13
in
g,
g=
rt.
ht
ir
ett
er
all
en,
ri
Abonnements
werden beim Berlag und deffent
bekannten Agenten entgegens genommen, und zwar zum boraus zahlbaren Bierteljahrspreis von:
Mt. 4,40 für Deutschland ( dirett
per Brief- Couvert)
bwofl. 2,75 für Oesterreich( direkt
1
per Brief- Coubert)
Shin. 2,- für alle übrigen Länder
des Weltpoftvereins( Kreuzband).
Juferate
bie breigespaltene Petitzeile
3 Pence 25 Pfg.
it:
№ 24.
Dent
ge=
de
pht
ch
CH=
er=
JS=
er
dit
faut
50,
50,
en=
50,
90,
Furt
80,
70,
anc
rs=
50,
70,
runt
cher
berg .B.
gen
jorit
Kiel
t.
öln
21
v.
tion
3. v.
jagt,
Bor= und Sie
ffice lesen
Ein
gn.: oder
ihn
rao:
Adr.
tehr.
jebr.
erh. Adr. Adr.
Itet. Am
an
f. b.
rdre
Rese
idt?
Clar
2000
M.
rdn.
= 30 Gts.
puting
Der Sozialdemokrat
doy ami
SP
Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Oesterreich verbotem Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sonderian die bekannten Decadreffen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten
und Gemaßregelten nicht!
Zum internationalen Arbeiterkongrek. Der Internationale Arbeiterkongreß wird aus Deutsch Tand sehr zahlreich besucht werden. Die deutschen Arbeiter, welche in dem furchtbaren Kriegssturme des Jahres 1870 den Ernst ihres internationalen Solidaritätsgefühls bewiesen und sich durch keine Verlockung, keine Drohung eines heuch lerischen oder mißverstandenen Patriotismus" von dem Wege der Pflicht und der richtigen Erkenntniß abdrängen ließen, haben auch jetzt die eminente Kulturbedeutung des internationalen Arbeiterkongresses begriffen.
"
Es gilt einen Protest gegen die internationale Reaktion, gegen das internationale Ausbeuterthum, das heute frecher als je, weil zum Aeußersten getrieben, sein Haupt erhebt und sich zum entscheidenden, zum letzten Kampf rüstet.
Die Revolution, deren Feier in Frankreich begonnen hat, und die heute freilich eine andere Gestalt und ein anderes Gesicht hat als im Jahr 1789 läßt der Reaktion keine Ruhe, ist für sie eine fortwährende Herausforderung und Gefahr. Wenn wir die auswärtige Politik des Fürsten Bismarck, der als das Haupt der europäischen Reaktion gelten kann, bis in die Mitte der 70er Jahre zurückverfolgen, so finden wir als rothen Faden den Haß gegen das revolutionäre Frankreich , das Bestreben, es zu diskreditiren, zu isoliren und wenn irgendmöglich zu vernichten.
" 1
In den ersten Jahren nach dem deutsch - französischen Krieg hatte der große Staatsmann freilich die Tragweite der deut schen Siege überschäßt und dem Glauben sich hingegeben, Frankreich könne nie die Schläge verwinden, mit denen es im heiligen Krieg" zu Boden geschmettert worden. Vom Hugenblid an, wo Bismard seinen Frrthum erkannte, fing er auch an, gegen Frankreich zu konspiriren. Daß Mitte der 70er Jahre der Plan feststand, das erst unvollkommen gerüstete Frankreich zu überfallen, ihm einen neuen und größeren Aderlaß an Blut und Geld aufzuerlegen und es gründlicher als 1871 zu zerstückeln und daß dieser infame Plan nur durch die Eifersucht Rußlands , welches das Bismarc'sche Reich" nicht aus der Daumschraube des französisch- russischen Bündnisses herauslassen wollte, vereitelt worden ist, das haben wir von russisch - französischen Diplomaten erfahren, und das hat den Grund zu dem grimmigen Haß gelegt, mit dem Bis marck seinen lieben Kollegen Gortschakoff bis zu dessen Tode, ja noch über das Grab hinaus beehrt hat. Eine neue hei lige Allianz ins Leben zu rufen, wurde das Jdeal und die fire Idee des„ modernsten aller Staatsmänner". Zu diesem Zweck begann er, trotz des schlimmen Streichs, den die rusfische Diplomatie ihm gespielt, das ehrlose Wettkriechen" vor dem russischen Zaren, schloß er das Bündniß mit Desterreich, erweiterte er dieses Bündniß zum„ Dreibund", und gab. er sich die erdenklichste Mühe, auch England in feindlichen Gegensatz zu Frankreich zu bringen.
