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Die Beschränktheit unserer Gegner, und zu gleicher Zeit ihre Unehrlichkeitschreibt man uns offenbart sich wieder recht deutlich in ihrem Verhalten gegenüber den Krafehlereien, die einige Leute in der sozialdemokratischen Partei zu veranstalten gesucht haben. Da log man zuerst das Blaue herunter, um aus der Mücke einen Elephanten zu machen. Allein das war noch das Geringste. Man log auch entseglich dumm und ungeschickt, so daß jeder mit den Parteiverhältnissen auch nur oberflächlich Vertraute sofort die Lügenpeterei bemerken mußte. suls ui
Die unter dem Sozialistengesetz herangewachsene revolutionäre thatfräftige, anarchistisch angehauchte Jugend" sollte in heller Rebellion fein gegen das besonnene ängstliche Alter" eine Art von moderner Gigantomach ie hatte begonnen, die, jungen" Riesen wollten den Olymp der alten" Götter erstürmen, und dieser Kampf mußte mit dem Siege der Riesen und der Entthronung der Götter endigen, die natürlich in's Eril geschickt wurden. Und hatten die jungen Riesen einmal die alten Götter aus dem Himmel getrieben nun, dann konnte fommen ja die heilige Hermandad, oder das soziale Kaiserthum und die fiegreichen Riefen nach Nummer Sicher bringen.
Das war die Dichtung. An Phantasie fehlte es nicht. Aber es war auch bloß Phantasie. Zum Lügen gehört einige Kenntniß der Thatsachen. Eine Lüge, die sich nicht auf Thatsachen stüßt, hat nicht einmal die sprichwörtlich kurzen Beine der Lüge. Sie hat gar keine Beine. Sie fann nicht stehen und nicht gehen. Und wo waren hier War etwa über die Thatsachen? Und wo waren die Riesen? Nacht ein Wunder geschehen, und war die Partei von einem Riesen regen heimgesucht worden, wie ja vom Frosch regen und Krötenregen erzählt wird? mom our drill
indem die Parteigenossen von dem allein richtigen demokratischen si Grundjaß ausgehen, daß hundert sozialdemokratische Wähler nicht sibie gleiche Zahl von Delegirten nach dein Parteitag entfenden tönnen, wie viele Tausende. Von einer reinen Gleichartigkeit könne da gar keine Rede sein. Der gesammte Vorstand des Vereins wird beauftragt, den Unterzeichneten oben genannter Bekanntmachung diesen Beschluß zu unterbreiten und den Genossen die Antwort auf schnellstem Wege zur Kenntniß zu bringen.
2. Die heutige Versammlung spricht ihr vollstes Einverständniß mit den Ausführungen des Referenten, Herrn Br. Wille, aus, und erivartet von dem demnächst stattfindenden Parteifongreß, daß die bisherige Taftit der Berliner Parteigenoffen in feiner Weise in Zweifel gezogen wird seitens der sozialdemokratischen Fraktion und daß die durch die Berliner Vertreter für nothwendig im Interesse der fortschreitenden Entwicklung der Taktik unserer Partei erach teten Aenderungen die vollste Anerkennung und Annahme finden." Zu dem Passus, der sich auf die Wahl der Delegirten zum Parteitag bezieht, sei bemerkt, daß der Referent, Schriftsteller Br. Wille, den Vorschlag der Parteivertretung, daß kein Wahlfreis durch mehr als drei Delegirte vertreten sein darf", in einer Weise auslegte, als ob nun feder Wahlkreis drei Delegirte senden werde, was sich, wie die einfachste Ueberlegung sagt, durch die Natur der Dinge von selbst ver= bietet. Zum Entsenden von Delegirten gehören Mittel und zwar bei der in Aussicht genommenen Dauer des Kongresses sehr erhebliche, so daß schon eine ansehnliche Anzahl von Gesinnungsgenossen nothwendig ist, um einen Delegirten zu entsenden, geschweige denn dret. Gewiß ist der vorgeschlagene Modus teine Bürgschaft für eine absolut gerechte Proportionalvertretung, aber wie unter den heutigen Verhältnissen in Deutschland , bei der verschiedenartigen Handhabung der Gesetze, eine solche ausfinden. Es handelt sich hier immer nur um die Wahl des fleineren zwischen verschiedenen Uebeln, jeder Modus wird seine Mängel
Pius Die Sozialdemokratie glaubt an feine Wunder, und sie glaubte also auch nicht an die Riesen und den Riesenregen. Betrogen waren bloß die armen Ordnungsphilister, die, im Gefühl ihrer eigenen Ohnmacht, gerne an Wunder glauben, durch welche sie gerettet werden. daufweisen. Die Sozialdemokraten lachten: ein fräftiger Griff, und die Spinnweben der Lügenpeter waren zerrissen, die Seifenblasen ihrer Hoffnungen zerplatzt.
