Die angenommene Resolution lautet:
Die Versammlung erklärt:„ Die Sächsische Arbeiterzeitung" hat durch die Form ihrer Stritit in einer Reihe von Artikeln, die sich direkt und indirekt auf die Parteiverhältnisse beziehen, und insbesondere durch ihre ungerechtfertigten Angriffe auf die Parteileitung, die Parteisache schwer geschädigt und spricht die Versammlung darüber ihren entschiedenen Tadel aus.
„ Um fünftig ähnlichen Vorkommnissen zu begegnen und in der Erwägung, daß unter den gegenwärtigen Eigenthümern des Blattes Veine Aenderung in der Haltung desselben nicht zu erwarten ist, es auch nur den Parteigrundsäßen entspricht, daß ein Blatt, das als Parteiorgan gilt, dem Einflusse der Partei und der Parteikontrole unterworfen ist, ernennt die Versammlung eine Kommission, welche die Haltung der Sächsischen Arbeiterzeitung" zu überwachen hat. „ Ferner wird diese Kommission beauftragt, mit den Eigenthümern des Blattes zu unterhandeln, damit das Blatt vom 1. Oftober dieses Jahres ab in das Eigenthum der Partei übergeht. Die Stommission ist verpflichtet, in fürzester Frist eine zweite Versamm Tung zu berufen, in der die Kommission über den Erfolg ihrer Schritte Bericht erstatten soll.
Nach Annahme der Resolution erklärten die Eigenthümer der Zeitung, die Herren Schönfeldt und Harnisch, daß sie bereit seien, die Zeitung der Partei zu übergeben, und zwar, da sie vom 1. September ab bie Umwandlung der Zeitung in ein tägliches Blätt beabsichtigt hatten, schon von diesem Tage ab. Die Versammlung nahm diese Erklärung zustimmend entgegen.
Hierauf wurde eine Stommission von 9 Mitgliedern gewählt, te 3 aus dem 4., 5. und 6. Reichstagswahlkreis, um alle nöthigen Schritte zur Uebernahme des Blattes zu vollziehen.
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Magdeburg , 14. August. Die zweite Versammlung, die gestern Abend im Schloßgarten" stattfand, um in den Streitfragen, die in den letzten Tagen einen Theil unserer Parteipresse, darunter die hiesige Boltsstimme", in erster Linie beschäftigten, war von zirka 3000 Personen besucht. Viele Hunderte mußten wegen Mangels an Plaz wieder umkehren. Nachdem das Bureau gewählt worden war, erhielt Herr Bebel das Wort, der in längerer Rede gegen die Haltung der hiesigen Volksstimme" in diesen Fragen und gegen den Bruno Wille 'schen Artikel sich aussprach, indem er auf die einzelnen Angriffspunkte ausführlich einging. Herrn Bebel antwortete der Nedakteur der Volksstimme", der zu beweisen suchte, daß allerdings die Angriffe eine ge= wiffe Berechtigung hätten und daß es sich um prinzipiell verschiedene Auffassung handele. Nach dreistündiger lebhafter Verhandlung, an welcher sich noch eine Anzahl Genossen für und wider betheiligten, schritt man zur Abstimmung. Es lagen im Ganzen 5 Resolutionen vor, von welchen vier sich gegen die Haltung der Redaktion erklärten, eine der= selben das volle Vertrauen aussprach. Man tam überein, die Resolutionen in der Reihenfolge, wie sie eingegangen waren, zur Abstim mung zu bringen, und kam infolgedessen die Bebel'sche Resolution zuerst zur Abstimmung, die mit einer Majorität von 3/5 gegen/ der Abstimmenden Annahme fand. Damit waren die übrigen Resolutionen erledigt. Die angenommene Resolution lautet:" Die Versammlung erflärt: Die Redaktion der Volksstimme" hatte keine Veranlassung, sich in den persönlichen Streit, den der Genosse Bebel mit der Sächsischen Arbeiter- Zeitung" und Herrn Bruno Wille hatte, einzumiſchen, um so weniger, da bisher von keiner Seite bewiesen worden ist, daß die in dem Wille'schen Artikel gegen die Parteileitung gerichteten Angriffe mit Grund erhoben wurden. Außerdem gehörte eine solche Anklage nicht in die Presse, sondern vor den Parteitag. Die Versammlung verlangt deshalb, daß die Redaktion der Volksstimme" die weitere Bolemit in dieser Sache einstellt und sich aller persönlichen Angriffe so lange enthält, als sie dazu nicht provozirt wird." Hierauf ging die Versamm= lung in aller Ruhe auseinander.
