Weiter berichtete vor einigen Wochen die Indiana Tribüne":

Zur Zeit hat Judianopolis die Ehre, daß sich eine russische Fürstin, wahrscheinlich eine echte, innerhalb seiner Grenzen auf­hält. Sie heißt Fürstin Engalitscheff und befindet sich bei Herrn und Frau Sewall, den Besitzern eines Mädchenpensionats, zu Gast. Vorgestern war daselbst große Gesellschaft geladen, denn die Fürstin hielt einen Vortrag, dessen Titel lautete: Die po­litischen Parteien Rußlands  ." Sie erzählte, daß in Rußland  große Abneigung gegen die Deutschen   herrsche, daß der Einfluß der Deutschen   unter Alexander dem Zweiten seinen Höhepunkt erreicht habe, und daß unter dem dritten Alexander die Reaktion eingetreten sei. Die Fürstin selbst ist eine Slavin und ihre An­ficht ist daher begreiflich, denn in Rußland   dreht sich die Politik am Hofe fast ausschließlich um die Frage, ob der deutsche oder der slavische Einfluß überwiegend sein soll.

,, Ueber die Nihilisten wußte die Fürstin, an deren Echtheit wir natürlich nicht zweifeln, sehr viel Schlechtes und über den Zar wußte sie sehr viel Gutes zu sagen. Für die Uebertünchung Sibiriens   und dessen schreckliche Gefängnisse hatte die Frau um figürlich zu sprechen einige riesige Fässer voll Kalkfarbe mitgebracht. Aus dem Zaren machte sie eine verfolgte Unschuld und aus Rußland   eine Art Paradies."

Kein Zweifel, daß man es ist dieser Fürstin mit einer jener Damen zu thun hat, deren sich Nußland mit Vorliebe bedient, um für seine reaktionären Zwecke Gimpel zu fangen. Die glorreiche Art, wie Olga Nowikoff seiner Zeit Herrn Gladstone einfing, ist noch unvergessen.

Beiläufig hat der alte Gladstone neulich wieder sein schlechtes Ge­wissen in puncto Rußland   mit der Ausrede zu decken gesucht, man tönne englischerseits den Nussen doch nicht gut Borhalte über die Miß­handlung der oppofitionellen Elemente machen, so lange im Bereich der brittischen Herrschaft solche Dinge passirten wie die Affäre von Mitchels­town, wo die Polizet dret harmlose Theilnehmer an einem Meeting erschoß.

Das ist ganz fauler Zauber. Die Mitchelstown- Affäre war freilich ein Standal, aber es besteht denn doch ein großer Unterschied darin, ob die Polizei im Handgemenge mit einer erbitterten Volksmenge fich durch Schießen zu retten sucht, oder ob eine Regierung faltblütig die in ihrer Gewalt befindlichen Gegner hinmordet nein, das ist noch zu mäßig ausgedrückt endlosen physischen und seelischen Qualen preis­gibt, die den Tod als einen Erlöser erscheinen lassen. Die Ausflucht des Herrn Gladstone hat denn auch nicht einmal bei seinen Partei­gängern gefangen.

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Uebrigens liegt in der Ausrede immerhin auch ein Zugeständniß. Es ist schon ein bemerkenswerthes Zeichen, daß der Kreuzfahrer wider die bulgarischen Gränel" fich genöthigt sieht, der sibirischen Greuel, die nicht von dem unaussprechlichen Türken", sondern von den geliebten Russen verübt worden, wenigstens zu erwähnen. Mit dem Vertuschen geht es eben nicht mehr.

Unter dem Titel Free Nussia"( das freie Rußland  ) ist soeben in London   die erste Nummer eines Blattes erschienen, das sich Organ der englischen Gesellschaft der Freunde der russischen Freiheit" nennt, und das sich speziell die Aufdeckung der Gewalt­thaten der russischen Regierung zur Aufgabe macht. Eine Reihe her­vorragender Politiker( vorzugsweise Radikale und Reformer) sind an dem Unternehmen betheiligt. Vorsitzender des Komites ist ein Herr Spence Watson  , der sich auch als Vermittler bei Lohnstreitig= teiten das Vertrauen der Arbeiter Nordenglands( er wohnt in der Nähe von Newcastle) erworben hat. Wir begrüßen dieses Organ mit großer Freude und wünschen ihm ein gedeihliches Wirken.

