Die drei letzten Stücke Jbsens tragen der neuen Stimmung Rech­nung; am bezeichnendsten von ihnen ist Die Frau vom Meere".

Eine Frau wird vor die Alternative gestellt: dem Mann zu folgen, den sie liebt, und dem sie durch den Zug ihrer geschlechtlichen Triebe angehört, oder bei dem Mann zu bleiben, an den sie verheirathet ist, einen Biedermann, gegen den sie geschlechtliche Abneigung empfindet und der ihr nur die Versorgung" bietet. Sie schickt den Jdealismus zum Teufel und wählt die Versorgung.

Der Herenfabbath der bürgerliche.. Emanzipationsbestrebungen ist jezt zu Ende. Die Ohnmacht ist anerkannt.

der Pariser Gasarbeiter war im Ausstand, und die Glasbläser zweier. bedeutender Glasfabriken von Bas- Meudon und Aubervilliers ( Vororte von Paris ), haben die Arbeit eingestellt. Bei dem leẞtgenannten Streif handelt es sich nicht um Erreichung besserer Arbeitsbedingungen, sondern um Wahrung des durch das Gesez von 1884 garantirten, aber durch das Hungerrecht" der Kapitalisten stets gefährdeten Koalitionsrechts. Die Befizer zweier bedeutenden Glasfabriken suchten die sehr unbequem gewordene Syndikatskammer der Glasarbeiter durch Maßregelung der thätigsten Mitglieder derselben, des Verwalters Voidies und des Sekretärs Le comte, Delegirter auf dem Internationalen Sozialisten­Kongreß zu Paris , zu sprengen. Die Kameraden der Gemaßregelten beantworteten diese jeden Grundes entbehrende Entlassung damit, daß sie in Ausstand traten und erklärten, die Arbeit nicht früher aufzu= nehmen, bis Voidier und Lecomte wieder eingestellt seien. Die arbei­tenden Mitglieder des Syndikats der Glasarbeiter von Paris und Um

Wie immer, mit Vernachlässigung der sozialen Momente, hatte das Bürgerthum geglaubt, seine Reform durch moralische Phrasen zu Stande bringen zu können. Die Frauenfrage sollte gelöst werden durch den fittlichen Idealismus des Weibes. Aber die Moral ist immer nur Ausdruck der bestehenden Verhältnisse, nur eine Ideologie. Und als man fie gegen die Verhältniſſe ſchicken wollte, blieb das soziale Mo- gegend unterſtüßten bie Streifenben bunch lleberlaffung von je brei ment Sieger im Kampf, und es wurde klar, daß die Krippe für das Leben mehr Bedeutung hat, wie alle Gefühle, alle Moral und alle Theaterstücke.

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Es ist schwer zu sagen, was eigentlich das Bedingte und was das Bedingende war: die literarische Bewegung oder die politisch soziale Agitation. Beides verschmilzt ineinander; eins verursacht das andere. Gedanken der Agitation wandern in die Literatur und regen zu neuen Werken an, und Gedanken und Typen aus der Literatur wandern ins Leben und regen zu neuem Wirken an. Die Nora auf den Brettern Haus ber hat viele Nora's im Parterre geschaffen, und die Phrasen des Kampfes haben viele phrasenhafte Theaterstücke verursacht. 790 10 110TIGE

Bei einem solchen Zusammenhang mußte die Umkehr in der Literatur auch nothwendig eine Umkehr im wirklichen Leben zur Folge haben; auch die Bewegung selbst mußte rückläufig werden. Und das ist der Fall. Zwar, Björnson reist noch im Lande herum und hält Vorträge über die Sittlichkeit; aber die Welber glauben schon nicht mehr so recht an ihren Propheten; zwar die alten Phrasen ertönen noch, aber nicht mehr so laut, und der Idealismus, der moralische Idealismus, der Wahrheitsidealismus, der Sittlichkeitsidealismus er beginnt schon, lächerlich zu werden; ein schlimmes, schlimmes Zeichen!

Aus Frankreich . Aus Frankreich .

Paris , den 9. Mal 1890.

