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al shit lub nd nd IoUR allein an den Demonstrationen der bedeutenderen Orte zusammen 70,000 Mann Theil. dip Hop on sarn

Das ist," schreibt die Volkszeitung" im Berhältniß zu der Ge­sammtzahl der Zohnarbeiter in den Vereinigten Staaten , eine äußerst bescheidene Zahl. Natürlich repräsentirt sie faum zum zehnten Theil die Masse der organisirten im Lande. Die meisten von diesen sind eben nicht mit ausgerückt aus sehr verschiedenen Gründen, je nach den Ortsverhältnissen. Zunächst ist die Institution des Labor Day" eine neue, nur in wenigen Staaten gefeßlich anerkannte, für die Masse der Arbeiter noch nicht recht zur Gewohnheit gewordene. Noch weniger ist der Feiertag von den Arbeitgebern ohne Sträuben akzeptirt worden. So konnten denn Tausende von Lohnsflaven an der Feier ihres eigenen Ehrentages nicht theilnehmen, weil sie bei der Arbeit bleiben mußten. Viel zur Lichtung der Arbeiterbataillone haben auch die in vielen Städten grassirenden leidigen Zwiftigkeiten das allen Reaktions­perioden entsprossende Unkrautbeigefragen."

Dennoch weise die Feier des Arbeitstages diesmal Erscheinungen auf, welche zu guten Hoffnungen für die in Aussicht stehenden Stämpfe be­rechtigen.

101) 150

" Zunächst ist die Allgemeinheit der Feier zu konstatiren. Es war taum eine Stadt, kaum ein Städtchen in der ganzen Union zu finden, in welchem eine größere oder geringere Gruppe von Arbeitern auf die Idee gekommen wäre, den der Würde der Arbeit gewidmeten Tag festlich zu begehen. Mag das Gefühl, das diesem Beschluß zu Grunde gelegen, da und dort nicht voll bewußt, mögen die Ideen über die Ziele der Arbeiterbewegung noch nicht genügend geklärt sein, jedenfalls liegt schon in der Gleichzeitigteit einer solchen Feier ein mächtiges Verbindungs- und Verbrüderungsmittel, dessen Wirkungen nicht zu unterschätzen sind.

"

-

Der zweite charakteristische und bedeutungsvolle Zug der diesjährigen Arbeiterparade lag in der Thatsache, daß durch die mit derselben ver= bundenen Achtstunden

ein

feitenber Second, ein foutretes Ziel gegeben wurde. Bei bloßem Pa­

radiren und Abhalten von Pikniks hätte dem Labor Day" leicht das Schicksal anderer Nationalfeste, wie des Decoration Day"( Gräber­schmückungstag) oder der Unabhängigkeitsfeier, treffen fönnen, von deren ursprünglicher Bedeutung so gut wie gar nichts übrig geblieben ist. Dieser Präzedenzfall follte auch für die Zukunft Geltung behalten. Jeder Arbeitertag" sollte dazu benutzt werden, gleichzeitig im ganzen Lande die auf der Tagesordnung stehenden Forderungen der Arbeit aufzustellen und zu betonen. Dieses wird nicht nur das Ansehen der Arbeit als eines Machtfaktors im nationalen Leben erhöhen, sondern auch durch Schürung des Klassengeistes den Weg für die politische Arbeiterbewegung ebnen.

Im Ganzen, schließt die Volkszeitung" ihre Betrachtung, können wir fonstatiren, daß der Ausfall des diesjährigen Arbeitsfestes die Er wartungen der pessimistisch gesinnten Freunde und Vorfämpfer der Arbeiterbewegung übertroffen hat. Die organisirte Arbeit unseres Landes lebt und marsch irt. Jeßt, da die Feier vorbei ist, möge Jeder daraus neuen Muth, neue Thatfraft schöpfen, um nicht nur zu paradiren, zu reden und in Versammlungen Beschlüsse zu faffen, sondern um in ernster Arbeit den Sieg unserer großen Sache zu bereiten."

