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burch das neue Gesetz geschaffen werden, wie wir sie bis jetzt noch nicht batten."

Wunderschön, in der That. Genau so haben die Nationalliberalen die Volksrechte eines nach dem andern preisgegeben, nur um die Riefengebanten" der Reichseinheit, der Justizreform u. s. w. zustande zu bringen, es war ihnen auch gar nicht bange", daß das Volk alle die Mängel derselben später verbessern werde. Niemand hat diese ver­logene Phrase schärfer fritifirt als die Frankfurter 3tg.", Niemand überzeugender nachgewiesen, daß es mit dem späteren Aufbessern eines im Prinzip verpfuschten Gesezes, solange man nicht die Gewalt in der Hand hat, eine sehr vertrackte Sache.

Jezt plötzlich soll das anders sein. Jest soll der aufrichtige Arbeiter­freund" um eines Bettelalmosens willen einem Gesez zustimmen, das ein offenkundiges und

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Bettelaltches Attentat iſt auf die freien Staſſen

und damit die Bewegungsfreiheit der Arbeiter. Es soll um einer rein fiktiven, Anerkennung jeder gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung" die thatsächliche Vorbedingung der Ausübung derselben preisgeben. Eine schöne Arbeiterfreundschaft"! Die Arbeiter bedanken sich dafür. splat bien billed suis sidhuset bird Es zeigt sich hier so recht deutlich der Gegensatz zwischen dem prole­tarischen Sozialismus, wie ihn die Sozialdemokratie vertritt, und dem bürgerlichen Sozialismus, der in der Frankf. 3tg." wie wir zugestehen oft mit großem Geschick propagirt wird. Mag er sich noch so demokratisch drapiren, am Ende zeigt der lettere doch immer wieder seinen echt tonservativen, auf die Erhaltung der bestehenden Gesellschaft gerichteten Charakter. Das Preisen des Gesezes, weil es mindestens die grenzenlose Verbitterung der unteren Volksklassen fern­hält", ist in dieser Hinsicht höchst bezeichnend. Wer die heutige Aus­beuterwirthschaft erhalten will, für den mag eine solche Wirkung des Gesezes entscheidend sein, wer aber die Beifreiung der Arbeiter vom Joch der Kapitalherrschaft, die volle Emanzipation der Arbeiterklasse erstrebt, der wird in erster Reihe darnach fragen, in wie fern ist das Gesez geeignet, die Arbeiterklasse wirklich zu heben, und von der Ant­wort hierauf seine Stellungnahme abhängig machen. Den Arbeiter aber blos mit der bestehenden Ausbeuterordnung auszusöhnen, das ist nicht Sache des Arbeiter-, das ist die des Ausbeuterfreundes.

Was wir in unserm Leitartikel befürchtend andeuteten, daß die westphälischen Bergleute möglicherweise in eine Falle ge­gangen, gewinnt nach den jetzt vorliegenden genaueren Berichten über das Ende des Streiks leider große Wahrscheinlichkeit. Der prinzipiell wichtigste Punkt ihrer Forderungen: die Anerkennung eines von der Gesammtheit der Belegschaften zu wählenden Ausschusses von Vertrauensmännern als Vertretung der Arbeiter ist von den Herren Unternehmern abgelehnt worden mit der Motivirung, der Ausschuß erledige" sich dadurch, daß die Grubenverwaltungen ver­sprechen, wegen Ueberschichten in Zukunft mit den Belegschaften zu ver= handeln. Trotz aller Erfahrungen, was von solchen Versprechungen zu halten, und wie sie gehalten werden, haben die Streifenden sich be­wegen lassen, auf die ursprünglich mit so großem Nachdruck gestellte Forderung zu verzichten, und sich damit getröstet: wenn die Versprechungen nicht gehalten werden, wird von Neuem gestreift. Statt das Eisen zu schmieden, solange es warm, gibt man den Unternehmern Zeit, das Theile und herrsche" ins Werk zu setzen. Schon jetzt tauch­ten überall faule Brüder auf, die unter der Maske der Friedens Apostel die Desorganisation betrieben.

Es wird ein falsches Spiel mit den Arbeitern getrieben. Mögen fie das Spruches eingebent sein: Trau, schau, wem?

