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Militär, öffentlich verhandelt wird. Wenn die Negierenden Opfer für die Armee, neue Steuern, Vermehrung der Kadres 2c. verlangen, dann wird regelmäßig vom Voltsheer gesprochen, dann heißt es, auch das Heer gehört zum Volte. Wohlan, hier stehen wir vor einer Einrichtung, die ein Schlag in's Gesicht ist dem Begriff eines wirf= lichen Volksheeres. Diese Untersuchungen hinter geschlossenen Thüren, diese inquisitionsmäßige Behandlungsart der Untersuchungsgegenstände passen nicht einmal mehr für ein Söldnerheer geschweige denn für ein auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht gebildetes Heer. Es ist gradezu unbegreiflich, daß sie das Volt überhaupt je geduldet hat, aber je mehr Lasten ihm zu Gunsten der Erweiterung des Heeres zugemuthet werden, um so mehr hat es das Recht und die Pflicht, dafür einzutreten, daß mit all diesen Einrichtungen einer verrotteten Beit aufgeräumt wird. Oder wollt Ihr wirklich ewig und ewig Ka= naille sein, Ranaille, denen man den letzten Groschen aus der Tasche zieht, Kanaille, die man ermordet ,, mit Gott für König und Vaterland?" Auf Proletarier, zum Protest gegen diese schmählichen Einrichtungen, zum Protest gegen den Militarismus, der sich auf sie stügt!

Sozialpolitische Rundschau.

London  , 30. Juli 1890.

- Der Ersatz des Sozialistengesetzes. Man schreibt uns: Am 1. Oftober fällt das Sozialistengesetz. Mit Ausnahme des Reichskanzlers a. D., der geistig ebenso bankrott ist wie politisch und höchstens noch der abgedankten Spigel, die keinen andern Unter= schlupf finden konnten, gibt es in Deutschland   feinen Menschen mehr, der zu behaupten wagt, das Sozialistengesez habe seinen Zweck erfüllt. Wie wir auch immer diesen Zweck auffassen mögen: ob, als Vernichtung oder bloß als Eindämmung" und Einschüchterung der Sozialdemo= tratie in jedem Falle ist das genaue Gegentheil erreicht worden. Die Sozialdemokratie ist gestärkt worden, sie hat die Zahl ihrer Be­fenner riesig vermehrt und räumlich über alles Erwarten sich ausge­breitet, und ihr Programm von 1878 ist auch ihr Programm von heute ihr Ziel von vor 1878 ist auch ihr Ziel von heute. Also der gründlichste Mißerfolg, der überhaupt gedacht werden kann. Und jezt, wo das Sozialistengesez seiner Unbrauchbarkeit und Ge­meinschädlichkeit halber auf den Misthaufen geworfen wird, kommt unsere Bourgeoisie und will sich Ersaz für das Sozialistengeset" Schaffen.

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Was heißt: Erfaz" für etwas? Doch ungweifelhaft die Wahl eines andern Mittels oder Gegenstandes, mit Hilfe dessen man dieselbe Wirkung hervorzubringen glaubt, wie durch das bei Seite gelegte Mittel oder den bei Seite gelegten Gegenstand.

Also unsere Bourgeoisie will durch den Erjazz des Sozialistengesezes" die gleichen Wirkungen hervorbringen, wie durch das Sozialisten­gesez hervorgebracht sind. Es bedarf nur dieser Begriffsfeststellung, um die geistige Berfimpelung dieser Leute in die hellste Beleuchtung zu as dahinge­Tähten. Je mehr der Griaß", nach dem sie verlangen, das schiedene Sozialistengefeß wirklich erfekte, um so mehr würde das Ne sultat sein: das Fiasko der Sozialistentödter, der Triumph der Sozialisten. is an bp unblovides g Wir könnten daher dem Ersatz" mit aller Seelenruhe entgegensehen uns würde er nicht weh thun, und der Dummheit unserer Feinde ein würdiges Denkmal sezen, worüber wir uns gewiß nicht zu ärgern hätten. Allein, es wird garnicht zu dem Grfaz" kommen- es wird bei dem Versuch bleiben der Ersazz" ist schon todt, ehe das Sozialisten­gefeß, welches er erfeßen" foll, offiziell das Zeitliche geseguet hat. Der Grſatz", weißen" foll, offiziell das Der Ersag", welchen sich aus den sogenannten Unternehmer- Verbänden, Fabrikanten­Stoalitionen oder Kartellen. Die Unternehmer wollten einen, ganz Deutschland   umfassenden Bund gegen die Arbeiter schließen und durch geschlossenes Vorgehen die Arbeiterorganisationen zerstören und den Arbeitern das Koalitionsrecht entreißen. Waren die Arbeiterorganisationen zerstört, war den Arbeitern ihre wichtigste Waffe, das Koalitionsrecht, aus der Hand geschlagen oder in der Hand zer­brochen, dann mußten die Arbeiter sich den Fuß des Kapitalismins auf den Nacken sezen lassen.

