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Der Sozialdemokrat

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Organ der Sozialdemokratie deutscher   Zunge.

Briefe an die Redaktion und Expedition bes in Deutschland   und Oesterreich   verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung außerster Borsigt abgeben laffen. In der Regel fide man uns die Briefe night birekt, sondern an die bekannten Decabreffen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Parteigenoffen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Rückgang.

Rückgang überall, wohin wir blicken in der bürgerlichen Welt. Rückgang in der Politik, Rückgang in der Literatur, Rückgang in der Wissenschaft.

Jawohl, Rückgang in der Wissenschaft. Wir schreiben das Wort mit voller Ueberlegung nieder. Troß der ungeheuren Vermehrung der Wissenselemente, welche unsere Epoche aus­zeichnet, troß der großartigen Entdeckungen und Erforschungen unseres Jahrhunderts. Die Menschen wissen heute mehr als in irgend einer früheren Epoche, aber die Wissenschaft­wir sprechen selbstverständlich nur von der offiziellen, von den Lehrstühlen der Universitäten herab verkündeten Wissenschaft

steht heute tiefer, als fie vor einigen Menschenaltern ge­standen. Damals erging man sich in kühnen Spekulationen, weit über das empirisch( auf dem Erfahrungsweg) festgestellte hinaus, und wenn man dabei auch zu mancherlei falschen Schlüssen gelangte, so verdanken wir den Denkern jener Tage doch eine ganze Reihe höchst genialer Vorausbestimmungen, die durch spätere Entdeckungen fast buchstäblich bestätigt

wurden.

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Muckerthum luftig und stellt sich auf den Boden der Ent­wicklungstheorie. Wo es sich aber um Gegenwart und Zukunft handelt, wo die materiellen Interessen der herrschenden Klassen in Betracht kommen, da hört die Frei­denkerei, wie überhaupt alles Denken auf, und es wird der hellste, blühendste, reaktionärste Blödsinn aufgetischt. In der Prähistorie", schloß Herr Holzer nach dem Bericht, ,, liegen alle die hohen Ziele( soll wohl heißen Aufgaben) der Philosophie. Anfänge seien bereits gemacht, die Fort­feßung und Erweiterung der Wissenschaft möglich. Wahrschein­lich würde dies Studium aber zu einer Verherrlichung des Kriegs führen; denn ein träftiges mensch liches Wesen sei nur aus Kampf, Noth und Ent­behrung hervorgegangen, ewiger Frieden müßte ein dünnes, za h mes Hausthier erziehen. Ein solches sei möglich, wenn aber dann einst die Erde in die Sonne flöge, wie die Astronomen annehmen, so würde kein werthvolles Wesen da­selbst verbrennen, der Schaden um die schöne Erde wäre klein." selbst verbrennen, der Schaden um die schöne Erde wäre klein." Man kann nicht unwissenschaftlicher sprechen, als es in den paar Worten geschehen, die keinen andern Zweck haben, als die heutige Gesellschaft, die heutigen Gewalthaber und ihre Politik zu verherrlichen. Ganz abgesehen davon, daß es mehr wie zweifelhaft ist, ob selbst in dem ursprüng­daß es mehr wie zweifelhaft ist, ob selbst in dem ursprüng­lichen Kampf um's Dasein, der sich in der Urgeschichte der Menschheit abgespielt, Kampf, Noth und Entbeh­rung die Rolle gespielt haben, die ihnen Herr Holzer zu­rung die Rolle gespielt haben, die ihnen Herr Holzer zu serkennt, nämlich die der ausschließlichen Erzieher des Menschengeschlechts, gehört wirklich nur ein wenig gesunder Menschenverstand dazu, um zu erkennen, daß das, was für die unentwickelten Hordenmenschen, für den Wilden viel­leicht nüßlich gewesen sein mag, dies darum noch keineswegs für den Menschen der Kulturwelt zu sein braucht. Alle die Staatslenker, die großen Welt ist darüber einig, Staatsmänner und unübertrefflichen Generäle natürlich aus­genommen, daß der Krieg, wie er heute mit den rie­figen Zerstörungswaffen geführt wird, die Nationen ihrer tüchtigsten, kräftigsten Elemente beraubt, daß er genau das Gegentheil einer rationellen geschlechtlichen Auslese bewirkt, zur Degeneration und nicht zur Hebung der Menschheit führt. Krieg und Krieg ist eben auch zweierlei, und es ist das genaue Gegentheil von Wissenschaftlichkeit, alle charakterisirenden Einzelnheiten zu ignoriren und den rohen Begriff unterschiedslos für alle Menschheitsepochen als gleich bedeutend anzuwenden. Und Herr Holzer hat nicht einmal die Entschuldigung der Unwissenheit für sich, denn diese Unterschiede zwischen den Wirkungen der modernen Kriegs­führung und der früherer Epochen sind von unbefangenen Geschichtsschreibern, Statistikern, Anthropologen, längst fest­gestellt worden. Es ist ein geflissentliches Ignoriren -den heutigen Gewalthabern zu Liebe, deren A und O der Krieg ist, und die für ihr kultur- und fortschrittsfeindliches Gebahren ein moralisches Mäntelchen brauchen. Moltke  hat die Parole ausgegeben, und sofort stimmt der Chorus der Sykophanten an den höheren Lehranstalten pflichtschuldigst ein. Es lebe der Krieg, und wenn es lange keinen gegeben hat, so muß man einen vom Zaun brechen im Interesse der Vervollkommnung des Menschengeschlechts!

