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werben gereckt bie Organe können ungehemmt arbeiten. Und was bem gotibegnabeten Bolt als Krankheit und Marasmus erscheint, das find die Geburtswehen eines lebensträftigen Organismus! Die französische Republik ist in den Wehen   kein Zweifel; und bas Stindlein, mit dem fie schwanger ist, das wird sicherlich ein ferngesunder Junge werden er heißt Sozialismus. Und es ist Zeit, daß er zur Welt kommt. Der Parlamentarismus, das parlamen tarische Regiment hat abgewirthschaftet, hat sich überlebt, fann nichts mehr schaffen.

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баз Ei, der Parlamentarismus hat nie etwas schaffen können haben wir ja immer gesagt, und darum sind wir bie einzig wahren Wohlthäter der Völker, wir, welche für die Dummen denken, die Blinden   führen, die Widerspenstigen zur Vernunft bringen und alle Weisheit als Monopol vom Himmel erhalten haben, zum Helle der unmündigen Völker, die selber das Richtige nicht wissen und nicht thun, und für die wir- die einzig wahren Wohlthäter der Völker fürstlicher Liebe und Herablaffung alles Denten und Handeln be forgen". So freischt und zischt der gottbegnadete Chorus der Edelsten und Alleredelsten der Nation; bezeichnender Weise ist so mancher bürgerliche Demokrat, der bisher Stand gehalten, durch die Vorgänge in Frankreich   irre geworden und meint heimlich, das Ge freisch und Gezisch der gottbegnadeten Edelsten, Alleredelsten und Reptilien sei doch nicht so ganz ohne.

Nein es ist nicht so ganz ohne. Das haben die Gottbegnadeten richtig herausgeschnüffelt; mit der bürgerlichen Demokratie ist's Matthäi am lezten. Das parlamentarische Regiment, so wie es das Ideal der Bürgerlichen   ist, hat in Frankreich   Schiffbruch gelitten das ist eine Thatsache, die unmöglich bestritten werden kann. Und die Masse des französischen   Volkes hat das begriffen die Wahl Boulanger's war entschieden ein Protest gegen den Parlamentarismus als A it 8= druck der Bourgeoisrepubltt. Die Royalisten und Im perialisten die Anhänger der drei korrupten D.nastien, hätten nimmermehr dem Hauswurst Boulanger zu einer Majorität in Paris  verholfen und noch obendrein zu einer so kolossalen. Die Mehrzahl der Stimmen, die ihm zufielen, ist nicht von Solchen gekommen, die rechts des parlamentarischen Negiments stehen sie fommt von Iints.

Die Majorität des französischen   Volkes ist des parlamentarischen Regiments müde, welches nur ein anderer Name für bemokratisches Bourgeoisregiment ist, und will einen System wechsel. Nicht, daß die franzöfifche Republit nach irgend einer Nichtung hin in thren Leistungen hinter den gottbegnadeten Muster= monarchien im Allgemeinen, und der Bismarck  'schen Mustermonarchie im Besonderen zurückgeblieben wäre. Im Gegentheil gesetzgeberisch hat sie weit mehr geleistet, militärisch( was wir allerdings für die niederste aller Thätigkeiten halten) mindestens ebenso viel, und das Bolt ist nicht gefnebelt, während das Bismarck'sche Musterreich ein großes Zuchthaus ist auf fünstlerischem und wiffenfchaftlichem Gebiete aber hat das republikanische Frankreich  uns Deutsche   weit, weit überholt.

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Also den Vergleich mit den Mustermonarchien kann auch diese Ne­publik, mangelhaft wie sie ist, gar wohl aushalten. Freilich, das will nichts besagen. Um ein Land besser zu regieren, als unsere Edelsten und Alleredelsten es können, dazu gehört nicht viel, indeß ein Schelm gibt mehr, als er hat, unsere Edelsten und Alleredelsten können aus threr Haut nicht herans und für sie gilt nicht das noblesse oblige außer etwa in dem Sinne, daß der Adel zu hervorragenden Leiftungen im Punkte der Rohheit und Spitzbuberei verpflichtet. Für die Republik gilt das noblesse oblige in einem anderen Sinne fie ist verpflichtet, dem Volf, bem arbeitenden Volk Wohlergehen zu sichern Lebensbedingungen, unter denen es glücklich sein kann. Das Volk der französischen   Republik   ist kein großes Schaf, welches sich von langfingerigen Junfern scheeren läßt, es will fiberhaupt nicht geschoren sein, weder von Junfern noch von Bourgeois, und es will eine Republik  , die dem Scheeren des Volkes ein Ende macht, und das Volt nicht als ein großes Schaf be= trachtet und behandelt, sondern als Millionen gleichberechtigter Wesen, deren Wohl herbeizuführen und zu fördern, ausschließlicher Staatsziveck ist, und die vor allen Dingen ein Recht auf den Ertrag ihrer eigenen Arbeit haben.

