- Unter dem Titel das innere Sedan" schreibt das ,, Phila­belphia Tagblatt":"

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Mit der Barole:" Rieder mit Sozialdemokratie" 30g man in's Feld. Der ganze getvaltige Apparat der Regierungen, verstärkt durch einen Ausnahmezustand, der den Gegner lahmlegen sollte; die ganze Macht des Ausbeuterthums, das den Terrorismus gegen die Arbeiter in unerhörter Weise betreibt; das ganze Patriotenthum", das man in den Kriegervereinen" heranzüchtete, und endlich die vom Papst und von den Bischöfen zum Kampf gegen die Sozialdemokratie, als gegen den gefährlichsten Feind der Kirche, aufgestachelte Klerisei- alles bas zog zu Felde gegen die Sozialdemokratie; lästernd, drohend und lockend zugleich, jede Autorität in Anspruch nehmend, die überhaupt gegen Volksmaffen verwendbar ist.

Und das Resultat: ein glänzender Triumph der von allen Seiten verfolgten und geächteten Partei des arbeitenden Volkes. Ein Sieg, der so unbestreitbar ist, daß gar nicht versucht werden kann, ihn zu verkeßern.

Die Sozialdemokratie hat im ersten Anlauf dreifach so viel Man­bate erkämpft, als sie bei den leßten Wahlen hatte; sie hat die besten Aussichten, im nächsten Reichstag auch in dreifacher Stärfe aufzumar­schiren. Ihre dominirende Stellung in der Reichshauptstadt ist nun­mehr fichergestellt.

Noch wichtiger aber als alles dieses ist die vom Telegraphen behauptete Verdoppelung der sozialdemokratischen Stimmen im Reiche. Das übersteigt die kühnsten Hoffnungen der Optimisten. Es unterlag ja faum einem Zweifel, daß die aufgeklärten Arbeiter sich durch Wilhelms plumpe Manöver nicht fangen lassen und daß der Bestand der Partei gewahrt werden würde etwas, was vielleicht in keinem anderen Lande der Welt unter solchen Umständen zu erhoffen gewesen. Schon die Behauptung ihres Besisstandes hätte demnach als ein Erfolg an­gesehen werden müssen.

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Und nun erklären sich statt der dreiviertel Millionen von 1887 andert­halb Millionen deutsche Wähler für die Sozialdemokratie! Das ist, statt eines Zehntels, ein Fünftel der gesammten von ihrem Recht Ge­brauch machenden Wählerschaft. Sie läßt mit einem Nucke die frei­finnige", die freitonservative" und" fonservative" Partei, sehr wahr­scheinlich auch die national- liberale", hinter sich, um nur noch von der wohlgedrillten Armee der Schwarzen erreicht zu werden. Und auch das mag zweifelhaft sein.

Das wäre also das Resultat der Wahl von 1890: der Sturz des Kartell's, die tläglichste Berunglückung des Kaiserlichen Agitators und der glänzendste Triumph der Sozialdemokratie!

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-Die ,, Freie Schuhmacher- Zeitung", Organ der Schuhmacher Desterreichs, schreibt u. A.:

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Somit beglückwünschen wir unsere braven Genossen in Deutsch­ land   auf das Herzlichste zu den errungenen Siegen! Wenn wir auch nicht mitkämpfen konnten, so waren wir doch im Geiste bei ihnen und jeder Schlag unseres Herzens war dem Gelingen dieser gerechten Sache geweiht. Es ist gelungen! Ja, es ist gelungen durch die Thatkraft unferer Brüder, das Banner der wahren Freiheit und Menschlichkeit hochzuhalten! Es flattert!

Ein Hoch der deutschen   Sozialdemokratie!"

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Der St. Galler   ,, Stadt- Anzeiger" schreibt:

So ist auch unserer schweizerischen Freiheit durch die neuesten Er­eignisse ein Alp von der Brust genommen.

