allgemeiner Belagerungszustand und Neuwahl unter dem Schrecken. Auch das könnte nur ein paar Jahre Galgenfrist erwirken. Aber es ist das einzige Mittel und wir wissen, daß Bismarck zu den Leuten gehört, denen jedes Mittel recht ist. Und hat nicht auch Wilhelm ge= fagt: Beim geringsten Widerstand lasse ich alles über den Haufen schießen? Und daher wird dieses Mittel sicher angewandt.
Die deutschen sozialdemokratischen Arbeiter haben soeben einen Triumph erfochten, wie ihre zähe Standhaftigkeit, ihre eiserne Disziplin, ihr heitrer Humor im Kampf, ihre Unermüdlichkeit ihn nicht anders verdient haben, der aber wohl ihnen selbst unerwartet gekommen ist und der die Welt in Erstaunen versezt hat. Mit der Unwiderstehlichkeit eines Naturprozesses ist der Zuwachs der sozialdemokratischen Stimmen bei jeder Neuwahl vor sich gegangen; Vergewaltigung, Polizeiwillfür, richterliche Niedertracht, alles prallte wirkungslos ab, vorwärts und immer rascher vorwärts bewegte sich die stets anschwellende Angriffs= tolonne, bis sie jetzt dasteht, die zweitstärkste Partei im Reich. Und da follten die deutschen Arbeiter sich ihr eigenes Spiel verderben, indem fie fich zu einem aussichtslosen Putsch verleiten ließen, einzig und allein, um Bismarck aus der Todesnoth zu erretten? In dem Augenblick, wo ihre eigene, über alles Lob erhabene Tapferkeit unterstützt wird durch das Zusammenwirken aller äußeren Umstände, wo die ganze ge= sellschaftliche und politische Lage, wo sogar alle ihre Feinde für die Sozialdemokraten arbeiten müssen, als würden sie von ihr bezahlt in dem Augenblick sollte die Disziplin, die Selbstbeherrschung verjagen, und wir selbst uns in das vorgehaltene Schwert stürzen? Nimmermehr. Dazu hat das Sozialistengesetz unsere Arbeiter zu gut eingeschult, dazu haben wir viel zu viel alte Soldaten in unsern Reihen, und unter ihnen zu viele, die Gewehr bei Fuß im Kugelregen ausharren gelernt haben, bis der Augenblick reif für den Angriff.
Aus dem Reich.
Vom Siegesfeld" schreibt uns ein Mitstreiter:
1
Der Sieg des 20. Februar war größer und gründlicher als wir selbst in der ersten Begeisterung annahmen. Wie Liebknecht in einer Wählerversammlung zu Braunschweig sagte: es war feine einfache Wahl, es war eine Volts erhebung eine Voltserhebung so bedeutungsvoll wie der 24. Februar 1848 nur mit den Unterschied, daß der Stimmzettel das Wort hatte und nicht die Flinte. Das Parteiverhältniß ist ein ganz anderes geworden der Schwerpunkt der Macht hat sich völlig verschoben. Die anderthalb Millionen sozialdemokratische Stimmen denn so viele werden es fein, wenn die Ergebnisse aus den abgelegenen Streifen alle eingetroffen find find ein Ma chtfattor, mit dem gerechnet werden muß. Wohl sind die mechanischen Machtmittel der Gewalthaber vorläufig intaft, aber sie haben ihre Grundlagen nicht mehr. Der feste Stügpunkt fehlt, die breite Masse der Wähler.
-
Die Startellparteien haben drei Viertel Millionen Wähler weniger, die Sozialdemokraten drei Viertel Millionen mehr als 1887 das gibt den richtigen Begriff der Kräftever schiebung. Der nationalliberale Flügel des Kartells ist abgehauen, dent tonservativen sind die Schlagfittiche beschnitten, die bisherige Regierungs majorität hat aufgehört zu sein. Selbst die Reserve majorität durch eine Allianz mit dem Zentrum ist zersprengt; auch angenommen, die Trümmer der Na= tionalliberalen würden mitmachen, so würde die Zahl der Startellbrüder nicht ausreichen, um mit den 60 Zentrumsleuten, die höchstens für die agrarisch- reaktionäre Politit zu haben wären, eine regierungsfähige Majorität zu bilden.