Tagen Arbeitslohn auf zwei Wochen. Diese wandten sich außerdem an den Minister des Innern, erklärten ihm die Nothwendigkeit des Stretts behufs Wahrung des bedrohten Koalitionsrechts und ersuchten ihn um seine Vermittlung bei Herrn Constans . Eine Intervention zu Gunsten von Proletariern erwarten, das heißt Feigen von den Disteln und Trauben von den Dornen pflücken wollen. Auf die üblichen ebenso billigen wie nichtssagenden Versprechungen, fich der Sache annehmen zu wollen, ist eine Zusammenkunft des Ministers mit den beiden Fabri­fanten gefolgt, in der Herr Constans diesen erklärte, daß es ihr gutes, absolutes Recht sei, nach ihrem Gutdünken Arbeiter einzustellen, zu ver= abschieden und wieder aufzunehmen. Zugegeben also, daß sie vielleicht Voidier und Lecomte nicht wieder einstellen wollten, handle es sich da­rum, ob sie geneigt seien, die übrigen Forderungen der Arbeiter, Ab­schaffung der Nachtarbeit und nur zehnstündige Arbeitszeit anzunehmen, Dieser Verdrehung des Sachverhalts, welche die Nebenfrage zur Haupt­frage nachte, um die wirkliche Hauptfrage zu eskamotiren, fügte Herr Constans noch die durch die Haltung der Streifenden durchaus nicht gerechtfertigte beleidigende Aeußerungen hinzu, es scheine ihm, daß die Arbeiter auf anständige Weise Abbitte thäten." Selbstredend haben die

Fabrikanten bieſem Entgegenkommen gegenüber sich als die unschuldige

Opfer der Tyrannei des Syndikats und besonders Voidiers und Le­comtes aufgespielt und feine Konzessionen gemacht, so daß der Streit fortdauert.

sollen, folche Seelenkonflikte vorgeführt bekommt, dann berfehlt er nicht, fehr gerührt zu werden. Er empört sich gegen Diejenigen, die ihre Macht oder ihren Einfluß dazu mißbrauchen, Menschen vor die Zwangs­lage zu stellen, entweder Heuchler zu werden oder im Elend zu Grund zu gehen, und er empfindet tiefes Mitleid mit den Opfern, die solcher moralischen Folter ausgesetzt werden. Er hat ja ein menschliches Herz in der Brust, das die Qualen des Nebenmenschen mitempfindet namentlich, wenn sie von einem Schauspieler mit wohlflingendem Organ und edlen Bewegungen künstlerisch veranschaulicht oder von einem Schrift­steller in formvollendeter Sprache und farbenglühender- so heißt es ja wohl heute? Darstellung geschildert werden. Er gibt sich diesen edlen Empfindungen um so lieber hin, als wir ja in einem aufgeffär­ten, humanen Zeitalter leben, wo solcher Gewissenszwang aufgehört hat, zu existiren, und als namentlich in unserm lieben Vaterlande Deutsch­ land völlige Freiheit des Gedankens herrscht, Niemand seiner Ueber­zeugung, seiner Gesinnung wegen mehr verfolgt wird. Erhobenen Haup­tes verläßt er das Theater, beruhigten Gemüths legt er den wunder­vollen Roman aus der Hand. Gott sei Dank! diese Dinge sind bei uns gewesen, und nie, nie wieder sollen sie bei uns eingeführt wer= den! Und voller geläuterter Empfindungen legt er sich in's Bett und zieht die Nachtmüße über die Ahren.

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Am andern Morgen aber liest er in seinem Leib- und Magenblatt, das der Sache eines gemäßigten Fortschritts" dient, nach einer Verherr­lichung des Stückes, an dem er sich erbant, nach einer Anpreisung des Romans, der ihn entzückt, Notizen wie die folgende:

In Berlin hat eine außerordentliche Generalversammlung des ,, Vereins Berliner Eisengießereien, Maschinenfabriken und ver= wandter Betriebe" gegenüber der Arbeiterbewegung weittragende Beschlüsse gefaßt. Die Vereinsmitglieder haben sich nämlich ver­pflichtet, von jedem neu einzustellenden Arbeiter die Unterzeich nung folgendes Reverses zu fordern: 1. Keinen der Mitarbeiter der lezten Zeit ge=

arbeitet, durch Wort oder die wägen, und sich nicht zu

weigern, mit denselben weiter zu arbeiten; 190

do 2. mit der bisherigen Arbeitszeit und dem bestehenden Arbeits- und Akkordsystem auch fernerhin ein=

Medis

verstanden zu ſein;

3. Geldfammlungen zu irgend welchem Zweck ohne Ge­nehmigung des Arbeitgebers in teiner Weise vorzuneh men und sich auch nicht an solchen zu betheiligen. dar

