suistik der Aktiengesellschaft, welche behauptete, daß sie zwar die zehnprozen­tige Lohnerhöhung allen Kohlengräbern des Pas- de- Calais bewilligt habe, jedoch die übrigen oben angeführten Forderungen einzig und allein den Grubenarbeitern von Lens , Anlaß wurde, daß der Streit in einer großen Anzahl von Gruben fortdauerte, in andern nun erst ausbrach und daß sogar in Lens die Arbeit periodisch wieder niedergelegt ward, um den Forderungen der Kameraden Nachdruck zu verleihen. Der Ausstand dauert gegenwärtig noch fort in Noeuse, Marles, Lievin , Ostricourt, theilweise auch in Bully- Grenoy. Im Nord- Departement feiern fast sämmtliche Gruben um Douai herum, und der Streik wird voraussichtlich noch größere Dimensionen annehmen. Die Forderungen der Kohlengräber dieses Departements sind:

1). Ein Lohnminimum von 4 Frt. 80 Cent. pro Tag, für die Häuer noch 10 Prozent Prämie.

2) Tagelohnt von 4 Frk. für die Förderleute.

3) Erhöhung des Lohnes der Hundejungen um 50 Cent. und Mindest= lohn für sie von 1 Frt. 50 Cent.

4) Abschaffung der Einrichtung, daß abgelieferte Kasten Kohlen unter bestimmten Borwänden nicht gezählt werden.

2) Recht der Wittwen, die Corons" zu bewohnen.

6) Abschaffung der obligatorischen Ueberstunden.

7) Wiedereinstellung aller Arbeiter, welche am Streit theilgenommen. 8) Bei Erkrankung von Kohlengräbern oder deren Angehörigen stellt die Gesellschaft Arzt und Medikamente auf ihre Kosten.

9) Erhöhung des Tagelohnes der alten Arbeiter.

10) Entlassung eines unbeliebten Ingenieurs und öffentlicher Anschlag der zwischen den Arbeitern und der Kompagnie vereinbarten Bedin

gungen.

In allen Kohlenwerfen liegen zur Zeit größere Bestellungen vor, und die Kompagnie fürchtet bei längerem Anhalten des gegenwärtigen Zustandes einen Theil ihrer Kundschaft an das Ausland zu verlieren. Unter solchen Umständen darf man hoffen, daß die Ausständigen ihre Forderungen durchseßen werden. Natürlich ist in den betreffenden Di striften Gensdarmerie und Militär auf den Beinen. Troß der ruhigen Haltung der Streifenden sind bis Dato drei Arbeiter verwundet worden. Weiter hat der Streif in Dorizuies bei Douat ein Menschenleben ge= foftet. Die dortigen Kohlengräber wollten die Kameraden der großen Gruben zu Escarpelle auffordern, die Arbeit einzustellen. Darizuies ist von dem letztgenannten Ort durch den Kanal der Scarpe getrennt, und da die Streifenden alle über denselben führenden Brücken militärisch besetzt fanden, so schwammen 200 von ihnen an das gegenüberliegende Ufer, wobei ein Mann ertrant.) solo pedig moni su Die opportunistische Presse ist über die Anmaßungen" der Kohlen­gräber ganz außer sich. Die Temps" läßt sich z. B.

