gene Petition eine Versammlung auf Grund des Sozialistengesetzes 3 verbieten, wurde ihm das Wort entzogen."

Natürlich. Denn was der Firma Seidel u. Naumann recht, ist dieser neuen Methode" billig. Beide stehen unter aller Kritit.

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Bös hereingefallen. Gleichnisse hinken bekanntlich gerne. Wenn aber das Berner Tagblatt " schreibt, die Freidenker" empfänden jede Mahnung der christlichen Kirche wie einen Hunde biß in die Waden", so könnten ja die Freidenker, wenn sie unhöflich genug sind dazu, wohl in Versuchung kommen, zu sagen: ein guter Vergleich! ein vortrefflicher Vergleich!"

So schreibt sehr gut der Berner Sozialdemokrat".

Auf zehn Wahlkreise schätzt das Stöckersche Volt" den Ver­lust, den die Kartellbrüder bei den nächsten Reichstagswahlen an die Sozialdemokraten werden abgeben müssen einen in Hamburg , fünf in tleineren Staaten, und drei bis vier im Königreich Sachsen.

Höher' rup", liebes Volk", es werden wohl Deiner Brüder noch mehr bran glauben müssen.

Was Arbeiter können, wenn sie nur wollen und unter sich einig sind, das zeigen wieder recht deutlich die neuesten Vorgänge im rheinisch- westfälischen Kohlenrevier. Wir haben die, an sich so interessante und wichtige Bewegung nicht in ihren Ein­zelheiten in unserm Blatt verfolgen fönnen, und wollen auch heute uns nicht auf eine eingehende Darstellung derselben einlassen genug, faum daß der große Streit durch einen Kompromiß beigelegt war, so haben die Herren Zechendirektoren unablässig daran gearbeitet, durch alle Mittel des Terrorismus die Arbeiter in das alte Sklavenjoch unter­zukriegen". Anfangs kamen ihnen dabei die unter den Arbeitern aus­gebrochenen und von der ultramontanen und regierungsreaktionären Presse geschürten Differenzen zu Gute, indes auch nachdem dieselben, Dank der besseren Einsicht der großen Masse der Bergarbeiter, beigelegt waren, hörten die Chikanen und Maßregelungen nicht auf. Die Herren glaubten die Straft der Arbeiter durch den Streik völlig erschöpft, uud schließlich gingen sie in ihrer Unverschämtheit soweit, nicht nur jeden, von ihnen als Rädelsführer" betrachteten, sondern überhaupt jeden Arbeiter auf die Aushungerliste zu sehen, der es wagte, von einem zu ihrem Kartell" gehörenden Werke Abkehr zu nehmen, um auf einem andern Arbeit zu suchen. Den Arbeitern sollte mit Gewalt beigebracht werden, daß sie Sklaven sind, die nur zu schaffen und zu gehorchen haben, sonst nichts.

Lange, sehr lange ließen sich die Arbeiter, obwohl sie nicht aufhörten, gegen dieses treulose Verfahren zu reflamiren, mit Ausflüchten hin­halten. Schließlich aber riß ihnen die Geduld, sie fühlten, daß längeres Mitansehen Selbstverrath wäre, sie rafften sich auf, gaben in großen Versammlungen ihren entschiedenen Willen kund, einen neuen General­streit eintreten zu lassen, wenn diese Schuftereien nicht aufhören, und faum merkten Regierung und Unternehmerthum, daß die Arbeiter feſt entschlossen seien, ihrem Willen die That folgen zu lassen, als die Erstere, die bis dahin alles hatte gehen lassen, wie es ging, fich, um es nicht zum Aeußersten kommen zu lassen, als Vermittler anbot, und die Herren Unternehmer gleichfalls etwas andere Saiten aufzogen. Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten haben sie in dem Punkt bereits nachgegeben, daß die freiwillige Abkehr kein Grund des Aus­schlusses sein soll. Hoffentlich beruhigen sich aber die Arbeiter damit nicht, sondern bestehen auch auf unbedingte Zurücknahme des Boykotts gegen ihre Führer und die Beamten ihrer Organisationen. Wenn sie wollen, so müssen die Herren nachgeben, aber wenn sie auch nur auf ein Titelchen ihres Rechtes verzichten, so werden die Herren sich doch wieder die ganze Hand zurückerschleichen. Kein Nachgeben, muß die Parole sein, und kein Verlaß auf andere, vor allem kein Verlaß auf den guten Willen der Machthaber. Es gibt nur einen guten Willen, der die Sache der Arbeiter entscheidet, und das ist ihr eigener.