Diese Ereignisse involviren aber auch eine Verurtheilung jener Po­litif, welche im Dienst der kapitalistischen   Interessen die internationale Deniagogie des Geldsacks, des Gründerthums und Börsenjobberthums ruhig gewähren läßt, jede Thätigkeit im Dienst der politischen und so­zialen Boltsbefreiung dagegen als Umsturz und staatsgefährliche Wüh­lerei brandmarkt, jener unschweizerischen Politik der Schwäche, welcher das Wohlgefallen der Despoten, was man gute Beziehungen zu frem­den Mächten" nennt, höher steht, als das angestamnite Recht, als die göttliche Mission der Republit, ein Hort der verfolgten Freiheit zu sein. Für denjenigen aber, der auch in der Völfergeschichte an einen Sieg der Ideale glaubt, sind diese Tage erfreulich und trostreich. Sie find ein Sonnenblick in trüber Zeit. Sie lassen ahnen, daß doch die Frei­heit stärker ist, als alle ihre Bedrücker, das Recht doch mächtiger, als alle Gewalt der Tyrannei, daß, ob auch zeitweise verhängt von Burpur­mänteln oder dunklen Kutten" oder vom schwarzen Diplomatenfrack, doch das Licht vom Himmel sich nicht verdrängen läßt, sondern immer wieder das Dunkel durchbricht mit seiner Siegeskraft.

Wieder einmal leuchtet es aus den Wolken und tritt in Flammen­schrift vor die Machthaber hin: die Weltgeschichte ist das Weltgericht!

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Siehst du dort am Himmel

Die Sonne untergehn? So gewiß

Sie morgen wiederkommt mit ihrer Klarheit,

So unausbleiblich kommit der Tag der Wahrheit!"

dipine strada

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Dem ,, Schweizerischen Sozialdemokrat" ist es nicht recht, daß wir dem Sieg der deutschen   Sozialdemokratie eine Feſtnummer gewidmet. Er schreibt:

Die deutsche Sozialdemokratie hat sich sicher um die Sache des Sozialismus und damit um die ganze Menschheit durch ihre großartige Agitations- und Organisationsarbeit und ihre tapfere Haltung verdient gemacht. Judeffen scheint uns dennoch, sie sollte sich nicht so sehr " huldigen" lassen, noch weniger ein Protokoll des Huldigungsaktes herausgeben, wie es die heutige Nummer des Londoner  , Sozialdemokrat" dem Versprechen in der letzten nach wohl bringen wird. Das riecht doch noch stark bürgerlich. Wenn es auch gut auf die Massen der deutschen  Genoffen wirken mag, so wäre es doch wohl beffer, wenn die Sozial­demokratie auf solche Mittel der Einwirkung auf die Massen von vorn­herein verzichtete. Sonst erleben wir noch am Ende einen Byzantinismus ber Sozialdemokratie".

Unser Schweizer   Rollege gibt sich unnöthigen Befürchtungen hin. Wenn, wie er selbst zugibt, die deutschen   Sozialisten den Dank der Sozialisten aller Länder verdient haben, wenn überall sich der Wunsch fundgibt, ihnen diesen Dank auszudrücken, wie fann es da ein Unrecht sein, ihnen die Zeichen des Dantes und der Anerkennung der ausländi­schen Genossen zugängig zu machen? Umgekehrt, es wäre Pflichtver­legung gewesen, hätten wir es nicht gethan. Die deutschen   Genoffen follen fich thres Sieges freuen, fie sollen wissen, daß ihre Brüder im Auslande mit Stolz auf sie blicken, und aus ihrem Siege An feuerung und Ermuthigung geschöpft haben, denn dieses Bewußtsein wird sie nur stärken in der Entschlossenheit, unablässig weiter zu kämpfen, und fie alle Opfer um so freudiger aufnehmen lassen, die der Kampf noch erfordert. Cubs of add

Sozialpolitische Rundschau.