Aber die Lügenpeter haben auch durch ihr Lügen, mit dem sie bloß ihre eigene Sippe und sich selbst täuschten, ihre ganze nehrlichteit verrathen.
Seit Einführung des Sozialistengefeßes haben fie tausend- und tausendmal betheuert, sie wollten die Sozialdemokratie nicht vernichten, sondern nur den„ Ausschreitungen" der Sozialdemokratie steuern -die Sozialdemokratie auf den gefeßlichen Boden" drängen.
Nun, wenn ihnen damit Ernst war, dann hätten sie sich doch freuen müssen über die" Besonnenheit" der Führer", die ihnen zufolge fich bemühten, die Arbeiterbewegung in ruhigen Bahnen" zu halten, und gewaltsame Konflikte zu vermeiden.se
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Allein weit gefehlt! Für die besonnenen Führer" hatten sie nur Worte des Hohns. Den Heißspornen" aber, die über die Köpfe der " Führer" hinweg angeblich zu gewaltsamen Konfliften", d. h. zu der wiederum angeblich so sehr gefürchteten und verabschenten " blutigen Revolution" treiben wollten, streichelten sie zärtlich die Wangen und ermunterten fie auf jegliche Weise.
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Damit haben die reaktionären Lügenpeter sich selber entlarvt; fie haben gezeigt, daß sie es find, welche die blutige Nevolution" anstreben und vorbereiten" daß sie es sind, welche die„ ruhige friedliche" Entwicklung fürchten- daß sie n mit einem Wort die Männer des gewaltsamen Umsturzes" sind.
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Neu ist die Taktik allerdings nicht seit die Feinde der sozialen Gerechtigkeit und des politischen Fortschritts zum Bewußtsein ihres kulturfeindlichen Wesens gelangt sind, treiben sie dieses Spiel und sind bemüht unter Anwendung der niederträchtigsten Mittel( Lockspizel 2c.) die Arbeiter zu Erzessen( Ausschreitungen") zu verlocken und die Emanzipationsbestrebungen der Arbeiter in Mißkredit zu bringen.] Das ist wie gesagt. ein altes Manöver, und es ist ein infames Manöver. Und womöglich noch dimmer als infant. Denn es könnte leicht denen sehr fatal werden, die in ihm ihr Heil zu finden ver= meinen. Was wäre die Folge, wenn es gelänge? Furchtbare Katastrophen revolutionäre Erhebungen, Straßenaufstände, die wohl einmal, zweimal und öfter niedergeworfen werden können, aber, mit Nothwendigkeit, im verstärktem Maße wiederkehren müssen, bis sie zuletzt eine Dimension annehmen, die für die verbrecherischen Thoren, die das schändliche Spiel getrieben, den Tag unerbittlicher, erbarmungsloser Nemesis bedeuten würde. S
Wer der Revolution die Hand reicht, mit der festen Absicht, ihre Wege zu wandeln, kann durch sie über den Abgrund gehoben werden; wer sie betrügen und überlisten will, wie diese traurigen Gesellen mit der Dummpfiffigkeit des Polizeiverstandes, der ist unrettbar verloren.
- Der Vollständigkeit halber lassen wir hiermit zwei auf die inneren Parteiverhältnisse bezügliche Resolutionen folgen, die am 12. August in Moabit bei Berlin in einer Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins im 6. Berliner Reichstagswahlkreise beschlossen wurden:
1. Die heutige Versammlung erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden und erklärt den Wahlmodus für undemokratisch, sowie als einte Bergewaltigung der großstädtischen Parteigenoffen, welche bisher die Partei mit den größten Opfern geiftig und materiell zum größten Theil hochgehalten haben.
