zehnmal unverdaulichere Dinge ohne die geringsten Magenbeschwerden hinunter und sehen stolz auf das„ wilde" Land Frankreich herab, wo das Staatsoberhaupt von seinem Plaze weichen muß, weil es eine widerliche Korruption in seiner nächsten Umgebung, und wäre es auch nur unwiffentlich, geduldet hat."
Nach einem Hinweis auf das konservative Schriftchen:" Das Recht und die Staatsraison im Prozeß Gefften", dessen Verfasser, ein deut scher Nichter", sehr hübsch über die Untergrabung des monarchischen Gefühls durch die heutigen Machthaber spricht, heißt es in dem Artikel der Volkszeitung" weiter:
Wie im vorigen Jahrhundert sind die Standale nicht Ursachen einer kommenden Umwälzung, sondern nur 3eugnisse einer inneren 3errüttung, welche sich bereits vollzogen hat und immer noch weiter vollzieht. In der Entwickelung der Menschheit spielen die unbedeutenden Geschichten der Könige und Höfe, die Geheimnisse der Kabinette, die Machenschaften der Diplomatie, die Greuel der Schlachten, die Beichtstühle der Kirche nur eine nebensächliche und dabei durchaus hemmende Nolle; ihre bewegenden, ihre vorwärtsdrängenden Kräfte liegen allein in den Werkstätten der Arbeit und der Wissenschaft. Diese Erkenntniß dringt nur um so tiefer in die Kreiſe des Volks, je mehr die geschichtliche Bedienten- und Byzantinerliteratur die krampfhaftesten Anstrengungen in entgegengeseztem Sinne macht, je mehr diese Literatur das König- und Papstspielen, das Abschlachten in Masse, das Einsperren der volksfreundlichen Denker und Kämpfer mit wahrer Wohl lust schildert. Der Hofgeschichtsschreiber v. Treitschke berichtet mit Genugthuung, daß der schwäbische Patriotismus sich in dem melancholischen Troste zu gefallen pflege: Unsere Fürsten sind immer böse Kerle ge= wesen." Der naive Stolz, der sich in diesem geflügelten Worte ausspricht, ist heutzutage zwar gründlich verflogen, aber an seine Stelle ist feineswegs eine lebhafte Entrüftung über eine Thatsache getreten, die, wenn sie wahr sein sollte, ja allerdings betrübend wäre. Die Frage der guten oder schlechten Fürsten läßt das Volk vielmehr kalt, denn es 2 weiß aus nur zu reicher Erfahrung, einen wie beschränkten Spielraum der gute wie der böse Wille eines Fürsten hat. Die Dinge gehen eben in dem einen wie in dem anderen Falle so, wie sie nach den politischsozialen Voraussetzungen, die zur Zeit einmal bestehen, unabänderlich gehen müssen.
In sofern wäre es thöricht, die monarchischen Standale, welche fich in unseren Tagen so bedenklich häufen, in ihrer politisch- sozialen Trag= weite zu überschäßen. Aber die Thatsache ihres bloßen Daseins und ihres schnellen Anwachsens ist bemerkenswerth als das untrügliche Kennzeichen eines moralischen Zersegungsprozesses. Nur Höflinge haben jemals in den Höfen besonders bevorzugte Stätten menschlicher Tugenden erkennen können; das sittliche Urtheil der Völker hat darüber von jeher anders geurtheilt, wie sich schon in dem verächtlichen Beigeschmack zeigt, der dem Begriff eines Höflings anhaftet. Aber in gewissem Sinn und bis zu einem gewissen Grade pflegen die Höfe in noch leidlich gesunden Monarchien die Stätten der äußerlichen Schicklichkeit zu sein; daß auch diese Schranken in den monarchischen Standalen der Gegenwart so gänzlich fortfallen, verräth in ganz unwiderleglicher Weise die Tiefe und den Umfang jenes moralischen Bersegungsprozesses. ibiung Ist ein solcher Prozeß einmal im vollen Gange, so ist er nicht mehr aufzuhalten, am wenigsten durch vereinzelte Rufe der Warnung, wie wir oben deren einen angeführt haben. Denn die Geschicke müssen sich vollenden und die Götter haben noch immer die verblendet, welche sie verderben wollen."