910

London  , 12. März 1890,

Nicht 17, beziv. 16- wie wir, auf Grund der bis dahin ein­gelaufenen Nachrichten, in voriger Nummer schrieben sondern nur 15 beträgt die Zahl der Size, welche unfre Partei bei den Stichwahlen erobert hat. In Meiningen   IL( Sonne­berg- Saalfeld), von wo Anfangs sehr günstige Zahlen einliefen, brachten die entlegenen Dörfer so große Mehrheiten für den freifinnigen Ord­nungskandidaten Witte, daß schließlich doch noch ein Mehr von 10 Stimmen für diesen herausgezählt werden konnte, und ähnlich ging es im Wahlkreis Naumburg- Weißenfels 3eiß. Es sind demnach die Namen der Genossen P. Neißhaus und W. Hoffmann für diesmal noch von der Liste der gewählten Abgeordneten zu streichen. Es ergibt sich nunmehr, nachdem aus sämmtlichen Wahlkreisen die amtlich festgestellten Resultate vorliegen, folgendes Gesammtbild der Parteien im deutschen   Reichstage:

=

3

-

58

84

1887

Konservative und Freikonservative 120 Nationalliberale

1890 91

Zunahme Abnahme 29

100

42

-

Antisemiten

1

4

Bismarckisches Kartell

221

137

Ultramontane

101

107

6

32

69

37

11

35

24

13

16

14

10

4

12

8

0

10

10

1

1

176

260

84

Freisinnige Sozialdemokraten Polen Elsässer Welfen Demokraten Dänen

Oppofitionsparteien

Das bisherige Kartell ist also unrettbar verloren, es vertritt, selbst mit Hinzurechnung der Antisemiten, knapp ein Drittel der Reichstags­stimmen. Für ein konservativ- ultramontanes Kartell wäre formell die genügende Stimmenzahl vorhanden: 107 Ultramontane, 91 Konservative und 4 Antisemiten, die in diesem Falle wahrscheinlich mitmachen würden, macht im Ganzen 202 Stimmen, während zur absoluten Mehrheit nur 198 Stimmen gehören. Nun fißen aber unter den 91 Konservativen etwa 20 Freifonfervative, die von dem kirchlichen Programm der Ultra­montanen nichts wissen wollen, und unter den Lezteren befinden sich mindestens 30 bis 40, wenn nicht noch mehr Abgeordnete, die auf ein fleinbürgerlich- demokratisches Programm hin gewählt sind und daher nicht für die junkerlich- agrarischen Forderungen stimmen können, ohne sich mit ihren Wählern in Widerspruch zu setzen. So ist auch das Zustandekommen dieses Kartells recht zweifelhaft geworden.

Bleibt das ultramontan- freisinnige Kartell. Schon mit Hinzurechnung der Welfen zum Zentrum und der Demokraten zum Freisinn gebietet es über die absolute Mehrheit. Es kann aber auch in den meisten Fällen auf die Stimmen der Polen   und Elsässer rechnen.

Indeß das Zentrum ist zum großen Theil schutzölnerisch, der Frei­finn dagegen freihändlerisch, und so ist auch diese Koalition sehr proble­matisch, zumal sobald es sich um die Herstellung einer Regierungs­mehrheit handelt.

Eine solche wird es in diesem Neichstag höchstens von Fall zu Fall" geben, und jedesmal wird es dabei in den maßgebenden Parteien einen Riß und etliche Umfälle" geben. Findet sich für Bismarck   oder seinen Nachfolger nicht bald eine Gelegenheit zur Reichstagsauflösung, so dürften verschiedene dieser Parteien, die ohnehin nur noch mühsam zusammen gehalten werden, vielleicht ganz aus dem Leim gehen, was natürlich durchaus kein Schade wäre.

