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ichen Regierung zu diesen Fragen wesentlich. Der alte Art. 2 enthielt keine Bestimmung darüber, wie weit der Kreis derjenigen deutschen Reichsangehörigen gezogen werden sollte, welche unter Belbringung der betreffenden Papiere einen Anspruch auf Niederlassung in der Schweiz haben sollten. Jezt ist ausdrücklich durch den Art. 2 festgestellt, daß alle diejenigen Personen, welche von der deutschen Gesandtschaft mit einem Zeugniß über den guten Leumund versehen sind, und die deutsche Reichsangehörigkeit haben, das Recht der Niederlassung in der Schweiz haben. Damit ist selbstverständlich der Schweiz nicht das Recht entzogen, auch ohne die Beibringung solcher Legitimationspapiere eine Niederlassung zu gestatten. Aber es ist andererseits doch im Artikel 2 der An= spruch auf Niederlassung an sehr viel tonkretere und mehr zulässigkeit wie bisher gewährende Bedingungen geknüpft. Früher bedurfte es nur eines Heimathsscheines und des Attestes der Ortsbehörde über die deutsche Reichsangehörigkeit und den guten Leumund. Ich will den deut schen Ortsbehörden nichts lebles nachsagen. Aber es kann nicht bestritten werden, daß aus bloßer Geschäftsunerfahrenheit sehr oft Irrthümer untergelaufen sind, die bei einer so hoch stehenden Behörde, wie der deutschen Gesandtschaft, kaum vorkommen werden." Das heißt, aus dem Gentleman- Deutsch des Puttkamer in ehrliches Deutsch übertragen: die Ortsbehörden haben nicht so viel Spigel zur Verfügung, als die Gesandtschaft in Bern . Sie haben sich zuweilen damit begnügt, von der Feststellung, daß Einer fein Spigbube iſt, ſeinen Militär- Verpflichtungen 2c. genügt hat, die Ausstellung des Heimathsicheines abhängig zu machen, dieser Irrthum" kann der Gesandtschaft nicht passiren.
unter folchen Umständen ein wahres Glück, daß das„ Streiffieber", welches in jüngster Zeit einen wirklich beunruhigenden Charakter erlangt hatte, etwas nachzulassen beginnt. Daß gerade in solchen Zeiten, wo die Prosperität in das Gegentheil umschlägt, Streifs besonders häufig sind, ist übrigens eine schon oft beobachtete Erscheinung, die ihre natürliche Erklärung in der Thatsache findet, daß die Arbeiter nicht so gut wie die Kapitalisten in der Lage sind, den Markt zu überblicken und daß sie sich deshalb leichter über die gegenseitigen Machtverhält= nisse täuschen.
Die meisten Streits der lezten Wochen haben entweder mit NiederTagen der Arbeiter oder mit Scheinsiegen geendigt; und selbst die großen Streits in Hamburg können trop der vorzüglichen Organisation der bortigen Gewerkschaften nur mit den größten Opfern fortgeführt werden. Bei dieser Lage der Dinge kann den Arbeitern nicht dringend genug an's Herz gelegt werden, nur wenn die zwingendsten Gründe vorliegen und nur nach genauester Erwägung des Für und Wider zu der Waffe der Arbeitseinstellung zu greifen.
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Thut nichts, der Jude wird verbrannt. Am 4. Juni stand in Nürnberg der Redakteur der Arbeiter- Chronit", Gen. H. Dehme, vor Gericht. Er sollte am 19. Februar in einer Wählerversammlung in Bezug auf die den Arbeiterschuß betreffenden kaiserlichen Erlasse den Ausdruck Bauernfängerei gebraucht haben. Dehme bestritt das entschieden mit letterem Ausdruck habe er nur die Versuche der gegnerischen Parteien, die kaiserlichen Erlasse zur Wahlagitation zu benutzen, treffen wollen. Obgleich die Zeugen in demselben Sinn aussagten, obgleich ferner selbst von polizeilicher Seite Dehme bezeugt wurde, daß Heer als Redner vorsichtig aufzutreten pflege, obgleich endlich der Polizeibeamte, der die betreffende Wählerversammlung überwacht hatte, seine Notiz nicht unmittelbar, sondern erst später aus dem Gedächtniß niedergeschrieben hatte, erkannte der Patriarch nicht doch, die Strafkammer des Nürnberger Landgerichts, daß Oehme den deutschen Staiser beleidigt habe und verurtheilte ihn zu drei Monaten Gefängniß.
