Wir sezen dabei voraus, daß wie früher so auch diesmal es die Genossen in jedem Wahlkreis als Ehrensache ansehen, die Wahlkosten, so weit als möglich, selbst aufzubringen, und daß gut fituirte Wahlkreise den schwächer gestellten Nachbar- Wahlkreisen mit Geld und agitatorischen Kräften zu Hülfe kommen.
Auf die Beschaffung wie die Bezahlung von Drucksachen läßt sich das Zentral- Wahl- Komite nicht ein.
In Bezug auf die Agitation empfehlen wir allen Genossen Folgendes dringend zu beachten:
Insofern von gegnerischen Parteien allgemeine Wählerversammlungen einberufen werden, müssen selbstverständlich alle Parteigenossen in denselben erscheinen, um dieselben für unsere Parteizwecke auszunügen. Werden aber von Gegnern Wahlversammlungen für die Anhänger bestimmter Parteien mit Ausschluß unserer Partei- Anhänger einberufen, so ist es Pflicht unserer Genossen, einer solchen Versamm: lung fern zu bleiben.
Wir haben kein Recht, unsere Gegner zu Auseinandersehungen mit uns in ihren Versammlungen zu zwingen. Weichen sie uns aus, so mögen die Wähler darüber ihr Urtheil fällen.
Werden von Gegnern Versammlungen in Form öffentlicher VereinsVersammlungen mit freiem Zutritt für Gäste abgehalten, so hat der einberufende Verein auch das Recht, das Bureau der Versammlung in der Hand zu haben.
Wir rathen unseren Genossen dringend ab, in einem solchen Falle die Wahl eines Bureaus zu verlangen, und schlagen vielmehr vor, daß wenn in solchen Versammlungen eine freie Diskussion nicht zugelassen wird, solche gar nicht zu besuchen oder sie verlassen.
Endlich empfehlen wir allen unsern Genossen im Wahlkampf strenge Sachlichkeit obivalten zu lassen. Angriffe auf Personen find nur in so weit am Blaze, als der betreffende Gegner im Parteikampf persönliche Gehässigkeit bewiesen, oder im bürgerlichen Leben sich solcher Handlungen schuldig gemacht hat, die zu kritisiren das öffentliche Intereffe gebieten.
Unsere Sache steht zu hoch und ist zu fest begründet, als daß wir nöthig hätten, durch ungerechte Angriffe auf Personen ihr zu dienen. Die Thaten der gegnerischen Parteien sind die wirksamsten Waffen für uns.
Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages. Bebel. Diez. Frohme. Grillenberger. Harm. Kühn. Liebknecht. Meister. Sabor. Schumacher. Singer.
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Wir können nicht umhin, dem vorstehenden Aufruf unseren vollen Beifall zu zollen. Wir haben es stets mit Bedauern gesehen, wenn fozialistischerseits wie wir gerne zugestehen, meist infolge von Provokationen der Gegner die hier dargelegten Grundfäße verlegt worden find. Nicht nur, daß die Mißachtung des Vereinsrechts Anderer einer Partei recht schlecht ansteht, die das freie Vereins- und Versammlungsrecht auf ihre Fahne geschrieben, haben auch, vom reinen Nüglichkeitsstandpunkt aus betrachtet, solche Verstöße unserer Partei im Großen uud Ganzen mehr geschadet als genügt. Außerdemt, was einer Partei in ihren ersten Jugendjahren wohl nachgesehen werden darf, das schickt fich nicht mehr für sie, sobald sie zur männlichen Reife gelangt ist. Und das darf die deutsche Sozialdemokratie von sich behaupten. Sie ist darüber hinaus, für ihr Bürgerrecht als politische Partei kämpfen zu müssen; froß Sozialistengesetz wagt fein Gegner mehr, ihr dasselbe Streitig zu machen. Die Rechte, die man uns vorenthält, müssen wir allen Mitteln zu erringen suchen, wo wir aber gleiches Recht errungen, da können wir auf Aushilfsmittel verzichten, die man das mögen sich namentlich unsere Feinde gesagt sein lassen in Ländern, wo wirkliche Versammlungsfreiheit herrscht, überhaupt nicht kennt. Das Vereinsrecht ist nur da gefährdet", wo es durch Gesetze gegen seinen„ Mißbranch" eingeschränkt ist. 19
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Nicht minder spricht die Empfehlung strengster Sachlichkeit im Wahlkampf für sich. Schon die einfachste Ueberlegung fagt, daß, wo der Kampf auf das persönliche Gebiet hinüberübergezerrt wird, dieses in der Regel auf Kosten des viel wichtigeren grund= fäßlichen Stampfes geschieht. Nicht immer läßt sich das persönliche Moment in den Hintergrund drängen, so wenig wie im ökonomischen Stampf. Aber so wenig wir den einzelnen Unternehmer persönlich für die Folgen des kapitalistischen Ausbeutungssystems haftbar machen es sei denn, er zeichne sich durch besondere Ausbeutungs- und Unterbrückungsprattifen aus so werden wir auch im politischen Stampf zwischen dem Gegner aus ehrlicher Ueberzeugung und dem politischen Streber oder Tartüffe unterscheiden. Uebrigens hat es wohl jeder von uns schon erfahren, daß kein Sieg eine größere Befriedigung gewährt, als der mit blanken Waffen erfochtente.