Die Oppositionsparteien haben nahezu eine 3 weidrittels Mehrheit im neuen Reichstag.
Die Regierung ist offenbar ebenso verbugt wie die Sartellparteien. Bismarck hat seine Entlassung eingegeben, ist jedoch ein st weilen noch im Gnadenbrot behalten worden. Mit seiner Herrlichkeit ist es aber zu Ende, und er spielt jezt nur eine dekorative Rolle. Wir danken der Nemesis, die diesen Frevler an der modernen Kultur dazu verurtheilt hat, den Zusammenbruch seines Schandsystems und den glorreichen Sieg der Sozialdemokratie, feiner Todfeindin, zu erleben.
Er soll zu einer Auflösung des neuen Reichstags gerathen haben das wäre eines solchen politischen Herostratus ganz würdig. Der Staiser soll aber auf den guten Nath nicht eingegangen sein. Nun das war sehr flug von dem Kaiser. Eine Auflösung des neuen Reichstags wäre ein Konflikt der Hohenzollern - Monarchie mit dem deutschen Volk und derartige Stonflitte können nur auf eine Weise enden, mit der Niederlage des ich wächeren Theils. Und das Volk ist immer wenn auch nicht für den Augenblick, doch in legter EntScheidung stärker als die Regierung.
aus
Insbesondere für unsere Partei wäre eine Auflösung des Reichstags von größtem Vortheile, wir sind und das spreche ich mit nüchternster Berechnung der moralischen und materiellen Faftoren fo vortrefflich organisirt, durch unsere bisherigen Erfolge in so ge= hobener Stimmung, furz nach allen Richtungen hin so gut vorbereitet, und daß wir sofort einen neuen Wahlkampf aufnehmen können auch noch mehr als einen. Und dessen dürfen die Feinde versichert sein: jeder neue Kampf wird uns stärker finden, als der vorhergehende.
Que faire? Was nun? heißt es jetzt für die Gewalthaber. Die fogenannten taiserlichen Erlasse müssen vollstreckt werden. Das steht fest. Nicht, daß Königsworte, oder auch Staiserworte, eine magisch bindende Straft hätten das magisch Bindende liegt nicht in den Worten, sondern in denen, an welche jie gerichtet worden. Die deutsche Sozialdemokratie hat nicht philosophische Betrachtungen darüber angestellt, ob die Worte mit oder ohne Hintergedanken ge= sprochen worden sind sie hat den kaiserlichen Bersprecher einfach beim Wort genommen, und sollte er sich mit seinem Versprechen versprochen haben, tant pis pour lui, um so schlimmer für ihn und um so besser für die Sozialdemokratie. Gine Partei, die anderthalb Millionen Männer von über 25 Jahren an die Wahlurne schicken kann, und eine Reserve von mindestens einer Million Männern unter 25 Jahren hat die Blüthe des deutschen Volkes läßt sich nicht narren, nicht mit Schaugerichten abspeisen. Der Bien muß!
Das Kaiserwort muß gehalten werden. Es ist fast, wie ein Schickhalsspruch, die Frage ist bloß, ob der Kaiser es freiwillig hält, oder durch eine höhere Macht gezwungen vielleicht auch: ob es burch oder gegen den Staiser gehalten wird.
In den oberen und obersten Regionen herrscht eine Verwirrung und Nathlosigkeit, die jeder Beschreibung spotten. Die Zuckerbrot- und Beitschen- Theorie hat noch ihre Anhänger, und die verbrecherische Thorheit, welche Sozialreform und Sozialisten gefeß zujammenkoppeln will, ist noch lange nicht vom Throne geftürzt. Es dämmert indeß auch hier und da einige Erkenntniß auf. Und daß der alte, abgetatelte Schnapsbrenner von Barzin tiefer und tiefer in den Ortus hinabgleitet, scheint darauf hinzudenten, daß die Veranstalter der sog. kaiserlichen Erlasse nicht mit absoluter Stockblindheit geschlagen find. Doch warten wir ab. Wir fönnen es ja. Wir beherrschen die Situation. Und wir sind in diesem Augenblick die einzige Partei in Deutschland , welche weiß, was sie will.
