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Einkommen" und dem Einkommen, welches die Frucht der Arbeit, industrieller und kommerzieller Unternehmungen ist". Ersteres soll mit einer Einkommensteuer von 1%, legteres mit einer solchen von/% belastet werden. Einkommen bis zu 2000 Frs. pro Jahr sollen steuerfret sein. Einkommen von 2000 bis 6000 Frs. Erleichterungen ge= nteßen. Die Verzweiflung der kapitalistischen Presse, Temps"," Republique francaise" Debate " 2c. über dieses Attentat gegen das allerheiligste Eigenthum ist hochkomisch. Die Prophezeihungen des Jesaias und die Klagelieder des Jeremias erscheinen farblos neben ben Schmerzensergüssen, mit denen die genanntent Blätter die reaktionäre Maßregel" bejammern, verwünschen, und gegen das schaudereregende Horoskop, das sie ihm im Hinblick auf seine künftigen Folgen stellen. Am hundertjährigen Gedenktage der Revolution, der Erklärung der allgemeinen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, will sich eine rebu blikanische Regierung der Schandthat schuldig machen, thre Nase in die Einkünfte eines Jeden zu stecken. Die Prinzipien der großen bürgerlichen Revolution, der Geldja e ist in Gefahr. Schrecklich und noch Schrecklicher die o po tunistische Presse verfündet es mit den tragischen Geberden einer Kassandra , die Einkommensteuer soll und wird gar ber Weg zu weiteren Steuerumwälzungen, zu einer progressiven Ginkommensteuer sein. Die Budgetdebatten haben wunderbarer Weise bts jezt noch nicht den Sturz des Ministeriums veranlaßt, wie es doch unter den Opportuniſten abgemachte Sache war. Grund hiervon iſt die Affaire Numa Gilly. Das franzöfifche Budget beträgt zirka vier Milliarden, faft 1/2 Milliarde hiervon, 1300 Millionen, werden zur Binszahlung für die Nationalschuld gebraucht. Die Großfinanz zieht also über des Nationaleinkommens mit diesem ** einen Geschäft an sich, fie nimmt an Abgaben den Vierten von allem Einkommen und hat also den alten Adel, die alte Geistlichkeit übertrumpft, die sich mit dem Zehnten begnügten.
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Sozialpolitische Rundschau. and
du bilmotors Voluntar od bit aff
dni odbid Kotdo modo dig into ood brud London, 31. Oftober 1888.
Die Feier des Schandgesches in Deutschland . Wir haben bereits in voriger Nummer Einiges darüber berichtet, wie unsere Genossen im Reich den Jubiläumstag des Schandgesetzes den Verhältnissen entsprechend gewürdigt, und tragen heute die uns weiter in dieser Hinficht vorliegenden Berichte nach.
Zunächst sei das, was wir über die Reichshauptstadt zu mel den wußten, durch eine dem„ Berliner Volksblatt" entnommene zu
fammenstellung ergänzt:
" Das zehnjährige Gedächtniß des Soztaltstengefeßes wurde gestern von Berliner Sozialdemokraten durch verschiedenartige Kundgebungen gefeiert, welche zwar unter dem Druck des gefeierten Gesetzes nicht große Dimensionen annehmen konnten, aber doch von dem immerwährenden Leben in allen Theilen der Partei zeigte. Im Süden waren vorzugsweise kleine rothe Fähnchen aufgesteckt, zum Theil an den Telephondrähten aufgehängt, auf der Rottbuser- und Gneisenau Straße sogar größere Fahnen mit der Inschrift: 3um Andenken an das Gesez von 1878"; in Velten hingen vier große Fahnen von zwei Meter Länge aus. Im Norden der Stadt waren hauptsächlich Anschläge und Stempel an den glatten Stellen von Häusern und an den Müllkasten, den öffentlichen Bedürfnißanstalten und den Anschlagsäulen zu sehen. Der Inhalt dieser Anschläge bestand meistens aus turzen Aufrufen und Sägen:" Wir verachten Eure Gewalt= maßregeln."" Wir pfeifen auf Guer Gesetz."" Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Efel auf" 3n der Gegend des Rofenthaler Thores war überall die Inschrift zu lesen: 21. Oktober 1878-88. 3hr fürchtet uns, sonst nichts auf der Welt. Die deutsche Sozialdemo= tratie." Am Sonntag Morgen waren die Stempel noch überall
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zu lesen, nachher wurden sie zum Theil entfernt von der Polizei, welche dem friedlichen Staatsbürger gern das Aergerniß ersparen wollte; von den Anschlagsäulen, wo die Stempel gerade mitten zwischen die Theaterzettel des königlichen Schauspiel- und Opernhauses gedruckt waren, wurden die betreffenden Stellen herausgeschnitten; indessen waren noch gestern Morgen an manchen Stellen einige Worte zu lesen, welche nicht hatten ausgewischt werden können.
