sie durch die Gesetzgebung zu 3ugeständnissen gezwungen werden würden, welche freiwillig zu machen sie sich geweigert hätten."

Der Schlußsaß mit der Androhung der Gesetzgebung, wenn die Herren nicht Ordre pariren, wirkt allerdings etwas humoristisch, immerhin zeigt die ganze Philippika, wie sehr sich in den Kreisen der Politiker die Ueberzeugung Bahn bricht, daß die bisherige Behandlung der Arbeiter nicht andauern kann, daß man sich zu Konzessionen an sie entschließen muß. Und diese Erkenntniß ihnen beigebracht zu haben, ist das Verdienst der Sozialdemokratie.

Wenn wir nicht irren, war es ein den Hamburger Nachrichten" sehr nahestehender Abgeordneter, der einmal im Reichstag   es als eine fozialdemokratische Frechheit" bezeichnete, den herrschen­den Klassen ein ,, discite moniti lernt, ihr seid gemahnt", zuzurufen. Und nun? O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!

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Der Vollständigkeit halber bringen wir im Nach­stehenden die Zusammenstellung der gegen die einzelnen Angeklagten im Elberfelder Prozeß gefällten Urtheile. Es wurde erkannt über 14 Tage Langohr

Adolf

Bartel

Bebel

Becher

Beerend Bertram

Bierenfeld Bleibtreut Bollmus Bongarts Breuer Brodersen Bubenzer

4 Monate Lehmann

frei Lemmer

frei Leverberg

frei Löwenstein

6 Wochen Loose

5 Monate Lorenz

2 Monate Marschall  frei Meist

1 Monat Mengel

frei Mohrhenn frei Müller

6 Wochen Neumann

2 Monate Nielsen fret Nieß

fret frei

frei

frei frei

frei

frei

frei

frei

6 Monate

fret

5 Monate

5 Monate

frei

frei frei

frei

Busch

Cordes

2 Monate

Cramer

2 Monate Oertel

Dastig

frei Pfeiffer

v. Eckern

fret Pfüller

6 Wochen

Espör, Emil

frei Piepenbrink

Finke, Emil

frei Rendel

6 Wochen

Finke, Gustav 1 Jahr 6 Monate Neinsdorff

3 Monate

Finke, Wilhelm

frei Nöllinghoff

5 Monate

Flach

frei Sachse

Gerstenberger

frei Salzberg

Gester

36 Wochen

v. Schemm

Gewehr

Grillenberger

frei

Grimpe

Haase Hahn

Harmo Hagedorn of

Hohnsbehn

Horeyseck

Hüttenberger

Jeup

Iserloh

Kaiser

Koffer

Röster

Kolbe- Hülle

Kowakowski Küpper

allfrei Dr. Schmidt

Schmitz

frei Schneider

14 Tage Schürmann

2 Monate G. Schuhmacher

6 Monate H. Schuhmacher

6 Wochen 3 Monate 3 Monate

frei

2 Monate

2 Monate

14 Tage frei

5 Monate

frei

6 Wochen

badon fret

v. Schumann 21 Stürmer

6 Wochen

4 Monate

Tracht

6 Wochen Thielmann

6 Wochen

16 Wochen

4 Monate Ullenbaumspute 2 Monate frei Weiß sier and" apo frei Homofrei Weuster and ads! frei 2 Monate Wilden 14 Tage 3 Monate Wilfe don

frei Wind

4 Monate Winkler

bi frei Winterberg  4 Monate

frei 4 Monate 2 Mon. 14 T. frei

Ferner erkannte der Gerichtshof auf die Einziehung der zur Ver­breitung bestimmten verbotenen Druckschriften. A bit red Adolph, Haase, Schürmann und Wilden ward 1/500, den übrigen Verurtheilten/ der erstandenen baaren Kosten( unter jewei­liger für sämmtliche verbindlicher Haftbarkeit), der Staatskasse der Rest auferlegt.

An erlittener Untersuchungshaft wurden in Anrechnung gebracht bei Neumann, Bartel, Bierenfeld, Hüttenberger, Kösser und Küpper je 5 Wochen, bei Schmitz und Winkler je 1 Monat und bei Tracht 3 Wochen.

