auch weiter für seine Prinzipien eintritt.( Stürmischer Beifall.) Der nächste Redner, Herr Leddin, fragt an, ob der Vorstand nicht noch mehr Vorschläge an der Hand habe; ob er nicht Personen habe, die speziell in Berlin wohnen und die Verhältnisse besser kennen.( Gelächter. Vereinzelte Rufe: Schluß!) Deshalb sei man noch lange kein Volksvertreter, weil man eine Strafe bekommen habe; das könne Jedem passiren.( Stürmische Nufe: Schluß! Schluß! Klingel des Vorsitzenden.) Redner fortfahrend: Ich kenne einen.( Rufe: Aufhören; wollen wir gar nicht wissen!) Der Redner muß abtreten. Herr Witschke erwidert auf die Anfrage hin, daß man mehrere Personen im Auge gehabt habe: Metallarbeiter August Meyer, Tischler Julius Apelt und den aus Leipzig ausgewiesenen Buchdrucker Schmidt- Coniz. Man habe aber Janiszewski gewählt, weil man ihm eine eklatante Genugthung verschaffen wollte, wie ja auch ein„ Herr", der, wie allgemein bekannt, auch im Posener Sozialistenprozeß aufgetreten ist, wie ja auch dieser eine„ eklatante Genugthuung" erhalten habe.( Stürmisches Bravo.) Herr Maler Schweizer erinnert die Genossen an die Worte, die sie so oft lesen: Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!" Nun, hier könnten die Genossen diese Mahnung bethätigen. Sei es denn so wichtig, daß der Kandidat ein tüchtiger Redner sei; sei denn unsere Partei eine so sehr parlamentarische? Oder wählen wir nicht, um Protest einzulegen gegen das heutige System? Hier handle es sich nur darum, einen Ge= noffen zu finden, der streng auf dem Boden unseres Programms steht. Wählen Sie Janiszewski, so schließt Nedner, senden Sie ihn in den Reichstag , und er wird Ihre Interessen zu vertreten wissen.( Donnernder Beifall.) Es wird hierauf allgemein sofortige Abstimmung verlangt, und Janiszewski einstimmig als Kandidat für den zweiten Berliner Reichstagswahlkreis proflamirt. Janiszewski tritt, von jubelndem Bravo begrüßt, an die Nampe der Tribüne und dankt mit warmen Worten für das ihm übertragene Ehrenamt, indem er verspricht, zu allen Zeiten für die Ideen des Sozialismus einzutreten, die Anwesenden aber auffordert, rege Agitatoren für unsere Sache zu sein. Hierauf sprachen noch Herr Rezerau und Herr Glocke die beide, auf die in den letzten Tagen im Reichstag gehaltenen Reden bezugnehmend, zum Schluß dazu auffordern, das Gvangelium des So= zialismus zu predigen und bei der nächsten Wahl Herrn Benningsen zu zeigen, daß das Volk eine andere Meinung von seiner Freiheit hat, wie er, dadurch, daß der 2. Wahlkreis einen Sozialdemokraten als Vertreter in den Reichstag schickt.( Beifall.)"
"
Nachdem noch verschiedene Resolutionen in Bezug auf den Boykott gegen arbeiterfeindliche Brauereien 2c. angenommen, wird die imposante Versammlung mit einem donnernden Hoch auf die sozialistische Bewegung geschlossen. Die Menge", schließt der Bericht, ging langsam unter Hochrufen auf ihren Kandidaten auseinander. Die Lichterfelderstraße entlang waren eine größere Anzahl von Schußleuten zu Fuß und zu Pferde postirt. Ungezählte Schaaren von Kriminalbeamten patroullirten auf und ab."
