszeit oder der geringe« Zahl der Brbetter nicht unter den Akt fallend« Fabriken geben. Dieser würdige Parsi, der nebenbei dem Inspektor erzählte, daß er einen Kessel, der den gewöhn» lachen Dampfdruck nicht ertragen könne, an eine kleine Fabrik zu ver» kaufen beabsichtige, war mit einer zwangsweisen Beschränkung auf eine zwölfstündige Arbeitszeit ganz einverstanden, sprach aber die unter dies« Umständen erklärliche Thatsache aus, daß'/? der kleinern Fabriken sich dann in gefährdetem Zustand befänden. Ueber die Arbeitszeit theilte er mtt, daß während der ruhigen Monate die Maschinen ununterbro» brachen von 46 Uhr Morgen» bis fü Uhr Abends im Gang bleib«, während der lebhaften Zeit(etwa 7 Wochen jährlich) arbeiteten die Maschin« oft Tag und Rächt mit einer halben Stunde Ruhe am Abend, btS zn acht Tagen mit den- selben Arbeitern(!!), dann weitere acht Tage den ganz« Tag oder die ganze Nacht abwechselnd mit einem zweiten Gang vonHänden". In seiner eigenen Fabrik erhalt« Frauen für 18 Stunden Ar- b e i t 8560 P f g., und zwar währen diese langen Arbeitsstunden von Mitte November bis Ende Mai, jeden Monat aber nur zehn Tag e." Es lassen uns diese Miltheilungen," setzt da? katholische BaSler Bolksblatt", dem wir diese Notiz entnehmen, hinzu,in einen Ab- grund deS Elends hineinblicken, in welchen die Einführung der europäischen Industrien einen Theil der Eingebornen schon gestürzt hat, und der bei Ausdehnung der Fabrikation immer wettere Kreise ver- schlingen wird. Der eigentliche Zweck der Industrie, den Wohlstand des Volkes zu heben und die materielle Lage der Menschen zu verbessern, verkehrt sich unter dem Einfluß gewissenloser Ausbeuter in sein Gegen- theil und auS einer segensreichen Einrichtung wird fie zu einem Fluch, unter dem das Volk körperlich und sittlich zu Grunde geht." Nun, es ist eben eine falsche Ausfassung, daß die Industrie dazu da ist, den Wohlstand deS Volkes zu heben-c. ic. Sie ist dazu da, Profite zu erzeugen, gleichviel wie groß oder klein die Zahl der Profitschluck«, und wer das nicht einsehen will, ist ein unpraktischer Schwärmer, ein Verbrecher am heiligen Eigenthum. Zudem, wo in aller Welt sollen noch honette Gewinne herkommen, wenn nicht auS den Kolonien, wo de« mit allen Machtmitteln der modernen Technik ausgerüsteten Kapitalist« ein Arbeitermaterial zur Verfügung steht, dem der Kopf noch nicht von Menschenrechts-, Freiheits- und Gleichheits-Theorien verdreht ist. Der Bourgeois weiß, warum er für Kolonien schwärmt. Das Bild, das die obige Schilderung uns vorführt, hat für ihn nichts Abschreckendes. Solche Arbeiter, solche Arbeitszeit, solche Löhne, das sind p a r a d i e» sischeZustände in seinen Augen. Was in den Kolonien geschieht o rühre, rühre nicht daran. Ein«eneS Kunststück auf dem Gebiet der höhere« RechtSgaunerei. Zn den Gerichtshöfen, welche mtt ganz besonderem Eifer die Pfade des Reichsgerichts wandeln, gehört das Oberlandes- aericht Naumburg . Dieses Muster-Jnstitut war es bekanntlich, das in den famosen Diätenprozessen allerunterthänigst sich dieRechisbeleh- rung" derNorddeutschen Allgemeinen" ganz zu eigen machte und ent- gegen den elementarsten Grundsätzen der Logik verurtheilte, wo die Landgerichte erklärt hatten, freisprechen zu müssen. Dies« erste Versuch, neue»Recht" zu schaffen durch neue Rechts- Auslegung, scheint den Herren OberlanveSgerichtsräthen sehr gut be­kommen zu sein, denn neuerdings haben sie eine zweite Leistung Sh» sicher Art verübt. Entgegen dem klaren Wortlaut der Gewerbeordnung haben sieim Namen des König?" zuRecht" erkannt, daß nur der- jenige Handwerker stch den TitelMeister" zulegen darf, der von ein« Innung das Recht dazu erhalten' denn, folg«ten die gerechten Nicht«, d« Titel Meister ruft den Eindruck hervor, als sei er gleichbedeutmd mit Jnnungsmeister. Schade nur, daß die Herren vergaßen, hinzuzu- fügen, bei wem denn dieser Eindruck erweckt werde, und wer über- Haupt aus den Titel JnnungSmeister außer denen, die ihn tragen, irgend welchen Werth lege. Dasür mußten fle es erleben, daß ihn» an der Hand der Reichstagsberathungen über die betreffenden Gewerb«- ordnungs-Paragraphen nachgewiesen wurde, daß der Reichstag aus- drücklich die von ihnen beliebte Auffaffung