Aus Frankreich . Wie der Telegraph meldet, hat die franzö fische Stammer die Wahl des Possibilisten Joffrin in Clignancourt ( Montmartre ) mit 311 gegen 243 Stimmen für gültig erflärt. Wir wollen uns hier auf lange Rechtsdeduktionen nicht einlassen, ob diese Entscheidung sich auch nur mit dem Wortlaut des speziell gegen Bou­langer fabrizirten neuen Wahlgesezes vereinbaren läßt, heben aber her­vor, daß nicht nur die Boulangisten und Reaktionäre, sondern auch ein Theil der Republikaner es auf das Entschiedenste bestreiten. Wie dem aber auch fei, es ist ein Fußtrift gegenüber dem Grundsatz des allge­meinen Stimmrechts, einen Kandidaten, der 5000 Stimmen erhalten, zum Vertreter eines Wahlkreises zu proflamiren, in welchem der Gegen­fandidat 8000 Stimmen erhalten. Und dieser Schritt ist um so weniger zu rechtfertigen, als er sich nicht einmal mit dem Recht der Noth= wehr vertheidigen läßt; denn die Republik ist zu Zeit nicht mehr in Gefahr" wenigstens nicht vor Boulanger es ist nur der poli= tische haß und das Herrschaftsbedürfniß der Opportu­niften, die ihn gezeitigt.

Man konnte von diesen Herren, die von Boulanger im Grunde nichts trennt als der Konkurrenzneid, und die im gegenwärtigen Moment daran find, dieselbe Politik zu inauguriren, die sie angeblich in Boulanger bekämpft, füglich nichts anders erwarten. Was uns indeß interesfirt, ist vielmehr die Frage, ob Joffrin feine Vergangenheit als revolutionärer Sozialist so weit wird verläugnen wollen, sich eine Entscheidung zu Suze zu machen, die allen demokratischen Grundsäßen, direkt ins Gesicht schlägt. Wir haben uns wiederholt im Gegensatz mit ihm befunden, find des öftern wegen unserer Kritik des französischen Possibilismus angegriffen worden, aber unsere Gegnerschaft gegen denselben geht nicht so weit, einen Schritt zu wünschen, der alles, was wir in dieser Hin­ficht gesagt, mehr als hundertfach verschärfen würde.

Aus Dänemark . Das Redaktionskomite des Wochenblattes Arbeideren" ist nach dem Vorschlag der dänischen Parteileitung aus der Sozialdemokratischen Partei Dänemarks ausgeschlossen wor= den, und zwar mit 2641 gegen 391 Stimmen. Die Seftionen in der Provinz stimmten in großer Mehrheit geschlossen für den Ausschluß, während in Kopenhagen selbst, wo Arbeideren" erscheint, eine verhältnißmäßig ansehnliche Minderheit: 141 St. gegen 468 St. da­gegen stimmte.

Wir stehen den dänischen Parteiangelegenheiten zu fern, um ein Urtheil über die erhobenen Streitfragen fällen zu wollen. Mag sein, daß die Opposition in ihren Angriffen gegen die Parteileitung mehrfach über das Ziel hinausgeschossen, andererseits aber hat diese ihrerseits auch die Opposition feineswegs glimpflich behandelt. Sie ist 3. B. nicht davor zurückgeschreckt, dieselbe mit dem Lumpen Pourbair auf eine Stufe zu stellen, was Leuten wie A. Christensen( Delegirter auf dem Londoner Internationalen Gewerkschaftskongreß), N. Petersen, Gerson Trier 2c. gegenüber denn doch füglich hätte unterbleiben können, zumal unseres Wissens ihnen teine einzige Handlung vorgeworfen werden konnte, die eine solche Verdächtigung gerechtfertigt hätte. Wir würden das nicht erwähnen, da ja in der Hiße des Kampfes stets mehr zu ge­schehen pflegt, als bei ruhiger Ueberlegung gebilligt werden kann, wenn wir nicht überhaupt den Eindruck erhalten hätten, daß die Genossen in der Parteileitung der dänischen Sozialdemokratie sich von einer über­triebenen Empfindlichkeit zu weit hinreißen ließen. Wir gestehen ieder