Heute ist man in dieser Hinsicht sehr vorsichtig geworden, man scheut sich gradezu, das gesammelte Wissen zusammen zufassen und die folgerichtigen Schlüsse zu ziehen. Höchstens thut man es auf einzelnen neutralen Gebieten, auf den jenigen Gebieten aber, die in Beziehung zu den Fragen des öffentlichen Lebens stehen, ist die erste Pflicht, nichts zu sagen, was den herrschenden Klassen unangenehm werden, was den Bestand der herrschenden Staats- und Gesellschaftsordnung ge­fährden könnte. Je nachdem muß vielmehr entweder eine Stepfis geheuchelt werden, die geeignet ist, den Nicht- Einge­weihten zu verblüffen, fo wenig fie dem Straide des Wissens entspricht, oder aber es muß schlechtweg ignorirt, verleugnet werden, was längst unwiderlegbar festgestellt ist. Ende vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts durfte man den Vertretern der Wissenschaft allenfalls vorwerfen, daß sie dichten, heute dichten sie nicht, sie lügen. Es ist mit den Universitäten Schon vielfach dahin gekommen, daß man von ihnen sagen kann, was Platen von den Klöstern sagte:

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Ganz ebenso wie mit dem Krieg von Volk gegen Volk, steht es mit dem wirthschaftlichen Krieg, dem Kampf Aller gegen Alle in der modernen Gesellschaft. Auch hier sind die Kehrseiten des freien Spiels der wirthschaftlichen Kräfte" längst von Sozialforschern nachgewiesen, ist längst festgestellt worden, daß unter dem Regime der kapitalistischen   Großpro­

