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. 21.

Der Sozialdemokrat

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Organ der Sozialdemokratie deutscher Bunge.

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Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Dedadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

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Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Klippen. III.*)

Ueber die Nothwendigkeit der Forderung von Arbeiter schutzgesetzen hier ein Wort verlieren wollen, hieße unsere Leser beleidigen. Nicht nur unter Sozialdemokraten, sondern überhaupt unter allen denkfähigen Menschen herrscht in diesem Puntte heute nur noch Eine Stimme. Höchstens eine Hand voll verbissener Anhänger der unbeschränkten Ausbeuterfreiheit und die im Irrgarten der kleinbürgerlichen Dialektik ver­erannten Anarchisten sperren sich noch grundsätzlich" dagegen. Im Uebrigen streitet man heute nur noch über das Maß des nothwendigen Schutes, auf welche Zweige des industriellen Lebens er sich zu erstrecken und wie weit er in jedem ein­zelnen Punkte zu gehen hat. Soweit dieser Streit zwischen Vertretern des Unternehmerthums auf der einen und Ver­tretern der Arbeiterklasse auf der andern Seite spielt, kommt er für die gegenwärtige Erörterung nicht in Betracht. Aber auch in den Reihen der Befürworter des Arbeiterschutzes unter den Arbeitern, bezw. den Arbeiterparteien, herrschen in dieser Hinsicht noch allerhand Meinungsverschiedenheiten, und diese sind namentlich in soweit der Erörterung werth, als sie auf verschiedenartigen Auffassungen über die Gesichtspunkte, aus denen der Arbeiterschuß zu verlangen ist, beruhen. dull

Solange es sich fast ausschließlich darum handelte, die Forderung im Allgemeinen zu propagiren, hat man, wie das gewöhnlich in solchen Fällen geschieht, alle Argumente, die für sie von irgend einer Seite ins Feld geführt wurden, un­besehen übernommen und in der Agitation verwerthet. Db das richtig war, darüber kann man streiten, jedenfalls aber sind wir über diese Phase jezt hinweg und haben daher um so mehr die Pflicht, unter den Argumenten selbst Musterung zu halten und nur diejenigen für uns gelten zu lassen, die vor unserer ganzen Auffassung der bürgerlichen Gesellschaft, vor unserer Erkenntniß des Wesens der kapitalistischen Pro­duktionsweise, Stand halten.

Es ist z. B. ganz richtig, daß eine allgemeine Verkürzung des Arbeitstages nicht nur den Arbeitern vortheilhaft ist, sondern auch manchen Nebeln entgegenwirkt, unter denen die einzelnen Kapitalisten im Konkurrenzkampf leiden, den sie sie untereinander führen. Wenn aber bürgerliche Philan­thropen und Sozialreformer soweit gegangen sind, zu be­haupten, daß der gefeßliche Normalarbeitstag alle schädlichen Wirkungen der kapitalistischen Produktionsweise ausrotten, und somit diese selbst befestigen, konserviren werde, so waren sie damit einfach auf dem Holzwege. Die Hoffnung, die kapitalistische Produktionsweise lasse sich durch schrittweise Verkürzung des Arbeitstages erhalten, ist eine Utopie. Die Geseze des wirthschaftlichen Konkurrenzkampfes lassen sich nicht dadurch aus der Welt schaffen, daß man einen Aus­wuchs beschneidet. Eher trifft das Gegentheil zu. Sie werden sich um so stärker geltend machen, und der verkürzte Arbeits­tag, weit entfernt, den Zusammenbruch der bürgerlichen Pro­duktionsordnung zu verhindern, wird den Zeitpunkt, wo die selbe einer höheren Produktionsform weichen muß, vielmehr noch beschleunigen, Worin er sich allen Mitgliedern der Gesellschaft wohlthätig erweisen dürfte, das ist, daß er zu­gleich diesen Uebergang zu einer höheren der sozialistischen Produktionsweise, erleichtert, ihn mit weniger Konvul­fionen durchzuführen ermöglicht, als bei zügelloser Aus­beuterwirthschaft der Fall wäre.mal sid

