Troh alledem!

Ein Sieg ist erfochten worden, wie ihn die Arbeiterklasse feines Landes je glänzender errungen. Wohl waren es die Arbeiter gewesen, die im Februar 1848 in Paris die Juli­monarchie stürzten, aber der Thron Louis Philipps war längst morsch und untergraben, die große Masse des Bürger­thums hatte sich vom ,, Bürgerkönigthum" abgewendet, sie selbst war es, die die Bewegung gegen dasselbe eröffnet hatte, und das Pariser Proletariat hatte nur nöthig gehabt, im ent­scheidenden Moment auf die Barrikaden zu steigen, um ihm den Garaus zu machen. Er war ein Sieg des Proletariats, der glorreiche 24. Februar 1848, aber ein Sieg im Sturm, abgenommen einem Gegner, der schon verloren war, als er den Kampf aufnahm.

Und wieder stieg das Pariser Proletariat auf die Straße, und wieder errang es einen Sieg, der es zum Herrn von Paris machte. Glorreich der Tag des achtzehnten März 1871, Aber es war ein Sieg über einen Gegner, der sich auf eine improvisirte Macht stüßte, über eine Regierung, die selbst nur ein Provisorium war, und er war vor allen Dingen ein Sieg, erfochten in einem rein politischen Kampf, in einem Moment, wo die Gemüther erregt waren über Streitfragen, die abseits vom Gebiet des sozialen Klassenkampfes lagen. Das Volk von Paris war bewaffnet worden, um das Vater­land gegen den auswärtigen Feind zu vertheidigen, und es benuẞte in einem gegebenen Moment diese Waffen, um sie gegen seinen nationalen politischen Gegner zu kehren; die Pariser Kommune von 1871 nahm erst während ihres Be­standes einen bestimmten sozialen, sozialistischen Charakter an.

Großartig war die Bewegung der Chartisten in England, gewaltige Massen nahmen an ihr Theil. Aber sie war feine ausgesprochene proletarische Bewegung mit bestimmten prole­tarischen Zielen, ihre Forderungen waren die des demokrati schen Kleinbürgerthums, und troßdem die Arbeiter das Gros ihrer Kämpfenden bildeten, behielt sie diesen Charakter bis zum Ende.

Fern sei es von uns, diese Kämpfe zu verkleinern; keinen Augenblick soll es vergessen werden, daß wir heute auf den Schultern der Chartisten der dreißiger und vierziger Jahre, auf den Schultern der Barrikadenkämpfer von 1848 und der Kommunehelden von 1871 stehen, daß wir die Saat geerntet, die sie gefäet. Nie werden es die deutschen Arbeiter vergessen, was sie ihren Vorfämpfern in England und Frankreich ver­danken, die mit ihrem Herzblut den Boden gedüngt, der jett so herrliche Früchte trägt. Wir würden indeß das Andenken

dieser Stämpfer schlecht ehren, wollten wir um der Vergangen heit willen die Gegenwart verkleinern. Es ist der Partei der Zukunft unwürdig, Romantik zu treiben. In der Zukunft liegen unsre Jdeale, und wenn wir rückwärts blicken, so thun wir es nur, um uns die Frage zu beantworten, ob wir wieder ein Stück Weges vorwärts geschritten.

Und wer, der Augen hat, zu sehen, kann diese Frage heut

verneinen?

Nie zuvor hat die Welt eine Arbeiterpartei gesehen, mit ausgesprochen sozialistischen Zielen, den Kampf aufnehmen gegen alle bürgerlichen Parteien, und alle bürgerlichen Parteien, von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken, Schritt für Schritt siegreich bekämpfen. Nie zuvor hat der So­zialismus in irgend einem Lande solche Massen auf den Plan geführt, und nie zuvor sah er seine Anhänger so weithin über das ganze Land verbreitet. Nie zuvor hat eine sozialistische Arbeiterpartei nicht nur in den Hauptstädten und Mittel­städten, sondern auch in vielen hunderten von Kleinstädten und Dörfern eine solch erbrückende Anhängerschaft aufzuweisen vermocht als die deutsche Sozialdemokratie am 20. Februar 1890. Glück auf, das ist ein glorreich Jahr, Das ist ein stolzer Februar."

