ein arger Schwäch I int g, wer ihnen schmeichelt, wenn sie auf falschen| Wegen sind, ihr gefährlichster Feind.

Ein Anhänger der von Parson, Spies 2c. vertretenen Nichtung schickte auf den oben zitirten Artikel dem Philadelphia Tagblatt eine Gegen­Einsendung, in der es u. A. heißt:

Sie sagen, Schwab und Genossen seien nicht von den Massen ge­drängt worden, und die damalige Bewegung sei eine gemachte gewesen. Wie läßt sich so etwas machen? Das haben die Revolutionären noch nicht ausgefunden, sonst würden sie sicher auch Revolutionen machen. Der Beweis kann am besten erbracht werden, daß Spies, Schwab und Genossen durch die Massen geschoben wurden, also gedrängt, daß die Arbeiter Chikago's in Massen die Versammlungen der Revolutionären besuchten und denen der Nur- Gewerkschaftler fern blieben. Das mußte Spies und Genossen beweisen, daß die Arbeiter es satt haben, sich mit nur achtstündiger Normal- Arbeitszeit füttern zu lassen. Und diesem Geiste der Massen haben die Wenigen Rechnung getragen, sie wurden also gedrängt. Die Undankbarkeit des Volkes hat sich da leider schrecklich bewiesen, indem es den fünffachen Mord geschehen ließ..

" Vernunftbegabte Revolutionäre haben die Ereignisse auch voraus­gesehen und haben Spies und Genossen oft genug gewarnt, fich nicht die Finger an der Achtstunden- Bewegung zu verbrennen; aber die Ant­wort, die da gegeben wurde, lautete stereotyp: Die Arbeiter wollen uns hören, wir fönnen uns ihnen nicht entziehen", ein weiterer Beweis dafür, daß sie geschoben wurden."

Treffend antwortet darauf das" Phil. Tageblatt":

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" Nicht die Massen, sondern ein ganz kleiner Kreis vou Leuten hat zwei Tage vor der Heumarkt- Katastrophe beschlossen, der Polizei im Falle der Störung von Versammlungen Gewalt entgegenzuseßen. Es fehlte jeder Beweis dafür, daß die Arbeitermassen revolutionär waren. Sicherlich ist der Besuch von Versammlungen der Internationalen Ar­beiter- Assoziation oder von Gewerkschaften, in welchen Spies, Fielden, Parsons 2c. Reden hielten, kein solcher Beweis. Was hat in Amerika  nicht alles sein Publikum? Das war ja eben die grimmige Täuschung der Führer", oder wie man sie heißen mag, daß sie glaubten, daß die Leute, welche Hurrah zu mehr oder minder fühnen Nebensarten schrieen, auch bereit wären, die Flinten zu schultern. Sie waren nicht revo= lutionär"; wären sie es gewesen, so würden sie nicht auseinanderge­Taufen sein, als die Bombe fiel.

Spies und Genossen waren das Opfer der Selbsttäuschung. Sie redeten sich in eine revolutionare" Hiße hinein und bemerkten dabei nicht, daß die Anderen ganz fühl geblieben waren. Und nun kommt unser Einsender mit der Phrase von der Undankbarkeit" des Volkes". Die Anarchisten bewegen sich in Extremen. Das Einemal treiben fie einen wahren Kultus des Voltes". Dann ist es ein Ausbund der reinsten Weisheit, des erhabensten Edelmuths. Das Anderemal ist es ein stumpfer und feiger Mob. Es ist keines von beiden, und wer sich mit öffentlichen Angelegenheiten befaßt, muß das wissen, sonst geht es ihm übel. Die Klage über die Undankbarkeit des Volkes" ist bloß das Eingeständniß, daß man es nicht verstanden hat. Und die anarchi­stische Agitation war nichts anderes als eine fabelhafte Verkennung der Zustände und Menschen."

Sehr richtig. Und nicht nur jenseits, sondern auch diesseits des Ozeans empfiehlt es sich, die Lehren der Chicagoer   Heumarktsaffäre wohl zu beherzigen.