Von welchem Kaliber die Herren Beamten sind, die auf den Zechen das große Wort führen, zeigt folgende Notiz des Westphäl. Mertur". Diese Herren Zechenbeamten", schreibt das konservativ ultramontane Blatt, bilden sich einfach ein, die im Interesse der öffent­lichen Ruhe entsandten Truppen ständen lediglich in ihrem Dienste, wenn es ihnen beliebt, dieselben antreten zu lassen, blasen sie ins Fern= Sprachrohr und ärgern sich gar noch, wenn statt der verlangten Kom­pagnie nur ein Zug erscheint, um ihnen seine Aufwartung zu machen. Von 10 dringenden Depeschen um militärische Hilfe sind mindestens 9 ganz grundlos, und schimpfend über den überängstlichen Direktor ziehen die geheßten Soldaten wieder ab." Als Beispiel der Anmassung der Zechenbeamten berichtet der Westphälische Merkur" aus Hörde, daß nach der Zeche Karoline" bei Holzwickede   eine Kompagnie Militär bei Tagesanbruch abmarschirte in Folge ernster Aufforderung des Gruben­direktors. Die Kompagnie traf 145 Uhr früh vor der Zeche ein und fand alles in größter Ruhe, nicht einmal der Herr Direktor war zu sehen. Dieser schlief den Schlaf des Sorglosen, während eine Kompagnie Soldaten zu seinem Schuze anrückte! Natürlich ließ der Hauptmann sich melden, mußte aber bis 5 Uhr warten, also volle 3/4 Stunden, bis es dem Herrn Zechendirektor gefiel, sich zu zeigen und Auskunft zu geben, wozu er das Militär gerufen. Der Herr Hauptmann machte ihm des­halb Vorstellungen, die Antwort war, das Militär sei erst für 5 Uhr verlangt worden! Nun fragen wir aber", so schließt der Westphälische Merkur", ist das nicht offenbarer Mißbrauch? Wenn der Herr Direttor bon 4-5 Uhr so ruhig schlafen konnte, wozu bedurfte er denn um 5 Uhr des Militärs! Daß dieses dann wieder abzog, ohne etwas Ver­dächtiges gesehen zu haben, brauchen wir wohl nicht zu versichern."

Man kann die Unverschämtheit dieser modernen Sklavenhalter nicht scharf genug verurtheilen, aber schwerlich würden sie es so arg treiben, wenn nicht auf der andern Seite in der Regel so große Bereitwilligkeit borläge, den Beruf des Militär, die( Ausbeuter-) Ordnung zu schützen, bei der ersten besten Gelegenheit zu dokumentiren, wenn nicht die Nach­frage sehr oft die Folge wäre von vorhergegangenem Angebot. Bei Konflikten zwischen Kapital und Arbeit hat sich die Staatsgewalt noch immer auf Seiten des Kapitals gestellt, sehr oft ungerufen, ist es da ein Wunder, wenn diesem und seinen Satrapen der Kamm schwillt?

Zur Lansbuberei in Deutschland  . Wir sind in der Lage, den Namen des Säbelhelden zu berichten, der in Bochum   ohne jede Veranlassung auf die wehrlose Menge feuern ließ. Der Bursche heißt Fechner und ist 19 Jahre alt. Also einem halbreifen Buben, der von der Welt absolut nichts erfahren, keine Spur von Menschen= tenntniß besigen kann, wird die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, inmitten einer erregten Bevölkerung die Ordnung aufrecht zu erhalten. Da ist es in der That kein Wunder, daß solches Resultat erzielt wurde. Ohne den erwähnten Fechner von den durch ihn verschuldeten Morden freizusprechen, müssen wir doch den Haupttheil der Verant­wortung denjenigen zumessen, die ihm einen Posten übertragen, dem er augenfällig in feiner Weise gewachsen war. Das ganze System, als dessen Produkt sich dieser neunzehnjährige Lieutenant Fechner dar­stellt, die Erziehung in der Kadettenanstalt, unter geflissentlicher Fern­haltung vom bürgerlichen Leben, ist für die schändlichen Morde verant wortlich zu machen.

Und dieses infame System wird immer noch mehr um sich fressen in einer Zeit, wo Deutschland   unter dem Zeichen des La usbubenthums steht, wo die halbreifen, dummen Jungen den Ton angeben. Der geduldige Reichsphilister wird noch sein blaues Wunder erleben.