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Der sozialdemokratische Wahlverein des sechsten Berliner Reichstagswahlkreises beschließt, den vom 1. Auguſt bekannt gemachten Vorschlag zur Wahl der Delegirten zum Parteitag zurückzuweisen,
Dem Mittwochgottesdienst steht Beter allein vor. Anfangs wird gebetet und etwas gesungen dann erklärt Peter den Katechismus. Fast jedes Jahr wird zur Fastenzeit ein Hirtenbrief verlesen, und im März des Jahres 1883 war mit einem solchen päpstlichen Hirtenschreiben eine Ablaßspende verbunden. Der Kaplan meinte, daß die Insassen der hätten, der
Anstalt ganz besont enn freigeberischen Gunst des
Ablaffes theilhaftig zu werden; denn durch Erwerbung diefer Spende fönne man Vergebung seiner Sündenstrafen auf Erden schon und auf Jahre hinaus erlangen. Das einzige Aequivalent der Sträflinge be= stand in wöchentlichem Beten des Rosenkranzes, während der Mittwochsgottesdienstzeit, und zwar für die Dauer der ganzen Fastenperiode.
Ohne Zweifel mußten die Gefangenen bestrebt sein, diese seltene Gnade für sich herbei zu führen. Wo sonst sollte ein so großes Bedürfniß nach Erlaß von Sündenschulden vorhanden sein, als im Zuchthause? Um ganz sicher zu sein, daß auch jeder Züchtling zugreift, und um zugleich das lange Beten in Gesellschaft erträglicher zu machen, ver= ordnete also Peter, daß der Mittwochgottesdienst zur Erringung der Spende verwendet werden soll. Er erwarte ein reges Wettbeten.
" Stolin", flüsterte ich nach dem Gehörten meinem Nebenmanne zu, iegt hast Du die beste Gelegenheit, Deine acht Jahre abzuladen, und die anderen katholischen Sträflinge werden wohl nicht minder säumen, einer Abkürzung oder gänzlichen Nachlassung ihrer Strafen die Hand zu bieten. Bald werden nur Evangelische und wir Sozialisten die düsteren Näume des Zuchthauses bevölkern."
Kolin schlug sein Gesangbuch auf und las daraus:„ Davon will unser fleiner Direktor nichts wissen."
" Dann ist diese ganze Ablaßspende Humbug", bemerkte ich.
Das zwar nicht, aber was es eigentlich ist, weiß ich selbst nicht. Peter wird es uns schon noch sagen", flüsterte Stolin wiederum aus seinem Buche.
Peter erflärte uns die Bedeutung des Ablasses.
Die Heimsuchung von Schicksalsschlägen, Unglücksfälle aller Art, Trauer und Trübsal sind Strafen Gottes, die er wegen eines lasterhaften gottlosen Lebenswandels so nebenbei über den Menschen verhängt. Diese Art Strafen sollen dem Menschen, der den Ablaß erwirbt, auf längere oder fürzere Zeit erlassen werden.
Und wenn nun innerhalb der errungenen Ablaßzeit der Amnestirte dennoch von unerbittlichen Schicksalsschlägen heimgesucht wird? Nun, dann sind sie eben keine Strafen mehr, dann sind sie Prüfungen und Schickungen Gottes, die seine weise Vorsehung zuläßt, um den Menschen nicht übermüthig werden zu lassen. Wen Gott lieb hat, den züchtigt er." Der Rosenfranz begann. Nach der Volltönigkeit des Betens zu schließen, mußten nur wenige von der befreienden Kraft des Ablasses überzeugt sein, und diese Wenigen, einen so heroischen Anlauf sie auch anfangs nahmen, spürten bald die Ermüdung eines langandauernden Betens. Ihre Stimmen sentten fich merklich. Die Erhöhung des
Das hätte Herr Wille, wenn er ehrlich vorgehen wollte, in seinem Referate berücksichtigen müssen. Statt dessen hat er sich in den albernsten Uebertreibungen gefallen.