So begrüßen wir denn den Aufruf der Reichstagsfraktion der dentschen Sozialdemokraten als ein rechtes Wort zur rechten Zeit und hoffen, daß er allerorts gewürdigt und befolgt werden möge.
Der Monstre- Skandal des Elberfelder Mouftreprozesses, schreibt man uns, dauert fort, und wenn nicht durch irgend einen Machtspruch der Faden plößlich abgeschnitten wird, so sieht das Ende des Jahres noch nicht das Ende dieses Monstre- Skandals. Und von wem sollte der Machtspruch kommen? Die Macht haber sind es
Feuilleton.
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Eine Bauernrevolte vor hundert Jahren.
Daß die deutschen Bauern ihre Befreiung aus Leibeigenschaft und Hörigkeit der französischen Revolution zu verdanken haben, ist allgemein bekannt. Von den servilen Geschichtsfälschern unserer Tage ist freilich auch der Versuch gemacht worden, diese Thatsache in das Gegentheil umzulügen und die Welt glauben zu machen, bie deutschen Regierungen, die sämmtlich wahre Ausbunde von Weisheit und Volksfreundschaft gewesen, hätten schon vor der Revolution fich die Bauernbefreiung zur Aufgabe gemacht und seien eigentlich nur durch die Nevolution in diesem edlen Werk unterbrochen und gehemmt worden. Doch das ist vergebene Liebesmühe. Allerdings gab es schon vor der Revolution eine Bauernfrage in Deutschland , sintemalen die gestiegenen Ansprüche des Staates, wie überhaupt die ganze politische und soziale: Entwickelung die Schaffung eines freien Bauernstandes nöthig machten, und es ist sehr viel Dinte und Papier in Denkschriften, Resfripten u. s. w. darüber aufgewendet worden; aber in den Regierungen hatte der Adel viel zu viel mitzureden, als daß bei allen diesen„ Erwägungen" irgend etwas für die Bauern herausgeschaut hätte. Thatsächlich geschah erst etwas, als die französische Revolution den Herrschaften gehörig eingeheizt hatte, und speziell die Napoleonischen Kriege bewirkten in dieser Hinsicht wahre Wunder.
Wenn man von der Nückwirkung der französischen Revolution auf Deutschland spricht, so hat man, was ihre Umfegung in Thatsachen anbetrifft, fast immer nur die Napoleonische Herrschaft vor Augen, während wir gewohnt sind, für die ersten Jahre nur von einer rein idealen Zurückwirkung zu sprechen, die sich außerdem auf den verhältnißmäßig engen Streis der literarisch gebllbeten Glentente des damaligen Deutschland erstreckte. Es ist viel darüber geschrieben worden, welchen Eindruck die an die Erſtürmung der Bastille fich fnüpfenden Ereignisse auf die deutschen Staatsmter, Dichter und Gelehrten jener Zeit gemacht, aber sehr wenig davon, wie sie auf das Volt, und so gut wie gar nichts, wie sie auf die arbeitenden Klassen jener Zeit, insbesondere die Bauern, gewirkt. Dieselben zählten damals noch nicht.