Die Redaktion der Volksstimme"( Hans Müller, Paul Kampff meier ) erklärt daraufhin," daß sie von ihrem Amte zurücktritt; sie wird aber auf Wunsch der Zeitungskommission" so lange bei der Fortführung des Blattes thätig sein, bis Ersaz geschaffen ist."
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selbe in dem Kortrolamte, das der Entwurf in den§§ 16 bis 18 der Fraktion überträgt. Ohne mich nun weiter mit den Liebenswürdig feiten zu beschäftigen, welche der Herr Kritiker in seinem Artikel über die Fraktion zum Besten gibt wobei der Herr und seine gleichge= finnten Freunde, deren es ja hier und da geben soll, immer vergessen, daß die Fraktion doch schließlich nicht besser, aber auch nicht schlechter sein kann, als die Partei, aus der sie hervorgegangen ist und von der sie einen Theil bildet will ich nur den Grund angeben, weshalb der Fraktion die Kontrole übertragen werden soll und weshalb man nicht, Fraktion die Kontrole übertragen werden soll und weshalb man nicht, wie dies in der früheren Organisation der Fall war, eine eigene StontrolKommission vorschlägt.
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Es war durchaus nicht freier Wille, noch viel weniger eine Ausgeburt der Fraktions- Herrschsucht, was uns dazu brachte, die ursprünglich im Entwurf sogar vorgesehene Kontrol Kommission fallen zu lassen, sondern wir handelten dabei nur:„ der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe".
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Zu den neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der Rechtsprechung gegenüber Arbeitervereinigungen gehört nämlich die, daß gewählte Kom missionen von geringer Mitgliederzahl, feien es auch nur 3, 5 oder 7 Mann, unter Umständen als selbstständige Vereine zu betrachten und demgemäß zu behandeln seien.
Wollten wir uns nun nicht der Gefahr aussehen, den Parteivorstand, bestehend aus 5 Mann, und die Kontrol- Kommission, aus 7 oder 9
Mann zuſammengefest, je als einen ſelbſtſtändigen politiſchen Berein erklärt zu sehen, die wegen Inverbindungtreten" sofort in der legal ſten Weise aufgelöst werden könnten, so mußten wir einen Ausweg suchen.
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Diefen glauben wir nun auch gefunden zu haben, indem wir ganz so wie es bei allen anderen Parteien auch geschieht die parlamentarische Vertretung mit der Parteifontrole betrauen.
Ob dieser Ausweg unter allen Umständen vorhalten wird, das ist eine Frage, die Niemand zu bejahen wagen wird. Wer deshalb einen bessern Vorschlag zu machen weiß, der mag damit herausrücken; nur mit dem Vorwurf verschone man uns, daß die Fraktion durch diese Bestimmungen fich eine ungemessene Machtstellung" habe sichern wollen. Im Gegentheil: Niemand wird dem Auffinder eines praktischeren Vorschlages dankbarer sein als die Fraktion selber, welche dadurch vor der Möglichkeit behütet bleibt, von einem findigen Staatsanwalt als politischer Verein erklärt und wegen Verlegung des Vereinsgesetzes bis zum letzten Mann eingesperrt zu werden. nollis bd
Mögen also die Herren Kritiker nur ihr Gehirn anstrengen und möglichst praktische Vorschläge aushecken, das wird der Partei viel dienlicher sein, als die Frattion, deren Mitglieder doch sozusagen auch weil noch Parteigenossen sind, mit den albernsten und unbewiesenen unbeweisbaren Vorwürfen und Verdächtigungen zu behelligen. Deisenhofen b. München.st of red J. Auer." and about
962 in tibi soid
Der Versuch, durch ein Ausnahme gesez die Ausbreitung zu hindern, ist mißglückt.