Ueber die Begründung des Urtheils haben die Zeitungen bis jezt nur eine fummarische Zusammenstellung veröffentlicht, der wir die nachstehenden Säße entnehmen:

in=

" Bei Würdigung des umfangreichen Materials hat der Gerichtshof die Bekundungen der Kommissare Stammhoff und Wilsing, sofern sie von den Gewährsmännern" herrühren und nicht anderweitig bestätigt sind, als nicht be= weisträftig angesehen.

Als erwiesen wird angenommen, daß eine allgemeine Verbindung zur Verbreitung des Sozialdemokrat" in Deutschland   besteht. Die planmäßige, geregelte Verbreitung des Blattes kann nur Werk einer

hätten, wie dies aus den Verhandlungen hervorgegangen sei, nichts anderes gethan, als was jede andere Partei unter den gleichen Bedingungen thun würde. Eine sehr kluge und weise Bemerkung, die aber auch für das ideale Sozialistengesez zutrifft, welche die National­zeitung" mit ihrem nationalliberalen Startellgeschwister in Petto hat. Der Reichsbote" meint, es wäre flüger gewesen, den Prozeß gar nicht anzustrengen, und ähnlich äußern sich andere konservative Organe. Von der Nathlosigkeit im reaktionären Lager zeugt der Nothschrei des Oberreptils, das in der Oberkloake zu Köln   am Rhein   sein Wesen treibt: was wir brauchen ist eine deutsche   Arbeiterpartei die sich von den sozialdemokratischen und internationalen Hirngespinsten und Flunkereien losreißt" und das sagt der Herr Oberreptilius natürlich nicht mit den duftenden Gesellen der größten Kloake" und denen der unzähligen anderen großen und kleinen Kloaken, die das Rieselfeld  " Deutschland   mit der ächten staatserhaltenden Taufe ver= forgen, und mit den hohen, höchsten und allerhöchsten Patronen dieser duftenden Gesellen und Gesellschaftsretter durch Dick und Dünn mar­schiren muß.

Eine deutsche   Arbeiterpartei! Das war auch das glorreiche Ziel, welches dem Zukunfts- Alten Friz" vorschwebte, als er neulich in Worms   in dem Muster- Denunzianten und Musterfabrikanten Hey 1*) den Löser der sozialen Frage begrüßte und eine Arbeiterpartei ersehnte, die dem sozialen Königthum" der Hohenzollern   den nöthigen Köhler­glauben entgegenbrächte.

Schon vorigen Winter hatte derselbe denselben allerhöchsten Wunsch zu Breslau   geäußert, und die Breslauer Arbeiter haben ihm ein paar Wochen später die Antwort gegeben, indem sie den Sozial­demokrat Kühn wählten.

"

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Eine deutsche Arbeiterpartei" wollen die Herren. Aber sie besteht ja thatsächlich, soweit sie überhaupt bestehen kann. Nur daß es teine Partei" ist, sondern bloß ein Partei- Anhängsel- und das wollen die Herren ja auch. Sie sollten darum eigentlich zufrieden sein. Und warum sind sie es nicht? Je nun, weil die deutsche Arbeiter­partei" ihres Herzens einem Schneemann gleicht, der vor den Strahlen der sozialdemokratischen Sonne dahinschmilzt. Diese deutsche Arbeiterpartei", das sind die Millionen der Arbeiter es sind ihrer viel mehr als die sozialdemokratische Partei bis Dato in ihren Reihen zählt das sind die Millionen der politisch noch ungebore= nen Arbeiter, die sich mit hammelhafter Willfährigkeit von den Handlangern des sozialen Königthums" und seiner Stüßen: den schnapsbrennenden, brotvertheuernden, arbeitergroschenschluckenden Raub­rittern und Schlotjunkern an die Wahlurnen schleppen lassen und den Herren Neattionären bei allen bisherigen Reichstags­wahlen die Majorität verliehen haben.

Das ist die deutsche Arbeiterpartei": die unglücklichen Opfer des herrschenden Systems, die ihre Herabwürdigung noch nicht begriffen haben, und im Dienste der Unterdrücker die Ketten für ihre eigene Selasse schmieden.