Die Stichwahlen- schreibt man uns aus Deutschland  - haben uns noch 15 Mandate gebracht, d. h. ein Viertel der Stich­wahlen ist günstig für uns verlaufen, was ein sehr gutes Re­sultat ist. Nur Illusionäre, oder der Verhältnisse Unfundige, fonnten erivarten, daß uns mehr Mandate in den Schooß fallen würden. Die Thatsache darf nicht aus den Augen gelassen werden, daß bei den Stichwahlen in der Regel eine Soalition der bürger lichen und reattionären Parteien gegen die Sozial­demokratie zu Stande kommt. Während die übrigen Parteien insgesammt im Kampf gegen uns auf die Unterstüßung aller anderen Parteien zu rechnen haben, sind wir einzig auf die eigene Kraft angewiesen. Das liegt nun einmal in der Natur unserer Partei und in ihrer natürlichen Stellung zu den übrigen Parteien, die ausnahmslos auf dem Boden der heutigen Gesellschaft stehen, und darum ausnahmslos uns prinzipiell feindlich sind.

So haben die Deutschfreifinnigen oder Fortschrittler, die ungefähr ebensoviel Stichwahlen hatten wie wir, in den Stichwahlen fast dreimal so viel Mandate erobert, denn sie wurden in jedem Fall von den andern Oppositionsparteien unterstüßt. Und was insbesondere uns Sozialdemokraten anbelangt, so haben wir durch unser Eintreten für die deutschfreifinnigen Kandidaten den Deutschfreifinnigen mehr Mandate verschafft, als wir bei den Stichwahlen im Ganzen für uns selbst erobern konnten.

Unsere Genossen haben die Lage der Dinge überall richtig erfaßt und auch da, wo es ihnen aus persönlichen oder lokalen Gründen recht un­sympathisch war, bei den Stichwahlen zwischen gegnerischen Kandidaten für den Kandidaten der Oppositionsparteien gestimmt vorausgesetzt, vorausgesetzt, daß derselbe sich auf die in der Ansprache unseres Zentrahlwahlkomites ausgedrückten Forderungen verpflichtete. Umgekehrt haben dagegen die Deutschfreisinnigen oder ihr partitularistisches Schwänzchen: die Volks­parteiler nirgends geschlossen für uns gestimmt, auch wenn die " Führer" sich die größte Mühe in diesem Sinne gaben. Der Klas= sen- Instinkt ist stärker als die Parteidisziplin, die ohne­hin bei den Deutschfreisinnigen so ziemlich Alles zu wünschen übrig läßt. Wir hatten das von Anfang an gewußt; und unter gleichen oder ähn­lichen Verhältnissen wird die Sozialdemokratie wiederum genau ebenso handeln. Wir sind keine Sch a cherpartet, die ihre Dienste gegen Gegendienste verkauft wir handeln einfach so wie die Parteiprin zipien und das Parteiinteresse es uns gebieten; und wenn wir Gegner unterstützen, so geschieht es nicht um jenen, sondern um uns einen Vortheil zu sichern.

Die Kartellparteien haben an 90 Mandate verloren, fie zählen zusammen( die beiden konservativen Fraktionen mit den Nationalliberalen) ungefähr 125 Mann, bilden also nicht einmal ein Drittel des Reichstags. Aber auch eine Allianz mit der agrarisch- junkerlichen Hälfte des Zentrums die höchstens aus 60 Mann besteht würde ihnen teine Majorität verleihen. Und das ist gut.

Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß die reaktionären Barteien, wenn sie auch von der Klinke der Gesezgebung" entfernt sind, doch noch immer in der Regierung sizen und das Heft in der Hand haben. Und es wäre Tollheit, wollten wir glauben, diese modernen Raubritter würden freiwillig aus ihren warmen, wohlausstaffirten Hamsterne stern herausgehen und so ohne Weiteres auf die angenehme Arbeit der Staatsausplünderung ver­zichten. lange und heftige Stämpfe fosten, ehe der Staat von

diesen gereinigt ist; und so sicher ein Konflikt zwischen Regierung und Reichstag oder richtiger zwischen Regierung und Volt auch schließlich mit der Niederlage der Regierung endigen wird, so u n= sicher ist die nächste Zukunft.