Der Versuch uns durch falsche Brüder" zu anarchistischen" " Thaten" zu verlocken und vor die Kanonen des Militärstaats zu treiben, ist ebenfalls mißglückt.
Bleibt das Dritte: die Sozialdemokratie zu felbstmörderischen Streitigkeiten zu verführen, und zu bewirken, daß fie der Welt ein Abfcheu erregendes Schauspiel darbiete. Diese grimmig gehaßte und noch mehr gefürchtete Sozialdemokratie, zu der die„ bethörten" Volksmassen aufschauen als zur Retterin und Erlöserinfie soll sich vor versammeltem Volk das Diadem der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit abreißen, den Mantel der Menschlichkeit und Kultur abwerfen und sich als eine häßliche Megäre entpuppen, die wie ein Fischweib schimpft, und den betrunken gemachten Heloten der Spartaner gleich die Niedrigkeit ihres Wesens in ihrem Benehmen und ihren Handlungen enthüllt furz wir sollten der Welt ein abschreckendes Exempel sein. Die„ Führer" deshalb„ Führer", weil sie in dem Kampf für die Sozialdemokratie in den vordersten Reihen ge= fämpft sie sollten des Nimbus der Aufopferung, der Selbstlosigkeit, des Jdealismus entkleidet und Denen, die bisher Vertrauen zu ihnen gehabt, als gemeine Jutriguanten, ehrgeizige Geschäftspolitiker- mit einem Wort als verachtungswürdige Lumpen hingestellt werden. zwar es direkt thaten, so war von vorn
werden var mußte die heroftratiſche Arbeit von„ Genoſſen" verrichtet herein der Mißerfolg gesichert. §arnisch u. 1. w., bie bei dieſer traurigen Arbeit mit ihrer Perſon
ein, den Herren Wille, Müller, Sommer,
an das Licht getreten sind, nachzusagen, sie seien von den Feinden derso Sozialdemokratie zu ihrem Thun angestiftet und dafür bezahlt; daß sie aber die Arbeit unserer Feinde verrichten, das kann für keinen denkfähigen Menschen einem Zweifel unterliegen. Die Herren der„ Opposition" mögen den besten Willen von der Welt gehabt haben, mit den besten Vorsäzen von der Welt an die Arbeit gegangen sein Ian der Wirkungot ihres Handelns ändert das nichts, und der Weg zur Hölle ist sprich- 2 wörtlich mit guten Vorsägen gepflastert. Wer in der Schlacht sich gegen mich wendet, ist mein Feind, auch wenn er mein Kamerad war und mir noch so eifrig versichert, im Interesse unserer gemeinsamen Sache wende er sich gegen mich. 200906
nou mod in Sozialpolitische Rundschau. stulajdoben die Herren der Opposition retten" wollten, lag nicht einmal im
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Ausbrüche augenblicklichen Unmuths sind unter den besten Genossen 2 nicht zu vermeiden, allein niemals darf ein Kamerad den Kameraden Angesichts des Feindes, und unter jubeln dem Beifall des Feindes, anklagen und angreifen. Da hört die kamerad= schaft auf. Bugegeben, daß die Herren Wille, Sommer, Müller, i Harnisch u. s. w. die Partei auf dem Weg ins Verderben glaubten 2 und es für nothwendig hielten, ihre warnende Stimme zu erheben von dem Moment an, wo sie durch den jubelnden Beifall aller safeindlichen Parteien belehrt wurden, wessen Arbeit sie verrichteten, mußten sie halt machen, und ihren Zweck: die Partet vom Verderben zu retten, auf andere Weise zu erreichen trachten. Jemand, den ich aus dem Wasser ziehen will, werfe ich doch keinen mand& Strick um den Hals, mit dem ich ihn erdrossele. Und der Jemand, Wasser- den Strick werfen sie ihm aber um den Hals. Nun der Strick ist durchschnitten, und die Sozialdemokratie wird den 1. Oktober in derselben guten Gesundheit überdauern, wie weiland den 1. Mai.l Die Partei im Großen und Ganzen ist durch diese Vorkommnisse gar nicht berührt worden wie wir bereits mittheilten. Die„ Opposition" trat bloß an wenigen Punkten und rein