Sozialpolitische Rundschau.

London  , 13. August 1890.

Aus Deutschland   schreibt man uns: Radikalismus ist ein sehr schön klingendes Wort und es ist deshalb ein beliebtes Surrogat für revolutionäre Gesinnung, revolutionäres Streben u. f. w., und bei Leuten, denen die ( flaren) Begriffe fehlen, da pflegt es sich nach dem bekannten Goethe­Wort, zur rechten Zeit einzustellen. Zu denken braucht man sich bei solchen Worten nichts, die einen Begriff ersetzen. Wer sich ihrer be= dient, der muß des berühmten Wachtmeister- Spruches eingedent sein: Wie er sich räuspert und wie er spuckt,

Das hat er ihm glücklich abgeguckt."

Auf das Näuspern und Spucken muß er sich verstehn. Er muß wissen, daß ein guter Sozialdemokrat mit bürgerlichen Dingen, Menschen und Gedanken nicht liebängeln darf, und drum muß er auf die bürgerliche Demokratie losziehen, fein gutes Haar an ihr lassen, ohne zu bedenken, daß die Demokratie, die tonsequente De mokratie etwas durchaus Unförperliches ist, und daß ein Bürger, d. h. ein bürgerlich gebornes Individuum, das Demokrat ist, eigentlich sich schon dem Teufel der Sozialdemokratie verkauft hat und ihm auch, falls er den Handel nicht durch irgend eine List rückgängig zu machen versteht, mit Haut und Haaren gehört wobei natürlich der Bürger und das Bürgerliche zum Teufel gehen muß.

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Der Wachtmeister darf sich jedoch hieran nicht fehren: er hat der Sozialdemokratie, die das Bürgerliche, das Bourgeoisistische auf Leben und Tod bekämpft, das Näuspern und Spucken glücklich abgeguckt, und

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Feuilleton.

Aus dem Tagebuch eines politischen Zuchthäuslers. Noch einmal im Dunkelarrest.

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Unglücksmensch!" höre ich den Leser ausrufen was hat er denn schon wieder angestiftet, daß sie ihn abermals am Kragen haben?" Ja, das am Kragen gefaßt werden" ist eben von jeher das Pech meines Lebens gewesen. Wenn Andere in dem Rennen nach Glück, Reichthum oder Ruhm die Hindernisse Gesetze, Sitten oder Gebräuche mit Leichtigkeit überspringen und fühn voran stürmen, stürze ich bei dem ersten Versuch schon über das erste Hinderniß, und ohne Erbarmen wird mir bedeutet, daß ich den Befähigungsnachweis zu dieser Laufbahn noch nicht erbracht habe. Wenn die Andern längst auf sonniger Höhe wandeln, wo die Gerechtigkeit von dem Glanze des Goldes geblendet die Augen niederschlägt, frieche ich immer noch in jenen niedern Sphä­ren, wohin Juftitia mit finsterer und strenger Miene zu blicken pflegt. Und wenn hunderte unbehelligt darauf lossündigen, als hätten sie vom Himmel ein Patent dazu erworben, werde ich bei dem geringsten Fehl= tritt schon fest am Kragen gepackt.

Und am Zuchthausthor follte mein Unglücksstern mich schmählich im Stiche gelassen haben?!

Obschon ich mir die größtmöglichste Mühe gab, mit der Hausordnung gut Freund zu bleiben, so war unsere Freundschaft nicht von Bestand. Und sobald ich das Unvermögen einsah, der Hausordnung in allen Punkten gerecht zu werden fintemalen mein eigenes Ich sich nicht so mir nichts dir nichts hinwegbefretiren ließ, mein Sprechapparat, meine Seh- und Schreiborgane feine Lust bezeigten, gleich meinen Kleidern in dem Sack auf der Hausvaterei einen zweijährigen Schlaf zu schlafen alle bestanden auf ihren Schein nachdem ich dieses erwogen, begann ich die Hausordnung einfach zu ignoriren. Da dieselbe sich aber nicht so leicht bei Seite schieben läßt, sondern ebenfalls auf ihren Schein be= steht, so konnten Konflikte eben nicht ausbleiben, Konflikte, bei denen ich stets den Kürzeren zog.