Was die übrigen Streits anbetrifft, so haben die Ausständigen von Gard wie Allier , vom Pas de Calais , wie Nord und Rhone ein und die nämliche Forderung: Lohnerhöhung und Beschränkung der Arbeitsgeneiter verpflichteten sich die Vereinsmitglieder zur Innehaltung

zeit. Bezeichnend ist, daß die Streifenden ohne Ausnahme ganz beson­deres Gewicht auf die letztere Forderung lagen, wie es überhaupt her­vorgehoben zu werden verdient, daß die größte Anzahl von Streiks in Frankreich ( 45%) in den letzten Jahren für Reduktion der Arbeits stünden geführt worden sind. Die statistisch festgestellte Thatsache, die zeichnen die Verlogenheit der Phrase der Kapitalisten und ihrer öfono­mischen Söldlinge, die Arbeiter selbst wollten aus Furcht vor geringerem Verdienst nichts von einer kurzeren Arbeitszeit wiffen.

Das Charakteristische der Wahlen für den Pariser Stadt­rath ist die vollständige Niederlage der Boulangisten. Zeigte der erste Wahlgang vom 27. April das Verscheiden des Boulangismus an, so stellten die Stichwahlen, unt mit Genossen Guesde zu reden, den Erlaubnißschein zu seinem Begräbniß aus. Statt der erwarteten Majo- Manifestationen und die allgemeinen Streits der jüngsten Zeit fenn­rität boulangistischer Stadträthe halten nur 2 Boulangisten ihren Einzug ins Hotel de Ville , und die Gültigkeit der Wahl eines von ihnen wird außerdem bestritten. Dagegen haben die monarchischen Konservativen zwei Size( 13 statt 11) im Stadtrath und eine Anzahl von Stimmen gewonnen, und die radikalen, meist sozialistisch angehauchten Autono­misten find zum Theil vou Republikanern" ohne bestimmte Farbe, d. h. Opportunisten und Wasserradikalen, verdrängt worden. Kurz, wie bei den Parlamentswahlen, haben auch hier die Konservativen allein

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Ein neues Moment hat der Streit der nordfranzösischen Tertilarbeiter gezeitigt. Die Fabrikanten haben nämlich im Prinzip die Forderung der Arbeiter auf Verkürzung der Arbeits­zeit bei gleich hohem oder gesteigertem Lohne anerkannt, machten aber Beren Ueberführung in die Praxis von der internationalen Eine

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1. Vom 9. Mat cr. ab in allel& Gießereien mur Leute einzu­stellen, die den vereinbarten Nevers unterschrieben haben. 2. Unter i feinen Umständen einer geringeren als 10stündigen Arbeitszeit zu­zustimmen, falls nicht in ihrem Werte eine fürzere Arbeitszeit be­reits bestehen sollte. 3. Unter feinen Umständen in Abschaffung des Akkordsystems einzuwilligent. 4. Alle Arbeiter, die den Revers zu unterschreiben sich weigern, also die Arbeit am 9. Mat nicht aufnehmen, als im Streit befindlich zu betrachten rotrus und nach den Streitparagraphen der Sabungen u behandeln. 5. 5. Diejenigen Arbeiter, welche den Revers sai unterschreiben wollen, wegen Agitationen nicht angenommen werden, den Mitgliedern bekannt zu geben und bis zum 31. Mai er. auszusperren. Von da ab kann jeder, der danach verlangt,

Nugen aus der Republit in Gefahr" und der daraufhin proklamirten Regelung der betreffenden Arbeitsverhältniffe abhängig. Ge Defesa

republikanischen Disziplin" gezogen. Nachdem nicht nur die Provinz sondern auch das so antikonservative Paris einen Schrift nach rechts 31 gerückt ist, muß man auf weitere und umfassendere Versuche gefaßt sein, die Theorie des Stillstands, des Nur keine Reformen" zur Parole des Tages zu machen, sie von der Kammer auf den Pariser Stadtrath zu übertragen. Wollen die Radikalen diesen Versuchen die Spiße ab= brechen, so müssen sie ihre Nolle als entschiedene Oppositionspartei wieder aufnehmen und energisch für ökonomische Reformen, zumal auf dem Gebiete der Arbeiterschutzgebung und des Steuerwesens, eintreten. Die stattliche Anzahl von 144,000 Stimmen, welche die boulangistischen Kandidaten in Paris und den Vororten auf sich vereinigt haben, und benen nur zirka 76,000 Stimmen für die sogenannten sozialistischen Radikalen gegenüber stehen, beweist, daß die Niederlage der boulangi­stischen Kandidaten nicht gleichbedeutend ist mit einem Erlöschen der Protestbewegung überhaupt.