Einige der nachfolgenden Redner find dann noch weiter gegangen und haben sich zu Anschuldigungen gegen Genossen verstiegen, die sich direkt als Lügen herausstellten. Wir können nicht umhin, die bodenlose Leichtfertigteit, mit der einzelne Genossen bei der Hand find, ihnen mißliebige Personen die Ehre abzuschneiden, auf's Schärfste zu rügen. Bei aller sachlichen Meinungsverschiedenheit müssen wir immer trachten, gerecht gegeneinander zu bleiben. Es fällt uns daher auch nicht ein, alle zur Zeit in der Opposition gegen die Parteivertretung befindlichen Genossen mit den Urhebern iener Berläumbung zu identifi ziren. Im Gegentheil, unsere Rüge geschieht im Interesse einer jach lichen Diskussion. Und wir können nur hoffen und wünschen, daß die Nothwendigkeit, die Diskussion von allen Verdächtigungen frei zu halten, allseitig in der Partei erkannt und berücksichtigt werde.
Die Berliner Genossen haben für die gemeinsame Sache Großes geleistet, das wird in der ganzen Partei freudig anerkannt, und Niemand wird ihnen bestreiten, daß sie ein Recht haben, im Verhältnisse ihrer Leistungen vertreten zu sein. Aber sie mögen sich vor Uebertreibungen hüten, und darauf bedacht sein, es zu verhüten, daß sich in Deutschland ein ähnlicher Gegensaz herausentwickelt, wie er in Frankreich zwischen Paris und der Provinz besteht. Es fei ihnen genug, an der Spize der Bewegung zu marschiren; alle Ansprüche, die darüber hinausgehen, find vom Uebel.
- Die Verfolgungswuth, welche die preußischen Polizeiorgane gegen den Genossen Sonstantin Janiszewsti entwickeln, würde, wenn sie nicht so gemein- brutal wäre, wirklich nur tindisch genannt werden können. Nachdem Janiszewski kürzlich auf Grund einer, aus dem Staub der Archive hervorgesuchten Polizeiverfügung aus Berlin und Charlottenburg ausgewiesen worden war, hatte er sich in Fried richshagen bei Berlin niedergelassen, um von da aus sein Geschäft in Berlin zu betreiben. Jetzt ist er nun, wie die Zeitungen berichten, laut Verfügung des königlichen Regierungs- Präsidenten von Potsdam , Grafen Hue de Grais, vom 26. Juli d. J., welche ihm am 4. d. M. zugestellt ist, auch aus dem Vorort Friedrichshagen ausgewiesen, mit der Weisung, zur Vermeidung einer zehntägigen Haft den Ort binnen acht Tagen zu verlassen. In etwa dreißig anderen in der Zustellung aufgeführten Vororten Berlins , Rigdorf, Stegliz, Rummels burg , Baufow 2c. ist dem Ausgewiesenen gleichzeitig ebenfalls der Aufenthalt versagt worden."
Nicht also genug, daß Jansszewski auf Grund schmachvoller Tendenzurtheile um fast sechs Jahre seines Lebens betrogen wurde, soll er jeẞt mit Gewalt auch materiell ruinirt werden. Und woraufhin? Hat er irgend etwas gethan, das ihn als besonders staatsgefährlichen, auf Mord und Todtschlag finnenden Menschen charakterisirte? Nicht im Geringsten. Er ist ein Sozialist wie Tausend Andere auch, er hat agitirt, wie Tausend Andere, ohne sich aber besonders hervorzudrängen furz, nichts kann den Haß, mit dem die preußischen Polizeiorgane ihn verfolgen, erklären, als höchstens das schlechte Gewissen, das die Vertreter des Polizeistaats gegen einen Menschen haben müssen, ber in so hervorragendem Maße dessen Opfer gewesen ist, wie K. Janizewsti.song indadoor
Halt Gines hätten wir beinahe vergessen, Janiszewski hat es sich besonders angelegen sein lassen, den Ihring- Mahlow des Mein eids zu überführen, diesen Musterbeamten des Systems Puttkamer . Der Träger dieses schmachvollen Systems ist zwar gefallen, es selbst aber spuckt noch in allen Polizeistuben fort, die Stüßen des Systems sigen noch in allen Regierungsämtern, und so erklärt sich nicht nur die
Tones des vorbetenden Kaplans bewirkte zwar einigemale, daß auch die betenden Sträflinge ihre Stimmen verstärkten, und daß die schnarchenden Aufseher verstimmt aus dem Schlafe erwachten, aber noch war die Hälfte des Rosenkranzes nicht abgeleiert und schon half dem Kaplan die größte Stimmanstrengung nicht mehr. Das Beten sant zu einem leisen unverständlichen Gemurmel herab und wiegte neben den wieder eingeschlummerten Aufsehern noch eine Anzahl Sträflinge in fanftes Träumen.