Einstweilen wissen wir nur, daß in den Regierungsfreisen die Ber wirrung fortwährend steigt, und daß die sogenannte Kanzler­trisis" in Permanenz ist und so lange in Permanenz sein wird, bis der schnapsjunkerliche Oberdemagog und Er- Hausmeister den Lauf­paß erhalten hat. 301

Bismarck   hat nicht umsonst sein Desorganisations- Genie 28 Jahre lang au Preußen und preußisch Deutschland   geübt es ist alles aus dem Leim, das schönste gâchis, wie die Franzosen   ein solch schmieriges Chaos zu nennen pflegen. Und, um der Anarchie die Krone aufzu­setzen, will der Reisekaiser allen Ernstes ein sozialer Raiser werden. Die rheinisch- westphälischen Kohlenbarone, die ihm jetzt fogar feinen Bertrauensmann Hammacher als einen staats- und gefell schaftsfeindlichen Umstürzler, zwar nicht mit abgeschnittenen Ohren nach Art der Skythen aber doch mit abgeschnittenen Würden*) hein­schickten, haben feinen Born auf das Grimmigste erregt. Der junge Hohenzoller träumt von einem sozialistischen   Jungbrunnen, aus dem die alternde Hohenzollerndynastie Jugend und Kraft schöpfen könne. Aber vor dem Jungbrunnen liegt der Drache der Sozialdemokratie, den er haßt und fürchtet.

1

Que faire? Ja, ließe die Sozialdemokratie sich wegblasen, oder über den Haufen schießen", oder auf die Strecke bringen", oder zerschmettern", wie das jüngste faiserliche Straftwort lautet, dann ginge Alles gemüth­lich und wie ant Schnürchen. Allein die böse Sozialdemokratie, die nach 28jährigem Ningen den Herkules des neunzehnten Jahrhunderts" in den Sand gestreckt hat, denkt nicht daran, das Feld zu räumen, Und da wird's wohl oder sich aus dem Wege räumen zu lassen!

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mit dem Zuckerbrod und der Snute versucht werden. Wer mich in meinem Wert unterstüßt, der ist mir willkommen, wer immer er set wer mir entgegentritt, den zerschmettre ich!"

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Ei, Ei! Das riecht ja nach Juchten!

Nun, die Sozialdemokraten haben keinen Grund, dem sozialen

*) Er mußte sein Amt als Vorsitzender des rheinisch- westphälischen Grubenbefizer- Vereins niederlegen.

Raiser entgegenzutreten, so lange er an der Berwirklichung ihres Pro­gramms arbeitet. Wenn er Die zerschmettern" will, die ihm entgegen freten, dann zerschmettre" er die rheinisch- westphälischen Kohlenbarone und Schlotjunker, und das übrige Kapitalisten- und Kartelvolt. Wir flatschen ihm Beifall.

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- Wie Recht Friedrich Engels   hatte, als er in seinem Artikel Was nun" don den Regierungsfähigkeits- Träumen" in den Reihe.t der Deutsch Freisinnigen" sprach, die schon wieder an den Sargdeckel pochen, dafür liegt bereits ein wahrhaft klassischer Beleg vor. Der tonservative Professor Hans Delbrück   hatte in den Preußl­schen Jahrbüchern" eine Betrachtung über die Regierungsfähigkeit des Freisinns angestellt und gemeint, man brauche sich die Hänel, Brömet, Goldschmidt, Siemens, Hoffmann und Zelle nur einmal anzusehen, um die Geheimen Räthe und Minister der Zukunft zu erblicken", als auch sofort in der freifinnigen Neuen Stettiner Zeitung" dieser " Fühler" folgendermaßen beantwortet wurde:

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Inwieweit die Gedanken des Herrn Delbrück von der Regierung getheilt werden, muß natürlich abgewartet werden. Die freifinnige Partei steht treit zu Kaiser und Reich, sie steht auch der Reichsregierung nicht prinzipiell gegnerisch gegenüber. Sie ist sicherlich allenthalben bereit, die Hand zur positiven Mitarbeit zu bieten, auch ohne daß sie ihre äußere Einheit löst. Sie wird zu allen Fragen unbefangen und fachlich Stellung zu nehmen haben und in Uebrigen ihre Entschließungen nicht von einem Erfolge für die Partet, sondern von dem Schuße für das Vaterland abhängig machen. Re­gierungsfähig zu sein ist nicht ihr Ehrgeiz, ist aber auch für sie feine Schande."