Jest streuen sie aus Dummheit und Verderb, einst säten sie Wissen und Geist aus." Physikalische Instrumente findet man auch in den Jesuiten  und Benediktinerklöstern, ebenso astronomische Apparate und anatomische und biologische Präparate das empirische Wissen haben die Pfaffen sich ebenso gut wie andre Leute zu eigen gemacht, was sie aber von den weltlichen Gelehrten unterschied, was diese vor ihnen auszeichnete, ist die wissenschaftliche Unbefangenheit derselben gegen­über der ängstlichen Beflissenheit der Pfaffen, alles Wissen, alles Forschen dem von der Utilität diktirten Kirchendogma unterzuordnen. Die Rücksicht auf den Nußen für die Kirche hatte ihre Liebe zu den Wissenschaften abgeſtumpft, sie all­mählig zu Gegnern, zu Feinden derselben gemacht. Was ehedem die kirchliche, das bewirkt heute die bürgerliche Utilität. Die Rücksicht auf das Interesse der bürgerlichen Gesellschaft, der bestehenden Staatsordnung", stumpft den wissenschaftlichen Eifer, den echten Forschergeist, der einst die bürgerliche Gelehrtenwelt erfüllte, ab, läßt die Herren Ver- duktion die freie Konkurrenz für die Mehrheit des Volkes die treter der freien" Hochschulen mit den Pfaffen in der Ka­stration der Wissenschaft wetteifern. Als Stahl vor einem Menschenalter ausrief: Die Wissenschaft muß um­kehren", stand er unter den Gelehrten fast allein, ein Pre­diger in der Wüste des Unglaubens"; lebte er heute wieder auf, er würde seine helle Freude haben. An den Fingern kann man an den Universitäten 2c. die Männer herzählen, die nicht nach seinem Grundsatz verfahren. Die große Masse tehrte zwar noch nicht, wie er wollte, vor den Satzungen des firchlichen Orthodorismus um, aber sie kehrte vor Sagungen des bürgerlichen und politischen Orthodoxismus um, und das läuft mit jedem Tage mehr auf das Gleiche hinaus.

Was uns zu dieser Betrachtung veranlaßt? Ein Zeitungs­blatt, das uns aus unserm Leserkreis zugeschickt ward. Es betitelt sich Ulmer Schnellpost, Amtsblatt für die städtischen Behörden Ulms", und enthält einen Bericht über einen Vor­trag, den ein Professor Holzer am 5. April in der ehe­maligen Reichsveste im Verein für Kunst und Alterthum" gehalten. Das Thema des Vortrages lautet Philosophie und Prähistorie", d. h. der Zusammenhang der Philosophie mit der Vorgeschichte der Menschheit.

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Herr Holzer ist keineswegs, was man einen Dunkelmann nennt, er ist kein Rückwärtsler alten Styls. Er kann sogar antikirchlich gesinnt, ein Freidenker" sein. Darauf deuten wenigstens seine philosophischen Darlegungen.

Indeß es gibt Freidenker und Freidenker, wie es Hölzer und Hölzer gibt. So lange es sich um die Vergangenheit handelte, war der Herr Professor, wenn auch nicht besonders muthig, so doch auch kein Mucker, er macht sich eher über das

physische, für die fiegreiche Minderheit die moralische Entartung bedeutet. So offenkundig sind diese verheeren­den Wirkungen, daß man in allen Ländern sich genöthigt sieht, mindestens zum Schein Abhilfsmaßregeln zu treffen, daß die ,, Sozialreform" überall auf der Tagesordnung steht. Aber freilich, diese Sozialreform darf nicht an der Heiligkeit des Eigenthums" rütteln, und die Heiligkeit des Eigenthums in der bürgerlichen Gesellschaft heißt freie Konkurrenz, Ausbeutung des Schwachen durch den Starken, Noth und Entbeh rung für die große Masse. Und darum müssen Noth und Entbehrung sein, und weil sie sein müssen, müssen sie auch von den offiziellen Lehrstühlen herab verherrlicht werden, genau wie die Unfehlbarkeit des Papstes von den Kanzeln herab gepredigt werden muß, lediglich weil die Kirche im Kampf um's Dasein dieser höchsten Personifizirung des Autoritätsprinzips bedarf. Dogma hier Dogma da, das Eine ist nicht unwissenschaftlicher wie das Andre. Der Unter­schied ist nur, daß der katholische Pfaffe offen eingesteht, daß sein Dogma mit der Wissenschaft nicht zu vereinen ist, wäh­rend der Pfaffe der Unfehlbarkeit der bürgerlichen Gesell­schaftsordnung sein Dogma als höchstes Ergebniß der Wissen­schaft anpreist. Daß es, vor mehr als einem Jahrhundert formulirt, längst durch die soziale Forschung als hinfällig widerlegt ist, daß Tausende von Thatsachen gegen seine Richtigkeit sprechen, kümmert ihn nicht, ihn, der seinen ,, wissen schaftlichen Ruf" für vernichtet halten würde, wenn ihm in Bezug auf seine Angaben über die Vorgeschichte der Mensch­heit auch nur ein Satz nachgewiesen würde, dessen Falschheit an der Hand beglaudigter Thatsachen festgestellt ist. Sein

Erscheint wöchentlich einmat

in

London  . Verlag

ber

German Cooperative Publishing Co. E. Bernstein& Co., London   N. W. 114 Kentish Town Read.