die Bourgeoisie gedacht hatte, besteht

Cholenie i zd

Der Moment zur Ausführung war nicht schlecht gewählt die mehr und mehr sich fühlbar machende Geschäftstrise hat für die Ar­beiter eine sehr ungünstige Lage geschaffen. Der vom Fett der Arbeiter gemästete Kapitalist braucht einen Streit der auf Hungerlohn gesetzten Arbeiter nicht zu fürchten, im Gegentheil, er hat in solchen Zeiten oft noch Vortheil davon, so daß das Hauptkampfmittel der Arbeiter im Klassenkampf jetzt vergleichsweise werthlos ist. Und die Herren Unter­nehmer waren sich ihres Vortheils wohl bewußt. Wie sie den 1. Mai zu einem Ueberfall benüßten, das haben wir schon früher dargelegt. Die Verschwörung war ganz schlau angezettelt sie kann aber ſchon jest als gescheitert bezeichnet werden. Den Herren Aus­beutern ist ihr Staatsstreich nicht gelungen.

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Wie wir früher sahen, war das Zentrum der Schlacht in Hamburg  . Gelang es, die besten Fachorganisationen der deutschen  Arbeiterschaft zu befiegen, jo war der Sieg des Prozenthums für ganz Deutschland   erfochten.

Und das Prozenthum hat nicht gesiegt, und wird nicht siegen treten Gottes Wort, folglich sind die Priester auch unfehlbar, alles was fie in der Kirche lehren, ist daher wahr, und fein Gläubiger darf bem mißtrauen.

Aber die meisten Schüler mißtrauen.d Jwantowsky, den Peter frug, ob er ihm in Glaubenssachen be dingungslos glaube, verneinte direkt.

Jetzt ging Peter frühstücken. Ein alter schwerhöriger Aufseher be­wachte uns unterdessen. Während dieser Pause erzählte mir Jwan­towsky, wie er ins Zuchthaus gekommen: Er hatte noch einige Wochen beim Militär zu dienen; sie befanden sich im Manöver. Da wurde eines Abends ein mißliebiger Sergant winbelweich geprügelt und als Hauptprügler unser Berneiner bezeichnet. Und. trotzdem ein Soldat be­zeugte, daß er sich zu derselben Zeit an einem anderen Ort befand, be­stand der Sergant auf seiner Angabe und Jwantowsky wurde auf fünf Jahre ins Zuchthaus geschickt. Und da soll ich dem Peter alles glauben?" fügte er hinzu.

Das hätten Sie ihm sagen sollen", bemerkte ich.

Wenn er wieder tommt, will ich es thun", erwiderte Jwantowsky. Wirklich, beim zweiten Att des Unterrichts, erhob sich Jwantowsky: Herr Kaplan!" Was willst Du"

" Ich wollte Ihnen nur sagen, weshalb ich Ihnen nicht alles glaube; weil mir eben auch nicht geglaubt wird. Troßdem ich beim Militär­gericht die Wahrheit sagte, wurden mir doch fünf Jahre Zuchthaus aufgebrannt."

Unbändiges Gelächter folgte diesen Worten. Nur Peter lachte nicht. Was soll das? Seße Dich", antwortete er verlegen. Mit dem besten Willen konnte jezt der Kaplan nicht mehr

nöthigen

das ist bereits entschieden, obgleich die Schlacht noch nicht zu Ende ist. Die Hamburger Proßen, die Vorfämpfer des ganzen deutschen   Progen­thums haben ihren Zweck nicht erreicht.