"
Wir begrüßen den gefaßten Beschluß mit lebhafter Genugthnung. Auch wir sind der Ansicht, daß Strafen, die jeder bekommen kann", noch feinen Volksvertreter machen, aber Verfolgungen besonders brutaler Natur auf der einen und unerschrockene Gesinnungstüchtigkeit auf der andern Seite sind im Verein gewiß geeignet, ihren Träger zum Kandidaten einer Partei des Protestes zu empfehlen. Die Strafen, die Janiszewski erlitt, sind selbst in Deutschland ungewöhnliche; mit ausgesuchter Brutalität haben die Vertreter des Systems Puttkanter ihn um Jahre feines Lebens betrogen, er gehört zu den am härtesten getroffenen Opfern des Meineidsschuftes Na porra, und die Arbeiter Berlins fonnten die„ eklatante Genugthuung", die diesem geworden, kanm schärfer brandals dadurch, daß sie Janiszewski als Kandidaten aufstellten. Jeder Stimmzettel, der für ihn in die Urne gelegt wird, ist ein Stoß in's Herz des erbärmlichsten Polizeisystems, das je eristirt hat.
marfen
,, Wahrhaftig", so schreibt man uns, die Burschen hätten es fast fertig gebracht, uns das Horazische nil admirari für einen Moment vergessen zu machen. Ein solches Monstrum von Plumpheit wie dieses neue Sozialistengesetz hätten selbst wir nicht erwartet. Sogar die„ Kölnische Zeitung ", deren Geschmack sicherlich nicht ver= wöhnt ist, nennt das neue Sozialistengesetz eine unbrauchbare gefeggeberische Mißgeburt". Es ist nicht zu glauben, wenn man sich den Wisch nicht ansieht. Und wir fragen uns blos, was hat die Regierung sich dabei gedacht, als sie dem Reichstag eine so ab= scheuliche Mißgeburt" vor die Füße warf? Hat sie sich überhaupt etwas dabei gedacht? Oder hat man den Weichstag insultiren wollen? Dazu wäre freilich die Gelegenheit sehr schlecht gewählt ge= wesen.
Genug, wir stehen vor einem Räthsel. Thatsache ist: Nachdem der sächsische Generalstaatsanwalt Held sich ein halbes Jahr damit ab= gequält, die Quadratur des Zirkels zu finden und einen Weg zur Ueberführung des Ausnahmegeseges in das allgemeine Recht" zu ent decken, hat man die Arbeit ungeduldig bei Seite gelegt und dem ersten besten Schreiber in irgend einem Bureau den Auftrag gegeben, das alte Gesetz mit einigen Verbesserungen" abzuschreiben. Anders läßt sich die Sache nicht erklären. Daß der Schreiber ein erbärmlicher Stümper war, das war das Pech des preußischen oder Reichs- Justizministers, oder welcher Minister immer die Sache unter sich gehabt haben mag.
Indeß Mißgeburt hin, Mißgeburt her, auch Mißgeburten können mitunter ganz nüßlich sein, und es gibt sogar Leute, die ihr Vergnügen daran haben, z. B. die Leipziger Zeitung", welche den Wisch der Reichsregierung eine Musterleistung staatsmännischer Einsicht" nennt.
Jezt können wir uns auch vorstellen, warum das amtliche Organ der sächsischen Regierung den Sozialdemokraten so hartnäckig jedes politische Verständniß abspricht.
Ueber den Inhalt des Wisches hier kein Wort. Es bleibt Alles beim Alten. Nur zweierlei soll anders werden. Die Ausweisungen sollen nicht mit dem Belagerungszustande zu Ende gehn; und das Gesetz" soll auf ewige Zeiten sein, das heißt der Reichstag foll sich auch des Schattens von Kontrole, den er noch ausübte, entäußern.
