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des betreffenden Gutes geworden, sondern auch in die Lage versetzt, durch Heirath oder durch Ernennung irgend eines Zuhälters zum MitEigenthümer dem Lande Mecklenburg einen Gesetzgeber, eigent= lich Mitregenten zu stellen.
Das ist nun allerdings nicht gerade sehr anmuthend, ja, wir geben gern zu, daß dieser eine Fall, wie liberale deutsche Blätter schreiben, bereits einen schlagenden Beweis liefert für die verrotteten Zustände in Meklenburg, aber gar so unerhört" können wir ihn doch nicht finden. Sehen wir hier eine Dirne mit den schreiendsten Vorrechten ausgestattet, so weisen die deutschen Herren- 2c. Häuser haufenweise Mitglieder auf, deren Verdienste einzig und allein darin bestehen, daß sie Söhne, bezw. Enfel von Dirnen, von Zuhältern von genteinen Kupplern sind. Wer sich im deutschen Adel ein wenig umschaut und die Genealogie der„ Edelsten und Besten" des deutschen Volkes studirt, der wird manchen streitbaren Helden für Religion und Moral darunter finden, neben dessen Mutter, Großmutter oder Urgroßmutter die Bertha Rother noch als reiner Tugendengel erscheint.
Und wozu beim Adel, beim„ verrotteten" Meklenburg Halt machen? In Meklenburg herrscht der Adel, bezw. ein bestimmter Grundbesitz, anderwärts wo man sich modernerer Zustände erfreut, der Besiz schlechtweg. Fällt es etwa da Jemand ein, zu fragen, wie dieser Besiz zu seinem Inhaber gekommen, durch welche schimpflichen, ehrlosen Manipulationen? Bewahre, la recherche de l'origine est interdite heißt es da, die Nachforschung nach dem Ursprung ist streng untersagt. Du bist Millionär, folglich hast Du die und die Nechte. Ob das Geld gestohlen, ob Blut daran flebt, das ist gleichgiltig, wenn nur der for= melle Rechtstitel in Ordnung ist, genau wie bei Bertha Nother, die ja auch rechtmäßig zu ihrem Schmerzensgeld gekommen ist. Und wenn die Million aus dem Schweiß und Blut abgerackerter ArbeitsSklaven zusammengeschart ist, dann ist ihr Erlanger ein Musterbürger, und wenn sie durch Spekulation auf die Noth ergaunert wurde, ein öffentlicher Wohlthäter.
Solange das Alles möglich ist, solange das Geld die Welt beherrscht, ist ein solcher Fall wie der der Bertha Rother nur ein Skandal unter vielen. Und daß sich im Lande Meklenburg, wo sich der alte Feudalis= mus sozusagen noch in seiner klassischen Gestalt erhalten hat, auch der Standal in flassischster Gestalt produzirt, das ist ein ganz guter Wig der Weltgeschichte, über den wir gar keine Ursache haben, nicht hell aufzulachen.
Glück auf, thr Grafen von Bassewitz und Plessen, ihr Hähne und Bülow zur neuen Kameradin.
Das ist die richtige Art, fein Recht zu wahren. Herr Otto Hermes , eine der Größen der deutsch - freisinnigen Partei, hielt jüngst in Berlin einen Vortrag über den Ausfall der Landtagswahl in Preußen. Er kam bei dieser Gelegenheit auch auf die AbfanzelungsAffaire zu sprechen und sagte da u. A.:
In fleinen Kreisen in der Stadtvertretung habe man nun die Frage erörtert: Was soll man in dieser Angelegenheit thun? Es war von einer Interpellation an den Magistrat und davon die Rede, Schritte zu thun, um das augenscheinliche Mißverständniß aufzuflären. Man hat davon Abstand genommen, um nicht durch eine solche Ver handlung möglicherweise die Mißstimmung auf bei= den Seiten zu verstärken."