Und doch hat die Erhebung des französischen Bürger- und Bauernstandes auch bei den deutschen Bauern ein Echo gefunden, zu, freilich recht unbeholfenen Versuchen, sich ihrer Bedrücker zu entledigen, geführt. Es ist über diese Versuche wenig bekannt worden, und das Wenige obendrein von Gegnern der Bauern, die ein Interesse daran hatten, die Dinge möglichst verzerrt darzustellen. Die Bauern marschiren als dumme Tölpel auf, die sich von irgend einem arbeitsscheuen Subjekte wie tönnte sich auch ein anderer threr annehmen aufwiegeln Taffen, aber bei der ersten Gelegenheit Neißaus nehmen, worauf ihnen der gnädige Herr edelmüthig verzeiht und ihnen in Gnaden gestattet, sich wieder für ihn in Schweiß und Blut abzurackern. Wie verbreitet selbst im„ aufgeklärten Bürgerthum" diese Auffaffing war, zeigt des größten deutschen Dichters erbärmlicher Bürgergeneral".
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ja gerade, die den Prozeß veranstaltet haben und ihnen geht die Fähigkeit ab, die Schmach und das Selbstmörderische ihres Thuns zu begreifen sie sind mit Blindheit geschlagen. Hätten sie nur einen Funken von Erkenntniß des Wesens der Dinge und ihrer Folgen nimmermehr hätten sie einen solchen Prozeß geduldet, geschweige denn ihn angeordnet. Und sonach können wir mit Bestimmtheit erivarten, daß der Monstre- Standal ununterbrochen seinen Lauf nehmen wird bis zum Ende, d. h. bis der Becher der Schande geleert ist bis auf den lezten Tropfen.
Auf diese Weise verrichtet die Nemesis ihr Werk zwar langweilig, aber um so methodischer und- gründlichen. Langweilig sind die Prozeßverhandlungen freilich, das kann Niemand in Abrede stellen, der ihnen beigewohnt hat, oder auch nur die besseren Berichte die meisten sind erbärmlich genau und ohne Auslassungen durchlieft. Wenn wir absehen von dem natürlichen Interesse an den Angeklagten und den dramatischen Szenen, die Oasen sind in dieser Wüste des ewigen bleiernen Einerlei nichtiger Thatsachen, so haben wir nichts als die gleichgiltigsten, bedeutungslosesten Vorgänge und Aussagen nichts was uns ein Interesse für die Personen und Dinge einflößen könnte. Nur ein Gefühl überkommt uns: das des Ekels vor dem Prozesse und vor den Prozeß ma chern Efel vor einem System, das solche übelduftenden, giftigen Sumpfpflanzen gezeitigt hat Etel vor den Buben, die diese imfamſte aller Juſtizfarcen„ befohlen" G - Ekel vor den Buben, die sich dazu hergegeben haben, in ihr mitzuspielen.
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Wieder einmal haben die edlen Rechtskünstler vom Reichsgericht eine Rechtsauslegung verübt, die auf nichts andres hinausläuft als auf die Herstellung eines neuen Ausnahmegesezes gegen die Arbeiterklasse. Die Aufforderung zu m Streit ist ein Verstoß gegen den§ 110 des ReichsStrafgesetzbuches. Das ist die neueste Entdeckung dieser Rechtsjesuiten, die, was der reaktionärste Reichstag der Arbeiterklasse nicht zu bieten wagte, in schamloser Verdrehung aller natürlichen Logik im Handumdrehen in die Geseze hinein interprefiren".