Mit Ach und Krach drückte Peter den Rosenkranz durch. Die flaue Betheiligung und das schnelle Nachlaffen der Betenden zog uns eine gepfefferte Strafrede zu. Es sei unerhört und beweise zur Evidenz, wie grundverdorben ein großer Theil der Menschheit ist. Die schlech= testen Christen aber seien unbestritten die offiziellen Verbrecher in dem Zuchthause, die die angebotene Befreiung von ihren Sündenstrafen so schnöde von sich wiesen. Es sei pure Faulheit und Schlechtigkeit, wenn bie Züchtlinge nicht einmal den Rosenkranz beten wollen; er muß ia auch mitbeten, und wenn er es könne, so könnten die Sträflinge es auch leisten.
Peter zog nur den einen Umstand nicht in Betracht, daß das Beten fast seine einzige Arbeit bildet, und daß er es gut bezahlt bekommt. Die Sträflinge aber find froh, wenn sie ihr obligatorisches Pensum fertig bringen; ein freiwilliges, noch dazu ein unerquickliches, sich auf= zubürden, kann ihnen ein unvernünftiger Mensch nicht zumuthen. Der Bapst hat im Zuchthause mit seiner Ablaßspende schlechte Geschäfte gemacht, und dem Kaplan nur Aerger und Verdruß bereitet.
Im Ganzen und Großen hat die Kirche nicht viel Bekehrungen unter ihren Zöglingen in der Anstalt aufzuweisen. Und die Geistlichen rech nen mit dieser Thatsache; sie konzentriren ihre Thätigkeit auf den Theil ihrer Lehre, der von Unterwerfung, von Gehorsam gegen die Oberen und von Sanftmuth und Geduld im Ertragen der Leiden handelt. In dieser Richtung sind sie und der Direktor denn auch mit ihren Erfolgen zufrieden. Stets wird den Züchtlingen vor Augen gehalten, was für Sünder sie vor Gott und den Menschen seien, und daß sie ihren Vorgejezten, namentlich den Geistlichen, von Herzen dantbar sein müßten, daß dieselben sich überhaupt mit Sträflingen befaßten.
Die mündliche Lehre der Pfaffen wird ergänzt durch eine dieser Lehre entsprechende Lektüre. Die Anstalt ist im Besis einer Bibliothek, welche sich für die katholischen Sträflinge auf mehrere hundert Bände beläuft; die Evangelischen bekommen evangelische Erzeugnisse der Literatur. Der Kaplan ist Bibliothekar der katholischen Abtheilung. Samstag Abends bekommt jeder Sträfling ein Buch, und jeder muß dasselbe am Montag Morgen wieder abgeben. Doch ziehen Viele das Arbeiten am Sonntag dem Lesen des Buches vor. An der Thatsache, daß die Sonntagsarbeit in der Anstalt troß des dominirenden Einflusses der Geistlichen erlaubt, ja geradezu eine Nothwendigkeit ist, wenn ein Sträfling ein langsamer Arbeiter ist und sein Wochenpenfum fertig bringen
Ausweisung Janiszewski's, sondern auch noch vieles andere. Erklären heißt indeß in diesem Falle nicht verzeihen..
