beanspruchen darf, Wer an dieser Autorität rüttelt, leistet der Partei einen schlechten Dienst, und seien seine Beweggründe fubjektiv die besten von der Welt.
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Ich habe nicht nöthig zu sagen, daß die Partei in ihrer Masse durch diese Streitfrage nicht beeirrt wird der gesunde Sinn der Genossen läßt sich durch derartige Kleinigkeiten nicht verdunkeln- Gegner, die sich schon vergnügt in's Fäustchen gelacht ob der bevorstehenden Spaltung", werden sich wiederum geprellt finden, und am 1. Mai wird die deutsche Sozialdemokratie sich ihrer Vergangenheit, sowie ihrer Zukunfts- Mission würdig zeigen.
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Ein großer Theil der vorgeschrittenen Arbeiterschaft Deutschlands hält an dem Gedanken, den ersten Mat als Arbeiterfeiertag zu begehen, fest. Das macht ihrer Energie und ihrem Opfermuth alle Ehre, denn thatsächlich ist es ein großes Opfer, das die Arbeiter damit zu bringen sich entschließen. Wir haben allerdings an dieser Opferfreudigkeit der klaffenbewußten Arbeiter Deutschlands nie gezweifelt, sie ist eine ihrer schönsten Eigenschaften und die Gewähr des einstigen Sieges. Es fragt sich nur, ob es möglich sein wird, es durchzusetzen, daß das Opfer diesmal auch einen Zweck haben wird. Nicht einen unmittelbaren praktischen Erfolg an den, das wissen wir alle, ist im Augenblick nicht zu denken aber doch insofern einen Zweck, daß die Demonstration einen, den aufgewendeten Mühen und Opfern entsprechenden Eindruck macht. Darin liegt nach unserer Ansicht der Kern der jetzt zur Erörterung stehenden Frage. Es handelt fich darum, einen Weg ausfindig zu machen, die Manifestation so eindrucksvoll wie möglich zu gestalten, ohne den nach Heldenthaten lüfternen höheren und niederen Gesellschaftsrettern" Gelegenheit zur Ausübung ihres schmußigen Handwerks zu geben. Bei den niederträchtigen Polizei Gesetzen in Deutschland kein leichtes Stück Arbeit. Aber wir glauben, angesichts der so oft bewährten Umsicht und der in den Tangen Jahren des Stampfes erworbenen Erfahrungen der deutschen Arbeiter, das Vertrauen äußern zu dürfen, daß wenn es möglich ist, einen solchen Weg zu finden, sie ihn auch finden werden. Gerade des= halb jedoch rathen wir dringend, die Diskussion über diese so wichtige Frage streng auf dem Gebiet des Sachlichen zu halten. Auch für die entgegengefeßte Ansicht lassen sich sehr triftige Gründe vorbringen, und eine befriedigende Erledigung dieser Meinungsverschiedenheit ist nur auf dem Wege gegenseitiger Verständigung zu erreichen. Unseren Wünschen, das brauchen wir nicht erst zu sagen, wird es mehr entsprechen, wenn der erste Mat als Arbeiterfeiertag bestehen bleibt, aber salus reipublicae suprema lex das Interesse der Gesammtbewegung steht uns höher, als unsere individuelle Meinung.
