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No. 10.
1
Der Sozialdemokrat
Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge.
Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Borsigt abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Dedabressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.
Erscheint wöchentlich einmal
in
Berlag
der
Poffendungen
franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe
nach England tosten Doppelporto.
8. März 1890.
20 Mandate im ersten Wahlgang, 17 in der Stichwahl. 1,341,587 sozialdemokratische Wähler
Gg. Schuhmacher, Gerber in Solingen .
3. Seifert, Schuhmacher in Zwickau . Berlin IV.:
P. Singer, Kaufmann in Dresden .
-
Tufer die Welt, trotz alle der
1890
( a
20 Febr
567,405 Zuwachs
In der Stichwahl wurden gewählt:
W. Hoffmann, Zigarrenarbeiter in Chemniß.
Frik Kunert, Lehrer( Redakteur) in Breslau . Hannover:
H. Meiffer, Zigarren- Arbeiter in Hannover . Ottensen Pinneberg :
1890 1887 Stichwahl
7,570 4,563 14,432 13,621 10,656 15,000 14,843 7,743 16,404 8,701 5,128
12,601
4,837
16,373
Naumburg
10,563
5,591
13,000
8,000
5,526
10,000
Halle a./S.
12,618
6,590
14,500
16,570
12,210
19,000
10,820
6,520
13,010
12,327
7,987
13,138
8640
18,090
6,389
4,254
7,316
Nieder- Barnim
13,628
5,680
15,400
9,996 7,781
12,337
4,659
10,334 8,024 13,000 7,215
10,000
Das war vor der Entscheidungsschlacht Ju eurem Lager wüftes Lärmen! Die Becher flangen durch die Nacht, Musit, Geschrei und trunknes Schwärmen. Wir sahen euch im Tanze drehn Durch eurer Lagerfeuer Qualmen Und ließen uns herüberwehn
Vom Wind die Melodie von Psalmen.
Da ward gebetet und geflucht, Denn abseits von der tollen Rotte Hat zitternd Trost und Schutz gesucht Das Muckerthum bei seinem Gotte; Und während auf den Knien lag Mit Angftgeplärr der Troß der Pfaffen, Schliff pfeifend für den Ehrentag" Der Uebermuth sich seine Waffen.
11
Der erste Akt.
So habt ihr, prahlend und verzagt Und mit geheucheltem Vertrauen, Die Nacht verjubelt und verklagt, Statt ernst auf's gute Recht zu bauen; Und während still das Dunkel wich Dem Tag und seiner Strahlenkrone Vollzog in finstrem Schweigen fich Der Aufmarsch uns'rer Bataillone. Vernehmlich liefen durch die Weih'n Geflüsterte Kommandoworte; Ein Jeder stand im Morgenschein Geschlossent am bestimmten Orte. Wir wußten, wo der Gegner stand, Und konnten nicht im Wege irren, Und wenn ein schwacher Laut entschwand, So war's der Waffen leises klirren,
Die sich gebrüstet und gebläht, Als ob sie Steiner jemals schlage Wie Garben liegen sie gemäht Nach diesem großen Ehrentage, Und die voll Hochmuth uns gedroht, Daß sie uns fesselten und bänden Stein Hund nimmt einen Bissen Brot Nach diesem Tag aus ihren Händen.
Wohl krampfte zornig sich die Hand, Wohl schlug das Herz im heißen Grimme, Doch selbst die tieffte Wallung fand In diesen Stunden feine Stimme, Und kaum ein Lächeln ward getauscht Von Freunden, wie ein ernſtes Mahnen, Wenn leicht im Morgenwind gerauscht Die ehrenreichen rothen Fahnen. Ein Wint, dann ein Trompetenstoß, Ein Schrei des Hasses tausendstimmig Und furchtbar brach das Wetter los, Wildschön, erhaben, aber grinimig! Das war kein zierlich Lanzenspiel, Das war ein Stampf auf Tod und Leben, Und wer von unf'ren Hieben fiel, Dem wurde tein Pardon gegeben.
Nach ihren stolzen Fahnen greift Die Hand des Niedrigsten und Letzten; Durch Blut und Koth der Wahlstatt schleift Er spöttisch fingend die zerfetzten; Und was mir splitterte, nicht brach, Entrann nicht rächenden Geschicken, Denn unter dieser Last von Schmach Wird es wie Rohr zusammenknicken.
Und wie sie fielen! Links und rechts Brach's wie der Sturm in ihre Glieder, Warf rauh die berbe Faust des Knechts Die zarten, seid'nen Herrlein nieder. Der Sturm zerblies ihr Heer wie Schaum Sie suchten sich umsonst zu sammeln, Und selbst die Frömmsten fanden kaum Die Zeit, ihr Stoßgebet zu stammeln. Ward deines Gleichen fe gefehn, Gewaltigste der Niederlagen? Um die Armada war's geschehn, Bevor sie sich noch recht geschlagen, Und mancher prahlerische Held Geziert mit Federn und mit Wetten, Irrt jammernd flüchtig über's Feld Und sucht verzweifelnd sich zu retten.
Wir aber stehen stumm und dicht In Massen wieder und Kolonnen; Wir sind die blöden Narren nicht, Zu glauben, Alles sei gewonnen. Das große Schauspiel hat gepackt Es tehrt mit einem Gisenbesen; Doch it's, ihr Herr'n, der erste Aft Des Riefendramas nur gewesen!
R. L.