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Man höre, was der Frfft. 3tg." unterm 5. Dezember aus Leipzig geschrieben wird:
" Eine schwerwiegende Entscheidung bezüglich des Bergmannsstreites wurde am 3. ds. Mts. vom 4. Straffenat des Reichs= gerichts gefällt. Eine Anzahl Bergleute( Romberg aus Eiberg u. Gen.) waren von der Straffammer in Essen am 30. Juli von der Anklage des Widerstandes gegen die Staatsgewalt bezw. Beihilfe und Zuwiderhandlung gegen das Preßgesez freigesprochen worden. Die Anflage stügte sich darauf, daß die Angeklagten öffentlich zur Theilnahme am Streit aufgefordert hatten und war formulirt auf Grund des§ 110 des St.-G.-B., welcher lautet: Wer öffentlich vor einer Menschenmenge, oder wer durch Verbreitung oder öffentlichen Anschlag oder öffentliche Ausstellung von Schriften 3um Ungehorsam gegen Ge=
Auf
seze auffordert, wird mit Geldstrafe bis zu 600 Mark oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft. Die Erfordernisse des§ 110 sollen nach Annahme der Staatsanwaltschaft deshalb gegeben sein, weil die Angeklagten, indem sie ihre Berufsgenossen zur Theilnahme am Streit aufforderten, diese damit gleichzeitig zum Ungehorsam gegen § 270, 1,5 des Allgemeinen Landrechtes( Verpflichtung zur Innehaltung von Verträgen), sowie zum Ungehorsam gegen das Berggesez, das den Berglenten 14tägige Kündigung vorschreibt, aufgefordert hätten. Die Straffammer erkannte insoweit auf Freisprechung, da sie der Meinung war, daߧ 110 auf 3ivilgefeße keine Anwendung finde. die Revision des Staatsanwaltes hob nun das Reichsgericht das Urtheil auf und verwies die Sache in die erste Justanz zurück. In den Gründen wurde die von Staatsanwaltschaft und Reichsanwaltschaft vertretene Ansicht, daß der§ 110 nicht blos auf strafrechtliche, sondern auch auf zivilrechtliche Geseze sich beziehe, als richtig hingestellt. In einer ähnlichen Sache( Bergmann Kappert aus Steelen, Gen., Landgericht Essen , 25. Juli) erfolgte gleichfalls auf Revision der Staatsanwaltschaft die Aufhebung des freisprechenden Erkenntnisses.- Die Wirtung dieses reichsgerichtlichen Spruches wird eine sehr einschneidende sein, die Konsequenzen desselben sind vorläufig no ch gar nicht abzusehen."
Hier haben wir also die kriminelle Bestrafung des Kon= trattbruch es, die von gewissen Arbeiterschindern seit mehr als einem Jahrzehnt erstrebt wird, die auch auf dem Programm des falschen Sozialreformers und echten Profitwolfes Bismarck figurirt , für die aber, wir wiederholen, sich bisher keine Reichstags= mehrheit sich hat finden können selbst der Kartellreichstag hat es nicht gewagt, den deutschen Arbeitern eine solche Infamie zu bieten. Die Herren Reichsgerichtsräthe aber wagen es, sie sind ja wer wagt es, zu lachen? ,, unabhängige Richter"! Sie folgen feiner anderen Richtschnur als der ihrer o über die Prostitution der Begriffe! richterlichen Ueberzeugung".
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In den Schulbüchern erzählt man den Kindern, daß die einfachen, fittenreinen Germanen fo erbittert gewesen seien über die juristischen Kuiffe der römischen Advokaten, daß sie nach der Schlacht im Teutoburger Walde Advokaten, die ihnen in die Hände geriethen, die Zunge aus dem Halse rissen mit den Worten:" Da zisch', du Matter". Man macht heut wieder viel in Germanenthum, und spricht viel von