So das bürgerlich demokratische Blatt, welches freilich ein weißer Rabe ist in der bürgerlichen Presse. Nicht ein einziges anderes Organ
hat den Muth, derartiges auch nur anzubaubale, zu denen noch die Daß wir diese königlich- katferlichen Stan Ehescheidung des fetten Milan von seiner Natilie gehört, feineswegs überschäzen, brauchen wir unsern Lesern nicht zu sagen. Die Sozialdemokratie legt den Fürsten eine so geringe Bedeutung bei, daß sie schon dadurch allein vor der Gefahr einer Ueberschäzung bewahrt wird. Immerhin darf nicht vergessen werden, daß die Fürsten , seit das Bürgerthum aus Angst vor dem Proletariat seine revolutionär- demokratischen Ideale abgeschworen hat, in der gefamimten monarchischen Welt auch die Spiße der bürgerlichen Gesellschaft und des modernen lassenstaats der ökonomischen Ausbeutung und politischen Unterdrückung geworden sind und selbst von der repu= blikanischen Bourgeoisie oder richtiger ausgedrückt: von der Bourgeoisie in republikanischen Staaten als die eigentliche Krönung des sozialen Gebäudes" anerkannt werden. Und es ist immerhin von Belang, daß die Korruption, welche in dem heutigen fozial- politischen System steckt, auch in der Person der vornehmsten Vertreter desselben zu deutlichen und augenfälligen Ausdruck gelangt.
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Eine zeitgemäße Reminiszenz. Bekanntlich hat sich der Kampf um die Beute, den die beiden großen bürgerlichen Parteien der ,, Vereinigten Staaten " unter der Firma Präsidentenwahl geführt, diesmal unter dem Feldgeschret Sch u zoll oder Freihandel, bezw. radikaler oder gemäßigter Schutzoll abgespielt. Dabei wurde denn von beiden Seiten alles in's Feld geführt, war nur irgend zur Unterstüßung der vertretenen Ansicht oder sagen wir lieber Parole ausgebeutet werden konnte: Zahlen, die nach dem bekannten Rezept zugeftugt wurden, Aussprüche wirklicher und Pseudo- ,, Autoritäten" 2c. 2c. Der Güte eines amerikanischen Genossen verdanken wir eine Anzahl Re solcher Flugblätter, und unter denen der schußzöllnerischen publikaner stoßen wir auch auf Eines, das des Abdrucks in unserem Blatte lohnt. Es ist mit dem Bilde des großen Wirthschafts- und Sozialreformers" Otto geziert und führt den pompösen Titel: Das Wunder der Neuzeit", so daß man im ersten Augenblic meint, es handle von einem Kalb mit drei Köpfen oder von einer Bartwichse, die in der Neuzeit so unerreicht dastehen wie Fürst Bismarck unter den Staatsmännern. Indeß werden wir bald eines bessern belehrt. Der Text des unförmig großen Plakats enthält nichts als in Riefenlettern einen Satz aus einer Reich tagsrede Bismarck's, gehalten am 14. Mai 1882. Ob dieser Saß selbst, oder der, der ihn sprach, oder das System, das er angreift oder was sonst das„ Wunder der Neuzeit" fein foll, wird der größeren oder geringeren Kombinationsgabe des Lesers zu errathen überlassen. Der Sab selbst aber lautet:
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Der Erfolg, welchen die Vereinigten Staaten in ihrer materiellen Entwicklung gehabt haben, ist der großartigste der Neuzeit. Die amerikanische Nation hat nicht nur den riesenhaftesten und kostspielig sten Krieg aller Zeiten mit Erfolg durchkämpft und überstanden, sondern hat auch unmittelbar darauf ihre Armee entlassen, Beschäfti= gung für alle ihre Soldaten und Matrosen gefunden, den größten Theil ihrer Schulden abbezahlt und allen Arbeitslosen, die aus Europa einwanderten, so schnell als sie kamen, in ihrem Lande Arbeit und Obdach gegeben; und das Alles obendrein bei einem so indirekten Steuersystem, daß es kaum gemerkt und noch viel weniger empfunden wird. Weil es meine wohldurchdachte Ueberzeugung ist, daß Amerita seinen Wohlstand hauptsächlich seinem Zollschußsystem verdankt, denke ich, daß Deutschland jezt den Zeitpunkt erreicht hat, da es nothwendig ist, daffelbe Zolltariffystem einzuführen, wie es die Vereinigten Staaten haben." no sie se