TUD

Allein die Millionen zerschmelzen, und die leuchtende Gluthsonne der Sozialdemokratie ist den Trägern des herrschenden Systems noch uner­reichbarer als der Mond den Möpsen der Fabel.

Und das ist die Verzweiflung der Pinoffs, Kammhoffs und ihrer Brodherrn.igs

- Wir haben unsere Pappenheimer richtig beurtheilt nämlich die Abgesandten des deutschen   Ausbeuterthums, die im Herbst England unsicher machten. Die Herren Beumer, Bueck 2c. haben sich, tamm im theuren Vaterland angelangt, schnell von allen Nathschlägen derjenigen englischen Unternehmer, die sich in die veränderten Zeiten geschickt haben und die Arbeiterverbindungen als berechtigten Faktor anerkennen, emanzipirt, und nichts ist haften geblieben als die Ein­flüsterungen des Herrn Reichwaldt, Vertreter des Arbeiterfreundes Krupp( 1. Leitartikel Nr. 50 des S.-D." svom Jahre 1889), wozu es freilich der kostspieligen Reise nicht bedurft hätte. Aber die Herrschaften haben es ja dazu.

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In dem Ausbeuterblatt Stahl und Eisen" macht Herr Beumer seine Brodgeber pflichtschuldigst auf die Gefahr" aufmerksam, die der Plan eines Internationalen Bergarbeiter- Kongresses" für das deutsche ,, Stapital" bedeutet. Nach der Darstellung dieses Herrn handelt es sich babei blos darum, im Interesse der Engländer, die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands   zu untergrabent.

Man höre nur, was der Herr, nachdem er einen Artikel des von dem trengebliebenen Chartisten Jos. Cowen herausgegebenen Newcastle Daily Chronicle" zitirt " Daily Chronicle" zitirt das beiläufig bei den englischen Krupps und Beumers ebenso beliebt ist, wie die deutsche Arbeiterpresse bei den deut­ schen   Liveseys heraussteckt:

Deutlicher fann es garnicht gesagt werden, was mit dem internatio­nalen Bergarbeiterfongreß( feitens der Engländer) bezweckt wird. Die Bergleute anderer Länder, also auch namentlich auch diejenigen Deutschlands  , sollen auf dem Kongreß darüber aufgeklärt" werden, daß sie höhere Löhne verlangen müssen, und diese höheren Löhne sollen den Produktionspreis der fremben, in erster Linie der deutschen  Kohle so in die Höhe treiben, daß das England mit großer Mühe ent­rissene Exportgebiet wieder verloren geht, John Bull   also wie= der allein das Recht" bekommt, nach Hamburg  , nach

Das Bestehen von örtlichen Verbindungen in Barmen- Elberfeld   ist Italien   u. i. w. Stohlen zu exportiren. Oftober b. J. in

erwiefen durch die Angaben der Stommissare Stammhoff und Wilfing, durch die Aussagen des Zeugen Bleckmann und des Angeklagten Nölling­hoff, durch die beschlagnahmten Korrespondenzen 2c. Diese örtlichen Berbindungen hatten zum Zweck, die Verbreitung des Sozialdemokrat" und dienten ferner zur Verbreitung von Flugblättern, hielten Ver­sammlungen ab, sammelten Gelder und beschickten die Kongresse.

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Nicht erwiesen ist dagegen das Bestehen einer all­gemeinen Verbindung in Deutschland  , an deren Spize die Fraktion steht. Es liegen dafür allerdings schwere Verdachtsmomente vor, doch sind diese nicht zwingend genug, um eine solche Verbindung zu beweisen. Es kann sich auch um die Bethätigung einer Parteiorganisation handeln.