Und auf die Gefahr hin, Bismarck einen Erfolg zuzusprechen, müssen wir seinem ergebensten aller Hausknechte Recht geben. An die Nedensarten, mit denen er seine Aktion einleitete, hat der frechste aller Lügner und Fälscher unter den Diplomaten ja selbst feinen Augenblick ge= glaubt. Er wußte, die Schweiz ist klein und das Deutsche Reich groß, und da er auch sonst seine Pappenheimer in Bern kannte, so log er, was ihm gerade einfiel. Genau, wie der Wolf es mit dem Lamm am Bach machte. Die von dem gefräßigen Burschen erhobene Beschwerde, daß ihm das unten am Bach stehende Lamm das Wasser trübe, endete bekanntlich damit, daß der Schweizer Bundesrath pardon, das unglückselige Lamm erfolgreichst" verspeist wurde. Niemand preist aber deshalb den alten Jiegrimm als einen großen Diplomaten er gilt tros dieses Erfolges" als das Urbild eines brutalen Tölpels. Warum also bestreiten, daß in der Sache Bismarck gegenüber dem Lamm wollte sagen, dem Schweizer Bundesrath seinen Willen durchgesezt hat? Der Lorbeer war so wohlfeil zu erlangen, daß er seine Empfänger nicht ehrt, sondern schändet.
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Von den Lenkern der ,, freien" Republik Hamburg liegt schon wider eine Leistung vor, die beweist, daß es mit dem ,, aufgeklärten Bürgerthum" derselben total zu Ende ist, ihre Leufer aber auch ganz auf den Bismarck Butttamer gekommen sind. Der Pindter meldet triumphirend darüber:
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Eine grundfäßlich wichtige Frage ist in Hamburg betreffs der Arbeiterausstände von Senats wegen entschieden. Die Armenpfleger find angewiesen worden, aus ständischen Arbeitern teine Unterstützung mehr zu verabfolgen und der Polizei anzuzeigen, sobald Familien durch die Arbeitseinstellung ihres Ernährers in Noth gerathen, damit gegen diefelben polizeilich eingeschrit ten werden fann. Die gefeßliche Grundlage hierfür bietet der § 361, Nr. 5 des Reichsstrafgesetzbuches, welcher lautet: Wer sich dem Müssiggang dergestalt hingibt, daß er in einen Zustand geräth, in welchen zu seinem Unterhalte oder zum Unterhalte derjenigen, zu deren Ernährung er verpflichtet ist, durch Vermittlung der Behörde fremde Hilfe in Anspruch genommen werden muß, wird mit Haft bestraft."
Man wird unwillkürlich an die famosen Deduktionen erinnert, mit denen der dankbare Empfänger der Bismarckspenden seiner Zeit die famosen Diätenprozesse einleitete. Genau dieselbe Rabulistit, dieselbe schamlose Verdrehung des Sachverhalts, um mit Hilfe der Herausgrabung irgend eines obsturen Paragraphen, der auf den wirklichen Fall genau so paßt, wie die Faust auf's Auge, dem politischen, bezi, dem Klassengegner einen Strid zu drehen. Daß der Liebe Müh umsonst ist daß die Hamburger Arbeiter eher zum Aeußersten schreiten, als die Armenunterstützung anzurufen, fann hier unerörtert bleiben. Auch die Diätenprozesse hatten praktisch nicht den geringsten Erfolg. Aber die Infamie der Gesinnung hier wie dort wird durch den Fehlschlag der Maßregel nicht abgeschwächt, im Gegentheil, fie tritt nur um so greller hervor.