" In Brandenburg a. d. Havel erfreuten an verschiedenen Stellen der Stadt rothe Fahnen die Augen der Passanten.„ Eine Fahne", heißt es, flatterte von einem Baumie auf der fast mitten in der Stadt belegenen stlein's Inset. Um die Herabnahme derselben zu erschweren, war der ganze Baumstamm mit Theer bestrichen worden."
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Aus Chemnitz wird unternt 21. Oftober berichtet:„ Mehrere rothe Fahnen, theils mit Inschrift versehen, flatterten im Morgenwinde des 21. von ihren hohen Standnrten herab und verkündeten den Vorübergehenden, daß der angebrochene Tag eine ganz besondere Bedeutung habe. Erst in der zehnten Stunde gelang es den vereinten Anstrengungen der Polizei und Feuerwehr, dieselben zu entfernen." Aus Dresden , 25. Oftober, berichten die deutschen Blätter:„ Etwas
Feuilleton.
Christenthum und Sozialismus.
( Neu- Abbruck aus Nro . 8 des„ Sozialdemokrat" vom Jahre 1881.) ( Siehe den Artikel S. Vögelin in voriger Nummer)
Zu Beginn der sozialistischen Agitation, zur Zeit als unsere Bewegung noch in den Kinderschuhen einhertrippelte und in feuriger Jugend= Begeisterung die reifen Früchte nur vom Baume schütteln zu dürfen wähnte, um Ernte zu halten, zu dieser Zeit war es in unserer Presse, in unsern Versammlungen eine beliebte Wendung, den Sozialismus mit dem Chriftenthum zu vergleichen, und Jesus den ersten Kommunisten, den ersten Sozialisten zu nennen; einige besonders eifrige Partisane zogen zwischen Christus und Lassalle zu Gunsten des Letzteren eine Parallele, so daß der Renegat Bernh. Becker in naheliegender Malice sagen konnte: es Fehle nur noch, daß man die Gräfin Haßfeld zur Gottesmutter Jungfrau Maria stempelte, und die heilige Familie wäre fertig.
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Man hat seitdem gefunden, daß der Vergleich den Begriff weder decke noch verständlicher mache; der Sozialismus hat mit dem Christenthum als Religion gar nichts gemein- und die sozialen Anklänge in demselben treffen nur die negative Seite int Sozialismus, so daß letzterer durch diesen Vergleich nur verlieren kann. Das Christenthum war eine Lehre für das faullenzende orientalische Bettelproletariat, der Sozialismus wendet sich dagegen an das arbeitende Volt; das Christenthum verlangte innerhalb der bestehenden Gesellschaft die Erhaltung der Armen auf Kosten der Reichen, der Sozialismus ist ein neues Gesellschaftssystem, das Allen ohne Unterschied gleiche Anstrengung auferlegt und gleichen Genuß bietet. Wege und Ziel beider sind grundverschieden.