Beide Verbindungen, die örtliche und die allgemeine zur Verbreitung bes S.-D.", haben namentlich den Zweck, Maßregeln zur Durchfüh­rung des Sozialistengesetzes zu entfräften. Das geschieht durch Ver­breitung des S.-D.", Geldsammlungen, die, wenn auch an sich im Einzelnen nicht strafbar, doch dem Sozialistengefeß zuwiderlaufen­Vergehen wider die§§ 128 und 129 des Strafgesetzbuches in idealer Konkurrenz"

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In Hinblick auf den Umstand, daß dies nur ein Auszug, enthalten zunächst jeder kritisirenden Bemerkung. Diese wird erst am wir be ſein, wenn bas Grtenntniß in feinem Wortlaut vorliegt. Gs Plaze handelt sich namentlich darum, auf welche Thatsachen hin die Richter auf die Verbindung", bezw. die Zugehörigkeit zu derselben erkannten. Prinzipiell haben sie sich, das geht aus dem Ganzen hervor, an die Recht" gewordene Deduktion des Reichsgerichts gehalten. Nachschrift. Nach einem Telegramm der Daily News" hat der Pinoff gegen das Erkenntniß beim Reichsgericht Nekurs ein­gelegt. Daß er nach dieser Niederlage noch den Muth dazu findet, ist wirklich beschämend für das Reichsgericht.

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Ans Deutschland   wird uns geschrieben: Man mag über das Urtheil im Elberfelder   Prozeß in Bezug auf die einzelnen Punkte sagen, was man will, im Großen und Ganzen ist es mit all seinen Verklausulirungen eine zwar unbeabsichtigte, aber desto schärfer treffende niederschmetternde Verurtheilung des Sozialisten­gesezes und seiner Väter und Geburtshelfer. Das denkt, fühlt und ficht Jedermann, der überhaupt noch nicht zur gedankenlofen, gefühl Iosen, blinden Maschine geworden ist wozu das herrschende System sämmtliche Menschen, mit Ausnahme der gottbegnadeten Fürsten und Junker( Kraut, Schlot- und sonstige Junter) gern machen möchte. Von der öffentlichen Meinung" sei hier garnicht gesprochen, aber unsere Feinde fühlen und sehen es; die Urheber dieses monströsesten aller modernen Justizskandale fühlen und sehen es. Und so nieber­gebonnert sind sie, daß sie ihre Gefühle und Gedanken nicht zu unter­brücken vermögen. Die ganze reaktionäre Preffe konservative wie nationalliberale gesteht es ein, daß der Prozeß eine Niederlage des Systems ist. Die Nationalzeitung" gibt zerknirscht zu, die Schädlichkeit und Unhaltbarkeit des Sozialistengefeßes in seiner jezigen Gestalt" eine nicht schädliches" und nicht unhaltbares" Sozialistengesetz schwebt ihr demnach noch als Ideal vor diesen Prozeß aller Welt bewiesen worden

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sei durch

die Sozialdemokraten

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M

Derfelbe Gedankengang trat auf dem am Birmingham   abgehaltenen Kohlenarbeiter- Stongreß zu Tage. Es waren dort 227,000 englische Bergarbeiter durch Delegirte vertreten, undres handelte sich hauptsächlich um die Frage, ob ein internationaler Kongreß einberufen werden sollte oder nicht. Bei der Debatte über diesen An­trag wurde einent Berichte des Manchester Guardian" zufolge als Grund für die Nothwendigkeit eines solchen Kongresses angeführt, daß, so lange es den ausländischen Grubenarbeitern gestattet werde, ihre Arbeit zu einem billigen Saße zu verkaufen und zu lange 3eit zu arbeiten, die Interessen der englischen Bergleute und des englischen Kohlenhandels zu sehr in Mitleidenschaft gezogen würden. Diese Ansicht wurde der zum Studium der britischen Arbeiterver­hältnisse nach England entsandten Kommission, welcher der Schreiber dieses anzugehören die Ehre hatte, an den verschiedensten Stellen in einer man tönnte fast sagen naiv- offenen Weise bestätigt. So sagte uns Mr. Broadhurst, der oberste Beamte der vereinigten Trades Unions des gesammten Königreichs er ist Secretary of The Parlia­mentary Committee der Zweck jenes internationalen Bergarbeiter­Kongresses bestehe allerdings darin, daß der immer mehr fühlbare Wettbewerb der französischen, belgischen und deutschen   Kohle dadurch zurückgehalten werde, daß die Arbeitszeit auf dem Festlande berkürzt und die Löhne erhöht würden. Die englischen Kohlen­arbeiter müßten befürchten, in ihrer ganzen Position zurückgedrängt zu werden; sie seien daher, um die ausländische Konkurrenz zu bekämpfen, berechtigt und verpflichtet, dahin zu streben, daß die Produktion in den konkurrirenden Ländern sich unter denselben Bedingungen wie in England vollziche."