Der Erfolg hat jedoch den Anstrengungen keineswegs entsprochen. Weder Rußland noch England sind auf den Bismarc'schen Leim gegangen, und der„ Dreibund" ist ein ebenso problematisches Ding, wie seiner Zeit das ,, Dreikaiserfink: bündniß" dessen einzige Frucht die war, daß es durch die erh. in Skierniwize beschlossenen Massenausweisungen der Polen und Russen aus Deutschland die ganze Barbarei der Bismard'schen Politik aller Welt enthüllte.
doch Bfl.
nges
zahl.
aben
3/6.
Glücklicher war Fürst Bismarck in Frankreich selbst. Die Angst der französischen Bourgeoisie vor dem rothen Gea zu spenst wurde systematisch genährt, um eine vernünftige ArD." beitergesetzgebung zu hintertreiben; der Wahnsinn der KoSie Rest lonialpolitik wurde gehegt und gepflegt, und als Boulanger wider die Republik zu konspiriren begann, wurde er sofort chen, Gegenstand der zärtlichsten Fürsorge Seitens der deutschen Reichsregierung. Und in Paris weiß man heute sehr wohl, Tthl. daß unter den Millionen, die dem„ brav' général" von 23. seinen Bewunderern" zugehen, der preußische Reptil= thaler eine sehr man verzeihe den Ausdruck
).-
Cto.
und
teres
asche
und
11
-
respek
table Rolle einnimmt gerade wie man weiß, daß der ,, Anarchismus " in Frankreich und das tolle TonkingAbenteuer in Berlin und Friedrichsruhe seine besten für Freunde gehabt hat und noch hat.
endl.
2.
Bins
Wer in dieser Beziehung noch Zweifel hegt, braucht nur die deutsche Reptilpresse zu lesen, und seine Zweifel werden verschwinden.
Die Jahrhundertfeier der französischen Revolution hat das ganze reaktionäre Europa in Aufruhr gebracht, und auch das 1a despotische Rußland vergaß sein demagogisches Kokettiren mit dem republikanischen Frankreich.go
enne
klub.
Die Revolution, deren Andenken dort in Paris gefeiert werden sollte, das war der gemeinsame Feind. Es kam die Verschwörung der Monarchen gegen die Pariser Weltausstellung. Sie sollte das Gelingen der Ausstellung
verhindern, und trug nur zu derei größerem Glanz bei. Der Haß der Monarchen, der sich in dem kindischen Wegbleiben der Gesandten von der Eröffnungsfeier äußerte, erregte das Gelächter der Völker, und machte ihnen die Bedeutung der Revolutions- Feier erst recht klar.
In Berlin verfiel man auf die unglückliche Jdee, der Pariser Industrieausstellung en Konkurrenz Unternehmen entgegenzusetzen. Ein paar spekulative Bierwirthe hatten den Platz einer früheren Ausstellung( der sog. Hygiene- Ausstellung) gemiehet, um eine MassenKneiperei mit Musik und alle hand sonstigen Allotrien zu organisiren; und irgend ein findiger Kopf kam auf den Gedanken, eine kleine Ausstellung mit der Kneiperei zu verbinden. Reklame wurde gemacht, und einer der Reklameschmiede den. Reklame wurde gemacht, und einer der Reklameschmiede nannte die Bierspekulation: Un fillverhütungs- Ausstellung. Der Name zog, die ,, Sozialreform" ist in der Mode,
Erscheint wöchentlich einmal
in
Verlag
der
Poßfendungen franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe
nach England tosten Doppelporto.