Eine Zeit lang lagen fünf Sozialisten auf D 3. Es waren dies der Schneider Beschmann, zugleich mit Dave verurtheilt, Binger, Hammel, wegen desselben Deliftes bestraft, und ich. Wir standen mit einander in einem regen brieflichen Gedankenaustausch. Unser Verkehr wurde ermöglicht durch unsern Aufseher, der nicht allzu streng mit uns ver­fuhr und uns Vergehen hingehen ließ, die jeder Andere gemeldet hätte. Da bekam die Anstalt einen anderen Oberaufseher, den bisherigen Aufseher auf D 4, und dieser, ein schneidiger Beamter, machte sich gleich an's Reformiren. Die alten, beliebten Aufseher wurden aus der An­ftalt hinausdrangfalirt, und junge Sträfte, frisch aus der Kaserne, rückten an ihre Stellen. Unser Aufseher befam eine andere Station, und von uns 5 Sozialisten wurden Binger, Dave und Hammel nach D 1, das

schlägt unbarmherzig auf die arme bürgerliche Demokratie los und er­tlärt sie in seiner wachtmeisterlichen Räusper- und Spuckwuth für den Hauptfeind, für den Feind. Ecrasez l'infame! Nieder mit der In­famen! Nieder mit der bürgerlichen Demokratie!

An fich wäre das beiläufig garnichts Schlimmes. Denn die bürger­liche Demokratie ist ein zwiespaltiges Wesen, von dem ein Theil gut ist der demokratische und ein anderer schlecht der bürgerliche. Und wird auf einen bürgerlichen Demokrat tüchtig losgehauen, dann siegt bei ihm entweder das Bürgerliche über das Demokratische und in diesem Fall schaden ihm die Prügel nichts; oder das Demofra­tische siegt über das Bürgerliche, und in diesem Falle nüßen ihm die Prügel, die gewissermaßen als Geburtshelfer klarer Erkenntniß gedient haben.

Aber das Gefährliche des Näusper- und Spuck- Radikalismus liegt darin, daß er Scheuleder vorhat, und die weit schlimmeren Feinde nicht sieht oder doch nicht beachtet: 3. B. das agrarische Naubritterthum und die antisemitische Heilsarmee mit ihrem Hep- Sep- Ruf gegen den jüdischen Zipfel des Kapitalismus. Unter grimmigem Spucken und Räuspern greift er besonders muthig die bürgerliche Demokratie an, und erklärt Jeden für einen schlechten, d. h. nicht radikalen Sozial­demokraten, der da meint, der antisemitisch- agrarische Kapitalismus, nebst den übrigen Formen der kapitalistisch- polizeilich- militaristischen Aus­benterei und Unterdrückung müßte vor allen Dingen bekämpft werden, und die bürgerliche Demokratie sei zwar ein unsicherer Kantonist, aber doch bis zu einem gewissen Puntt ein Bundesgenosse.

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Der Räusper- und Spuck- Radikale hat keine Ahnung davon Dant den Scheuledern, die ihm vorgeschnallt find, daß die Sozialdemo= tratie, wenn sie blind auf die bürgerliche Demokratie, als den Haupt­feind, losgeht, in den Sumpf des agrarisch- polizeilich- antisemitisch- mili­taristischen Stapitalismus hineinplumpsen muß und nur die Rolle spielt, welche ihr von ihren Hauptfeinden, den Bismarck   und Konsorten, 3= gedacht worden ist. Oder was anders beabsichtigte etwa Bis­ marck  , als er in den 60er Jahren verschiedene Vertreter der Sozial­demokratie für sich zu gewinnen und an die Spize seiner Presse zu stellen gedachte. War seine Absicht nicht die, vermittelst des Sturm­bocks der Sozialdemokratie die Mauern bürgerliche Freiheit einzustoßen, den Widerstand der noch nicht vollständig forrumpirten und entmannten Reste des deutschen Bürgerthums zu brechen und sein militärisch- poli­zeilich- agrarisches Junter- und nationales Zuchthaus- Ideal zu verklausuliren? 890 Freilich der Räusper- und Spuck- Radikale antwortet ohne langes Besinnen denn die Antwort ist seit ungefähr 27 Jahren schon schab­lonenmäßig fix und fertig