-
-
so schnöde betrogen wurden, nichts mehr zu erhoffen, und auch zum Zentrum sind die Beziehungen stark gelockert. Der konservative Charakter des Zentrums tritt mehr und mehr hervor. Desgleichen sind last not least die Konservativen in heller Zerrüttung. Seit sie Regierungspartei geworden, sind sie nicht ohne die Unterstützung der Regierung. Nun wissen aber die armen Stonservativen nicht, wer und wo die Regierung ist. Die Einen haben ihre Sache auf den kommenden Mann gestellt, die anderen halten es vorläufig noch mit dem gehenden. Und um die Person des neuesten alten Friz" streiten sich beide, wie die Griechen und Trojaner um die Leiche des Patroklos .
um
Und nun erst bei Hof: Diese Intriguen, diese Palastverschwörungen, dieses ewige, elend kleinliche Ränkespiel! Das Schiff ohne Steuermann bald der Eine, bald der Andere ans Steuer sich drängend welches ein häßliches, widerliches Gebalge tobt! Bini! Dabei der neueste alte Friz" nebenherdas ist, neben seinen Reise, Re= vuen und Manöver Regierungsarbeiten- mit der pietätvollen Arbeit beschäftigt, das Andenken seines Vaters möglichst zu verdunkeln, um nicht zu sagen: anzuschwärzen. Ließ er da zum Erempel durch Hrn. Freytag, den nationalliberalen Romanschreiber und Urphilister, über unseren Friz" einen Roman schreiben, in welchem der Vater allerdings recht schlecht wegkommt, so schlecht, daß der
=
Siebreide Son ausbrüchlich die Grlaubniß aur Veröffentlichung des Romans gab, der dieser denn auch erschienen
Nicht daß wir unseren Friz" für einen großen Charakter oder gar ein großes Licht hielten; allein verglichen mit der Gesellschaft, in der er groß geworden und in der er sich bewegen mußte, erscheint er allerdings fast als ein höheres Wesen. Und daß er nicht gleich niedrig und gemein war, fann jene Gesellschaft ihm nicht vergessen. Und namentlich kann es der edle Herr Sohn nicht.
Owie stolz- erhaben ist doch die Sozialdemokratie über dieses Volf! Und das will uns durch ein ewiges" Sozialistengesez knebeln? Die Dummheit ist noch weit größer als die Bosheit.
-
-
Aus dem Deutschen Reichstag schreibt man uns: Der geistige Bankrott der herrschenden Klicke ist wohl kaum jemals dentlicher zum Ausdruck gekommen als während der Reichstags= Budgetdebatte der vorigen Woche. Herr Malzahn- Gülz, der neue Finanzminister oder Kommis für Finanzen entwickelte feinen" Haushaltsplan mit einer wahrhaft tödtlichen Geistlosigkeit und Langweiligkeit. Selbst Kartellblätter müssen zugeben, daß er sich blamirt hat. Das Herrchen wußte nicht einmal in seinem eigenen Staatshaushalt Bescheid, das heißt in dem Staatshaushaltsplan, den eigentlich er als Hauptperson sollte aufgestellt haben, den aber, ebenso wie das Sozialistengesetz, offenbar die Herren Bureauschreiber oder sonstige untergeordnete Beamte für den gestrengen Herrn Nichtswisser, Erzellenz, haben anfertigen müssen. Viel haben die Kommis des Schnapsjunkers und Reichsgründers Bismarck niemals getaugt ,, anständige Leute" haben sich stets von seinen Preßbureaus fern gehalten die schlechte Qualität ist aber immer schlechter geworden. Und auch die Qualität der einzelnen Kommis verschlechtert sich, während sie im Dienst find. Die schlechte Gesellschaft thut ihre Wirkungen. Man sieht das recht deutlich an Herrn Bötticher, der von Haus aus ganz gut veranlagt war nämlich zum gebildeten Hausknecht- und der die Nolle des gebildeten Hausknechts, der über Alles und Nichts zu sprechen hat, Anfangs recht gut, und mit einer gewissen Eleganz zu spielen verstand. Wer ihn jeßt, in der legten Budgetdebatte jah, erkannte ihn gar nicht wieder. Der biedere Hausknecht hatte Befehl erhalten, den unglücklichen Finanz- Nichtwiffer herauszuhauen", und entledigte sich dieser Aufgabe mit einer Ungeschicklichkeit, die ihn würdig erscheinen läßt, der Nachfolger des Herrn Malzahn- Gülz zu werden. Da er eine Rede Engen Richter's erwartete, hatte er sich eine Schweinerede" eingepauft, und sich alle das Schweineausfuhrverbot betreffenden Ziffern und Daten von seinen Schreibern notiren lassen. Und da pafsirte ihm das Malheur, daß Herr Eugen Richter , der den Braten gerochen hatte ein Bötticher'sches Geheimniß ist nicht schwer zu errathen in seiner Etatsrede zwar die Regierung in gewohnter Weise vermöbelte, von der Schweinepolitif" aber aus Bosheit kein Wort sprach. So war denn Herr Bötticher um seine sämmtlichen wohlpräparirten Hausfnechtswischen geprellt er machte aber als braver, an schlechte Behandlung gewöhnter Hansknecht gute Miene zum bösen Spiel, that, als ob er gar nicht geprellt fei, und ließ seine Schweinewißchen vom Stapel gerade als ob nichts geschehen, oder vielmehr als ob geschehen, was er erwartet hatte.