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gation der Fabrikanten soll die öffentlichen Gewalten Frankreichs auf­fordern, die Initiative zur internationalen Reglementirung des Arbeits­tages zu ergreifen. Das Unternehmerthum, welches schon längst inter­national geworden, wenn es sich um das Profitgeben handelt, wird gezwungen, den Internationalismus für Regelung der Arbeitsverhält­nisse, für Schuß des Proletariats anzuerkennen. Unterdeß haben die meisten Streifenden die Arbeit wieder aufgenommen, entweder unter den früheren oder doch etwas verbesserten Bedingungen in vielen Fällen tamen Kompromisse zu Stande. Aber trotzdem halten sie an ihrer Forderung fest und organisiren sich auf gewerkschaftlichem Boden, ihrer Forderung fest und organisiren sich auf gewerkschaftlichem Boden, um mit stärkerem Nachdruck für dieselben eintreten zu können.

Die Streits find für den Augenblick so gut wie beendet nur die Glasarbeiter p von Paris und die Kohlengräber des Gard sind noch im Ausstand aber die Arbeiter, halten an ihren ursprünglichen Forder­iingen fest und werden versuchen, dieselben auf anderem Wege zu er­tbey vil med en un alette trump

Die Sozialisten haben sich für den Moment und nicht zum wenig- reichen. ften Dank ihrer Zersplitterung und der von Possibilisten und einem Theil der Blanquisten verfolgten falschen Taktik, als zu schwach er­wiesen, um die Führerschaft der Oppofitionsbewegung zu übernehmen. So lange dieser Zustand anhält, werden also wieder die Nadikalen die Hauptwortführer des allgemeinen Protestes gegen den status quo fein.

Bon den Sozialisten wurden die Blanquiſten Baillant und Chandu tagi Sozialpolitische Rundschau.

vière schon im ersten Wahlgange mit starken Majoritäten gewählt. Longuet fiegte in der Stichwahl, nur Daumas blieb leider am 27. April in der Minderheit und zog seine Kandidatur für die Stichwahlen zurück, um den Sieg des Boulangisten zu vereiteln. Deit Possibilisten erlaubt bie wieder praktizirte republikanische Disziplin", von großen Erfolgen zu reden. Sie haben im ersten Wahlgange in Paris und Vororten zirka 45,000 Stimmen erhalten und vier ihrer Kandidaten erwählt ge= sehen, zu denen sich durch die Stichwahlen noch vier weitere Vertreter gefellt haben.( Sollte die Wahl des einen Boulangisten[ 5. oben] für ungültig erklärt werden, so kommt noch ein neunter possibilistischer Stadrath hinzu. Diese Erfolge sind jedoch nicht maßgebend für die Stärke der Partet. Schon im ersten Wahlgange blieben die vier erwählten Possibilisten( Brousse, Lavy, Chabert und Faillet) nur Dank des Umstandes Sieger, daß ihnen von bürgerlich- republikanischer Seite feine Gegenkandidaten entgegen gestellt waren. Der Opportunist Ranc erinnerte deshalb anläßlich einer bei den Stichwahlen aufrecht erhaltenen possibilistischen Kandidatur daran, daß die vier bereits erwählten possi= bilistischen Stadträthe nicht die Erwählten der Partei", sondern der republikanischen Disziplin" seien und der Possibilist Lavy bestätigte dies in der Sigung der Union federative" vom 29. April. Berschiedenen ein­gelaufenen Anträgen gegenüber, ob man die poffibilistischen Kandidaturen bei den Stichwahlen einfach oder ob mit der Aufforderung zurückziehen solle, für den republikanischen Kandidaten zu stimmen, welcher die mei­sten Stimmen erhalten, erklärte sich Lavy für den letzteren Beschluß. Er verwies zur Begründung desselben darauf, daß in den vier Stadt­theilen, wo die Partei Erwählte habe, der Erfolg nur Dank dem Rück­tritt der bürgerlich republikanischen Kandidaten errungen worden set, und daß angesichts dieser Thatsache im zweiten Wahlgange der Erfolg der Kandidaten der Republik gesichert werden müsse, um die Reaktion völlig zu zerschmettern. Charakteristisch für den Geist und die Absichten der Parteiführer ist, daß die Rücksicht auf das Zerschmettern der Re­aktion Vaillant gegenüber nicht Stand gehalten hat. Ihm wurde posst= bilistischerseits eine Gegenkandidatur entgegengestellt, obgleich dadurch die Gefahr sehr nahe lag, daß der blanquististische Boulangist, H. Place, gewählt wurde. Einem opportunistischen Nurnichtreformer oder einem radikalen Schwachmatifus zuliebe die republikanische Disziplin zu prat­tiziren, das ist löblich weil profitabel, aber einem gesinnungstüchtigen Sozialisten wie Vaillant gegenüber- fa Bauer, bas ist ganz etwas Anderes.