lofal auf, und der Umstand, daß die Fraktion einig blieb, und daß nicht einer der bewährten 2 und allgemein bekannten Genossen sich der Opposition" anschloß, be= 119 ruhigte sofort das Gros der Partei. Die Versammlungen in Dresden und in Magdeburg haben gezeigt, daß die Herren der Opposition in der Partei feinen Boden haben, und die Versammlung, welche für nächsten Mittwoch in Berlin anberaumt ist, wird genau das nämliche Resultat ergeben. Die im Ausland lebenden Genossen dürfen sich nur nicht durch die Berichte der gegnerischen Blätter irre führen lassen. Die Bourgeoisie- und sonstigen Reaktionsblätter lügen in dieser Sache wie gedruckt. Die Spaltung" im Schooße der Sozialdemokratie ist bereits zu einer Revolution" angeschwollen Bebel, der in der Dres dener Versammlung einen Oppositions"-Sprecher etwas lebhaft zur Rede stellte, hat diesen geprügelt",„ Wille" hat in Berlin ,, vor Tausenden" in Wahrheit vor 3 bis 400 einen glänzenden Sieg über Bebel" davongetragen, und was der Lügen mehr sind. Die Get nossen im Ausland mögen beruhigt sein, die Opposition" ist schon beim Anfang des Endes angelangt, und der Halle'sche Stongreß wird sich mit feiner Parteispaltung" zu beschäftigen haben.
nidblousons in London , 20. August 1890. Deutschland , den 16. Auguft. Der 1. Ottober war für unsere Feinde ein Tag großer Hoffnungen. Was der erste Mai nicht leistete, das sollte der erste Oktober leisten er sollte der Welt zeigen, daß die Sozialdemokratie feine zivilisirte Partei oder Gesellschaft set, mit der man in zivilisirter Weise verkehren könne, sondern eine Sammlung von Nadaubrüdern, wüsten Gesellen, Catilinarischen Eristenzenfurz die bekannte vile multitude, die man sich auf die eine oder andere Weise, im Interesse der öffentlichen Ordnung und Reinlichkeit vom Hals schaffen müsse.
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die wüsteſten
" Ihr habt das Ausnahmegesetz nicht haben wollen, gut, wir haben Euch den Willen gethan, wir haben dem sozialdemokratischen Pack unsere christlich- humane Gesinnung bewiesen und das ist der Dank, das ist der Lohn! Seht wie die Burschen sich aufführen Orgien feiern, wie Hund und Staßen auf einander losbeißen und losfragen. Ist es nicht eine Schande? Nun das Ausnahmegesez habt ihr nicht gewollt es hat ja auch nichts genügt. So müssen wir uns und der bedrohten Zivilisation auf andere Art helfen: die
Im Anschlusse hieran lassen wir eine vom Genossen Auer im Berliner Volksblatt" publizirte Zuschrift folgen, in welcher er die Beweggründe anführt, welche für die Fraktion maßgebend waren, als ſie in den Organisationsentwurf die verschiebentlich angefochtene Be- linte muß schießen, der Säbel hauen! sobald das Gesindel
stimmung aufnahm, daß die Kontrole über den Parteivorstand, bezw. dessen Geschäftsthätigkeit der Reichstagsfraktion übertragen werden soll, statt wie früher eine eigene Stontrolkommission zu ernennen. noitua quis du Diese Slarlegung lautet:
Obwohl es nicht angeht, wie in der Nr. 185 des Berliner Voltsblatt" bereits ausgeführt ist, auf alle Einwürfe einzugehen, welche gegen den von der Fraktion ausgearbeiteten und veröffentlichten Organisations= entwurf bereits laut geworden sind und vielleicht noch verlauten werden, es vielmehr Sache des Referenten sein wird, die Motive, welche zu den einzelnen Bestimmungen geführt haben, darzulegen, so erscheint es mir doch angebracht schon um die Genossen im Lande vor etwaigen vor eiligen Beschlüssen zu behüten auf den anscheinend schwerwiegendsten Einwurf, den der Kritiker der Sächs. Arbeiter- Zeitung " erhoben hat, bereits jetzt mit einigen Bemerkungen zu antworten.