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Dazu bemerkt die Berliner   Boltszeitung", der wir die Notiz ent nehmen, mit berechtigtem Spoit: Der parlamentarische? Verfasser dieser erhebenden Kund­gebung soll beiläufig nach uns zugehenden, allerdings unverbürgten Nachrichten vorgestern Nacht bei Kerzenschein vor seinem Spiegel schon den Fackeltanz eingeübt haben."

Und weiterhin fügt sie, im Anschluß an die Engels'sche Bemerkung, daß der Freifinn noch nicht reif sei zur Allianz mit den ostelbischen Junkern, sarkastisch hinzu:

Noch nicht allerdings, was aber nicht zu den Verdiensten der Neuen Stettiner Zeitung" und ihrer Gesinnungsgenossen gehört. Glü licherweise ist wirklich noch einiger Verlaß auf die Regierung und die oftelbischen Junter."

Gut gegeben, ob es aber viel nußen wird, ist eine andre Frage. Wenn Leute den positiven Mitarbeits"-Roller bekommen, dann sind sie nur schwer zurückzuhalten. Wirklich regierungsfähig werden die betreffeit den Herrn vom Freifinn freilich darum doch nicht werden, aber- man muß sich doch darauf vorbereiten!

In Mecklenburg- Schwerin   find unsere Stimmen bei der diesmaligen Reichstagswahl gegen das 1887er Resultat

von 5,653 auf 27,251 Stimmen gestiegen, haben sich also nahezu verfünffacht. Am glän zendsten ist der Aufschwung in dem Wahlkreis Hagenow   Greves mühlen. Dort haben wir erhalten: 77 Stimmen 319 1890 4877

Im Jahre 1884

1887

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=

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Im Wahlkreis Malchin   Waren hatten wir in den gleichen - 41 Jahren 70 987 Stimmen, in Parchim   2c. 50-228­2389 Stimmen.

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Ganz besonders wichtig ist, daß diese Stimmen zu sehr großen Thel len rein ländliche sind, von Landarbeitern, Kleinbauern 2c. her rühren. Manche Dörfer haben gradezu erstaunliche Majoritäten für uns geliefert, z. B. gab ein Dorf in der Nähe von Malchow   von 78 Stimmen 56 für den Sozialisten. Dieses Ausbreiten der So­zialdemokratie auf dem Lande ist ein vernichtender Schlag für unsere Feinde. Es wantt selbst in ihren Hochburgen- wohin sollen sie sich fegt retten?

Bum freien Wahlrecht finden wir im Hamburger Echo" folgenden charakteristischen Beitrag:

Wir Unterzeichneten waren sämmtlich auf der Bergedorfer   Stadt­3iegelei beschäftigt. Wir erhielten am Wahltage den Bescheid, wer etwa eine Stunde versäume von der Arbeit, der brauche überhaupt nicht wieder zu kommen. Weil es uns nun in der Mittagszeit unmöglich war, unsere Stimme abzugeben, was wir für jedes Arbeiters Pflicht erkennen, wurden wir uns einig, sämmtlich zur Wahl zu gehen. Am folgenden Morgen wurden wir dann sämmtlich entlassen. Wir fragen jeden rechtlich denken­den Mann, ob es nicht unerhört ist, uns so unser Wahlrecht schmälern zu wollen. Wir richten daher an jeden Arbeiter Bergedorfs die Bitte, uns nach Kräften zu unterstügen, damit keiner unsere Stellen besetzt. Dieses schmachvolle Verbot der Ausübung eines polla tischen Rechtes tischen Rechtesia, einer staatsbürgerlichen Pflicht, zeigt, wie weit unter den Befizenden die Erkenntniß gedrungen, daß jeder Arbeiter, der zum politischen Bewußtsein erwacht ist, sozial­demokratisch wählt. Grade die Gemeinheit, mit der diese Ord nungshelden uns bekämpfen, ist ein Zeugniß für die Güte unsrer Sache.