Wie die sächsischen Proletarier leben. In der Chemnitzer Presse" stoßen wir auf folgende Notiz:

,, Von der Zschopau  . Gegenüber den Versicherungen, daß die Lohnaufbesserungen und der Arbeitsverdienst namentlich in neuerer Zeit jehr wesentliche gewesen, ist folgender uns zugegangener Lohnaus­zug eines Wirkers aus dortiger Gegend sehr belehrend. Voraus­geschickt muß werden, daß eine andere Arbeit der Wirker zu übernehmen nicht im Stande war, da er in diesem Fall das hier bezeichnete Quan­hum in der angegebenen Zeit nicht hätte fertig machen können. Der Lohnauszug beginnt mit dem Januar d. J. und zwar sind die Zwischen= zeiten die Tage, welche zur Anfertigung der Zahl erforderlich waren. 16. Januar 5. Dugend 3 2. à 70 fg. 3 Mt. 50 Pfg., 3. Februar 6

3 2. à 70

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16. Februar 5 28. Februar 6

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18. März 5

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18. März

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30. März 7

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20. April

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20. April

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27. April

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50

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Summa 53 Dußend.

37 Mt. 50 Pfg. Somit ist der Durchschnittsverdienft auf 1 Dußend 70%/ 100 Pfg. Es umfaßt die Zeit vom 16. Januar bis 27. April 14 Wochen und somit ergibt sich ein Wochenverdienst von 2 Mt. 654 Pfg. oder pro Tag, die Woche zu 6 Arbeitstagen gerechnet, 447/84 Pfg. und die Woche zu 7 Tage, da Sonntag ja auch gearbeitet wird und gegessen werden muß, 3787/91 Pfg. Wie viel da auf die Stunde Lohn kommt, ist leicht zu berechnen. Nimmt man die an der Zschopau bei der Hausindustrie insbesondere ganz ungewöhnliche 10stündige Ar­beitszeit an, so tommt bei 6 Tagen auf die Stunde zirka 4 Pfennige, bei 7 Tagen zirka 38/10 Pfennige. Die 12- und mehrstündige Arbeitszeit wollen wir gar nicht erst berechnen. Be­merkt muß noch werden, daß diefer glückliche" Strumpfmacher an einem Zweilängewalzenstuhl arbeitet, ohne welchen er diesen erbärmlichen Verdienst gar nicht einmal erreichen würde. Derselbe führt noch an, daß, wenn er zum Herbst nicht noch etwas rausgewaschene" Kartoffeln sammeln würde, er mit seinen zwei Kinderchen( er ist Wittwer) im Winter manchmal Nichts haben würde, um das elende Dasein zu fristen." ( Wir sind, bemerkt die Redaktion der Presse" zu dieser Notiz, auf Erfordern gern bereit, Name und Wohnort des braven Arbeiters zu nennen.)

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Sind das nicht wahrhaft schreiende Zustände? Welch erschütternde Tragit liegt in jenen Zahlen ausgedrückt. Arbeit und Entbehrung, Entbehrung und Arbeit. Kein Augenblick wirklicher Erholung, fein Augenblick freien Aufathmens, immer die Furien der Sorge, des Mangels, des Elends hinter dem Proletarier her, ihm den Fluch in die Ohren gellend: schaffe, schaffe, schaffe! Schaffe, sonst hast du morgen nicht zu leben! Schaffe, sonst hat die Erde keinen Platz für dich! Schaffe, denn zur Arbeit und nicht zum Genießen bist du auf der Welt. Was für ein Leben ist das, bei solchen Arbeiten und solchem Lohn. Muß nicht da der Geist jede Elastizität, die Seele auch den letzten Rest von Schwungkraft verlieren? Lebt ein solcher Arbeiter überhaupt in seinem Zeitalter? Die großen Errungenschaften der Wissenschaft, die geistigen Schäße, die die Menschheit seit Jahrtausenden aufgehäuft, fie eristiren nicht für ihn, und wenn er vielleicht von ihnen gehört hat, so kann er sie doch nicht genießen. Das Wort Genuß ist aus seinem Lexikon gestrichen.