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Man muß das wirklich vor sich sehen, um es zu glauben. Statt sich, wie es rechten Männern geziemt, gegen eine unverschämte Zumuthung was fagen wir zur Wehr setzen? O, das muthet zur Wehr zu seßenman den Herren nicht einmal zu, aber sie doch wenigstens mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen, ducken sich die Herren, um die Mißstimmung auf beiden Seiten die beiden Seiten" sind köstlich nicht möglicherweise zu verstärken. Und das wollen die Vertreter des unabhängigen Bürgerthums sein.
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Man begreift da, warum die Freisinnigen, wenn ihnen die sonstigen Kraftworte ausgehen, so gern auf das böse Mittelalter schimpfen. Im Mittelalter hätten die Bürger in einem ähnlichen Falle eine andere Antwort zur Hand gehabt. Da fragte man nicht, wenn man einen Fußtritt erhalten, ob eine fräftige Erwiderung möglicherweise" die Mißstimmung verstärken werde, sondern man kämpfte um sein Recht, und wenn man es erkämpft, dann machte man Frieden, nicht aber, nachdem man den Fußtritt erhalten.
Kein Argument für Sozialisten. Wir lesen in der Londoner Justice" folgende bemerkenswerthe Zahlen in Bezug auf die Beträge, welche als Zinsen auf die italienische fünfprozentige Nente in Paris , London und Berlin bezahlt wurden. Sie sind, schreibt die " Justice", einem Buch entnommen, welches große Sensation in Paris verursachte, und das wir demnächst besprochen werden:
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59,190,000 Franken 3,500,000 77,000
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Trotzdem ist Italien gegen Frankreich sehr feindlich, gegen Deutsch land sehr freundlich gesinnt.
" Frankreich hat Italien nahezu 120,000,000 Pfd. Sterl.( 2400 Millionen Mark) geliehen!!"
Wir fühlen uns durchaus nicht veranlaßt, die Politik der Regierung des Herrn Crispi in Bezug auf Frankreich und Deutschland in Schutz zu nehmen. Die Liebedienerei des Er- Verschwörers gegenüber dem Oberleiter der europäischen Reaktion, sein provokatorisches Gebahren gegenüber Frankreich kann im Gegentheil unserer Ansicht nach nicht scharf genug gebrandmarkt werden; aber das hat mit der Frage, in welcheni Lande die größte Menge von italienischen Staatsschuldentiteln sich befindet, absolut nichts zu thun. Nicht ein einziger der Inhaber derselben hat sie dem italienischen Staat zuliebe gekauft, von solchen Motiven läßt sich kein Kapitalist der Welt leiten, sondern einzig und allein der der italienische Staat hat seinen hoch= hohen Zinsen wegen, herzigen Gläubigern Wucherzinsen schlimmster Art zahlen müssen, und thm aus dem guten Geschäft, das diese an ihm gemacht, irgend eine politische Verpflichtung herleiten, das mögen verbohrte Bourgeoispolitifer thun, wir Sozialisten haben mit solcher Argumentirung nichts zu schaffen.
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Uebrigens beweisen die obigen Zahlen nicht einmal das, was sie an= geblich sollen. Aus der Summe der Zinskoupons, die an irgend einer Der internationalen Zahlstellen zur Auszahlung gelangt sind, läßt sich durchaus kein Schluß ziehen auf den Betrag der in dem betreffenden Land vorhandenen Schuldtitel. Wer einen größeren Betrag von an verschiedenen Bankplätzen zahlbaren Koupons besigt, läßt sie nicht bei derjenigen Stelle einziehen, die ihm geographisch am nächsten liegt, sondern bei der, die nach dem jeweiligen Geldkurs sich am vortheilhaftesten für ihn stellt. Die Ausmuzung der Valuta-( Geldwerth-) Differenzen an den verschiedenen Börsenpläßen ist ein wesentlicher Zweig des Bankgeschäfts, und der Kouponhandel spielt in diesent Zweig eine wichtige Rolle. Es ist somit noch gar nicht gesagt, daß wenn 59 Millionen Franken Koupons in Paris ausbezahlt wurden, die Titel dazu auch alle in den Händen von Franzosen sind. Diese Zahlen lassen uns also absolut fühl.