Ja, wir sind mächtig vorwärts geschritten, diese Wahl war ein Ereigniß von weltgeschichtlicher Bedeutung.

Thoren, die in Aeußerlichkeiten das Wesen der Dinge suchen, werden diesen Saz mit überlegener Miene belächeln. , Ein weltgeschichtliches Greigniß? Pah, keinem Ausbeuter ist ein Haar gekrümmt worden, nicht ein Tropfen Tyrannenblut ist geflossen, und das arbeitende Volk ist noch ebenso unter­brückt wie vorher. Nichts, gar nichts hat sich geändert, als daß einige Parlamentssessel ihren Inhaber gewechselt haben". Brauchen wir das Falsche dieser Art der Beurtheilung der Dinge erst noch nachzuweisen? Sollen wir zum hundertsten Male an der Hand der Geschichte zeigen, daß mit dem Ver­gießen von Tyrannenblut die Tyrannenherrschaft noch nicht aus der Welt geschafft, mit dem Aufknüpfen von noch so vielen ausbeutenden Individuen das Ausbeutungssystem noch feineswegs geändert wird? Wir denken, nein. Wir trauen unsern Lesern ein beffres Verständniß der Entwicklungsgefeße der Menschheit zu, als daß wir den alten Aberglauben, der dem obigen Einwand zu Grunde liegt, hier des Längeren widerlegen follten.

Und ist es denn überhaupt wahr, daß sich außer im Par­lament ,, nichts, gar nichts verändert hat?" Ist es wirklich ,, nichts, gar nichts", daß am 20. Februar nahezu andert halb Millionen wahlberechtigte Männer ihren Stimmzettel für die Sozialdemokratie abgegeben haben? Glaubt man, daß diese Thatsache, die Angst, Schrecken und Ver­wirrung in die Reihen der Herrschenden getragen, an den Beherrschten so ganz spurlos vorübergehen wird? Oder fagt nicht der gesunde Menschenverstand, daß was in dem einen Lager die höchste Demoralisation zur Folge gehabt, in dem andern Ermuthigung, Anfeuerung, Sebung des Selbstgefühls im Gefolge haben muß? Soweit wir sehen, ist das der Fall, und wir würden es für das größte Verbrechen an der Arbeiterfache halten, wollten wir diese erfreuliche Wirkung des

glorreichen 20. Februar durch Verkleinerung seiner Bedeutung beeinträchtigen helfen.

Das Selbstgefühl der Arbeiterklasse muß und wird sich nach dieser großartigen Manifestation steigern, und der gewaltige Erfolg, den sie auf dem politischen Schlachtfelde errungen, muß und wird sich auch in eine Stärkung ihrer Position im wirthschaftlichen Kampf mit der Ausbeuterklasse überseßen.

Groß sind die Machtmittel, über welche die heutigen Ge­walthaber verfügen, sie gebieten über alle Waffen, welche die moderne Technik zu erzeugen im Stande ist, sowie über alle Mittel der Einschüchterung und Korruption. Nur in Einem ist die Arbeiterklasse ihnen überlegen: in ihrer 3 a hl. Sobald sie von dieser den rechten Gebrauch zu machen versteht, ist sie unüberwindlich. Mit den einzelnen Arbeitern, und hätten sie den Teufel im Leibe, mit isolirten Arbeitergruppen, und wären sie noch so kühn, wird die heutige Gesellschaft spielend fertig,