15. Juni 1889.
geißelt. Ganz anders erscheint es jedoch, wenn Spielhagen mit deutlich hervorgehobener Absicht das höhere Beamtenthum als eine Gesellschaft überzeugungsloser lleberläufer, gewissenloser Selbstlinge, darstellt, welche mit zynischer Frechheit ihre korrumpirte Moral zur Schau stellen, Spielhagen sezt kein freundlicheres Gegenstück gegenüber, denn wortklar tritt seine Absicht zu Tage, die angebliche, durch Bismarck , der nur solche, tief unmoralische Kreaturen als Werkzeuge seiner Geistesart brauchen fann, herbeigeführte materialistische Demoralisirung Deutschlands zu fennzeichnen. Hier muß man an der bona fides , an der Ehrlichkeit, die ein vornehmer Künstler niemals verleugnet, ernstlich zweifeln; denn der wohlfituirte, in Berlin W. wohnhafte Herr Schriftsteller Friedrich Spielhagen ist kein in der Vorstadt und in Bierkneipen sich umber= treibender armer Teufel, der in seinem verbitterten Radikalismus ernst= haft sich das Gesindel da oben" in solcher Weise vorstellt. Spielhagen muß, seiner sozialen Stellung nach, Kenntniß von der Artung unserer höheren Beamtenschaft haben, er muß wissen, wie der Durchschnitt dieser Streise trotz allerlei Schwächen in seinem moralischen Sterne beschaffen ist. Er aber, der große(?) Idealist", schlägt den Weg der schlimmsten Naturalisten ein und stellt das Zerrbild, die gelegentliche Entartung, als die Norm, das Zufällige als das Maßgebende hin. Wer von den Gesinnungsgenossen des Herrn Spielhagen hat den Muth, zu sagen: " Ja, diese Julicius und Sohn, diese jeden Ehrlichen empörenden ge= meinen Seelen, sind der Typus der höhern preußischen Beamten der heutigen Tage?" Von den Anständigen, von den Ehrlichen, und jeien fie die Radikalsten der Nadikalen, keiner. Und der Gebieter dieser schuftigen Knechte ist der„ neue Pharao" Bismarck . Was ist der Bismarck des Herrn Spielhagen? Ein preußischer Junker, der 1864, 66 und 70 Glück gehabt hat und auf Grund dieses, statt mit demo= kratischen Redensarten, mit demt Blut unserer Väter und Brüder er=
-
- der höhere Schwiniel bemächtigte sich des niederen Schwindels. Einige größere Industrielle wurden herangezogen und eines schönen Tages hieß es: Seine Majestät der deutsche Kaiser, und soziale König" wird die Unfall= Ausstellung in Person einwähen, und den deutschen Arbeitern auf diese Art den bündigsten Beweis liefern, daß das Wohl der Arbeiter Seiner Majestät höchste Sorge ist. Und der Kaiser König gab ich wirklich zur Eröffnungszeugten Glückes, das durch rohe Gewaltthat herbeigeführt ist, mit talter Feier der Bierspekulation, genarnt Unfallausstellung, her.
A
Es hat aber nichts genügt. Die Riesenhaftigkeit der Reklame ließ die Zwerghaftigkeit des Unternehmens blos um so augenfälliger hervortreten.
Der Streich war mißglückt.
Und trotz des Geschimpfes der Pindter und Genossen über das„ wilde" Frankreich wurde das wunderbare Gelingen der Pariser Weltausstellung aller Welt offenbar, und je mehr die Pindter und Genossen schimpften, desto mächtiger wurde der
-
Die deutschen Arbeiter treibt aber nicht die Neugierde. Die Wunder der Industrieausstellung interessiren sie wohl, jedoch erst in zweiter Linie. Was sie vor Allem beweat und treibt, das ist das Gefühl, das ist die Erkenntniß:„ Der hundertste Geburtstag der französischen Revolution muß von der Arbeiterklasse zu einem gewaltigen, imposanten Protest gegen die herrschende Reaktion mit ihrer Völker- und Rassenverheßung benutzt werden die Arbeiter Deutschlands müssen den Arbeitern Frankreichs die Bruderhand reichen, damit offenbar werde, daß das arbeitende Volk der beiden ersten Kulturländer Europas , die eine niederträchtige Diplomatie im Interesse der internationalen Reaktion auseinander zu halten und gegenseitig zu verfeinden sucht, sich als eins betrachten, und in dem Chauvinismus, Militarismus und Kapitalismus den gemeinfamen Feind erblicken, wie alle Monarchen den gemeinsamen Feind in der Revolution erblicken.
Die deutschen Arbeiter werden zahlreich auf dem internationalen Kongresse vertreten sein. Berlin allein entsendet acht Delegirte, Leipzig drei, und von allen Seiten erfahren wir, daß zu Wahlen für den Kongreß geschritten werden soll.