Ob die bürgerlichen Befürworter des Arbeiterschußes die obige Utopie nähren, kann uns übrigens gleichgiltig fein. Wir wünschen ihnen sogar viel Glück dazu. Denn es ist noch immer eine verständigere Utopie als die der Anwälte der ungezügelten Ausbeutung. Nicht gleichgiltig aber kann es Nicht gleichgiltig aber kann es uns sein, ob diese Utopie auch in Arbeiterkreijen, sei es auch mur theilweise Anerkennung findet, ob die Vorstellung erweckt wird, als werde mit der Arbeiterschußgefeßgebung auf längere Zeit hinaus Wohlstand und Sicherheit der Eristenz für die Arbeiter geschaffen werden. Denn diese Auffassung würde mit Naturnothwendigkeit dahin führen, daß man sich ganz einseitig auf die Erlangung der Arbeiterschußgefeße verbeißt und ihr zu Liebe Forderungen bei Seite läßt oder doch ver­nachlässigt, die von nicht minderer Wichtigkeit für die Ar­beiterklasse sind. Schon heute machen sich Anfäße in dieser Richtung bemerkbar, Wie in früheren Jahren zu Gunsten des Staatssozialismus , so wird jezt hier und da zu Gmiſten der Arbeiterschutzgesetzgebung die Rücksicht auf die politische und wirthschaftliche Bewegungsfreiheit der Arbeiterklasse gradezu in den Hintergrund gestellt bosch 18 Das ist ein großer Fehler, vor dem wir nicht genug warnen können: Die Arbeiterschutzgesetzgebung hat in erster Linie den Zweck, die Selbständigkeit und Aktionsfähigkeit der Arbeiter­Klasse zu erhöhen, dieselbe zu befähigen, sowohl im politischen als im wirthschaftlichen Stampf ihre Interessen energisch und nachhaltig zu verfechten. Ein Arbeiterschuß z. B., der nur

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* S. Nummer 15 u. 18 des Glancinando andi

durch Verkümmerung der Koalitionsfreiheit der Arbeiter zu erlangen ist, d. h. von einer solchen abhängig gemacht wird, ist durchaus zweckwidrig und daher zu verwerfen. Ebenso alle Reformen, die indirekt darauf hinauslaufen, die selbst ständige Aktion der Arbeiter in der Geltendmachung ihrer In­teressen zu beeinträchtigen.

Erscheint

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Londo 11.

Verlag

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Poßfendungen

franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe

nach England kosten Doppelporto.

24. Mai 1890.

Situation aus, wenn er für die jetzige Reichstagsvertretung eine vielseitigere Bethätigung befürwortet, als die früheren zu ent­falten in der Lage waren. Im Uebrigen, das wiederholen wir, bleiben jedoch die Grundsätze der parlamentarischen Thä­tigkeit der Sozialdemokratie die alten.

ihr Ausgang.

I.

-

So können wir denn auch die sozialdemokratische Reichs­tagsfraktion nur beglückwünschen, daß sie in ihrem Arbeiter­schutzgesetzentwurf dem Schuß des Koalitionsrechts der Arbeiter Die skandinavische Frauenbewegung und so energischen Ausdruck gegeben hat. Was die volkspartei­liche Demokratische Korrespondenz" gegen die betreffenden Paragraphen des Entwurfs vorbringt, ist geradezu lächerlich. Weil die Reaktionäre die bestehende Gewerbeordnung in dieser Hinsicht noch verschlechtern wollen, sollen die Arbeiter­vertreter darauf verzichten, die Verbesserung derselben zu fordern, und sich ,, doppelt in Acht nehmen, an den bestehen­den Vorschriften zu rütteln". Mit andern Worten, sich dem An­sturm der Anwälte des Kapitalismus gegenüber auf die reine De­fensive beschränken. Eine schöne Taktik, bei der die Arbeiter nur verlieren, die Gegner nur gewinnen können. Nein, hier heißt es, rund und klar das zu formuliren, was sich in der Praxis als unumgänglich nothwendig erwiesen hat, um den Arbeitern die Freiheit der Koalition zu sichern. Wäre der Arbeiterschuß­geseßentwurf durchgängig in diesem Sinne abgefaßt, er wäre nach unserer Ansicht soweit man dieses Wort überhaupt vernünftigerweise gebrauchen kannvollkommen. An andren Stellen scheint er uns indeß in seinen Zugeständnissen an die Gegner des Guten etwas zu viel zu thun. 76 ton Nehmen wir jedoch den Faden unserer grundsätzlichen Dar­legungen wieder auf.