Das, worum in der Entscheidungsschlacht gefämpft wird, ist der Fachberein der Hamburger Maurer, und der Fach­verein der Hamburger 3immerer. Gegen diese zwei Ver­eine richtete sich in erster Linie der Angriff des Prozenthums, das in seinem frechen Uebermuth erklärte, keinen Arbeiter zu beschäftigen, der einem Fachberein angehöre.

Wohlan, Dank dem Eintreten der Arbeiter Gesammt- Deutschlands find diese beiden Vereine, zwei Zitadellen vergleichbar, so gut befestigt, daß die Hamburger Herren Proßen noch ein ganzes Jahr, zehn Jahre mit ihren Dickschädeln anrennen können, ohne ihre Grundveste zu er= schüttern. Der Fortbestand der Hamburger Fachber= eine ist gesichert, die sozialdemokratische Arbeiterschaft hat sich dem Prozenthum überlegen gezeigt das Koalitionsrecht wird den deutschen   Arbeitern nicht entrissen werden.

Nicht, daß nicht noch neue Anstürme zu erwarten wären. Aber dieser war der gefährlichste. Das Prozenthum hat diesmal all seine Trumpfkarten ausgespielt es benützte die schlechten Geschäftsverhältnisse, und es hatte die Polizei als zu Allem bereite Handlangerin zur Seite, old in hoiado no thun gi

Nichts ist unversucht gelassen worden, um die Arbeiter zu erbrücken. Kein Sniff, fein Gewaltmittel ist außer Anwendung geblieben. Und trozdem ist das Attentat auf das Koalitionsrecht der deutschen   Arbeiter verunglückt. Die Herren Proßen haben gefunden, daß die deutschen  Arbeiter auf der Höhe ihrer Mission stehen, und daß sie das, was sie am 20. Februar sich erkämpft haben, gegen jeglichen Angriff zu be­haupten wissen, und sich durch keine Macht der Welt an dem weiteren Vormarsch hindern lassen.n

Ueber den Stand der Hamburger Streiks erfahren wir, daß auf den meisten Bauſtätten gearbeitet wird, daß aber erstens ein großer Theil der zugezogenen Arbeiter nichts taugt, also nicht dauernd verwandt werden kann, und daß zweitens ein Theil der Bau­Unternehmer trotz der hohen Konventionalstrafe die Bedingung des Austritts aus den Fachvereinen stillschweigend hat fallen lassen. Die Unternehmer haben sich überzeugt, daß hinter den Hamburger Arbeitern eine Macht steht, die sie nicht überwinden können, und daß an ein Aushungern der Streifenden nicht mehr zu denken ist. Die Leipziger Zeitung" ruft schon Ach und Wehe, daß die Arbeitgeber den Ernst der Lage zu unterschäßen schienen."

Jedenfalls ist es aber nothwendig, daß die dent schen Arbeiter in ihren Anstrengungen für dieham­burger und das Koalitionsrecht teinen Augenblick erlahmen, und alle Kraft an die Unterstüßung der Hamburger und vollständige Niederwerfung des Prozenbunds sezen. Also fortgefahren mit den Beistenern! Die Brüder in Hamburg   und ihre und unsere Feinde müssen wissen, daß die Vorkämpfer des Stoalitionsrechts der Sorge um Weib und Kind überhoben sind! Da kämpft sich's weit besser. Hadd

Klassenjustiz. Aus Elberfeld   wird uns geschrieben: Ein Klassenurtheil, wie es im Buche steht, ist am 19. Juli vom hiesigen Schwurgericht über die drei des Meineids angeklagten Düsseldorfer  Zeugen aus unserm großen Sozialistenprozeß gefällt worden. Diese drei Männer waren bekanntlich während dieses Riesenprozesses in Haft genommen worden, lediglich auf die Aussage einer Frau Wind hin, einer durch eine Reihe Zeugen als motorische Prostituirte gekennzeich neten Person, welche anfangs ihre Aussage, wozu fie gefeßlich berech= tigt war, verweigerte, dann aber, nachdem sie durch ihren Beschüßer, Polizeikommiffar Stammhoff, die nöthige Weihe" erhalten hatte, sich freiwillig zur Abgaben des Zeugnisses gemeldet hatte. Als die Sache im Frühjahr vor dem Schwurgericht zum ersten Mal zur Verhandlung fam, that Staatsanwalt Pinnoff, gleichfalls bekannt aus dem hiesigen Prozeß, denn auch seine Pflicht", zwar nicht als Beschüßer der Wahr­heit und Gerechtigkeit, dann hätte er feine Meineidsantlage gegen ganz andere Personen richten müssen sondern als Retter der Staats­gewalt gegenüber den verkommenen Sozialdemokraten". Und die Ge­schworenen und Richter, denen während des staatsanwaltlichen Plä­doyers eine Gänsehaut überlaufen war ob der moralischen Verkommen­heit nicht etwa der deutschen   Staatsanwälte, sondern der so geschilderten Sozialdemokratie, folgten dem Beispiel des Herrn Pinnoff und ver­urtheilten die Angeklagten Krause und Rinkmann zu 18 Monaten, Gemmer zu 1 Jahr Zuchthaus, unter Aberkennung der bürger lichen Ehrenrechte auf 5 Jahre.