Daß Organe der Sozialdemokratie wider einander pole= misiren, ist schon oft dagewesen und wird noch oft vorkommen. Es ist weder zu erwarten, noch auch nur zu wünschen, daß die Bewegung einen so uniformen Charakter annimmt, daß jede Polemik innerhalb der= selben aufhört. Das hieße ihr geistiger, je nachdem ihr moralischer Tod. Das Unterdrücken, das Todtschweigen gewichtiger Differenzen ,, um des lieben Friedens willen" hat sich in gar manchen Fällen weit ver­derblicher gezeigt, zu viel schlimmeren Konsequenzen geführt, als das offene Aussprechen, das vielmehr meist schon die halbe Heilung ist, während der fünstlich erhaltene liebe" Friede gewöhnlich ein sehr fauler Friebe ist. Wir wenigstens haben fast regelmäßig, wenn wir uns verleiten ließen, um des lieben Friedens" willen eine Polemik zu unterdrücken, hinterher uns überzeugt, daß es im Interesse der Sache besser gewesen wäre, derselben freien Lauf zu lassen.

Anderseits darf man aber von Sozialisten, wenn sie gegeneinander polemifiren, verlangen, daß sie dabei das gemeinsame Ziel, die Interessen des großen Ganzen nicht außer Augen, nicht unter dem Streit leiden lassen, und weiter, daß fie in ihrer Polemit Ichal verfahren und alle die erbärmlichen Kniffe und Winkelzüge ver­schmähen, welche wir an der forrupten Bourgeoispresse mit Recht tadeln.

In dieser Hinsicht haben wir jedoch gerade in diesen Tagen recht häß­liche Erfahrungen machen müffen. Die Art, wie das Proletariat", das Organ der französischen   Possibilisten, nnd Justice", das Organ der Socialdemocratic Federation", die Polemik über den Internationalen kongreß führen, ist genau das Gegentheil von ehrlich und loyal,

Das Proletariat" hat uns wiederholt in der gehäffigsten Weise an­gegriffen und verdächtigt, sich aber gefliffentlich gehütet, auch nur ein einzigesmal uns zu zitiren, bezw. richtig zu zitiren, denn an falschen 3itaten hat es das Blatt allerdings nicht fehlen lassen." Justice" ist in dieser Hinsicht vorsichtiger gewesen, aber sie hat dem Treiben der Poffibilisten und des Proletariat" in jeder Weise Vorschub geleistet, die Theilnehmer an der Haager Konferenz verdächtigt, wo sie nur konnte. Und jest, wo sie es dahin gebracht, daß die nichtpoffibiliſtiſchen Sozialisten gezwungen find, selbständig vorzugehen, feßt seßen sich " Justice" und" Proletariat" wie auf Verabredung auf das hohe Noß und halten uns moralische Vorlesungen. Justice" hat die Stirn, den Theilnehmern der Haager Konferenz die sie einen Caucus" nennt zuzurufen, sie sollten vor Scham nachgeben", und die wahr­haft Pecksniff'sche Aufrichtigkeit, hinzuzufügen, daß sie, Justice", nach beiden Seiten absolut kein Vorurtheil" habe. Was das vorurtheils­und wahr­haft sozialistischen Ton unserer possibilistischen Genossen in allen ihren öffentlichen Auslassungen" im wohlthuenden Gegensatz zu dem bitteren und willkürlichen Stil der Deutschen   und ihrer Koterie" zu erzählen. Wahrscheinlich war es freundlich und wahrhaft sozialistisch" von den Possibilisten, daß sie alle Bemühungen der festländischen Arbeiterparteien, in der Kongreßfrage zwischen ihnen und den anderen Sozialisten Frank­ reichs   zu vermitteln, hochmüthig ablehnten."

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lose" Blatt natürlich nicht verhindert, von dem freundlichenen ihren

