Darf man im Deutschen Reich die Wahrheit sagen? Am 25. August hat sich vor der II. Straffammer des Landgerichts Bremen   ein Prozeß abgespielt, der auf diese Frage eine bezeichnende Antwort ertheilt. Angeklagter war ein Lehrer einer Bremer   Stadt­schule, der gegen eine Lehrerin, die das Verhalten einiger jüngerer Lehrer tadelte, die Aeußerung gemacht haben sollte:" Was müsse sie dann von dem Schulvorsteher Willmann sagen, der nur die Ven­tilation verstopfe, um bei der Heizung zu sparen." Die Leser des " Sozialdemokrat" werden sich wohl der Korrespondenzen aus Bremen  über das skandalöse Sparsystem" des genannten Herrn erinnern, die wir im Frühjahr zur Veröffentlichung brachten. Alles, was dort ge­sagt worden war, ist in der Gerichtsverhandlung als den Thatsachen entsprechend erwiesen worden, namentlich auch die, uns seinerzeit fast unglaublich erscheinende Angabe, daß Herr Willmann, der für eine ihm vom Senat ausgesezte Summe die Heizung der Schule bestritt, um am Holz zu sparen, den Ventilationsschacht mit Platten hatte her= metisch verschließen lassen. Troßdem dies festgestellt wurde, und trotzdem der gerichtliche Sachverständige befundete, daß die Schachte auf keinen Fall verstopft werden dürften, wurde der Lehrer wegen Beleidigung zu einer Geldbuße von 20 Mark, eventuell fünf Tagen Haft verurtheilt. Das Gericht nahm für erwiesen" an, daß der Angeklagte die betreffende Aeußerung machte,( er hatte be= stritten, sie in der denunzirten Form gethan zu haben. Ned.) es nahm auch für erwiesen an, daß der Schulvorsteher die Ver= stopfung der Luftschachte unrechtmäßiger Weise vor= nahm und sei insofern dem Angeklagten der Beweis der Wahrheit gelungen, es glaubte aber nach dem Wortlaut des§ 192 von einer Ver­urtheilung nicht absehen zu dürfen, da in dem vorliegendem Falle aus der Form der Bemerkung immerhin eine Beleidigung hervorgehe."

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Also die Konstatirung einer notorischen Thatsache, die Saz für Satz bewiesen wurde, einer Thatsache, die die Erregung des Lehrers gradezu herausforderte, denn die Verstopfung des Ventilationsschafts fam zit Tage, als Ende vor. Jahres die Luft in den Klassenzimmern absolut unerträglich wurde, sie war ein Verbrechen an den Schul= kindern und ein schweres Unrecht gegenüber den Leh= rern die Konstatirung dieser Thatsache begründet das Ver­gehen einer strafbaren Beleidigung. Ob aber, wenn bei ähnlicher Sachlage der Schulvorsteher Angeklagter und das Verhalten des Lehrers Gegenstand der Erörterung gewesen wäre, ob dann die II. Straffammer des Landgerichts Bremen   ebenfalls glauben würde, von einer Ver­urtheilung nicht absehen zu dürfen"? Indeß, der Fall kann in Deutsch­ land   ja gar nicht vorkommen. Welcher Staatsanwalt würde es mit dem öffentlichen Interesse" vereinbar finden, eine Auflage zu erheben? Etwa der Staatsanwalt Crüsemann zu Bremen  , der für die obige, als wahr erwiesene Aeußerung eine Geldstrafe von 150 Marf, eventuell 30 Tage Haft beantragte? Es wäre eine, mindestens einige Jahre Zuchthaus erfordernde Beleidigung, ihm so etwas auch nur zuzumuthen. Englische Richter pflegen auf solche Beleidigungsklagen die aber der Beleidigte selbst zu erheben hat- sobald die Aeußerung dem Thatbestand entspricht, selbst wenn wirklich eine formelle Beleidigung vorliegt, da= mit zu antworten, daß sie den Beleidigten" eine Entschädigung von einem Farthing, der kleinsten englischen Geldmünze 2 Pfg., zusprechen. Im vorliegenden Falle aber hätte der sparsame Schulvor steher nicht einmal auf dieses Benefizium zu rechnen.