Und schließlich sei noch bemerkt, daß wenn wir Herrn Crispi's auswärtige Politik tadeln, wir damit keineswegs die auswärtige Politik der französischen Republik in Schutz genommen haben wollen. Dazu ist sie, vom Sozialismus ganz abgesehen, viel zu unrepublikanisch.
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Viel vernichtender als das Koupons- Argument trifft der Hinweis auf die grauenhaften sozialen Nothstände in Italien die abenteuerliche Politik des Herrn Crispi. Kaum ein Bericht aus dem Lande, das das glücklichste Europas sein könnte, der nicht wahrhaft entsetzliche Dinge meldet über das Elend, das in den verschiedenen Theilen desselben herrscht. So ist erst neulich wieder, wie der Moniteur de Rome" mittheilte, Herrn Crispi von zweiund= dreißig Korporativ- Genossenschaften einer Provinz, welche zusammen 8000 Familien umfassen, unterzeichnetes Schrei ben zugegangen, welches die ökonomische Situation in den dunkelsten Farben schildert." Ehemals", sagen die Petitionäre, verschaffte uns unsere Arbeit das tägliche Brod. Seit fünf bis sechs Jahren ist die Krisis für uns Bauern verhäugnißvoll geworden. Die Gutsbesiber und Pächter beschränken die Landarbeit und selbst in der schönen Jahreszeit liegt für uns nicht genügend Beschäftigung vor. Diejenigen, welche sie doch finden, vermögen ihre Familien nicht durchzubringen.
Viele wandern deshalb aus; wir, die Daheim Bleibenden, führen eine mühe- und leidensvolle Gristenz. Zur Stunde verdient ein Bauer, selbst wenn er unausgefeßt Arbeit hat, jährlich kaum 300 Franken. Damit soll nun eine Familie auskommen. Das Le ben ist für sie nur eine verlängerte Qual."
" Im Lager der Satten", bemerkt dazu sehr richtig die Züricher Post", wird man natürlich mit dem Einwand bereit sein, es liege hier wohl eine Uebertreibung vor. Darauf ist nur zu sagen, daß ein Schrift= steller von Rang, welcher Italien bereiste und aus eigener Anschauung fennt, Herr Laveleye, offen erklärte, das Dasein des italienischen Bauern unterscheide sich wenig von dem der egyptischen Fellahs. Und Herr Laveleye steht durchaus nicht bei den Hezern. Und während die Landeskinder in solchem Elend darniederliegen, die kräftigsten Leute diese theure Heimat" verlassen und Zustände sich entwickeln, welche eine agrarische Revolution zur Folge haben müssen, vergendet die Regierung Geld und Blut für eine unsinnige Expedition nach Afrika , opfert in ihrer Großmannssucht wie besessen dem militärischen Moloch und wirft anläßlich des Besuches des Kaisers Wilhelm zehn Millionen für eine Flottenparade aus." Dafür ist aber auch Herr Crispi ein„ ächter Staatsmann".
Die Fürsorge des Reichs für die Invaliden der Arbeit wird immer schöner, durch je mehr Hände von Arbeiterfreunden der Gesezentwurf geht, der sie besiegeln, das Gebäude des praktischen Christenthums rönen soll. Jezt hat ihn der Bundesrath Musterinstitut, das Einem für den alten Bundestag Sympathie einflößen fönnte in Händen gehabt, und siehe da, er hat ihn mit Reizen ausgestattet, die die fühnsten Erwartungen in den Schatten stellen. Zunächst eine Konzession an den Partitularismus.
" Freisinnige" verehrt werden, mit allerhand freisinnigen" Argumenten gegen dieselbe fämpfen.
Die Leute haben recht, ob sie katholisch oder protestantisch sind: fo= lange der Arbeiter fein Lassenbewußtsein besist, solange hat er feinen richtigen Kompaß, kann er von diesem oder jenem Tageshelden geleithammelt werden. Eine flare, zielbewußt marschirende Arbeiterschaft marschirt direkt auf das Ziel, Abschlagszahlungen als etwas Selbstverständliches annehmend. Sie läßt sich zu diesem oder jenem Schritte und wenn er noch so volksfreundlich geschildert wird, nicht benutzen, sobald sie merkt, daß Sonderinteressen dabei im Spiele find." 10 ti
Aus dem Begasbrunnen steigen immerschönere Schait m- perlen empor.Erst jest erfährt man", schreibt man uns aus Ber lin, warum Wilhelm der Redselige" grade dieses Kunstwerk als„ Huldigungsgeschenk der Stadt Berlin" angekündigt erhielt.