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Paris , den 15. Mat 1890.

In der französischen Arbelterwelt führen gegenwärtig wieder ein­mal Streits und Klassenkampf überhaupt das große Wort und strafen alles Eiapopeia von der Harmonie zwischen den Interessen des Kapitals und der Arbeit Lügen. Während zirka 14 Tagen hatten allein in der Textilindustrie von Nordfrankreich, in Noubaix, Tour­ coing , Lille und ihren respektiven Umgegenden gegen 150,000 Proletarier die Arbeit niedergelegt. Dazu famen noch größere Ausstände der im Kohlenbecken des Pas de Calais ( Henin- Lietair, Drocourt, Dourges, Lens 2c.) beschäftigten Minenarbeiter, der Kohlengräber des Depart ments Gard in Nimes , Besseges , Nochessadoule, Rochebelle, der Spin­nerinnen in Alais , der Arbeiter der Hochöfen von Besseges , Terre­Noire, der Seiden- und Handweber der Departements in der Gegend von Lyon und Phizy( Nhonedepartement), der Sammetweber zu Amiens und Umgegend, der Maurer, Spinner und Spinnerinnen von Vienne ( Ifere), der Mienenarbeiter des Rohlenbeckens in Commentry , Mont­lucon und Umgebung( Dep. Allier ), der Metallarbeiter von Commen­ try , und auch unter den Hafenarbeitern der südfranzösischen Hafenstädte manifeftirte sich eine theilweise Streifbewegung. Ein großer Prozentsatz

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sid sed mil nu dusin sellised obiitilog sidst i had ti od to oil lol dun dung domatherall disdeild std Jun Time of dah di London, 21. Mai 1890. lu and as moljubiammid as

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Eine Erklärung erbeten. In Nr. 18 unseres Blattes haben Eine Erklärung erbeten. In Nr. 18 unseres Blattes haben wir ein Rundschreiben zum Abdruck gebracht, welches von dem Kaiser­lichen Postamt zu Spandau an die Direktionen sämmt­licher Staatswertstätten Spandaus verschickt worden ist, und dieselben ersucht, einen Postillon, Namens Fel chner, der seine Stelle ordnungsmäßig gekündigt, nicht in Beschäftigung zu nehmen. Wir fennzeichneten diesen Brief als einen schamlosen Versuch, einem Arbeiter, der seine Arbeitskraft möglichst gut zu verwerthen sucht, diesen durchaus gerechtfertigten Schritt unmöglich zu machen, als ein infames Attentat auf den bei jeder Gelegenheit gerade von der Regierungsseite betonten Grundfak von der Freiheit der Arbeit".cur Die Berliner Volkszeitung" nahm von jenem Dokument Notiz, er­flärte aber, fie fönne unmöglich glauben, daß es ächt sei, und sie er­warte daher eine energische Dementirung durch das genannte Poftamt. Wir haben die Volksztg." seit jenem Tage auf's Genaueste Nummer für Nummer, wir möchten fast jagen Spalte für Spalte, verfolgt, aber von dem erwarteten Dementi ist uns bis heute noch nichts zu Gesicht gekommen. Andere Blätter haben die Notiz der Volksztg." abgedruckt und auch ihnen ist keine Berichtigung zugegangen. Die Münchener Post", die die Notiz gleichfalls brachte, ist neuerdings dafür auf Grund des§ 19 des verendenden Sozialistengesetzes( Wer eine verbotene Druckschrift oder wer eine von der vorläufigen Beschlagnahme betroffene Druckschrift verbreitet, fortseẞt oder wieder abdruckt, wird" 2c.) to 11= fiszirt worden. Diese Maßregel macht der Gesinnungstüchtigkeit der Münchener Polizei gewiß alle Ehre. Denn da die Notiz der Voltsztg." auch nicht Eine Silbe unserer Auslassungen, sondern lediglich den Text des erwähnten Rundschreibens enthielt, so unterstellt die Konfiskationsverfügung der Münchener Staatsretter, daß das be= sagte Rundschreiben ein Machwerk der Nedaktion des Sozialdemokrat" fet. Damit ist die Sache, nicht für uns, wohl aber für das Span= dauer Postamt, in ein neues Stadium getreten. Es hat jezt nicht mehr blos mit uns und einer Anzahl oppositioneller Blätter zu thun, sondern auch mit der sehr gutgesinnten Münchener Polizei, bezw. Staatsanwaltschaft. Da das Rundschreiben gez. Hülsenkamp tein sozialdemokratisches Machwert, sondern acht, das Erzeugniß einer t. preußischen Behörde ist, so involvirt die Konfiskationsverfügung eine Ohrfeige für diese f. f. deutsche Behörde, die ihr eine unum­wundene Erklärung geradezu zum Gebot der Selbstachtung macht.