schreiben, daß es keineswegs die Nothwendigkeit sei, welches Arras

eine Lohn­erhöhung fordern läßt, sondern nur der( natürlich unerhörte) Wunsch der Arbeiter, besser zu leben, ihren Wohlstand zu steigern. Die Kohlen­gräber hätten weder ernste Beschwerden zu formuliren, noch berechtigte Anforderungen durchzusetzen. Aber sie wollen um etliche Tage die Auffäffigen spielen und sich einem füßen Nichtsthun hingeben. Der Korrespondent der Independance belge " erbringt als unwiderleglichen Beweis für die Glückseligkeit der Kohlengräber des Pas- de- Calais , daß er dieselben, schauerlich zu sagen, Dienstags und Donnerstags, also mitten in der Woche, beim Ballspiel angetroffen habe! Verschiedenen Blättern bot die Forderung der Arbeiter, daß die Aktiengesellschaften Arzt und Medikamente, eventuell auch Hebammen auf ihre Kosten zu stellen haben, Anlaß zu den plattesten, wißig sein sollenden Ausfällen. Der Streit der Kohlenarbeiter hat einen durch aus ökono mischen tarafter, er ist auch nicht im Entferntesten mit poli­tischen Bestrebungen verquickt. Die Ausständigen manifeftiren in allen Orten unter dem Gesange der heute durchaus unverfänglichen Mar­seillaise, und der boulangistische Abgeordnete Laur, Minen- Inspektor, welcher seine Dienste als Vermittler angeboten, hat unverrichteter Sache abziehen müssen. Damit ist den Herren Kohlenbaronen jeder Vorwand genommen, den Streit, wie dies in letzter Zeit üblich geworden, durch die kapitalistischen Preßkosaken als boulangistisches Manöver in Verruf zu bringen. Angesichts der oben angedeuteten Situation hätten die Arbeiter sicher gute Resultate erzielen fönnen, wenn sie geeinigt und nach einem bestimmten Plane vorgegangen wären. Allein der Berlauf des Streits beweist, daß die ausständigen Arbeiter des Pas- de- Calais der Klarheit, der Organisation ermangeln. Wenn sie gegen die Ueber= macht des Kapitals revoltiren, so geschieht dies nur unter dem bleiernen Drucke eines äußersten Glendes, und sie kennen kein anderes als das nächstliegende Ziel: eine kleine Verbesserung ihrer materiellen Lage. Hervorgehoben muß jedoch werden, daß der Streif eine bedeutend höhere Entwickelung des Solidaritätsgefühls unter den Stohlengräbern gezeigt hat, als bei früheren Ausständen unter ihnen anzutreffen war. Bedauerlich ist, daß keine der sozialistischen Fraktionen den Streit in propagandistischer Beziehung auszunuzen versucht hat. Nur die sich un­abhängig fozialistisch" nennende Egalite" hat zwei ihrer Mitarbeiter, den talentvollen, aber höchst unklaren Anarchisten Faure und den unabhängigen Sozialisten 3e vaco nach dem Streifrevier gesendet. Beide haben den Arbeitern den verschiedene nnklare Köpfe allein selig machenden Unfinn des Generalstreits gepredigt, selbstverständlich jedoch ohne Erfolg.