aber gegenüber den Arbeitern, sobald sie als Klasse auftreten, verjagen alle ihre Mittel und Mittelchen. Sie kann Individuen füfiliren, expatriiren, aber sie kann nicht die Arbeiter klasse, von deren Hände Werk sie lebt, über den Haufen schießen" oder außer Landes jagen. Sobald die Arbeiter als Klasse auftreten, geht es den Machthabern wie der bezähmten Widerspenstigen mit dem bösen Petruchio: Sie möchten sie

haffen und sie zerreißen

Und dabei doch ihr eigen heißen". Was haben sie nicht alles angestellt, um die deutschen Ar­beiter von der Sozialdemokratie abwendig zu machen! Und nichts hat geholfen. Die scharfe Praris und die milde Praris des Ausnahmegesezes, die Versprechungen und die Drohungen, die Zugeständnisse und die Scheinreform alles hat sich als unwirksam erwiesen. Statt an Anhängern einzubüßen, ist die Partei von Jahr zu Jahr gewachsen, in steigender Progression

und steht heute stärker da als je, troß alledem. Sie hat sich als unbesiegbar erwiesen, weil sie die Arbeiterpartei ist, die Partei des Proletariats als Klasse. Jeder Arbeiter, der zum politischen Bewußtsein erwacht, schließt sich ihr an, trop dem sie ihm nichts bietet, ihm nichts verspricht, wohl aber die höchsten Anforderungen an seinen Opfermuth stellt.

Und welche Opfer bringt der deutsche Arbeiter für seine Partei. Großartig, wie der grandiose Erfolg des 20. Februar jedem, auch dem Fernstehenden, erscheint, gewinnt er doch erst jeine rechte Bedeutung, wenn man sich den Kampf vergegen­wärtigt, der ihm vorausgegangen, die Opfer, die von den deutschen Arbeitern für ihn gebracht wurden. Ja, auch dieser Sieg hat seine Opfer gekostet, große Opfer, aber sie wurden freudig, mit Begeisterung dargebracht, wie nur sonst in einer Volkserhebung Opfer gebracht werden. Ein Genosse hat vor einiger Zeit in der Wiener Arbeiter- Zeitung" berechnet, daß der Verlust an Arbeitslöhnen, den die Hamburger Arbeiter sich auferlegten, um die Beerdigung ihres Johannes Wedde, die auf einen Werktag entfiel, zu einer großartigen Demon­stration zu gestalten, sich auf mindestens achtzigtausend Mart beläuft. Und seine Schäßung ist durchaus nicht über­trieben. Wollte man aber die Opfer ausrechnen, die in diesem

Wahlkampf an Verlust von Arbeitszeit, an freiwillig aufer­

legter Preisgabe von Arbeitsstellen, wie überhaupt durch be­wußte Zuziehung von Maßregelungen gebracht wurden, es würde eine Summe herauskommen, die die obige um mehr als das Zehnfache übersteigt.

Die edelsten Regungen, deren die Menschenseele fähig ist, zeigten sich in diesem Kampf. Was andre Parteien um schweres Geld erkaufen müssen, wird bei der Sozialdemokratie umsonst geleistet, und besser geleistet. Eine Begeisterung bemächtigt sich jedes Einzelnen, die ihn zu den größten Leistungen befähigt und ihn das eigne Leben hingeben ließe, wenn es der Sieg der gemeinsamen Sache erforderte.

Was wollt ihr Vertreter der Drohnen gegen die andert­halb Millionen von Arbeitsbienen, ohne die ihr nicht leben tönnt?

Wir sind das Volk, die Menschheit wir,

Sind ewig drum, troß alledem,

Schmiedet Ausnahmegeseze, schmiedet Verschärfungen der Strafgesetze, ersinnt Fallen, die ihr uns stellen könnt, Nete, uns darin zu fangen, versucht alle Mittel, die Euer Ver­stand Euch eingibt, die anderthalb Millionen sozialistischer

Wähler aus der Welt zu schaffen. Versucht es mit allen erdenklichen Mitteln, unsern Siegeslauf zu hemmen, Ihr hemmt vielleicht doch Ihr zwingt uns nicht, Unser die Welt, trotz alledem!

uns

Was nun?