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m. ,, Mit solchem Gesindel muß man sich herumschlagen!" rief, nach der Schitigeschichte, Friedrich, der sogenannte Große, während der Schlacht von Zorndorf   aus. Ob's wahr ist, wissen wir nicht wahrscheinlich nicht denn von je hundert solcher" geflügelten Worte" der Heldenhistorie sind mindestens 99 erfunden, wie überhaupt 99 Hun­dertstel der ganzen Heldenhistorien womit wir nicht gesagt haben wollen, daß das übrige Hundertstel wahr sei. Genug, der alte Friz foll so gesagt haben, und jedenfalls gibt es Lagen, in welchen man versucht ist, so zu sprechen. Wir Sozialdemokraten z. B. sind sehr häufig in der Lage; ia, wir sind es fast immer, denn nur äußerst selten kommt es vor, daß wir von ehrlichen Gegnern bekämpft werden. Von den weltgeschichtlichen oder, um den modischen Ausdruck zu gebrauchenfätulären Infamien des Säkularmenschen und seiner Ne­gierungszeit wollen wir hier nicht reden das gehört der Vergangen­heit an; der Säkularmensch ist todt und steckt in der Hölle des Dante, wo er an sich selbst furchtbare Strafe übt der ekelerfüllten Mensch­heit ein Schauspiel gebend, so abschreckend, so lehrreich, daß selbst die Phantasie eines Dante hier die Wirklichkeit nicht erreichen wird. Der ist besorgt und aufgehoben den überlassen wir der Nemesis und sich selbst. Nein wir haben die neueste Aera vor Augen, und wollen gleich mitten in die Thatsachen hineinspringen.

Der gegenwärtige Minister des Innern, der Nachfolger des Buttfamer, Herr Herrfurth, erflärte im vorigen Winter im Reichs­tag: die Regierung fönne unter feinen Umständen auf das Sozialisten­gesetz verzichten; sie fönne unter feinen Umständen in eine Milderung des Sozialistengesezes, namentlich nicht in die Beseitigung des Aus­weisungsparagraphen mit dem kleinen Belagerungszustand" willigen; das Sozialistengeses sei nothwendig zur Rettung von Staat, Gesellschaft, Familie, Eigenthum u. s. w.

Wohlan, dieser nämliche Herrfurth hat vor einigen Wochen eine Denkschrift an den Kaiser gerichtet, worin er ausführt, daß das Sozia­listengesetz wirkungslos" und schädlich" gewesen sei.

Vor sechs Monaten nothwendig, heute schädlich" und ,, wirkungslos"!

Was müssen wir von einem solchen Staatsmann halten?

Aber das ist noch nicht Alles. Derfelbe Herr Herrfurth hat an die preußischen Regierungspräsidenten ein Zirfular gerichtet, in welchem er fie auffordert, die Praxis und die Praktiken des Sozia listengesetes auch nach dem 1. Oktober fortzuseßen! Oder bedeutet sein Zirkular wohl etwas anderes? Es ist wahr, Herr Herrfurth ermahnt die Herren Regierungspräsidenten  , sich stritte an das Gesetz zu halten, aber er fordert sie auch auf, die bestehenden Ge­seze mit aller Schärfe gegen die Sozialdemokraten anzuwenden. Damit ist so deutlich, als Worte es sagen können, ausgesprochen, daß die Sozialdemokraten auch nach dem 1. Oftober unter einem Ausnahmezust and stehen sollten, insofern die Geseze mit besonderer Schärfe gegen sie angewendet werden. Und was sind das für Gesetze, welche scharf" angewandt werden sollen? Das Vereinsgesetz, das Ausweisungsrecht, das Preßgesez lauter Polizeigeseße, die von demselben Geiste eingegeben wurden, wie das Sozialistengesez und sich von ihm bisher nur dadurch unterschieden, daß sie für alle Parteien gleich­mäßig gelten. Von dem Moment aber, wo der Minister des Junern, der oberste Chef der Polizeibehörde, deutlich erklärt, diese Polizeigesetze seien gegen eine bestimmte Partei Scharf" anzuwenden, ist auch jeder unterschied zwischen ihnen und einem gewöhnlichen, formellen Aus= nahmegesek verschwunden.