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As Nachspiel zu den Wahlen waschen die Organe, welche in diese oder jene politische Partei eingeschworen sind, die schmutzige Wäsche der Wahlmanöver ihrer Gegner. Nur über die Nücken und Tücken, mit denen die sozialistischen Kandidaten, welche ihrem Programm getreu weder von einer Allianz mit Ferry, noch mit Bou­langer etwas wissen wollten, von allen Parteien ohne Ausnahme be= tämpft werden, verliert keine Zeitung ein Wort. Der Grund dafür ist mit Händen zu greifen. Dem Sozialismus gegenüber haben sie alle ein schlechtes Gewissen. Am Klarsten zeigt dies die Wahlkampagne, welche gegenüber Jules Guesde in Marseille geführt wurde. Schon vor dem ersten Wahlgange hätte Guesde den Beistand der antiboulan­giftischen Wahlfomites erkaufen können, wenn er deren Erklärung unter­zeichnet hätte. Er weigerte sich, dies zu thun, unter Hinweis darauf, daß die Erklärung nicht antiboulangistisch genug" sei, da sie wohl den Boulangismus brandmarke, aber nicht dessen Ursachen". Vor dem zweiten Wahlgange bot das boulangistische Wahlkomite Guesde an, seinen Kandidaten Bregas zurückzuziehen und deffen 1100 Stimmen ihm zuzuwenden, sofern sich Guesde nur durch sein Wort verpflichte, in der Kammer für die Revision des Prozesses Boulanger einzutreten. Guesde wies auch dieses Anerbieten zurück, da er feine Stimmen taufe". Zwischen den beiden Wahlgängen ließ der Präfekt von Mar­ seille den in Paris kandidirenden Boulangisten Chevillon kommen, welcher geborener Marseiller ist und in der Stadt bedeutenden Einfluß genießt. Troß des Gesetzes gegen die Vielkandidaturen, forderte der Präfekt Chevillon auf, gegen Guesde zu kandidiren und versprach ihm, mit seinem ganzen Einfluß für seine Wahl einzutreten. Chevillon zeigte fich anfangs dem Plane geneigt, stand aber später davon ab und ließ die ihm zugedachte Rolle von einem gewissen Favre spielen. Daher die so unverständlich erscheinende Thatsache, daß in Marseille zwei bou­langistische Kandidaten in der Stichwahl auftraten; der eine war der Kandidat des boulangistischen Wahlkomites, der andere der höchst regierungsgetreuen Präfeftur! Troß alledem hätte Guesde den Sieg davon getragen, wäre nicht der angeblich sozialrevolutionäre Kandidat Protot im Spiele gewesen, welcher ihn in einer Weise bekämpfte, welche fich weder aus prinzipieller noch persönlicher Gegnerschaft erklärt, son­dern lediglich aus Protots Rolle als Regierungsagent. Die Verleum­dungen, mit denen er Guesde überschüttete, waren ebenso gemein als geradezu verzweifelt blödsinnig. Guesde war der Agent Crispi's und hatte veranlaßt, daß Protot seiner Zeit in Genf verhaftet und mit 50 Metern Stette behaftet ins Gefängniß geführt ward. Aber Guesde war außerdem auch der Agent Bismarcks. Den Schmutzwisch, in dem er diese Lüge auftischte, versendete Protot in 16,000 Gremplaren an jeden einzelnen Wähler. Protot hat für Druck, Anschlagen und Ver­theilen solchen Schmuzes viele Tausende verauskauft. Das Anschlagen eines einzigen Aufrufs in 10,000 Exemplaren tostete 2000 Franken. Wenn man bedenkt, daß hinter Protot teine Organisation, sondern nur das obskure, aus anderthalb Mann bestehende Wahlkomite Felix Pyat stand, so müßte man erstaunt fragen, woher der Mann die Mittel ge= nommen, Marseille mit derartigem Mist zu verpesten, wüßte man eben nicht, daß die geheimen Fonds tief und stets zur Bekämpfung von wahren Sozialisten disponirt find.

Uebrigens hat Protot mit seinem schmußigen Geschäft nur wenig Antlang gefunden, und sein Auftreten in den Versammlungen ward ge­

wöhnlich mit den Rufen die giftige Kröte"," Lumpazius"," Schuft" 2c. begrüßt. Besonders waren die Arbeiterfrauen von Marseille gegen den Hallunken erbittert. Bezeichnend ist, daß Protot seine Stimmen der Mehrzahl nach in Bezirken erhalten, wo er nicht in Versammlungen aufgetreten und von Guesde widerlegt worden war, sondern deren Wählerschaft er nur schriftlich bearbeitet hatte.

Welch riesenhafte Thätigkeit Guesde entfaltet hat, erhellt daraus, daß er in der kurzen Wahlperiode nicht weniger als 49 Versammlungen ab= gehalten, in denen er als Hauptredner auftrat. Mindestens ebenso zahl­reich sind bie Versammlungen, in denen er ein- oder mehrmals das Wort ergriff. Wenn auch seine Kandidatur Dank der geschilderten Manöver scheitern mußte, so war doch sein Wirken in Marseille für die Sache des Sozialismus vom größten Erfolg begleitet, und er darf nach dieser Seite hin mit voller Befriedigung auf seine Kampagne zurück­blicken. Sein zündendes Wort hat nicht weniger als 17 Gruppen ins Leben gerufen, welche zusammen 1000 steuerzahlende Mitglieder um­schließen, die sämmtlich das sozialistische Parteiprogramm angenommen haben. Der während der Wahlperiode gegründete ,, Socialiste " von Marseille steht auf festen Füßen und soll sich demnächst aus einem Wochen in ein Tageblatt verwandeln. Gewissen, von der Reptilien­presse aufgeworfenen Berleumdungen gegenüber, zu deren Echo sich auch das possibilistische Organ ,, le Prolétariat" gemacht und die behaupteten, Guesde habe seiner Wahlkampagnie ein anderes als das sozialistische Programm der Partei zu Grunde gelegt, sei noch bemerkt, daß Guesde das sozialistische Parteiprogramm nicht nur in Versammlungen ent­wickelt, sondern auch in tausenden von Exemplaren als Wahlprogramm hat vertheilen und anschlagen lassen.