Partei das Recht zu, notorisch unwürdige oder böswillig schädigende Elemente aus ihrer Mitte auszuscheiden, stimmen also keineswegs in das Geheul derer ein, welche unbesehen fede Ausübung dieses Rechts als eine Erkommunikation nach dem Muster der katholischen Kirche verdammen, wir meinen aber, daß von diesem Recht, gerade um es nicht in Verruf kommen zu lassen, nur dann Gebrauch gemacht werden sollte, wenn entweder wirklich unehrenhafte Handlungen vorliegen, oder alle andern Mittel, die ausgebrochenen Differenzen zu schlichten, erschöpft sind. Und angesichts der relativ starken Minderheit, die in Kopenhagen selbst, wo man die Ausgestoßenen am Besten fennt, gegen den Ausschluß stimmte, müssen wir leider bezweifeln, daß die legt­erwähnte Regel die erstere kam ja überhaupt nicht in Frage ge= nügend berücksichtigt worden ist. Wir bedauern das, nicht im Interesse der Ausgestoßenen, die wie wir sehen, selbst die Sache nicht allzu tragisch nehmen, sondern im Interesse der dänischen Sozialdemokratie überhaupt. Solche Versuche, sich einer Opposition auf gewaltsamen Wege zu entledigen, pflegen die Dinge meist nicht zu verbessern, sondern zu verschlimmern.

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In die Streitfragen selbst mischen wir uns, wie gesagt nicht ein. Dagegen

werden wir sachlichen Darlegungen der prinzipiellen, beziv. taktischen Differenzpunkte gern, nach Maßgabe unsres Naumes, die Spalten des Sozialdemokrat" offen halten.

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Um mit den Ueberschüssen im Staatsschah endlich einmal aufzuräumen, sollen in der nächsten Session bedeutende Geldsummen be= willigt werden, die großen Wüstenländereien, die sich noch im Lande befinden, durch Bewässerungsanlagen in anbaufähigen Zustand zu bersetzen.

Natürlich ist es ein wildes Land", von dem das gemeldet wird; nämlich die Vereinigten Staaten von Amerika ". In zivilisirten Län­dern hat man keine Ueberschüsse, sondern Fehlbeträge" und 500,000 Soldaten unter der Fahne.

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Sozialistische Presse und Literatur.

In diesen Tagen hat das 27. Heft der sozialdemokratischen Bibliothek die Presse verlassen, seinen Inhalt bildet die Düssel­ dorfer Assisen- Rede Ferdinand Lassalle's .

