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Der Sozialdemokrat

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No. 33.

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Erscheint

wöchentlich einmal

int

London .

Verlag

ber

German Cooperative Publishing Co.

1990 Madonian E. Bernstein& Co., London N. W. 114 Kentish Town Road.

im dioded to as this sid and field Possendungen

Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge.

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Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Borsigt abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

An unsere Brief- und Kreuzband- Abonnenten. Wir richten hiermit an diejenigen unserer Abonnenten, die das 4. Quartal unseres Blattes voraus bezahlt haben, das Ersuchen, uns Nachricht zukommen zu lassen, ob sie den, überschüssigen Betrag zurückbezahlt wünschen oder ob sie dafür aus unserem Schriftenlager Broschüren entnehmen wollen. Behufs Auswahl lassen wir denselben mit heutiger Nummer unseren Ratalog zugehen.

Bei dieser Gelegenheit machen wir gleichzeitig darauf auf­merksam, daß wir behufs möglichster Räumung des Lagers

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eintreten lassen werden, und zwar für Einzelentnehmer schon bei Bestellungen in der Höhe von Mt. 10. ab in auf­steigendem Prozentsaze.

Unseren regelmäßigen Geschäftsfreunden und Paketbezügern werden diesbezügliche Zirkulare mit näheren Ausführungen nächster Tage zugehen.

Voraussetzung hierbei ist natürlich Baarvorauszahlung. Da verschiedene unserer Broschüren nur noch in beschränkter Zahl auf Lager find, so erwarten wir diesbezügliche Aufträge umgehend, die soweit Vorrath pünktlichst erledigt werden. E. Bernstein& Co.

Eine Neu- Auflage des Kommunistischen Manifestes.

Mit dem Sozialdemokrat" wird auch die in unserm Ver­lage erschienene, Sozialdemokratische Bibliothek" vom 1. Oktober ab ihr Erscheinen einstellen. Es werden alsdann gerade drei Bände von ihr komplet sein, und man wird den Herausgebern wohl das Zeugniß nicht vorenthalten, daß sie ihrem bei Gründung der Bibliothek entwickelten Programm nach Mög­lichkeit gerecht geworden sind: Neu- Auflage der besseren Schriften aus dem Literaturbestande der deutschen Sozial­demokratie und Erweiterung desselben durch Herausgabe neuer Abhandlungen aus den Gebieten der sozialistischen Forschung. Wenn auch nicht alle diese Aufsäße gleichwerthig sind, so ist es gewiß nicht zuviel gesagt, daß manche sehr werthvolle ältere Arbeit durch die Sozialdemokratische Bibliothek" der Vergessenheit entrissen worden ist, und manche der neueren Arbeiten sich als eine wirkliche Bereicherung der sozialistischen Literatur herausstellen. Allerdings entspricht das Erreichte nicht völlig dem von den Herausgebern ursprünglich Ge­wollten, aber das ist im Wesentlichen Schuld der Ungunst der Verhältnisse, unter denen die Sozialdemokratische Biblio­thek" erschien. Jedenfalls sind die Anregungen, welche durch dieselbe gegeben wurden, auf fruchtbaren Boden gefallen, wie eine Umschau auf den heutigen Stand der Parteiliteratur zeigt.

und sid 16

Eine Schrift mun hat bisher dem Bestande der Sozial­demokratischen Bibliothek" gefehlt, die eigentlich ihr erstes Heft hätte bilden müssen, ohne welche dieselbe aber unbedingt auch in ihrer jezigen Gestalt unvollständig geblieben wäre. Wir meinen die klassische Programmschrift des modernen So­zialismus: Das Kommunistische Manifest von Karl Marr und Friedrich Engels ". Irgend etwas zum Lobe dieser glän­zenden Abhandlung hinzuzufügen, hieße Eulen nach Athen tragen. Niemand, der das Kommunistische Manifest" zur Hand nimmt, kann sich dem Zauber entziehen, den die klare, gedrungene Sprache, die Tiefe und Weite der Auffassung, die bewunderungswürdig gegliederte Darstellung dieser Schrift auf den Leser ausüben, auch wenn Vorurtheil oder Interesse ihn ihre Schlußfolgerungen nicht unterschreiben lassen. Hier, wenn irgendwo, ist das Wort meisterhaft am Plage. Selbst die Feinde müssen zugeben, daß eine zweite Schrift, die auf so tutappem Umfange so viel sagt, einen solchen Gedanken­Reichthum entwickelt, auf dem Gebiet der sozialistischen Li­teratur nicht eristirt, daß das Kommunistische Manifest" in seiner Art unübertroffen dasteht.