Die deutschen Arbeiter, welche am hundertsten Jahrestag des Bastilleſturmes in Paris einziehen werden, bringen mit sich das Herz des arbeitenden Volkes von Deutschland ; und der Brudergruß, den sie mit den französischen Arbeitern austauschen werden, ist eine mächtige Friedensbürgschaft, zu mächtig, wollen wir hoffen, für die verbrecherischen Bemühungen der europäischen Friedensstörer und Freiheitsmörder.
Der Ruf der deutschen Arbeiter: nach Paris ! nach Paris ! ist die beste Antwort auf das wüste Geschrei der französischen Chauvinisten: à Berlin ! à Berlin !( nach Ber lin -!)
er ist der kräftigste Protest gegen das wüste Treiben des Chauvinismus hüben und drüben und das ist die schönste Revanche für das republikanische, dem Sozialismus zumarschirende Frankreich .
Jedenfalls ist der Zug der deutschen Arbeiter nach Paris ein tausendmal wichtigeres Ereigniß, als die Besuche der Monarchen in Berlin , der Hauptstadt der euro päischen Reaktion und des internationalen Sozialismus.
-
Einen Griff in's Wespennest
"
-
mit
scheint der bekannte Nomandichter Friedrich Spielhagen wie unsere Leser wissen, sonst nicht gerade unser Freund seinem neuesten Roman Der neue Pharao" gethan zu haben. Der Unglückselige hat es sich beikommen lassen, die durch Bismarck in Deutschland gefäete Storrruption zu schildern, und dafür schwirrt und summt es jetzt um ihn herum, daß es nur eine Art hat. Den Ton der Attaken gegen den neuesten Reichsfeind"- denn da im Lande des Reptilienfonds die Korruption eine staatserhaltende" Einrichtung ist, so ist natürlich jeder, der an ihr rüttelt, ein Reichsfeind, der Reichsfeiud, die Verkörperung des Begriffs der Reichsfeindschaft wird in der Riesenkloake Kölnische Zeitung " angegeben, wahrscheinlich von dem famosen Paul Lindau, in der forrupten Literatenwelt der Hauptstadt die korrupteste Erscheinung. Hören wir, wie diese Schmaroßer wespe ihrer Wuth über den genannten Roman Luft zu machen sucht:
,, Wie in jeder stark bewegten, mächtig am Neuen schaffenden, Altes verlassenden Zeit, blüht auch in unseren Tagen das Unkraut des Streberthums, und wir verargen es keinem Dichter, wenn er dieses Zeitübel
Selugheit einer ideallosen Zweckmäßigkeit huldigt. Diese Zweckmäßigkeit zielte nach Spielhagen's politischer Weisheit im Jahre 1878 darauf hin, durch den Schutzzoll die Mittel für das Heer zu gewinnen und dadurch den Sozialdemokraten„ das Maul stopfen" zu können. Wird den Gesinnungsgenossen Spielhagen's nicht bange vor dieser politischen Weisheit? Aber es kommt noch besser. Im Jahre 1878, also eben nach Ablauf jener Jahre, in welchen Bismarck sich vorzugsweise auf den Liberalismus stützte, beklagt einer der Helden Spielhagen's die erdrückende Macht des Adels, welche das Bürgerthum völlig bei Seite drängt. Dafür ist ja Herr Spielhagen„ Idealist", daß er es mit der historischen Wahrheit nicht genau nimmt, und deshalb kann er sich auch
den Anachronismus leisten, im Jahre 1878 von der literarischen Herr= schaft Ibsens und Dostojewskis, von deutschen Naturalisten zu reden. Pharao - Bismarck, der gewaltthätig ideallose Glücksjunker, ist der Vater, der Demiurg des Materialismus, der sich brüstet, die neue Welt aus Nichts geschaffen zu haben, während er doch nach Spielhagen nur die Saat der 48er Demotraten geerntet hat. Das wird uns in idealem" Pathos vorgetragen."