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Anderthalb Millionen Mark beträgt nach einem Telegramm der Frankfurter 3tg." das„ Garantiefapital" des zur Abwehr des fachvereinlichen Vorgehens" gegründeten Arbeitgeber- Verband Hamburg- Altona. Anderthalb Millionen Garantiekapi= tal, um die Löhne drücken, die Arbeitszeit so weit als möglich ausdehnen und die Arbeiter als willenlose Sklaven nach Belieben traktiren zu können. Anderthalb Millionen, um die Arbeiterschaft der freien" Hansestadt auf das Niveau der Tagelöhner pommerscher oder ostpreuBischer Landmagnaten herabdrücken zu können. Für diesen„ Kulturzweck" haben fie fofort anderthalb Millionen zur Hand, sie, die sich einer Forderung von nur etlichen Pfenningen Lohnerhöhung pro Tag gegenüber geberden, als ginge es ihnen an Hals und Stragen, als seien fie die Nothleidenden, denen vorerst geholfen werden müsse. Fürwahr, bei Denen hat die erzieherische Wirkung des Systems Bismarck- Puttfanier vortrefflich angeschlagen. Sie verdienen den unersättlichsten aller Millionäre zum Ehren-, zum veritablen Mitbürger. Und sie haben jehr wohl gethan, zum Geschäftsführer ihres Verbandes einen Mann zu wählen, der den schönen Namen Vielhaber führt. Viel- Haber find sie ja alle, viel haben sie, und viel, immer mehr wollen sie haben, diese Herren, die sich Arbeit geber nennen, weil sie von dem Ertrage der Arbeit Anderer sich mä sten.
Kein Zweifel, daß sie mit ihrem Verband Erfolg haben werden. Er wird sogar grandios sein. Genau so grandios, wie der Erfolg, den ihr genialer Mit- und Ehrenbürger mit seinen Reptilienfonds und seinen Ausnahmegefeßen gehabt hat. Sie wollen die Fachvereine erdrücken, die Arbeiterorganisationen zerstören? Wir gratuliren ihnen zu den Folgen, die sie damit für sich heraufbeschwören. Auf sie die Sintfluth!
Deutsche Justiz. In Leipzig ist neulich ein Arbeiter, der am Wabltage in Connewitz einem Studentenschlepper eine heftige Ohrfeige gab, infolge davon dem Studenten das Trommelfell zersprang, zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt worden.
Wir sind Gegner jeder Rohheit, und weit entfernt, es zu beschönigen, wenu Leute in unsern Reihen sich solcher schuldig machen. Immerhin ist jedoch zu betonen, daß die Arbeiter in Leipzig und Umgegend von den Studenten, die bei den„ Ordnungsparteien" Schlepperdienste leisteten, im höchsten Grade provozirt worden waren, und wenn daher der verurtheilte Arbeiter, als ihn der betreffende Studiosus anrempelte, derb zuschlug, so ist das zum Mindesten erklärbar. Im umgekehrten Fall wäre der Student mit einigen Wochen Gefängniß davongekommen, wenn nicht gar mit einigen Tagen, wie kürzlich der bayerische Unteroffizier, der eiren Soldaten ebenfalls geohrfeigt hatte, daß ihm das Trommelfell zensprang. Dort, wo der Vorgesezte sich an einem Untergebenen vergriff, der ihm gegenüber wehrlos dasteht, wo also die Sache zehnmal erschwerender lag,„ nahm" der Gerichtshof mildernd an, der Unteroffizier habe dem Soldaten keinen Schmerz bereitet", und erkannte auf drei Tage Gefängniß hier, wo gleichberechtigte Gegner nein, wo der Arbeiter einem Gegner gegenüberstand, der eine privilegirte Stellung genießt, hier wird sofort auf ein Jahr Gefängniß erkannt. Und wir sollen den Richtern zugestehen, daß sie ohne Ansehen der Person nach Recht und Gewissen geurtheilt? Nimmermehr. Das ist Parteijustiz, nichts als fraise Partei- und Klassentustig, und die Richter, die das Erkenntniß gefällt haben, haben den Begriff des Nechts mit Füßen getreten. Es gibt in Deutschland Justiz, aber Gerechtigkeit ist eine andere Sache.
Der schlechte Geschäftsgang
schreibt man uns
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hat
wieder die gewöhnliche Folge: die Kapitalisten benutzen die Gelegenheit, um alle Konzessionen, die sie den Arbeitern in der„ guten Geschäftszeit" zu machen genöthigt waren, zurückzunehmen und die Arbeiter in die alte 3wangsjade zu stecken. Es ist
Hoffentlich legt Dehme Revision ein und läßt sich die Revisionsbegründung vom Reichskanzler a. D. ausfertigen. Dem armen Mann, für den schon wieder der Klingelbeutel herumläuft, würden die paar Mark Nebenverdienst sehr gut thun, und auf den Gegenstand selbst verstehte er sich, wie fein zweiter in Deutschland .