So wichtig die Arbeiterschutzmaßregeln auch sind, so find sie doch nur ein Theil unserer in der heutigen Gesellschaft zu erhebenden Forderungen. Diese umfassen vielmehr das ganze Gebiet der Reformen, die geeignet sind, die materielle Lage, die geistige Entwickelung und den politischen und so­zialen Einfluß der Arbeiterklasse zu haben. Indem wir das betonen, sagen wir natürlich nichts Neues, sondern wieder­holen nur einen zum Gemeinplatz gewordenen Grundsatz unfres Programms. Aber wir haben auch gar nicht die Absicht, neue Säße aufzustellen, sondern nur, aus dem für recht Erkannten die Aufgaben der Gegenwart zu ermitteln.

P. E. Die standinavische Frauenbewegung hat in ganz Europa ein außerordentliches Aufsehen erregt. Sie war eine eigenthümliche Er­scheinung. Angesichts des nahen Untergangs räffte sich das Kleinbürger­thum noch einmal auf, streifte alte Vorurtheile ab, dachte neue Gedanken, wurde radikal. Freilich, auch in seinem Aufschwung blieb das Klein­bürgerthum kleinbürgerlich; die Bekämpfung alter Vorurtheile, die neuen Gedanken, der Radikalismus alles war kleinbürgerlich. Und wenn man hinter die großen Redensarten blickte, so sah man hinter ihnen immer den Spießbürger. Die junge norwegische Schriftsteller­Generation hat in ihrem Wigblatt einmal Ibsen als Giel mit dem Löwenfell gezeichnet. Das Bild ist typisch für die ganze Bewegung; unter dem radikalen Löwenfell steckte eben immer der alte Eset. bewegung erkannt hatte, so mußte man ihr Ende schon prophezeien Wenn man einmal den Klassencharakter der skandinavischen Frauen­tönnen, als noch die Wogen hoch gingen. Sie mußte das Ende jeden spießbürgerlichen Aufschwungs nehmen: die spleßbürgerliche Niederge­schlagenheit. Auf die Ibsen und Björnson sind die Strindberg und Heiberg gefolgt; naturnothwendig, wie auf den Rausch der Kazenjammer folgt; und nach den Nora und Svava sind die Julien und Laura ge= tommen, naturnothwendig, wie auf die idealistische Phrase die materia­listische.

Das standinavische Kleinbürgerthum entspricht etwa dem deutschen Kleinbürgerthum zur Zeit der Gußkow und Laube. Schon fühlt es das Nahen des drohenden Verhängnisses, aber noch hat ihm die Furcht nicht alle Besinnung vernichtet. Später wird es die Vogel Strauß­Politik verfolgen, wird die Augen schließen und sich in den Schutz irgend eines Bismarck begeben. Jezt vertraut es noch auf sich selbst.

Die Geistesgeschichte der skandinavischen Frauenbewegung ist ungemein Tehrreich; fie iiefert den vorzüglichsten Beitrag zur Psychologie des Spießbürgerthums. Und sie ist ohne Mühe zu studiren; die Quellen fließen so reichlich, wie nirgends; ein fast überreichliches Material ist vorhanden; denn das schreibselige Spießbürgerthum läßt es sich ja nicht nehmen, feden Gedanken, der in thm auftaucht, fede neue Idee aufzuzeichnen, fede Phase in dem Kampf weitläufig und gründlich zu beschreiben.

Und der Natur des Kleinbürgerthums entsprechend, wird nicht blos beschrieben, nicht blos aufgezeichnet; die schriftstellerischen Leistungen dienen nicht blos zur Erkenntniß, fie dienen auch als Kampfmittel; und es stellen die vorhandenen Bücher nicht nur Geschichte dar, sie sind auch Dokumente.