Wir find den Herrn Republikanern sehr dankbar, daß sie dieses Zitat aufgefrischt haben; unter den Anforderungen, die der Kampf des Tages an unser Einen stellt, bergißt man solche wundervolle Aussprüche nur zu leicht. Und doch ist es nöthig, sie immer wieder auszugraben, da mit das Volk erkennt, von welchem Holz diejenigen Leute geschnigt find, die ihm als wahre Ausbunde von Weisheit und Wissen geschildert worden. Heute, nach sechs Jahren und mehr als achtjähriger Herr schaft der Schutzzöllnerei in Deutschland ist es ja in der Lage an der Hand der Thatsachen festzustellen, was alles von dem eingetroffen ist, was Bismarck in dem wunderbaren Ausspruch prophezeit, ob es wirklich hauptsächlich das Schutzollsystem" ist, dem die Vereinigten Staaten ihren Wohlstand- sagen wir lieber kapitalistischen Aufschwung verdanken, oder ob nicht das Schutzzollsystem da, wo so ziemlich alle Voraussetzungen fehlen, unter denen es in Amerika seinerzeit eingeführt wurde, auch alle die schönen Wirkungen, die da aufgezählt werden schuldig bleibt. Wo sind die Arbeitslosen, denen das Schutzzollsystem in Deutschland Arbeit verschafft? Nicht die Einwanderungs-, die Auswanderungstabellen geben davon Kunde. Wo find die Soldaten 2c., um die das deutsche Heer verringert worden? Die neuen Regimenter, das neue Wehrgesep berichten uns darüber. Wie viel Schulden hat Deutschland Dank dem Schutzzollfegen abbezahlt Die neuen Anleihen weisen es ziffernmäßig
nach. Und wo steckt die Bevölkerung, welche die indirekten Steuerit, welche auf Deutschland fasten, ta um merft und noch weniger empfindet? Die wachsende Zahl der dürftigen, die Abnahme der mittleren und leidlichen Einkommen zeigt, wo wir sie nicht zu fuchen haben.
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Das Agitationsbedürfniß ist für vieles, wenn nicht eine Entschuldigung, so doch eine Erklärung, und so begreifen wir es auch, wenn die Yankee- Republikaner den Bismarck für sich reden lassen, wo es ihnen in den Stram past. Daß seine Versprechungen sich in feiner Weise bewährt, kann ihrer Sache ja keinen Eintrag thun. Im Nothfall blieb ihnen immer noch der Hinweis auf die Verschiedenheit der Verhältnisse in Deutschland und den Vereinigten Staaten . Aber was ihnen eine Entschuldigung ist, ist vernichtend für den großen Staatsmann, das Wunder der Neuzeit"
Des Meineidmichel Noth und Ende. Aus Deutsch Iand schreibt man uns:
Gehret verurtheitt! Und verurtheilt nach der Hinrich tung! Das ist die neueste und sonderbarlichste Nachricht aus dem Lande des Nationalzuchthauses und der gemeinsamen Polizeipeitsche. Ach, daß das herrschende Gesindel den Dichter des Wintermärchens so haßt, ist wahrhaftig nicht zum Verwundern. Denn er hat sie und ihr Treiben ja schon im Voraus, als echter Dichter und Scher, abVorause fonterfeit, im Voraus ihre Thaten erzählt und sie auch schon im Voraus in die Hölle des Dante " gesteckt, aus der es kein Entrinnen gibt. Doch zurück zu unserem Gehret. Er hatte bekanntlich wieder einen Münchener Sozialistenprozeß eingefädelt. Diesmal war er aber an die Unrechten gefommen. Die Sache war so dumm, so polizeiwidrig dumm man dente polizei widrig, also noch über das erlaubte Maaß von Dummheit hinaus dumm veranstaltet, und der Gehret, durch die bisherigen Erfolge teck geworden, war in der Wahl seiner Gehilfen, seiner Gideshelfer, so unvorsichtig gewesen, daß die Gerichtsverhandlung für den anwesenden Hauptverbrecher, nämlich den Gehret, zu einem vernichtenden Gericht und zu einer moralischen Hinrichtung wurde, wie sie gründlicher niemals vollstreckt worden ist. Unter der unerbittlichen Faust Auer's trümmte der Bursche sich wie ein Wurm, stöhnte, jammerte, log, log, log, und strafte sich selbst dann Lügen einen Tag lang, anderthalb Tage lang, bis dieses zollweise Rädern von Unten auf zu Ende war und an der Stelle, wo der Gehret gestanden hatte, nur noch ein tobter Lump lag.