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Der erwähnte Artikel meint nämlich, daß der Entwurf der Neichstagsfraktion eine ungemessene Machtstellung" einräume, und findet die
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Feuilleton.
Aus dem Tagebuch eines politischen Zuchthäuslers.
Noch einmal im Dunkelarrest.( Fortseßung.) Je länger ich den Selbstmordgedanken überdachte, desto vertrauter wurde ich mit ihm. An meinem Stiefelabsatz war ein Gisen locker. Wenn ich dasselbe vollends abriß, am Fensterstein scharf rieb und mir damit die Pulsader öffnete? Ein Entweichen des Blutes, der Lebensgeister, und bald finde ich Ruhe. Bald die Nuhe und den Frieden, die ich, soweit ich zurück denken konnte, noch keinen Tag besessen, und die ich voraussichtlich auch nie im Leben erringen werde.
Wozu auch sich noch länger langweilen und quälen? Angenommen, ich überwinde diese Affäre mit heiler Haut, ist es denn sicher, daß mein Körper die nöthige Widerstandskraft besitzt und die ganzen ein und einhalb Jahre Zuchthaus übersteht, welche noch vor mir liegen? Und wenn auch, würde ich nicht förperlich und geistig so gebrochen sein, daß in der Welt draußen nur Noth und Elend meiner harren? Und wenn dem ehemaligen Zuchthäusler auch die allerbescheidenste Existenz zu gründen mißlingt, wenn er schließlich doch im Schmutze des Lebens verfinft? Selbst wenn sich mein Geschick günstiger gestalten sollte, miß ich nicht dennoch einsam meine Wege gehen? Kann ich einem Freund noch offen in die Augen sehen mit dem Bewußtsein, einst gefoltert und gepeinigt worden zu sein, getreten, wie man keinen Wurm tritt? Muß dieses Bewußtein mir nicht alle Lebensfreuden vergällen und mich doch noch, so oder so, in den Tod treiben? Alle Leiden und Schmerzent würden doch vergebens erduldet sein. Also fort mit diesem nußlojen Leben!
So brütend, beschloß ich, die Untersuchung abzukürzen, mich am folgenden Morgen dem Direktor zu stellen, Alles auf mich zu nehmen, und wenn Peitschenhiebe oder Lattenarrest über mich verhängt werden sollten, einfach einen Strich durch mein Leben zu machen.
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Der Morgen famt. Ich wurde abgehotl, ich soll zum Hausvater kommen. Wie, nach der Hausvaterei? Soll ich etwa gar eingekleidet werden und will man mich vielleicht als unwürdig aus dem Zuchthause verstoßen, wie früher aus dem Unterricht?
Der Hausvater eröffnete mir verschmigt lächelnd:„ Damit die Herren Zöglinge etwas mehr Respekt vor ihren Vorgesezten bekommen, damit sie eher wieder fromm und gläubig werden, und um auch sonsti= gen Bedürfnissen abzuhelfen, gedenkt der Herr Direktor eine Zeitung für Euch in's Leben rufen, und Dich hat er zum Chef- Redakteur aus= ersehen. Hier bei mir selbst sollst Du Proben Deiner Befähigung ablegen. Dort", nach dem Pult zeigend, dort findest Du Papier und Bleistift; schreibe also genau und lesbar, was ich Dir diktire."
fich muck st!
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So gedachte man zu der zivilisirten Welt wenige Wochen nach dem 1. Oktober sprechen zu können. Kurz, unsere Feinde glaubten, die Aufhebung des Sozialistengefeßes zur Diskreditirung der Sozialdemokratie benuzen 3u fönnen. airym
Unsere Stärke, die bei den letzten Reichstagswahlen zum Schreckenunserer Feinde fich so gewaltig offenbart hat, liegt darin, daß wir die einzige Partei sind, welche die ernsthafte Heilung der sozialen und politischen Schäden der Gegenwart erstrebt und ein den Interessen der arbeitenden Klassen und Massen: der ungeheueren Majorität des Volbisherigen prinzipien
feſten, sielbewußten und vernünftigen Lattit unserer Bertran
die Massen immer tiefer und tiefer die Ueberzeugung ein, daß allein bei der Sozialdemokratie das Heil zu finden, allein unter ihrem Banner zu fiegen feild
Unsere Feinde find verloren, wenn die sozialdemokratische Bewegung fich fortwährend weiter ausbreitet:
Gleich bei den ersten Worten schoß mir der Gedanke durch den Kopf, dem Direktor fehlen offenbar die Beweise meiner Thäterschaft; er will sie erst durch Vergleichung von Schrifiproben erlangen.