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Devolder, Plaz genommen. Die Belastungszeugen, welche der Staatsanwalt gegen die Angeklagten führt, sagen insgesammt zu deren Gunsten aus und belasten blos die Ankläger. Wohl niemals hat ein politischer Prozeß eine so gründliche Vertauschung der Rollen hervor­gerufen. Was man da über die intimen Beziehungen zwischen der Regierung und einer ganzen Reihe von Lockspizeln hört, übersteigt aber auch Alles, was man selbst von einer in der Wahl der Mittel nicht sehr gewissenhaften Regierung erwarten darf. Es ist jetzt sicher, daß die Regierung nicht allein gewöhnliche Spiel gedungen hat, welche die Vorgänge im sozialistischen   Lager austundschaften sollten, sondern daß sie deren Agents provokateurs fannte und billigte und veranlaßte. Die seitens des Staatsanwats nicht widersprochene Aussage des Lockspizzels Leonhard Bourbair gibt uns darüber interessante Aufschlüsse, aus denen her­vorgeht, daß die Arbeiterunruhen von 1887 zum Theil auf Anstiften der Lockspizel und unter Mitwissenschaft der Regierung hervorgerufen wurden. Pourbaix, ein sozialistischer Druckereibesizer in La Louvière  , unternahm nämlich Anfangs Mai eine Geschäftsreise" nach Paris   im Auftrage der belgischen Regierung. Zweck derselben war die Verleitung des Agitators Alfred Defuisseaug zum Betreten des belgischen Bodens und zur Uebernahme der Führung der damaligen Streitbewegung. Defuisseaux, welcher in Pourbair einen Parteigenossen erblickte, ging auf den Plan ein und billigte ein ihm von Pourbaix vorgelegtes Manifest, welches die Arbeiter Belgiens   zur Revolution aufforderte. Dasselbe war in den heftigsten Ausdrücken abgefaßt, enthielt Beleidigungen ärgster Art gegen den König und die Minister und hatte selbverständlich den Zweck, Del in das Feuer zu gießen. Nachdem Defuisseaux das Mani­fest gebilligt und die Absicht fundgegeben hatte, am folgenden Tage in Mons   zu erscheinen, begab sich Bourbaix auf das Telegraphenamt nnd sandte an den Leiter der belgischen Staatspolizei, Gautier de Rasse, folgende Depesche: Komme heute Mitternacht, verständiget Beernaert." Wie man sieht, ist der Ton, in welchem der ehrenwerthe Spigel mit dem ersten Minister verkehrte, ein durchaus familiärer. Er nennt den Ministerpräsidenten kurzweg Beernaert. Um Mitternacht fand thatsächlich die Unterredung zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Lockspiel im Ministerium statt. Pourbaix unterbreitete dem Minister das von ihm verfaßte, eben erwähnte Manifest und die Beiden kamen überein, dasselbe mit Stanislaus Tondeur" zu unterzeichnen. Am folgenden Tage erschien das Manifest und rief in ganz Belgien   die größte Aufregung hervor. Besonders. gewaltig war die Entrüstung des Herrn Beernaert, welcher obwohl er wußte, daß das Manifest ein Werk des Lockspißels Pourbaix war, den Auftrag ertheilte, energisch nach dem Verfasser zu forschen. Es wurde also vor dem Lande eine förmliche Komödie aufgeführt und Herr Beer­naert sah ruhig zu, wie zwei Sozialistenführer, nämlich Georges Defuisseaux und Hektor Coureur als muthmaßliche Verfasser des Manifestes verhaftet und einige Monate hindurch in Haft gehalten wurden. Selbst als siden beiden unschuldig Verhafteten der Hochverrathsprozeß gemacht wurde, rückte der Ministerpräsident mit der Wahrheit nicht heraus. Glücklicher Weise wurden Defuisseaux und Conreur wegen Mangels an Beweis freigesprochen. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätten die beiden Opfer des Lockspizels Pourbair vielleicht gar einige Jahre im Zucht­haus gesessen. Erst jetzt erfahren wir, daß Pourbair der Verfasser und der Ministerpräsident der Mitwisser jenes Manifestes waren."

Und was das Proletariat" anbetrifft vom Parti Ouvrier" gar nicht zu reden so haben wir unsern Lesern die freundliche und wahr­haft sozialistische" Art dieses Blattes zur Genüge vorgeführt. Heute da­her nur eine weitere Probe.

Wir haben in voriger Nummer ohne jeden Zusatz berichtigend davon Notiz genommen, daß der Beitrag von 5 Franken pro vertretene Seffion, den das possibilistische Komite vorschreibt, nach dem neuen Auf­ruf desselben nur von den französischen   Sektionen verlangt wird. Troß dieser loyalen Richtigstellung bekommt es das Proletariat" fertig, in einem Artikel Lezte Antwort" zu schreiben: Schnell fragt sich der offizielle Moniteur des sozialistischen   deutschen Papstthums, was sich hinter einer derartigen französischen   Großmuth versteckt."