Eine leichte Aufgabe ist es nicht. Ein Kind gebären, ist die schwerste Arbeit des Weibes und in verschiedenen Sprachen werden die Ge­burtswehen mit Recht die Arbeit par excellence genannt. Und au der Arbeit ist jetzt die Republik Frankreich  . Auf Geburtshilfe hat sie nicht zu rechnen. Sie steht allein da in dem monarchischen Europa  , und die jämmtlichen Monarchien thun ihr Bestes, um die Geburtswehen der französischen   Republik   zu erschweren, damit Mutter mit Kind womöglich im Wochenbett sterben. Wohlan das französische   Volk hat sich eben bisher auch in den schwierigsten Strifen zu helfen gewußt, und wir find überzeugt: auch diesmal werden die politischen Vorturner der Welt ihrem alten Rufe gerecht werden.

Und hüben, biesseits des Rheins und der Vogesen  , in der muffigen, stockigen Luft des Zuchthauses, der Kaserne und des Palastes da kreischt und zischt der gottbegnadete Chorus der Edelsten und Alleredelstenber Reptilien und Spigel.

D, wie hoch stehen wir doch über diesen wilden" Franzosen  , die nur zerstören können wie viel vernünftiger sind wir, wie viel fitt­licher, wie viel foliber" und wie vortrefflich find wir regiert! Sind wir nicht der erste Staat der Erde, die tapferste aller Nationen, und haben wir nicht den besten Staatsmann, um den alle Welt uns beneidet, ub nicht bie besten aller Fürsten lauter tugendhafte, herrliche Leute, und gottähnliche Menschen, gottgleiche Menschen mehr als Menschen­Götter auf Erden!

Heller und heller flammt das Menetekel, umb im Hintergrund erhebt sich der Geist unseres Frib", schaut zürnend nach den gott­begnadeten Frevlern, denen er nicht schnell genug sterben konnte und die ihn noch im Grabe verfolgenschaut sorgenvoll nach der Bahre, auf welcher die verstümmelte Leiche des ehebrecherischen Selbstmörders Rudolph von Habsburg liegt schaut strafend bekümmert nach dem verkrüppelten Sohn, der mitten im Schwarm der gott begnadeten Frevler sich tummelt der Tollsten einer und er sicht Monarchenfippe.ie Zukunft seines Hauses und der

das Menetetel und

Sie haben ihn nicht bemerkt, die gottbegnabeten Frebler, fie freischen und zischen sich helfer, und wilder und wilder flammt an den Palästen das Menetetel Uphariin.

Und die Welt bereitet sich vor zur Feier des hundertsten Geburtstags ber französischen Revolution.

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Nach der sozialistischen   Presse kommt jest in Deutschland   auch die bürgerliche oppofitionelle Presse an die Reihe. Zwar wagt sich die Bismarckei noch nicht mit Verboten heraus, aber ist's fein Verbot, ist's einstweilen eine Beschlagnahme. Zwei Nummern der Berliner Volkszeitung" sind in voriger Woche mit Be= schlag belegt worden, das gleiche Schicksal passirte dem Ham­burger Echo", das den ersten der für fonfistationswürdig befundenen Artikel aus der Volkszeitung" abgedruckt hatte. Dieser Artikel muß allerdings als das Nonplusultra von Hoch-, Landes- und Gott weiß was noch für Verrath bezeichnet werden, denn er führt aus, daß das deutsche   Volk, wenn eines Tages Bismarck von seinem Posten abberufen wird schon der Gedanke an diese Möglichkeit ist straffällig keineswegs in Heulen und Wehklagen, sondern wie Frankreich  und das übrige Europa   nach dem Tode des ersten Napoleon that, nur

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in den Nuf ausbrechen würde: 11 f!" Napoleon   hatte soviel Mutter­wiß, diesen Ausgang selbst vorauszusagen, er war aber noch nicht ganz so groß wie der Gründer der Dynastie Bismarck  .