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" Das Bürgerthum hat die bürgerliche Freiheit längst verrathen, was scheeren uns die Freiheiten des Bürgerthums, die das Bürgerthum selbst längst preisgegeben hat? Was kann es uns nüßen, wenn wir uns für eine so erbärmliche Sippe in's Zeng legen? Für ihre Feinde, die Junker, Polizisten und sonstigen Reaktionäre fönnen wir als Sozial­demokraten natürlich nicht eintreten, aber hindern wir sie wenigstens nicht, das bürgerliche Pack zu Pulver zu verreiben! Dann ist die St­tuation geklärt es gibt nur noch ein hüben und Drüben, und wir haben="

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Leichteres Spiel? Nein, eben nicht. Da liegt der Hase im Pfeffer und zeigt sich das Grundverbohrte jener Argumentation, die weiland vor einem Vierteljahrhundert und mehr von dem fattsamt be­fannten Herrn v. Schweiger wie gar nicht mehr geläugnet wird, im Auftrage des Fürsten Bismarck zurechtgemacht und schablonisirt wurde.

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Man vergegenwärtige fich nur genau, wohin es führen würde, wenn die deutsche Sozialdemokratie im Sinne dieser Auffassung handelte? Die Fortschrittspartei vernichtet, die übrigen Oppositionsparteien ins Regierungslager getrieben, und die Regierung allmächtig die Sozialdemokratie auf Gnade oder Ungnade in der Gewalt ihrer Gegner. Jämmerlich, wie die Fortschrittspartei und die übrigen Oppositionsparteien sind, immerhin stellen sie eine Macht dar, und zwar eine Macht, die mit der Sozialdemo tratie ebenso rechnen muß, wie die Regierung.

Es ist der Ruhm der deutschen Sozialdemokratie, das Falsche und Gefährliche jener scheinradikalen Argumente von Anfang an begriffen und das infame Spiel, zu dem sie benutzt werden sollte, bereitelt zu haben.

Der Bourgeoisie mit gleicher Festigkeit die Stirn bietend, wie der junkerlich- polizeilich- militärischen Reaktion, jedoch gleichzeitig stets in Vorkampf für die bürgerliche Freiheit, und niemals der Reaktion Beistand leistend gegen ihre Widersacher so hat die deutsche Sozialdemokratie nach mehr denn 25jährigem Ringen ihren wichtigsten Feind überwunden, und sie müßte ihre ganze glorreiche Ver­gangenheit opfern, wollte sie dem Nath des Näusper- und Spuck- Nadi­falismus folgend, in" radikaler" Weise die Geschäfte der Reaktion be= forgen. Die unausbleibliche Folge wäre eine" radikale" Nieder­Lage und radikaler" Bantrott.

- ,, Der eiserne Reif" ist eins der gewichtigsten Inventurstücke der fortschrittlichen Journalistik geworden. Nämlich der eiserne Neif des Sozialistengefeßes, welcher die Sozialdemokratische Partei  zusammengehalten haben soll, und nach dessen Entfernung die Sozial­demokratie in Atome zerstieben werde. Mit dem eisernen Reif hat es bis zu einem gewissen Punkt seine Richtigkeit, und auch damit, daß er der Sozialdemokratie sehr gute Dienste geleistet hat. Allein sehr irren

ist nach der ersten Etage des Flügels D verlegt; auf D 3 blieben nur Beschmann und ich. Alle Verbindung schien unterbrochen. Doch wir waren nicht Willens, diese Reformen" widerstandslos über uns er= gehen zu lassen. Ich verständigte mich mit unserm Stalfattor; er be­jorgte von dem Buchbinder auf unserm Gang Schreibpapier und Blei­stift, und eines Sonntags seßte ich mich hin und schrieb eine Broschüre von 12 Seiten, die bestimmt war, ein Bindemittel mit den übrigen Sozialisten zu werden. Unser Stalfaftor übernahm das Expediren. Der Inhalt lautete:

Freie Gedanken.