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Mit welcher grauenhaften Unwissenheit die deutschen Verhältnisse von der ausländischen Presse beurtheilt werden, das zeigt recht deutlich die Aufnahme, welche sie dem neuesten Erlaß Wilhelm II. bereitet hat, der von den Grundsägen handelt, nach denen die nothwendigen Ergänzungen imOffiziertorps vorgenommen werden sollen, sowie dem Lurus in den Kreisen desselben entgegentritt. Wir nehmen an, daß unsern Leser der Wortlaut des Erlasses aus der Tagespresse bereits bekannt ist, und stellen daher hier nur soviel fest, daß der Erlaß, soweit er die Frage der zur Aufnahme in das Offizier= torps geeigneten Elemente behandelt, felbst vom bürgerlichen Standpunkte aus als durchaus ungenügend bezeichnet werden muß. PreußenDeutschland hat die allgemeine Wehrpflicht und in der preußischen Verfassung heißt es:„ alle Preußen sind vor dem Geseze gleich, Standesvorrechte finden nicht statt", und alle übrigen deutschen Verfassungen lauten ähnlich. Danach dürfte es auch für das Offizierkorps der Armee kein anderes Erforderniß geben, als die nöthige fachliche Befähigung und fittliche Unbescholtenheit. Von der Anerkennung dieses Grundsatzes ist aber der neue Erlaß weit entfernt, er hält im Gegentheil die bestehenden Standesvorrechte für das Offizierkorps im Prinzip durchaus aufrecht und erweitert nur in etwas die bisher gezogenen Grenzen, bezeichnenderweise im Hinblick auf die vielen Lücken im Offizierskorps der Infanterie und der Feldartillerie, vor welch' letterer Truppengattung das Junkerthum bekanntlich zu allen Beiten einen heiligen Abscheu empfunden hat. Das erweitert" ist hier fogar noch zu viel, existirt doch kein Erlaß der die Söhne ehrenwerther bürgerlicher Häuser 2c." grundsätzlich aus dem Offizierstorps ausschließt. Es muß vielmehr heißen modifizirt", denn da die Ge finnung im„ väterlichen Haus" bei der Qualifikation erwogen werden soll, kann die Sache auch, bei der Dehnbarkeit der Begriffe christliche Befittung"," Liebe zu König und Vaterland,"" warmes Herz für den Soldatenstand", ebenjogut auf eine Verengerung der bishert gen Grenzlinie hinauslaufen. Jedenfalls bleibt der Gedanke in Kraft, daß das Offizierstorps eine besondere Sta ste bildet.
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Und dieser Erlaß wird der ausländischen Presse geradezu als der Ausfluß der höchsten Aufklärung gefeiert, als eine tiefgreifende Neuerung, als eine Art Erhebung des deutschen Bürgerthums zu einer früher nie geahnten Herrlichkeit!
Alles natürlich auf die Autorität solcher Korrespondenten hin, wie der in der vorigen Nummer gekennzeichnete Goldschmidt der„ Daily News", der auch diesmal sofort zu melden wußte, der Erlaß habe, wegen des liberalen Geistes, den er athme, einen tiefen Eindruck in der Bevölkerung gemache.
Was Wunder, daß alsdann der gläubige englische Philister zu der Ansicht kommt, in Deutschland habe bisher der Adel von Rechtswegen das Privilegium aller Offizierſtellen gehabt.
Daß über die Arbeiterbewegung noch ärger geflunfert wird, ist selbstverständlich. Da tommt zur Unwissenheit und Speichelleckerel vor den großen Herren noch das Klassenvorurtheil. Das ist indeß wenigstens begreiflich, so beschämend es für die Herren ist, die auf der Höhe ihrer Zeit zu stehen vorgeben. Der Verrath aber, den fie tagtäglich an ihrer eigenen Klasse begehen, ist einfach verächtlich.
Folgende sehr fre
Folgende sehr treffende Bemerkungen fnüpfte die NewYorker Volksztg." an die Nachricht vom Sturz Bismarck's : „ Bismarck war die letzte charakterische, bedeutende, ja
in ihrer Art große Berkörperung der noch herrschenden, aber bereits absterbenden Gesellschaftsordnung. Er war einer der letzten, wenn nicht der letzte Staatsmann, der den Versuch gewagt hat, der steigenden Hochfluth der sozialen Bewegung durch Schürung des chauvinistischen Geistes, burch demagogische Abfütterungsverfuche, verbunden mit den brutalsten, rüd sichtslosesten Repräsentativmaßregeln, die Stirne zu bieten. Und dieser Versuch ist nun jämmerlich, fläglich gescheitert. Seinem Urheber ist das bitterste Schicksal zu Theil geworden, das einem auf der Bühne der Weltgeschichte auftretenden Menschen treffen kann: er hat sich überlebt, er ist unter den Trümmern seiner eigenen Pläne, Projekte und Ideen begraben worden..