Um so mehr überrascht waren wir, jüngst beim Durchblättern alter Schriften auf einen Bericht über eine Bauernerhebung zu stoßen, der, wenn auch gegnerischer Seite verfaßt, doch ein wesentlich anderes Bild barbietet, und wir glauben, unire Leser werden es uns Dank wissen, wenn wir den in mehr als einer Hinficht interessanten Bericht wissen, wenn wir den in mehr als einer Hinsicht intereſſanten Bericht an dieser Stelle zum Abdruck bringen. od 20 dors Vorerst noch einige Bemerkungen über das Buch, dem wir ihn entnehmen, und von dem wohl nur wenige Leser bisher etwas vernommen. Dasselbe führt den Titel Revolutions Almanach" und erschien im Verlage von Johann Christian Dietrich in Göttingen . Seine Tendenz mar ausgesprochen anti- revolutionär. Der Herausgeber versprach in der Vorrede des ersten Jahrganges die gewaltsamen Veränderungen und Erschütterungen, welche die Staaten und Länder Europas in älteren und neueren Zeiten erlitten" haben, mit Trene, Wahrheitsliebe und anständiger Freimüthigkeit" zu schildern. Gleich darauf entschuldigt er sich, daß vielfach das Mode- Wort" Revolution gebraucht werde, wo es einfach, Empörung" heißen sollte, und verzichtet auf Anerkennung feitens derjenigen Leser, welchen die Insurrection des peuples( die Auflehnung der Völker) die heiligste der Pflichten" sei. Ex ungue leonem aus diesen Nedensarten geht der Geist des Herausgebers zur Genüge hervor, der natürlich auch der feiner Mitarbeiter ist. Die Volfserhebungen und ihre Führer werden mit anständiger Freimüthigkeit" verläumdet und alle Lügen ihrer Gegner mit Treue" wiedergegeben. Mit andern Worten, der Revolu tions- Almanach" war in Wahrheit ein Reaktions- Alman a ch. Die reaktionäre Tendenz leuchtet übrigens auch aus jeder Zeile des Artikels, von dem wir sprechen, hervor. Wahrscheinlich hat er irgend einen Hofrath zum Verfasser, der das Bedürfniß fühlte, die Regierung seines Landes in ihrer ganzen Weisheit und Umsicht zu verherrlichen. Danken wir dem Braven, er hat in seiner Loyalität dunklem Drange uns eine Thatsache überliefert, die sonst ganz in Bergessenheit gerathen wäre, und geben wir ihm jest das Wort: பம்
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Die fächsischen Bauern- Unruhen 1790. Die Sächsischen Bauern- Unruhen, so kurz und unbedeutend sie waren, so wichtig hätten doch ihre Folgen für ganz Deutschland werden können, wenn minder thätige Staatsmänner am Ruder gewesen wären, und wenn man sich dem wilden Strome mit minderer Entschloffenheit und Geschwindigkeit entgegen gesetzt hätte. Diese Unruhen entstanden zu einer Zeit, wo das Beispiel der französischen Revolution die meisten schwärmerischen Lobredner und Anhänger fand, und wo das panische Schrecken von Thronensturz und Abfall des Militärs durch Leute, deren Absichten schon damals kein Mäthsel dem tiefer Blickenden waren, geflissentlich verbreitet und vergrößert wurde. Der Verfasser dieses Aufsabes erinnert sich sehr gut, welche Gerüchte man davon durch die Länder des Deutschen Reichs aussprengte: Gerüchte, die bloße Erfindung obiger Verbündeten waren, oder die gehoffte und schon als Thatfache angenommene Erfüllung eines Lieblingswunsches zum Grunde hatten. Er sprach sogar Personen, die mit einer Jafobiner- Unverschämtheit be
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der unverfälschten Biederkeit im deutschen Nationalcharakter. Aber keine römische Natter" hätte eine so bodenlose Verdrehung des Rechts zu Stande gebracht, wie sie beim obersten nationalen Gerichtshof des christlich- germanischen deutschen Reiches stehende Einrichtung geworden.
Uebrigens kommt das vorstehend gekennzeichnete ReichsgerichtsMachwerk insofern recht zeitgemäß, als es in schlagendster Weise darthut, was die sogenannten" Rechtsgarantien" werth sind, mit denen die deutsche Regierung heuchlerischer Weise das Sozialistengesetz umgeben will, um es zu einer desto elastischeren Handhabe für ihre Unterdrückungsgelüfte umzumodeln. Mit den Escobars der Rechtsgalgentommission in Leipzig als Hütern würde das Infamiegesetz in fürzester Frist noch zehnmal infamer sich gestalten als bisher, wie ja ihre Auslegung oder richtiger Verdrehung der§§ 128 und 129 des Reichsstrafgesetzes ihm eine Erweiterung gegeben, die selbst seine schuftigen Zusammenbrauer seiner Zeit nicht geahnt. Lieber die offne brutale Gewalt als diese Art " Rechtsgarantie".