Herr Prof. Vögelin von der Universität in Zürich hielt füngst im deutschen Arbeiterverein Zürich zu Gunsten der Hamburger Ausgewiesenen einen Vortrag, in welchem er das Christenthum und den Sozialismus, den christlichen Stommunismus und den kommu nistischen Sozialismus in Parallele zog- ein Vortrag voll geistreicher Pointen, dessen Gedankengang unfern Ausführungen zu Grunde liegt. Jede Religion hat ihren Ursprung, ihren Beweggrund in den sozialen : Verhältnissen ihrer Zeit, in den sozialen Mißverhältnissen und Ungleichheiten. Trotz der geradezu auffälligen Erscheinung, daß die zeitgenössischen jüdischen und heidnischen Schriftsteller gegenüber dem ersten Auftreten Jesu und seiner Lehre sich in vollständiges Schweigen gehüllt haben, so daß wir ohne die vier Evangelien über Gründer und Gründung dieser welthistorischen Erscheinung in absolutem Dunkel tappten, geht doch aus i den sonst so widerspruchsvollen Evangelien einstimmig hervor, daß Chri
post festum ist auch hier eine sozialdemokratische Demonstration zur Erinnerung an den zehnjährigen Geburtstag des Sozialistengefeges ins Werk gesetzt worden. Heute früh wehte von den über den FreibergerPlatz gezogenen Telephondrähten eine große rothe Fahne mii der Infchrift Sozialistengefeß 1878-1888." Die Herabnahme des Tuches von polizeilicher Seite bot erhebliche Schwierigteiten. Daß in dieser so frequenten Gegend die Befestigung der Fahne ungestört geschehen konnte, muß Verwunderung erregen."
In Elberfeld wehte am 24. Oftober von der obersten Spizze der bei der Stadt gelegenen Königshöhe von einem Baume herab eine vier Meter lange rothe Fahne. Die Herabnahme derselben verursachte der Polizei eine große Arbeit, da der Baum, an welchem die Fahne befestigt war, mit Seife bestrichen war, so daß man denselben nicht erflettern fonnte. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es endlich, die Fahne von einem daneben stehenden Baume aus zu erreichen und zu entfernen."
Plach gelang es
Aus Frankenthal in der Pfalz schreibt man der Frankf. 3tg." unterm 21. Oktober: Auf dem Neubau des Bezirksamts- Gebäudes wehte heute Morgen eine mächtige, 3 Meter lange rothe Fahne mit der Inschrift: Zur Erinnerung an den 21. Oft. 1878." Die Fahne wurde auf polizeiliche Anordnung entfernt."
in Sachsen haben Arbeiter zur Feier des 21. Oftober
In Freiberg hohen Pappel an der Schützengasse eine rothe
auf einer 26 Fahne angebracht. Nach dem Amtsblatt h haben ein Schlossermeister und der Zeugwart der Feuerwehr dieselbe erst am Donnerstag den 25. mit turnerischer Geschicklichkeit heruntergeholt.bly, unti
Aus Hannover wird uns geschrieben: Zur Jubelfeier der Sozialdemokratie waren hier verschiedene Stadtviertel festlich geschmückt durch Aushängen rother Fahnen mit entsprechender Inschrift, doch schien die Polizei nicht mitfeiern zu wollen. denn kaum graute der Tag, als sie schon eifrig bemüht war, die Freiheitsbanner von den ReichsTelegraphendrähten 2c. zu entfernen, was leider mit vielen Schwierigverknüpft war." 12
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Aus Hirschberg in Schlesien berichtet der Bote aus dem Miesengebirge", daß am Sonntag den 21. Oftober auf dem vor der Stadt dent Schanzen gegenüber liegenden Ottilienberge eine rothe Fahne geweht habe.„ Staunend", schreibt er weiter, fragten sich die Kuners dorfer und die vorbeikommenden Hirschberger, was die Fahne zu bedeuten habe. Es handelte sich um eine Demonstration der Kuners= dorfer Sozialdemokraten zu Ehren des zehnjährigen Bestehens des Sozialistengefeßes. Am 21. Oftober 1878 gewann das Sozialistengesets rechtsverbindliche Kraft. Was dazu dienen sollte, die Sozialdemokratie niederzuhalten und zu vernichten, das ist ein Mittel geworden, ihr immer
sette, Schaamer bour Authänger zuzuführen und hier
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setzen, in denen man vor zehn Jahren nichts von der Sozialdemokratie wußte. Darum begreift man, wie jene Partei ein solch für sie frendiges Ereigniß mit Flaggenschmuck" begrüßte." 11506090 In Magdeburg fand man, wie der Berliner Volks- Tribune" von dort geschrieben wird, am 21. Oftober dem Jahrestage eine große rothe Fahne des Sozialistengesetzes 6-8 Meter lang und 2 Meter breit mit der Inschrift: Zur Erinnerung an den 21. Dftober 1878. Hoch lebe die Sozialdemokratie aufgehißt, mitten in der Stadt( Breite Weg) unweit des Polizeipräsidiums, hoch oben. Da schwebte sie stolz über der Stadt mit der geistig- mangelhaften Atmosphäre. Aber lange sollte sie nicht wehen. Die Feuerwehr wurde alarmirt, der Leiterwagen fuhr heran, die Leiter wurde hochgewunden, ein Feuerwehrmann fletterte empor, aber o weh, er fonute mur das unterste Gnde erfassen und troß seines Bemühens bekam er das staatsgefährliche Ding nicht herunter. Es blieb weiter nichts übrig, als den Telephondraht, an den dieselbe angebracht war, zu durchschneiden. Den ganzen Sonntag blieb der Draht auf der Straße liegen und legte Zeugniß ab von dem was geschehen war. Grst am Montag wurde die Leitung wieder hergestellt. Auch in den Vorstädten und in dem benachbarten Gr. Ottersleben und Olsenstedt bemerkte man der= artige Fahnen mit gleicher Inschrift. Die Polizei fahndet eifrig auf die Thäter.