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Sehr richtig bemerkt ein Mitarbeiter der Berliner Volks- Tribüne" der wir das Zitat entnehmen, daß die Naivetät" hier ganz auf Seiten des Herrn Beumer liegt. Ein ehrliches Geständniß fann nur der naiv finden, dem die Lüge und Heuchelei unbedingtes Geschäfts­prinzip ist. Sicher lag es Herrn Beumer fern, das von sich und seinen Brodgebern zu erklären, aber thatsächlich thut er es in den obigen Worten-wider seinen Willen, d. h. naiv.

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Die Engländer sagen ehrlich heraus, daß ihr Selbsterhaltung 8- trieb sie veranlaßt, für den Internationalen Bergarbeiterkongreß einzu treten. Sie sagen es ehrlich heraus in dem Bewußtsein, daß ihr Vor­haben ein durchaus legitimes ist. Sie wollen wohlgemerkt, es han delt sich hier immer nur um die englischen Arbeiter und ihre Freunde eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, sie wissen aber, daß sie das nicht können, so lange die Arbeitsbedingungen ihrer festländischen Kollegen noch tief unter ihren stehen. Daher bahnen sie eine Ver ständigung mit diesen, eine gemeinsame Aktion mit diesen an. Das ist ein durchaus richtiges, loyales Vorgehen. Es wendet sich nicht gegen die fremde Konkurrenz, sondern gegen die fremde Schmutz- Konturrenz. Herr Beumer aber gesteht naiver Weise zu, daß die Sch mußfonfurrenz nach ihm gerade Lebensbedingung

*) Jm Reichstage wurde ihm seinerzeit nachgewiesen, daß er den Sozialdemokrat Oppenheimer der Polizei denunzirt hatte; der Heyl fonnte fich auch nicht vertheidigen und wurde von seinen Partei genossen nicht mehr als Kandidat aufgestellt. Housing

der   deutschen Kohlenindustrie ist, denn wie könnte sie sonst sich durch das Vorgehen der englischen Arbeiter bedroht fühlen? Wohlgemerkt, wir sagen bedroht fühlen, denn wirklich ist sie durch dasselbe in teiner Weise bedroht. Die deutsche Kohlenindustrie kann auch ohne Sch mu z konkurrenz bestehen, sie ist durchaus nicht auf Hungerlöhne und Schwizarbeit angewiesen. Darum: laßt Euch nicht verblüffen, deutsche Arbeiter! Haltet Eure Augen offen und berathet mit Euren englifchen Kameraden, wie Ihr Eure beiderseitigen Interessen am Besten wahrt.

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und

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Noch schöner wie Herr Beumer treibt es der Ex- Sozialist leider noch! Ex- Minister Schäffle. In seiner Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft" sucht der erzellente Staatsmann nachzuweisen, daß   Deutschland unter Umständen durch einen Streit der Kohlengräber oder auch der Eisenbahnbeamten am Krieg führen verhindert werden könne. Es sei möglich", heißt es in dem zitirten Artikel, daß ein auswärtiger Kriegsminister oder auswärtige Kohlen­fürsten unsere Kohlengräber durch Agitatoren und reichliche Gelder zum Streifen brächten, um unsern Staat wehrlos zu machen oder die Kund­schaft unserer Stohlenproduzenten für sich zu stehlen. Diese Gefahr sei um so drohender, als die Proletarier international seien. Zum Schutz unseres Staates und der einheimischen Industrie verlangt Schäffle für die Regierung das Recht, unter Umständen die streikenden Kohlenarbeiter zum Weiterarbeiten unter Bedingungen, die ein Schiedsgericht zu be= stimmen hat, zu zwingen und Agitatoren, welche zur Fortsetzung des Streits auffordern, als Landesverräther zu behandeln." Das heißt, zu erschießen. Ein probates Mittel. Gegen diesen Sozialreformer war Eisenbart ein wahrer Stümper.