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Eine Neu- Auflage einer Lassalle'schen Schrift bedarf keiner Empfeh= Yung mehr, es genügt die bloße Anzeige, daß Diejenigen, die sich die Schrift bisher nicht verschaffen konnten, fie jest erhalten können, und damit wäre unserer redaktionellen Pflicht Genüge geschehen. Wenn wir trotzdem unserer Mittheilung noch eine Worte anfügen, so geschieht es nicht, um die Broschüre anzupreisen Alles was wir in dieser Hinsicht sagen könnten, sagt der Name des Verfassers sondern weil fie gradezu zu einem Vergleich herausfordert zwischen der Zeit, da Lassalle vor dem Gericht stand, angeklagt:" Die Bürger zur Be= waffnung gegen die Königliche Gewalt aufgereizt zu haben", und freigesprochen wurde, und der Zeit, wo mehr als 80 Leute vor Gericht stehen, angeklagt ja, wessen denn eigent­lich Einer Verbindung" angehört zu haben, die sich die Ver­breitung eines verbotenen Blattes zur Aufgabe gemacht. In der That, wer diese Nede Lassalle's liest, und dann die Verhand­lungen, die gegenwärtig vor dem Elberfelder Landgericht stattfinden, den faßt der ganze Jammer der politischen Misere des heutigen Deutsch­ land an. Sind es nichts als Lappalien kleinlichster Art, um die wochenlang vor Gericht gestritten wird, und von Seiten der Angeklagten gestritten werden muß; denn troßdem es nur Lappalien sind, die jeder englische oder französische Gerichtshof mit Entrüstung von seinem Forum abweisen würde, so genügen sie doch, den ihrer für schuldig" Erkannten auf monatelang seiner Freiheit zu berauben. Nicht um politische Grund­fäße wird vor Gericht debattirto, man ist vorgeschritten, man stellt teinen mehr seiner Ueberzeugung wegen vor Gericht, man bestraft nur Handlungen, nichts als Handlungen Handlungen, nichts als Handlungen sondern darum, ob Angeklagter A in eine juristische Schlinge sich verfangen hat, oder ob Angeklagter B wirklich über den oder jenen juristischen Fallstrick gestolpert ist. Die politische Ueberzeugung hat damit nichts zu thun es ist purer Zu­fall, daß alle Angeklagten in diesem wie in allen gleichartigen Prozessen Sozialdemokraten sind.

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Elende Heuchelei, einen Tendenzprozeß, wie er im Buche steht, hinter Formalitäten verstecken zu wollen. Und dreimal elende Gesetz­macherei, die dieses falsche Spiel ermöglicht!

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Und damit vergleiche man den Assisen- Prozeß. Man vergleiche die Anklage, man vergleiche die zur Anklage gewordene Vertheidigung, und selbst wenn nicht Freisprechung, sondern was ja auch schließlich auf anderm Wege erreicht wurde Verurtheilung erfolgt wäre, so würde das Bild immer noch himmelweit von dem andern abstechen. Denn hier war wenigstens offener Kampf, hier standen Regierung und Revolutionär sich offen gegenüber, die Erstere durch das Schild des Strafgesetzbuches gedeckt, das der Angeklagte ihr in ehrlichem Kampf aus der Hand schlagen konnte, aber nicht in Kautschuck gewickelt, wie in Elberfeld . Infam war die Reaktion auch damals schon, aber sie hatte die Nechtsprechung nicht im Sack.

Eine Stelle aus der Lassalle'schen Vertheidigungsrede glauben wir doch hier zum Abdruck bringen zu sollen, weil sie so recht die Ver= achtung zeigt, die Lassalle damals für das Preußenthum em= pfand, derselbe Lassalle, den man jezt gern in einen Verehrer dieses Preußenthums umlügen möchte. Man höre nur:

24. Jener Kabinetsbefehl, durch welchen die( Preußische Nationhl-) Versammlung suspendirt und nach Brandenburg verbannt werden sollte, war also die flagrante und insolen Rechtsverlegung.

Was wird mir der Mann in der Robe dort, der Staatsprokurator, der öffentliche Wächter des Gesetzes, auf Alles dieses zu entgegnen wissen? Ich denke, gar nichts.

Da erwachte das Ehr- und Rechtsgefühl in der Versammlung. Mit einer ungeheuren Majorität erklärt sie die Krone hierzu nicht berechtigt, erklärt sie, daß das Ministerium der Strone einen schlechten Nath ertheilt, fie tagt weiter. Mit einer einzigen Schwenfung tritt das gesammte Zentrum auf die linte Seite. Männer aus der Rechten selbst, Männer wie Bornemann, der frühere Justizminister, wie Grabow , Harassowi, Gierke schließen sich der Erklärung an, eine Masse der höchsten richter­lichen Beamten, Gerichts- Präsidenten, sogar Verwaltungs- Beamte, Land­und Regierungsräthe verwandeln sich in Brutusse und treten pflicht­gemäß der Krone gegenüber!