Organ der Sozialisten des Zuchthauses. reu Erscheint alle 14 Tage.

Die Hauptaufgabe dieser Blätter soll die sein: ein Gegengewicht zu schaffen gegen den verderblichen und einschläfernden Einfluß des Gottes­dienstes und der ausschließlich im streng firchlichen Sinne geschriebenen Literatur, mit welcher die Sträflinge des Sonntags gefüttert werden. Es ist zweifellos, daß dem Einfluß des ununterbrochenen Wirkens der Pfaffen in Wort und in den Büchern, verbunden mit dem einer uner­träglichen geistestödtenden Langenweile, kein Sträfling auf die Dauer widerstehen kann, wäre es auch nur, um ihn abzustumpfen und gleich­gültig zu machen gegen unsere Jdeale.

Als Mitarbeiter ist jeder willkommen. Da aber unserer ganzen Lage nach eine Storrektur oder Neinschrift einfach unmöglich ist, so tommen die Manuskripte direkt zur Versendung. Befleißige fich daher jeder einer deutlichen Schrift und knappen Stiles, anderseits soll in Bezug etwaiger Fehler Nachsicht geübt werden.

Daß eine schnelle Umfeßung, und wenn Alle, für die diese Blätter bestimmt sind, sie gelesen, die sofortige Vernichtung unumgänglich noth­wendig ist, braucht nicht erst betont zu werden. Ebensowenig bedarf es des Hinweises, daß jeder, bei dem die Blätter gefunden werden, die volle Verantwortung dafür zu tragen hat; wer diese scheut, soll vorher die Hände davon lassen.

Also größte Vorsicht! Im Hintergrunde lauern harte Disziplinar­

strafen!

Ihr wollt der Nede setzen ihre Schranke, Einterfern Schrift und Wort? Umsonst! Es wälzt sich jeder Glutgedanke Bacchantisch und unsterblich fort!

Platen.

Eigenthum ist Diebstahl. ( Diese Abhandlung laffen wir Naummangels fort. Nur die Schlußfäße mögen hier folgen. Reb. d. S.-D.")

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Und doch ist unsere heutige Morallehre, find unsere Geseze und unsere heutigen Diebstähle nur die unzertrennliche Begleiterscheinung ober die

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fich die Herren Fortschrittler- und namentlich ihr Oberbonze Eugen wenn sie glauben, dieser eiserne Neif sei das einzige Mittel bes Zusammenhalts für uns gewesen. Daß es einen Neifen gibt, der noch tausendmal fester ist als dieser eiserne Neif, den die Sozialdemokratie zersprengt hat, das begreifen die fortschrittlichen Klugmeier nicht. Wir meinen das Programm ein Ding, von welchem ein Fortschritts= philister natürlich keinen Begriff hat. Wir haben ein Programm. Und mehr als ein Programm: eine Weltanschauung und einen Weltplan wenn der Ausdruck erlaubt ist scharf sich abgren­zend, scharf geschieden von den veralteten, fonfusen Weltanschauungen imd Weltplänen, die eigentlich Weltplantlosigkeiten sind, der übri­: der alten, altersschwachen Parteien altersschwach, trotz der gen: Millionen von lebendigen und todten Mordwerkzeugen, die ihnen augen­blicklich noch zur Verfügung stehen, und mit deren Hülfe sie noch eine riefige Massenmörderei nebst obligatem Weltbrand und Brillantfeuer­werf, zur Beleuchtung thres tragischen Untergangs, in Szene sezen tönnen.