Noch ein Sag in den Daily News über den Docker­Streik verdient hervorgehoben zu werden:

Bor zwanzig Jahren", schreibt das liberale Blatt, würde jeber Schritt, vom ersten bis zum letzten, den die Arbeiter und ihre Führer unternommen, ein Vergehen gegen das Strafgesez bedeutet haben. Die ganze Verbindung würde ungefeßlich gewesen sein ein Ding, das man bespigelt und niedergehezt und aufgedeckt und mit Gefängniß und Buchthaus bestraft hätte. In den guten alten Tagen würden die Meetings am Tower- Hill( wo die Streifenden Heerschau hielten. Ned. d. S.-D.) auseinander getrieben worden sein. Die Herren Burns und Tillet fäßen längst hinter Schloß und Riegel. Kardinal Manning und Herr Sidney Burton würden vor den Polizeirichter geschleppt worden sein, und es hätte Blutvergießen im Ostend und Brandstiftungen im Westen gegeben. Es besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen dem Engländer von heute und dem von por zwanzig Jahren. Aber die Zustände find verschiedene, und der englische Arbeiter von heute weiß, daß er genau dieselbe Freiheit hat, für das, was er für eine gerechte Sache hält, einzutreten, wie ein Kapitalist oder ein Oberhaus­mitglied. Er weiß, daß wenn er Grund zur Beschwerde hat oder zu haben glaubt, er das Recht hat, sie öffentlich zu erheben, sie immer aufs Neue zu widerholen, den Mißstand zu brandmarken, gegen ihn zu agitiren und sich zu koaliren, und daß die öffentliche Meinung zwischen ihm und ihr gerecht entscheiden wird."

Der Schluß ist etwas zu optimistisch, aber wenn wir auch von dem dort Gesagten ein gut Theil abziehen, bleibt doch so viel daran wahr, daß die Möglichkeit für die englischen Arbeiter, auf die öffentliche Mei nung zu wirfen, eine sehr große ist, und sie heute eine unendlich grö= Bere Bewegungsfreiheit haben als vor zwanzig Jahren.

Und nun kommt das Charakteristische: Was die Daily News" da erzählen, wie es vor zwanzig Jahren gewesen, das, just das ist das Kulturideal der Bismard, der Helldorf, der Zedlik, der Frankenstein, bis hinein in die Reihen der Bennigsen und der Dechelhäuser. Das find die guten Tage", nach denen diese Staatsmänner sich fehnen! d

Klassenkampf. Ed. Bellamy , der Verfasser des sozialistischen Zukunftromans Looking Backward "(" Eine Rückschau") und Begründer der Gesellschaft der amerikanischen Nationalisten" äußerte fich neulich in einem zur Veröffentlichung gelangten Privatbriefe u. A. folgender­maßen:

Wir haben viele Arbeiter in unseren Nationalisten- Klubs, jedoch find die letzteren ebensowenig Arbeiterorganisationen, wie sie kapitalistisch find. Sie umschließen alle Klassen, und appelliren gleichzeitig an Männer aller Selaffen. Erlauben Sie mir zu sagen, daß in diesem Lande kein großer Erfolg durch eine Klaffen- Organisation errungen werden kann. Eine Klaffen- Organisation in der Politik erregt schon durch den einzigen Umstand, daß sie eine Klaffen- Organisation ist, den Antagonismus der anderen Klassen und des Nestes des Gemeinwesens. Das Enge und Selbstsüchtige einer Klassenbasis wirkt ganz besonders abstoßend auf die breiten Sympathien und den hohen ethischen Enthu­siasmus, welcher alle humanitären Bewegungen beseelen sollte. Ich glaube, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis die jeßigen Arbeiter­parteien diese Wahrheit anerkennen und indem sie ihre Gewerkschaften für Gewerkschaftszwecke beibehalten, sich mit uns zu einer National partei verbinden, deren Zweck es ist, die endgültige Lösung aller Arbeiterfragen und sozialen Probleme herbeizuführen durch die Bildung einer nationalen industriellen Theilhaberschaft von Allen für Alle." Dazu bemerkt die" Michigan Arbeiter- 3tg." schr richtig: richtig Punkten, bis auf einen, find wir von Bellamy Gesagten einverstanden. Das Eine will uns aber nicht in den Kopf, und das ist, daß Bellamy glaubt, die Frage dieses Jahrhunderts ohne Klaffenorganisation zu lösen. Insofern kommt er uns als ein Schwärmer vor, der noch glaubt, daß der gute Wille der befizenden Klasse fördernd helfen könnte. In diesem Glauben ist er dadurch befestigt worden, daß sein Buch von einem großen Theil der sog. besseren Klasse gelesen und günstig beurtheilt wurde. 5