Hören wir indeß den Schlußsatz des konfiszirten Artikels.

Nach einem Himveis darauf, daß Napoleon thatsächlich durch die vielfach nur dem Stonvente abgelauschte, aber immerhin auf ein wirk liches Verständniß des französischen   Voltsgeistes gegründete Ordnung, welche er dem französischen   Finanz, Gerichts-, Schul-, Verwaltungs­wesen 1. s. w. gab, sich in der That, im Guten wie im Schlimmen, ein Denkmal, banernder als Erz" gesetzt hat, und man auch heute noch sagen könne, daß es der Geist des ersten Napoleon ist, welcher Frankreich   im neunzehnten Jahrhundert regiert hat und noch regiert," fährt die Volkszeitung" fort:

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Aber wo hat bas System Bismarc auch nur eine entfernt ähnliche

Leistung aufzuweisen? Nirgends. Neberall ein fümmerliches Flick- und Stückwerk, überall ein Zuschneiden der staatlichen Einrichtungen auf ble Person eines einzelnen Mannes, überall ein verächtliches Zurückweisen des Volksgeistes. Aber wieso ist der Reichskanzler denn überhaupt zu feiner schrankenlosen Macht gelangt, wenn er den Volksgeist nicht ver­standen hat? Nun, einfach daburch, daß er mit den äußersten Macht­mitteln den öffentlichen Geist tnebelte und noch weit, weit mehr dadurch, daß dieser öffentliche Geist burch rein mechanische Machtmittel fich fnebeln ließ. Wir werden die Besten sein, dem Wolfe zu schmeicheln und zu verhehlen, daß, wenn jebes Volt gerade die Regierung hat, welche es verdient, auch das deutsche Volt nicht ohne schwerste Schuld an dem System Bismard ist. Aber auf die Dauer läßt sich der öffentliche Geist keiner großen Nation tnebeln; auch in Deutschland   ist er zum Bewußtsein seiner selbst erwacht und erwacht von Tage zu Tage mehr dazu. Die Bismarcomanie des deutschen  , weit fie noch bes ſteht, und fie beſteht glücklicherweise nur noch in eineur Theile der besitzenden Selassen hit nichts mehr, als eine äußerliche, mit halb eisernen, halb goldenen Klammern geschlossene Organisation, welche innerlich völlig hohl und in der That mir eine fürchterliche Desorganis ſation der Geister ist, eine Desorganisation, deren nicht am wenigsten bezeichnende Kundgebung das hißige Gerauf aller der Edelſten und Besten" um den Stuhl des Reichskanzlers ist, noch che sein Inhaber denselben verlassen hat.

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Mit wie ich mußigen Mitteln die Verführer arbeiten, das brauchen wir an dieser Stelle eigentlich nicht mehr zu konstatiren, der Sozialdemokrat" hat dafür im Laufe der Jahre so viel Material vers öffentlicht, daß es hinreichen sollte, das System und seine Träger unter bem Sturm der öffentlichen Entrüftung zusammenbrechen zu machen, aber im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte hat die Nieder­tracht ein zähes Leben. So selen denn, weil wir einmal bel dem Themo find, hier zwei Fälle von Attentaten auf die Ehrenhaftigkeit und Wahrhaftigteit erwähnt, die uns in der allerneuesten Zeit mitgetheilt worden sind.

Beide spielen in Magdeburg  , wo ja eine der Erzsäulen der Ord­nung die Polizei mit ihrem Geist erfüllt:****

ad I. Ein Kolporteur tommt zur Polizei um sich einen Ausweis zu holen, damit er auf der Post lagernde, für ihn bestimmte Schriften in Empfang nehmen fann. Darauf sagt ihm der Polizei­tommiffar Ha er sei doch dum m, er brauchte gar nicht zu arbeiten, wenn er erflärte, daß er der Polizei Dienste leisten wolle, er befäme monatlich 25 Thaler( 75 Mark)";

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ad 11. Ein Schuhmacher, ber ein Materialwaarengeschäft gegründet, sucht für dieses um die Konzession zum Schnapsschant nach. Der Kommissär Schmidt  , an den er sich wendet, sagt ihun, er könne die Konzession unbeanstandet haben, wenn er sich der Polizei zu Diensten bereit erklären wolle."