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Zeit abgesezt war. Das ließ es für unthunlich erscheinen, schon wieder eine Neu- Auflage zu drucken und eine nur nomi­nelle Neu- Ausgabe zu veranstalten, schien den Verlegern einer solchen Schrift gegenüber unwürdig. Jetzt ist nun die er­wähnte Auflage erschöpft, und so kommt auch das Kom­munistische Manifest" noch in die Sozialdemokratische Bib­liothek. Es wird ihr XXXIII. Heft, das vorlegte ihrer ganzen Sammlung bilden. Mit einem Sonderabdruck der prächtigen Satire P. Lafargue's Die Religion des Kapi­tals" wird die Sozialdemokratische Bibliothek abschließen.

Friedrich Engels , der in wenigen Monaten sein siebzigstes Lebensjahr zurücklegt, hat auch für diese neueſte Auflage

des Kommunistischen Manifestes ein Vorwort geschrieben. Das­selbe berichtet zunächst über verschiedene, in neuerer Zeit er­

schienene Uebersetzungen des Manifeſts*) und fährt dann

fort:

sid

Das Manifest hat einen eignen Lebenslauf gehabt. Im Augenblick seines Erscheinens von der, damals noch wenig zahlreichen Vorhut des wissenschaftlichen Sozialismus enthusiastisch begrüßt( wie die in der ersten Vorrede angeführten Uebersetzungen beweisen), wurde es bald in den Hintergrund gedrängt durch die, mit der Niederlage der Pariser Arbeiter im Juni 1848 beginnende Neaktion, und schließlich bon Rechtswegen" in Acht und Bann erklärt durch die Verurtheilung der

Kölner Kommunisten November 1852. Mit dem Verschwinden der, von der Februarrevolution datirenden, Arbeiterbewegung von der öffentlichen Bühne trat auch das Manifest in den Hintergrund, d

Als die europäische Arbeiterklasse sich wieder hinreichend gestärkt hatte zu einem neuen Anlauf gegen die Macht der herrschenden Klassen, ent­stand die Internationale Arbeiter Assoziation. Sie hatte zum Zweck, die gesammte streitbare Arbeiterschaft Europas und Amerikas zu Einem großen Heeresförper zu verschmelzen. Sie fonnte daher nicht aus= gehn von den im Manifest niedergelegten Grundsägen. Sie mußte ein Programm haben, das den englischen Trades-Unions, den franzö­fischen, belgischen, italienischen, und spanischen Proudhonisten, und den deutschen Lassalleanern**) die Thür nicht verschloß. Dies Programm die Erwägungsgründe zu den Statuten der Internationale, wurde von Marg mit einer selbst von Bakunin und den Anarchisten anerkannten Meisterschaft entworfen. Für den schließlichen Sieg der im Manifest aufgestellten Säge verließ sich Mary einzig und allein auf die intellet­tuelle Entwicklung der Arbeiterklasse, wie sie aus der vereinigten Aktion und der Diskussion nothwendig hervorgehit mußte. Die Ereignisse und Wechselfälle im Stampf gegen das Kapital, die Niederlagen noch mehr als die Erfolge, konnten nicht umhin, den Kämpfenden die Unzufäng­lichkeit ihrer bisherigen Allerweltsheilmittel flar zu legen und ihre Bedingungen der Arbeiter- Emanzipation. Und Marg hatte: Recht. Die Stöpfe empfänglicher zu machen für eine gründliche Einsicht in die wahren Arbeiterklasse von 1874, bei der Auflösung der Internationale, war eine ganz andre als die von 1864, bei ihrer Gründung, gewesen war. Der Proudhonismus in den romanischen Ländern, der spezifische Lassalleanis­mus in Deutschland , waren am Aussterben, und selbst die damaligen stockfonservativen englischen Trades- Unions gingen allmählig dem Punkt entgegen, wo 1887 der Präsident ihres Kongresses, in Swansea , in ihrem Namen sagen konnte: Der foutinentale Sozialismus hat seine Schrecken für uns verloren." Der kontinentale Sozialismus, der war aber schon 1887 fast nur noch die Theorie, die im verkündet wird. Ilind ſo ſpiegelt die Geſchichte bes Wemifeſts bis zu wiffen Grade die Geschichte der modernen Arbeiterbewegung feit 1848 wieder. Gegenwärtig ist es unzweifelhaft das weitest verbreitete, das gemeinsame Programm vieler Millionen von Arbeitern aller Länder von Sibirien bis Kalifornien .