Das wird auch so lange bleiben, wie Bellamy es dabei bewenden Von dem Augenblicke an,

läßt, ſeine- Ideen theoretisch zu befeine Sveen, zur verwirklichen und im

wo er praktische Schritte thut, um Volke Anhang findet, wenden sich seine Freunde aus der besseren Ge­sellschaft von ihm ab und verwandeln sich in Feinde. Ferdinand Laffalle, und alle Männer, welche den vierten Stand, das Proletariat,

über ein echt aufzuklären verfuchten, zogen fich den Saß der bevor­zugten Klassen zu. So lange sie ihre Ideen nur theoretisch behandel­ten, ohne sich an das Volk zu wenden, nur in engeren wissenschaftlichen Kreisen, so lange wurden sie bewundert und ihre Ansichten getheilt. Die Anerkennung der Theorie beeinträchtigte ja die bevorzugte Stellung der besseren Klasse nicht. Sowie aber diese Männer ihre Ideen der breiten Boltsmasse zugänglich machten und mit praktischen Vorschlägen famen, um der Verwirklichung ihrer Ideen näher zu kommen, öffnen sich sofort alle Schleusen, um ein Meer von Verläumdungen über fie zu ergießen. Haß und Verfolgung mußten sie erdulden, ohne daß ihre früheren wohlwollenden Freunde an ihrer Seite geblieben wären. Dieselben fanden die Märtyrer einer guten Sache noch stets im Lager der Feinde wieder. Nichts hat sich bisher in der Geschichte mit dem Wohlwollen

eduft pistilo nabitánspdi and visit isungsdi der Bevorzugten erreichen lassen. Bellamy kann das aus der Geschichte seines eigenen Landes ersehen.iron aims i madhafied topidiedre med War es etwa ein Gemisch von wohlwollenden Engländern und unter­drückten Amerikanern, welche die amerikanische Unabhängigkeit erkämpf Bewohner der Kolonien,

ten, oder waren es nicht die unterhnen nicht das gesammte Aus­

welche sich frei schlugen? Und stand beuterpack Englands gegenüber? Sind die Negensklaven bes Südens befreit worden durch den guten Willen humaner Sklavenbeſizer?

Nichts geschieht durch den guten Willen, sondern alles nur durch die eiserne Nothwendigkeit. Die fortgesezte Ausbeutung der unterdrückten führt

Sela ur Unerträglichkeit ihrer Lage, führt zum Klassenbewußt­

sein, und dieses wieder zum Bewußtsein gemeinsamen Handelns dieser Klasse. Wenn Bellamy seiner Idee und der Sache des Volkes treu bleibt, so wird ihm der bittere Selch, den alle ehrlichen Männer zn fosten bekommen, nicht erspart bleiben. Wir hoffen, daß er Muth und Ausdauer genug besigt, auch dann sich und dem Bolte treu zu bleiben." Eine Erfahrung in dieser Hinsicht hat Herr Bellamy schon machen müssen. Er hatte in dem vorerwähnten Briefe u. Ap gesagt:

"

bai pirsiguen dit al woont end most our di die Fabrikanten über die von ihnen gezahlten Löhne zu sagen belieben, die Wahrheit hierüber von ihnen zu erwarten, sind wir nicht mehr naiv genug. Doch hätten wir gerne die Angaben der Fabrikanten über die im Durchschnitte von ihnen gezahlten Löhne neben ihrer An­gabe des Produktionswerthes von 1688 fl. auf den Arbeiter gesezt. Nehmen wir an, und wir greifen hier unzweifelhaft zu hoch, daß die Arbeiter Männer, Frauen, Kinder im Durchschnitte für ganz Niederöstereich 400 fl. im Jahre verdienen, und fezen wir den wirklichen Produktionswerth möglichst niedrig mit 2000 fl. an, so ist er fünfmal so groß, wie der Lohn der Arbeiter. Mag man auch noch so große Abzüge für Verzinsung des Kapitals, für Assoziationen, die Risikoprämie und für Nohprodukte 2c. machen, so wird man sich doch noch immer nicht entschließen können, die Fabri­fanten wegen ihres zu niedrigen Einkommens zu bedauern. Die Sta tistik der Handelskammer lüftet hier ein wenig den Schleier, aber nur so flein ist der Spalt, daß man die Wahrheit wohl ahnen, aber in ihrer Größe absolut nicht sicher schäßen kann. Das ist aber sicher, fann man auch nicht alle Behauptungen der Sozialdemokratie über die heutige Gesellschaft aus der vorliegenden Statistik belegen, weli fie zu unvollständig, weil ihre Grundlage tendenziös ist, so steht doch sicher fest, daß die Gegner unserer Partei selbst diese Zahlen nicht gegen die Sozialdemokratie ausspielen können."