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Die genannten drei Polizeigesetze vom 1. Oktober scharf" gegen die Sozialdemokratie angewandt, das ist vollkommen gleichbedeutend mit der Fortdauer des Sozialisten geseges. Die Willkür und die Härten dieses Gesetzes, welche bewirkt haben, daß es mußlos und schädlich" war, wie Herr Herrfurth in seinem legten Zirkular sich aus­drückt, sollen nach dem vorlegten Zirkular desselben Herrn Herr­furth fortdauern!

Was soll man von solchen Männern denken? Und das sind Staats­männer und noch obendrein Männer der neuesten" Aera!

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In der Nummer 105 der ,, Sächsischen Arbeiterztg." letzten unter der alten Redaktion heißt es am Schluß einer gegen Liebknecht gerichteten Notiz:

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Herr Liebknecht hatte vor längerer Zeit im Wiener Arbeiter­blatt als Korrespondent über eine Streitfrage berichtet und sein Urtheil abgegeben. Dieses Urtheil wurde als bedeutungsvolle aus­ländische Preßstimme im Londoner Sozialdemokrat" erwähnt; es sollte damit bewiesen werden, daß ausländische Parteigenoffen in der betreffenden Streitfrage genau so dächten, wie die deutsche Fraktionsmehrheit. Nun rührte die Notiz im Sozialdemokrat" aber ebenfalls von Herrn Liebknecht selbst her. Er zitirte also sich selbst als Preßstimme des Auslandes. Ist das Korruption oder nicht?"

Wir sehen uns darauf veranlaßt, zu erklären, daß uns von einem Fall, wie der hier erzählte, nicht das Geringste bekannt ist,

und daß wir daher von dem anonymen Schreiber des Obigen ganz genaue Angaben verlangen, wannt und bei welcher Gelegenheit sich der= selbe zugetragen haben soll. Die Sache geht nämlich keineswegs nur Liebknecht, sondern auch uns an. Sind wir es Liebknecht schuldig, feinen Vorwurf auf ihm sigen zu lassen, für dessen Grundlosigkeit wir Beugniß abzulegen im Stande sind, so verspüren wir außerdem auch feine Luft, auf uns den Vorwurf ruhen zu lassen, wir hätten unser Blatt zu solch unanständigen journalistischen Winkelzügen hergegeben. Vorläufig weisen wir vielmehr denselben ganz entschieden zurück.

Frankreich  . Aus Paris  , den 27. August 1890, wird uns

geschrieben:

Die Possibilisten haben die Abhaltung ihres diesjährigen zehnten Nationalfongresses für die erste Hälfte Oktober festgesezt. Als Kon­greßort ist Châtellerault   bezeichnet worden. Die Arbeitergruppen dieser Stadt haben fich zur Organisation des Parteitages bereits verpflichtet. Dem Aufruf der Parteileitung zur Beschickung des Kongresses sind die Bedingungen der Vertretung auf demselben beigefügt.

Der Nationalfongreß wird durch den Zusammentritt von Delegirten der zur Partei gehörigen Gruppen und Federationen, sowie die von der Partei eingeladenen Gruppen gebildet. Die Organisationen, die sich vertreten lassen wollen, müssen mindestens 15 Mitglieder zählen. Or­ganisationen von 15-250 Mitglieder haben Recht auf die Entsendung eines Delegirten. Die Abstimmung erfolgt nach Gruppen. Kein Dele­girter darf mehr als 5 Organisationen vertreten. Die Tagesord nung ist noch nicht bekannt. Das possibilistische Parteiprogramm for­dert, daß der vorausgehende Negionalkongreß den Ort für Abhaltung des Nationalkongresses bestimme, und daß dieser Ort 6 Monate vor Zusammentritt des Kongresses bekannt gegeben werde. Da beiden Forderungen bei Einberufung des geplanten Kongresses diesmal nicht entsprochen worden, so haben die Gruppen des XI. Arrondissement in der Union   federative beantragt, den 10. Nationalkongreß zu verschieben, bis der Regionalfongreß der Federation des Zentrums( die Pariser  Gruppen), dessen Organisation vorbereitet wird, getagt, und eine Ent­scheidung über den Ort des Nationalfongresses getroffen habe.