Damit wollen wir es für heute in Bezug auf die Berichte genug fein laffen. Eine Aufzählung sämmtlicher Orte zu geben, an denen überhaupt in diesen Tagen die rothe Fahne die Uubesiegbarkeit der Sozialdemokratie verkündet, ist vorläufig nicht möglich, weil die große Presse Sarüber nur sehr mangelhaft berichtet und uns von Lokalblättern mur die sozialistischen zur Verfügung stehen. Wir können aber mit Fug und Recht behaupten, daß mit nur wenigen Ausnahmen alle größeren sowie eine beträchtliche Anzahl kleinerer Städte und Industriedörfer sich ant 21. Oftober an dem einigen Roth" erfreuen konnten.
Im Ausland, wo das Recht der freien Versammlung nicht verfitatmert ist, haben unsere Genossen an verschiedenen Orten den Jahrestag des Schandgefeßes durch festliche Zusammenfünfte gefeiert. So in Ba= sel, in Bern , in Kopenhagen , in New- York , Zürich ) 2c. Ueber die Feier in Stopenhagen ist uns ein Bericht zugegangen, den wir in nächſter Nummer zum Abdruck bringen werden. ibi.sid
Gottesgnädiges. Wenn es ant Jahrestag der großen franzö= fischen Revolution noch Monarchen von Gottes Gnaden" in Europa gibt, so kann man die Herrschaften selbst eigentlich nicht dafür verant wortlich machen. Im Gegentheil, sie haben ihr Möglichstes gethan nud und thun es fort und fort, die Völker von dem Unsinn der Institution des Gottesgnadenthums zu überzeugen, und es ist wirklich nicht ihre
ftus ein Opfer der Großen und Vornehmen, der Neichen und Mächtigen geworden ist. Um aber für diese Opferung einen Erklärungsgrund finden zu können, muß angenommen werden, daß er sich in fundamentalem Gegensatz und zwar des praktischen sozialen Lebens zu jenen befunden habe. Seine neue Lehre muß so tief in den damaligen sozialen Mißständen gewurzelt haben, daß sich die Privilegirten und Mächtigen sagten: die Lehre hat eine Zukunft für sich; sie birgt in sich eine große Gefahr für uns, sie zieht uns den Boden unter den Füßen weg, es wird ein Kampf um die Existenz: Christus muß also fallen, freuzigt ihn, es ist wicht Raum für uns Beide!