In den Kreisen der guten Gesellschaft sind die Gefühle, welche der zur faiserlichen Macht gelangte Hohenzoller für die schöne Gattin des berühmten Bildhauers hegt, sehr bekannt; man weiß, daß der„ gefühlvolle Sohn", der es„ int höchsten Grade unpassend" findet, wenn sein Vater anerkennend oder gar lobend erwähnt wird, zu den fleißigsten Besuchern des Begas'schen Ateliers gehört und dort fast täglich Studien" in der edlen Plastik vornimmt.
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Dies soll die maßgebenden unter den Berliner Stadtvätern dazu beAusschluß der Deffentlichkeit geistert haben, in geheimer Sizung dieses war übrigens hierbei vollkommen angebracht zit beschließen, dem funstliebenden Herrscher ein Werk des beliebten Künstlers als„ Morgengabe" darzubringen.
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des bisherigen Entwurfs war bestimmt, daß für den Bezirk einer jeden Versicherungsanstalt zur Wahrung der Interessen der übrigen Versicherungsanstalten und des Reichs vom Reichskanzler im Einvernehmen mit den Regierungen der betheiligten Bundesstaaten ein Kommissar bestellt werden sollte. Nach dem nunmehr genehmig= ten Antrage der Subkommission soll dieser Kommissar", dessen Bezeichnung Reichskommissar" in Wegfall kommt, von den Landesregierungen in Einvernehmen mit dem Reichskanzler ernannt werden."
Das ist nun zwar in der Sache selbst bonnet blanc wie blanc bonnet, aber diese harmlosen Scherze kommen dem deutschen Volke be= Fanntlich sehr theuer zu stehen, für jede solche Konzession an die Herrlichkeit der Einzelstaaten müssen diese doppelt und dreifach Nechte und Mittel des Volkes auf den Altar des Reiches niederlegen.
Die Hauptleistung des Bundesrathes aber betrifft die Bestimmungen über die Reichsrente. Man hätte es nicht für möglich halten sollen, aber der Bundesrath hat es wirklich fertig gebracht, er hat die be= rühmte 33% Pfennig per Tag noch übertroffen. Er hat es ausgefunden, daß es Unrecht sei, alle Arbeiter über einen Kamm zu beglücken, und hat, entsprechend vielfachen Anregungen, das Stufensystem in das Gesez eingeführt. Aber fragt ihn nur nicht, wie! Die sämmtlichen Ortschaften des Deutschen Reiches sollen nach der Höhe des für sie festgesetzten ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher erwachsener männlicher Tagearbeiter in fünf Ortsklassen eingetheilt werden, die erste soll diejenigen Ortschaften umfassen, wo der Jahreslohn 300 Mart beträgt, der zweite die, wo er 400 beträgt und so fort bis zur fünften, der der Jahreslohn von ganzen 700 Mark zu Grunde gelegt wird ein höherer eristirt für die Herren vom Bundesrath nicht, wo er noch vorkommen sollte, ist er nach ihrer Ansicht offenbar nicht existenzberechtigt. Nach diesem Jahreslohn werden die Renten berechnet, die„ Invalidenrente" fängt von 24 Hundertstel derselben an und steigt nach Ablauf der Wartezeit an um je vier, und nach weiteren 15 Jahren um je sechs, und schließlich nach weiteren 20 Jahren um je acht Tausendstel jährlich bis zur schwindelnden Höhe von jährlich fünzig Hundertstel pro Jahr. Ein Glückspilz, so selten wie ein freigebiger Hohenzoller, würde in der sechsten Klasse es bis auf 350 Mart, einer aus der untersten Klasse bis auf 150 Mart jährlicher Jnvalidenrente bringen, der niedrigste Betrag würde für die fünfte Klasse 168, für die erste 72 Mark Juvalidenrente betragen!