Es ist kaum anzunehmen, daß der Antrag durchgehen wird. Die Vorbereitung des Pariser Regionalfongresses scheint sich in die Länge zu ziehen. Die von den Gruppen eingelaufenen Anträge über die Tagesordnung sind von dem Wunsche inspirirt, nicht nur, wie bisher üblich, den theoretischen Fragen, sondern auch den Fragen der Partei­organisation einen breiten Raum zu gewähren. Besonders scheint den Gruppen an der Kongreßentscheidung über die Fragen gelegen, welche Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppen und Komites und dem Zentralfomite zur Zeit der Wahlen zu bestehen haben, welche Stellung und Verpflichtung die Erwählten und Kandidaten der Partei innerhalb der Union   federative haben 2c. 2c. Die Anträge, derartige oder ähn= liche Punkte auf die Tagesordnung des Regionalfongresses zu stellen, wird offenbar dadurch veranlaßt, daß ein großer Theil der possibili­stischen Parteimitglieder mit der Haltung der Führer zur Zeit des Boulangismus, mit ihrem andauernden Liebäugeln mit den bürgerlichen Politikern nicht einverstanden ist und der Wiederholung von politischer Durchstecherei behufs Mandaterjagung vorbeugen möchte. Die Dis­fussionen über diese Fragen werden jedenfalls zur Erörterung Anlaß geben, welche den Brousse, Lavy 2c. nicht gelegen kommen, und die um so hißiger ausfallen werden, wenn es bis dahin nicht gelingt, die im possibilistischen Lager anläßlich einer Kandidatur für den durch Chabert's Tod im Gemeinderath vakant gewordenen Sig ausgebrochenen Streitig­feiten beizulegen.

Während nämlich die Gruppe der Revolutionäre vom Viertel

neuerdings ein Schreiben von der Redaktion der Chicagoer Arbeiter zeitung", worin diese uns mittheilte, daß sie von Genossen mit der Bitte um Auskunft über die Verwendung des Geldes bestürmt werde; es werde in Chicago   die Behauptung kolportirt, daß das Geld für den Wahlfonds der deutschen   Sozialdemokratie benußt worden sei.

Wir haben von diesem Brief Genoffe Bebel Mittheilung gemacht, und es ist uns von diesem eine Antwort zugegangen mit spezieller Dar­legung über die Verwendung der ganzen, bei Bebel für die streifenden Bergleute eingelaufenen Unterstügungsgelder. Soweit dieselbe für die Deffentlichkeit geeignet erscheint, werden wir darüber in nächster Nummer berichten.