Das sind infame Mittel, womit die Polizei im Reich der Gottes­furcht und frommen Sitte die Staatsbürger zu forrumpiren und für ihre ſtaatsretterischen Zwecke zu gewinnen sucht. Und wenn es ihnen gelungen, einen armen Teufel, dem sie vielleicht vorher selbst nach Spiegelbergs Rezept und of abgeplündert, zum schlechten Sterl; zum Verräther an der eigenen lleberzeugung zu machen,

Die Ratten rennen eben unruhig auf dem Schiffe hin und her, das in ein Labyrinth von Sandbänken gerathen ist. Wir aber sehen ge= laffen dem tragikomischen Schauspiele zu und grüßen im Voraus den Tag, an welchem das deutsche   Volk ein erlösendes Uf! sprechen kann." Der zweite der konfiszirten Artikel ist an Umfang zwar geringer, an hochverrätherischer Gesinnung aber eigentlich noch schlimmer als der Erste. Er zieht die erhabenſte Inſtitution in d dann gehen die braven, ehrenhaften Christen im deutschen Reich, die deutsche   Geheimpolizei, respektlos in den Staub. Er besteht in die Stirche und beten: in folgender, dem demokratischen Blatt aus der Schwetz eingefchickten Buschrift: ditontont

38 Volks- Zeitung" thellen Profeffor

Geffden, der fich belamiin nach stonftans begeben hat, fich in ber Schweiz   anzufiedeln gedenkeum berliner   Geheimpolizisten aus dem Wege zu gehen, und dabei fragen Sie, ob ihn das auf Schweizerboden gelingen wird? Wir glauben diese Frage entschieden mit Ja beant worten zu können. Die schweizer Behörden betrachten deutsche Ge heim polizisten jezt als das, was sie sind als ehrlose Lumpen und behandeln sie als solche. Wenn solche Subjekte sich jetzt noch herausnehmen sollten, auf schweizer Boden irgend Jemand auch nur zu belästigen, so bringt man sie dahin, wohin sie gehören: zunächst ins Loch und dann über die Grenze."

Unerhört, nicht wahr? Die Schmidt, die Schröder, die von Ehren­berg ehrlofe Lumpen. Ein flüchtiger betrügerischer Bankrotteur, falscher Arbeiter, ein Edelster und Bester der Nation ehrlose Lumpen! Da begreift man es, daß die Polizei in der Redaktion der V.- 3tg." Haussuchung hielt nach dem Manuskript dieser frechen Blas= phemie, und als dieselbe fruchtlos aussiel, auf Umwegen hinter den Namen des Einsenders zu kommen suchte. Das deutsche Reich wäre rettungslos verloren, wenn solcher Frevel ungeahndet bliebe.

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Außer der Volkszeitung" ist auch ein Berliner   Lokalblatt von der Stonfiskation creilt worden. Weswegen, haben wir noch nicht erfahren, aber auf die Gründe kommt es ja auch nicht an, die Thatsache an sich genügt. Wir gehen einer heiteren Zukunft entgegen.

Je mehr die Nothwendigkeit an die Nationalliberalen heran­tritt, zu der Frage entschieden Stellung zu nehmen, was mit dem Sozialistengefeh geschehen soll, um so deutlicher zeigt es sich, daß die edlen Mannesseelen, entgegen ihrem bei der legten Verlängerung abgegebenen Versprechen, nun aber keiner weiteren Verlängerung mehr zuzustimmen, nicht nur, wenn es verlangt wird, doch das Leptere thun werden, sondern sogar auf Wunsch auch gern einer Verlängerung des Gesezes ,, auf unbestimmte Zeitdaner" zustimmen werden. Die Herren wünschen nämlich vor Allem, den lästigen Diskussionen über das Gesetz aus dem Wege zu gehen, und wenn das nicht dadurch zu bewirken geht, daß das Schandgesetz in seinen schönsten Bestimmungen in bas gemeine Gesetz überführt werden kann, so ist eben die Ver­längerung auf unbestimmte Zeit, das heißt für die Dauer des herrschenden Systems, das einzige Mittel, sie von der fatalen Aufgabe zu befreien, nach Art der Seiltänzer und Schaubuden- Inhaber auf ihre letzte Borstellung eine allerleßte, auf diese eine allerallerlegte, auf diese eine allerallerallerletzte folgen zu lassen, und so fort bis in's unendlich Lächerliche.