"
" 1
Weiter heißt es in der Kritik des rheinischen Blattes:" Die ernst= haften Gesinnungsgenossen Spielhagens, die sich schon untWas will das werden" vorsichtig herumgedrückt haben, werden, wenn sie aufrichtig sind, doch wahrlich nicht einen Roman als große That lobpreisen können, in welchem unsere gewaltig bewegte rührsame Zeit unter findischen politischen Gesichtspunkten als eine solche dargestellt wird, in welcher ein gewaltthätiger, gesinnungsroher Junker mit etlichen Schuften von Beamten das Deutsche Reich forrumpirt und dem Ausland einen höchst überflüssigen Respett einflößt. Dagegen kennen wir die Stunden, die handwerksmäßig jeder Berühmtheit ihr„ Bravo " zurufen und von Recht der freien Ueberzeugung"," Freiheit der Kunst" u. s. w. schreien, wenn eine andere Stimme sich geltend macht. Wir lieben feinen Byzantinismus; der in gewissen Seliquen übliche Kunstbyzantinismus ist uns aber erst recht widerlich. Es steht kein Künstler so hoch, daß er nicht Pflichten gegen die Nation hätte, und kein Künstler darf auf erworbene Lorbern fündigen. Es gibt allerlei Vögel im Deutschen Reich, aber es haben sich im Zeitalter der angeblichen Korruption auch die Leute ge= mehrt, welchen jene Sorte von Deutschen abgeschmackt wird, die immer mit der Miene des klagenden Patriotismus das eigene Nest beschmutzt, weil die Launen des selbstgefälligen Gehirns nicht in Erfüllung gehen; es ist dies grade die Sorte sog. hochgebildeter Geister, die in ihrent ungemessenen Dünkel erst die auftauchende Größe achsetzuckend bespötteln, dann sie begeifern und, wenn sie darüber noch nicht todt ist, sich an sie herandrängen, ihr am Mantel zupfen und alles vorher gewußt haben, sie von der Bühne zerren wollen, um selber ihr altes Lied deklamiren zu können. Ehre den braven Männern, die heute der Nasen deckt und die, wenn auch irrend, einen heiligen Glauben im Herzen, thaten, was sie nicht lassen konnten: An dieser Ehre hat aber der nicht Theil, der, ohne sich nur die Mühe zu geben, die Dinge in der Nähe zu betrachten, die Kunst an den Parteigeist verfuppelt und aus unserm Vaterland, auf das wir stolz sind, ein ekles, mit leichtfertiger Unwissenheit aufge= bautes Zerrbild schafft."
So die Kölnische Zeitung , und das reptilisirende Zeitungsgeschwister druckt es ihr pflichteifrigst nach.
Wie gesagt, wir fennen den Spielhagen'schen Roman nicht, aber wenn das, was da mit Bezug auf ihn gesagt wird, zutrifft, so muß er wirklich nicht übel sein. Jedenfalls ist er ein charakteristisches Zeichent der Zeit. Vor zehn, fünf, vor zwei Jahren, hätte ein Mann wie Spielhagen, der doch für die„ gute Gesellschaft" schreibt, auch wenn er genait das empfunden hätte, was er in seinem neuen Roman dargestellt, es nun und nimmer öffentlich zum Ausdruck gebracht. Damals flüsterte man sich in dieser Gesellschaft höchstens unter vier Augen zu, was man von des neuen Reiches Herrlichkeit" dachte. Daß das jetzt anders ge= worden, daß ein Spielhagen offen den neuen Pharao" als das hinzustellen wagt, was er ist, als einen brutalen, ideallosen Glücksritter, Das zeigt, wie tief die Gährung selbst diese Kreise ergriffen hat. Es kann uns natürlich nicht beikommen, über einen Noman, den wir nicht gelesen, ein Urtheil abzugeben. Aber was die Kölnerin" an ihm tabelt, das gereicht ihm in den Augen aller Nicht- Rostgänger des Reptilienfonds zum höchsten Lobe: die Wahrheit gesagt zu haben, ist unter allen Umständen ein Verdienst. Und als wie erbärmlich immer Spielhagen das höhere Beamtenthum Neu- Deutschlands hingestellt haben mag, die Buttkamer, die Tessendorf, die Richthofen, die Drenkmann, die Mittelstädt, die Martin und wie die Vertreter des Streberthums in Deutschland sonst noch heißen, strafen ihn sicher nicht Lügen. Alles in Allem dürfte Spielhagen kaum den Deckel ein wenig ge= lüftet haben, der die in Deutschland systematisch gezüchtete Storruption bedeckt. Und troßdem die wüthenden Angriffe, trotzdem der Vorwurf, er habe seine Pflicht gegen die Nation" verletzt( die demnach darin besteht, das eigene Volk anzufügen) troßdem die Verkeßerung als halber Baterlandsverräther! Was wird dieses Infeftengewürm erst anstellen, wenn einmal der Deckel ganz vom Topf abgezogen, dieser zerschlagen und vor dem ganzen Volfe die Streberwirthschaft in ihrer abstoßenden Häßlichkeit blosgestellt wird?