Die Sozialisten aller Länder brauchen gewiß nicht die Bedeutung dieses Mannes und der Geschichtsperiode, die in ihm verkörpert ist, zu verkleinern, wenn sie in stolzem, freudigem Glauben an ihre große, unsterbliche Sache konstatiren: die deutsche Sozialdemokratie ist es, die den Mann von Blut und Eisen bezwungen hat! Ausgerüstet mit der ganzen Macht des nach außen wie nach innen schier unbezwingbar scheinenden Deutschen Reiches, mit all' den Hülfsmitteln der Gewalt und des servilen Gedankens, unterstützt von dem ganzen Heere des ehemals liberalen Philisterthums, welches seine früheren Ideale vom einigen Deutschland schließlich unter eine Bickelhaube gezwängt, gefürchtet und beweihräuchert von den Herrschern aller anderen Länder, welche an jedem seiner Worte hingen, als seien fie Aussprüche eines Alles beherrschenden Zens, ist dieser Mann nun schließlich unter den wuchtigen Schlägen jener Sozialdemokratie zusammengebrochen, welche er als das Werk einiger obskurer, arbeitsfchener Demagogen" in wenigen Jahren mit Hülfe einiger Polizeimaßregeln aus der Welt schaffen wollte. lo Bismarck hat als Mann der brutalen Gewalt, in welcher er den Inbegriff aller Größe erblickte, den verhängnißvollen, in seiner Stellung allerdings wohl unvermeidlichen Fehler begangen, die unfaßbare, aber Alles bezwingende Macht der Idee zu unterschäzen. Wie die ihm blind gehorchenden Heerschaaren des deutschen Volts die Armeen Frankreichs und Desterreichs zu Boden getreten, so, dachte er, werde es ihm ein Leichtes sein, den Haufen ungebildeter Arbeiter" die dem rothen Banner folgen, auseinanderzusprengen. Das war der Irrthum seines Lebens. Denn in diesem Haufen" schlummerte eine Macht, die weit gewaltiger ist, als die Disziplin, das Abrichten zum Mordhandwerk die Macht des Bewußtseins, daß in diesem Haufen"
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der Keim einer neuen Welt, einer neuen Freiheit und Gerechtigkeit liegt. Diesem Irrthum ist nun der eiserne Kanzler" zum Opfer gefallen.
Und ein besonders tragisches Geschick ist es, daß es gerade das Kaiserthum ist, zu dessen Nuhm und Ehre er die Sozialdemokratie zu zermalmen unternahm, welches die unmittelbare Ursache feines eigenen Sturzes geworden ist! Sein„ kaiserlicher Herr" scheint den Bankerott der bisherigen Regierungspolitik ausschließlich Bismarck in die Schuhe zu schieben und hofft durch seine sozialen Kunststückchen à la Harun al Raschid das sterbende Prestige des deutschen Zäsarenthums wieder aufzufrischen, ohne einsehen zu können, daß es im Wesen der Ordnung selbst liegt, deren Vertreter er ist, abzusterben und zu zerbröckeln und daß kein Bismarck, fein Kaiser und kein Gott diesen Prozeß aufzuhalten vermag.
Welche werden nun die Folgen von Bismarck's Rücktritt sein? Sie dürften sich voraussichtlich als minder bedeutungsvoll gestalten, als man auf den ersten Blick geneigt wäre, anzunehmen. Wir leben in einer Zeit, da die Massen die eigentlichen handelnden Personen auf der Bühne der Weltgeschichte, da einzelne Individuen, und sei ihre Macht und ihre Fähigkeit noch so groß, im Guten wie im Bösen nahezu bedeutungslos find."