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In Folge eingelegter Revision hob das Reichsgericht dieses Erkennt­niß auf, und so famt die Sache zur nochmaligen Verhandlung vor das hiesige Schwurgericht, wobei Staatsanwalt Pinnoff wiederum als Ver­freter der Anklagebehörde und Landgerichtsrath Roeren wiederum als Vorsitzender des Gerichtshofes fungirte. Troßdem sich nun Pinnoff alle erdenkliche Mühe gab, neues Belastungsmaterial zu schaffen, konnte außer den Aussagen der Zeugin Wind nichts gegen die Angeklagten erbracht werden, dagegen traten noch eine größere Anzahl neuer Zeugen auf, welche theils die Angaben der Angeklagten unterſtüßten, theils Thatsachen konstatirten, die feinen Zweifel ließen, daß die Zeugin" Wind ein moralisch durch und durch verkommenes Weibsbild set. Doch es half nichts. Den Angeklagten wurde die in erster Justanz zuerkannte Strafe von Neuem aufgebürdet. Nicht einmal ein Theil der langen Untersuchungshaft wurde in Anrechnung gebracht, weil- man höre die Angeklagten ja selbst die Veranlassung dazu gegeben hätten! Ehren- Pinnoff erklärte sogar, er bedauere, daß ihm das Gesetz

Was ich zu thun und zu lassen habe, geht Dich nichts an. Weißt Du nicht, daß Du mir zu gehorchen hast?" rief Wocker leidenschaftlich mir zu.

" Ihnen gehorche ich, soweit das mein Gewissen mir erlaubt." m Nun war seine Fassung dahin. Er sprang auf, schleuderte seine Zigarre in die Ecke und zugleich sein Christenthum. Er warf mir den Brief zu den Füßen, mit haßerfülltem Blick und zornbebend. 100 Und was er sinnt, ist Schrecken,

pis 1 Ünd was er blickt, ist Wuth."

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Donner auf Blizz Bliz auf Donner, wetterte es auf mich ein.sim Ein Verbrecher, und von Gewissen reden! Hier in der Züchtlings­face! Eine solche Frechheit ist mir in meiner langen Amtsthätigfeit noch nicht begegnet! Sofort gehe ich zum Herrn Direktor und lasse Dich exemplarisch bestrafen. Du sollst an mich denken." odu

Thun Sie's", mit diesen Worten hob ich meinen Brief auf und trat ab.

Er that's, ging zum Direktor. Gleich darnach aber kam er auf unseren Gang und nahm Dave die Bücher weg. Offenbar war er der Meinung, daß, wenn ich hart bestraft würde, ich sein hausordnungs­widriges Verhältniß zu Dave aufdecken würde. Seine Denunzianten­Gesinnung hielt auch jeden anderen solcher Gemeinheit fähig.

Wockers. Denunziation brachte mir 14 Tage Dunkelarrest bei Wasser und Brod ein; erst am zweiten Weihnachtsfeiertag Mittags war die Strafe verbüßt.