istinguinal one alointipiogens livigilia ad det ved

Außerdem hat er auch dem, vom internationalen Kongreß zu Paris gefaßten Beschluß entsprechend, die daselbst gefaßten Resolutionen in sein Programm aufgenommen. Das Proletariat" hätte sich mit leichter Mühe hiervon überzeugen können, ehe es in n die Fußstapfen der Rep­tilien trat. 100 m um sigur 1015

Die auf Grund eines sozialistischen Programms gewählten Abgeordneten haben die Absicht, sich zu einer parlamentarischen Gruppe zusammen zu schließen, der kein Abgeordneter angehören fann, welcher durch die Thüre Boulangers, aber auch keiner, der durch die Thüre Ferrys gelangt ist." Dumay und Joffrin könnten derselben also eben­sowenig angehören, wie Granger, Noche und Jourde. Die meisten der in der Provinz erwählten sozialistischen Deputirten haben bereits ihre Zustimmung zu dem Plane gegeben, der Beitritt der übrigen ist kaum zu bezweifeln. Die Bildung einer derartigen Gruppe, auf welcher auch fein Schein eines Kompromisses mit den bürgerlichen Parteien ruht, ist durchaus korrekt und vom prinzipiellen Standpunkte aus eine Noth wendigkeit. Wir begrüßen dieselbe als das Versprechen einer für die Entwickelung der sozialistischen Parteiverhältnisse Frankreichs recht er­prießlichen Thätigkeit im Parlament.

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sbs1] one Jodsijed" onis19 " nisl sd diald bildirsaido Zur Frage der Programmänderung. Von befreundeter Seite e wird uns geschrieben 10019 Der Redaktion des Sozialdemokrat" ist es von Seiten mehrerer Genossen zum Vorwurf gemacht werden, daß sie sich mit der Frage der Programmänderung nicht ernstlicher beschäftige, und nicht in einer Reihe von Artikeln auf die Punkte des alten Programms aufmerksam ge= macht habe, welche einer Aenderung bedürftig sind.

und daß sie sich minglese

Eigenthümlicher-, jedoch sehr erklärlicherweise tamen die Zuschriften an die Redaktion, welche eine Programm- Revision befürworteten, in keinem Falle aus denjenigen Theilen Deutschlands , in denen die Partei ihre Haupt­stärke hat und am Kräftigsten um ihr Dasein zu kämpfen hat. Da, wo die Genossen im heißen Kampfgewühle stehn, haben sie feine Zeit zu theoretischen Fragen, wir hätten fast gesagt: zu Doktorfragen. Und, - wiederum ein charatteristisches Moment! die Frage, welche in den Zuschriften den ersten Rang hatte, war die Religion. Man griff den Saz unseres Programms an, der die Neligion zur Privat­fa che erklärt- das heißt einen Saz, dessen praktische Richtig tett und dessen praktischer Werth von der weitaus größten Zahl unserer kämpfenden Genossen, wie wir mit Bestimmtheit sagen zu können glauben, erkannt und auf's Höchste geschätzt wird, und dessen Abänderung- wir sind der festen Ueberzeugung von keinem deut­schen sozialdemokratischen Kongreß angenommen werden wird, so lange die Religion noch ein Faktor ist, mit dem gerechnet werden muß.d Unter allen Umständen ist aber soviel sicher: bisher war in Deutsch = land feine Bewegung zu Gunsten einer Programm- Revision.

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Der nächste Parteitag wird sich, nach dem Beschlusse des St. Gallener Parteitages, mit der Frage zu beschäftigen haben, und die Redaktion des Sozialdemokrat" wird sich, wie das ihr zukommt ant den Debatten über die Frage betheiligen sie kann aber keine Be­wegung machen, die nicht ist, und an den deutschen Genossen ist es, die Debatte zu eröffnen."

So der Einsender.

Auch wir halten die Frage der Programmänderung für eine unter­geordnete, so lange der Geist in der Partei der richtige. Da jedoch eine Erörterung des Programms unter feinen Umständen von Nachtheil sein tann, so nehmen wir die Beschwerden, die er erwähnt, als eine dankens­werthe Anregung, der wir demnächst nachkommen werden.