Aus Frankreich schreibt man uns: Wir stehen jetzt mitten im Feuer der Wahlbewegung, und es ist zwecklos, sich über den Ausgang der Wahlen in Vermuthungen zu ergehen. Die Unbe­

Das Verhältniß der Nationalisten zu den andern Reform- Parteien wie den Sozialisten, den George- Leuten, der Union Labor Partei u. A. ist ein durchaus freundschaftliches. Wir erkennen in diesen Parteien unsere Kameraden und Verbündeten, deren Doktrinen und Methoden wir allerdings nicht inimer vollständig unterschreiben, aber doch respek­tiren, und wir wünschen mit denselben immer zu fooperiren, wo immer wir übereinstimmen. Es gibt eine große Zahl von lebenden Fragen, über welche alle Reform- Parteien, ja, alle philantropischen und human denkenden Leute einer Ansicht sind. Ich wünsche und hoffe ein leber- rechenbarkeit des allgemeinen Stimmrechts ist sprichwörtlich, und poli einkommen getroffen zu sehen zwischen den Nationalisten, Sozialisten, George- Leuten, Union Labor Partei, Knights of Labor, Federation of Trades und allen anderen Organisationen, mittels welchen wir, ohne mit den einzelnen Körpern eigenthümlichen Ideen zu Follidiren, gewissen Reformmaßregeln unsere vereinigte Unterstützung zu Theil werden lassen

können."

Dieses Anerbieten hat von Henry George , soweit dessen Nich­tung in Betracht kommt, einen schnöden Korb erhalten. Das ist nur logisch, denn George und seine Leute sind Inhaber eines Patentrezepts, das alle andern Rezepte und Heilmittel ausschließt. Trotzdem auch sie den Klassenkampf zwischen Kapital und Arbeit nicht anerkennen, dulden sie keine anderen Reformer neben sich". Und das wird bei allen bürgerlichen Reformern der Fall sein, eine Handvoll verschwommener und deshalb impotenter Philantropen vielleicht ausgenommen. 148

Sap, Jelege

neue

Die Berichte der preußischen Fabrikinspektoren für das dafür sind, daß im Lande der christlichen Sozial­reform, während der Aera des praktischen Christenthums" das kapitali­stische Ausbeutungssystem schlimmer gewüthet hat und wüthet als in irgend einem anderen Lande. Man lese nur, was in Bezug auf die Zunahme der jugendlichen Arbeiter in den Fabriken berichtet wird:

" Im Jahre 1880 beschäftigten 14,008 preußische Fabriken erst 54,715 findliche und ingendliche Arbeiter beiderlei Geschlechts. Bis zum Jahre 1888, also in einer relativ sehr kurzen Zeit, ist diese Armee fleiner Fabrikarbeiter nach dem neuesten amtlichen Bande auf 104,239 Röpfe gestiegen, die in 16,504 Fabriken beschäftigt werden. Sie hat fich also in 8 Jahren so gut wie verdoppelt! Die Zahl der Fabriken, welche jugendliche Arbeiter beschäftigten, hat sich durchaus nicht ebenso rasch vermehrt, wie die Kopfzahl der kindlichen und jugend­lichen Arbeiterarmee. Sie wuchs von 1880 auf 1888 mur um etwa 18 Prozent, diejenigen der kindlichen und jugendlichen Arbeiter aber, wie gesagt, um rund 100 Prozent. Die Ausnutzung kindlicher und jugendlicher Arbeitsträfte innerhalb der bestehenden preußischen Fabrikanlagen ist also eine außerordentlich intensive ge= worden. Und das unter den Segnungen der Bismarck- Stöckerschen christlichen Sozialreform! An ihren Früchten werdet Ihr sie er­kennen!" ob of

Und nach ihren Früchten werden fie vom Volt heimgezahlt bekommen.