Die Sozialdemokratie marshirt voran!
Nach einer vorläufigen amtlichen Zusammenstellung haben, wenn man von den Stimmen des Zentrums die der Welfen abzieht, von allen Parteien die Sozialdemokraten
erhalten.
die größte Stimmenzahl
Glückwunschadressen, Telegramme& c.
Dem Zentral Wahlkomite der sozialdemokratischen Partei find folgende Depeschen zugegaugen:
Paris . Der Nationalrath der Arbeiterpartet begrüßt Euren ent= scheidenden Sieg; es leben die deutschen Arbeiter! Guesde.
Paris . Im Namen des Vereins rumänischer Sozialisten in Paris begrüßen wir die deutsche Sozialdemokratie zu dem enormen und entscheidenden Siege des Proletariats. Many.
Paris . Die zur Berathung der für den 1. Mai d. Js. zur Einführung des achtstündigen Arbeitstages geplanten Manifestation ver jammelten Delegirten des internationalen Stongresses von Paris , senden den deutschen Sozialdemokraten ihre brüderlichen Glückwünsche und den Ausdruck ihrer Freude über den bewundernswürdigen Sieg der deut schen Sozialdemokratie.
Der Präsident der Versammlung: Vaillant. Paris . Die sozialdemokratischen Abgeordneten der französischen Kammer übersenden durch den Deputirten Ferroul den deutschen Sozialisten Glückwünsche zum Wahlsieg".
Kopenhagen . An unsere deutschen Genossen! Glück auf! zu Gurem Wahlsiege, in der lleberzeugung, daß es zum Wohle des Proletariats und im Interesse des internationalen Sozialismus sein wird. Die sozialistische Partei in Dänemark . P. Christensen.
Haag. Der Zentralrath der holländischen Partei bringt den deutschen Genossen seinen Danf wegen ihrer Arbeit und Opfer für die Arbeitersache und seine Huldigung für das großartige Resultat".
An unsere Adresse:
Der Generalrath der sozialdemokratischen Federation Englands hat in seiner Sigung vom 25. Februar folgende Resolution beschlossen und uns zur Veröffentlichung überschickt:
Die heutige Versammlung des Generalraths der sozial- demokratischen Federation sendet den Sozialdemokraten Deutschlands , die trop rückfichtslofer Verfolgung und gleißnerischer Erlasse bei den jüngsten Wahlen so bedeutende Erfolge erreicht haben, die herzlichsten Glückwünsche, und hofft, daß die Stichwahlen die Zahl der bereits in den deutschen Reichstag gewählten Sozialisten noch erheblich vermehren werden."
*
*
Der ,, Newington( Süd- London) Reform- Klub"( englisch ) beschloß in seiner, am 23. Februar abgehaltenen und von 200 Personen besuchten Versammlung, nach einem Vortrage seines Mitgliedes J. Steeger über die deutschen Reichstagswahlen, einstimmig und unter großem Enthusiasmus folgende vom Vortragenden beantragte und von Tom Mann unterstügte Resolution:
#
Wir, die Mitglieder des Newington Reform- Klubs, beglückwünschen die deutschen Sozialdemokraten zu ihrem jüngsten Triumph an der Wahlurne für die Sache der Freiheit und den Fortschritt der Sozialdemokratie."
*
*
*
Der wesentlich aus Arbeitern bestehende Verein ,, WalworthRadikal Klub& Institute( Walworth ist ein Stadtviertel im südlichen Theile Londons ) sendet uns folgende am 23. Februar beschlossene Resolution:
" In Erwägung des gewaltigen Kampfes, den unsere deutschen Brüder geführt haben, um sich aus den eisernen Fesseln eines der größten Despoten der Neuzeit zu befreien,
erklären die unter freiem Himmel Versammelten, daß die Führer und Organisatoren dieser Bewegung, die dem deutschen Volke die Gr lösung von dem militärischen Joch bringen wird, das jahrelang auf. ihut gelastet, die höchste Anerkennung verdienen, und wir hoffen, daß bei den noch stattfindenden Stichwahlen das Volk zeigen wird, daß es entschloffen ist, die Tyrannenherrschaft abzuschütteln, die mit Pulver und Blei das deutsche Volt regiert."