Natürlich wurde er dann von dem tapferen Eugen kunstgerecht und con amore abgethan.
Als Dritter im Bunde der Blamirten ist der große nationalliberale Staatsmann Benningien zu verzeichnen. Ja ihm gebührt die Palme des Siegs. Diese geschwollene aufgeblasene Richtigkeit wollte zwei Fliegen mit Einer Klappe schlagen, und den Sozialdemokraten Bebel und den Fortschrittler Rickert mit einer großen, von Staatsmännischkeit triefenden Rede zerschmettern. Mit wichtiger Miene, wie ein wohlgemäſteter Puterhahn, stellt er sich hin, um seine auswendig gelernten Phrasen der staunenden mundaufsperrenden Storona seiner Parteigenoffen vorzutragen. Jeder Zoll ein Truthahn. Auch die gurgelnde, fette Stimme und die zinnoberrothen Backen, mit den winzigen, eingeklemmten Aenglein, erinnern an den Truthahn. Und so gurgefte er eine Stunde lang, daß das deutsche Schnapsjunker- Reich die Verwirklichung des Tausendjährigen Reichs der Offenbarung Johannis sei, und Bismarck der größte aller lebenden und todten Staatsmänner mit alleiniger Ansnahme des gurgelnden Truthahns, der dies jedoch nur dachte und sich wohl hüttete, es auszusprechen. Eine neue wissenschaftliche Entdeckung machte auch der Truthahn, nämlich, daß der einzig wesentliche Unterschied zwischen direkten und indirekten Stenern der sei, daß die direkten Steuern von den Einnahmen, die indirekten von den ein wissenschaftlicher" Blödsinn, den Ausgaben bezahlt würden
-
der jüngste Segerlehrling des„ Sozialdemokrat" vielleicht nächstens einmal aufs Korn nimmt.
Genug besser konnte die Geistesarmuth und Erbärmlichkeit der Kirch=
Nun herrschenden Klicke nicht demonstrirt werden, als durch das mag der Reichstag machen wie er will: die Sozialdemokraten wissen, was Regierungs- Ewigkeiten bedeuten, und sie wissen, was sie zu thun haben. Und sie sind die Einzigen, welche es wissen. Die Nationalliberalen namentlich flattern herum wie eine Kette Feldhühner, in die ein Schuß gefallen ist. Sie jammern und zetern und verschiedenen der Herren ist der Schreck so heftig in den Leib gefahren, daß sie parlamentskrank geworden sind und nicht mehr kandidiren wollen. Zum Beispiel Hr. Miquel hat dies feierlich erflärt. Und privatim schimpft er, daß man soll heißen die Negierung ihn zum Besten gehabt, indem man ihm die Aufhebung des Sozialistengefeßes fest verheißen auf welche Verheißung hin er wiederholt sein Ehrenwort gegeben, das Sozialistengesez werde nicht mehr verlängert werden. Und nun ist's von der Regierung doch wieder eingebracht worden, und wird auch vom Reichstag angenommen wer= den. Höchstens daß die HH. Nationalliberalen den Mannesmuth haben werden, die„ Milderungen" und" Rechtsgarantien"( so nennt es der Schreiber, der den Entwurf zusammengeschmiert, und der, wenn auch von Jurisprudenz keine Ahnung, doch von Humor entschieden einen Anflug hat) wegzublasen und das Gesetz in seiner alten Verfassung auf etliche Jahre zu bewilligen ganz in der alten Weise.