Auch der Bericht der München - Gladbacher Handels­fammer bestätigt die überaus traurige Lage der Handweber in der Sammet- und Seiden- Industrie. Es heißt

dort u. A.:

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tische Prophezeiungen haben mit den Wetterprophezeiungen das gemein, daß fie auf einer Masse sich fortwährend verändernder und verschiebender Faktoren beruhen, deren Gesammtwirkung jeden Augenblick eine andere fein tann. Selbst die despotischste Regierung, welche die ausgedehn testen Mittel besißt, um das Glück zu forrigiren", hat, wenn sie nicht zu umfassendster Fälschung greift, das Ergebniß der Wahlen nicht in der Hand. In Frankreich besitzt aber die Regierung derartige Mittel nicht, oder doch nur in sehr geringem Maße, und es herrscht dort eine solche Zerfahrenheit, daß auch das geübteste Auge die verschiedenen Interessen- und Parteiſtrömungen nicht zu gruppiren und kein annähernd richtiges Gesammtbild erlangen kann. Dadurch, daß infolge der skan dalösen Enthüllungen des Boulanger- Prozesses ein Theil der bisherigen Anhänger oder Gönner des braven Generals" sich von ihm trennen mußte, ist die Verwirrung noch größer geworden. Die natürliche Parteigruppirung nach der zum Sozialismus eingenommenen Stellung ist in Frankreich durch das Auftauchen des Boulangismus gestört wor­den, welcher den Bestand der Republik in Frage stellte, und die Bil­dung unnatürlicher Allianzen" ermöglichte, z. B. daß die sich sozia­listisch, ja revolutionär- sozialistisch nennende Gruppe der Possibilisten Hand in Hand mit den Opportunisten geht und als Regierungspartei im strengsten Sinne des Wortes in den Wahlkampf eingetreten ist. Wäre die Frage flar und nett gestellt: Republit oder Mon archie? so würde die Lage vergleichsweise einfach sein und man fennte jetzt schon so ziemlich genau das gegenseitige Stärkeverhältniß, allein das ist leider nicht der Fall, denn die Gegner der Republik haben nur zum fleineren Theil die Maske fallen lassen, und suchen noch immer unter republikanischer Flagge Bauernfängerei zu treiben. Nicht figürliche Bauernfängerei; auf das Votum der Bauerbevöl.crung kommt es an, und wie es ausfallen wird, weiß Niemand, während das der städtischen Bevölkerung sich ziemlich genau berechnen läßt. is li Daß die sozialdemokratische Partei bei dieser Lage der Dinge einen sehr schwierigen Stand hat, das leuchtet von vornherein ein. Und die Thatsache, daß fast alle Barteien die soziale Frage auszubeuten bemüht sind und daß bei keiner bisherigen Wahl der Sozialismus eine so große Rolle gespielt hat, kann nur dazu beitragen, die Situation noch mehr zu verwirren und noch schwieriger zu machen.

Unter der Bauernbevölkerung zeigt sich eine Empfänglichkeit für den Sozialismus. Die französischen Bauern sind gleich den deutschen Bauern, nur in noch höherem Grade, Opfer der modernen Bourgeois gesellschaft; fie arbeiten wie die Galeerensklaven und arbeiten nicht für # 179dfich, sondern für den Kapitalisten, dessen Hypothekenschuldner sie sind. Sie find deshalb auch mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden und wo immer der Sozialismus ihnen so, wie er ist, vorgestellt wird, erscheint er ihnen als die Rettung aus dem Elend. Es gehört aber eine kolossale Agitations- Arbeit dazu, die Massen der Bauern bevölkerung mit den Grundsäßen des Sozialismus bekannt zu machen. Die Bauernbevölkerung wohnt zerstreut fie liest wenig, und die mündliche, persönliche Agitation nimmt für jedes einzelne Dorf so viel Zeit und Arbeit weg, wie für eine große Stadt. Die Agitation muß. im Detail betrieben werden, fast von Person zu Person das ist die ungeheure Schwierigkeit. Und sämmtliche dem Sozialismus feindliche Parteien, das heißt alle Parteien außer der sozialistischen, thun ihr Möglichstes, um aus dem Sozialismus ein häßliches, abschreckendes 31591 Zerrbild zu machen.