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Eine neue Weltanschauung! Ein neuer Weltplan! Wir dächten, das genügte, um die Millionen Opfer der alten Weltanschauung und des alten Weltplans zu sammeln und zusammenzuhalten die geord= nete Welt, der Kosmos gegenüber der ungeordneten Welt, dem tollen, blutigen, breiigen Chaos. Hie Kosmus- dort Chaos! Ein deutlicheres, flareres, Irrthum und Mißverständniß ausschließendes Feldgeschret gibt es überhaupt nicht, kann es über­haupt nicht geben. Und da sollte es des Sozialisten geseges als eines eisernen Reifes" bedurft haben, um uns zusammenzuhalten? Nein, Ihr Fortschrittshämmel, wir bedürfen solch eiserner Reifen" nicht. Aber Ihr habt vielleicht von der Stette gehört, mit der die Heilige Schaar der Thebaner vor dem Stampf auf Leben und Tod ihre Reihen umschloß, und die erst fallen konnte, wenn der lezte Mann ge= fallen war. Eine solche Kette, und unseretwegen auch ein solcher ,, eiserner Neif" war das Sozialistengesez es umschloß unsere Reihen im Kampf.

Die Sozialdemokratie ist jedoch nicht gefallen sie hat ihre Feinde besiegt, und triumphirend zerbricht sie die eiserne Stette, mit der sie gefesselt, erdrosselt werden sollte, und durch welche sie in Wirk­lichkeit nur zusammengeschmiedet ward für den siegreichen Kampf. Was zu ihrer Vernichtung dienen sollte, ist von ihr benugt worden, um die Gegner niederzuschmettern. Und jetzt, da sie siegreich dasteht, wird fie ihren Sieg weiter verfolgen und von keiner Macht der Erde die Früchte desselben sich rauben lassen. or 909 19

Aber auch insofern ist die Fortschrittslegende vom eisernen Reif" ein albernes Märchen, als damit gesagt sein sollte, das Sozialisten­gefez habe verhindert, daß Meinungsverschiedenheiten in der Partei zum Austrag gebracht worden seien. Ganz das Gegen­theil ist Wahrheit. Die einzige ernsthafte Schwierigkeit, die das Sozialistengeset uns bereitete, war gerade dies, daß Meinungsverschie­denheiten, die bei uns, wie bei jeder Partei vorkommen und unvermeid­lich sind, nicht auf normale Weise, d. h. nicht auf dem Weg der öffent­lichen Diskussion: in der Presse und den Versammlungen besprochen drückt das Vereins- und Versammlungsrecht bestand nicht für uns, und so kam es, daß Meinungsverschiedenheiten ganz unwesentlicher Art mitunter den Charakter prinzipieller Differenzen annehmen konnten, und manchmal zu persönlichen Auseinandersetzungen und Explosionen führten, die in der That geeignet waren, bei Außenstehenden den Eindruck her­vorzubringen, es handle sich um Vorgänge, die auf einen inneren Zer­fall der Partei hindeuteten. Wir erinnern nur an die Polemit anläß­lich der famosen Dampfersubventions- Angelegenheit. Jezt, wo das Sozialistengesez von allen Parteien verurtheilt und preisgegeben ist, sind derartige Streitigteiten einfach unmöglich. Und die Thatsachen, welche gegenwärtig von der feindlichen Bresse tendenziös zu einem großen Brinzipienstreit innerhalb unserer Partei aufgebauscht werden, sind von einer wahrhaft I ä cher= lichen Geringfügigkeit, verglichen mit dem durch die Dampfer­fubventionsfrage hervorgerufenen Zwift. Damals ging, scheinbar wenig stens, ein Riß durch die Fraktion und durch die Gesammtpartei. Und heute? Ein paar Nörgeleien ohne sachlichen Hintergrund, welche die Gesammtpartei völlig unberührt lassen. Es liegt mir feru, über die Personen, die in diesen Nörgeleien sich gefallen haben, ein Urtheil aus­sprechen zu wollen; allein, das steht doch fest namentlich, nachdem die Einladung zum Parteifongreß nebst dem neuen Or­ganisations plan veröffentlicht worden ist daß von einer prinzipiellen Differenz nicht mehr die Rede sein kann.

burner. Unſere Breije wat getuebelt und unter­

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Die Urheber dieser Nörgeleien haben sich natürlich vor der Partei zu verantworten für die Entwicklung der Partei sind diese jedoch völlig belanglos. add the oli63.