thurmwettrennen ber gespreizten unwiele stir th=
welches von den Herren Malzahn- Gülz, Bötticher und Benningsen in voriger Woche zur ersten Lesung des Budgetgefezes abgehalten oder aufgeführt wurde!
Statt herrschender Klicke wollten mir erst sagen: herrschende Klasse. Allein das wäre nicht ganz gerecht gewesen. So I che Leistungen sind in England, Amerika , Frankreich denn doch nicht möglich das ist bloß möglich in einem Lande mit so verkommener Bourgeoi fie, wie wir im„ Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte" fie haben. Und vergleiche man nun mit diesen drei Jämmerlingen den Vertreter der Arbeiter, August Bebel , und wir sehen ein Bild, wie thurmhoch in sittlicher und geistiger Beziehung die Sache des Proletariats über der unserer verkommeuen Bourgeoisie mit sammt ihrem Anhängsel von Junkern und anderem Troß erhaben dasteht.
Juzwischen vollzieht sich in allerschönster Weise nicht blos die ökonomische Auflösung der gesammten bürgerlichen Welt, sondern auch die politische. leber erstere wollen wird jezt nicht reden der ,, Krach", den die wahnsinnige Spetulations- und Gründungs wuth mit revolutionärer Emfigkeit vorbereitet, wird wohl demnächst eine lautere und eindringlichere Sprache führen, als ein simpler Zei tungsschreiber es vermag. Die politische Zersegung verdient aber einige furze Bemerkungen. Der nationalliberalen Deroute wurde schon Erwähnung gethan. In nicht viel besserer Verfassung find alle übrigen politischen Parteien: Das Zentrum will nicht mehr zusammenhalten; die heterogenen Elemente, aus denen es besteht, sind fortwährend in Neibung und Konflikt mit einander, und soeben hat Schorlemer Alst , der bekannteste und einflußreichste Führer nach Windthorst , über die Stlinge springen müssen. Auch unter den Forts schrittleru gährt es. Eugen Richter ist mit den meisten seiner Unterthanen auf sehr gespanntem Fuße, und die heftigsten Zänfereien entbrennen fast alltäglich über die bei der nächsten Wahl zu befolgende: Taktik. Von den Sozialdemokraten ist seit der vorigen Wahl, wo sie
Daß die Rede Bebels über den Reichshaushalt in jeder Beziehung den Nagel auf den Kopf traf, wird auch von den Gegnern, freilich wider Willen, anerkannt, indem sie mit Ingrimm an ihr herumzunörgeln suchen, Aber es gelingt ihnen nicht, die Bebel'schen Argumente zu widerlegen, so wenig es den Herrn im Hause gelang, durch erheuchelte Heiterfeit den Eindruck der Ausführungen Bebels über die fritische Lage, in welche die Gewaltpolitit Bismarcks das deutsche Reich gebracht und fortdauernd erhält, auch nur in dem ge= ringsten Maße abzuschwächen. Im Gegentheil, das Lachen" verging ringiten Maße abzuschwächen. Im Gegentheil, das Lachen" verging den Herren merkwürdig schnell, als Bebel ihnen zurief:" Solange Sie das nicht einsehen, werden Sie überhaupt nicht zur Einsicht kommen." Wir müssen, in Rücksicht auf unseren knappen Raum, leider darauf verzichten, die Nede hier zum Abdruck zu bringen, sondern verweisen unsere Lejer auf die Berichte der unabhängigen Preise, die ein gutes Gesammtbild derselben geben. sabi mu
Am Montag begann die Debatte über das Sozialistengefeßund zwar zunächst mit einer Besprechung der Berichte über die Handhabung des Belagerungszustands in den verschiedenen mit demfelben begnadeten Distriften. Diese Berichte sind nachgerade so stereotyp geworden, daß man für die Verlängerung des Gesetzes gleich Formulare dafür in Vorschlag bringen sollte, damit die Schreiber in den betreffenden Regierungs und Polizeibureau's in Zukunft nicht nöthig haben, ihre koſt
bare Zeit für die überflüssigste aker Arbeiten zu verschleudern. In unserer Zeit der Verbilligung aller Waaren müssen auch die„ Begründungen" entschieden billiger, Preis und„ Werth" derfelbe.n in ein entsprechendes Verhältniß gebracht werden. Für das Dußend fünf Pfennig wäre immer noch eine sehr anständige Bezahlung.