- Immer unverschämter. Ju Ruhrort- berichten deutsche Arbeiterblätter- haben die Verwaltungen der Bergwerke und Fabriken ein Abkommen, daß Arbeiter, welche auf einem Betriebe beschäftigt waren, erst drei Monate nach Abgang von diesen auf einem anderen Werke in Arbeit genommen werden. Das ist so etwa die Einführung der Leibeigenschaft. Ein Arbeiter ist der willkürlichen Ausraubung überantwortet, der schlechtesten Behandlung preisgegeben, er darf sich seinen Beinigern nicht entziehen, ohne daß er verurtheilt ist, drei Monate mit Weib und Kindern betteln zu gehen, dadurch zu berlumpent und womöglich in's Gefängniß zu kommen. Die Arbeiter wollen dieserhalb an den Reichstag petioniren." sols dan nols Da thun sie sehr recht daran, denn gerade im gegenwärtigen Moment, bei Berathung der Gewerbeordnungs- Novelle, wird sich ausreichende Gelegenheit bieten, diese kapitalistischen Nichtswürdigkeiten gebührend zu brandmarken.
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Eine Pfingstfrende.„ Am zweiten Pfingstfeiertag" schreibt schreibt man dem sächsischen Wochenblatt vom Königstein war den Besuchern der sächsischen Schweiz eine mehr oder weniger freudige Ueberraschung bereitet. Auf dem höchsten Punkte des Pfaffensteins wehte eine große rothe Fahne, die weithin sichtbar war. Natürlich haben sich die reichs= treuen Besucher der Gegend weidlich darüber geärgert, da sie die Fahne als sozialdemokratische Demonstration ansahen. Ihr Aerger machte sich meist in findischen Redensarten Luft. Als ein dickbäuchiger Bierpatriot sich in Fluchen erging, bemerkte einer der Mitbesucher des Pfaffensteins sehr trocken: wenn grün- weiße Fahnen aufgezogen seien, fönne man auch einer rothen die Anwesenheit nicht verbieten; übrigens sähe ja die rothe Farbe weit hübscher, als das verwaschene Grün- Weiß. Der Aerger war um so größer, als es total unmöglich ist, den Felsen, auf welchem die Fahne aufgepflanzt war, zu ersteigen. Der Besizer der auf dem Pfaffenstein befindlichen Restaurants irrte stundenlang zwischen den Felsen und Büschen umher, konnte aber das Ding nicht erwischen; zerschünden und mit zerfetzten Kleidern kehrte er zurück. Nicht besser erging es einem naseweisen Touristen, den eine fieberhafte Sehnsucht nach der Fahne gepackt hatte. Der Punkt ist so unzugänglich, daß das rothe Gespenst" wohl noch heute den patriotischen Touristen die Freude an der Partie schmälern dürfte. Der Arbeiter, der die Fahne aufgehißt, hat den Felsen unter Lebensgefahr erstiegen." Und mit solch unverwüstlichen Gesellen wollen unsere Gegner fertig werden!
Schilda, mein Vaterland! In Oschatz entzog bei der letzten Wahl der Obergensdarm Gebler bei einer Wählerversammlung einem Redner, der Boulanger als einen Hanswurst bezeichnete, das Wort; denn Boulanger sei ein General, und daß ein General ein Hanswurst genannt werde, könne er als gedienter Militär nicht leiden." Uebrigens entzog derselbe Beamte den Rednern sofort das Wort, wenn vom„ Septennatsschwindel" gesprochen wurde.
Unnüz hinzuzufügen, daß schat in Sachsen liegt.
In der Stickerei- Industrie im sächsischen Voigtland lesen wir in deutschen Zeitungen wird nach einem Beschluß des sächsischen Stickereiverbandes diesen Sommer von 6 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, also 14 Stunden täglich, gearbeitet, obwohl schon jett zahlreiche Maschinen wegen Mangel an Aufträgen stillstehen. Wie Arbeiter der Branche berichten, sollen jetzt manche ihrer Kollegen täglich 40-50 Pfennig verdienen, da sie ungenügend beschäftigt sind. Wiederholt wurden beim sächsischen Stickereiverbande Anträge auf Verfürzung der Arbeitszeit gestellt, die indeß nie berücksichtigt worden sind, da die Fabrikanten einzelner voigtländischer Orte glauben, ohne die lange Arbeitszeit nicht bestehen zu können." Natürlich. Wann hätten Fabrikanten einzelne weißen Raben abgerechnet je geglaubt, ohne lange Arbeitszeit und niedrige Löhne ,, bestehen zu können"? Die Herren begreifen nicht eher, daß es auch anders geht, bis ihnen der Beweis durch die 2o git der Thatsachen geleistet wird.