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Sozialpolitische Rundschau.

London , 30. Oftober 1889. An die Parteigenossen im Ausland erläßt die sozialar demokratische Fraktion des deutschen Reichstags folgenden

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Aufruf:

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Parteigenossen! Wie Euch allen bekannt sein wird, stehen in Deutsch­ land die Neuwahlen zum Reichstag in Bälde bevor. Durch Beschluß der Majorität des gegenwärtigen Reichstags, welchem die Regierungen ihre Zustimmung gaben, wird der nächste Reichstag nicht wie bisher auf drei Jahre, sondern auf fünf Jahre gewählt.

Die bevorstehenden Wahlen sind also von ganz besonderer Wichtigkeit. Gelänge es der feßigen reaktionären Majorität, welche die so knapp inzugemessenen Volksrechte verkürzte, die indirekten Steuerlaften in bisher nie gekanntem Maße erhöhte und eben dabei ist, die Ausnahme- Gesez­gebung zu verewigen, und neue gewaltige Mehrausgaben für Stüftungs­zwecke zu bewilligen, das Heft in der Hand zu behalten, die Rückwärts­revidirung unserer Gefeßgebung ginge ohne Unterbrechung weiter, die Lasten würden bis ins schier unerträgliche gesteigert.

Wir glauben, daß diese Vorwürfe jeglicher Begründung entbehren, an die falsche Adresse wenden. In der Frage der Programmänderung kann die Redaktion dieses Blattes unmöglich die Initiative ergreifen. Die Abänderungs­vorschläge haben aus der Mitte der Partei zu kommen, und die Redaktion hat dann selbstverständlich ihr Recht und ihre Pflicht der Kritik auszuüben. Hiermit soll jedoch keineswegs gesagt sein, daß die Redaktion nicht ihrerseits mit eigenen Vorschlägen hervortreten dürfe. Ist die Bewegung, fagen wir, die Revisionsbewegung einmal in Fluß, so hat die Redaktion des Parteiorgans sich selbst­verständlich an derselben zu betheiligen und ihre Anschauungen zum Ausdruck zu bringen. Allein die Redaktion des Parteiorgans kann sich mur dann an die Spize der Revisionsbewegung stellen, wenn solche vorhanden ist, und sie hat nicht die Macht, eine solche Bewegung hervorzurufen. Und das wäre nothwendig,- denn eine Be= wegung zum Zwecke der zeitgemäßen Abänderung, oder fagen wir lieber: der Fortentwicklung unseres Programms ist nicht vorhanden. Die Genossen, welche der Redaktion Vorwürfe machen, sollten zu­nächst an die richtige Schmiede gehn und Sorge tragen, daß die Frage der Programm- Aenderung in Deutschland unter den deutschen Genossen in Fluß fommt. Dann wird der Sozialdemokrat" sicherlich seine Schuldigkeit thun.

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Thatsache ist: ein praktisches Bedürfniß, das Programm zu ändern, hat sich bis jetzt innerhalb der Partei nicht herausgestellt. Theoretisch ist Jedermann für die Aenderung, denn jeder unserer Genossen ist sich vollkommen klar, daß unser, vor jezt 15 Jahren ent­worfenes Programm, weder in seinem theoretischen, noch in seinem praktischen Theil welch letzterer sich aber leicht ergänzen läßt, auf der Höhe der Gegenwart steht. In dieser Hinsicht herrscht a b= solute Einstimmigkeit. Und es ist auch einem jeden Partei­genossen bekannt, daß im Jahre 1877 und zu Anfang 1878 die Absicht einer Revision des Programms ganz allgemein war und daß der nächste Parteifongreß" die Revision vornehmen sollte. Der nächste Parteifongreß" wurde aber durch den Bismarckichen Attentats- Rummel und das Sozialistengesetz verhindert. Ein Parteifongreß fonnte nun vorläufig überhaupt nicht mehr in Deutschland stattfinden, und die Partei selbst fand sich plötzlich in eine durchaus veränderte Lage ge= bracht, dem Kampf, dem Kampf um die Gristenz mußte alles Andere untergeordnet werden die theoretischen Fragen traten in den Hintergrund. Wir sagen ausdrücklich die theoretischen Fragen.