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Diese letteren Beträge bilden den stehenden Satz für die Altersrente. Der Reichsrentier mit 33% Pfennigen pro Tag gehört nach dem Bundesrath zum wohlhabenden Mittelstand, den dieser erlauchten Körperschaft ist es erst gelungen, eine Rente aufzustellen, die den ergrauten Proletarier vor Verschwendung und Völlerei schützt: 72 Mart jährlich, nicht ganz 20 Pfennige pro Tag! Ob es irgend eine Gemeinde, irgend einen Armenverband im Reich giebt, der seinen Unterstützungsbedürftigen weniger giebt, wissen wir nicht, soviel aber wissen wir, daß die ganze Verlogenheit des praktischen Christenthums dazu gehört, eine so schamlose Farce wie diese sog. Altersversicherung als eine Reform im Interesse der Arbeiter hinzustellen. Neform ja, die berüchtigte Aufhebung des Edift von Nantes war ja auch eine„ Reform". Und sie war ein hundertmal anständigere, ehrlichere als diese niederträchtige Bettel- ,, Neform" zur Entlastung der Reichen und Beschwindelung der Armen.
Ueber eine Kraftleistung des deutschen Bürgerthums wird der Arbeiter- Chronik aus dem Harz geschrieben:
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Hunde sind wir ja doch; dieser Ausspruch eines nationalliberalen Parlamentariers bezeichnet das Selbstbewußtsein unseres heutigen Bürgerthums auf das Beste. Schweifwedelnd nach oben, brutal nach unten. Vor einigen Wochen war in Blankenburg a. H. Sofiagd". d. h. der Kaiser und noch einige andere Herren waren dort zur Jagd. Obgleich sich der Kaiser jeden Empfang verbeten hatte, so hatten doch Krieger 3. B. in Aschersleben und Halberstadt die vereine mit Fahne und Trompeten auf dem Bahnhofe Aufstellung genommen. In Aschersleben fuhr der kaiserliche Zug ohne anzuhalten durch; in Halberstadt hatte er sechs Minuten Aufenthalt. Der Bahnhof war abgesperrt, außer den Mitgliedern der Kriegervereine wurde Niemand zugelassen, allein das loyale Volk durchbrach die Barriere, riß die Polizisten nieder und stürmte den Bahnhof. Der Kaiser ver= lich den kaiserlichen Wagen nicht, das Vergnügen, ihn zu erblicken, war nur sehr wenigen vergönnt. Was war nun zu thun? Das Jagdrevier in Blankenburg war für Jedermann streng abgesperrt, doch die Halberstädter hohe Bourgeoisie, große Fabrikanten und Raufleute wußten sich zu helfen. Sie meldeten sich beim Oberförster als freiwillige Treiber! Jeder friegte einen tüchtigen Treiber! Jeder friegte einen tüchtigen Knüppel und mit Halloh trieben die feinen Herren das Wild zusammen, hatten aber dafür die Ehre, den Kaiser zu sehen, und erzählen in ihren Stammkneipen nun stolz die Erlebnisse auf der Hofjagd: Hunde sind wir ja doch!"
Zum Glück können sie sich nicht beschweren, daß Wilhelm sie nicht so behandelt wie sie es verdienen. Dieser Kaiser und dieses„ Volk" sind einander in jeder Hinsicht werth. Und das Symbol des schönen Bundes ist der Knüppel.
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Ein weitsichtiger Mann ist der Bischof Egger von St. Gallen. Derselbe hat im Einverständniß mit anderen Bischöfen der Schweiz sich gegen die von andrer Seite in Vorschlag gebrachte Gründung von katholischen Arbeitervereinen ausgesprochen, weil so lautet der Rede kurzer Sinn diese Arbeitervereine über furz oder lang doch der Sozialdemokratie Vorschub leiſten würden. Es sei nicht gut, daß man durch Gründung katholischer Arbeitervereine die katholischen Arbeiter von der übrigen fatholischen Bevölkerung absondere, das heißt, denselben Klassenbewußtsein beibringe.