Den antisemitischen Konfusionsmeiern widmet die ungarische Arbeiter- Wochenchronit" folgende polemische Notiz:
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Wie lächerlich die Auffassung der Antisemiten ist, daß die" vereinigten Christen" gegen die Juden zusammenstehen müssen, ist die betannte Thatsache, daß der fapitalbesigende Statholit den besiglosen, katholischen Bruder in Christo" ausbeutet, wie jeden anderen Proletarier, der das Sakrament der Taufe nicht empfangen hat. Andererseits beutet der kapitalbesitzende Jude ohne Ausnahme beschnittene und unbeschnittene Proletarier aus. Da gibt es kein Gefühl der Zusammengehörigkeit". Die moderne Gesellschaft ist geschieden in eine befizende und eine besiglose Klasse, in eine ausbeutende und eine ausgebeutete. Das Kapital tennt keinen Unterschied nach Nationalität, Nasse oder Konfession.
Das antisemitische Märchen vom„ Zusammenhalten der Juden" möge Folgendes illustriren:
1) Aus Russisch- Polen, Galizien , Posen und Desterreich werden jüdische Proletatier, Schneider, von„ Sweaters"( Hungerlöhne zahlende Fabrikanten) nach London gelockt. Fast das ganze Schneiderhandwerk Londons , soweit es sich mit der Herstellung fertiger Anzüge befaßt, liegt in jüdischen Händen und der Streit zwischen jüdischen Kapitalisten und füdischen Arbeitern nimmt kein Ende. Anfangs hofften die armen Juden auf ihren Oberrabbiner Adler. Doch als dieser den Proletariern nicht nur fein williges Ohr lieh, sondern offen Partei für die reichen Juden und Ausbeuter ergriff( von einem Pfaffen ist's nicht anders zu erwarten), da begannen die ausgefogenen Schneider und sonstigen jüdischen Arbeiter, sich zu organisiren. Kürzlich haben sie nun ein besonderes Streiffomite, mit einem gewissen Lewis Lyons an der Spize, gebildet, um den„ Sweaters" das schmußige Handwerk legen zu können.
2) Einer der bedeutendsten Industriezweige Amsterdams, die Diamantschleifer ei, beschäftigt eine Anzahl von über 10,000 Perfonen, die fast ausschließlich Juden sind. Die Diamantenpreise fino fürzlich dermaßen in die Höhe getrieben worden, daß die größten Diamantschleifereien ihre Werkstätten schließen mußten. Mehr als 7000 Menschen sind derart erwerbslos geworden. Die holländischen Blätter enthalten Aufrufe an die öffentliche Mildthätigeeit, die vom Bürgermeister, dem Nabbiner, dem katholischen und protestantischen Pfarrer 2c. unterzeichnet sind. Die merkwürdigste Erscheinung dieser gezwungenen Arbeitseinstellung ist die folgende: Laut einer Bekanntmachung des liberalen Handelsblattes, dessen Chefredakteur, Dr. Polak, ein Jude ist, fällt die Urheberschaft des ganzen Unglücks dem Baron Rothschild in London zur Last, denn er hat sich des ganzen Diamantenmarktes bemächtigt. Das„ Zentrum" betont die Thatsache des wucherischen Ankaufe 8 des Diamantenmarktes durch einen Juden, zum großen Schaden seiner Glaubensgenossen. In dem Artikel des Handelsblattes wird der Vorschlag gemacht, durch eine Deputation den Baron Rothschild zu bitten, er möge seine Spekulation aufgeben, durch die Tausende seiner Glaubensgenossen dem Glende preisgegeben werden. Das„ Centrum" gibt sich hierüber keinen Julufionen hin und schreibt:" Der Baron Nothschild wird eine kleine Unterstüßung bewilligen, aber das Elend wird dasselbe bleiben."