Jetzt ertheilt das Ministerium der Bürgerwehr Berlin den Befehl, die Nationalversammlung gewaltsam aufzulösen. Dieser Aft ist so beispiellos in der Geschichte Europa's , er ist so voll von einem so schneidenden, so preußischen Hohne , daß er wohl einen Augenblick be­trachtet zu werden verdient. Man hat auch anderwärts schon, wie z. B. in Wien , königliche Truppen gegen die National- Versammlung geführt. Gut, das ist ein Verbrechen; es ist kein Hohn; man weiß, die Soldatesta ist gewohnt, nichts zu verehren, als das Kommando threr Generate.

Aber die Bürgerwehr, meine Herren, war, wie die Nationalver­fammlung selbst, das Produkt der Märzrevolution und ihr Ausdruck. Im tonstitutionellen Staat wird, weil man weiß, wie wenig auf Fürsten­wort zu bauen ist, in der Nationalgarde, in der Bürgerwehr eine be= waffnete Garantie für die errungene Freiheit geschaffen. So hatte auch unsere Bürgerwehr vermöge des Gesetzes vom 17. Oktober haupt­sächlich die Bestimmung, die bestehende gefeßliche Freiheit, d. h. also die im März erfämpften Gesetze und Verheißungen zu schüßen. Wie aber die Bürgerwehr ein nothwendiges Produkt und Ausdruck der Märzrevolution, so war die Nationalversammlung ihrerseits die oberste und lebendige Personifikation der Märzrevolution. Sie war der höchste gesetzliche Ausdruck derselben, die Quelle aller Gesetze und bestehenden Freiheiten. Bürgerwehr und Nationalversammlung, das ist identisch, das ist nur der doppelle Ausdruck eines und desselbigen Gedankens, das ist wie Hand und Seele eines Körpers. Und nun befahl man geftehen Sie es war ein genialer Einfall der Bürgerwehr, selbst­mörderisch die eigene Hand gegen die eigene Bruft zu zücken!

Wenn in Frankreich zur Zeit der ärgsten Erniedrigung, unter den besten Jahren Louis Philipp's, der Pariser Nationalgarde ein solcher Befehl ertheilt worden wäre, bei Gott, ich glaube, der verstockteste Epicier, der friedlichste Dütendreher, wäre zum Löwen geworden und hätte geschworen, daß nur Blut solche Beleidigung abwäscht!

Ich kenne nur eine Parallele hierfür. In der Türkei , wie Sie

wissen, wenn ein Mann dem Sultan unbequem geworden ist und dies

mit seinem Leben büßen soll, wird er nicht etwa hingerichtet. Nein, dessen bedarf es nicht. Der Sultan schickt dem Manne die seidene Schmur mit dem Befehle, sich selber zu erdrosseln, und im angestammten Gehorsam schreitet er sofort zur Selbstentleibung.

Also man geruhte der Berliner Bürgerwehr den Befehl zu ertheilen, sich selbst zu entleiben!

Aber Nimpler, der Chef der Berliner Bürgerwehr und die ver­fammelten Führer der Bürgerwehr erklärten einstimmig, daß sie nur bereit wären, ihre Bajonette für, nie gegen die Nationalversammlung zu verwenden. Verbrecher waren es, meine Herren, nach dem An­flageaft! Welch' großer Verbrecherhaufe, diese Berliner Bürgerwehr! Die Bürgerwehr weigert sich? Das war's, was man gewollt, weshalb man jenen Befehl ihr ertheilt hat.