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Und der Mensch, der das geschrieben, hat die Stirn, seinen Schimpf­Artikel, in dem auch nicht ein einziger Streitpunkt fachlich erörtert wird, folgendermaßen zu schließen: Wir haben keinen Geschmack an einer Polemik, die der elementarsten Loyalität ermangelt." nob

Was soll man darauf antworten? SE mode

Nichts! Jedes Wort wäre Verschwendung. Aber konstatiren wollen wir dieses Gebahren zweier Blätter, welche sich als die berufenen Ver­treter des Sozialismus ihres Landes aufspielen. op doek mi elo

Ueber die völlig ungesetzliche Art, wie Seitens des Schweiz  . Bundesraths in der Nussen Affäre vorgegangen wurde, wird dem St. Galler Stadt- Anzeiger" unterm 10. Mai geschrieben: in

Diese Ausweisungen müssen jedem rechtlich denkenden Mann als eine gewaltsame Knechtung des öffentlichen Rechts erscheinen, auf dessen Schuß auch die Ausgewiesenen, obschon" Nussen und Polen  , Anspruch zu machen berechtigt sind. In der gegen die Be­schwerdeführer eingeleiteten Untersuchung sind alle die schüßenden Vorschriften, welche jedem Berhafteten gewährt werden sollen, vollständig ignorirt worden. Art. 6 der Züricher   Kantons­verfassung sagt:

Den wegen eines Vergehens oder eines Verbrechens Ange­schuldigten, sowie dem Geschädigten ist Gelegenheit zu geben, allen Verhandlungen, welche vor dem Untersuchungsrichter stattfinden, abeizuwohnen, einen Rechtsbeistand zuzuziehen und an die Zeugen Fragen zu richten, welche zur Aufklärung der Sache dienen können." Keine dieser schüzenden Vorkehrungen ist den Aus= gewiesenen gestattet worden, und schon aus diesen Gründen abgesehen von allen anderen, die vielleicht später noch zur Sprache kommen werden qualifizirt sich das gegen dieselben eingeleitete Verfahren als ein ungeseßliches, als ein Ausnahmeverfahren, für dessen Gestaltung die Willkür der Polizei maßgebend war, als eine Knechtung von Recht und Gesez, wie sie der Monarchie nicht zur Ehre, der Republik   jedoch zur Schande gereicht. Die Vorschriften über die Ausstellung von Haftbefehlen, über die Dauer des Untersuchungsver­haftes, über die Bornahme von Hausdurchsuchungen und Konfistationen tamen nicht zur Geltung. An deren Stelle trat einfach das polizeiliche Ermessen. Einzelne Angeschuldigte waren fünf und mehr Lage verhaftet, ohne daß sie einvernommen wurden. Aber nicht allein das. Noch mehr! Den Beschuldigten und dem von ihnen bezeichneten Rechtsbeistande wurde die Einsicht in die Atten von dem Untersuchungsbeamten, Polizeihauptmann Fischer, verweigert. Die Gesuche des Anwaltes der Ausgewiesenen um Gestattung der Atteneinsicht an den züricherischen Regierungsrath und an das eid­genössische Justizdepartement blieben, obschon bereits seit ihrer Ein­reichung vier Wochen verflossen sind, unbeantwortet und that­sächlich wurde dem Anwalte die Einsicht in die Akten niemals gestattet.

Den Angeschuldigten war es infolge dessen unmöglich, Irrthümer, Mißverständnisse oder falsche Anschuldigungen, wie solche in den Atten enthalten sein mögen, zu widerlegen oder richtig zu stellen. Den An­geschuldigten war feine Gelegenheit geboten, die gegen fie vorliegenden Verdachtsgründe zu entkräften und das zu ihrer Entlastung dienende Beweismaterial beizuschaffen. Einfach wurden Personen, deren Einvernahme die Polizei passend fand, in Abwesen heit der Angeschuldigten, einvernommen, ihre Aus­fagen protokollirt und auf diese Weise das Material zusammengebracht, auf welches gestüßt der Bundesrath die Ausweisung verfügte. Stein audiatur et altera pars*) galt gegenüber den Ausgewiesenen, keine Möglichkeit die möglicherweise von notorischen Feinden gemachten Angaben zu widerlegen, keine Möglichkeit für die Angeschuldigten, die ihnen zur Last gelegten Vergehen oder Verbrechen zu erfahren; den in Untersuchung Gezogenen wurde nicht einmal mitgetheilt, weshalb sie in Untersuchung gezogen seien. Recht und schutzlos waren sie der Polizeiwillkür   überant­wortet, der Polizeiwilltür ausgeliefert vom Tage der Anhebung der Untersuchung an bis zur Stunde der Ausweisung.