Nun, mögen die Mannen der Bennigsen, Miquel thun, was sie nicht lassen können, das Eine wissen wir, daß sie ihren Zweck nicht er= reichen werden. Sehr richtig schreibt hierüber ein Genosse aus Nord­deutschland an die Wiener Gleichheit":

An dem Tage, wo das Ausnahmegefes in irgend welcher Form eine dauernde Institution wird, erwächst für die sozialdemokra­tische Vertretung im Reichstag   die Pflicht und ste wird diese Pflicht erfüllen- in jeder Session des Reichstags den Antrag auf Aufhebung der Aus­nahmebestimmungen zu stellen. Damit wird die Diskussion auf's Neue eröffnet, wird die umfänglichste Kritik der Gesezesbestim mungen und ihrer Handhabung möglich, und zwar unter Bedingungen, die für die Anhänger des Gesetzes noch ungünstiger sind als gegen­wärtig. Aber wenn auch, wie wahrscheinlich, das Ausnahmegeseb in ſeiner jezigen Geſtalt abermals verlängert wird, so tritt auch fünftig die Frage an die sozialdemokratische Fraktion heran, ob sie die Dis fussion über die Aufhebung des Gesetzes durch einen bezüglichen Antrag nicht alljährlich erneuern will. Sie hat gar keine Verpflich= tung, zu warten, bis der Endtermin herankommt. Die Furcht der Reichs­tagsmehrheit vor solchen Diskussionen und der Widerwille der Massen gegen die Ausnahmegeseze muß ausgenügt werden. Die Fraktion muß aggreffiv vorgehen, je aggressiver, um so besser.

Stimmt und wir fügen hinzu: Welche Trümpfe die Gegner auch gegen unsere Partei sonst ausspielen mögen, die Sozialdemokratie wird jedem derselben anderthalb Trümpfe entgegenzusehen haben.

Vornehme Phrasen und nichtswürdige Praktiken. Die Berliner Kreuzzeitung", das Mundstück des mit dem schwarzen Adler= orden gebrandmarkten Exspigelministers Puttkamer   und seiner noch amtirenden Spizelmeister, hat die Unverschämtheit gehabt, um die durch die Geständnisse des Wichmann auf diese gefallene Schmach zu verwischen, die Früchte der von ihnen gestreuten Saat an unfere Nockschöße hängen zu wollen. Die Gönnerin aller noch nicht ent­larvten Lumpen schreibt nämlich wörtlich:

als

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denn das sind sie ja alle

Führe und nicht in Versuchung!

blingerfuchung!

Die ,, Republik   darf hinter der Monarchie nicht zurückbleiben. Deutschland   erfreut sich bekanntlich noch etlicher Republiken, fossiler Ueberreste aus der Zeit des freien Bürgerthums. Es gab eine Zeit, ba man in diesen Republiken Werth darauf legte, den alten freien Bürgergeist wieder zu beleben, jezt aber hat man erkannt, daß dies dem Geist des Jahrhunderts sich widersetzen hieße, und setzt seine Ehre darein, den monarchischen Polizeistaat in Polizeibrutalttäten noch zu übertrumpfen. Folgende Notiz durchläuft die deutsche Arbeiter­Presse:

Unerhört. Zu einem Meineidsprozeß in Bremen   war auch der ehemalige Redakteur der eingegangenen Bremer Volkszeitung", Ju lius Bruhns, welcher gegenwärtig eine dreiwöchentliche Ge fängnißitrafe wegen Beleidigung durch die Presse in der Gefangenenanstalt zu Aplebshausen verbüßt, als Zeuge geladen. Bruhns wurde aus dem Gefängniß zu der Verhandlung vorgeführt, und, wie man mittheilt, mit Stetten gefesselt durch die Straßen Bremens transportirt. So geschehen in der freien Republik  Bremen   im Jahre des Heils, der Humanität und des praktischen Christenthums: Eintausend achthundert und neunundachtzig!"