*
*
*
4
eine Gesellschaft von meist den Die Fabian Society " befizenden selaffen angehörenden und akademisch gebildeten Sozialisten Englands fendet uns folgende, einstimmig beschlossene Resolution: Die heutige Versammlung beglückwünscht die Sozialdemokraten in Deutschland aufs Herzlichste zu der Antwort, die sie bei den gestrigen Wahlen auf die faiserliche Politit der Unterdrückung und patriarchalischer Palliativmittel ertheilt haben."
*
*
*
Streben der jüngeren Demokratie Italiens zu vertreten, die bereits nene Wege einschlägt und nach neuen Jdealen trachtet und da er in feinem Programm es sich zur Aufgabe gesezt hat, alle diejenigen Neformen zu befördern, die mit dem Prinzip der Volkssonveränetät zusammenstimmen, so grüßt er in den deutschen Sozialisten die Vorfämpfer der neuen Revolution für die soziale Gerechtigkeit.
Die italienischen Demokraten werden stets mit Stolz daran denken, daß Mazzini, troß seines Widerwillens gegen die Mary'schen Lehren und seiner Opposition gegenüber den Bestrebungen der Internationale, die neue Bewegung vorhersagte, die der liberalen Revolution von 1789 hätte ergänzend nachfolgen sollen, als er schon vor Jahren ausge= sprochen hat, daß der historische Beruf des jungen Deutschlands und des jungen Italiens in der Lösung der sozialen Fragen bestehen würde. Per il Circolo Radicale Il Presidence del Comitato Ettore Tocci.
( Der Circolo Nadicale ist ein Sammelpunkt von Demokraten verschiedener Richtungen; fast alle Abgeordnete der äußersten Linken int italienischen Parlament gehören ihm an. Vizepräsident des Vereins ist der Sozialist Professor A. Labriola. Red. d. S.-D.)
*
*
Die Liga der Mailänder Sozialisten hat in ihrer Sigung vom 13. Februar 1890, also noch vor dem Wahltage, folgende Resolution beschlossen, die Zengniß ablegt von der Aufmerksamkeit und Sympathie, mit der die Mailänder Sozialisten die deutsche Bewegung verfolgen:
#
Die Liga der Mailänder Sozialisten erklärt:
Indem wir Notiz nehmen von den Berichten der Tagesblätter in Bezug auf die neuesten Schreiben des deutschen Kaisers zu Gunsten der arbeitenden Klassen, und indem wir uns vorbehalten, ein endgiltiges Urtheil über dieselben auf Grund des offiziellen Tertes abzugeben und zu diesem Zwecke eine besondere Sommission ernennen, betonen wir einstweilen die Wichtigkeit der Thatsache, daß der Vertreter der mächtigsten militärischen und der feudalsten Regierung Europa's die Dringlichkeit der Unterſtügung der Bestrebungen der Arbeiter auf Wohlstand und Gleichheit mittelst internationaler Vereinbarungen ein durchaus sozialistisches Prinzip, welches dem Sozialismus viele Verfolgungen und Märtyrer eingetragen hat feierlichst proflamirt hat.
Obgleich wir ferner die eigene Ueberzeugung bewahren, sowohl in Bezug auf die organische Unfähigkeit der Bourgeois- Regierungen, die fozialen Probleme radikal zu lösen, als in Bezug auf die Aufrichtigkeit der Absichten derselben, besonders in Anbetracht der gegenwärtigen politischen und Wahlsituation, drücken wir einstweilen unsre Bewunderung und Sympathie für die sozialistischen Genossen Deutschlands aus, deren intelligente, feste, disziplinirte und unermüdliche Thätigkeit jene Negierung gezwungen hat, in aller Form die große Bedeutung der sozialen Frage der Neuzeit anzuerkennen;
und in der Ueberzeugung, daß diese Thätigkeit durch die kaiserlichen und obrigkeitlichen Versprechungen weder gehemmt noch in falsche Bahnen geleitet werden kann, erhofft sie die baldige Erfüllung ihres Endzieles: Die Emanzipation des Proletariats und die Ginführung einer menschlicheren 3ivilisation."