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nicht: die prinzipiellen. Um prinzipielle Fragen han­delt es sich bei der Revision des Programms gar nicht. Das Partei­Prinzip, über das kein Streit ist, niemals ein Streit war, ist nie­mals in Frage gekommen und konnte niemals in Frage kommen denn sonst wäre ja die Partei selbst in Frage gekommen. Das, worum es sich handelt, ist nur die theoretische Formu= lirung des Prinzips, also in gewissem Sinne nur eine unter­geordnete Frage oder sagen wir lieber eine Frage zweiten Ranges.

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Es liegt in der Partei gegenwärtig auch nicht ein einziger ernsthafter Streitpunkt vor. Die Frage der Produktivgenossenschaften mit Staats­hilfe, die eine Zeit lang zu Meinungsdifferenzen zwischen Lassalleanern" und Eisenachern" Anlaß gab, ist im Laufe der Parteientwicklung längst thatsächlich entschieden worden; und die sozialdemokratische Partei zählt heute feinen Anhänger mehr, der noch an dem Lassalle 'schen Vorschlag" festhielte. Derselbe

ziehenden wirthschaftlichen in riesenhafter Schnelligkeit ſich voll­

Entwicklungsprozeß dergestalt über­holt worden, daß über die Unzulänglichkeit fein Zweifel mehr besteht. Gab doch schon 1877 und 1878 gerade der auf die genossenschaftliche Produktion bezügliche Theil unseres Programms, als nicht scharf genug Illusionen des Laffalle'schen Vorschlags ausschließend, den Anlaß zur Forderung einer Programmrevision.

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Genug das Sozialistengesetz verhinderte damals die Revision; und seitdem hat die Partei unter der Fahne des alten Programm's, ohne auf deffen Buchstaben zu schwören, in einem eilfiährigen Kampf, der keine Waffenruhe, keinen Waffenstillstand bot, so erfolgreich gekämpft, daß die Annahme, gewisse theoretische Unklarheiten des Programms hätten die Kampffähigkeit der Partei verringert, durch die Thatsache schlagend widerlegt ist. ring aid

Die Partei tennt die Mängel des Programms und ist schweigend über sie zur Tagesordnung übergegangen; fie fennt aber auch die großen Vorzüge des Programms, das, theoretisch wie praktisch thurmhoch alle anderen Parteiprogramme überragend, die kämpfende deutsche Sozial­demokratie von Sieg zu Sieg geführt hat.

Diesen speziell die Arbeiterklasse auf's schwerste benachtheiligenden Bestrebungen entgegenzuwirken, ist eine starte sozialdemokratische Ber­tretung im Reichstag das geeignetste Mittel.

Eine solche wird auch die Regierungen und die herrschenden Klassen drängen, im Sinne der Beschlüsse des internationalen Arbeiter- Kongresses zu Paris für die Schaffung einer wirksamen internationalen Arbeiter­schuß- Gesetzgebung einzutreten. Sie wird ferner den Kriegsschürereien und Nationalitäten- Verhezungen, von wo immer sie fommen, entgegen­

treten, die ganz Europa in ein u ungeheures Waffenlager verwandeln und die ganze Kulturwelt mit Angst, Sorge und Unruhe erfüllen.lo Diesen kulturfeindlichen Bestrebungen gegenüber wird eine starke fozialdemokratische Fraktion die Interessengemeinschaft der arbeitenden Klaſſen aller Böller, bie in der Aufrechterhaltung Des Friedens mid der gemeinsamen Kulturarbeit zum Wohlfein aller bestehen, auf das Energischste vertreten. un sibne 10 de Parteigenossen! Unser Interesse ist also auch das Eure, und so appelliren wir an Euer Mit- und Solidaritätsgefühl, das Ihr noch stets für die Zustände Eures Heimathlandes und für Eure hier kämpfen­den Genossen bewiesen habt, und fordern Euch auf, uns in dem bevor­stehenden Wahlkampf nach Kräften materiell zu unterstützen.

Wie groß oder wie klein immer die von Euch gewährte Hilfe ſein mag, wir werden sie als ein Zeichen Eurer brüderlichen Gesinnung an­nehmen und im Sinne unserer gemeinsamen Sache im Wahlkampf ver­werthen. H 1191537 cu

Jeder von uns ist bereit, Sendungen für diesen Zweck in Empfang zu nehmen. tod

Es lebe unsere gemeinsame Sache, die Sache der Arbeit und der Kultur!