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Was die deutschen Arbeiter für ihre Lohnkämpfe ausgeben. In Weimar tagte in der Pfingstwoche ein allgemeiner Kongreß der deutschen Metallarbeiter, der von 146 Delegirten mit 180 Mandaten aus zusammen 88 Orten besucht war. Auf diesem Kongreß legten u. A. die Vertrauensmänner der verschiedenen Spezialbranchen des Metallarbeitergewerkes Rechenschaft ab, und wir entnehmen darüber dem Bericht des Berliner Volksblattes folgende interessante Zahlen: 10
Hierauf erhält zum ersten Punkt der Tagesordnung, Berichterstattung der Vertrauensmänner, zunächst der Vertrauensmann der Metallarbeiter, Segiß, das Wort, der in klarer und trefflicher Weise die Kämpfe schilderte, welche die Metallarbeiter in den letzten beiden Jahren zu be stehen hatten. An Einnahmen und Ausgaben für Agitation gingen durch die Hände dieses Vertrauensmannes 943 Mart, für Streits 1474 Mart.
Dem Vertrauensmann der Schlosser, Jung( Hamburg ) wurden an Streifgeldern übermittelt: 4686 Mart, von denen 3690 Mark zur Vertheilung gelangten. Die Einnahmen für Agitation betrugen 1020 Mart, denen 823 Mark Ausgabe gegenüber standen. Bei dem Vertrauensmann der Klempner, Mezger( Hamburg ) waren für Streits 3937 Mt. eingegangen, wovon 3520 Mart an Streifende zur Auszahlung ge= langten. Welch schwere Opfer die sozialen Kämpfe den Arbeitern auferlegen, zeigte der Bericht des Vertrauensmannes der Former, Schwarz ( Lübeck ). Durch die Hände dieses Vertrauensmannes gingen 48,000 Mark Streifgelder. Doch ist in dieser Summe noch nicht die Hälfte der wirklich gezahlten Unterstützungen enthalten. Kostete doch allein der Hamburger Streit bis zum 1. April dieses Jahres 80,000 Mark, der Braunschweiger Streit 37,000 Mart, der Streit in Altona - Ottensen 20,000 Mart, der Streik in Hannover 16,000 Mart u. 1. w."
Aber auch diese Zahlen sind bei Weitem nicht erschöpfend, sie geben nur die Summen, die durch die Hände der Komite's 2c. gehen. Was außerdem an Unterstützungen geleistet, was Seitens der Streikenden materiell geopfert wird, ergibt noch ganz andre, oft doppelt und drei
fach so große Summen. Fast alle diese Opfer mußten aber nur gebracht werden, weil verbissener Hochmuth und bornirter Egoismus die Ausbeuter sich, gleich verzogenen Kindern, gegen jede Forderung der Arbeiter sperren läßt, selbst wenn sie dem Unternehmerthum ab= solut nicht nachtheilig, ja eher noch von Vortheil sind.
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Aus Basel geht uns von dem dortigen Posamenter- Verein ein Aufruf zu, gerichtet an sämmtliche der Textil- Indu= strie angehörenden Verbände, Genossenschaften und Vereine, als da sind: Weber, Färber, Spinner, Sticker, Wirker und verwandte Berufsarten." Dieselben werden in dem Aufruf eingeladen, die Frage der Abhaltung eines
Internationalen Tertilarbeitertongresses, zu dem der einberufende Verein die Initiative ergriffen hat, zu berathen und ihre Beschlüsse, sowie ihre genaue Adressen 2c. demselben mitzutheilen, damit er alsdann Weiteres veranlassen fann. Zweck des Kongresses soll sein, Mittel und Wege zu berathen, wie die Lage der Textilarbeiter zu bessern, sowie eine engere Verbindung unter denselben anzubahnen. Die Bestimmung des Orts des Kongresses bleibt späterer Abmachung überlaffen.