Jeder hatte die Hinrichtung konstatirt, bloß ein Mann war mit Blindheit geschlagen und hatte nicht bemerkt, was vorgegangen war: der Staatsanwalt, welcher mechanisch, wie dieses Volk es zu thun gewohnt ist, seine Anklage und seine Strafanträge herunterhaspelte gerade als wenn statt des todten Lumpen noch ein lebendiger Pfeiler des Gesetzes die Zeugenbank schmückte. filopoldn Nun Urder Gerichtshof theilsfällung nahm, hat die Hinrichtung des Gehret nachträglich bestätigt, indem er die Angeklagten freisprach und der Gehret hat es jetzt schwarz auf weiß und„ von Rechtswegen": der Gehret ist ein todter 2ump! Vivat sequens
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welcher sich einige Tage Beträglich
An Gelegenheit zur Nachfolgerschaft fehlt es nicht. Das Prozeßmonstrum, das sich nächste Woche im Rheinland vor die Deffentlichkeit wagen muß, ist genau ebenso schmußigen Ursprungs, wie der lezte Münchener Prozeß, in dem der Gehret zu Grunde gegangen. Der Anfang fällt bekanntlich in den März dieses Jahres und wurde von der Berliner Spißelbande unter Anführung des damals noch allmächtigen Puttta mer in Szene gesetzt, zu dem doppelten Zweck: den foeben programmiidrig zur Herrschaft gelangten Kaiser Friedrich an einer Amnestie zu hindern und die Unentbehrlichkeit der Spizelarmee handgreiflich zu beweisen. Doch werden die Gehrets dieses Prozesses das verdiente Schicksal erleiden? Wir wollen es hoffen. Juzwischen sind nach dem Grundsay: Die Quantität muß die Qualität er sezzen", nahezu hundert Belastungszeugen" geladen worden, die sämmtlich zu bezeugen haben, daß sie zwar nichts wissen, aber doch an die Schuld der Angeklagten glauben auf Grund sicherer Wahrnehmungen u. 1. w., u. j. w. Und da fragt es sich denn nur, ob die Herren Richter aus der moralischen leberzeugung" der Polizisteit und Spitel fich selber eine moralische Ueberzeugung" anschaffen. Warten wir ab. Lebten wir nicht in Deutschland und nicht unter dem Reichsgericht", dieser verworfensten, aller Rechtsfälschungsfabrifen, welche Despotismus und Klassenherrschaft jemals ins Leben an die gerufen haben, so wäre an die Möglichkeit einer Verurtheilung gar nicht zu denken. Allein wir leben in Deutschland , wo die Wahrheit zu sagen das größte Verbrechen ist, und wo die zynischen, jeder Scham baren Gewalthaber für jede ihrer Launen die ausführenden Werkzeuge finden, und für jede ihrer Handlungen der Sanktion feiger Richter gewiß sind. bjitilog
In Leipzig ist dieser Tage der Grundst ein gelegt worden zu einem würdigen Heim für das würdige Reichsgericht. Natürlich konnte diesen feierlichen Akt kein Würdigerer vornehmen als Wilhelm II. , der„ Talmi- Friedrich der Große", wie ihn die Engländer nennen, besser furzweg der" Talmi- Frize". Der Hohenzoller, der den GefftenProzeß geduldet und die Beschimpfung feines Vaters durch den Hausmeier Bismarck ausdrücklich gutgeheißen hat, Der paßt zum Reichsgericht wie fein Zweiter. Freilich wenn er einmal vor demselben stünde, als Angeklagter, meinen wir würde er auch verdonnert werden, t, und zwar von den nämlichen Richtern, die gestern vor ihm fazbuckelten, denn dieses Geschlecht hängt den Mantel nach dem Wind und vollstreckt bedientenhaft die Befehle von Oben. Dem Grundsteinlegung übrigens feineswegs