„ Besser kannst Du nicht schreiben? Da können wir Dich nicht brauchen", meinte der Hausvater, nachdem er mein Geschriebenes durchgesehen. Der Aufseher, der mich geholt hatte, wurde beauftragt, mein Schreiben nach der Direktion zu bringen. Als auch der Hausvater das Zimmer verließ, gab mir der anwesende Schreiber( ebenfalls ein Sträfling) Aufschlüsse über den Stand meiner Sache.
Er hatte Gelegenheit gehabt, eine Unterredung des Sanitätsraths mit dem Sekundärarzt im Lazareth mit anzuhören. Danach sollte der Direftor die Sache einer Konferenz vorgelegt und für mich 30 Peitschen hiebe beantragt haben. Der Antrag wurde von Wocker unterstützt. Aber der evangelische Pastor, der Arbeitsinspektor und der Sanitätsrath widersprachen dem. Lekterer führte aus: Bei der schwachen Konstitufion des Wunderlich und bei seinem derzeitigen schlechten Geſund= heitszustand könne er( der Nath) die Verantwortung nicht übernehmen. Man möge Wunderlich gelind bestrafen und ihn in eine andere Anstalt versetzen. Mit dem Schlußjaz sei der Nath beim Direktor schön angekommen; was ihm bis jezt nicht gelungen sei den Wunderlich zu „ beffern" tönne in einer anderen Anstalt erst recht nicht gelingen.
Und so werden Sie wohl mit einigen Wochen Dunkelarrest davon kommen", feßte der Schreiber hinzu. Aber Mensch, was haben Sie denn eigentlich geschrieben? Der Rath meinte, Wunderlich muß toll sein, den Löwen so zu reizen; wir werden ihn wohl nächstens auf seine Zurechnungsfähigkeit zu untersuchen haben."
Diese Eröffnung hob meinen Muth und meine Lebenslust gewaltig. Des Mittags nochmals Schreibstunde; die erste Probe war wahrscheinlich nicht zur Zufriedenheit ausgefallen. Am andern Morgen wurde ich dann dem Direktor vorgeführt. Und da wurde mir folgende Eröffnung:
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Du hast zwar Deine Schrift geschickt verstellt, doch mich kannst Du nicht täuschen. Gewisse Buchstaben in Freie Gedanken" sind mit denselben Buchstaben in Deiner gestrigen Schriftprobe unverkennbar verwandt. Du bekommst vorläufig 14 Tage Duntelarrest, das Weitere wird Dir die Staatsanwaltschaft erzählen."
Mit diesem Ausgang war ich zufrieden. 14 Tage konnte ich zur Noth noch herunterreißen, Hammel bekam auch 14 Tage und Binger 14 Nächte Arrest.
Und wie wurde unsere Verbindung entdeckt?
