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No. 10.

1

Der Sozialdemokrat

Organ der Sozialdemokratie deutscher   Zunge.

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland   und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Borsigt abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Dedabressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Erscheint wöchentlich einmal

in

London  .

Berlag

der

German Cooperative Publishing Co.

E. Bernstein& Co., London   N. W.  114 Kentish Town Road.

Poffendungen

franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe

nach England tosten Doppelporto.

8. März 1890.

20 Mandate im ersten Wahlgang, 17 in der Stichwahl. 1,341,587 sozialdemokratische Wähler

Im erflen Wahlgang:

Glauchan- Meerane  :

3. Auer, Sattler( Schriftsteller) in München  .

Hamburg   I.:

A. Bebel  , Drechslermeister( Schriftsteller) in

Dresden  .

Hamburg   II.:

3. H. W. Dirk, Buchdrucker in Stuttgart  .

Greiz  :

C. Förster, Zigarrenarbeiter in Hamburg  .

Altona  :

Karl Frohme  , Schlosser( Schriftsteller) in Hannover  .

Leipzig  - Land:

F. Geyer, Zigarrenarbeiter in Großenhain  .

Nürnberg  :

K. Grillenberger  , Schlosser( Korrektor) in

Nürnberg  .

Barmen- Elberfeld  :

F. Harm, Weber( Gastwirth) in Barmen.

Mülhausen   i. Eljak:

F. Hickel, Schreiner in Mühlhausen  .

Berlin   VI.:

W. Liebknecht  , Schriftsteller in Borsdorf  .

Hamburg   III.:

Wilhelm Mekger, Spengler( Journalist) in Hamburg  .

Chemnitz  :

Max Schippel  , Schriftsteller in Berlin  .

Mittweida  - Limbach  :

A. Schmidt, Buchdrucker in Berlin  .

Solingen  :

Gg. Schuhmacher, Gerber in Solingen  .

Schneeberg  - Stollberg  :

3. Seifert, Schuhmacher in Zwickau  . Berlin   IV.:

P. Singer, Kaufmann in Dresden  .

Zwickau  - Crimmischau:

W. Stolle  , Gärtner( Gastwirth) in Gesau.

München   II. und Magdeburg  :

6. Vollmar, Schriftsteller in München  .

Gera  :

E. Wurm, Schriftsteller in Dresden  .

-

Tufer die Welt, trotz alle der

1890

( a

20 Febr

567,405 Zuwachs

In der Stichwahl wurden gewählt:

München   I.:

3. Birk, Gastwirth in München  .

Braunschweig  :

W. Blos  , Schriftsteller in Stuttgart  . Bremen  :

3. Bruhus, Zigarrenarbeiter in Bremen  .

Mannheim  :

A. Breesbach, Tischler( Kaufm.) Mannheim  .

Calbe  - Aschersleben  :

Aug. Heine, Hutfabrikant in Halberstadt  .

Naumburg   a./Saale  :

W. Hoffmann, Zigarrenarbeiter in Chemniß.

Mainz  :

Franz Jöft, Tischler in Mainz  .

Halle a./Saale  :

Frik Kunert, Lehrer( Redakteur) in Breslau  . Hannover:

H. Meiffer, Zigarren- Arbeiter in Hannover  . Ottensen   Pinneberg  :

H. Molkenbuhr  , Zig.- Arbeiter in Kellinghusen  .

Frankfurt   a. M.:

Wilh. Schmidt, Lithograph in Frankfurt  .

Sonneberg  :

P. Reißhaus, Schneider in Erfurt  .

Königsberg   i. Pr.:

Carl Schulte, Zigarrenarbeiter in Königsberg  .

Lübeck  :

Th. Schwark, Koch( Gastwirth) in Lübeck  . Nieder- Barnim:

Arth  . Stadthagen  , Rechtsanwalt in Berlin  .

Breslau  - Oft:

Franz Tubauer, Tischler in Berlin  .

Offenbach  - Dieburg  :

Carl Ulrich  , Schlosser( Redakteur) in Offenbach  .

Siegreiche Stichwahlen:

München   I

Braunschweig Bremen  

1890 1887 Stichwahl

7,570 4,563 14,432 13,621 10,656 15,000 14,843 7,743 16,404 8,701 5,128

Mannheim  

12,601

Galbe- Aschersleben   12,514

4,837

16,373

Naumburg

10,563

5,591

13,000

Mainz  

8,000

5,526

10,000

Halle a./S.