Nun, die arischen Kapitalisten machen es um fein Haar besser. Sie organisiren ihre Raubzüge nach demselben System, ihre Glaubensgenossen" ebenso dem Elend überantwortend; so beutet auch der deutsche Kapitalist den deutschen Proletarier, der ungarisch - patriotische Kapitalist den ungarischen Proletarier aus. Hier gibt es feinen Unterschied nach Nationalität, Konfession und Rasse. Die Gesellschaft scheidet sich nicht in Arier und Semiten, in Magyaren und Deutsche 1. s. w., sondern nur in Kapitalisten einerseits und Proletarier andererseits."
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Sehr richtig. Der ganze Antisemitismus ist weiter nichts als ein Konkurrenzkampf um Privilegien, und so sehen wir denn auch allerwärts die Antisemiten troß ihrer demagogischen Phrasen von„ Bolksthum", Rettung der ehrlichen Arbeit" 2c. 2c. den ärgsten gesellschaftlichen Neaktionären, dem fendalen Junkerthum, den Steigbügel halten. Die Logit der Thatsachen treibt diese wunderlichen Heiligen, die ihre Angriffe auf die Abstammung stüßen, die Privilegien der Geburt in ihren schlimmsten Auswüchsen zu verherrlichen. Und ebenso treibt die Logik der Thatsachen fie dazu, pfäffischer als das Pfaffenthum die Privilegien der Kirche zu vertheidigen. Als neulich im Wiener Reichsrath der Demokrat strona wetter den Unfug, der mit dem Petersnicht die pfennig" getrieben wird, geißelte, da schrien und lärmten Klerikalen, sondern die Antisemiten und ruhten nicht, bis Kronawetter wegen Verlegung der katholischen Gefühle" den Ordnungsruf erhielt. Zu den von der Arbeiter- Wochen- Chr." angeführten Beispielen des Interessenkampfes zwischen jüdischen Ausbeutern und jüdischen Proletariern kommt in diesem Moment noch der große Streit der Schuhmacher im Londoner East End, bei dem auf beiden Seiten die Juden das überwiegende Kontingent stellen. Und wie hüben die Arbeiter jüdischer wie„ arischer" Abstammung einmüthig zusammenstehen, so drüben die beschnittenen und unbeschnittenen Ausbeuter. is dit nod
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Die nationalökonomischen Kenntnisse des genialen" Schnapsjunkers haben die Welt schon oft in Erstaunen gefeßt. In puncto der Unwissenschaft scheint er aber wirklich Fortschritte gemacht zu haben. Einem der Hamburger Hampelmänner, die ihn zu seinem Geburtstag auhurrah'ten, weil er den deutschen Michel viele Jahre lang so erfolg reich in den April geschickt, sagte er, mit giftiger Anspielung auf die Berliner Konferenz: wenn man den Arbeitgebern" zu strenge Be dingungen in Bezug auf Arbeiterschuß stellt, werden sie eines Tages die Arbeit einstellen".
Nun, die Gefahr ist leider nicht vorhanden. Die Arbeitergroschen find den Herren denn doch zu lieb. Der" geniale" Schnapsjunker, der auch Arbeitgeber" ist, mag sich aber trösten, die Konferenz= Beschlüsse thun den Arbeitgebern nicht weh.
102 151931
Was für infame Schachergeschäfte die herrschenden Parteien und Klicken Oesterreichs auf Kosten der Volksmasen untereinander abschließen, dafür hat der unerschrockene Stronawetter neulich im Wiener Neichsrath wieder einige drastische Beispielean's Licht gezogen.