- Das Zustandekommen der Internationalen Konferenz zum Behufe der Arbeiterschuhgesetzgebung" ist formell gesichert; die deutsche Regierung hat aber, wie aus ihrem Arbeitsprogramm era hellt, schon so viel Wasser in ihren Welu gegoffen, daß vermuthlich bald gar kein Wein mehr herauszuschmecken sein wird. Man höre nur, wie selbst in der Beleuchtung eines so lammfrommen Blattes, wie die Berliner Kreuzzeitung", die Abschwächungen hervortreten, die das deutsche Programm sogar dem doch so gemäßigten Schweizer   Bro gramm gegenüber aufweist:

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Die Schweiz   hatte an die Spizze ihres Programms als ersten Ab­schnitt: Verbot der Sonntagsarbeit" gestellt, das deutsche Pro­gramm hat in feinem zweiten Abschnitte: Regelung der Sonn tagsarbeit", wie es überhaupt in allen seinen sechs Abschnitten eine Hegelung der Arbeit" vorschlägt. Die Schweiz   hatte auch als ueber­schrift ihres vierten Programm- Abschnittes: Berbot der Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern und Frauen in besonders gesundheitsschäd lichen oder in gefährlichen Betrieben." Das deutsche Programm bringt nur zwei direkte Verbote zur Frage, nämlich ob in Bergwerfen Kindern unter einem bestimmten Lebensalter und weiblichen Personen die Beschäftigung unter Tage zu verbieten sei, und dann, ob die Arbeit an Sonntagen der Regel nach, Nothfälle vorbehalten, berboten werden solle.

Als britten Abschnitt enthält das Schweizer   Program den Mart mal- Arbeitstag für jugendliche Arbeiter; Deutschland   geht nicht soweit, sondern fragt nur, ob die industrielle Arbeit jugendlicher Bera sonen, welche das Kindesalter überschritten haben, Beschränkungen zu unterwerfen ſet. Die Schweiz   wollte nur eine Beschränkung der Nacht­arbeit für fugendliche Arbeiter und Frauen in Berathung ziehen, Deutschland   stellt aber die Fragen: Soll die Arbeit verheiratheter Frauen bei Tage oder bei Nacht eingeschränkt werden? und soll die industrielle Arbeit aller weiblichen Personen( Frauen und Mäd chen) gewiffen Beschränkungen unterworfen werden?"

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Genug. Man fant nicht bescheidener" auftreten, als es hier die großmächtige deutsche Regierung thut. Aber ohne sie von ihrer der Stein ist in's Rollen ges Verantwortung entlasten zu wollen bracht, und nun liegt es bei den Arbeitern, dafür zu sorgen, daß er nicht mehr zum Stillstand kommt.

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In Folgendem geben wir das Programm der von Deutsch­ land   einberufenen Arbeiterschutz- Konferenz:

I. Regelung der Arbeit in Bergwerken.

1. Ist die Beschäftigung unter Tage zu verbieten:

a) für Kinder unter einem bestimmiten Lebensalter? b) für weibliche Personen?

2. Jst für Berglente, in denen die Arbeit mit besonderen Gefahren

für die Gesundheit verbunden ist, eine Beschränkung der Schichtdauer vorzusehen?

3. Jft es im allgemeinen Intereffe möglich, um die Negelmäßigkeit der Kohlenbeförderung zu sichern, die Arbeit in den Kohlengruben einer internationalen Regelung zu unterstellen?

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