Vor Jahren schon schrieben wir bezüglich der Chancen einer Aufhebung des Sozialistengesetzes, diejenige Taktik sei die verkehrteste, welche die Urheber des Sozialistengesetzes durch Unterwürfig= feit gewissermaßen entwaffnen solle die einzig richtige Taktik sei die, das Sozialistengeset seinen Urhebern so unangenehm zu machen, wie nur irgend möglich.
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Die Partei hat diese lettere Taktik auch befolgt, und die Wirkungen zeigen sich jetzt. Das Sozialistengesetz ist seinen Urhebern und Verehrern zur 2 a st geworden; sie haben eingesehen, daß sie nicht die Sozialdemokratie, sondern nur sich selber ins Herz getroffen haben. Und wenn man die Kommissionsdebatten liest, insbesondere die Debatten über den Ausweisungsparagraphen, dann findet sich die Richtigkeit unserer Argumentation in schlagendster und zu gleicher Zeit für uns ergößlichster Weise bestätigt. Die Ausweisungen haben nur erbittert; sie haben die sozialistischen Agitatoren über das ganze Land zerstreut und bewirkt, daß das Agitationsfeld der Sozialdemokratie mächtig erweitert worden ist. Die ländlichen Bezirke sind jetzt von sozialdemokratischen Agitatoren durchwühlt, die, ohne die Ausweisung, gar nicht daran gedacht hätten, ihre Agitation dorthin zu tragen" so jammern die nationalliberalen Redner und so jammern die Redner der Freikonservativen ein Fürst von Karolath, ein Sardorff u. f. w. So it's recht. So mußte es kommen. Und diese, von der Angst entlockten Geständnisse sezen wir triumphirend der offiziellen und offiziösen Lug- und Trug= phrase entgegen: das Sozialistengesez habe wenigstens das Eine Gute gehabt, der Ausbreitung der Sozialdemokratie, namentlich auf dem Land, einen wirksamen Damm zu setzen. Nicht bloß im Wein ist Wahrheit, sondern auch in der Angst: Die Folter der Angst hat hier den übermüthigen Herren Junkern und Geldproßen die Wahrheit entlockt.
Den Urhebern des Sozialistengesetes ist es Angst geworden vor dem Sozialistengeses.
Und die Sozialdemokraten pfeifen" heute auf das Sozia listengeses, wie sie vor 11 Jahren darauf, pfiffen", und sehen„ pfeifend" und lächelnd den verzweifelten Anstrengungen der Feinde zu, die an dem Sozialistengesetz herumarbeiten und nicht wissen, was sie damit machen sollen.
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Diese beide Thatsachen nebeneinander gestellt: die angstvolle Rathlosigkeit der Urheber des Sozialistengesetzes und die heitere Wurstigfeit" seiner Opfergeben ein klassisches Bild der Lage, die vollständig von dem Sozialismus und der Sozialdemokratie beherrscht wird. Es ist fast zum Lachen, wie Angesichts der kommenden Wahlenalle gegnerischen Parteien sich an unser Arsenal heranschleichen und aus ihm unsere Waffen zu stehlen suchen. Die Sozialreform wird in allen Tonarten von allen Parteien verherrlicht. Die Magnaten der Industrie wetteifern mit den schnapsbrennenden Junkern in inbrünstiger Arbeiterfreundlichkeit, und als Drifter im Bunde läuft der Pfaffe mit aufgehobenen Talarflügeln und flatterndem Bäffchen im Kirchthurmrennen um die Gunft des Arbeiters. Wer diese Betheuerungen der Liebe zu dem Bruder Arbeiter liest, ohne die Wirklichkeit zu kennen, der muß denken, Deutschland sei das Paradies der Arbeiter; in Deutschland werde die Arbeit geachtet als das Fundament, auf welchem Staat und Gesellschaft ruhen, und vom Staat und der Gesellschaft werde der Arbeiter auf den Händen getragen. Wer aber die honigsüßen Worte mit den Thaten dieser Arbeiterfreunde vergleicht, der erinnert sich des alten Sprichworts von den Pfaffen, die Honig im Mund haben und Galle im Herzen mel in ore, fel in corde. Ja, Honig im Mund und Galle im Herzen. Und aus dem Herzen kommen die Thaten, nicht aus dem Mund.