Bokfendungen

franto gegen frante. Gewöhnliche Briefe

Bad England tosten Doppelporte.

20. April 1889.

und seiner Kollegen wissenschaftliches Gewissen hört auf, wo die moderne Gesellschaft in Frage kommt. Hier darf, hier muß die Wissenschaft umkehren".

Wir haben ein Beispiel herausgegriffen, aber wir könnten noch Dußende, noch Hunderte gleicher, schlimmerer Art bei­bringen. Der zitirte Sag ist mir ein Pröbchen von der Weis­heit, die heute von den Kathedern herab dem heranwachsen­den Geschlecht gelehrt wird.

Ist es da ein Wunder, wenn die Jugend auf den Gym­nasien, auf den Universitäten immer mehr verroht? Wenn eine Generation von gesinnungslosen Strebern, von rohen Genußmenschen heranwächst, von pomadisirten Raufbolden, von arroganten Betbrüdern? Es wäre ein Wunder, wenn es anders wäre. Sie gibt nur in kräftigeren, ursprünglicheren Farben den Refler von dem Licht, das von den Lehrstühlen ausgeht. Hier nistet die Reaktion, die selbst wieder Frucht der bürgerlichen Reaktion überhaupt ist. Der Satz: die Wissen schaft muß umkehren, ist das Dogma der bürgerlichen Gesell­schaft geworden, wie es ehedem das Dogma der feudali­stischen Gesellschaft war. Aber so wenig es damals fruch­tete, so wenig wird es natürlich heute fruchten. Die Ent­wickelung der Gesellschaft folgt keinem Dogma, fie folgt den Gesetzen ihres Daseins. Mögen die Gelehrten ihr zehnmal halt! zurufen, sie geht doch ihren Gang. Und wenn sich alle Anhänger des Bestehenden ihr entgegenstemmen, fie kennt keine Rücksicht auf die Wünsche der Herrschenden sie kehrt" nicht um, sie wälzt um.

Aus Frankreich  .

Paris  , 12. April 1889. Je näher die Ausstellung und die allgemeinen Wahlen rücken, um so fieberhafter arbeiten Boulangisten und bürgerliche Antiboulangisten dar­auf los, den zwischen ihnen schwebenden Streit um die Schüssel zum Austrag zu bringen. Auf beiden Seiten findet ein wahres Wettrennen von Jutriguen und Manövern aller Art statt, und man kann nicht gerade sagen, daß die größeren der dabei unterlaufenden Tölpeleien auf Seiten der Boulangisten zu finden sind. Blinder Eifer schadet nur. Es erscheint beinahe, als ob die gegenwärtigen Lenker der Republik   die Aufgabe verfolgten, jede Dummheit Seiner Mittelmäßigkeit Boulanger durch eine noch größere Ungeschicklichkeit von ihrer Seite vergessen zu machen, Bedingungen zu schaffen, welche dieselbe post festum mit dem Scheine der Berechtigung versehen. Der Boulangismus, der ohne die opportunistische Mißwirthschaft und die Schwäche der Nadikalen über­haupt nicht erzeugt worden würde, hätte sich im Laufe seines Bestehens schon mehr als zehnmal den Hals gebrochen, wenn ihm nicht stets die Parlamentarier wieder auf die Beine geholfen hätten. Die jüngsten Ereignisse haben dies aufs Neue bestätigt. Staum leitete das opportunistische Kampfesministerium" Tirard- Constans seinen all­gemeinen Reaktionsfeldzug durch ein strupellos tendenziöses Vorgehen gegen die boulangistischen Streitträfte ein, zeigte es sich entschlossen, die Bewegung in ihrem Haupte selbst zu schlagen, so gab der tapfere Held Boulanger, der Fetisch, in dem alle bürgerlichen und militärischen Tugenden verkörpert sein sollen, eiligst Fersengeld. In Begleitung einer der zahlreichen Schönen, die sein blonder Bart bezaubert, unternahm er in aller Stille und im tiefsten Infoguito auf unbestimmt lange Zeit eine kleine Spriẞtour nach Belgien  , wohin ihm schon der Schahmeister seiner Partei, Graf Dillon, und ihre bedeutendste journalistische Stütze, Rochefort  , vorausgeflüchtet waren. Welche Ironie! Rochefort, der Laternenmann, der aus dem Kaiserreich seinerzeit nach Belgien   flüchtete, um von dort aus für die Republik   zu kämpfen, er ist feßt aus der Republik   geflüchtet, in der er, bewußt oder unbewußt, für einen neuen " Cäsar" gearbeitet hat.