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- Die Veröffentlichung des Koagreßaufrufs und, acht Tage später, des Organisations Entwurfs hat die gegnerische Preffe in einen Zustand hochkomischer Verblüfftheit gebracht. Wie war das möglich? Wo ist die Spaltung"?

"

Unseren Gegnern paffirt es nämlich mit wunderbarer Regelmäßigkeit, daß sie solange lügen, bis sie an ihre Lügen glauben und dann regel­mäßig das Opfer ihrer eigenen Verlogenheit werden. Sie hatten wirklich geglaubt, die Spaltung sei diesmal wenigstens eine Wahrheit und dem Ungethüm der Sozialdemokratie ergehe es, wie anderem schäd­lichen Ungeziefer: sie werde von allerhand Bakterien und sonstigen Mikro- Organismen, die ihr die Eingeweide und Muskeln durchwühlten,

Ergänzung unserer heutigen Eigenthumsordnung; mit dieser werden auch erstere verschwinden, eher aber nicht.

Wir nun, die hier an der Quelle sizen, in der Hochschule des Ver­brecherthums, wo die Hüter der Ordnung redlich bemüht find, der Welt die hartgesottensten Verbrecher zu bilden und zu liefern, wir sehen ja täglich, wie sie gequält und gepeinigt werden, die armen Opfer unse­rer Ordnung", bis sie stupid und rüde geworden, wie ihre Quäler und Peiniger, die Stüßen des Staates.

Nein, nicht die Opfer waren die Diebe, sie waren vorher die Be­stohlenen, bestohlen um ihre Arbeitskraft, beraubt um ihre Nuhe, be= trogen um ihre Jugend und um ihr ganzes Leben,

Diesen unser Mitleid, aber jenen unsern Haß, unsere Verachtung!

Und sollt' ich sterben nicht wie Ulrich Hutten  Verlassen und allein,

Abziehn den Heuchlern will ich ihre Kutten: Nicht lohnt's der Mühe, schlecht zu sein!

Cring

Platen.

isid

Reminiszen zen.

Wir erftreben auf politischem Gebiete die Republit, auf sozialem den Kommunismus und auf religiösem den Atheismms."

Aus einer Reichstagsrede August Bebel's. MA*

BBS in sidirib ollos un

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Die Revolution kommt, entweder in voller Gefeßlichkeit und mit allen Segnungen des Friedens, wenn man die Weisheit hat, sich zu ihrer Einführung zu entschließen bei Zeiten und von oben herab oder aber sie wird innerhalb irgend eines Zeitraums hereinbrechen unter allen Konvulsionen der Gewalt, mit wildwehendem Lockenhaar, erzene Ferdinand Lassalle  . Sandalen an ihren Sohlen. Sodann folgte ein Bitat aus: Die wahre Gestalt des Chriften­thums."" Die Revolution."

Bekenntnisse eines Atheisten.

Es gibt keinen Gott. Die Welt in ihrem Urstoff, der Materie, be= steht ewig; die einzelnen Störper in derselben haben sich in unberechen­baren Zwischenräumen gebildet und vergehen wieder, um andere zu bilden. Dieser Prozeß des Werdens und Vergehens vollzieht sich mit ganzen Sonnensystemen, mit großen Weltförpern wie mit dem kleinsten Sandforn. Diesem Prozeß sind ganze Menschenrassen, große Bölker­schaften und Staaten, wie einzelne Menschen unterworfen. Mächtige, weltbewegende Ideen lösen sich auf und machen zeitgemäßeren Blaz. Auch der Geist, die Seele des Menschen, durchläuft dieselbe Bahn; er entwickelt sich mit dem Kind, steht auf der Höhe seiner Entfaltung und seiner Straft im vollen Mannesalter- sofern nicht innere oder äußere

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