Ueber den Verlauf der Debatten in nächster Nummer. Bis zur Stunde, da wir dies schreiben, liegen uns erst Telegramme vor.
Es gibt noch ein Kammergericht in Berlin . Unter den Schreinern in Frankfurt a. M. wurden im Juni vorigen Jahres Sammlungen zu Gunsten der im Ausstand befindlichen Hamburger Kollegen vorgenommen. Darin sah die Frankfurter Polizei eine Veranstaltung einer öffentlichen Kollekte ohne Genehmigung der zuständigen Staatsbehörde" und erließ gegen 8 der Sammler Straf mandate. Diese erhoben Eiuspruch und das Schöffengericht spraa sie denn auch frei, indem es ganz richtig erkannte, daß die Thätigkeit der Beschuldigten als eine öffentliche Sammlung nicht aufzufassen sei, da sie sich auf den engeren Streis von Fach genossen beschränkt habe. Ebenso erkannte die Strafkammer des Landgerichts Frankfurt a. M. und verwarf eine gegen das Urtheil des Schöffengerichts eingelegte Berufung der Staatsanwalt schaft. Diese aber beruhigte sich damit nicht, sondern legte beim Kammergericht in Berlin Revision ein. Und siehe da, hier fand fie für ihre Schmerzen volles Verständniß.
Laut Erkenntniß vom 30. September hat das hochweise Kammergericht das Berufungsurtheil aufgehoben und dahin zu Recht erkannt", daß sämmtliche Angeklagte der Uebertretung des§ 1 der Polizeiverord mung der Königlichen Regierung zu Wiesbaden vom 3. März 1877 schuldig zu erachten und jeder mit einer Geldstrafe von 3 Mart, im Unvermögensfalle mit einem Tag Haft, zu bestrafen sei.
" Daß die Veranstaltung keine öffentliche sei, heißt es im Erkenntniß, sei rechtsirrthümlich. Wie bereits in einem Revisionsurtheile ausgeführt, bildeten die zur Zeit der Sammlung in Frankfurt a. M. anwesenden Schreiner feinen individuell begrenzten, sondern einen täglich wechselnden Personenkreis, fie wären eine bestimmte Klasse von Personen bezw. Gewerbetreibenden. Eine öffentliche bezw. Hauskollekte
-
und als eine solche charakterisire sich die in Nede stehende, weil sie eben nicht von Hand zu Hand zu einer Zeit, sondern in verschiedenen Häusern resp. Werkstätten und zu verschiedenen Zeiten ausgeführt sei verliere aber diese Natur nicht dadurch, daß sie auf eine bestimmte Klasse von Personen beschränkt werde."