Im Laufe dieses Jahres hat ein unerwarteter Ausschwung der Seidenstoff- Fabrikation auch den Handwebern wieder in größerem Maße Arbeit zugeführt; auf eine länger dauernde Beschäftigung ist aber bei der Ausdehnung der mechanischen Weberei nicht zu rechnen, und dabei werden zur Herstellung immer billigerer Stoffe die Löhne auf ein Maß heruntergedrückt, welches zum nothwendi­gen Lebensunterhalte nicht mehr hinreicht." Eine Anklage gegen die heutige Gesellschaft, deren Wucht fede Zu­fagbemerkung nur abschwächen würde.

Sozialstatistisches and Niederösterreich . Einem unter dem vorstehenden Titel veröffentlichten Artikel der Wiener Sozialdemokra tischen Monatsschrift" entnehmen wir folgende interessante Angaben, welche die industrielle Entwicklung Niederösterreichs in dem Zeitraum von 1880 bis 1885 veranschaulichen.

Nach dem soeben erschienenen Bericht der niederösterreichischen Han­delskammer hat sich die Gesammtzahl der industriellen Betriebe daselbst von 58,665 auf 61,587 vermehrt, was einem Verhältniß von 10,000 zu 10,498 entspricht. Während aber auf 1000 Klein- und Mittelbetriebe des Jahres 1880 im Jahre 1885 nicht ganz 1050 ent­fallen, haben sich die Großbetriebe von 2372 auf 2783, d. h. von je 1000 auf je 1173 vermehrt. Mit andern Worten: Die Großindustrie nimmt auch hier in weit schnellerem Tempo zu, als die Mittel- und Kleinindustrie.

Leider sagt der Artikel nichts über die Zahl der in den verschiedenen Betrieben beschäftigten Arbeiter aller Wahrscheinlichkeit nach würde hier die verhältnißmäßige Zunahme für die Großindustrie noch eine weit bedeutendere sein.

Dagegen enthält er interessante Zahlen über die Zunahme der die menschliche Arbeitskraft erseßenden me ch a nischen Trieb= fräfte( Motoren). In der Gesammtindustrie war im Jahre 1885 die Zahl der verwendeten mechanischen Pferdekräfte um mehr als ein Drittel größer als im Jahre 1880, dabei find allgemein statt fleinerer größere Motoren in Anwendung gekommen. Auf 1000 im Jahre 1880 gezählte Motoren famen im Jahre 1885 1917, und auf 10,000 Pferdekräfte im Jahre 1880 24,921 im Jahre 1885, ein Beweis für die tolossal rasche Entwickelung der Großindustrie in Niederösterreich ." sd ki fir and the 2

Bei jeder einzelnen Industrie", heißt es weiter, wird der Pro= duktionswerth der in den Groß- und Mittelbetrieben hergestellten Industrieprodukte angegeben. Daß jede der Einzelzahlen zu niedrig nngegeben ist, liegt für den Kenner auf der Hand. Der Geschäftsmann, der den Ertrag seines Geschäftes dem Staate oder einem Konkurrenten richtig angeben wird, der muß mit der Laterne gesucht werden.

" Nehmen wir aber die Angaben der Untenehmer, wie sie sich in dem besprochenen Berichte finden, ernst, so finden wir den Produktionswerth der niederösterreichischen Groß- und Mittelbetriebe mit mehr als 415 Millionen Gulden angegeben, das bedeutet, daß jeder beschäf= tigte Arbeiter in diesem Jahre gegen 1700 fl. produzirt hat; in Wirklichkeit wird der Produktionswerth in diesem Jahre viel­leicht den doppelten Betrag repräsentiren, sicherlich ist aber der Ver­taufswerth dieser Produkte in Anbetracht der zahlreichen Gewinne des Groß-, Zwischen und Detailhandels mindestens 4-5mal höher, als der angegebene Betrag. In allen 12 Industriegruppen ergibt sich, selbst nach den schon gekennzeichneten Angaben der Fabrikanten, eine& r= höhung des Produktionswerthes der Großbetriebe in Niederösterreich in den 5 Jahren 1880-1885 um fast ein Drit= tel des Produktionswerthes im Jahre 1880! Bei der Erzeugung von Maschinen, Werkzeugen, Apparaten 2c. ist er um fast ein Drittel, in der Industrie in Steinen, in Erden, Thon und Glas um zwei Drittel des 18880er Produktionswerthes gestiegen, in keiner Industriegruppe ist er niedriger als im Jahre 1880. Der Lohn ist jedenfalls nicht in gleicher Weise gestiegen.