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Briefkasten

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der Expedition: E. B. Leeds  : Sh. 4.9% f. Schft. erh. u. Sdg. bewirkt. Bfl. Weiteres.-Württemberg: Mt. 6. f. Schft. u. Ab. erh. Bstllg. folgt. A. A. Bg.: Mt. 1.55 f. Schft. erh. Bfl. Weiteres. For: Mf. 1000.- a Cto. Ab. 2c. erh. Am 28/8 bfl. Mitgetheiltes ad notam genommen u. F. besorgt. Erfragtes recherchirt u. Bstllg. erwartet. K. M. Salomon Leipzig: Sie haben Gegen­beweise beizufügen vergessen. Warum? Weiteres werden Sie zu hören bekommen. Kilian: Avis v. 28/8 hier. Bestllg. wollen Sie beschleunigen, damit prompt geliefert werden kann. Rothes Häuflein: Hoffentlich gelingt es Ihnen, im Hinweis auf die Nothwendig= feit, die Säumigen aufzurütteln. Wir bauen auf Ihre Pflichterfüllung ganz speziell. Gruß!- Pierrot: Sdg. u. Bf. v. 26/8 dtd. erh. Nota folgt. 2. M.: Dfschft. 1 vergriffen. Adr. geord. Noja: Bf. u. Beil. v. 30/8 erh. u. Weiteres nach Wunsch besorgt. Betr. Dischft. 2 einverstanden. Irrthum A.-S." geordnet. Rubikon: Schftbstllg. notirt u. Adr. geordnet. Noia 2c. bfl. Fuchs: Mr. 250.- a Cto. Ab. 2c. erh. u. Effettuirung der Bstllg. 2c. angeordnet. Bferpl. lauft. Adr. notirt. Per P. R. am 30/8 Näheres. Fortsetzung prompt erwartet. Gruß! A. Rsom. Bedford: Sh. 4.- per Ab. 3. Qu. u. Schft. erh. Katalog abgegangen. L. M. Ps.: Mt. 5.60 f. Schft. erh. u. Adr. eingerenft. Satalog 2c. folgt. Sie thun gut, Ihre Aufträge auf noch Vorhandenes zu beschleunigen.- H. El. Argenteuil: Fr. 5.- f. Schft. erh. Bestllg. u. gewünschte Beilage folgt. Ch. Hadlich St. Paul: Grüße v. 19/8 erh. u. herzl. erwidert. Zwei bleiben hier. Möglich, daß deine Bedenken zutreffen; immerhin muß es gewagt werden. Durchgreifend klärt sich's am besten mit offenem Visir u. Hand am Knauf.-r-. L. Ps. Bn.: Mt. 4. f. Ab.- Nest u. Schft. erh. Rechnung stimmt. Rother Holländer: Mt. 20.- Rückzahlung f. M. erh. u. bfl. am 2/9 Weiteres berichtet. W. J. O. Haarlem  : Die englische Post folgt keine Margine ans. Man erhält nur Meldung, daß ein Geldbetrag aus dem und dem Land vorliege und gegen Nennung des Absendernamens zu erheben sei. Bstllg. ist abgegangen. Gruß!- Beelzebub: Schriftenbestllg. ist am 3/9. abgg. soweit effektnirbar. Gruß. B. Btst.: Bbithf. 34 folgt, sobald versandtfertig. Bevor man nicht sieht, wie die Dinge draußen ansehen, sind kraftheischende Neuunter­nehmen unmöglich. Angeregt wurde der Gedanke auch Anderseits. Möglich, daß Ihr D. mitfingert. Außer Zweifel thun es seine Brod­geber. Gruß: Claudius: Schftbftllg. v. 1/9. folgt nach Vorschrft. Nota 2c. bfl. Lappländer: Mt. 1. f. Schft. erh. u. Sdg. bewirkt. Asche" von St. erwarten noch und hoffen auf Fortsetzung. H. Dal­chow, Wimbledon  : Kommt in nächster Nr.

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Couchat" die Kandidatur Allemane's vorschlagen, ist eine andere Gruppe, London  . Kommunistischer Arbeiter- Bildungs- Verein

die von Brousse inspirirt wird, für die Kandidatur André- Gély. Eine Einigung fonnte bis jetzt nicht zu Stande kommen, und so ist das Nationalfomite als Enquete- Stommission und Schiedsgericht ernannt worden. Die Ursache, weshalb Herr Brousse die Sonne seiner Guade nicht mehr über Allemane scheinen läßt, der doch bis vor kurzem sein getreueſter Schildknappe gewesen, und der nicht nur innerhalb der possibilistischen Partei sehr thätig ist, sondern sich durch seine Propa­ganda unter den Setzern verdient gemacht hat, ist jedenfalls, daß Alle­mane in lezter Zeit, und nachdem er bei den Wahlen für die Kammer und den Gemeinderath leer ausgegangen, zur Wiederaufnahme der alten Taktik aufforderte und gegen die Kompromisse mit den bürgerlichen Parteien war, bei denen Brousse noch lieb Kind geblieben ist. Die schwebenden Reibereien möchte man nicht gern vor den Regionalfongreß bringen, andererseits ist aber auch den Possibilisten daran gelegen, mit ihrem Parteitag nicht hinter den Kollektivisten zurückzubleiben, welche befanntlich ihren Nationalfongreß am 11. und 12. Oktober in Lille   ab­halten. Daher die Verlegung der Reglements.