s boch, ein Lichtstrahl fällt auch in das fiuftre Dasein dieser un­glücklichen Opfer einer verkehrten Gesellschaftsordnung: es ist die Hoffnung auf ein Besserwerden. Nicht auf ein Besserwerden im Jenfeits, wohl aber ein Besserwerden auf Erden, ein Besserwerden durch die Sozialdemokratie. Sie ist der leuchtende Stern, der das Dunkel ihres Daseins erhellt, der sie vor stumpfsinniger Ver­zweiflung bewahrt. Ginge ihnen auch diese Hoffnung verloren, ihr Loos würde schrecklicher sein als das des elendesten aller Zuchthäusler, des geknechtetsten aller wirklichen Sklaven. Aber das wird nicht ge­schehen. Die Sozialdemokratie lebt und fämpft und täglich vermehrt sich das Heer ihrer Streiter. Und sie wird nicht nachlassen in ihrem Stampf, bis die Produktionsweise verschwunden ist von der Erde, die folche Zustände hervorbringt.

Der internationale Bergarbeiterkongres in Jolimont ist in mehr als einer Hinsicht ein bemerkenswerthes Ereigniß. Von so eminenter Wichtigkeit die bisherigen, von Arbeitern ohne Unterschied des Berufs besuchten allgemeinen Internationalen Arbeiterkongreffe auch waren, so trat auf ihnen doch gerade wegen diefer Allgemeinheit der demonstrative Charakter, den wir übrigens durchaus nicht unter­schäzen, mehr in den Vordergrund, es blieb sonst bei mehr oder weniger

theoretischen Erörterungen. Erst der Pariser Kongreß machte einen ent­schiedenen Schritt vorwärts in der Richtung der eigentlichen Arbeiter­politik, und mit dem jezt beendeten Kongreß der Bergarbeiter aller Länder ist die Internationalität der Arbeiterbestrebungen vollkommen in das Gebiet der praktischen Angelegenheiten übergetreten. Hier haben Arbeiter ein und desselben Berufes ihre speziellen Angelegenheiten erörtert und sind zu gemeinsamen Beschlüssen gekommen, mit minderer Schwierigkeit, als noch vor einem halben Jahrhundert Berufskollegen in den einzelnen Ländern sich über ihre gemeinsamen Interessen ver­ständigten.

Und weiter hat der Bergarbeiter- Kongreß eine erhöhte Bedeutung durch die Natur seiner Beschlüsse. Einstimmig hat er sich für den achtstündigen Maximal- Arbeitstag, und nahezu ein­stimmig für ein Acht stundengesez ausgesprochen. Nur ein Theil der englischen Delegirten, und zwar die Minderheit derselben 9 von 30 machte Bedenken dagegen geltend, im Uebrigen herrschte auch in diesem Punkte Einigkeit. Im Ganzen stimmten 90 Delegirte für und nur 9 gegen die Forderung des Achtstundengeſetzes.

Wir haben schon in der vorigen Nummer darauf hingewiesen, daß die deutschen   Bergarbeiter, Dank der unwürdigen Zwangsgesetze, die auf ihnen lasten, und der polizeilichen Chikanen, unter denen sie außer= dem zu leiden haben, weder in der ihnen gebührenden Stärke vertreten sein konnten, noch so sprechen konnten, wie es ihnen um das Herz war, daß einige sogar nicht einmal ihre Namen nennen durften. Und wir haben hinzugefügt, wie entrüstet die Delegirten der anderen Länder waren, als sie hörten, welche Chikanen die deutschen   Behörden den Bergarbeitern bei ihrem Organisationswerk in den Weg legten.