Anstoß zu der Flucht, welche sich unter Umständen vollzog und für die Parteien eine Situation schuf, die stark an eine Operette erinnerte, gab der Entschluß der Regierung, Boulanger unter der Anklage, ein Attentat gegen die innere Sicherheit des Staats vorbereitet zu haben, vor den zu einem höchsten Gerichtshof konstituirten Senat zu laden. Schon der erste Schritt in diesem Vorhaben brachte der Regierung eine moralische Niederlage, denn wunderbar, aber wahr der mit Ausarbeitung des Anklageatts und seiner Begründung beauftragte Staatsanwalt des Pariser Gerichtshofes, Bouch ez, erklärte, daß er auch kein einziges Gefeßestitelchen entdecken könne, das auf Grund der gegen Boulanger vorliegenden Thatsachen zur gerichtlichen Berfolgung berechtigte. Natürlich war das opportunistische Ministerium um eine solche Kleinigkeit nicht berlegen gab es keinen Gesezestert, auf den man die Ausnahme­maßregeln stüßen konnte, fo gibt es doch nicht nur zehn, nein zwanzig und hundert Staatsanwälte, welche zu Ausnahmemaßregeln die Hand bieten. Der unbequeme Störenfried Bouchez ward also einfach abgesetzt*) und ein gefügiges Werkzeug, Quesnay de Beaurepaire, be­kannt durch die gehäffige Art, mit welcher er seinerzeit den Prozeß gegen Louiſe Michel   geführt, an seine Stelle befördert. Dieses Borgehen findet nur in einem Präzedenzfall, der aus der schlimmsten Zelt der bonapar= tistischen Reaktion stammt, ein Seitenstück.

Hatte der Zwischenfall Bouchez gezeigt, daß die Herren Opportunisten mit allen Mitteln und ohne Strupel handeln würden, so lieferte die Zeit, die zur Erledigung der üblichen Formalitäten bei Ginsetzung des neuen Staatsanwalts nöthig war, Boulanger die Frist, glücklich über die Grenze zu entwischen. Während die Zeitungen ein lustiges Durch­einander von Enten aller Art über die bevorstehende Verhaftung des Generals losließen, denselben ganz nach Wahl entweder vor oder während der Verhaftung erschießen oder nach derselben in Mazas vergiften, er= würgen oder geheimnißvoll verschwinden ließen, und noch ehe der neue Staatsanwalt von der Kammer die Erlaubniß zur Eröffnung der Verfolgungen vor einem höchsten Gerichtshof nachgesucht und erhalten hatte, war Boulanger eines schönen Tags ohne Sang und Klang ver­schwunden. Die langen Gesichter, die tiefe Verblüffung von Freund und Feind bei der Entdeckung war von der höchsten Komit. Die gesammite politische Welt beschäftigte sich etliche Tage ausschließlich damit, in allen Tonarten und Formen: fragend, bejahend, verneinend das Zeitwort " Boulanger sehen" zu tonjugiren. Hast Du Boulanger nicht gesehen?" *) Um diese Absehung zu rechtfertigen, ward Bouchez von der offiziösen Breßmente als verkappter Boulangist verdächtigt, indeß hat der Temps  " später diese Anklage selbst widerrufen.

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Neb. des S.-D."