Dazu schreibt die Arbeiterstimme" sehr richtig:
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Auch hier sehen wir wieder, daß die Kirche im Bunde mit dem Kapital steht. Wer die Weckung des Klassenbwußtseins unter den Arbeitern nicht fördert, der ist nicht der richtige Sachwalter des Proletariats, wer dieselbe aber bekämpft und zu hemmen sucht, der ist unser Feind, handle er bewußt oder unbewußt. Klassenbewußtsein heißt nichts Anderes als Erkenntniß der eigenen Inter= essen. Ehe man diese Erkenntniß besigt, fann man doch gewiß seine Interessen nicht wahren. Wir machen daraus, daß die schweizerischen Bischöfe gegen die Weckung des Klassenbewußtseins auftreten, ihnen umsoweniger einen Vorwurf, als Leute, die von der Arbeiterschaft als
Und troß dieser rührenden Berücksichtigung der allerhöchsten Neigung der Rüffel? fragt man sich erstaunt.
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Der Berliner Volkswiz hat schnell die Antwort auf diese Frage ge= so heißt es jetzt funden. Magistrat und Stadtverordnete hätten hier allgemein den persönlichen Liebhabereien" Sr. Majestät noch etwas mehr Rechnung tragen, und statt des„ Brunnen" ihm allerunterthänigst ein Jagdstück" mit einer Becassine") als Strönung spenden sollen. Vielleicht hätte diese Wahl den kaiserlichen Tadel ver= hütet.
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Das fehlte noch. Bismarck ist von der theologischen Fakulität der Universität Gießen zum Ehrendoktor ernannt worden. Der brave Eisenstirn also Ehrenpfaffe. Nun, unter die Pfaffen gehört er ja schon durch sein phänomenal entwickeltes Talent für Dienst finden Heuchelei, und daß sich Professoren für jeden lassen, das wußte schon der alte Ernst August von Hannover, der weiland das geflügelte Wort verübte: H, Professoren und Komödianten kann man immer für Geld haben. Unter den Komödianten verstand er unzweifelhaft auch die politischen. Das Diplom, welches den Reichsgründer, Schnapsbrenner, Papiermüller, TelegraphenstangenLieferant und stillen Kompagnon Bleichröders, die Ernennung zum Ehrenpfaff verkündigt, lautet wie folgt:
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Dem hohen einzigartigen Manne, der drei Kaisern in unvergleichlicher Treue sein Leben zu Dienste geweiht hat und noch weiht, nie verzagt, nie ermüdet, Niemanden fürchtet als Gott und dessen Walten in den Geschicken der Völker demüthig vertrauend; dem reichbewährten vornehmsten Rathgeber der evangelischen Könige von Preußen, der erlauchten Stüßen der evangelischen Sache in aller Welt, welcher darüber wacht, daß die evangelische Kirche gemäß ihrer Eigenart und nicht nach fremdartigem, für sie verderb lichem Vorbilde regiert werde; dem tiefblickenden Staatsmanne, der erkannt hat, daß die christliche Religion allein Heil bringen kann der sozialen Noth, die christliche Religion, die ihm die Neligion der thatkräftigen Liebe, nicht der Worte, des Herzens und Willens, nicht der bloßen Spekulation ist; dem einsichtigen Freunde aller deutschen Universitäten, der zumal den evangelisch- theologischen Fa= kultäten theuer geworden ist durch die Entschlossenheit, mit welcher er für die Freiheit derselben eingetreten ist, ohne welche sie dem Evangelium und der Kirche nicht dienen können."
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Drei Kaisern in unvergleichlicher Treue" ist sehr gut, die dem zweiten dieser drei Kaiser bewährte" Treue" ist ja thatsächlich unvergleichlich gewesen. Die liebenswürdigen Nadelstiche, an die der unglückselige Friz seit Jahr und Tag gewohnt war, wurden ihm bis zum letzten Athemzug getreu applizirt. Dafür allein hätte Bismarc den Ehrendoktor aller Pfaffenzüchtungsinstitute verdient was heutzu tage eine rechter Prediger der christlichen Liebe sein will, muß in dieser Hinsicht etwas zu leisten wissen.