Nein, das System Puttkamer ist noch nicht todt. Das zeigt auch die vertrauliche Verfügung", welche Herr Herr furth unter dem 18. Juli an die Regierungspräsidenten über die Betämpfung der Sozialdemokratie nach Erlöschent des Sozialistengefeßes" erlassen hat. In diesem merkwür Sigen Aftenstück wird, wie die Berl. Volfsztg." nach der Trier 'schen Landeszeitung" mittheilt, die besondere Aufmerksamkeit" dieser Beamten Sarauf gelenkt, den sozialdemokratischen Ausschreitungen mit Entschiedenheit entgegenzutreten und zu diesem Zwecke von den zu Gebote stehenden Mitteln, unter sorgfältiger Einhaltung der gesetzlichen Schranken inner d halb derselben, aber bis an die Grenze des Bulässigen Gebrauch zu machen." Insbesondere soll dies auf dent Gebiete d des Vereins- und Preßwesens geschehen. onlindsado grado h
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Die Versammlungen der Sozialdemokraten", so heißt es wörtlich, iry swerden unausgesezt zu überwachen, die in denselben begangenen Strafthaten jedesmal zur strafgerichtlichen Verfolgung zu bringen und diese Versammlungen aufzulösen sein, sobald ein hierfür den bestehenden Vorschriften aus= reichender Anlaß gegeben ist. Zu diesem Behufe wird izes der unausgesetzten Aufmerksamkeit der Ueberwachungsorgane bc= dürfen, um in den gehaltenen Reden diejenigen Stellen herauszu finden( das Wort ist wirklich bezeichnend, findig muß der Staatsretter sein. Ned, d." S."), welche den Thatbestand ciuer im Strafgesetzbuche mit Strafe bedrohten Aeußerung wahrscheinlicher Weise begründen, und sich der wortgetreuen schriftlichen Aufnahme folcher Redetheile zum Anhalte für die sofort zu beantragende gerichtliche Verfolgung zu unterziehen. id
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Was die Befugniß zur Auflösung einer Versam m= Inng anlangt, so ist dieselbe nicht auf die in§ 5 des Vereinsgefeges vom 11. Mai 1850 erwähnten Fälle beschränft, wonach die Auflösung angeordnet werden fann, wenn in der Versammlung Anträge oder Vorschläge erörtert werden, die eine Aufforderung oder Anreizung zu strafbaren Handlungen enthalten. Die Auflösung erscheint vielmehr nach der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts auf Grund des§ 10 Titel 17 Theil II des Allg. Landrechts auch über diese Fälle hinaus zulässig, wenn sie zur Aufrechterhaltunge order öffentlichen Sicherheit oder Ordnung, wie in Fällen von ausbrechendem Tumult 2c. unbedingt nothwendig ist. dt Bersammlungen unter freiem Himmel, auf welche der Grund faz des Artikel 29 Absatz 1 der Preußischen Verfassung nach Artikel 29 Absatz 2 keine Anwendung findet, bedürfen nach den§§ 9 und 10 des Vereinsgefeßes im Allgemeinen der vorgängigen schrift lichen Genehmigung der Ortspolizeibehörde, welche nur bei Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung zu versagen ist. Die Polizeibehörden sind hiernach ermächtigt, derartigen Veranstaltungen us der Sozialdemokratie bezw. Straßenaufzügen und demonstrativen Leichenbegängnissen nach wie vor vorbeugend und hin dernd entgegenzutreten, und werden darauf hinzuweisen fein, daß sie von dieser Ermächtigung bei dem Zutreffen der bezeichneten Voraussetzung stets Gebrauch zu machen haben. Es wird dann noch auf die Bestimmung des preußischen Vereins
gefeßes hingewiesen, wonach die Schlie Bung Pother politi=
scher Vereine zulässig ist, welche behufs gemeinsamen Wirtens in Verbindung treten.
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Was die sozialdemokratische Presse anlangt, so bemerkt die Ver fügung refignirt, hier könne die Polizei im Wesentlichen nur als eine Helferin der Justiz thätig sein". Sie soll sich auf eine sorgfältige Prüfung der Drucksachen nach strafrechtlichen Gefichtspunkten und auf eine Beschlagnahme derselben nach Maßgabe der§§ 23 ff. des Gesetzes über die Presse vom 7. Mai 1874 zu erstrecken haben." Die Beschlagnahmen sollen möglichst schnell und vor erfolgter Verbreitung der Druckschrift bewirft, und jedem Versuche einer weiteren Verbreitung foll energisch entgegengetreten werben. Sand built
Die Verfügung schließt:
" Ferner werden die Polizeibehörden darauf hingewiesen sein, daß sie, sofern die Befürchtung einer umfangreichen Störung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit begründet erscheine, sich rechtzeitig mit den Militärbehörden in Verbindung zu setzen haben."