wohl zu Muth; er war leichenTalmi- Frize war es, wie man uns aus Leipzig schreibt, bei der blaß, sah mit dem ihm eigenen scheuen Blick um sich und schreckte wiederholt zusammen. Daß das Leipziger Publikum mit seinen Bravo's sehr farg war troß des frenetischen Gebrülls der dreihundert Spigel gardisten war natürlich nicht geeignet, den Humor des hoffnungs vollen jungen Mannes zu verbessern. Und wir fönnen uns jetzt auch denken, wie windig es mit dem Enthusiasmus" in Süddeutschland und in anderen Gegenden gewesen ist. Der Eindruck, den die Persönlichkeit des neuesten Kaisers macht, ist entschieden ein sehr unvortheilhafter und der Vergleich mit dem großgewachsenen, hübschen, offen aussehenden Vater, ist dem kleinen, verkrüppelten, schwächlichen, ängstlich dreinschauenden Sohn so ungünstig wie nur möglich. Das nagt auch an ihm und hat ihm die alberne Rede an die Berliner Stadtverordneten eingegeben. Daß man ihn seinem Vater gegenüberstellt oder auch nur an die Seite stellt, das ist dem Sohne fatal. Der Kontrast ist tödtlich und so muß auch das Gedächtniß des todten Vaters in Acht und Bann gethan werden. 2 Wenn Das so fortgeht, wird's zweifellos noch dazu kommen, daß es strafbar ist, überhaupt von„ Unserem Friz" zu reden. Jedes Lob, das unserem Friz" zu Theil wird, ist eine Ma jestätsbeleidigung für unseren Talmi- Frize". 6 isd bi in
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-Wilhelm II, ist wirklich unbezahlbar. Nachdem die Mehrzahl der deutsch - freisinnigen Blätter in threr bekannten, man möchte sagen, selbstmörderischen Taktik sich darauf verlegt, die Schnauzrede des Hohenzollernjünglings an die Behörden der Reichshauptstadt ihres wirklichen, reattionär anmaßenden und in Bezug auf den gewollten 3wed unsäglich verächtlichen Charakters zu entkleiden, eine fre che Infultirung der Bürgerschaft der größten Stadt des Reichs in eine fast wohlwollende, freundschaftliche Ermahnung um zu lügen, hat Er, Wilhelm, die Liebenswürdigkeit gehabt, durch eine im Reichsanzeiger veröffentlichte Erklärung den Herrschaften ihr im höchsten Grade verwerfliches Spiel zu legen, sie zu zwingen, dem Gottes Gnaden" Wolf die ganze Wahrheit über seinen von ihm auferlegten Kaiser und König zu sagen, endlich einmal offen und unz weideutig Stellung zu nehmen, die Situation so hinzustellen wie sie ist. Nach den bis jest uns zugekommenen Proben hat dieses Mittel eine sehr gute Wirkung gehabt. Wir haben nur den einen Wunsch, daß die Dosis noch mehreremale wiederholt werde, und in entsprechend gesteigerter Schärfe. Das wäre ein Heilver= fahren, für das keine Doktorrechnung der Welt zu theuer wäre.
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Apropos Doktorrechnung. Darauf versteht sich Wilhelm. Jezt läßt er durch seine Soldschreiber die Nothwendigkeit der Erhöhung seiner Zivillifte um 10 Millionen per Jahr mit dem Hinweis auf die Kosten seiner Sprigtouren, die ihm als ungeheure patriotische Lei
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stungen erscheinen, motiviren. 10 Millionen fährlich h für Ver Vergnügungsreisen das ist des Patrons der Bergmann und Gerhardt würdig. Natürlich wird er sie bekommen, und er verdient fie, denn seine Mission, den Michel zu furiren, ist eines solchen Honorars werth.