Eine Reihe hoffnungsvoller Existenzen sind durch die Ausweisung aufs Schwerste bedroht. Es ist feineswegs richtig, daß die Aus­gewiesenen, wie während der Untersuchung mehrfach behauptet wurde, schriftenlose, verdächtige Subjekte seien. Im Gegentheil waren mehrere der Ausgewiesenen sehr fleißige, von ihren Professoren sehr geachtete Studenten, die ihrem Studium mit größtem Eifer oblagen; zwei von ihnen, welche unmittelbar vor dem Gramen stehen, sehen am Ende ihrer Studien ihre Existenz total vernichtet. Von einem dieser beiden schrieb Professor Gaule am Polytechni­kum zu handen der Untersuchungsbehörden, daß er die Ausweisung dieses Studenten, der sich stets durch ein ruhiges Wesen und eifriges Studium auszeichnete, geradezu als ein unglück für die Wissen­schaft betrachte."

Die Thatsachen, welche durch den Prozeß Defuiffeaug und Genossen in Bezug auf die Lockspinelwirthschaft des Ministeriums Beer­naert zur öffentlichen Stenntniß gekommen sind, sind so skandalös, daß selbst die Presse der Partei des Ministeriums es aufgeben mußte, dasselbe zu vertheidigen. Zu groß ist die allgemeine Entrüftung über so viel Infamie. Von den Gaunerstücken, die im Laufe des Prozesses ans Tageslicht gezogen werden, stellt das Eine immer das andere an Niedertracht in Schatten. Am bezeichnendsten ist vielleicht die Durchstecherei des Herrn Beernaert mit dem Spizel Pourbaix. In deutschen bürgerlichen Blättern lesen wir darüber:

Geradezu unglaublich darf man die Vorgänge nennen, welche sich in diesem Augenblicke bei Gelegenheit des großen Sozialistenprozesses in Mons   abspielen. Die Lage hat sich mit einem Male verändert, aus den Angeklagten sind Ankläger geworden, und auf der Anklagebank haben nicht Sozialistenführer, sondern die Häupter der belgischen Regierung, der Ministerpräsident Beernaert und der Minister des Innern,

*) Auch der andre Theil werde gehört.

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Selbstverständlich wäre es mehr wie naiv, anzunehmen, daß diese schändlichen Manöver erst in neuerer Zeit in Uebung gekommen sind; sind doch noch jedesmal in Belgien  , sobald die sozialistische Bewegung einen kräftigen Aufschwung nahm, plößlich mysteriöse Gestalten aufge­taucht, die unter dem Motto: Propaganda der That" Zwietracht in die Partei warfen und ihre Agitation durchkreuzten. Und eben dieses Belgien  , in dem bezahlte Agenten der Regierung die Arbeiter zu gewalt= thätigen Handlungen aufforderten, wurde von dem guten Freund derselben Regierung, Herrn Puttkamer  , mit pathetischen Worten als warnendes Beispiel hingestellt, was für Zustände uns" in Deutsch­ land   bevorstünden, wenn wir" die Ausnahmegeseze nicht hätten. Die Ordnungsspizbuben arbeiteten einander nach Gaunerart in die Hände, um die Freiheit der Völker desto gründlicher abthun zu können. Das schändliche Spiel ist ihnen versalzen, elend entlarvi stehen die Verbrecher da, der allgemeinen Verachtung preisgegeben.

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Gegen die nichtswürdige Verfügung der Wiener Polizei, wonach die sozialistischen   Vereine öffentliche Versammlungen nur abhaiten dürfen, wenn sie vorher eine Liste der Gäste der Polizei zur Kontrole eingereicht, hat am 12. Mai der politische Verein Wahr= heit" eine öffentliche Protest versammlung in den Schwender" Lokalitäten abgehalten. Auch wenn in der Versammlung kein Wort gesprochen worden wäre, wäre sie ein lauter Protest gegen die blödsinnige Polizeimaßregel gewesen, denn mehr als 4000 Wiener  Arbeiter, darunter mehrere hundert Frauen, waren der Einladung des Vereins gefolgt und hatten sich als Gäste für die Versammlung angemeldet, so daß die Polizei angesichts der physischen Unmöglichkeit, Kontrole zu üben, diese" freiwillig" fallen ließ. Der Verlauf der Ver= sammlung war ein glänzender, die Ansprachen der Genossen Pokorny ( Referent), Adler, Kautsky  , Ullrich und Becker wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen, der Protest mit Einmüthigkeit von der Ver­sammlung ratifizirt.