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Dies der Inhalt des Rundschreibens, das einer Kritik im Einzelnen und es ist nicht bedarf. Die„ Boltsztg." meint, wenn es echt sei echt so könne sie zu demselben die sozialdemokratische Partei mur be= glückwünschen. Die Partei habe, um einen volksthümlichen Ausdruck zu gebrauchen, ein unverschämtes Glück mit ihren staatsmännischen" Gegnern, mögen dieselben nun Bismarck und Puttkamer oder Eulenburg und Herrfurth heißen."" Nach den in der vorstehenden Verfügung niedergelegten Grundfäßen", heißt es dann weiter, ist die Sozialdemo= tratie von 1874-1878, befämpft worden, und uns klingen die Worte noch in den Ohren, mit denen die Frennde des Sozialistengeteges 1878 ausführten, eine vierjährige Erfahrung habe gezeigt, daß es auf diesem Wege nicht ginge, die repreffive Methode" schaffe nur Märtyrer und erwecke der Sozialdemokratie immer neue Sympathien im Volte, des= halb sei die präventive Methode" des Ausnahmegesetzes nothwendig. Nachdem man zwölf Jahre gebraucht hat, um zu erkennen, daß es da= mit auch nichts ist, diese Methode vielmehr auch nur das bewirkt, was sie verhindern will, fehrt man zur repressiven Methode" zurück, über beren Widersinn man sich 1878 so klar war. Nun, das ist der Polizeistaat, wie er leibt und lebt
will, an dieser Thatsache ist die Aufrichtigkeit der Bestrebungen der Geistlichen, die angeblich so sehr auf Sonntagsheiligung drängen, abzua messen. Man kann aber auch daran bemessen, wie anziehend die Lektüre sein muß, wenn die eintönige Arbeit ihr vorgezogen wird. Befassen wir uns näher mit der katholischen Literatur.
Die große Mehrzahl der Bücher enthalten Erzählungen für die christliche fromme Jugend, und da wir zu dieser Kategorie nicht zählen, wollen wir uns nicht länger dabei aufhalten. Ein Schriftsteller, der Name ist mir entfallen, macht in Weltgeschichte, selbstverständlich in fatholischer. Interessant ist seine Abhandlung über das Alterthum, und darin besonders das Kapitel: Die Götter Griechenlands . Mit wahrer Wollust und anerkennenswerthem Gifer analysirt er die Bewohner des griechischen Olymp und untersucht sie auf Herz und Nieren. Man merkt die Absicht und macht die Probe auf das Erempel beim Gott der Christen.
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Mich dünkt, dieses Spüren nach den Schwächen und Gebrechen fremder oder verstorbener Götter ist ein gefährliches Unterfangen. Eint Monarchist thut gut, die schwachen Seiten fremder Fürsten mit dem Mantel der Nächstenliebe zu bedecken, wenn er nicht will, daß man feinen eigenen Herrn aus nächster Nähe betrachte. Und der Christengott hat alle Ursache, einer Untersuchung seiner löblichen Eigenschaften aus dem Wege zu gehen.
Ein Herr Lindemann schreibt Literaturgeschichte vom ästhetischen Standpunkte aus; der katholische wird erst in zweiter Linie berücksichtigt, und dafür bekommt der Verfasser von oben einen Rüffel. Seine Domäne ist das Mittelalter; mit der romantischen Schule ist er nicht ganz unzufrieden, und mit Jungdeutschland geht er verhältnißmäßig gnädig in's Gericht. Bewundernd schaut er auf zu der mephistophelischen Genialität eines Heine, gelinde tadelnd streift er die politische Gedankenrichtung Freiligrath's, Hoffmann's von Fallersleben , des fosmopolitischen Nachtwächters sammt Anhang. Aber seine ganze Galle, fein gewaltiger Zorn ergießt sich über Herwegh . Dem tann er nicht vergeben, daß er einst dem preußischen König die Worte in's Geficht geschleudert:
Wer, wie ich, mit Gott gegrollt, Kann auch mit einem König grollen." Herwegh fann er nicht verzeihen, daß er so kühn in Wort und mit der Feder, und so seig unter dem Sprißleder einer Droschte schon vor dem Gefecht nach der Schweiz entfloh.( Bekanntlich eine Fabel. Red. d.„ S.-D.") Seine legten Gedichte", heißt es, tragen einen so rüden Ton, daß sie in unseren Tagen noch verboten werden mußten." ( Fortsetzung folgt.)
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