Necht hübsch macht sich auch der„ Doktor der Gottesgelehrtheit" für den Schnapsbrenner Bismarck.
Apropos, die Kölnische" cloaca maxima hat entdeckt, daß der Protektor des himmlischen Schnapses und des irdischen Evangeliums" der Begründer deutscher Freiheit ist." Der Spaß ist nicht übel, und der Dichter der Freiheit, die ich meine" würde sicherlich Thränen lachen, wenn er noch lebte.
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Bedenklich. Als der Kaiser- berichtet der Berliner„ Reichsbote" am vorigen Sonnabend von der Jagd nach Königs= Wusterhausen zurückkehrte, kam er durch den Ort Groß- Besten. Dort war eine Ehrenpforte mit der Inschrift errichtet:" Groß- Beften- dem besten Großen".
Wie müssen da nach der Ansicht der Groß- Bestener die andern " Großen" beschaffen sein!
Die Niederlage, welche die Fortschrittspartei bei den Preußischen Landtagswahlen erlitten, hat im Schoße derselben einen Aufruhr gegen die Diktatur des Herrn Eugen Richter entzündet. Die Berliner Volksztg." verlangt, daß dem dickköpfigen Führer, den man den„ Organisator der Niederlagen" nennen könne, das Regiment aus den Händen genommen werde und fordert die Einberufung eines Parteitags, der die Dinge wieder ordnen und die franke Bartei gesund machen soll. Fataler als dieses Pronunciamento der„ Volkszeitung", die ja stets mit der fortschrittlichen Parteileitung auf gespanntem Fuße stand, ist für Herrn Nichter, daß die„ Tante Voß", das flassische Organ des preußischen Fortschrittsphilisters, sich in ähnlicher Weise ausspricht. Die Unzufriedenheit in den Parteifreisen ist eine allgemeine. Freilich, die Gesundung der Fortschrittspartei ist ein frommer Wunsch, abfaulenden" Parteien ist eben so wenig zu helfen wie„ abfaulenden" Königs- und Kaisergeschlechtern.
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Chronik der Sozialistenprozesse. In Konstanz wurden am 31. Oftober drei Arbeiter, Leo Michel von Ober- Uhldingen, Rupert Ruf von Ueberlingen und Friedrich Beck von Nied lingen wegen Vergehens gegen§ 19 des Staatsrettungsgesetzes zu insgesammt 6 Monaten und 10 Tagen Gefängniß verurtheilt worden, wovon 5 Monate und 10 Tage durch die Untersuchungshaft, die natürlich viel länger gedauert, als„ verbüßt" erklärt wurden. Eine Woche zuvor wurde der Seilermeister Rheinbold wegen gleichen Vergehens zu 10 Monaten Gefängniß verurtheilt. Bon Der Untersuchungshaft, die über vier Wochen gedauert, wurde gar nichts in Anrechnung gebracht. In Düsseldorf sind die Verhandlungen des großen Geheimbundsprozesses", die am 8. November begonnen haben, noch nicht zu Ende, bezw. ist uns bis Redattionsschluß noch nichts über seinen Ausgang bekannt. Bis jetzt läßt sich nur fonstatiren, daß das Bestreben der Staatsanwaltschaft, den gänzlichen Mangel von Beweismaterial durch Zitate aus alten Nummern des Sozialdemokrat" zu ersetzen, kläglich verunglückt ist. Die öffentliche Verhandlung im Freiberger Geheimbundspro zeß hat am 16. November begonnen. 15 Personen, darunter der Redakteur des Offenburger Volksfreund", Ad. Geck, sind der Geheimbündelei und der Verbreitung verbotener Schrif= ten angeklagt. Die Anklage stützt sich hauptsächlich auf die Aussagen einer in der Untersuchungshaft zur Kronzengin bearbeiteten Frau M. Pinkert. Was auf solche erpreßten Aussagen zu geben.
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*) Den Namen dieses schmackhaften Vogels in's Deutsche zu übertragen, unterlassen wir aus naheliegenden Gründen.