Auch die deutsche Marine soll febt eine Garde erhalten. Ein so außergewöhnlicher Mensch wie Wilhelm II , kann, doch nicht, wenn er zu Schiff geht, ganz gemeine Liniensoldaten zur Umgebung haben. Er braucht auch da seine Extrawurst. Nach der„ Kölnischen Zeitung " soll die Garde zur See bestehen aus ausgesuchten Mannschaften von tadelloser Führung, besonders gutem Körper= bau und Gesicht. Natürlich soll zunächst die Kaiseryacht, Hohen zollern " mit dieser Garde besetzt werden. alinglits sayings
Das ist Alles ganz schön und gut, und Michel, der so manche Pille verschluckt hat, wird auch die Kosten für diesen Spaß im Interesse der Sicherheit des Vaterlandes" sich geduldig aufhalsen lassen. Es entsteht jedoch eine Frage: wenn das mit den obigen Vorschriften von wegen schönem Körperbau und Gesicht, tadellose Führung ze. für alle Betheiligten gelten soll. wie kommt da der Kaiser zu seiner Garde?!
Ein Befehrter. In Berlin wurde am 29. Oktober ein Denimal für Adalbert von Chamisso , den liebenswürdigen Dichter und Da Chamisso ein„ Umbürgerlichen Liberalismus huldigte, zeichnete der Minister des öffentlichen Unterrichts die Festlichkeit durch seine Abwesenheit aus. Herr von Goßler hatte nach Hamburg gemußt,
stürzler" taturforscher, enthüllt. erzeit
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das eine Ausrede sein sollte, so war es eine sehr geschickte. Hoffentlich hat nur der Dichter Chamisso das Fernbleiben des Ministers verschuldet und nicht etwa der Dichter Spielhagen , der die Feſtrede hielt. Es ist wahr, auch Herr Spielhagen war einst ein Radikaler, und die Schlußworte in seinem„ Durch Nacht zum Licht" würden, wenn heute geschrieben, ein Verbot auf Grund des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen 2c." zur Folge haben, aber das ist sehr lange her und Herr Spielhagen ist inzwischen so zahm geworden, daß er es, wie wir in der Berliner „ Volksztg." lesen, nicht verschmähie, im Angesicht des Denkmals eines Chamisso, der ein Vermittler war zwischen den Nachbarländern Frankreich und Deutschland , in seiner Festrede zu betonen, daß wir Deutschen die Franzosen wegen ihrer politischen Verblendung" als Erbfeinde" betrachten müßten!" Aber wie ist uns denn? Ist es wirklich schon so lange her oder bor taum zwei Jahren, daß Herr Friedrich Spiel
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war es Justice", die eine Uebersetzung seines Romans In Reih
hagen an die und Glied" brachte, ein Schreiben richtete, in dem er u. A. hervorhob, wie wohl er sich bei seiner furz vorher erfolgten Anwesenheit in Paris gefühlt, wie ihn die Luft der Freiheit, die er dort geathmet, angemuthet habe, und andere Liebenswürdigkeiten mehr? Wir bedauern, daß uns bei unserm unfreiwilligen Umzug das betreffende Exemplar des Clemanceau'schen Blattes abhanden gekommen, wir hatten es forg= lich aufbewahrt, als ein Zeichen, daß auch heutzutage noch ein deutscher Dichter, trotzdem er in der guten Gesellschaft" lebt, seine Freiheitsliebe zu betonen wagt im Ausland natürlich und den Franzosen über die Vogesen hinweg die Hand reicht, die dankbar angenommen wurde. Wir haben es leider nicht mehr, aber es wird sich im Nothfall wohl noch beschaffen lassen.
Was hat sich seit dem Tage, da Herr Spielhagen jenen Brief schrieb, in den Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland geändert Sie sind noch gespannter geworden, das ist richtig. Aber ist dies Schuld der Franzosen? Wer hat seit dieser Zeit unablässig gehezt und geschütt, wer macht es sich zur Aufgabe, das Nachbarvolk durch Beleidigungen schlimmster Art mit Gewalt zu Zornesausbrüchen zu provoziren? Sind dies etwa die Franzosen? Oder ist die Verblendung" nicht auf der andern Seite?