Und man glaube nicht, daß Herr Schäffle blos theoretisch deduzirt. Der Mann spricht aus Erfahrung. Er weiß, wie leicht sich Leute in kritischen Zeiten dazu bereit finden, in die Dienste des Nach bar= sta ats zu treten, sobald derselbe eine ihrem eigenen Vaterland feind­liche Politik einschlägt. Er weiß, wie es gemacht wird, er war nicht umsonst selbst einmal Minister   Oesterreichs im deutsch­feindlichen Kabinet   Hohenwart. T

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Civis germanus sum- Ich bin ein   deutscher Bürger. Wenn der deutsche Mordspatriot so recht im Schwunge ist, von der Größe und Herrlichkeit des neuerrichteten   Deutschen Reiches zu erzählen, dann fehlt nie der Hinweis, wie anders doch heute der   Deutsche im Auslande dastehe als ehedem, in der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit". Damals habe er sich alles gefallen lassen müssen, heute aber schüße ihn der mächtige Reichsadler, wohin er auch den Fuß sezte. Das Ich bin ein  deutscher Bürger" habe dieselbe Bedeutung gewonnen wie ehedem das berühmte Civis romanus sum ich bin ein Bürger Roms. Und Michel, wenn er das hört, geht hin und bewilligt Millionen über Mil­lionen für unser herrliches Heer" und unsre prächtige Flotte."

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Wie's dem   deutschen Bürger" aber gehen kann, wenn er sich draußen befindet und bei dem Vertreter des mächtigen Deutschen Reichs Schutz sucht, darüber kommen uns fast zu gleicher Zeit zwei charakteristische Notizen zu Gesicht.

Die erste bezieht sich auf einen Vorfall in   Argentinien. Was für nette Polizeizustände in dieser Republik herrschen, ist den Lesern dieses Blattes erst kürzlich vorgeführt worden. Jetzt berichtet die Weser 3tg." ein zweites Beispiel. Ein junger Deutscher, Namens Heinrich Hauck, ist in der argentinischen Stadt Rosario um Nichts und wieder Nichts von der Polizei in ganz infamer Weise mißhandelt worden. Er wurde ohne Grund verhaftet, dann vor den Polizeikomissär geführt, der erst entschied, Hauck könne gehen, dann aber, als Hauck den Polizeichef zu sehen wünschte, um sich bei ihm zu beschweren, ihn in eine dunkle Zelle werfenließ, um dort auf die Ankunft des Herrn zu warten", der aber natürlich gar nicht benachrichtigt wurde. So verbrachte denn", heißt es im Bericht, Hauck die ganze Nacht in der Gefangenenzelle, und am nächsten Morgen hat man ihn, gerade wie gewöhnliche Sträflinge, das Wachtlokal ausfegen lassen u. s. w. Immer wenn Hauck sich sträubte, solche niederen Dienste zu leisten, wurde er mit Prügeln und Fuß­tritten dazu gezwungen. Der scheußlichen Mißhandlungen müde, machte Hauck einen Flucht versuch, wurde aber angehalten und um fo ärger geprügelt. Schließlich ließ man ihn 25 Pesos bezahlen und setzte ihn auf freien Fuß. Hauck wandte sich dann mit Beschwerde an den Polizeichef und an den   deutschen Vizekonsul in Rosario. Letzterer, anstatt unter allen Umständen Genugthuung für die an einem   Deutschen verübten Körperverlegungen, die Hauck durch ärztliche Atteste nachwies, zu verlangen, erklärte auf eine Aeußerung des Herrn Polizeichefs: Wenn ich der betreffende Schuhmann gewesen wäre, ich hätte Ihnen den Kopf gespalten", ganz bündig: ,, Sehr richtig!"( Muy bien!)