Als in der Sigung vom 21. Mai der Tagespräsident Pickard den Utas des Landraths von Gelsenkirchen   verlas, der die Sammlungen für die Entsendung von Delegirten zum Kongreß mit Strafe bedroht, be= antragten sofort der englische   Delegirte Harvey und der französische  Delegirte B as Iy, den deutschen   Arbeitern die besondere Sympathic des Kongresses auszudrücken, und der Antrag wurde auch einstimmig ange­nommen. Und in der Sizung vom 23. Mai sprach ein englischer De­legirter, Wihr, noch einmal speziell sein Erstaunen darüber aus, daß der deutsche Kaiser, der sich als einen sozialen Reformator gebe, den Arbeitern so wenig Freiheit lasse, daß sie sich nicht einmal offen über ihre Angelegenheiten aussprechen dürfen. Man sieht, die englischen Ar­beiter würden der offiziellen Sozialreformlerei in Deutschland   gegenüber genau den Standpunkt einnehmen wie die deutschen   Sozialdemokraten. Die Frage, ob die Bergarbeiter aller Länder schon am 1. Mai näch­sten Jahres eine Attion zur Erkämpfung des Achtstundentages auf­nehmen sollen, wurde vorläufig zurückgestellt, da eine Reihe von Dele girten sich nicht darüber aussprechen wollten, ohne ihre Mandatgeber erst befragt zu haben. Es soll daher zum 1. April nächsten Jahres eine zweite internationale Konferenz einberufen werden, auf der speziell diese Frage zur Entscheidung kommen wird.

Beschlossen wurde eine Internationale Federation der Bergarbeiter aller Länder, und ein Komite, bestehend aus Delegirten der verschiedenen Länder, wurde beauftragt, die Beziehungen zwischen den Bergarbeitern Länder, wurde beauftragt, die Beziehungen zwischen den Bergarbeitern aller Länder aufrechtzuerhalten.

Dies die wesentlichen Beschlüsse des Kongresses, der von etwa 60 belgischen, 40 englischen, 5 deutschen, 3 französischen und 1 österreichischen Delegirten besucht war. Die Debatten waren vom besten Geist beseelt und erfüllten alle Theilnehmer des Kongresses mit wahrhafter Begei­ſterung. Es muß übrigens hervorgehoben werden, daß die Genossen in Jolimont ihr Möglichstes aufgeboten hatten, dem Kongreß ein würdiges Lokal für seine Berathungen zur Verfügung zu stellen, sowie den Dele­girten überhaupt den Aufenthalt so angenehm wie uur möglich zu ge ſtalten. SHOO

Herr Constans   läßt die Nachricht dementiren, daß die bei den verhafteten Russen konfiszirten Papiere der russischen Gesandtschaft vorgelegt wurden. Nun, man weiß noch von der Züricher   Affäre her, was solche Dementis werth find. Wir haben damals konstatirt, daß bald nach jener Affäre die Photographie eines der Verhafteten sich in den Händen der deutschen   Grenzbehörden befand, und was diese haben, haben natürlich auch die Ruijen. Unsere Meldung ist unwidersprochen geblieben, die Züricher   Polizei hat es nicht der Mühe Werth gehalten, sich gegen die in dieser Feststellung einbe griffene Antlage zu rechtfertigen. Und wenn das am grünen Holz Der Züricher   Polizei geschehen konnte, wessen soll man sich da erst von der nach Petersburg   schielenden Pariser Polizei versehen? Ein bloßes Dementi, das alle möglichen Vorbehalte zuläßt, ist garnichts. Da bedarf es ganz anderer Garantien.

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Wohlgemerkt, es handelt sich vorausgesezt, daß überhaupt Bomben fabrizirt wurden auf jeden Fall auch um eine ganze Anzahl Leute, die mit der Bombenfabrikation 2c. gar nichts zu thun hatten, sondern bloß politisch verdächtig" waren, bezw. durch Spigel die offenbar bei der Sache ihre Hand im Spiel haben denunzirt worden sind..

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Wieder ein Opfer des Schandgesetzes. Noch im Verenden hat dieses erbärmliche Machwerk Bismarckischer Staatskunst ein Men­schenleben als Opfer gefordert. In Gera   ist in der Nacht vom 22. zum 23. Mai im Alter von 57 Jahren Genosse Wilhelm Fint, Ausgewiesener aus Leipzig  , nach langem Leiden gestorben..