Wäre Bruhns ein vornehmer Schwindler gewesen, der Hunderte von armen Leuten beraubt, durch gefälschte Lebensmittel oder un solide Bauten einige Dußend Menschenleben vernichtet, man hätte ihn sicherlich schonend in einer Kutsche befördert. Aber er ist ein poli­tischer Verbrecher, der nichts gethan, als eine scharfe Feder geführt, und wie einen gemeinen Straßenräuber schleppt man ihn in Ketten zum Zeugenstande!!! Republikaner? Sdufte! time dog p

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Deutschland ist jetzt das Land der Dummenjungen, ober um es etwas süddeutsch derber auszudrücken, der Lansbubenstreiche. Kein Tag vergeht, ohne daß nicht eine 2 a usb uberei das Licht der Welt erblickte bald im Heer, bald im Unterrichtswesen, bald in der äußeren Politik, bald in der inneren Verwaltung. Ueberall sputt der Lansbube. Uebte er gestern einen bubenhaften Uebermuth an großen Denkmälern aus, so erprobt er heute seine überlegene Straft an kleinen Kindern. Aus Preußisch- Oberschlesien wird die Aus= weisung eines noch nicht siebenjährigen Mädchens gemeldet, das als nach Strakau( Desterreich) zugehörige Polin den Bestand des preußischen Staates zu gefährden drohte. Der Vater des Kindes hatte, berichten deutsche Blätter, nachdem ihm die Frau gestorben, sein Töchterchen nach Königshütte gebracht, es bei einer Wittwe in Pflege gegeben und in der städtischen höheren Mädchenschule untergebracht, um dem Kinde eine Erziehung angedeihen zu lassen, die er selbst als Wittwer ihm nicht zu Theil werden lassen konnte. Vor einigen Tagen nun fündigte ein Polizeibeamter dem Kinde bezw. dessen Pensionsgeberin an, daß das Kind als Desterreicherin polnischer Nationalität binnen fünf Tagen das preußische Gebiet zu ver­lassen habe. Die liberale Presse hofft, daß, da das sind weder iemand läftig" fällt, noch irgend gefährlich sei, der Ausweisungsbefehl werde zurückgenommen werden. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die Lannen von Lausbuben sind unberechenbar. Schließlich ist es ja auch feine Kleinigkeit, das Recht, kaiserlich- föniglich preußisch- reichsdeutsche Luft einzuschlucken. Welchen Anspruch hat das Kind eines Polen  , das Kind eines nach Oesterreich   zuständigen Polen  , vielleicht gar das Kind eines nach Desterreich zuständigen polnischen Juden darauf Keinen.

Ernsthafte Männer mögen solche Maßregeln lächerlich finden, aber­Buben sind Buben und Buben treiben Laus buberet.

Die braven Antisemiten machen sich seit einiger Zeit wieder sehr maufig in Deutschland   sehr begreiflich, denn einer der Ihren fist ja jezt auf dem preußischen Thron. Und wenn er sie auch offiziell verleugnen mußte, fein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß, als heimliche Liebe, von der Niemand nichts weiß. So ein hoher Gönner macht natürlich Muth, und zuversichtlicher als je erheben die christlich­germanischen Sauf- und Raufbolde das Haupt und verkünden, nur erſt wenn sie, die ächten Söhne der alten Deutschen  , im Lande maßgebend entscheiden, werde Tugend und frommie Sitte wieder einkehren und Schwindel und Ausbeutung ein Ende nehmen.

Um dieselbe Zeit, da diese schönen Dinge den gläubigen Publikum mit erneutem Eifer vorgemalt werden, laufen über drei der hervor ragendsten Führer des Antisemitismus Nachrichten durch die Presse, die wirklich zu charakteristisch sind, um unter bewandten Umständen mit Stillschweigen von uns übergangen werden zu können.