Seit dem Bestehen der possibilistischen Partei, nach der Spaltung von St. Etienne, ist dies das erste Mal, daß dieselbe einen National­kongreß nach der Provinz einberuft. Sie zählt eben in der Provinz nur eine schwache Anhängerschaft. Nur in einigen Städten, wie St. Etienne und Charleville   in den Ardennen, haben die Possibilisten unter der Arbeiterschaft Boden gefaßt. In der letzteren Stadt ward z. B. am 17. August ein Possibilist Noje mit 2110 Stimmen gegen 1919 zum Arrondissementsrath gewählt. Allerdings ward der Sieg nur Dant der bürgerlich- republikanischen Stimmen errungen, Rose hatte nur einen reaktionären Gegenkandidaten.

Seitdem die boulangistischen Wirren vorüber sind, und ein Theil der Parteiführer, von den Truppen gedrängt, sich bemüht, zur alten Tattit zurückzukehren, ist innerhalb des possibilistischen Lagers immer stärker die Nothwendigkeit betont worden, sich mit der Propaganda und Or ganisation nicht nur auf Paris   zu beschränken, sondern alles aufzubie­ten, den Einfluß der Partei in der Provinz zu erweitern Die dies­bezüglichen Versuche sind jedoch bis jetzt- mit Ausnahme der un­mittelbar um Paris   gelegenen Zone und den oben genannten Städten

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ziemlich resultatlos geblieben. Die Versammlungen z. B., welche der possibilistische Deputirte Dumay, zusammen mit dem radikalen De­patirten Moreau zur Zeit des großen Streits im Norden in Lille   ab­hielt, lockten nur ein fleinbürgerliches Publifum an. Die zum Klassen= leben erwachenden und sich an die sozialistische Bewegung aufchließenden Arbeiter der meisten provinziellen Industriezentren, besonders derer, wo der Großbetrieb vorherrscht, sind gut kollektivistisch.

Die von Guesde seit Jahren in der Provinz unermüdlich betriebene prinzipientreue und zielbewußte Propaganda hat Organisationen in's Leben gerufen, die durchaus klar sind und keinen Schritt vom Prinzipe des Klassenkampfes abweichen. Erst gegenwärtig hat die Zahl und die Mitgliedschaft der Arbeiterorganisationen der Provinz wieder einen guten Zuwachs erhalten durch eine erfolgreiche Propagandatour, welche Genosse Guesde nach Lille  , Calais  , Lyon  , Amien, Rochaise, Marseille  unternommen. In Marseille   versuchten die Anarchisten, welche, wie die Staze das Mausen, das Stören der sozialistischen   Versammlungen nicht laffen können, Tumulte hervorzurufen, während Guesde vor einem dichtgedrängten Publikum sprach. Die Dynamiteriche wurden jedoch zurückgeschlagen und mußten kleinlaut abziehen.

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Das Wachsthum und Gedeihen der kollektivistischen Partei in der Provinz macht die Herausgabe eines Zentralorgans- die Kollektivisten befizen ja mehrere Lokalblätter möglich, dessen Existenz gesichert iſt. Am 15. September wird Le Socialiste" wieder erscheinen. Die hauptsächlichsten Mitarbeiter des Blattes sind die nämlichen, welche den verliehen, Lafargue  , Guesde, Deville.

49 Tottenham Street.

Samstag den 6. Sept., Abends Punkt 9 Uhr, Vortrag von Brgr. W. Fuchs

über

Wie man Sozialist wird.