Doch wurde Wasser und Brod von unserem Aufseher, unserem Stal= fattor von Dave und Binger bedeutend torrigirt. Die Kalfaktoren sind

Gruſt in ſeine Schüler bringen. Er fähloß die Sigungen stigen beträflinge, welche dem Auſſcher zur Dienſtleiſtung beigegeben

Wocker war wieder da. Jeden Dienstag vertheilt er die für die katholischen Sträflinge eingelaufenen Briefe. Die Briefempfänger werden zu diesem Zwecke dann Wocker zugeführt. Unter diesen Briefempfängern war, am Dienstag nach der Unterrichtsstunde des Kaplans, auch ich. " Ich habe einen Brief von Deinem Schwager", rebete mich Wocker alt." Jst er auch ein Sozialdemokrat? Der Inhalt dieses Briefes scheint nicht dafür zu sprechen."

Ein Sozialist ist mein Schwager leider nicht, obgleich er am ehesten Ursache hätte, einer zu sein", war meine Entgegnung. Nach dieser Sondirung ging er auf sein Ziel los. Wunderlich, Du hast in der Schule dem Kaplan das Bibellesen verweigert. Ich werde Dich am kommenden Donnerstag wieder vor= nehmen, willst Du dann lesen?"

Nein, das werde ich nicht", erwiderte ich, ich habe keine Neigung, für Sie Profelyten zu werben."

" Wunderlich, willst Du lesen, wenn ich Dich dazu auffordere?" " Nein. Uebrigens glaube ich nicht, daß Sie so intolerant sein können, mich nach dem letzten Vorfall zum Bibellesen zu zwingen."

werden. Sie müssen den Gang und die Treppen rein halten; die Speisen von der Hausvaterei, wo die Küche sich befindet, holen helfen und vertheilen; die Wäsche forttragen und wieder bringen; das Feuer in den Oefen der Zellen vom Gang aus anmachen und unterhalten. Sie stehen im Allgemeinen in üblem Ruf und sollen Kriecher und An­geber sein. Aber der unsrige war ein gutmüthiger Bursche. Anstatt des Wassers füllte er meinen Krug mit Kaffee, und er tauschte mein schwarzes Brod mit weißem, butterbestrichenen um. Der Aufseher schickte mir jeden Mittag eine Schüssel Suppe, zugleich einen Stein, damit ich, wenn Gefahr im Vorzuge, d. h. wenn ein anderer Beamter kam, die Schüssel mit sammt dem Inhalt in die Tiefe des Nachteimers ver­senken konnte. Binger ließ mir so viel Butter und Wurst zukommen, als er sich von seinem Arbeitsverdienst kaufen durfte. Sogar ein Sträf= ling, der Krankenkost mit Fleisch bekam, schickte mir seine Portion Fleisch. So wurde die Wirkung des Arrestes doch in etwas paralyfirt. Den ersten Feiertag besuchte mich der Dekonomie- Inspektor. Ich mußte in diesem Anzug, der dem größten und stärksten Menschen paßte, auf jedem Gang waren blos zwei Arrestanzüge wohl einer Vogel­scheuche ähnlicher gesehen haben denn einem Menschen. Das militärisch

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verbiete, noch eine höhere Strafe zu beantragen. Und dies ist derselbe Pinnoff, der im Sozialistenprozeß seinen Stumpan Stommissär Kammhoff und dessen Spigel Jäckel, welche ganz offenbar wissentliche Meineide leisteten, fortgefeßt in Schutz nahm, derselbe Pinnoff, der ruhig zusah, wie der Düsseldorfer   Sozialistentödter, Polizeikommissar Tilger  , Thatsachen besch wor, die sofort als unwahr erwiesen wurden. Das ist derselbe Staatsanwalt Pinnoff, der behufs Verneh­mung einer Zeugin, welche in Folge Krankheit nicht zum Termin er= scheinen konnte, nach Düsseldorf   fuhr und, als er merkte, daß der Che mann der Zeugin, welcher gleichfalls als Zeuge von der Verhandlung zurückkam, neben der Droschke einherkeuchte, um bei der Vernehmung feiner Frau zugegen zu sein, in rasendem Gallopp davon jagte, blos um früher in deffen Wohnung zu sein und von der auf diese Weise überrumpelten Frau ein für die Angeklagten ungünstiges Zeugniß zu ergattern. Dieser Pinnoff hat den Muth, auf Grund der Aussagen eines zum Auswurf der Menschheit gehörenden Frauenzimmers nicht allein drei ehrenwerthe Männer ins Zuchthaus zu bringen, sondern auch Millionen ehrlicher Staatsbürger ,, Sippe" nennt sie der Herr Staatsanwalt als moralisch verkommene Menschen hinzustellen. Und dieser neueste Prozeß hat noch ein weiteres Opfer gefordert. Der Zeuge Schreinermeister Werner aus Düsseldorf   beiläufig ein Angehöriger der bürgerlichen Mittelparteien wurde, weil seine Aussage mit der eines andern Zeugen nicht recht übereinstimmen sollte, auf Antrag Pinoff's wegen dringenden Verdachts des Meineids" ver haftet: Wir kennen jedoch unsern Pappenheimer. Wie die Verhaftung der drei Zeugen im Sozialistenprozeß dazu dienen mußte, nachdem das Riefenanlagematerial in alle Winde zerstoben war, doch noch die An­flage begründen zu können, so mußte die Verhaftung des Zeugen Wer­ner im Meineidsprozeß dazu dienen, den Aussagen der Zengin" Wind einen Hintergrund zu leihen. Nun, für einen Menschen, welcher, allen Gerechtigkeitsgefühls baar, seine Macht als Staatsanwalt dazu benutzt, seinem niedrigen Haß zu fröhnen und politische Gegner ins Zuchthaus zu bringen, für einen solchen Menschen haben wir nur Eine Bezeich nung: ehrlofer Wicht."