abgewiesen hatte. Wenn einem Rechtskandidaten bei der Prüfung dergleichen passirt, fällt er mit Schimpf und Schande durch, die ehrenwerthen Naumburg« Oberlandesgerichtsräthe aber sprechen nach wie vor mit autoritativ« GeltungRecht". Sie haben eben nur etwas zu eifrig nach dem Wind geschaut,der von oben weht", da kann es einem leider passtr«, dich man vom Boden der realen Thatsachen abgleitet. Biel Lärm um nicht». Die gegnerischen Blätter brachten seit letzter Woche eine Reihe von Schauernachrichten über ein Dynamit« k o m p l o t böhmischer Anarchisten in Chicago wider die Haupt- matadore deS Anarchistenprozesses; die Wohnhäuser von Grinnell(jetzt Richter, damals Staatsanwalt), Gary(Gerichtsvorsitzer) und PolizÄ- Inspektor Bonfield sollten angeblich in die Luft gesprengt werden. Je nach der Phantasie des betreffendenSpezialkorresondenten" gehört» zum Komplot Dutzende oder Hunderte von Anarchisten. Wir hatten von allem Anfang an die Geschichte für Schwindel, für ein plumpes Polizeimanöver gehalten, und wurden durch die später sol« genden neuenEnthüllungen" darin nur bestärkt. Jetzt nach Eintreff» der amerikanischen Post ersehen wir, daß wir von unseren Gegnern noch viel zu gut gedacht haben. Die Depeschen-Agentur, welche diese Atten» tats-Nachricht in die Welt setzte, hatte daran noch folgenden Satz gefügt: Polizei-Jnspektor Bonfield wurde spät« Abend« von einem Berichterstatter derÄff. Presse" zum Sprechen gebracht und sagte:Es ist ein Irr thum, anzunehmen, daß die heutig» Verhaftungen das Bestehen einer weitverbreiteten organislrte» von fähigen Köpfen geleiteten Verschwörung anzeige, oder dich öffentliche Gebäude hätt« gesprengt werden sollen. Es sind auch keine 20 Männer an dem Komplott betheiligt, sondern höchst»« die Hälfte. Es sei z u v i e l aus der Sache gemacht worden. G« handle sich einfach um einen schlecht angelegten Plan etlicher weniger Heißsporne, Rache an drei Person« zu nehmen an den Richtern Gary und Grinnell und an mir." Dieser Theil derAssociirten Preß"«Depescheist von allen Blättern in ihrer SensationSlüsternheit unterdrückt, i» einzelnen sogar in das direkte Gegentheil umgeloge« worden. Gleichwohl ist d« Z w e ck dies« Fälschung nicht erreicht wor- den. Niemand nahm diese Dynamitgeschichte ernst. Und als gar schon nach einigen Tagen zwei von den Verhafteten wieder freigelaff» wurden, da wußte Jedermann, daß auch die Chicagoer Polizei, welche Wied« solcherVerschwörungen" bedarf, um gegen die«v- .citer vorgehen zu können, in dieser Sache gerade so plump zu Werk gegangen war als die BourgeoiSpresse. ES war auch zu viel auf einmal: Eine ganze Reihe vonGruppen" entdeckt, die drei Hauptattentäter am Abende vor derThat" verhaftet, dazu noch in einem Freudenhaufc. und dort ganze Haufen Bomben, DynamiworrSthe, Dolche und Gift beschlagnahmt das war selbst dem Philister zu viel zugemuthet. Er liest so was zwar gern, ab« gar zu faustdick darf man ihn nicht an» lügen, sonst merkt am Ende auch er esl Deutsche Arbeiter, auf der Hut! Wir losen in d«New- York « Volks, tg.": Wir erhalten auch jetzt noch hin und wieder Anfragen, welche sich auf die Auswanderung nach Südamerika , besond«S nach Argentinien und Brasilien , beziehen. WaS«rgenttnien be­trifft, so haben wir schon verschiedene, durch Thatsachen wohlmotivirte Warnungen gebracht. Auch die Auswanderung nach Brastlim, welche in Folge der dortigen Aushebung der Sklaverei eine ganz eigenthümliche Bedeutung angenommen, haben wir in do« richtige Licht zu stellen versucht. Jndeß wird es immerhin intereflant und für einige unserer Leser, welche der Auswanderungskitzel sticht und die von! romantischen Dingen träumen, sogar von großer Wichtigkeit sein, wenn wir unsere ausgesprochene Anficht durch die Mittheuungen ander« Blätter bestätigt sehen. So lesen wir in dem zu Blumenau erscheinenden deutsch -brasilianischen WochenblattJmmi- grant" folgende beherzigenswerthe Auslassung, die mit den von uns in derselben Sache erlassenen Warnungen sich vollständig deckt:Der Auswanderungs-Agent R. P. Lodedan, in Hamburg hat mit der brasilianischen Regierung einen Kontrakt abgeschlossen auf Ei«- sührung von 6000 nordeuropäischen Einwanderer» innerhalb eines JahreS. Die Einwanderer soll« in Rio