Also heraus mit der Sprache! Wer schlecht genug ist, einem Ar­beiter für das Verbrechen, nach Verbesserung seiner Existenz zu streben, einen so erbärmlich heimtückischen Uriasbrief nachzu­schicken, der habe auch den Muth, sich zu seiner That zu bekennen.

Von der Berliner Volkszeitung" aber hoffen wir, daß sie es nicht bei ihrem ursprünglich geäußerten Zweifel an der Echtheit des von uns veröffentlichten Rundschreibens den wir ja begreiflich finden,-be­wenden, sondern uns jegt die Genugthuung werden läßt, die aus dem Schweigen bes kaiserlichen Postamtes sich ergebenden Schlüsse zu ziehen.

De te fabula narratur. Wenn der gebildete deutsche Bourgeois in's Theater geht und auf den Brettern, die die Welt be­deuten", Guzkow's Uriel Acosta oder irgend ein anderes Schauspiel sieht, in dem irgend ein Reformer, ob Freidenker oder Gläubiger, ge= zwungen wird, eine Erklärung abzugeben, durch die er sich mit Leib und Seele gegen seine Ueberzeugung für eine Sache verpflichtet, die er für schlecht hält; oder wenn er in Romanen, die die Welt schildern

zur Arbeit angenommen werden. alice mail

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Dieſe Beſchlüſſe wurden sämmtlich ein ft im mig angenommen." Und wenn er nicht begeistert ausruft: So ist's recht, die zeigen den störrischen Arbeitern einmal den Meister!" wenn er nicht sofort den Entschluß faßt, im Verein mit seinen Mitbourgeois es auch so" zu machen, so geht er doch mit Seelenruhe liber die Meldung hinweg, fie berührt seinen Gleichmuth nicht im Geringften. Er legt die Zeitung ans der Hand, und läßt noch einmal vor seinem geistigen Auge das erschütternde" Dranta, den herzbewegenden" Roman sich abspielen. Er empört sich von Neuem über die Schlechtigkeit oder Bornirtheit der Verfolger des Helden und über d: Stumpfheit der Menge, die fie ohne Protest gewähren ließ.

Wie würde er verdugt dreinblicken, wie würde er in heilige Ent­rüstung gerathen, wenn plötzlich ein zerlumpter, herabgekommener Pro­letarier vor ihm hinträte und ihm zuriefe: Grbärmlicher Heuchler, der Du bist! Du willst über Unduldfamkeit und Verfolgung reden? Du flagst die Menschen andrer Zeitalter daß sie den schmachvollsten Gewissen zwang geduldet? Du bist nicht nur nicht beſſer, Du bist viel fchlechter als sie. Du siehst den empörendsten Gewissenszwang vor Deinen Augen, Du bist Zeuge, wie über Mitmenschen von Dir die Hungerpeitsche geschwungen wird, auf daß sie sich mit Leib und Seele denen verschreiben, die ihre Arbeitskraft kaufen, um sie mit Profit zu verwerthen, Du siehst, wie Mitmenschen von Dir zugemuthet wird, nicht nur ihr eignes Selbst, sondern auch das ihrer Kameraden preis­zugeben, und Du protestirst nicht, Du duldest, Du unterstüßt diese Schändlichkeit noch. Sich mich an, ich wollte den Judasschein nicht unterschreiben, den Deine christlichen Mitbürger mir vorhielten, und von Fabrikthor zu Fabrikthor 30g ich vergebens, Arbeit zu suchen, immer grinste mir ein schurkischer Henfer entgegen: unterschreib oder zieh weiter!" lo ed un baju tid