Es handelte sich um einen Gesetzentwurf, nach welchem eine Reihe von Vororten Wiens, die bisher außerhalb der Linie für die Wiener Verzehrungssteuer( auf Fleisch, Bier, Wein 2c.) lagen, in diefelbe einbezogen werden sollten. Stronawetter fennzeichnete diese Vorlage nach der Arbeiterztg." mit folgenden Worten:
" Im§ 1 der Vorlage werden die Ortschaften Gaudenzdorf , Hezendorf, Benzing, Fünfhaus, Sechshaus bis zum Kahlenberge in den Verzehrungssteuer- Rayon einbezogen. Vom Kahlenberge herunterzuſteigen, hat der Finanzminister keine Stourage mehr gehabt( Heiterfeit links), obwohl er von der Höhe des Leopoldsberges auch das liebliche Kloster= neuburg gesehen hätte. Warum verlangt der Finanzminister von Stlofterneuburg nicht fo viel Geld, wie er von Gaudenzdorf , Fünf- und Sechshaus verlangt? Da ist aber ein großes Kloster; mir wurde erzählt, daß, wenn die Herren dort liquidiren könnten, wie eine Aktiengesellschaft, auf jeden Stopf eine baare Million tommen würde.( Hört! Hört! links.) Nun denken Sie, wer in Gaudenzdorf einen elendigen„ Gedärmreißer" trinkt( lebhafte Heiterkeit
| links), von dem verlangt der Finanzminister, so oft er sich ein Viertel einschenken läßt, einen Kreuzer als Verzehrungssteuer. Die Herren in Klosterneuburg , welche die besten Neben in Niederösterreich haben, die trinten ihren Prälatenwein nach wie vor, ohne einen Kreuzer Verzehrungssteuer dafür zu zahlen.( Bravo ! Bravo! links.) Die Kloster= neuburger bauen sich ihren Wein selber, und ist einmal wenig gewachsen und sie müssen nachtaufen, weil sie eben mehr zu trinken gewohnt sind ( Heiterfeit lints), so taufen sie gewiß mehr als einen Eimer, folglich bezahlen sie für Alles, was sie faufen, nicht einen Kreuzer Verzehrungssteuer. Sie haben wahrscheinlich auch ihre eigene Schweinezucht, ihre eigenen Schlachtungen und ihre Hühnerzucht und zahlen nicht einen Pfennig Verzehrungssteuer dafür, weil sie es nicht beim Detailhändler faufen. Ich frage nochmals den Finanzminister: Ist es recht, daß die Klosterneuburger Chorherren das umsonst trinken, wofür von dem lumpigsten Proletarier einkreuzer für jedes Viertel verlangt wird?
Die Bevölkerung ist heute gescheiter geworden, und es werden von flerifal- feudaler Seite Anstrengungen gemacht, die Leute in die frühere Verdummung zurückzuführen. Wir wissen, warum man sie dumm haben will; in früherer Zeit ist es Niemanden eingefallen, nachzurechnen, heute aber weiß jeder Arbeiter in Sechshaus oder Gaudenzdorf das, was ich hier erzähle, und er weiß die Gerechtigkeit zu beurtheilen, mit der hier Geseze gemacht werden. Dadurch entsteht natürlich Unzufriedenheit in der Bevölkerung, und sie muß fich dies gefallen lassen, denn sie kann sich ihre Vertreter nicht nach dem allgemeinen Stimmrecht wählen; sie kann nur die Kinder nach Bos nien hinunterschicken und riesige Steuern zahlen, aber Vertreter ihres Rechtes hat sie hier nicht. Die Kinder wachsen schon mit dem Bewußtsein auf, daß sie der unterdrückten Klasse ange= hören, für die es kein Recht und keine Gerechtigkeit in diesem Parlamente gibt.( Bravo ! Bravo! links.)