Der 20. Februar 1890 ist der Anfang vom Ende der Aera Bis­mard. Die Allianz zwischen Junkern und Geldproßen zur Ausbeutung der deutschen Volksmassen denn das und nichts andres war das Startell- trägt ihre Frucht. Die Branntweinstener, die Zuckerprämie, die Korn- und Fleischzölle, die den Junkern Millionen aus der Tasche des Bolts in ihre Taschen hinüberzaubern; die industriellen Schutzölle, eingeführt grade im Augenblick wo die deutsche Industrie aus eigner Straft, und unter Freihandel, sich eine Weltmarktsstellung erobert hatte, eingeführt ausdrücklich und einzig, damit der Fabrikant im Juland zu Monopolpreisen und im Ausland zu Schlenderpreisen verkaufen könne; das ganze System der indirekten Steuern, das die ärmeren Voltsmassen nieberbrückt und die Reichen kaum berührt; die ins Unerschwingliche wachsende Steuerlaft zur Deckung der Kosten für endlos steigende Striegsrüstungen; die mit den Rüstungen wachsende, immer näher rückende Gefahr eines Weltkriegs, der vier bis fünf Millionen Deutsche auf die Strecke" zu legen droht, weil der Raub von Elsaß- Lothringen Frankreich in die Arme Rußlands trieb und dadurch Rußland zum Schiedsrichter von Europa machte; die unerhörte Preßkorruption, ver­mittelst deren die Regierung das Volk bei jeder Reichstags- Erneuerung systematisch mit Schrecklügen überschwemmte; die Polizeikorruption zur Erkaufung oder Erzwingung des Verraths der Frau ant Mann, des Kindes am Vater; die bis dahin in Deutschland so gut wie unbekannte Lockspikelet; die Polizeiwillkür , die die Zeit von vor 1848 weit über­trifft; die schamlose Verhöhnung alles Rechts durch die deutschen Gerichte, voran das edle Reichsgericht; die Rechtlosmachung der ganzen Arbeiter­ttaffe durch das Sozialistengefes alles das hat seine Zeit gehabt, und lang genug hat sie gedauert diese Zeit, Dank der Feigheit des deutschen Philisters aber jezt gehts zu End. Die Kartellmehrheit

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ist zerschmettert, rettungslos zerschmettert, so daß es nur noch ein Mittel gibt, sie auch nur für einen Augenblick zusammenzuflicken einen Gewaltsstreich.

Was nun? Eine neue Majorität für das alte System zusammen­stümpern? O, die Lust dazu wäre schon da, und nicht nur bei der Regierung. Unter den Freifinnigen gibts Angstmeier genug, die lieber selbst Kartell spielen, als die bösen Sozialdemokraten aufkommen laffen­

die mit Friedrich III. zu Grabe getragenen Regierungsfähigkeits- Träume

pochen schon wieder an den Sargdeckel. Aber die Regierung fann den Freifinn nicht brauchen, noch ist er nicht reif zur Allianz mit den ostelbischen Junkern, und die sind ja die wichtigste Stlasse im Reich!