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Christus ist von armer geringer Herkunft; er hat nie eine Schule besucht oder einen höheren Bildungsgang genossen und mit Theorieen über Gatt und Moral hat er sich nie geplagt. In seiner Agitation ist er nie über die unteren Stände hinausgegangen, sondern hat mit realen Hilfsmitteln propagandirt: er hat sich an die Armen gewandt und diesen die Erlösung aus ihrem Elend und ihrer Knechtschaft gepredigt. Die Bergpredigt ist hierfür der Klarste Beweis; sie ist die offene Kriegserklärung an seine Zeit mid Gesellschaft. Wie ein zweischneidiges Schwert ist sie in die damaligen Verhältnisse gedrungen und hat die Gesellschaft in zwei Reihen getheilt: auf der einen Seite stehen die Reichen, über die er seine Verdammniß spricht, auf der andern die Armen, denen er ausschließlich sein Neich des Himmels verkündet. Zwei Evangelisten, Matthäus und Lukas, berichten diese Bergpredigt aber und das ist sehr zu beachten jeder in anderer Deutung. Lukas ist der Fürsprecher der Armen; er betont den natürlichen Gegensatz der Lobpreisung der Hungrigen und Traurigen gegen die Verdammung der Satten und Frohen; Matthäus, der„ Sanfte", das sophistische Pfäfflein, schwächt sofort deu ursprünglichen Sinn ab und spricht von dem Hunger nach Gerechtigkeit, von den Armen im Geiste und deren Erlösung. Daß diese Deutung geradezu ein Unsinn ist, hat die Kirche auch heute noch nicht gekümmert; denn arm im Geiste ist, man mag deuteln wie immer, immer nur geistesarm, und was den Geisteskrüppeln für eine Erlösung und Seligkeit werden soll, ist nicht flar! In dieser späteren Drehung des ursprünglichen Sinnes liegt jedoch schon ein Kampf innerhalb der Kirche ausgedrückt. Mit der Zeit traten nämlich in die Christengemeinden auch Reiche ein, und diese wollten natürlich nichts davon wissen, daß ausschließlich den Armen das Himmelreich zukomme. Aber die scharfe Fassung von Lukas ist die ursprüngliche und wahre!
Dafür sprechen auch die verschiedenen Gleichnisse der Bergpredigt: das Gleichniß vom reichen Jüngling, der all' sein Gut den Armen geben sollte, wenn er der gepredigten Seligkeit theilhaftig werden wollte, der fich aber eines Besseren besann und seine Reichthümer behielt! Ferner das Gleichniß vom schmalen Thürchen, das zum Himmelreich führt! Nur der Arme, der Nackte, der Befitlose konnte dort eingehen; dem dicken Neichen, der mit Kisten und Kasten gezogen kommt, ihm ist der
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Schuld, wenn die Völker sich dieselbe trotzdem bisher gefallen ließen. Ganz besonders ist es daher anzuerkennen, wenn die große Mehrheit der erlauchten Fürsten, die die Throne Europas zieren, am Vorabend des hundertfährigen Jubiläums der französischen Revolution sich zu außerordentlichen Kraftleistungen aufschwingen, für diese und ihre Auffassung von der Mission der Gesalbten des Herrn Ne= flame zu machen. Es ist gradezu erstaunlich, mit welchem Geſchick ſie dabei vorgehen, man sollte glauben, ste arbeiten nach gemeinsament Plan mit vertheilten Rollen. Bemüht sich der Gine, aller Welt seine mo= ralische Verwahrlosung darzuthun, so sehen wir den Andern mit rührender Selbstlosigkeit bestrebt, dem Volt feine politische Nichtsnuzigkeit zu beweisen. Zeigt sich der Dritte als voll= ständiger Idiot, so erblickt der Vierte die wichtigste Aufgabe feines Berufes darin, mit den brutalſten Mezgerknechten um die Palme der Nohheit zu wetteifern. Kein Tag, an dem nicht von einem der Gesalbten des HErrn Dinge in die Oeffentlichkeit dringen, die sich als direkte Aufceizung zu Haß und Verachtung qualifiziren.