Soweit die Einsendung. Es ist nicht das erste Mal, daß in Preußen die Aussagen einer Prostituirten gegenüber dem Zeugniß einer ganzen Anzahl bisher unbescholtener Männer als entscheidend in die Wagschaale geworfen wurden. Von ähnlichen Gerichtsverhandlungen abgesehen, wurde bekanntlich auch in dem Untersuchungsverfahren gegen den der­zeitigen Studenten und jetzigen Arzt Johannes Weiß in Königsberg  von einem hochweisen und gerechten Senat, voran Professor Hans Pruz, das Zeugniß der unter Stttentontrole stehenden, mehr­fach wegen Kuppelei bestraften Dirne Storff gegenüber den Aussagen der Angeschuldigten und ihrer Zeugen als glaub= würdig" und maßgebend" befunden. Es hat das eine gewisse symbolische Bedeutung. Die Richter, die die Justiz in den Dienst der herrschenden Klassen stellen, praktiziren sie nicht eine Kuppelei, gegenüber der die Gelegenheitsmacherei der 2c. Storff noch verhältniß­mäßig harmlos erscheint und die obengeschilderte Frau Wind, die, wie verschiedene Zeugen bekundeten, auf Messen und Märkten als Fräulein Käthchen" ihre Reize anzubringen sucht, die den Ehebruch zu einem Beruf erhebt, ist sie nicht die klassische Berkörperung einer Rechtspflege, die den Rechtsbruch berufsmäßig pflegt und ihre Urtheils­sprüche nach Haß und Gunst zustust? Reißt die veraltete Gestalt der Themis   von den Sockeln Gurer Gerichtsgebäude herunter und setzt das Standbild von Fräulein Käthchen" an ihre Stelle, ihr, die ihr den Gerichtssaal in ein juristisches Bordell verwandelt habt. So seid ihr wenigstens würdig repräsentirt. Organi din pinos

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Unter dem Titel: Die Lage der deutschen   Schuhmacher­gehilfen und deren Aufgaben für die nächste Zukunft ist im Verlage von W. Bock in Gotha   eine Broschüre erschienen, die wir in erster Reihe natürlich allen Angehörigen des Schuhmachergewerbes, danu aber auch allen, die sich für die Arbeiterfrage intereffiren, nur bestens empfehlen können. Der Verfasser, der sich L. Freiwald nennt, schildert in drei Abschnittten das Arbeitsverhältniß im Kleingewerbe, im fabrik­mäßigen Betrieb( warum er diesen speziell Industrie" nennt, ist nicht recht einzusehen), und in der Hausindustrie, denen sich ein Abschnitt über die Lebensstellung der Schuhmacher und ein Schlußkapitel die Aufgaben für die nächste Zukunft" anschließen. Alles in übersichtlicher und anschaulicher Darstelling, ohne Deklamation, aber doch warm und lebendig. Solche Schriften sind ungemein nüßlich, sie sind eine werth­volle, eine nothwendige Ergänzung unserer theoretischen und mehr poli­tischen Literatur, sie liefern dem Agitator und Agitator soll jeder sein, der Eine auf der Tribüne, der Andere in der Werkstatt, am Biers tisch  , auf der Straße die Beweisstücke, während jene ihm die Ar­gumente liefert.