Das angebliche Arbeiterparadies ist in Wirklichkeit eine Arbeiter= hölle der Arbeiter zum Staatsbürger zweiter Klasse degradirt, fedes Streben, nach seiner Façon selig zu werden, geächtet und verfolgt, jeder Arbeiter, der ernsthaft für die Interessen seiner Klasse eintritt, rechtlos vogelfrei, gehegt wie ein wildes Thier.
Es ist sehr gut, daß der Monstre Skandal des Elber=
haupteten, Augenzeugen gewesen zu sein, wie ganze sächsische Regimenter das Gewehr vor den Bauern gestreckt, und sich zu fechten ge= weigert hätten. Zum Glück von Sachsen hegten jedoch diese vortreff= lichen Truppen gesündere und reinere Begriffe von Ehre und Treue, als jene Herren ur singl
Die Veranlassung zum Ausbruch der aufrührerischen Gesinnungen dieser Bauern waren gar mancherlei. Die zu gnädige( natürlich) Nachsicht und Gelindigkeit, mit welcher der Churfürst die Erzesse und das tumultuarische Benehmen verschiedener Dorfschaften wegen des Wildes und der Jagdgerechtigkeiten*) väterlich übersehen hatte, bestärkte viele in dem Wahn, daß diese Großmuth politische Ohnmacht, und jetzt die Zeit getomment fet, wo man jede Selbsthilfe und Ausschweifung ungeahndet begehen dürfe. So wahr ist es, daß Güte und Erlassung der Strafe oft ganz die entgegengesetzte Wirkung erzeugen fönnen. Beschwerden über Gerichtsherrschaften, Pächter, Gerichtsdirektoren, wegen Frohnen, Hofdiensten, Sinsentrichtungen, zu großer Vermehrung der Schäfereien 2c. Beschwerden, die zum Theil zwar ungegründet, allein zum Theil auch nicht grundlos waren( also doch! Red. d.„ S."), reizten, einen Versuch zu wagen, sich selbst Recht zu verschaffen." Ein dritter Hebel waren die Zeitungen( ahat). Hier lasen sie täglich die verschönerten Schilderungen von dem glücklichen Zustande, den sich Frankreich durch seine Selbsthilfe errungen habe: wie man dort ungestraft den Obrigkeiten und Regenten den Daumen aufs Auge drücke, sie mißhandle, seine Feinde an Laternenpfähle aufhänge, alles was Edelmann heiße, plündere oder ächte, und so die verschollenen Menschenrechte, oder besser, die Rechte des Stärkern, in ihre volle Straft den lästigen Gefegen zum Bossen wieder einsetze. Wenn man überlegt, in welchem Ton der Empfehlung die mehrsten Zeitungen und Volksblätter von der französischen Revolution sprechen; mit welchen verführerischen Farben fie solche als Master und als die Glorie des unternehmenden Menschengeistes darstellen wie sorgfältig fie die reizendsten Aussichten davon ins Licht zu feyen, und hingegen die Uebel, Widersprüche und schäblichen Folgen zu verheimlichen suchen: so kann man sich nicht genug wundern, daß in den Provinzen Deutschlands nicht mehrere Aufruhre und Empöringen ausgebrochen sind; der Grund davon, warum dies nicht jo allgemein geschah, ist lediglich in dem Gefühl der milden( O web! Regierungen unserer Fürsten, und in des Deutschen angeborner Treue und falter Ueberlegung zu suchen".
Hier macht unser Hofrath folgende Note:
Bielleicht ist hier der Ort, ein Paar Beherzigungen über ZeitungsPolizei einzuschalten. So überzeugt ich bin, daß jede der Preß- und Dratfreiheit angelegte Fessel, von den schädlichsten Folgen sein würde, und daß es Jedermann freigestellt bleiben müsse, seine Meinungen unter seiner Verantwortlichkeit unbeschränkt durch den Druck in Umlauf bringen zu dürfen, so glaube ich doch, daß bei solchen Blättern,
) Daß die Bauern sich gegen diese Jagdgerechtigkeiten"-richtiger Jagd un gerechtigkeiten auflehnten, beweist grade den revolu= tionären Charakter der Unruhen. Ned. d. S.-D.
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