12,618

6,590

14,500

Hannover  

16,570

12,210

19,000

Ottensen  

10,820

6,520

13,010

Königsberg  

12,327

7,987

13,138

Frankfurt   a. M. 12,654

8640

18,090

Lübeck  

6,389

4,254

7,316

Nieder- Barnim

13,628

5,680

15,400

Breslau  - Ost

9,996 7,781

12,337

Offenbach  

4,659

10,334 8,024 13,000 7,215

10,000

Sonneberg  

Das war vor der Entscheidungsschlacht Ju eurem Lager wüftes Lärmen! Die Becher flangen durch die Nacht, Musit, Geschrei und trunknes Schwärmen. Wir sahen euch im Tanze drehn Durch eurer Lagerfeuer Qualmen Und ließen uns herüberwehn

Vom Wind die Melodie von Psalmen.

Da ward gebetet und geflucht, Denn abseits von der tollen Rotte Hat zitternd Trost und Schutz gesucht Das Muckerthum bei seinem Gotte; Und während auf den Knien lag Mit Angftgeplärr der Troß der Pfaffen, Schliff pfeifend für den Ehrentag" Der Uebermuth sich seine Waffen.

11

Der erste Akt.

So habt ihr, prahlend und verzagt Und mit geheucheltem Vertrauen, Die Nacht verjubelt und verklagt, Statt ernst auf's gute Recht zu bauen; Und während still das Dunkel wich Dem Tag und seiner Strahlenkrone Vollzog in finstrem Schweigen fich Der Aufmarsch uns'rer Bataillone. Vernehmlich liefen durch die Weih'n Geflüsterte Kommandoworte; Ein Jeder stand im Morgenschein Geschlossent am bestimmten Orte. Wir wußten, wo der Gegner stand, Und konnten nicht im Wege irren, Und wenn ein schwacher Laut entschwand, So war's der Waffen leises klirren,

Die sich gebrüstet und gebläht, Als ob sie Steiner jemals schlage Wie Garben liegen sie gemäht Nach diesem großen Ehrentage, Und die voll Hochmuth uns gedroht, Daß sie uns fesselten und bänden Stein Hund nimmt einen Bissen Brot Nach diesem Tag aus ihren Händen.

Wohl krampfte zornig sich die Hand, Wohl schlug das Herz im heißen Grimme, Doch selbst die tieffte Wallung fand In diesen Stunden feine Stimme, Und kaum ein Lächeln ward getauscht Von Freunden, wie ein ernſtes Mahnen, Wenn leicht im Morgenwind gerauscht Die ehrenreichen rothen Fahnen. Ein Wint, dann ein Trompetenstoß, Ein Schrei des Hasses tausendstimmig Und furchtbar brach das Wetter los, Wildschön, erhaben, aber grinimig! Das war kein zierlich Lanzenspiel, Das war ein Stampf auf Tod und Leben, Und wer von unf'ren Hieben fiel, Dem wurde tein Pardon gegeben.

Nach ihren stolzen Fahnen greift Die Hand des Niedrigsten und Letzten; Durch Blut und Koth der Wahlstatt schleift Er spöttisch fingend die zerfetzten; Und was mir splitterte, nicht brach, Entrann nicht rächenden Geschicken, Denn unter dieser Last von Schmach Wird es wie Rohr zusammenknicken.

Und wie sie fielen! Links und rechts Brach's wie der Sturm in ihre Glieder, Warf rauh die berbe Faust des Knechts Die zarten, seid'nen Herrlein nieder. Der Sturm zerblies ihr Heer wie Schaum Sie suchten sich umsonst zu sammeln, Und selbst die Frömmsten fanden kaum Die Zeit, ihr Stoßgebet zu stammeln. Ward deines Gleichen fe gefehn, Gewaltigste der Niederlagen? Um die Armada war's geschehn, Bevor sie sich noch recht geschlagen, Und mancher prahlerische Held Geziert mit Federn und mit Wetten, Irrt jammernd flüchtig über's Feld Und sucht verzweifelnd sich zu retten.

Wir aber stehen stumm und dicht In Massen wieder und Kolonnen; Wir sind die blöden Narren nicht, Zu glauben, Alles sei gewonnen. Das große Schauspiel hat gepackt Es tehrt mit einem Gisenbesen; Doch it's, ihr Herr'n, der erste Aft Des Riefendramas nur gewesen!

R. L.