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In der That, wer noch nicht auf dem Boden der modernen Arbeiter­bewegung steht, muß sich von der Nothwendigkeit derselben überzeugen, wenn er die Thatsachen vernimmt, die der Verfasser der Schrift in den bezeichneten Abschnitten mittheilt, wenn er sieht, wie sich in diesem so umfangreichen Geschäftszweige unter der Wirkung der modernen Wirth schaftsentwicklung die Verhältnisse zugespizt haben und noch immer mehr zufpißen. Wie sehr diese Tendenz im Schuhmachergewerbe herrscht, geht aus der Thatsache hervor, daß von 38 Streifs, die in der Zeit von 1872 bis 1889 bet den deutschen   Schuhmachern vorkamen, nur 13 einer Lohnerhöhung halber, aber 21 durch versuchte Lohnreduktionen hervorgerufen wurden. hervorgerufen wurden. Je mehr dieses Streben", schreibt der Ver­fasser mit Recht, mit Erfolg um sich greift, desto schlimmer gestalten sich die Aussichten für die Zukunft. Mit der Schwächung der physischen Kraft erleidet auch die moralische, die Widerstandskraft, eine Ginbuße, der Sinn für etwas Edleres und Ideales geht verloren und geistige

gebildete Auge des Inspektors fühlte sich bei meinem Anblick höchst beleidigt.

Kert, willst Du Dich ordnungsmäßig vor mich stellen? oder ich schlage Dir ins Gesicht, daß Du in die Ecke fliegst." Dabei machte er eine Bewegung mit der Hand, als sollte diesen Worten sogleich die That folgen. Du willst unseren lieben Gott nicht kennen? Hier lernst Du ihn noch kennen, verlasse Dich darauf."

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Diese Behandlung war mir denn doch zu stark, ich meldete mich beim Aufseher, der dabei stand, zum Direktor.

Vierzehn Tage find Dir wohl noch nicht genug?" meinte der Auf­seher, nachdem der Inspektor fort war, dann kannst Du wegen Be­amtenverläumbung noch einige Wochen dazu bekommen."

Aber Sie habent doch das rohe Benehmen des Inspektors mit ange= hört?"

" Ich habe gar nichts gehört", sagte mir der Aufseher. Sch habe feine Lust, mich den Chikanen des Inspektors auszuseßen. Unterlasse die Meldung und schenke dem Mann die Nohheit; der betreibt das In­sultiren der Arrestanten als eine Spezialität," Auch der Kalfattor rieth von einer Meldung ab. Angenommen, der Aufseher bestätigte meine Aussage, so komme der Inspektor doch mit einem Verweis davon, dagegen sei es aber sehr wahrscheinlich, daß unser Aufseher nach einem anderen Gang oder Station verlegt werde, und wir tennten ja das Sprüchwort: es kommt nichts Besseres nach. In einer Stunde hole ich Bier und Fleisch zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten und bei Kaisers Geburtstag befommt jeder Sträffing, Arrestanten ausge= nommen, ein Glas Bier und eine Portion Fleisch, da bringe ich Dir einen Krug Bier, Du trinkst Dir dann einen zünftigen Rausch an und schläfft bis morgen Mittag, wo Deine Zeit um ist; dann hast Du herrliche Weihnachten gefeiert."

Aber ich konnte diese unverdiente Demüthigung so schnell nicht ver­geffen. Wie das frißt und am Herzen zehrt, wenn man gar keine Möglichkeit sieht, sich Genugthuung zu verschaffen.

Wirklich brachte der Kalfaktor einen Krug Bier; ich trant und trank mich in eine weiche rührselige Stimmung hinein. Ich gedachte der vorjährigen Weihnachten, gedachte der Freunde, und eine tiefe Ginsam­feit, eine Traurigkeit und Verlassenheit bemächtigte sich meiner, wie ich fie vorher noch nicht gekannt.

Wehmüth'ge Reflere spielen, Leise flagt ein Sehnen fort; Herz, das ist der rechte Ort, Tiefe Schmerzen aufzuwühlen.

( Fortsetzung folgt.)