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Es gibt in Deutschland leider heute Leute genug, die auf die Hezartikel der Bismarck 'schen Reptilien hineinfallen und wirklich glanben, Frankreich sei eine Mördergrube und jeder Franzose warte mur auf den Strieg mit Deutschland . Hört man sie dergleichen sprechen, wie die obenzitirten Worte, jo ärgert man sich, zuckt aber die er die Achſelu: jie verstehen es nicht besser. Von einem Manne aber, der es besser versteht, der vor kaum anderthalb Jahren jenen Brief schreiben konnte, von dem sind sie einfach infam. 696 infinit said modusdoptoil is this 130 jumaldags Sprechende Zahlen. Die von unsern Berliner Genossen als Massen- Flugblait verbreitete Rede Mar Schippel's über die Preußifchen Landtagswahlen enthält neben anderem, sehr interessanten Material auch einige Zahlen, die einen lehrreichen Schluß zulassen auf die Entwicklung der Einkommensverhältnisse im Staate der Sozialreform. ut or joy
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Die Zahl der wegen Einkommens von weniger als 420 Mart pro Jahr Steuerbefreiten betrug in Berlin
Jm Steuerjahr 1880/81 154,667 Personen squi@ sid# 1881/820] 164,556 sinjuni sided 1882/83 180,850
1883/84
191,453 196,697
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uri chun duisd 1885/ 86aid 201,249d09 Jun ardun is a 1886/ 87d1d208,81219 didn? Also in dem furzen Zeitraum von sechs Jahren ein Zuwachs der dürf tigen Einkommen um 54,000!
Diese Bewegung ist natürlich nicht auf die Reichshauptstadt beschränkt, fie zeigt sich, wenn auch nicht ganz so frappant, in den übrigen Landestheilen. So beirug z. B. in ganz Preußen die Zahl der Steuer= befreiten: demenitom dspitbord 9 3,39 Millionen puis entd 3,50 3,61 din 3 orod
bid and
1877 1878 1879
ardoor mod sd 1880 od 3,76 3,93
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Die Zahl der gänzlich Mittellojen nahm also in 5 Jahren um 16,5 Prozent zu. Im gleichen Zeitraum war aber die Zahl der Erwerbenden überhaupt nur um 5,86 Prozent gestiegen, nämlich von 8,65 Millionen auf 9,16 Millionen. Von 39,17 Prozent der Gesammt= zahl der Erwerbenden wuchs die Zahl der Mittellofen auf 42,94 Prozent!
Wir fagen nicht, daß die Sozialreform" allein, d. h. die Schutzzöllnerei und was damit zusammenhängt, diese Entwickelung verschuldet hat wiewohl die zum System" gehörige Beschränkung, bezw. Vernichtung des Koalitionsrechts der Arbeiter unzweifelhaft für einen großen Theil der Arbeiterschaft dirett eine ma= terielle Verschlechterung ihres Einkommens zur Folge gehabt hat. Aber die Hauptursache liegt natürlich in der allgemeinen Ten denz der kapitalistischen Produktionswirthschaft, gegen die auch das Koalitionsrecht allein nichts auszurichten vermag. Dies aljo zugegeben, bleibt doch die Thatsache bestehen, daß die Bismarc'sche Schutzöllnerei, weit entfernt, die Massen ökonomisch zu heben, der Proletarisirung und Verpauperung nicht nur keinen Einhalt gebietet, sondern daß sie unter ihm mindestens ebenso blüht, wie unter dem Idealsystem der Manchestermänner.dds 0
Ueber wahrhaft grauenvolle Zustände auf den Schiffen des Norddeutschen Lloyd , dieses Schooßfindes der deutschen Reichsregierung, wird der Wiener Gleichheit" aus Port Said ( Egypten) geschrieben:
" Lieber Freund! Ihr Erstaunen wird sehr groß sein, von mir seit so langer Zeit wieder etwas zu hören, sicher zählten Sie mich schon unter die Verschollenen oder Todten.
"
Wie Sie aus diesen Zeilen ersehen, vegetire oder proletarisire ich noch immer auf dieser schönsten aller Welten. Ich befinde mich schon eine Zeit hier in Port- Said, dem Eingang zum Suez- Kanal , hoffe aber mit einem englischen Dampfer nach Ostindien fortzukommen und das fürzester Zeit: denn ich bin schon aller Rothschild'scher Mittel gänzlich entblößt, Arbeit gibt es hier auch keine, so werde ich denn mein Glück in Bombay, Kalkutta oder Australien versuchen. Ich werde auf ein Schiff als Kellner oder Maschinenraumarbeiter mich vermiethen, aber nur auf einem englischen, denn auf einem deutschen Schiffe würde ich das Ziel meiner Wünsche nicht erreichen; unter dem Aequa
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