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wie der besagte Stark fich von etlichen ausbeuteln läßt. Seit etwa
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Adelstand er
Von dem, was in der abgelaufenen Woche in dieser Hinsicht bekannt geworden, betrifft das Sensationellste, wenn auch vielleicht das cm Wenigsten Abstoßende den Schwabenfönig Start. Die nationalliberalen Münchener Neuesten Nachrichten" haben sich das Ver dienst beſt wir bitten das worben, der Welt mitzutheilen, echt moraliich zu nehmen hübſchen Amerikanern phyſiſch und fuhinnatürlich nur, weil die fieben Jahren dauert das unnatürliche Betreffenden Ausländer find Verhältniß bereits au, und weit entfernt, an Intensität und Intimität abzunehmen, hat es schließlich dahin geführt daß Kart den Einen seiner Lieblinge zum geheimen Hofraty, 6nd gar in den hoben hat. Dies und dazu noch der Umstand, daß der unglückselige Württemberger, in der lesten Zeit einen Rüdfall in jene Breußenfeindschaft bekommen und landes und reichsverrätherischer Weise sich dagegen gefträubt hat, dent glorreichen Reichs Wilhelm in Stuttgart - als Staffage zu dienen, hat dem Faß den Boden ausgeschlagen. Der hohe Adel erträgt es zwar mit Würde, von Strauchdieben und Zuhältern fürstlicher Mätressen abzustammen, er läßt es sich auch noch ge= fallen, einen modernen Strauchritter sei es von der hohen Finanz oder von Schornsteins Gnaden in seine Sphäre aufzunehmen, aber einen Amerikaner, der keine Leistungen aufzuweisen hat, als daß er, wie der Soldat Friß in der Großherzogin von Gerolstein , ein hübscher Sterl ist und mit König Karl spiritistische Sizungen abhält, das geht nicht, das ist ein Standal. Und ein noch größerer Skandal ist es natürlich, daß König König Karl an der Jungfrau Germania kein Gefallen mehr findet, feitdem dieselbe preußische sagen wir: Magd für Alles geworden. Solange er fuschte, wurde Alles hübsch vertuscht, wehe dem, der es gewagt hätte, einen deutschen Fürsten zu beleidigen. Jetzt plößlich ward das Vaterland in Gefahr erklärt, und, wie es in der Bibel heißt, der HErr zog seine rettende Hand von ihm. Zieht sich ein Bundesfürst die Ungunft der Allmächtigen des Reichs zu, dann erwacht in der nationalservilen Presse plößlich das publizistische Gewissen, sie verspürt den Drang in sich, dem Volt über seinen ungetreuen Verwalter die Augen zu öffnen, und daß für solche Offenbarungen heutzutage München der geeignetste Ort ist, muß jedem einleuchten. So wurde denn von der Hauptstadt des Bajuvarenlandes dem erstaunten Michel dargelegt, wie sehr es im Interesse des Reichs im Allgemeinen und des Schwabenlandes im Besonderen wünschenswerth sei, daß der arme, von Böjewichtern verführte und umgarnte Start geludwigt würde. Aber die Sache hat einen Hacken. Starls eventueller Nachfolger, wird weiter auseinandergesest, ist auch nicht ganz koscher und er hat nicht nur keinen so hoffnungsvollen Sohn wie Luitpold, sondern überhaupt keinen, so daß nach seinem Tode die katholische Linie der Würtemberger aus Ruder fäme. Das ist natürlich eine für den Neichsfrieden höchst gefährliche Perspektive, und das Beste wäre somit ja, das hüten sich die„ Neuesten Nachrichten" natürlich zu schreiben. Sollte es aber purer Zufall sein, daß Wilhelm der Wundervolle in Stuttgart plößlich süddeutsches Blut in seinen Adern verspürte?