Zu den Abgeordneten aus Galizienden Vertretern des polnischen Magnatenthums sagte Kronawetter:
Sie haben die Branntweinsteuer an die Bedingung geknüpft, daß Sie 22 Millionen friegen und die Bukowianer 2 Millionen; das haben Sie für ungefähr 4000 Menschen aus dem Staatsschaze herausgeschlagen. Die armen Vorortebewohner wollen gar nichts haben, als daß man sie in Ruhe läßt.( Heiterkeit). Ja, meine Herren, machen Sie nur so die Gesetze, dann werden Sie die Zufriedenheit in der Bevölke= rung schon sehen. Die Leute wissen schon, warum sie jetzt mehr zahlen müssen, daß von den 2 Millionen, die sie da zahlen, durch 20 Jahre eine Million nach Galizien fließt; fie wissen auch, in welche Taschen es fließt, und sie vergleichen, aus welchen Taschen das Geld herauskommt und in welche Taschen es hineinkommt.
Wenn man den Herren aus Galizien , diesen Herren Magnaten und Aristokraten, eine solche Steuer hinaufdividiren wollte, ah, da gäb' es tein Ministerium auf der Welt, das nur 100,000 fl. herausbrächte, aber aus den Taschen der Vorortler das thut ja nicht weh, man kann sich der Regierung gefällig zeigen und hat noch an der Kultur und am Fortschritt mitgearbeitet.
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Ich werde den Uebergang zur Tagesordnung beantragen." Derselbe wurde hinzu abgelehnt.
" natürlich", fezt die Arbeiterztg." lakonisch
,, Bummelvögte."" Die einzelnen besser organisirten ArbeiterOrganisationen", schreibt P. Grotttau im New- Yorker„ Sozialist", ,, haben sich im Laufe der lezten Jahre sogenannte„ Bummelvögte" ( Walking- Delegates") beigelegt. Den Unternehmern ist diese Justi tution der modernen Arbeiter- Organisationen ein Dorn im Auge. Sie haben daher die Meute der kapitalistischen Presse gegen die WalkingDelegates losgelassen und dieselben mit dem Titel Bummelvögte" bc= legt. Die Absicht der Beschimpfung ist, die Vertreter der Arbeiter in der öffentlichen Meinung herabzuvlirdigen und bei den Arbeitern selbst so viel dies nur möglich, verächtlich zu machen.".„ So ist es auch mit der Einfegung von Walking- Delegates gegangen. Es gibt nämlich feine bessere und wirksamere Einrichtung innerhalb der modernen Arbeiterbewegung, als die Anstellung von Walting - Delegates. Die Aufgabe dieser Organisations- Beamten ist eine überaus schwierige, und die Annahme solcher Stellung ist in der Regel ein schweres persönliches Opfer für denjenigen, der sich dieser im Interesse seiner Stameraden und seiner Organisation unterzieht. Die Löhnung der Walking- Dele gats richtet sich immer nach dem Gewerbe, dem sie angehören, und ist niemals höher als sie ein tüchtiger Arbeiter desselben Berufs am selben Orte erreichen kann. Er muß in dem Nufe unerschütterlicher Unbestechlichkeit, großer Nüchternheit, beständigen Pflichteifers stehen, sich der besten gesellschaftlichen Umgangsformen, besten gesellschaftlichen Umgangsformen, verbunden mit diskussionsfähiger Staltblütigkeit und der für die Wahrung der Arbeiterinteressen so unentbehrlichen Energie erfreuen."„ Die Pflichten des Walting Delegaten bestehen darin, durch persönliche Stontrolle auf den Arbeitspläßen darcuf zu achten, daß die Beschlüſſe der Organisation von den Mitgliedern derselben sowohl als von den Unternehmern beobachtet und durchgeführt werden. Sie haben weiter danach zu sehen, daß keine Scabs in dem bezeichneten Gewerbe arbeiten. Denn entweder arbeiten die Scabs zu Unionbedingungen und wollen folglich ernten, wo sie nicht gefäet haben, find also engherzige, egoistische Menschen, oder sie arbeiten nicht zu Unionbedingungen und bringen dann die meist mit schweren Opfern erkämpften Errungenschaften der Union in Gefahr. Der Walking- Delegat hat alle in dem betreffenden Gewerbe arbeitenden, noch nicht zur Organisation gehörenden Leute zum Anschluß an die Organisation zu veranlassen. Wollen die Arbeiter sich der Organisation nicht anschließen, so hat er den Unternehmer zu veranlassen, die übernommenen Unionbedingungen zu erfüllen, die Scabs also entweder zu entlassen, zum Anschluß an die Union zu bewegen, oder auf die Mitarbeiterschaft von Unionleuten zu verzichten, das heißt, er hätte einen Stampf mit der organisirten Arbeit aufzunehmen. Die Walking Delegates find folglich die Wächter der Organis iationsinteressen, die Organisatoren und Agitatoren ihrer Union . Sie haben das Schmaroßerthum, das in den Versammlungen stimmt, am hinterher in den Werkstätten aus Feigheit oder aus Egoismus ihre eigenen Beschlüsse zu brechen, den übrigen Organisationsgenoffen zur Anzeige zu bringen und damit unmöglich zu machen.