Sofort wird die Bürgerwehr, weil sie sich nicht zu dem schmachvollsten Selbstmord hatte gebrauchen lassen wollen, durch fönigliche Stabinets­Ordre aufgelöst. So wurde das zweite Hauptinstitut tonstitutioneller Freiheit ohne jedes Gesez und Recht zu Boden gerannt. Der§ 3 des Bürgerwehr- Gesezes vom 17. Oktober gab der Krone das Recht, die Bürgerwehr aufzulöseu, aber wie es ausdrücklich in diesem§ 3 heißt,

nur aus wichtigen in der Auflösungs- Ordre anzugebenden Gründen". Jezt wurde als solcher wichtiger Grund im Sinne dieses Gesetzes angegeben, daß die Bürgerwehr sich geweigert, ein Attentat gegen die Nationalversammlung zu begeben. Vergebens fragt man sich, mein Gott, warum zu so viel Gewalt noch so viel Heuchelei? Man wollte und mußte die Bürgerwehr auflösen, es war flar; man konnte die Waffen nicht in den Händen eines Volkes lassen, welchem man das Aergste zuzufügen im Begriff war.

Gut, warum, da man doch entschlossen war, das Recht einzig und allein aus den Kanonenmündungen zu schöpfen, warum löste man die Bürgerwehr nicht einfach ohne Angabe jedes weiteren Grundes auf? Warum ließ man sich zu dieser elenden Komödie herab, ihr einen Befehl zu ertheilen, zu dem man kein Recht hatte, einen Befehl, den zu erfüllen ein Verbrechen gewesen wäre und in ihrer Weigerung einen gesetzlichen Rechtsgrund zu ihrer Auflösung finden zu wollen? Warum diese elende Farce, die jedes Kind durchschaut? Warum? warum, frage ich, zu so viel Gewalt noch so viel Heuchelei? Doch das ist preußisch. Viele Regierungen haben Gewalt geübt, doch während man uns das Schwert in die Brust stößt, dabei noch ausrufen: und das von Rechtswegen!" das ist preußisch!"

Und preußisch, echt preußisch ist auch die Methode, nach der in Freiberg gearbeitet wurde und jetzt in Elberfeld gearbeitet wird.

Nachruf.

Krankheit unser treuer und stets opferwilliger Genosse Am 4. November starb im Alter von 41 Jahren an der Proletarier­

Karl Benz, Buchbinder.

Zu dem Leichenbegängniß hatte sich troß der ungünstigen Tageszeit Vormittags 92 Uhr eine stattliche Zahl Berufskollegen und Ge finnungsgenossen eingefunden, und am Grabe hielt, da Benz schon längst aus der Landeskirche ausgeschieden war, Genosse Stern einen wohl verdienten, warmen Nachruf. Der Arbeiter- Gesangverein Liederlust" trug am Grab zwei Lieder vor, und seine Berufskollegen, legten einen Kranz mit grüner Schleife, die Genossen einen solchen mit rother Schleife nieder, ohne daß die Polizei diesmal in der rothen Schleife Umfturz erblickte.

Wir bedauern feinen frühen Heimgang und werden sein Andenken stets in Ehren halten. d

Die Stuttgarter Sozialdemokraten.

Briefkasten

der Redaktion: L. in Berlin . Um in den von Ihnen bemän gelten Notizen Konzessionen an den Antisemitismus zu erblicken, muß man sehr merkwürdige Augen haben. Dort wird gerade der Anti­femitismus verhöhnt. Wer übrigens nur den Antisemitismus und nicht auch dessen Ursachen bekämpft sehen will, zu denen u. A. auch gewisse jüdische Empfindlichkeiten gehören, dessen Absage läßt uns durch aus falt. Sie thun wirklich besser, unser Blatt nicht mehr zu lesen, da wir nicht gewillt sind, die schärfere Tonart" auf Junker und Pfaffen" zu beschränken.

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der Expedition: Klr. Sozialdemokrat: Alles einschließl. P. R. v. 10/11 ist Ende Nov. eingetroffen. Leztere kreuzte abermals mit Sdg. von uns. Aus B. bis zum 11/12 noch Nichts erh. Bestllg. 2c. folgt. Merlin: Mt. 500.- a Cto. Ab. 2c. erh. u. Ad. It. Vorlage vom 3/12 geord. Regulus: Mt. 25. 60 a Cto. Ab. 2c. erh. H. P. Florence: Fr. 2. 80 Ab. u. Porto bis Ende 89 erh. Th. Bckr. Hrtn.: Sh. 2. a Cto. u. Rmtidn. am 5/12 erh. u. Cto. ausgeglichen. Felix III. : Bstllg. folgt an gegebene Adr. Weiteres beachtet. Lb. sollen nunmehr in geordnetem Gang sein. Nikodemus : In dieser Hinsicht sehen Sie scheints doch viel zu schwarz. W. ist trotzdem unser Mann nicht. Rthr. Kämpfer: Mt. 100- a Ct. Ab. 2c. erh. u. Adr. It. Vorl. v. 9/12 geordn. Im Weiteren beachten Sie unsre Anweisung genauestens, dann wirds flappen. V. kennen feinen. Bfl. mehr. 2.