Wie von Aufsehern, vom Kalfaktor und von einigen Genossen behauptet wurde, sollte Dave der Urheber gewesen sein. Ob er mit Recht hauptet wurde, sollte Dave der Urheber gewesen sein. Ob er mit Recht oder Unrecht beschuldigt wurde, und wenn er wirklich der Urheber war, ob aus Absicht oder Fahrlässigkeit, konnte ich nicht beurtheilen. Jedenfalls wäre die Geschichte unentdeckt geblieben, wäre das Blatt, nachdem es alle gelesen, sogleich vernichtet worden. Der Ausseher von D 1
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Inzwischen sehen die Parteigenossen sich sehr sorgfältig den Organi sationsentwurf an. Nur an unwesentlichen Punkten wird dies und jenes ausgefeßt. Die Behauptung der Opposition", die Fraktion habe durch den Entwurf sich eine„ Diktatur" sichern wollen, wird allgemein verlacht. Daß die Fraktion in dem Entwurf eine größere Rolle spielt, als unter normalen Verhältnissen der Fall sein würde, erklärt sich aus den deutschen Vereinsgesehen, die z. B. eine„ ontroltommission", so wie wir sie früher hatten, nach den neuesten Gerichtsauslegungen einfach unmöglich machen. Natürlich für die Herren Wille, Müller it. f. w., die von derartigen Dingen feinen Begriff haben sie sind ja noch ganz jung in der Partei existiren solche Erwägungen nicht; diese Herenmeister und Wundermänner machen Alles mit Leidenschaft" und gutem Willen" und souveräner Verachtung für Thatsachen und gesunden Menschenverstand.
$ 10 29097
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wollte durch das Guckloch der Zellenthür gesehen haben, wie Dave bas Blatt dem Kaplan Peter zu lesen gab. Dave händigte die Freien Gedanken" während der Freistunde dem Hammel wieder ein, und gleich darauf wurde revidirt.
foot asbloot
au isto sid siar di odor
Kirche und Literatur.
Die katholischen Sträflinge müssen jeden Sonntag und Mittwoch, die Evangelischen Sonntags und Donnerstags den Gottesdienst be fuchen. Der Gottesdienst beider Konfessionen wird in ein und derselben Kirche abgehalten. Während die Luft noch erfüllt ist von den Tiraden der alleinseligmachenden Kirche und von Angriffen gegen dien evangelische Lehre, wird eine Viertelstunde später durch den Mund des Pastors gegen die gößendienerischen Römlinge geeifert.
Die Kirche befindet sich im Hauptgebäude der fünf Flügel, oben im dritten Stock. Parterre wohnt die Familie des Direktors, den ersten Stod haben beide Inspektoren inne, und die zweite Etage enthält die i Wohnung des Pastors und Kantors. Um diese Gebäude herum grup= piren sich die mit Sträflingen belegten Flügel, so daß Flügel A links, C rechts, und B und D, beide in einer Front stehend und aneinander gebaut, hinter dem großen Mittelbau stehen. Diese Flügel liegen alle straßenbreit von einander ab, sind aber oben im dritten Stock mit dem großen Mittelbau durch verdeckte Gänge verbunden; diese Gänge münden in die Kirche. Zehn Minuten vor Beginn des Gottesdienstes werden die drei Zugänge der Kirche geöffnet und von allen Flügeln strömen die Sträflinge, von Aufsehern begleitet, herein. Die Sträflinge figen eng bei einander auf Bänken ohne Lehnen. Die Aufsicht während des Gottesdienstes ist sechs Aufsehern übertragen; zwei figen vorne und vier auf beiden Seiten an der Wand, alle auf erhöhten Sigen. Doch auch Wocker ist besorgt, daß kein Sträfling vom Gottesdienst abschweift. Wenn Wocker den Segen gibt, wobei er sich den Sträflingen zuwendet, fliegt sein Blick blizschnell über die Versammlung hin, und wehe dem, der in diesem Moment von ihm beim Sprechen bemerkt wird. Nach Beendigung des Gottesdienstes kommt Wocker ganz sicher auf den Sünder zu und fordert einen Aufseher auf, ihn zu melden. So wird Wockers Segen Manchem zum Fluch zum DunkelArrest bei Wasser und Brod.
Der Abwechslung halber gehen des Sonntags die Sträflinge ver= hältnißmäßig gerne in die Kirche. Eine Orgel begleitet den Gefang der Sträflinge, oder, richtiger gesagt, der Gesang der Sträflinge begleitet die Orgel. Doch kommt es zuweilen vor, daß die Orgel mit einem schrillen Pfiff verstummt die Arbeit einstellt und trotz allem Treten und Drücken keinen Laut mehr von sich gibt. Dann müssen fich die Züchtlinge allein behelfen, und ihr Sang offenbart sich hernach in seiner ganzen Erbärmlichkeit.
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