" In dem statistischen Berichte der Wiener Handels- und Gewerbe­tammer findet sich feine mit gutem Sewissen benügbare Lohnstatistik der Arbeiter. Uns fann es füglich nur sehr wenig intereffiren, was

Das hindert jedoch unsere Genossen nicht, fleißig and tapfer auf dem Lande zu agitiren, und der Erfolg wird sicherlich nicht ausbleiben. In den Städten hat der Sozialismus ohne Zweifel seit den letzten Wahlen sich viel Boden erobert.

Was nun immer der Ausgang der Wahlen sein möge, unsere fran= zöfifchen Genossen, welche die stolze Fahne des Sozialismus entfaltet haben, thun im Gewühle des Wahlkampfs ihre Pflicht und unsere Glückwünsche folgen ihnen. Thirios

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-Ein Gegenstück. Wilhelm II. war neulich zur Anhochung mit seiner Frau in Hannover , und als es zum Toast fam, sagte er u. A.:

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Unter allen den Worten und unter allen den Inschriften, die uns bei unserem Empfange entgegengeklungen sind, haben besonders zwei Mein Herz berührt: die eine ist der Gruß der Innungen an uns beide. Es ist das erstemal, daß in großer Masse das Gewerk als solches, als Stand sich fühlend, uns entgegengetreten ist und mit voller Wärme und Herzlichkeit uns begrüßt hat."

Um dieselbe Zeit hielt der Präsident des Allgemeinen deutschen Handwerkerbundes, Herr Billing aus Mün chen, in Frankfurt am Main eine Versammlung der dortigen Zunft­brüder, und als er vom dem Stand der Innungsbewegung sprach, brach er in den charakteristischen Schmerzensschrei aus: a

Auf welch andern Stand würde die Sozialdemokratie stehen, wenn sie diese( d. h. der Herren 3ünstler) Koalationsfreiheit bejáße!" ronis on

Für die Sozialdemokratie macht aber auch kein Reisekaiser Reklame! Riding indusds Nout diri ol Wie das Briefgeheimniß in Deutschland gewahrt wird, darüber bringt ein Bukarester Blatt, die Independence Roumaine", folgende recht nette Mittheilung: Um diell espi Gestern empfingen wir einen Brief mit dem Poststempel Berlin und adressirt an s( bin dopMr. Georges E. Lahovardasi jod ind Chefredakteur der Independence Roumaine 58 and truq infpidla Bukarest . d Der Brief enthielt ein Exemplar der Berliner Montags- Post", aber wie groß war unsere Ueberraschung, als wir beim Ausbreiten des ge= nannten Blattes einen Brief entdeckten, der adressirt war an einen gewissen Ernst Frei, Soldat der dritten Kompagnie des brandenbur= gischen Infanterie- Regiments in Spandau !

Dieser Brief trug denselben Poststempel wie der Briefumschlag, in den er eingeschlossen war on diag Wir suchten uns das Geheimniß zu erklären, denn der Brief konnte ficher nicht an unfern Chef- Redakteur gerichtet sein. Bei genauer Unter suchung des Briefumschlags sahen wir, daß derselbe geöffnet worden und alsdann sehr ungeschickt wieder geschlossen worden war. Der Name unferes Chef- Redakteurs hatte die patriotische Neugierde des unzweifel­haft mit der Durchsicht" der Auslandspost Beauftragten erweckt; er öffnete daher den Umschlag, und als er ihn später wieder schloß, merkte er nicht, daß sich inzwischen ein Brief aus dem ganzen Haufen zwischen die Falten der Montagspoft" verirrt hatte.

Wir haben unter dem Pech, das dem etwas zu neugierigen Beamten paffirte, nicht sehr gelitten; wer am meisten zu beklagen ist, ist un­beifelhaft der arme brandenburgische Soldat, der in Spandau auf den Brief wartet, den wir in Bukarest erhalten." uppisid sadil bul Gut gegeben.