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Samstag den 13. September

Vortrag von Bgr. W. Hoffmann. Zu zahlreichem Besuch ladet ein

Große Preisherabsetzung!

Wir sind in den Besitz des Nestes der amerikanischen   Ausgabe von

Laffalle's sämmtlichen Reden und Schriften

Komplet in 3 Bänden

gelangt, die wir, um damit zu räumen, den Genossen zu wesentlich herabgesetzten Preisen überlassen wollen.

Der bisherige Preis betrug: Mt. 12.- brochirt, gebunden Mr. 16.-. Bon heute ab sind wir in der Lage ,.

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Brochirte Einzel- Exemplare zu Mk. 7.­Partienweise

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6. liefern zu können. In Originaldecken gebunden stellt sich der Einzelpreis auf Mk. 11.-, der Partienpreis auf Mk. 10.-. Zahlreiche Nachfragen nach diesem bei uns längere Zeit hindurch ver griffenen Werke, das zu so billigem Preiſe faum je wieder ausgeboten werden dürfte, machen es wahrscheinlich, daß dieser Rest baldigst ver­griffen sein wird, weshalb wir umgehenden Bestellungen entgegenschen.

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Die zweite, total geräumte Auflage Denkschrift I.

Nach zehn Jahren

wird fortgefeßt start verlangt.

Wir richten deshalb an alle Bezüger, die noch Vorrath ha­ben, das dringende Ersuchen, uns diesen fäuflich zu überlassen und Stückzahl sofort mitzutheilen.

Denkschrift II.

liefern wir gegen baare Vorauszahlung, soweit der 3. 3. z. nur noch mäßige Vorrat reicht.

E. Bernstein& Co.,

114 Kentish Town Road, London   NW  .

Für Amerika  .

Unser bisheriges von Genosse A. Höhne für uns betriebenes

früher erſchienenen Jahrgängen des Socialiste  " Werth   und Bedeutung Bentral- Lager sozialistischer Schriften

Anfang Juni wurde uns durch ein Mitglied des hiesigen anar­chistischen Klubs Autonomie", J. Barber, ein Brief, unterschrieben Joh. Mostler, und bedruckt Independent Baker's Union No. 1, Chicago  ", übergeben, in welchem das Ersuchen an uns gestellt wurde, im Sozial­demokrat" eine Quittung, resp. Abrechnung über eine Summe von zirka 500 Dollars zu veröffentlichen, die vor Jahresfrist in Chicago   zu Gunsten der streifenden Kohlenarbeiter Deutschlands   gesammelt worden und von dem betr. Schazmeister an uns abgeführt worden sei. Wir antworteten sofort, daß wir den Empfang dieser Summe Pfd. 102.05

in Nr. 42 des Sozialdemokrat" vont vor. Jahre quittirt, den Be­trag selbst aber, sobald wir über die Bestimmung des Geldes Avis er= halten, sofort behufs Verwendung im Sinne der Absender nach Deutsch­ land   geschickt hätten. Obwohl sich jeder Kenner der deutschen Zustände von selbst sagen konnte, daß die Veröffentlichung einer speziellen Ab­rechnung, bezi. Quittung der Empfänger, gerade mit Rücksicht auf diese, sich von selbst verbietet, scheinen sich einige Leute in Chicago   mit dieser Mittheilung nicht zufrieden gegeben zu haben, und so erhielten wir

in Amerika  ,

184 William Street New York  ,

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ist mit heutigem Tage in persönlichen Besiz von A. Höhne über­gegangen. Wir bitten daher unsere Freunde und Genossen in Amerika  , bei Be­stellungen fünftighin sich direkt an

A. Höhne, 184 William Street, c/ o. ,, New Yorker Volkszeitung", New- York  , wenden zu wollen, der alle eingehenden Bestellungen prompteft effet= tuiren wird.

London  , 1. Auguſt 1890.

E. Bernstein& Co.

Printed for the proprietors by the German Cooperative Publishing Co. Kentish Town Road 114 London NW.

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