Das Willkürliche diefer Rechtsdeduktion" liegt auf der Hand. Ist es schon lächerlich, den Arbeitern einer bestimmten Geschäftsbranche, die, wie die Straffammer ganz richtig hervorgehoben hatte, vermöge ihres Gewerbes in besonderen Beziehungen zu einander stehen," blos daraufhin den Charakter eines abgegrenzten Personenkreises zu bestreiten, weil vielleicht heut ein Kollege ab- und morgen einer zureist, so tritt das Unehrliche der Deduktion ganz deutlich hervor in dem„ resp.", das den Glauben erwecken soll, als ob Sammlungen von Haus zu Haus, ohne Rücksicht auf die Bewohner, und Sammlungen von Tischlerwerkstatt zu Tischlerwerkstatt ganz dasselbe wären, und nicht zwei sehr verschiedene Dinge. Wir wollten einmal sehen, wenn die Herren Tischler me ist er eine Sollefte zur Unterstügung ihrer Hamburger Kollegen veranstaltet hätten, aus welcher Tonart dann die Herren Kammergerichtsräthe gepfiffen hätten.
Jedenfalls aber zeigt das obige Erkenntniß wieder einmal, was für ein famoses Ding es doch heutzutage um den Schuß der gerichtlichen Entscheidungen" iſt.
Ein Idyll, das aber wenig anmuthet, ist das Arbeiterloos in fleinen Städten. Hier treibt die Ausbeutung in der Regel noch scheußlichere Blüthen als in der Großstadt. Es gibt da keine Arbeiterbewegung, es gibt auch für den Arbeiter wenig geistige Anregung, und so sinkt er in vielen Fällen geradezu zum Arbeitsthier herab. Ganz besonders gilt dies von dem Arbeiter, der beim Meister wohnt, und von keiner Arbeiterkategorie vielleicht in gleichem Maße wie von den Arbeitern im Bäckergewerbe.
Wie unsere Leser bereits aus Tagesblättern wissen werden, stellt Genosse Bebel zur Zeit Erhebungen an über die Lage der Arbeiter dieses Gewerbszweiges, und da dürften wirklich geradezu haarsträubende Dinge zu Tage fommen. So gab neulich ein Mitarbeiter der Frankf. Zeitung" in Baden ein kleines Bild, wie es in diesem gesegneten Ländchen in dieser Hinsicht ausschaut, wobei er als Typus eine Stadt mittlerer Größe nahm, in der sich etwa 20 Bäckereien befinden. In seinem Bericht nun finden wir 1. A. folgende Schilderung in Bezug auf die Arbeitszeit der Bäckergehilfen:
" Die Anforderungen, welche an die Arbeiter des Bäckergewerbes mit Bezug auf die Arbeitszeit gestellt werden, sind geradezu un meni ch liche. Abends um 9 Uhr( spätestens 10 Uhr) beginnt die schwere Arbeit in der Backstube und am heißen Ofen und währt, die kurze Spanne Zeit der Frühstückspause inbegriffen, bis Nachmittags 12 Uhr mindestens, meist kann eine durchschnittliche, anhaltende Arbeitszeit von 16 bis 1 Uhr, häufig bis 2 Uhr Nachmittags ununterbrochen. Man Stunden annehmen; dabei darf ja nicht übersehen werden, daß in der langen Arbeitszeit von Abends bis zum Frühstück keinerlei Erfrischung verabreicht wird. Ist nun endlich am Nachmittag der Arbeiter ledig aller Pflicht" und hat seine Schlaffammer aufgesucht, so hört der Bursch punkte, wo das Hauptwerk wieder beginnt, muß sich der Bäckergehilfe bald wieder die Vesper schlagen. Um 5 oder 6 Uhr, je nach dem Zeitnach furzer Rast an das sogenannte„ Lappmachen" begeben; man ver= steht darunter alle jene Vorarbeiten, wie z. B. Holzzurichten, Waffer= tragen, Werkzeugreinigen 2c., welche die eigentliche schwere Berufsarbeit als zierliche