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X. London : Besten Dank und Gruß. Wohlgemuth: Mt. 100.­a Sto. Ab. 2c. erh. u. Ad. notirt. Ueber Derartiges auf eigene Faust zu verfügen, ist absolut ungerecht den nun zu kurz Kommenden gegens über. Bfl. Näheres betr. N. m. d. S. Gscheidtle: Nachr. per G. W. v. 2/12 erh. Also geht's, wenn man's nur recht erfaßt u. lentt." Donnersberg : Mt. 100. a Gto. Ab. 2c. erh. u. Mt. 15.- per Ggr. gutgebr. Adr. u. Bestllg. notirt. Bft. Weiteres. Meßdiener: Alles Bisherige in bester Verfassung angelangt. Erfragtes bfl. Traunicht: Bstllg. v. 2. u. Nachr. v. 5/12 hier. Ad. 2c. vorgemerkt. Beil. besorgt. Bfl. mehr. J. J.: Sh. 1.11 f. Schft. v. D. erh. J. A. Ftuin. Amsterdam : Fr. 40.50( Pfd. 1. 12.-) Ab. 4. Qu. u. Schft. erh. Bfl. mehr. F. Glls. London : Mt. 5.­per Ufds. dtd. erh. Bstllg. folgt. Weiteres brieft. Der Alte Lz.: Bf. v. 6. am 9/12 beantw. Jüttländer: Bstllg. u. Ad. It. Vorlage vom 4/6 notirt. Von D. bis zum 11/12 noch Nichts gehört. Rübezahl : Briefliche Verfügung bitten prompt zu besorgen und in ähnl. Fällen stets Näheres anzugeben. Gebr. Hrmghs. St. Louis: Ersatz folgt soweit möglich. Xanthias: Bf. v. 8. am 10/12 erh. u. beantw. 45 per H. E. wohlbehalten an Ort und Stelle. Früheres ebenso. Bd. G. M. folgt. Weiteres besorgt. Gruß. Alter Frig: Mehrbestllg. no tiren It. Vorlage v. 8/12 u. melden bfl. Weiteres. Verein Vors wärts Melbourne: 2 Pfd. a Cto. Ab. 2c. u. Bstllg. am 10/12 erh. t. " Alles vorgemerkt. Bf. kreuzte mit unfrigem v. 28/10. Engl . Blait folgt ab Jan. 90. Weiteres nach Wunsch. Dr. Hyä.: Bf. v. 9/12 dtd. erh.

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u. Gewünschtes f. H. besorgt. Grüße! Longm. Gr. u. Co. Hier: Sh. 7.3 f. Schft. erh. A. L. Ftg. O. S.: Mt. 17 60. Ab. pr. 1890 und Mt. 240 p. Wfds. dtd. erh. Quien sabé: Mt. 17 60 Ab. pr. 1890 ut. Mt. 740 p. Wfd. dtd. erh. Pierrot: Mt. 16 80 a Sto. Ab. 2c. erh. u. Weiteres notirt. Erfragtes ist in Nr. 49 quitt. Bf. f. Nth. Geldsack: Bf. u. Beil. v. 9/12 hier. Adr. u. Bstlig. not. Avis. angenehm. Ptrmnn: Nachr. v. 8/12 p. F. erh. u. inhaltl. vorgem. Bfl. mehr. W. Tptr. 3.- A.: Bf. v. 9/12 nach Schluß angelangt. Also demnächst.

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