Mehr als es ihr früher möglich war, kann heute die Par­tei die politischen 2c. Interessen der Arbeiterklasse geltend machen, und soll sie es daher auch. Keine Gelegenheit darf versäumt werden, für die Erweiterung der Volksrechte einzutreten und Die legte Ursache der Frauenbewegung ist natürlich der Druck der jeden Angriff auf die bestehenden Volksrechte abzuwehren. fich entwickelnden sozialen Verhältnisse. Eine Klasse, welche gewohnt ist, den Mechanismus der sozialen Entwicklung zu durchschauen, wird Wenn das in der Praxis zunächst auf eine Stärkung des diesem Druck einfach, naiv, nachgeben. Das Spießbürgerthum hat aber parlamentarischen Einflußes hinausläuft, kann uns das nicht ein Entschen vor einem solchen Durchschauen; es fürchtet, aus dem anfechten. Der Weg zur vollen politischen Fretheit führt Spiegel wird ihm feine facies hippocratica entgegengrinsen. Es hat durch den Parlamentarismus hindurch, nicht um ihn herum. das Bedürfniß nach einer Ideologie, welche ihm das alles gefällig Der Parlamentarismus mit allen seinen Fehlern ist doch im wirken; es läßt sie erft wirken durch das Medium einer Ideologie. verhüllt. Und so läßt es die sozialen Momente nicht direkt auf sich heutigen Deutschland die modernste aller öffentlichen Einrich- Diese Ideologie lieferte dem Bürgerthum feine Literatur. Die Schrift­tungen, kein doktrinärer Grund darf uns veranlassen, das zu übersehen. Wir haben ja überhaupt noch einen großen Theil dessen auszuführen, was eigentlich Sache der vorgeschrittenen bürgerlichen Parteien war, aber von ihnen fallen gelassen worden ist. So den grundsäßlichen Kampf gegen den Mili­tarismus, gegen die Geburtsprivilegien, die Beseitigung ver­rotteter Rechtsinstitutionen, alles Dinge, die zunächst eine Erweiterung der Machtsphäre des Parlaments, d. h. des Reichstags, bedeuten. gai zut

Indem sie in diesem Sinne wirkt, gibt die Partei kein Titelchen ihres grundsäglich revolutionären Charakters auf. Sie emanzipirt sich nur von der revolutionär scheinenden anti­Sie emanzipirt sich nur von der revolutionär scheinenden anti­parlamentarischen Phrase. Diese würde, wenn sie noch Kredit besäße, eine gefährliche Klippe für die Partei bilden. Sie würde zur Folge haben, daß die Partei ihren Wählern eine arge Enttäuschung bereitete, und über kurz oder lang das Vertrauen derselben in die Sozialdemokratie einen argen Stoß erlitte. Das soll aber und das wird nicht geschehen. Die sozialdemokratische Fraktion wird ihre Aufgaben im Parla­ment nicht unterschäßen, sondern, wie sie bereits begonnen, so auch fürderhin bei jeder Gelegenheit auf dem Plage sein, die Interessen des arbeitenden Volkes zu wahren, für Erwei­terung seiner Rechte zu wirken. Sie wird durch ihre uner­müdliche Thätigkeit, sei es direkt, sei es indirekt, den herr­schenden Gewalten und Parteien diejenigen Konzessionen an die Arbeiterklasse abringen, die überhaupt mir erreichbar sind, und durch die Praxis den Massen zeigen, was sie vom heutigen Parlamentarismus nicht zu erwarten haben.