Und das Zentrum? Auch im Zentrum gibts Junker in Masse, west­fälische, bayerische u. s. w., die vor Begierde brennen, in die Arme ihrer oftelbischen Brüder zu sinten, die mit Wollust für die junker­freundlichen Steuern gestimmt haben; auch im Zentrum gibts bürger­liche Reaktionäre genug, die noch weiter zurück wollen als die Negie­rung darf, die, fönnten sie's, uns das ganze zünftlerische Mittelalter Keine andre Partei hat eine gleich opferfreudige Anhänger- wieder auflüden. Eine spezifisch katholische, wie jebe spezifisch christ­fchaft aufzuweisen, keine von ihnen gebietet über eine gleichliche Partei, kantt ja nichts anderes sein als reaktionär. Warum denn begeisterte Kämpferschaar als die Sozialdemokratie. Wo sollte tein neues Startell mit dem Zentrum? auch bei ihnen die Begeisterung herkommen? Sie kämpfen für eine untergehende, wir für eine aufgehende Welt. Sie suchen zu erhalten, was morsch und unterwühlt, wir wollen zum Durchbruch bringen, was frisch und lebensfräftig. Selbst in ihren Siegen fühlen sie bereits die Schrecken der unausbleiblich herannahenden Niederlagen, während wir das Gefühl des ficheren Sieges in uns tragen, auch wenn wir zeitweise noch unterlegen sind.

Knirschend beugen sich unsre Feinde vor der Größe unfres Sieges, und wie schwer sie ihn empfinden, haben die Stich­wahlen gezeigt. Daß die Freifimigen auch diesmal, wie 1887, auseinanderlaufen würden, die Einen nach rechts, die Andern nach links, war vorauszusehen und hat hoffentlich Niemand überrascht. Daß aber das reaktionäre Kartell aus Furcht vor uns sich soweit demüthigte, daß es überall, wo Freifinn gegen Sozialdemokratie stand, für den Ersteren, seinen bisherigen Todfeind, stimmte, um nur die Wahl des Sozialisten zu ver­hindern, das ist eine so glänzende Bestätigung unsres Sieges, hindern, das ist eine so glänzende Bestätigung unfres Sieges, wie wir sie uns gar nicht glänzender wünschen können. begreift man, was Der Freifinn als Gesellschaftsretter­diese Wandlung bedeutet?

Die Zeiten sind vorüber, wo die Sozialdemokratie als das fleinere lebel betrachtet werden durfte.

Wie aber mit dem größeren Uebel" fertig werden? Nath­los stehen unsere Feinde da, sie fühlen es, daß ihr Wiz zu Ende geht. Als die Partei eine halbe Million Wähler zählte, versuchten fie es, ihrer mittels des Ausnahmegefeßes Herr zu zu werden. Das Ausnahmegeset hat elend Fiasko gemacht, heute zählt die Partei einundeinhalbe Million Wähler was beginnen? Die abenteuerlichsten Projekte tauchen auf und werden verworfen. Keines, das sichern Erfolg verspricht, keines, das nicht eine Verschlimmerung des Uebels befürchten

ließe.

Und während so in den Reihen unsrer Gegner Angst und Verwirrung herrscht, herrscht in den Reihen der klassenbe­wußten Arbeiterschaft Deutschlands , in der ganzen Arbeiter­welt jubelnde Freude. Kein Rausch, kein Freudentaumel, die uns zur Ueberschäßung unsrer eignen Kraft und zur Unter schätzung der noch zu bewältigenden Aufgabe verleiten. Nein, inmitten unfres Triumphes sind wir uns dessen wohl bewußt, daß uns noch harte Kämpfe, schwere Prüfungen bevorstehen - schwerere vielleicht, als wir je zuvor durchgemacht. Aber gehobenen Muthes sehen wir der Zukunft entgegen, was sie

auch bringen mag, es wird überwunden werden. Eine Bewegung,

die solche Siege zu erfechten vermochte, ist unbesiegbar. Kommt denn heran, ihr Bismard, ihr Puttkamer, ihr Kardorff, ihr Benningsen, ihr Windthorst, ihr Hänel und versucht Eure Künste. Wir spotten Eurer­

Nur was zerfällt, vertretet ihr! Seid Stasten uur, troß alledem!