Fink war seit Anfang der siebziger Jahre in der Leipziger   Genoffen­schaftsbuchdruckerei thätig und betheiligte sich lebhaft an der Agitation für unsere Partei, was ihm verschiedentliche Verurtheilungen zuzog. Die mit Infrafttreten des Sozialistengeseßes verbundene Unterdrückung aller sozialistischen   Literatur traf natürlich auch ihn schwer, und als im Jahre 1881 der Belagerungszustand über Leipzig   verhängt wirde, gehörte Fink mit zu den Ersten, die die Ausweisung traf. Er siedelte nach Gera   über, um dort seinen dauernden Wohnsitz zu nehmen. Hier hatte er einen harten Kampf um die materielle Existenz zu führen. Die Polizei verbot ihm auf Grund des Sozialistengesetzes den Schriften­vertrieb, wodurch ihm sein Buchhandel zerstört wurde, außerdem traf ihn auch eine mehrwöchentliche Gefängnißstrafe, weil er dem Verbot zuwider Schullesebücher verkauft hatte. Finks Lage gestaltete sich dadurch zu einer sehr traurigen, in Folge der vielen Ent­behrungen und Aufregungen verfiel er einem förperlichen Siechthum, von dem ihn, nach jahrelangem Leiden, jetzt endlich der Tod erlöst hat. Er hinterläßt eine, gleichfalls hochbetagte Gattin, die ihm in der ganzen schweren Zeit seiner Erwerbsunfähigkeit treu und hilfreich zur Sette gestanden hat.

Seine Beerdigung gestaltete sich zu einer sehr würdigen. Sowohl die. Genossen Gera's als auch auswärtige Freunde( darunter die sozial­demokratische Fraktion, sowie Genosse Bebel  ) hatten für reichen Blumen­schmuck gesorgt.

Mit Wilhelm Finkt ist die Liste Derjenigen, deren Leben durch eine brutale Verfolgungspolitik verkürzt wurde, um einen Namen reicher. Wie mild ist doch im Verhältniß die Strafe, die seinen Mörder, den schuftigen Urheber all dieser Schandthaten, getroffen hat!

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Der Froschmäuslerkrieg im Sumpfe der Fortschritts= schreibt man uns partei dauert ungeschwächt fort. Und dies ist das Blamabelste und Trostloseste bei der ganzen Geschichte. Streit fann in der beftorganisirten und festestgeschlossenen Partei einmal aus­brechen, allein, wo gesunde Elemente sind, wird in jedem Fall der Streit bald beendigt sein entweder durch Verständigung, falls ein Mißverständniß vorhanden war, oder durch Trennung, falls prin­zipielle Gegenfäße sich herausgestellt haben. Wenn aber, wie jezt bei diesem Froschmäuslerkrieg wochen- und wochenlang die streitenden Theile auf einander los knuffen, puffen und schimpfen, ohne daß es zu einer ehrlichen Auseinandersetzung kommt, dann ist durch das Chronische des Streits die Ungesundheit des Parteiorganismus flar demon­strirt. Das Unglück der Fortschrittspartei ist, daß die ehrlich demo­fratischen Elemente, welche sie enthält, kein Talent unter sich haben, und daß alle Talente der Fortschrittspartei, Eugen Richter   so gut wie seine Gegner, die Hänel, Rickert, Barth u. s. w. durch und durch undemokratisch und in dem trassesten, reattio= närsten Manchesterthum befangen find. Eine Reorgani sation der Fortschrittspartei in demokratischem Sinn würde die Beseitigung sämmtlicher Führer zur Vorausseßung haben, und die gesunden demokratischen Elemente müßten erst von Außen geholt werden. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Aus der Fortschrittspartei ist eben nichts zu machen.

In Bezug auf Fräulein Heffels erhalten wir von befreun deter Seite folgende Zuschrift: Was Sie in Ihrer lezten Nummer über Frl. Hessels schreiben, entspricht vollständig der Wahrheit. Ich selbst hatte Gelegenheit, mich wiederholt mit der Sache zu beschäftigen und kann die Richtigkeit des Mitgetheilten nur bestätigen. Im Reichstag   ließ sich leider nichts ausrichten, verschiedene Versuche blieben erfolglos, weil keine der bürgerlichen Parteien Luft hatte, das System in einem feiner vornehmsten Vertreter bloszustellen. Jedenfalls ver­dient Frl. Hessels im vollsten Maße die Sympathie jedes Menschlich­und Nechtdenkenden.