*
***
*
Die Widmung, mit der der sozialistische Studentenzirkel von Alessandria ( Piemont) die von uns bereits in Nr. 8 des Soziald." avisirte Sendung von 20 Franken zum deutschen Wahlfond begleitete, lautet:
Der sozialistische Studentenzirkel von Alessandria , nachdem er Kenntniß genommen von der Manifestation internationaler Solidarität durch Sendung von Beiträgen zur Unterstügung des grandiosen Wahltampfes, den die sozialistische Arbeiterpartei gegenwärtig in Deutschland führt, und indem er anerkennt, daß die Aktion der deutschen Sozialisten durch die Intelligenz, die Ausdauer, und den Muth, womit dieselben den gewaltsamen Angriffen der größten Bourgeois- und Militärherrschaft der Welt Widerstand leisten, unzweifelhaft einen Hauptantheil hat an der radikalen sozialen Gesellschaftsreform, welche die sozialistischen und Arbeiterparteien der ganzen zivilisirten Welt vorbereiten,
befchließt, bem Organ des deutschen Sozialismus, dem„ Sozialdemo frat" in London , die Summe von 20 Lire zu übersenden, mit dem lebhaftesten Wunsch für den vollständigen Sieg der deutschen Genossen in ihrent Wahlkampfe. Mit unsern herzlichsten und brüderlichsten Grüßen
Für den sozialen Studentenzirkel: Ernesto Scoffone, Vincenzo Griggi, Carlo Cantamessa, Filippo Demistuti,
John Burns, der Leiter des großen Dockstreiks, schreibt an Stimmen aus der sozialistischen Presse des Auslandes.
den Herausgeber dieses Blattes:
56 Wickersley Road Battersea.
Bitte, vermitteln Sie unsern Genossen in Deutschland meinen herzlichen Glückwunsch zu ihren glänzenden Erfolgen bei der soeben er= folgten Reichstagswahl.
Das außerordentliche Wachsthum der sozialistischen Stimmen hat der Bewegung in allen Ländern sehr viel Gutes gebracht. Wo es nicht Achtung und Bewunderung hervorgerufen hat, hat es Furcht erregt.
Das neuerliche Verhalten des deutschen Kaisers beweist, daß er und andre Monarchen ihre Handlungen den Bestrebungen des Volfes anpassen müssen, und daß er soviel Verstand hat, einzusehen, daß nur unter dieser Bebingung die Existenz des Monarchismus noch auf eine furze Zeit verlängert werden tann.
leberzeugt, daß unsre Genoffen feine jüngsten 8 ugeständnisse nach ihrem richtigen Werthe abschäßen, und mit den besten Wünschen auf einen vollen Erfolg im zweiten Wahlgang verbleibe ich Ihr aufrichtiger
*
John Burns."
Aus Rußland erhielt ein in London lebender Genosse folgenden Brief von einem hervorragenden Revolutionär:
„ Erlauben Sie mir, Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche darzubringen zu dem Sieg Ihrer Jdeen. Dieser Erfolg ist um jo erfreulicher, als er scheint wie ein Lichtstrahl in das Reich der Dunkelheit, worin wir leben".
*
*
Von der Nebaftion des Ruffifchen ,, Sozialdemokrat" erhalten wir folgendes Telegramat: Die russischen Sozialdemokraten beglückwünschen ihre deutschen Gesinnungsgenossen aus Anlaß ihres großen Sieges und senden ihnen ihren brüderlichen Gruß. Hoch die Sozialdemokratie! Die Redaktion des" Sozialdemokrat". ( Dieselbe besteht aus P. Arelrod, G. Plechanow und W. Sassulitsch.)
*
*
*
Aus Stockholm geht uns folgendes Telegramm zu: Glückauf der stärksten Partei Deutschlands , dem Bannerträger der Internationalen Sozialdemokratie". Parteivorstand der Sozialdemokratie des nördlichen Schwedens : Hjalmar Branting .
*
Nom, den 27. Febr. 1890. ( Via della Stellata 7.)