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Der Aufruf schließt mit den Worten: Unsere Genossen in Amerita haben bereits beschlossen, den Kongreß, wenn er zu Stande kommt, zu beschicken. Es hängt daher, Kollegen diesseits des Ozeans, von Eurem Entscheid ab, ob unsere bisherigen Bemühungen von Erfolg gekrönt werden sollen oder nicht. Wir geben uns aber der Hoffnung hin, daß die Arbeiter der alten Welt vor denen der neuen nicht zurückstehen werden. Beweist durch Eure Zustimmung zu unserm Vorgehen, daß Ihr Eure Lage er. tannt habt und entschlossen seid, theilzunehmen an dem großen Kampf um die Verbesserung unserer Klaffenlage, um unsere Eristenz! Mit Brudergruß und Handschlag!
Die Kommission des Posamentervereins Basel. NB. Alle Arbeiterorgane und arbeiterfreundlichen Blätter werden um, wenigstens auszugsweise, Publikation dieses Aufrufs gebeten.
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In Desterreich hat bei den Arbeiterausständen der letzten Zeit wiederholt die Flinte geschossen. Ueber einen dieser Fälle, wo das neue Manlicher Gewehr sich gegen Proletarier so herrlich bewährt hat wir meinen die Erschießungen in Biala ist im„ Sozialdemokrat" bereits berichtet worden. In der nenesten Nummer der Wiener Arbeiterzeitung" finden wir nun auch authentische Angaben über die Erschießungen in Nürsch an( Böhmen ), und diese find so charakteristisch, daß sie auch hier mitgetheilt zu werden verdienen. Die Vorgänge in Nürschan ", heißt es da, haben den Jungtschechen Anlaß zu einer Interpellation gegeben, welche allerdings von unserer liberalen" und" antiliberalen" Presse zum größten Theile todtgeschwiegen worden ist, welche aber dennoch ein grelles Licht auf das Vorgehen bei solchen Gelegenheiten wirft. Sie lautet:
Interpellation des Dr. Dyk und Genossen an Seine Gr zellenz den Statthalter von Böhmen anläßlich der Ereignisse in Nürsch an.( Aus dem Sizungsbericht des böhmischen Landtages vom 30. Mai 1890.) dun
Aus den Berichten der Blätter und Aussagen glaubwürdiger Zengen ergibt sich die nothwendige Annahme, daß der kommandirende k. n. t. Offizier vom in Bilsen garnisonirenden Regimente Nr. 73, deffen Regimentssprache die deutsche ist, wegen seiner Unkenntniß des Tschechischen beim Einschreiten des t. und f. Militärs in Nürschan gegenüber den streifenden Berglenten, die Vertreter der Bergleute, welche die Aus= folgung von ihnen rechtmäßig gebührenden Lebensmittelmarken ver= langten, nicht verstand, und daß derselbe, ohne daß sich das Volt irgendwie drohend verhalten hätte, und ohne daß es zuvor zum Auseinandergehen aufgefordert wor= den wäre, fünfmal in dasselbe zu schießen befahl. Es wird auch versichert, daß das Volk zuvor auch von der t. f. pol. Behörde keinerlei Belehrung und keinerlei Warnung empfing, daß man auf das( deutsche) Wort Halt! nicht weiter vor= gehen dürfe, da widrigenfalls das Militär einschreiten müßte, und es ist also der Tod zahlreicher Ernährer von Familien auch durch diese entsegliche Nachlässigkeit verschuldet.
Namentlich aber fällt in's Gewicht die Nachricht, daß im Leibe einiger Verwundeter auch Geschosse aus Revolvern gefunden wurden, welche noch vor den Salven des Militärs abgeschossen, einen geradezu meuchelmörderischen Ueberfall des Volkes bedeuten würden.
" In Erwägung, daß diese Behauptungen in der Bevölkerung berechtigte und gefährliche Erbitterung hervorgerufen, und in weiterer Grwägung, daß durch die eben angeführten Thatsachen sich nicht nur die pflichtmäßigen Rücksichten auf Menschlichkeit, sondern auch die gesetzlich giltigen Vorschriften als verlegt erweisen würden, fragen die Gefertigfen: 1. Wurde in dieser Angelegenheit eine strenge allseitige Untersuchung eingeleitet und werden die Ergebnisse derselben öffentlich berlautbart werden?? Werden Maßregeln getroffen werden, damit ähnliche geradezu unglaubliche Vernachlässigungen und Fehler sich fünftighin nicht wiederholen können?