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An die Genossen allerwärts. Der Kampf der Hamburger Arbeiter um ihr bedrohtes Koalitionsrecht nimmt einen immer ernsthafteren Charakter an. Bis jetzt haben die Arbeiter die Kosten dieses schweren Kampfes aus ihren eigenen Mitteln bestritten. Aber sollen sie ihn siegreich durchkämpfen, so müssen ihnen ihre Brüder auswärts hilfreich zur Seite stehen. Was die Ham­burger Arbeiter seit mehr als zwanzig Jahren für die Arbeitersache ge= Teistet, wie sie überall geholfen, ist bekannt jegt gilt es, ihnen zu zeigen, daß auch sie auf die Solidarität ihrer Kameraden rechnen kön= nen, daß sie ihre Opfer nicht vergebens gebracht. Arbeiter aller­wärts! laßt die wackern Hamburger nicht im Stich!

Bei dem rücksichtslosen Vorgehen der Hamburger Polizei, empfiehlt es sich, die Beiträge durch Vermittlung der Arbeiterpresse zu übersenden.

Briefkasten

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der Expedition: P. G. Gdf.: 80 Pfg. f. Schft. erh. u. Sdg. am 29/5 per tbd. bewirkt. Herr Vogt" wird wohl kaum antiquarisch mehr zu erlangen sein. H. P. Milano: Fr. 3. 75 f. Schft. erh. u. W. Hffm. Sdg. nach Wunsch bewirkt, sowie Weiteres vorgemerkt. Ldn. Sh. 15. 8 f. div. Soz. u. Schft. erh. Urania: Mt. 1470. 15 a Cto. Ab. 2c. erh. u. bd. Bstllg. v. 2/6 baldigst. F. Pracht New­ York  : Postkarten hierher kosten nicht bloß 1 sondern 2 Cents. Auf die vom 19/5 zahlten wir deshalb 2 Cents Strafporto   und erledigten mit Nr. 22 das Verlangte. C. G. Anvers: P. R. v. 27/5 erh. Weiteres erwartet. Rosa: Mit Bf. b. 28. Gewünschtes am 30/5 abgg. u. Weiteres besorgt. Bft. Näheres über das ch st- Mög­liche". Rother Geldsack: Dank für Nachricht v. 28/5. Befillg., so Muth u. weit vorräthig, sofort effeftuirt, P. R. v. 2/6 erh. Oncel: Wie stehts denn Kraft: Avis v. 27/5 eingetroffen. Gruß. num mit V. Bf. v. 9/5 haben Sie doch erh.? Mann des Volkes: C. A. B. V. London  : 5 Pfd. Bf. v. 31/5 erh. u. Weiteres besorgt. a Cto. Ab. 2c. erh.

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Anton: Mt. 20. a Cto. Ab. 2c. erh. und Bstllg. notirt. Weiteres vorgemerkt. Chs. Br. Ofrd.: Sh. 2. a Cto. Schftn. erh., desgl. 4 Py. f. 1 Alliance". Nachlfrg. Bblth. 2c. folgt It. Vorlage v. 30/5. Ebenso Nota. Schum. Cincinnati  : Nachr. betr. W. am 1/6 dfd. erh. Mit Weiterent müssen wir erst das Resultat der Sektionsuntersuchung abwarten. Nach Dtschl. geht Adr. bfl.-P. E. Gdf.: 30 Pfg. f. Schftn. erhalten. London  : Pharao  : Bf. v. 1. am 3/6 beantw. u. inhaltl. vorgemerit.

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Sh. 13. 6 v. d. Zigarren- Arbeitern der Firma L. Home, 406 u. 434 Euston Rd. N. W.  , zur Uebermittlung an die Hamburger  Streifenden dtd. erh. u. besorgt. Pfadfinder: Ad. It. Vorschft. v. 1/6 geordnet. Bft. Weiteres. Ambos: Dank für Referenz. Be­stellung 2c. folgt nach Wunsch. Versprochenes je eher, je lieber. Bfl. mehr. C. Dbg. Ploezti: Sh. 8.3 f. Schftn. erh. Wir bitten fünftig Namen des Absenders u. Aufgabeortes brieflich zu melden u. verweisen Rother Teufel: auf unsere dießbezügliche Publikation im S. D. Adr. u. Bestllg. notiren It. Vorlage v. 1/6 1. gewärtigen Zugefagtes in aller Bälde. Mouchard Zürich  : Unser politischer Ferkelstecher hat prompt quittirt! Was gilt die Wette, er antwortet auch, wenn unter seinen Fenstern in schlafender Nacht die Worte:" Trinkgeld" und Schurke" ertönen!? Denn, viel Dorscht", viel Moral".-

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