Einfach, weil es in Wirklichkeit nicht der Katholizismus ist, der das Sentrum zusammenhält, sondern der Preußenhaß. Es feszt sich zusammen aus lauter prenßenfeindlichen Elementen, die in den tatho­lischen Gegenden selbstrebend am stärksten sind: aus rheinischen Bauern, Kleinbürgern und Arbeitern, aus Süddeutschen, aus hannoverschen und westfälischen Statholiten; um es gruppiren sich die übrigen bürger­lichen und bäuerlichen antipreußischen Elemente: die Welfen und andre Partitularisten, die Polen , die Elsässer. An dem Tage, wo das Zen­trum Regierungspartei wird, zerfällt es in ein junterlich- zünftlerisch­reaktionäres Stück und in ein bäuerlich demokratisches Stück; und die Herren vom ersten Stück wissen, daß sie sich dann nicht wieder vor ihren Wählern zeigen dürfen. Trotzdem wird der Versuch gemacht wer­ben, trozdem wird die Majorität des Zentrums ihm entgegenkommen. Und das kann uns nur recht sein. Die spezifisch antipreußische, tatho­lische Bartel war selbst ein Produkt der Aera Bismarck, der Herrschaft des spezifischen Preußenthums. Fällt diese, so gebührt sich, daß auch jene fällt.

Auf eine momentane Allianz des Zentrums und der Regierung dürfen wir also rechnen. Aber das Zentrum besteht nicht aus National­ Liberalen Liberalen im Gegentheil, es ist die erste Partei, die aus dem Stampf mit Bismard siegreich hervorgegangen, die ihn nach Stanossa gebracht hat. Ein Kartell wirds also keinenfalls, und nur ein neues Startell fann Bismarck brauchen.

Was wirds denn? Auflösung, Neuwahl, Appell an die Angst vor der fozialdemokratischen Hochfluth? Dazu ists auch zu spät. Wollte Bis­marc das, dann durfte er sich, auch nicht für einen Augenblick, mit seinem neuen Staiser entzweien und noch weniger diesen Zwist an die große Gloce hängen.

Solange der alte Wilhelm lebte, stand die Unbesiegbarkeit des Trium­virats Bismarck, Moltke, Wilhelm, in den Augen des deutschen Phi­lifters unerschütterlich fest. Jezt aber ist Wilhelm gegangen, Moltke gegangen worden, und Bismarck schwankt, soll er gegangen werden oder felber gehn. Und der junge Wilhelm, der an die Stelle des alten ge­treten, hat durch seine ganze furze Regierung, namentlich aber durch fich unmöglich auf ihn verlassen kann, und ebenjo, daß er sich nicht feine famosen Gelaffe bewiesen, daß ein solides bürgerliches Philifterium Hausmeiern lassen will. Der Mannt, an den der Philister glaubt, hat die Macht nicht mehr, und der Mann, der die Macht hat, an ben kann der Philister nicht glauben. Das alte Bertrauen an bie Ewigkeit der 1871 begründeten inneren Reichsordnung ist hin, keine Macht der Erde fann es wiederherstellen. Die letzte Stüße der bisherigen Politit, der Philifter, ist wankend geworden. Und da soll eine Auflösung helfen? Ein Staatsstreich? Aber der entbindet nicht nur das Bolk, der entbindet auch die Reichsfürsten von ihrem Gehorsamt gegen ble dann gebrochene Reichsverfassung; der bedeutet Sprengung des Reichs. Ein Krieg? Den anzufangen ist tinderleicht. Aber was aus dem einmal angefangenen wird, das spottet jeder Berechnung. Geht Ströjus über den Halys, oder Wilhelmt über den Whein, so wird er ein großes aber welches? Sein eigenes oder das feindliche Der Friede besteht ja nur noch Dank der nie endenden Revolution ber Waffentechnik, die Niemand triegsbereit werden läßt, und Dank der Augst Aller vor den absolut unberechenbaren Chancen des jetzt allein

Heich vernichten

noch möglichen Weltkriegs.

Nur eines tann helfen: ein durch Regierungsbrutalität provozirter, mit doppelter und dreifacher Brutalität niedergeschlagener Aufstand,

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