Daß ist dem Herrn allerdings nicht gut bekommen, denn Herr Hauck hatte wohlhabende Freunde, und so hat nicht nur die deutsche Kolonie in Rosario Lärm geschlagen, sondern auch der deutsche Gesandte hat sich über die Sache Bericht eingefordert. Indeß, es können doch nicht alle Deutsche gute Verbindungen" haben, es gibt in   Deutschland etliche Millionnen Arbeiter, und wie es denen im Ausland be= folgende Notiz, die wir in   amerikanischen Blättern finden: tommt, wenn sie sich auf ihr deutsches Bürgerthum berufen, zeigt New-  

York, 22. Dezember. Aus den Phosphatgruben bei

Jacksonboro, Süd- Karolina, ist Karl Grunow aus Nosgow bei Frant­furt a. D. hier angekommen. Er bestätigt alles, was von dort über die Ausbeutung und Bedrückung der Arbeiter gemeldet worden ist. Weder Stroh noch Decken waren vorhanden und die Leute, an ein solches Lager nicht gewohnt, liefen in den nahen Wald, wo sie sich   Moos holten, um wenigstens eine nothdürftige Unterlage zu haben. Dann wurde ihnen als Kost Brod und rohes, fettes Schweinefleisch verab= reicht und da ihnen tein Stochgeräth zur Verfügung stand, mußten sie das Schweinefleisch im rohen Zustand genießen. Sie erhoben gleich Anfangs hiergegen beim Kontraktor Herz Protest, doch sagte dieser, von Beföstigung stehe nichts in dem Kontrakt, denn die Worte ,, Board Quarters" meinten ,, hölzerne Behausung" und nicht ,, ost und Quartier". Somit waren die harmlosen   Deutschen in einer Weise übertölpelt wor­den, gegen welche sich gefeßlich nicht anfämpfen ließ. Die Arbeit, erzählte Grunow weiter, bestand darin, daß sie von 5 Uhr früh bis 16 Uhr Abends Gruben von 13 Fuß Länge und 6 Fuß Breite graben mußten, und es leuchtete gleich Jedem ein, daß nur ein starker und geübter Mann Dollar 3 und Dollar 3.50 per Woche verdienen könne, wenn günstiges Wetter herrsche.

Am zweiten Tag gelang es sechs Mann, zu entfliehen und nach Char­leston zu entkommen; in der nächsten Nacht schlichen sich wieder fünf davon, von denen man seither nichts mehr gehört. Die elf Zurückge­bliebenen, unter denen sich Grunow befand, vermochten es nicht länger auf dem Plaze auszuhalten, und nach mehrtägiger Arbeit liefen auch fie davon. Man hatte dies auch erwartet und ein farbiger Bundes­marschall nebst Assistenten diente als Werkzeug, die Flüchtigen zu ver­haften, die dann nach der Bocklyn- County- Jail( Jail- Gefängniß) gebracht wurden, wo man fie fünf Tage eingesperrt hielt. Der Countyrichter entschied, nachdem er den Kontrakt durchgelesen, daß die Leute entweder fünf Monate arbeiten oder auf so lange in die Penitentiary( Strafge­fängniß) zu gehen hätten. Grunow, der den Kontrakt nicht unter­schrieben, wurde freigelassen. Die acht Leidensgefährten Grunow's, die sich noch in der Sklaverei befanden, als er fort war, sind Wilhelm Meyer, Wilhelm Rupp, Johann Rademacher, David Menzel, Walter Buchheim, Chris. Diepold, N. Lange und ein Desterreicher Namens Zehner. Grunow hatte ein Schreiben von der Jail aus an den deut­  schen Konsul Charles D. Witte in Charleston gerichtet. Einen Erfolg hatte das Schreiben nicht, denn er erhielt zur Antwort, der deutsche Konsul habe kein Geld zur Verfügung, um einen Rechtsanwalt zur Verfügung stellen zu fönnen. Der fran­  zösische konsul in Charleston nahm sich dagegen seiner Lands­leute sofort an und verschaffte ihnen die Freiheit."

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Frankreich ist bekanntlich überschuldet und wir   Deutschen" haben heidenmäßig viel Geld". Aber ein Konsul des großen   Deutschen Reichs läßt seine Landsleute einer schändlichen Vergewaltigung zum Opfer fallen aus Geldmangel. Die   französischen Arbeiter sind auf freiem Fuß, und die   Deutschen müssen als Slaven fortschanzen, für sie hat der deutsche Konsul ,, kein Geld".   Frankreich ist eben eine berkommene Nation", und in   Deutschland herrscht das soziale stönig­thum". Schrei hurrah, Michel, und bewillige noch etliche hundert Mil­Ifonen mehr für das herrliche Reichsheer!