Berlin , den 23. Oftober 1889.

86

Die sozialdemokratische Fraktion des Deutschen Reichstags:

A. Bebel. H. Diez. K. Frohme . A. Grillenberger. F. Harm . A. Kühn . W. Liebknecht . H. Meister. Ad. Sabor. PHDR. G. Schumacher. B. Singer."

Ginger." tod alibile

Dieser Aufruf spricht für sich selbst- es hieße seine Wirkung ab­schwächen, wollten wir ihm eine besondere Empfehlung auf den Weg geben. Die Genossen im Auslande werden ihre Pflicht thun!

Die sozialdemokratische Fraktion des deutschen Reichs­tages hat einen Antrag auf Aufhebung aller Zölle auf noth= wendige Lebensmittel eingebracht, dagegen wird sie darauf ver­zichten, die Einstellung des Verfahrens gegen die in den & lberfelder Geheimbundsprozeß hineingezogenen Abge­ordneten Bebel , Grillenberger, Harm und Schuhmacher zu beantragen, damit dieser Niesenwurm endlich einmal dem Publikum vorgeführt werden kann. June 14 and ind

hist

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schreibt man uns

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Die deutsche Thronrede ist diesmal nicht so langweilig und bedeutungslos, wie derartige Aftenstücke, nament= lich in Preußen- Deutschland sonst zu sein pflegen. Nicht daß sie inhalts­voller und gedankenreicher wäre! Bei Leibe nicht. Aber sie hat aus welchem Grund, das wissen wir nicht etwas mehr Ehrlich= teit, oder sagen wir lieber Offenheit, als es sonst Brauch ist, und spiegelt treu die Welt wieder, aus der sie hervorgegangen ist. Und welch ödes, abschreckendes Bild starrt uns entgegen! Ein Sirchhof, auf dem eine Armee kampirt Infanterie, Kavallerie, Artillerie, die berühmte moderne Dreieinigkeit. Kein Baum, fein Strauch, fein Grashälmchen, das da emporspries'te Alles zerstampft, platt getreten, tost.

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oder tots als Tod und Mord, und Mordmaschinen

Mehr Mordmaschinen!

Wo ist denn aber die Sozialreform, die Wunder wirken und den Stirchhof in ein fruchtbares, menschenernährendes Saatfeld umge­stalten sollte?

Ist nicht! stöhnt oder schnarrt der Macher der Thronrede. Ist nicht! Die verwünschten Sozialdemokraten haben uns das Spiel ver= eitelt. Erst müssen sie aus dem Weg geschafft gefnebelt, erdrosselt werden, ehe unsere Sozialreform zur Geltung kommen kann.

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Mit andern Worten: die Urheber der Bismarck 'schen Sozialreform bekennen fich für geschlagen geschlagen von der Sozial= demokratie

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-Ein Eigenlob, das mehr wie stinkt, hat sich Sanzler Eisenstirn in den nationalservilen, Hamburger Nachrichten" ausgestellt Hamburg scheint von allen mit Bismarckischen Offenbarungen beschenkten Gnaden= orten jezt der begnadetste zu sein. Bäterchen", so lautet die Offen= Mit Programmen ist es ähnlich wie mit Verfassungen. Nicht auf barung, habe dem deutschen Kanzler seinen ganz besonderen persönlichen den Buchstaben kommt es an, sondern auf den Geist der Verwirk Dank für die Vernichtung des Schweizer Asylrechts lichung und Bethätigung. Die alten Verfaffungen der Eng- ausgedrückt; mit derselben sei ihm, dem Bäterchen, und seineni Lande länder und Amerikaner haben troß ihrer Mängel und Abgeschmacktheiten Rußland ein unschäzbarer Dienst geleistet. In diesem sich tausendmal besser bewährt, als alle neuen, in der Form und Theorie Punkt Kampf gegen die Boltsrechte vermöge Bismarck heute weit befferen Verfassungen der modernen Revolutionsperioden.mehr als der Bar.( Das stimmt. Berlin ist, wie wir schon oft auss 1909911919dyau dine