Wehe dem Arbeiter, der so sprechen wollte! Mit Hunden würde ihn der gerührte Bourgeois von seiner Thür hegen! Und wehe ihm, wenn er dasselbe den Behörden, der Regierung, dem Staatsoberhaupt zu­rufen wollte die genau so reden und genau so handeln wie der ge­rührte Spießbürger lod 1197

Und doch hätte er Recht. Denn was sind sie, die von Arbeiter­freundlichkeit, von gleichem Recht, von Freiheit der Gewissen reben, und solche Infamie stillschweigend dulden oder grabeheraus ermuthigen anders als jener Bourgeois? Der obige Nevers, so infam er ist, ist noch lange nicht der infamste der in Deutschland heute fabrizirten. Er ist ein Gremplar einer ganzen Spezies von Attentaten auf die Ehre, bas Selbstbestimmungsrecht, das Stoalitionsrecht der deutschen Arbeiter. Kein Land der Welt, in dem dieser erbärmliche Zwang der Gewissen mit gleichem Eifer betrieben wird, kein zweites Land, wo er so zynische Advokaten findet, als Deutschland , das fich brüstet, die Heimat der Gewissensfreiheit zu sein.

Daß Euch das Wort nicht auf den Lippen erstarrt, elende Heuchler! Daß Du nicht erröthest in brennender Scham, wenn Du die Dramen Deiner Dichter siehst, die Romane Deiner Schriftsteller liest, stumpf­finniger Philister! De te fabula narratur von Dir handeln fie, von Deiner Feigheit, von Deiner Bornirtheit, von Deiner Bestialität! and 2010 si pulmadi in bintos

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Wie der erste Mai in Polen gefeiert wurde. Aus Warschau schreibt uns ein Genosse:

Am Internationalen Stongreß zu Paris hatten sich die polnischen Delegirten dem Beschluß der Majorität, den ersten Mai als Arbeiter­festtag zu feiern, angeschlossen. Mit der Einschränkung, daß die Schwierigkeiten, welche die russische Regierung der Durchführung des Beschlusses in den Ländern ihrer Herrschaft in den Weg legen würde, fich möglicherweise als unüberwindlich herausstellen würden, verpflichteten sie sich, als Vertreter des Warschauer Arbeiterkomites, ihr Möglichstes dafür zu thun, daß der erste Mai nicht unbemerkt in Polen vorüber­gehen werde. Ich freue mich, Ihnen mittheilen zu können, daß die in dieser Richtung unternommenen Schritte von Erfolg gewesen sind.

Ganze Etablissements, wie die Ortwein'sche Fabrik, haben den Betrieb ruhen lassen müssen: beim Morgenappell antwortete fein einziger Ar­beiter. Aus demselben Grunde mußten die dritte und die fünste Werk­stätte der Warschau- Wiener Eisenbahn schließen. In der Eisenwaaren­fabrik von Ganecki fand sich am 1. Mai nicht ein einziger Arbeiter ein, und die großen Handtke'schen Werkstätten waren zur Hälfte leer. Die Truppen waren fonsignirt, und zahlreiche Patrouillen durchzogen die Straßen der Stadt. In dem Arbeiterviertel Solec und auf dem St. Alexanderplatz begannen sich Gruppen zu bilden. Die Polizei trieb fie auseinander, aber nicht ohne lebhaften Wortwechsel zwischen der Polizei und den Manifestirenden. Mehrere Berhaftungen wurden vor­

genommen.

Das Hauptereigniß des Tages aber bildeten die zahlreichen in einer geheimen Druckerei in Warschau hergestellten Proklamationen. Seit fünf Jahren hatte die unterirdische Presse geschwiegen, alle geheimen Druckereien waren entdeckt worden. Vom 1. Mai datirt eine neue freie Druckerei.

Die Proklamation, von der ich oben sprach, fordert die Arbeiter auf, ihrer internationalen Solidarität Ausdruck zu geben. In derselben

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