Beilage umgeben. Wenn man diese Beschäftigung gerechter= weise nicht zu den Erholungen zählen will, so ergibt sich eine durch= schnittliche Arbeitszeit von etwa 17-18 Stunden. Um den für diese Arbeitsart gebrauchten Ausdruck unmenschlich" erschöpfend zu begründen, muß hinzugefügt werden, daß in dieser Weise tagaus, tagein, so am 2erftag, wie am Sonntag gearbeitet wird, daß zu Zeiten erhöhter Konsumtion, z. B. bei Messen und Festtagen, Tag und Nacht hindurch ununterbrochen fortgearbeitet wird. Ginem Bäckergehilfen in der betreffenden, reizend gelegenen Stadt Badens nügen all die Herrlichkeiten der Natur nicht viel; er fennt im ganzen Jahr nur 365 Arbeitstage und wenn es ein Schaltjahr ist, erhöht fich noch die Zeit der Qual. Nicht einen einzigen freien Tag im Jahr! Kein Wunder, daß die Lungensch windsucht sehr stark unter den Bäckergehilfen herrscht, eine Wahrnehmung, welche doch auch die Aufmerksamkeit der öffentlichen Gefundheitspflege erregen und wachhalten sollte. Sehen wir nach dem Lohne , so finden wir, daß ein Gehilfe neben der Verpflegung wöchentlich eine durchschnittliche Vergütung von drei bis vier Mark erhält, während er die Kosten für die Wäsche selbst bestreiten muß. Der Marimallohn von 6 Mart per Woche für Gehilfen ersten Grades wird selten erreicht. Dagegen fann man sehr häufig die Wahrnehmung machen, daß Bäckergehilfen noch dazu verwendet werden, täglich den Brodkarren durch die Straßen der Stadt zu schieben."
Sind das nicht wahrhaft schauerliche Zustände? In der That, es thut Noth, daß da einmal zwischengefahren und dem Ausbeuter- Idyll gründlich ein Ende gemacht wird.
thir fod 19
Recht bezeichnend für den Mangel an Selbstvertrauen in den bürgerlichen und sonstigen Reaktionsparteien ist die immer epidemischer auftretende Mandats müdigkeit. Fortschrittler, Nationalliberale, von Miquel war schon die Nede Zentrums leute, ja selbst Konservative leiden unter dieser Krankheit; all jene Parteien haben Mühe, die Wahlkreife, um welche sie fämpfen wollen, mit Kandidaten zu besetzen. Die Erscheinung ist sehr erklärlich. Wer ein bischen Verstand hat von diesen Leuten, und nicht gerade Lust, eine Drathpuppe oder ein Hanswurst zu sein, der fann keine Freude an diesem parlamentarischen Treiben haben. Für all diese Parteien ist der Reichstag eine Tenne, in der leeres Stroh gedroschen wird: der Reichs tag ist in seiner jezigen Zuſammenſegung absolut einflußlos, und wenn er nicht da wäre, würde Alles genau so gehen, wie es jetzt geht. Die einzige Partei, welche eine Ausnahme macht, ist die geachtete Sozialdemokratie: für sie ist der Reichstag ein Kampfplas und Propagandafeld; sie weiß, daß sie parlamentarisch, geseggeberisch jezt feine Aussichten hat, daß aber gerade durch die Unfrucht= barkeit des Parlamentarismus die Wirksamkeit des sozialdemokratischen Auftretens im Reichstage mächtig gesteigert wird. Und die.
geä
we
und
ſä
ode
nid
ber fich
Pa
bü
aut
bat
Ap
leg
S
me
da
Ag
daf
da
B
hö
böl
fol
Lif
tu
jed
sein
Ae
wi
au
Ge
vo
Sc
Ve
hei
Al
der
fer
mi im
Be
we
10
W
gr zu
Er
M
Sc
fta
des
dar
ge
der
ma
der
I B
ich
geç
wi
da
ber
Ve
die
Ii
fe
aut
ber
110
Zu
när
der
Sc
Kc
au
be
ha
rüf
der
pe
II 17
au
Ar
fchi
für
Fi
ner
tig
fel
An
Fo
bef
fie
jäh
3i
au
ber
hab
bur
Y
I B
wi
au
wo
gez