einem ge

Und doch, als es erschien, hätten wir es nicht ein sozialistisches Manifest nennen dürfen. Unter Sozialisten verstand man 1847 zweierlei Art von Lenten. Einerseits die Anhänger der verschiedenen utopistischen Systeme, speziell die Owenisten in England und die Fourieristen in Frankreich , die beide schon damals zu bloßen, allmählig aussterbenden Seften zusammengeschrumpft waren. Andrerseits die mannichfaltigsten fozialen Quadfalber, die mit ihren verschiedenen Allerweltsheilmitteln und mit jeder Art von Flickarbeit die gesellschaftlichen Mißstände be= feitigen wollten, ohne dem Stapital und dem Profit im Geringften wehe zu thun. In beiden Fällen: Leute, die außerhalb der Arbeiterbewegung standen, und die vielmehr Unterstützung fuchten bei den gebildeten" stlaffen. Derjenige Theil der Arbeiter dagegen, der, von der Unzuläng­lichkeit bloßer politischer Umwälzungen überzeugt, eine gründliche Um gestaltung der Gesellschaft forderte, der Theil nannte sich damals to m= munistisch. Es war ein mur im Nauhen gearbeiteter, mir instinktiver, manchmal etwas roher Kommunismnis; aber er war mächtig genug, um zwei Systeme des utopischen Kommunismus zu erzeugen, in Frankreich den ifarischen" Cabet's, in Deutschland den von Weitling . Sozialismus bedeutete 1847 eine Bourgeoisbewegung, Kommunismus eine Arbeiter­fähig, der Kommunismus war das grade Gegentheil. Und da wir bewegung. Der Sozialismus war, auf dem Stontinent wenigstens, salon­schon damals sehr entschieden der Ansicht waren, daß ble Emanzipation der Arbeiter das Wert der Arbeiterklasse selbst sein muß", fo fonnten wir feinen Augenblick im Zweifel fein, welchen der beiden Namen zu wählen. Auch seitdem ist es uns nie eingefallen, ihn zurückzuweisen.

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" Nur wenige Stimmen antworteten, als wir diese Worte in die Welt hinausriefen, vor nun­mehr 42 Jahren, am Vorabend der ersten Pariser Revolution, worin das Proletariat mit eignen Ansprüchen hervortrat. Aber am 28. Sep­tember 1864 vereinigten sich Proletarier der meisten westeuropäischen Länder zur Juternationalen Arbeiter- Affoziation glorreichen, Angedenkens.

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"

*) Seitdem das Vorwort geschrieben und gedruckt, ist auch eine Ausgabe des Manifests im jüdischen Jargon" behufs Propa= ganda unter den ruffisch füdischen Proletartern in Angriff genommen. Sie wird von der Gruppe Vorwärts" in London herausgegeben. Thatsache sei ferner mitgetheilt, daß selbst das daß der französischen Possibilisten, sich neuerdings veranlaßt gesehen hat, das Kommunistische Manifest in feinen Spalten zum zu der von verschiedenen An­

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Aber läßt sich mehr zum Lobe einer Schrift sagen, ats daß dieselbe mehr als vierzig Jahre nach ihrem ersten Er­scheinen mehr gelesen, mehr verbreitet wird und verbreitet nicht als literarische Kuriosität, sondern thatsächlich als Pro­grammschrift, als Leitfaden der Bewegung, für die sie ver­faßt wurde? Daß sie sich lieft, ale sei sie heute geschrieben, hängern ber Bartel propagirten proudhoniſiſchen Tendenzen. ihre kritischen Säße sich anhören, als seien sie auf die Gegen­wart berechnet? Und das trifft in Bezug auf das Kom munistische Manifest Saß für Sag zu. Damit ist sein Rang in der sozialistischen Literatur bestimmt, damit ihm der Titel der Klajjizität gesichert. ognju