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Aber auch die Polizei ratifizirte den Protest: unterm 15. Mai ver= fügte fie, daß die Thätigkeit des politischen Vereins Wahrheit", weil derselbe eine agitatorische Thätigkeit im sozialistischen   Sinne entwickelt, welche geeignet ist, die öffentliche Sicherheit und die gesellschaftliche Ordnung zu gefährden", auf Grund der Ausnahmeverfügung gegen den Anarchismus bis auf Weiteres einge­stellt" sei."

Was ist größer: die Infamie oder die

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Weisheit?

In einer am 13. Mat im alten Schüßenhause in Zürich   abge= halten, äußerst zahlreich besuchten Protestversammlung, in der Ge­noffe O. Lang präsidirte, und die Genossen E. Wullschlegel ( Redakteur des Basler Arbeiterfreund") und Merk referirten, der Erstere über die Affäre Wohlgemuth- Luz, der Lettere über die Nussen   Ausweisung wurde folgende Resolution ein­stimmig angenommen:

Die heutige, 800 Mann starte Versammlung im alten Schüßenhaus, legt Protest ein gegen die Ausweisung des Genossen Luz, sowie gegen die Ausweisung derjenigen russischen Staatsangehörigen, die lediglich wegen ihrer politischen Anschauungen des Landes verwiesen werden und damit ein Geschick erleiden, das sie nicht einmal in Deutschland   zu er= dulden gehabt hätten. Sie erkennt in diesen Ausweisungen einen Akt gefährlicher Nachgiebigkeit gegenüber monarchischen Regierungen, eine Preisgabe ruhmwürdiger schweizerischer Ueberlieferungen, die sich nicht versöhnen läßt mit dem Freiheitsgefühl des sozialistisch gesinnten Volkes. Die Versammlung findet in diesen Vorgängen einen neuen Beweis für die Nothwendigkeit, Ausweisungen nicht in's Belieben des politisch ab= hängigen und gebundenen Bundesrathes zu stellen, sondern ihnen ein richterliches Verfahren vorgehen zu lassen, damit eine Ausweisung nur auf Grund eines unparteiischen richterlichen Spruches erfolgen kann." In derselben Versammlung wurden am Schluß zwei junge Deutsche, die sich in auffälliger Weise bemerkbar gemacht, als Spigel bezeichnet; es sind dies der Weber Eduard Maack von Wickelsdorf bei Gera  , und der Kaufmann Karl Mollack aus Soldin bei Frankfurt   a. O. Nachdem sie in ein nahegelegenes Lokal geflüchtet, wurden sie von der Polizei sistirt, mußten aber, da keine Beweise gegen fie vorlagen, wieder freigelassen werden; beide behaupteten vielmehr, überzeugte Sozialdemokraten zu sein. Sie waren von Basel   her, wo sie sich im deutschen Arbeiterverein bewegten und dort Verdacht erregt hatten, nach Zürich   fignalifirt worden.

Es ist ja möglich," schreibt der Basler Arbeiterfreund", daß die Leute unschuldig sind; wir sind überhaupt der Ueberzeugung, daß man schon wiederholt Unschuldige der Spigelei verdächtigt hat. Aber ohne äußere Ursache wurde noch selten ein solcher Verdacht ausgesprochen; in der Regel gaben die Betreffenden durch auffälliges Benchmen, um= gewöhnliche Geldausgaben und dergleichen Anlaß dazu. Für dieses, in einzelnen Fällen vielleicht zu weitgehende, Mißtrauen aber die Sozial­demokraten zu verspotten und zu begeifern, wie es die Allg. Schweiz  . Zeitung" in ihrer neuesten Nummer thut, ist eine Gemeinheit. Das Mißtrauen ist eben eine begreifliche Folge des politischen Spißelthums. Wer jenes nicht will, der muß dieses- das Spigelthum- bekämpfen."