Gegen ihn, das Reichsoberhaupt, darf natürlich kein im Bereich der deutschen Polizeiherrlichkeit erscheinendes Blatt sich auch nur anmähernd Aehnliches gestatten, wie gegen einen simplen Stönig von Würtemberg. Um diesem dringenden Bedürfniß abzuhelfen, forgt er selbst dafür, dem Volke über seine moralischen Qualitäten reinen Wein einzuschenken. Die neueste Leistung in dieser Beziehung ist der Straf antrag gegen die" Freifinnige Zeitung" wegen eines Gedenkblattes zu Ehren Friedrichs. Da das Strafgesetzbuch bis jetzt für das Verbrechen der Verherrlichung des Vaters des regierenden Kaisers höchst leichtsinnigerweise teine Strafen feſtſeßt, so mußte das Autorrecht am Tagebuch, aus dem einige Säße abgedruckt worden, den Vorwand nicht doch, die Handhabe abgeben. Diese kleinliche Gehässigkeit gegen einen Verstorbenen, gegen das Andenken des eigenen Vaters, ist auch ohne Stommentars ihrer agitatorischen Wirkung auf die Massen des Volkes, auf alles, was nicht ganz berkommen ist, sicher.dvd on one
Soweit hatten wir geschrieben, als die Berichte eintrafen von den Genialitäten und Höflichkeiten, mit denen Wilhelm die Vertreter der Behörden Berlins überschüttet hat, die ihn aus Anlaß seiner Nückkehr feierlich begrüßen mtb ihm sie wußten selbst nicht, wofür einen Monumentalbrunnen stiften wollten. Wir gönnen ihnen nun zwar die allergnädigsten Fußtritte von Herzen, sie haben sie durch ihren Servilismus reichlich verdient, aber Flegelei bleibt Flegelei, auch wenn
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Eintritt verwehrt ja eher ginge ein Kameel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in's Himmelreich! Und gar erst das Gleichniß vom armen Lazarus und dem reichen Prasser! Der arme Lazarus ist nicht wie später gedeutelt wurde der Gerechte und der Prasser der Sümder; nein! diese Parabel ist die Klarste Verbildlichung von Chrifti Lehre! Lazarus , der Arme, der hier auf Erden von Mühe, Elend und Krankheit gequält ist, tommt in den Himmel, blos weiler arm ist, und der Reichthum, der dem Prasser alle Genüsse des Lebens gewährt, ist Grund genug zu der Verdammung des Praffers! Ja, wäre nicht der Neichthum der einzige Hinderungsgrund gegen ben Eingang ins Himmelreich, so müßte der Prasser der Seligkeit theilhaftig werden, schon deshalb, weil er dem armen Lazarus Gutes that, mit den Abfällen seiner Tafel dessen Hunger stillte und sogar dessen ekelhafte Geschwüre von seinen Hunden ablecken ließ. Aber dieses Mitleid, alle Humanität, alle guten Werke helfen bem Reichen nichts: blos weil
erreich ist, wird er verdammt!
Diese Gleichnisse führen uns sofort in eine starke soziale Strömung hinein und geben uns die Erklärung für die Hinrichtung des Predigers dieser Lehre!
Wenn man nur die negative Seite des Sozialismus, die Beseitigung der heutigen gesellschaftlichen Mißstände im Auge hat, dann allerdings fann man sagen: Christus war zu seiner Zeit, was die Sozialisten in der Gegenwart, Jesus wollte die Ausgleichung der sozialen Mißstände wie die Sozialisten. Faßt man aber die positive Seite des Sozialismus in Betracht, so ist diese Aehnlichkeit nur anscheinend: Jesus wollte ein Gottesreich im Gegensatz zum irdischen Leben. In diesem Reiche sollen die Armen and Gedrückten ausruhen von aller Arbeit und Plage; ein ewiger Sabbath sollte sein, ein Himmelreich der Ruhe, in dem die Armen träge und thatenlos wie die Lazzaroni in der Sonne liegen; ein orientalischer Hauch des absoluten Müssiggangs, nur dem Orientalen verständlich und wünschens werth, durchweht den ganzen Traum des jüdischen„ Propheten"- und dieser Zug benimmt ihm seine ganze Achulichkeit mit den Forderungen des Sozialismus, der die sozialen Ungleichheiten durch die Pflicht der Arbeit für Jedermann heben will und aus dieser gleichen Pflicht natürlich auch das gleiche Recht auf den Genuß ab leitet. Und weiter will der Sozialismus nicht ein unmögliches Reich außerhalb dieses Lebens erstreben, sondern die Schäße und Genüsse der Erde Allen im vollsten Maße zugänglich machen, und für die Armen, die Arbeiter, statt des bisherigen Vegetirens ein wirkliches Le ben, ein menschenwürdiges Dasein schaffen!
Dieser klaffende Gegenjas zwischen Christenthum und Sozialismus tritt noch schroffer in den Vordergrund, wenn man die ersten Chriften gemeinden in Bezug auf ihren Kommunismus prüft. Nimmt man näm lich an, die ersten Christengemeinden seien nicht auf der Abtretung des Eigenthums bafirt gewesen, sondern die Reichen hätten nur die Pflicht
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