Kurz bevor die Sozialdemokratische Bibliothek ins Leben trat, war eine, wir glauben über 5000 Exemplare starke Ausgabe des Manifests veranstaltet worden, nachdem eine doppelt so starke vorherige Auflage in verhältnißmäßig kurzer

Auch von anarchistischer Seite ist eine Ausgabe des Kommunistischen Manifests veranstaltet worden, allerdings eine zeitgemäß verbesserte". Statt sich damit zu begnügen, seine überlegene Weisheit am Schluß zum Besten zu geben, hat der Herausgeber es für passend erachtet, die­selbe in den Text hineinzuflechten. Ein Verfahren, das keiner Charak­teriirung bedarf. Red. d. S.-D." fets als", Schitter"

**) Lassalle bekannte sich persönlich, uns gegenüber, stets von Mary, und stand als solcher selbstredend auf dem Boden des Mani­fests. Anders mit denjenigen seiner Anhänger, die nicht über feine Forderung von Produktivgenossenschaften mit Staatskredit hinausgingen und die ganze Arbeiterklasse eintheilten in Staatshülfler und Selbsthülffer.

franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe

nach England toften Doppelporto.

16. August 1890.

Die Internationale selbst lebte allerdings nur neun Jahre. Aber daß der von ihr gegründete ewige Bund der Proletarier aller Länder noch lebt, und fräftiger lebt als je, dafür gibt es feinen bessern Zeugen als grade den heutigen Tag. Denn heute, wo ich diese Zeilen schreibe, hält das europäische und amerikanische Proletariat Heerschau über seine zum ersten Mal mobil gemachten Streitfräfte, mobil gemacht als Gin Heer, unter Einer Fahne und für Ein nächstes Ziel: den schon von Genfer Kongreß der Internationale 1866, und wiederum vom Pariser Arbeiterfongreß 1889 proflamirten, gefeßlich festzustellenden, achtstündigen Normalarbeits­

tag. Und das Schauspiel des heutigen Tages wird den Kapitaliſten

und Grundherren aller Länder die Augen darüber öffnen, daß hente die Proletarier aller Länder in der That vereinigt find. Stände nur Marr noch neben mir, dies mit eignen Augen zu sehn. London , am 1. Mai 1890. F. Engels ."

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Wir glauben dem nichts hinzufügen zu sollen. Einer buch­händlerischen Empfehlung bedarf das Manifest nicht. Wohl aber können wir nicht oft genug dazu auffordern, es zu lesen, gründlich zu überdenken und zu beherzigen.

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Die Führer und die Massen.

Der Redakteur der Chikagoer Arbeiter- Zeitung, H. C. Bechtold, be­suchte neulich im Zuchthaus in Joliet ( Illinois ) die dort eingeferterten Chikagoer Anarchisten" Neebe, Fielden und Schwab. Er berichtet in dem genannten Blatte unter Anderem auch folgende Episode:

"

Sie glauben also wirklich", hub Schwab im Verlauf der Unter­redung an, daß man uns noch nicht vergessen hat?"

"

, Wie können Sie nur so etwas vermuthen, jetzt wo Ihr Andenken noch so frisch im Bewußtsein Ihrer Freunde lebt!" antwortete ich ihm. Und diese sind nicht unthätig, wenn auch der großen Zahl, den Massen, eine größere Rührigkeit zu wünschen wäre. Aber Sie wissen ja aus die Massen zu bewegen sind."

Erfahrung, wie ich wer bie ja

,, Das weiß ich durchaus nicht", antwortete er, im Gegentheil waren zu einer für uns verhängnißvollen Zeit die Massen zu rührig und drängten uns voran und landeten uns in diesem Winkel."

Dazu bemerkte das Philadelphia Tagblatt":

Dieses Geständniß ist sehr pathetisch. Wir zweifeln nicht, daß Schwab den Sachverhalt, wie er ihn jezt ansieht, aufrichtig bezeichnet hat. Aber es geht nur für ihn und einige andere, welche in die Katastrophe ver= wickelt wurden, an, diese Behauptung geltend zu machen.

" Sonst aber, behaupten wir, ist die Katastrophe der nothwendige und von vernunftbegabten Menschen vorauszusehen gewesene Abschluß einer Agitations- und Lehrmethode gewesen, die mit der Pittsburger Proklamation" des Johannes Most aufing.