An die Nedaktion des Sozialdemokrat". Der Circolo Radikale" in Rom , indem er den Sozialisten Deutschlands seinen brüderlichen Gruß und den Ausdruck feiner vollen Sympathie sendet, fühlt sich berechtigt, die Gefühle aller Freigesinnten Italiens wiederzugeben, die, des früheren Elends des Vaterlandes und der vergangenen Tyrannei nicht vergessend, mit Achtung und Bewunderung auf die Ausdauer und die Selbstverlängnung der deutschen Sozialdemokraten blicken, die, verfolgt und gehetzt, unerschrocken und unablässig für den Triumph ihrer Ideen weiter arbeiten.
Der Circolo" fühlt sich aber fernerhin berechtigt, das Deufen und
H
Der ,, Cri du Travailleur, das Organ der sozialistischen Fe deration von Nordfrankreich, hat seine ganze Nummer der Testen Woche dem Wahlfieg der deutschen Sozialdemokratie gewidmet. Wir entnehmen derselben zwei Stellen:
Im Ginleitungsartifel heißt es ut. A.:
Es ist nicht zu bestreiten: es ist der internationale Sozialismus, der in Deutschland triumphirt hat. Ueberall haben die Kandidaten der Sozialdemokratie sich auf den internationalen Arbeiterkongreß berufen, der im Juli vorigen Jahres in Paris abgehalten wurde, und in Hessen erflang das große Wort, welches der regierenden Bourgeoisie wie eine Todtenglocke in die Ohren gellen muß:
11
Die französischen Arbeiter sind unsere Brüder. Die deutschen Arbeitgeber sind unsere Feinde".
Ehre dem deutschen Proletariat, welches weder durch die Gewalt, noch durch die weit gefährlichere Falle der Reformen von seiner Bahn abgelenkt oder entwaffnet werden konnte!
Ehre den Sozialisten jenseits der Vogesen , welche in den, einem Bismarck wider Willen abgezwungenen faiserlichen Erlassen nur einen Beweis ihrer Stärke gesehen haben, und weit davon entfernt, Halt zu machen, nur um so entschlossener in den Kampf marschirt sind.
Ihre Brüder in Frankreich sind stolz auf sie. Boller Freude und Bewunderung rufen wir ihnen Bravo und Dant zu. Mögen unsere Arbeiter ihnen über die Grenze hinweg die Hand entgegenstrecken, damit die Emanzipation der Arbeit, gemeinsam von ihnen erkämpft und erftritten, in Bälde den Sieg davontrage.. Es lebe das arbeitende Deutschland ! Es lebe der internationale Sozialismus!"
Und an einer andern Stelle schreibt der Gri du Travailleur": Die bezeichnendste Thatsache neben dem prächtigen Triumph unsrer deutschen Genossen ist der in Mülhausen von dem deutschen Sozialisten Hickel errungene Sieg... Diesen Sieg in Mülhausen verzeichnen wir französische Sozialisten als unsern Sieg.
Die protestlerische Vertretung Elsaß- Lothringen hat sich den Sozialisten im Reichstag, anstatt sie zu unterstützen, stets feindlich gezeigt; sie bestand aus Konservativen, die den Sozialismus noch mehr verabschenten als den Fürsten Reichskanzler. Heut haben sich die deutschen Sozialisten entschlossen, endlich im Elsaß vorzubringen, und ihr erster Versuch hat ihnen einen Sieg eingebracht. In dieser Nichtung liegt in der That das Heil Elsaß - Lothringens und nicht in seinem engherzigen Patriotismus; es muß fich von seinem Patriotismus frei machen und begreifen lernen, daß es das Opfer des Militarismus ist, und daß die Sozialisten die einzigen Gegner des Militarismus sind, die ihn zu bekämpfen und zu besiegen im Stande find.
Besonders charakterisch ist, daß die Sache in diesem Mülhausen pasfirte, wo die großen Kapitalisten des Glfaß residiven. Es ist in Wirtlichkeit ein Arbeitersieg, den wir zu verzeichnen haben. Die deutschen Sozialisten, die von der Tribüne des Reichstags gegen die Annexion von Elsaß- Lothringen protestirt haben, entschließen sich jest, es selbst zu befreien. Aber sie geben es weder an Frankreich noch an Deutsch land fie machen es fozialistisch, und das war der Dienst, der ihm erwiesen werden mußte".
Ist das nicht prächtig gesprochen?
**
*