Sie haben bet ansbrechenden Meinungsdifferenzen zwischen Arbeiter und Unternehmer in den einzelnen Wertstätten ungesäumt zu erscheinen, den Standpunkt der Union zu vertreten und einen friedlichen Ausgleich der Differenzen ernstlich, aber ohne Schwäche zu versuchen. Die Walfing- Delegaten find also in den Werkstätten, wohin sie bei ausbrechenden Differenzen gerufen werden, die Advokaten der Arbeiter. Sie find Angestellte der Arbeiter und folglich unabhängig von den Unternehmern, was die in Arbeit stehenden Leute meistens nicht sind. Die Waiting- Delegaten dürfen sich deshalb auf die ernstlichsten Argumentationen mit den Bossen einlassen, aber sie müssen in Erfüllung dieser ihrer Pflicht auch disfufftonsfähig und tüchtige Fachleute sein, die die Arbeitersache kennen und neben einem flaren Urtheil großen moralischen Muth, verbunden mit Unbestechlichkeit und ausgeprägtem Billigfeitsgefühl befizen.
Und solche Leute hat die Ausbeuterpresse mit dem Namen Bummelvögte getauft!
Alle Organisationen, welche es in ihrer Entwicklung bis zur Anstellung von Bummelvögten" gebracht haben, sind stark und festgeglic= bert. Sie kontrolliren vermöge ihrer stetigen Wachsamkeit die Ausführung ihrer Beschlüsse. Große und dauernde Erfolge einer Union beginnen in der Regel erft mit der Etablirung des Walking- DelegatenSystems, weil erst dann die Union zu jeder Zeit attionsfähig wird und thre Mannen beffer als zuvor zusammenhalten und auch besser schüßen fann. Dieser Vortheil, welcher den Unionleuten aus der Thätigkeit ihrer Walking- Delegaten erwächst, macht diese den Unternehmern und ihrer Presse so verhaßt. Dabei thun die Herrschaften, als ob die Anstellung von Bummelvögten" eine ganz neue Erfindung der Arbeiter sei. Dies ist aber nicht der Fall. Die Bummelvogterei, die wirkliche nämlich, ist uralt und eine Erfindung der jeweiligen Ausbeuterklasse. Hier der Beweis. Alle Sklavenhalter hielten Sklaventreiber. Das waren echte Bummelvögte. Jeder Fabrikpascha und jeder Minenlord hält jetzt noch feine Aufseher, Antreiber, Spione, Wächter, Vorlente, Timefeeper". f. w. Das sind mit ganz geringen Ausnahmen echt: fapitalistische Bummel vögte , bestimmt, für möglichst geringen Lohn eine möglichst große Summe von Arbeit resp. Lebenskraft aus den Gliedern der Unionlente herauszuquetschen! Das ganze Heer
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