Wenn man den Arbeitern beharrlich sagt: Der Stimmkasten ist ein Schwindel, der Streik ist ein Schwindel, die Gewerkschaft ist ein Schwindel, soweit sie nicht blos ein revolutionäres Kadre bildet; wenn man sie systematisch in den Wahn verseßt, daß es blos von einer ent­schlossenen Minorität"( in diesem Falle auch noch Eingewanderte und Auständer) abhänge, voranzugehen mit einer revolutionären That", worauf die Massen schon nachfolgen werden; wenn man, wie es sich aus unzähligen Beispielen nachweisen ließe, die eigene Richtung oder Partei so gefliffentlich täuscht über ihre Stärke( oder Schwäche); die Agitationsweise so steigert oder aufpigt, als ob eine revolutionäre Er­hebung nur eine Frage von Tagen fein fönnte; wenn das geschieht und es ist geschehen dann darf man nicht kommen und sagen, man sei gedrängt worden. Wir nehmen dabei Schwab, wie schon bemerkt, aus. Denn nach unserm Wissen ist sein Charakter gar nicht darnach, und liegt nichts dafür vor, daß er Theil an dieser Art Pro­paganda genommen.

"

Der beste Beweis für die Richtigkeit der Behauptung, daß es sich nicht um eine aus dem Volk heraus gewachsene Bewegung handelte, bei welcher die Führer zu schieben glaubten, während sie geschoben

biben, ist der Dollſtändige zusammenbruch derselben nach dem 11. No­

vember 1887. Das hätte nicht geschehen können, wenn sie wirklich in den Verhältnissen gewurzelt haben würde. Der Zar von Rußland schickt Tausende von Revolutionären nach Sibirien , aber ist der revo= lutionären Bewegung nicht Herr geworden; die Chikagoer Geldprogen dagegen löschten mit dem Blute einiger Leute die ganze revolutionär anarchistische" Flamme. Was ist klarer, als daß dort die Bewegung eine natürliche und nothwendige, hier aber eine gemachte war? Und ist nicht derselbe Zusammenbruch überall zu verzeichnen gewesen, wo man russische Methoden auf nicht- russische Zustände anwenden wollte? In Desterreich ebenso wohl wie in Frankreich ?

" Im Interesse der historischen Wahrheit mußte dies gesagt werden. Die sozialistischen Arbeiter in Chikago waren in der legalen Verfolgung ihrer politischen Rechte vergewaltigt worden. Man zählte ihre recht­

mäßig erwählten Kandidaten hinaus und verfümmerte ihr Versamm­

lungsrecht.

Aber auch in Deutschland ist das den Sozialisten in noch viel schlimmerer Weise passirt, und doch kam dort die Richtung nicht auf, welche in Chicago mit der Galgenszene und dem nachherigen völligen Zusammenbruch abschloß.

Warum nicht? Wir wollen die bittere Schlußfolgerung denen oder dem überlassen, welche das Schicksal von Schwab auf dem Gewissen haben!" m

Diese Ausführungen haben dem Verfasser von Seiten der Most'schen " Freiheit" den Ehrentitel Schuft" eingetragen, aber das beweist natür­lich nichts gegen ihre vollständige Richtigkeit. Es gibt Momente, wo es für die Führer oder wenn man an dem Wort Anstoß ninunt bie an der Spige einer Bewegung Rämpfenden teine freie Wahl gibt, wo sie an einer Aktion theilnehmen müssen, die sie im Voraus für Hoffnungslos halten, wo es fein Vorwurf, sondern ein Verdienst, ein Ruhm ist, den Massen gefolgt zu fein. Das traf- 3. B. in Paris im Jahre 1871 zu, als bie Stommune ausgebrochen war. Da hieß es nicht mehr: Jit es richtig, unter diesen Umständen den Kampf mit der Versailler Regierung aufzunehmen? Sondern da hieß es hie Paris , hie Versailles , und wer zur Sache der sozialen Républik hält, muß zu Paris stehen, ob er den Kampf für aussichtsvoll hält oder nicht. Anders aber, solange es sich nur uni die Propaganda, um die Agitation und Organisation handelt. Da darf nichts den Führer veranlassen, sich zu einer Stellungnahme drängen zu lassen, die nicht seiner Ueberzeugung entspricht. Da muß er den Muth haben, eventuell auch den Massen entgegenzutreten, ihnen unpopuläre" Wahrheiten zu sagen. Wer sich von den Massen willenlos treiben läßt, ist zum Mindesten