Wenn der im Eingang dieser Erörterungen zitirte Artikel der Wiener Arbeiter- 3tg." meint, daß unsere Abgeordneten im Reichstag nunmehr mit eigentlich sozialistischen Forder­ungen im buchstäblichen Sinne des Wortes heraustreten sollen, so würden wir uns dagegen erklären müssen. Dazu sind die politischen und ökonomischen Vorbedingungen noch nicht vor­handen, dieselben müssen vielmehr erst geschaffen werden. Meint er jedoch, daß bei der Kritik der Zustände und des Verhaltens der heutigen Machthaber die Gefichtspunkte des Sozialismus stärker zum Ausdruck gebracht werden sollen, fo hat er nur einem Gedanken Ausdruck gegeben, der, soviel wir es beurtheilen können, allgemein in der Partei sich geltend macht. Und ebenso spricht er nur die Konsequenz der neuen

steller wurden Soziologen, Nicht, daß sie etwa studirt hätten; sie fingen die Bedürfnisse, die halb unbewußten Wünsche und Gedanken des Kleinbürgerthums auf; fie schufen dann die Problembichtung"; und fo entstanden Gestalten, in Ibsen und Biörnson, welche mit stolzem Muth ihre Dramen schrieben und in ihnen alle Fragen" lösten": die Frauenfrage, und die Sittlichkeitsfrage, und die Mäßigkeitsfrage, und die andern Fragen. Mit poffierlichem Ernst glaubten diese Dichter an ihre Mission"; und mit noch poffierlicherm Ernst glaubten die andern an fie.

Natürlich war von einer wahren Lösung keine Spur; denn wo die Wirklichkeit nichts löfte, konnte der ideologische Abklatsch erst recht nichts lösen. Aber man glaubte doch daran. Das Bedürfniß des Bürgers war befriedigt. Die Literatur brückte die Strebungen bes wirklichen, ökonomischen Lebens aus; und das war ihm lieb; denn nun brauchte er sich nicht an die grobe Wirklichkeit zu wenden, konnte er fich durch die Dichtung beeinflussen lassen,

Einige Proben dieser Problemdichtung!

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Jbsens Nora". Die Frant wird von ihrem Mann als Puppe" behandelt. Nach der Art, wie Ibsen sie charatterifirt, kann man dem Mann gar nicht Unrecht geben, wenn er das thut. Durch ihre Dumm­heit bringt sie allerdings mit den idealsten Abfichten, ihren Mann in eine sehr peinliche Situation. Der Mann wird einen Augenblick brutal gegen fie. Das ist zwar nicht schön, aber man kann das doch ver­stehen. Und Nora:" Du hast mich nie geliebt! Leb wohl." Sie geht bei Nacht und Wetter von ihm; wobei unklar bleibt, womit sie fich fett ernähren wird. Aber das ist ja dem Idealisten einerlei. Wenn nur das Problem gelöst wird.

Das Problem ist: Was soll die Frau thun wenn der Mann sie nicht als gleichwerthiges Wesen liebt, sondern als" Puppe"? Lösung: sie soll sofort von ihm gehen, und der Herr, welcher die Lilien auf dem Felde kleidet, wird auch für ihre Toilette sorgen.

Ein Boltsfeind". Ein Arzt in einer kleinen Stadt ist ein Idealist. Da die übrigen Bewohner Materialisten sind, so wird er geboyfoftet. Obgleich er schon vorher hat Schulben machen müffen, als er noch Geld verdiente, ist ihm das doch ganz einerlei. Gr bleibt in der Stadt und befchließt, feine Seinder auch zu Idealisten zu erziehen. Problem: Was macht ein Idealist zwischen Materialisten Lösung: er bleibt Idealist, und der Herr, der für die Vögel unter dem Himmel forgt ind fo weiter.

Roch possierlicher als Jbsen ist Björnson.

Ein Handschuh" Svava ist verlobt. Da sie selbst rein ist, fo verlangt fie auch, daß ihr Bräutigam rein ist. Als sich ergibt, daß er dieses Verlangen nicht erfüllt, wirft fie ihm den Handschuh in's Geficht. 8

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Ein gewiffer Umschwung in den Anschanmitgen macht sich bereits in den späteren Dramen Jbsens geltend. Während der naive Björnson immer noch das alte Lied geigt, hat Jbjen die veränderte Stimmung bemerkt und richtet sich ettpas nach ihr.

Schon stellten sich die ersten Borboten des Kazenjammers ein. In wirklichkeit zeigte sich, daß die Menschen nicht so idealistisch, die Ver­hältnisse nicht so gutmüthig waren.