Die erste betrifft Herrn Henrici und geht von einem ächt ger­manischen Manne mit dem Namen Krüger aus, bis vor kurzem ein Freund, Bewunderer und Wohlthäter des streitbaren Anti­semitenführers. Herr Krüger hat mit Herrn Henrici eine Reise nach Ostafrita in's Togo  - Gebiet gemacht behufs Errichtung von Plantagen. Dort mum, auf dem von dem langnasigen Volf Jfrael gänzlich freien Boden entwickelte sich Herr Henrici als ein so ich mußiger, ge= winnsüchtiger Schwindelspekulant, daß Herr Strüger schließlich die Geduld verlor und dem Erneuerer Deutschlands  " ein für allemal die Freundschaft kündigte. Wie Herr Henrici über die von ihm so hochgepriesenen Rechte der ehrlichen Arbeit denkt, geht daraus hervor, daß er einen Zimmermann, der in seinem Dienste er franft war, und dem er obendrein durch bodenlose Fahrlässigkeit statt einer Medizin Terpentin zu trinken gegeben, mit 10, sage zehn Mark Zehrung an die Küfte zurückschickte und später erst vom Reichskommissar gezwungen werden mußte, die Kosten für dessen Verpflegung und Beförderung nach Kamerun   zu zahlen.

Derartige Individuen vom Schlage Wichmann- Haupt- Schröder find die eigensten Produkte der sozialdemokratischen Partei, aus deren Nährboden sie hervorgegangen sind. Gerade die Thatsache, daß fait die Hälfte aller derjenigen Personen, welche sich im Laufe der Jahre als Führer jener Partei bemerklich machten, später als Renegaten und Polizeispione" von ihren eigenen Genossen gebrandmarkt wurden, zeigt die ganze Verworfenheit, welche jene Führerkreise" beherrscht." Frecher kann man die Wahrheit nicht auf den Stopf stellen als es hier von dem Organ der Frommen im Herrn, den patentirten Vertretern der Moral, geschteht. Zunächst ist es, wie deutsche Blätter sehr richtig bemerken, eine dreiste Lüge, von Führern zu reden, die " Spigel" entlarvt worden seien, dann aber gehört die ganze Un= verfrorenheit eines preußischen Junkers dazu, um die Träger eines Systems zu vertheidigen, die Opfer deffelben als verworfen hinzustellen. Stein Zweifel, daß unter den Pflichtgetreuen" 9/100 Die zweite betrifft Herrn Jos. Cremer, einen der ersten und verworfenes Gesindel" find, aber die es vorher noch nicht wüthendsten unter den nationalen Schreiern. Hier aber ist es eine noch waren, sind es erst geworden, als sie dem Versucher folgten und in das viel kompetentere Persönlichkeit, die den Antisemitikus kennzeichnet, näm­Musterinstitut eintraten. Sehr richtig hält die Berliner   Volks­lich Herr Cremer selbst. Dieser Biedermann hat nämlich vor Kurzem zeitung" dem Pfaffenblatt die auch früher bereits von uns zitirte Stelle in tinem Vortrage allen Ernstes empfohlen, man solle bei der Be= aus den Räubern entgegen, wo Spiegelberg   dem Razmann Nath schäftigung von Gefangenen zu dem Systent übergehen, ertheilt, wie er es anstellen muß, die Leute so zu korrumpiren, daß sie daß man damals war der fie schließlich echte und rechte Teufelskerle Ausdruck pflichtgetreu" noch nicht gebräuchlich werden. Es gehört eine stöckerhafte Abwesenheit jedes moralischen Sinnes dafür, aus dieser Stelle eine Apologie Spiegelbergs herauszulesen. Wir sind die Lezten, denjenigen, welche sich zu dem Judasamt anwerben lassen, irgendwelche Ausreden zu bewilligen, aber die gefunde Voltsmoral hat noch immer den Verführer für schlechter gehalten als den Verführten.

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bie Gefangenen bis an den Hals in's Wasser stelle, wo sie dann pumpen müssen, damit sie nicht ertrinfen." Darauf gibt es nur Ein Wort: Bestie!

Der Held der dritten Notiz ist ein gewisser Louis Gunow, ebens falls einer der ersten und eifrigsten Judenhezzer. Nachdem seine bis­

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