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Wir fügen hinzu", fährt die Arbeiterzeitung" fort,„ daß nach den bisher unwidersprochenen Nachrichten der Narodny Listy" die in den Leibern der Nürschaner Proletarier vorgefundenen Revolverkugeln von den aus den Fenstern schießenden Werksbeamten stammen. Wenn das wahr ist, so möchte es doch nahe liegen, zu untersuchen, ob diese ,, treuen Diener ihres Herrn" wenigstens mit Waffenpaß und Jagdkarte ordnungsgemäß ausgerüstet sind. Vielleicht könnte man ihnen, immer vorausgeseßt, daß die Meldung der„ Narodny Listy" richtig ist, doch mit einer Anklage wegen Wilderns" von Gesetzeswegen nähertreten. „ Die Jungtschechen haben der Interpellation, wie man ficht, eine nationale Färbung gegeben. Uns scheint immerhin, daß die Sache vom menschlichen Standpunkte einige recht fragwürdige Seiten habe. Der Statthalter antwortete in aller Eile mit den üblichen Ausflüchten. Er mußte eben schnell den Ausgleich" fertig zu bringen suchen da gab's zu solchen Lappalien wenig Zeit. Merkwürdig! Die Bergarbeiter von Nürschan gehören einer sprachlich gemischten Bevölkerung an; Deutsche und Tschechen sind unter ihnen. Und doch hatten sie gar fein Verlangen nach dem„ Ausgleich" gehabt, denn sie waren nie im Streite gegen einander gelegen. Sie verlangten um ein Weniges mehr zu essen! Wie es scheint, bekommen sie das nicht. Dafür aber Ausgleich" und Bleikugeln von allen Stalibern." Das ist die Lösung der sozialen Frage nach dem Herzen der Bourgeoisie. Lieber morden, als einige Pfennige Lohnerhöhung bewil= ligen.
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Aus Frankreich . Vergangenen Montag fand hier im Saale der Eremitage ein von den Parisern Marxisten einberufenes Protestmeeting gegen die Verhaftungen und Haussuchungen russischer und polnischer Revolutionäre statt. Dasselbe war über alles Erwarten zahlreich besucht. Die Sizpläße waren schon lange vor Eröffnung der Versammlung besetzt, in den Gängen und am Eingange des Saales drängte sich Stopf an Stopf, ein großer Theil des herbeigeströmten Publikums mußte umkehren. Die Versammlung bestand zum überwiegenden Theil aus Arbeitern, darunter viele Frauen.
Der sozialistische Abgeordnete Ferroul führte den Vorfiz. Von sozialistischer Seite aus protestirten Lefrancis, Gemeinderath Vaillant und Jules Guesde gegen die Maßregelung politischer Flüchtlinge und die Verlegung des Asylrechtes. Da von boulangistischer Seite versucht worden, sich unter dem Vorwande des Protestes gegen die Regierung mit den Sozialisten zusammenzuschweißen, so wies Vaillant in überzeugender Weise nach, daß zwischen Boulangisten und Sozialisten durchaus keine Gemeinschaft, nicht einmal die einer gelegentlichen Attion möglich sei. Ueberhaupt stehe den politischen Industrierittern die Heuchelei schlecht an, zu Gunsten der russischen Revolutionäre zu protestiren, während doch Boulanger, seine Leute und seine Presse zu den eifrigsten Anbetern des despotischen Zaren und der russisch- franzö= fischen Allianz gehören, und russisches Gold reichlich in die Striegskaffe der zäsaristischen Bewegung geflossen sei. Ein Abgrund trenne die Sozialisten von Leuten, welche im Besitz der Herrschaft Constans an Reattion übertreffen würden. Dieser begnüge sich damit, russische Revolutionäre verhaften zu lassen, Boulanger dagegen würde dieselben direkt an die russische Regierung ausgeliefert haben.
Aus Solidaritätsgefühl, aber auch aus Achtung vor dem Prinzip der Republik sei es Pflicht aller französischen Sozialisten, gegen die grobe