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34. Jahrgang. Nr. 13

Ein Kamerad.

Sonntag

Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt

Den langen Herbst und Winter hielt er getreulich ſtand, Schuf sich aus Krieg und Fremde Heimat und Vaterland. Sein Heimweh tranken die Sterne, es floẞ in die rubende Nacht, am Tage hat er der Heimat wie einer Toten gedacht. Doch als der Frühling mit erſtem Scheine die Luft erfüllt, da war fein bartleuchtend Auge von dunkler Trauer umbüllt, Da ftöhnte er tief im Schlafe und wußte es felber nicht, da welkte in Träumen und Sehnen fein bartes Kriegergelicht. Und eines Morgens im Dämmer, da fang es über das Land­Daftand er, bebenden Mundes, fein Antlitz zum himmel gewandt: Da war eine erfte Lerche, die fang zwifchen Krachen und Graus, da flob die gefangene Seele aus ihres Willens Haus. Daweinte er, Weinte vor Qual: Jetzt fab er erft Cod und Schlacht, fab, was des balben Jahres Krieg über die Erde gebracht. Er griff nicht mehr zum Gewebre, er bat feine Wacht verfäumt, und stand er auf feinem Poften, da hat er gefchwärmt und geträumt.

Er küßte die nackte Erde und warf fich an ihre Bruft, bat nichts mehr von aller Befchwerde, nichts mehr vom Kriege gewußt.

Er hörte auf kein Kommando, nicht, wenn ein Schrapnell zerfprang Kein Schießen, kein Stürmen, kein Rufen- nur: daß die Lerche fang.

Heinrich Lersch  .

Stellungskrieg

und Bewegungskrieg.

schlacht fehlte.

Von Richard Gädke.

Mittelmächte, von vier Seiten durch zahlenmäßig weit über­legene Heere angegriffen, sind ganz klarer Weise nicht stark genug, um den Krieg auf allen Seiten angriffsweise in raschen müssen ihrerseits zu der Aushilfe des Stellungskrieges Bewegungen und großen Entscheidungsschlägen zu führen, sie greifen und müssen andererseits zugeben, daß auch der Geg­er gelegentlich den Schwung ihrer Bewegung durch das gleiche Hilfsmittel verzögert.

Tit

TRO

Berlin, 1. April 1917

Fabrikpflegerinnen.

Von Meta Quard- Hammerschlag( Frankfurt   a. M.).

Da man die Arbeiterinnen nicht unter das vaterländische

Hilfsdienstgesetz gestellt hat, ist man jest gezwungen, für die vielen Hunderttausende von Frauen, die in den Fabriken ihr Aber auf allen Seiten tritt doch das entschlossene Be- Bestes für das Vaterland hergeben, durch gesonderte Ein­streben hervor, die entscheidungslose Schwerfälligkeit des richtungen zu sorgen. Wie immer, wenn es sich um Aus­Stellungskrieges durch große Schlachtenangriffe eng zu nahmen handelt, und seien diese auch noch so zahlreich, tragen fammengefaßter Massen an Truppen und Geschossen immer die Einrichtungen den Stempel des Unfertigen, des nicht ge­wieder zu überwinden und in den allein entscheidenden Be- nügend Durchdachten; sie gleichen einem Experiment. Es wegungskrieg überzuführen. fehlt ihnen die Kontrolle, die einem Gesetz durch die Beratung im Reichstag zuteil wird.

Den verbündeten Mittelmächten ist diese Absicht wieder holt geglückt, und allein darauf beruhen alle ihre An die Spike der Organisation, die über das Wohl und bisherigen Erfolge, beruht ihre überlegene Wehe von unendlich vielen arbeitenden Frauen entscheiden militärische Lage. Ich erinnere furz an Hindenburgs soll, hat man eine bürgerliche Frau gestellt, welche wohl in 1914 au Die Wai- Offensive in Ostgalizien  , die zu einem der Verwaltung tätig war, aber feine nennenswerte praktische Siege in Ostpreußen  , an seinen polnischen Feldzug im Winter der Charlottenburger   und belgischen Wohlfahrtspflege und großartigen Bewegungstriege von fast sechs Monaten führte, soziale Erfahrung, wie sie z. B. eine tüchtige Fabrikinspektorin an den Einbruch und die Ueberwältigung Serbiens  , an die mitgebracht hätte, befitt. An allen Kriegsamtstellen stehen Bertrümmerung des rumänischen Heeres und die Eroberung Frauen aus bürgerlichen Preisen den Abteilungen für Frauen­der Wallachei. referate vor. Auch ihnen mangelt die praktische Erfahrung Der hartnäckigste Stellungskrieg zeigt sich im Westen; er der Fabrikbetriebe und der Fabrifarbeit. Ihre Erfahrungen dauert von Mitte September 1914 bis zur Stunde. Er ist sind in den meisten Fällen dem Gebiete der sogenannten Wohl­dadurch entstanden, daß die Umfassungsbewegung der deut fahrtspflege entnommen. Da ist es denn kein Wunder, daß schen Heere durch Belgien   ihr vorzeitiges Ende an der Marne   fich die Tätigkeit dieser Kriegsamtstellen hauptsächlich auf fand und seitdem nicht wieder aufgenommen werden konnte, bie Fürsorge beschränkt und daß das, was man unter Arbeiter­weil die deutschen Kräfte zu dringenderen Aufgaben nach schutz versteht, in die zweite Stelle gerückt wird. Gewiß ist es Often abberufen wurden. Im Westen aber hatten wir in nötig, daß Einrichtungen getroffen werden, die den Frauen zwischen den Ansturm der gesammelten Kräfte zweier großen ermöglichen, ruhig und ohne Sorge um ihre Kinder in die Militärmächte auszuhalten, die die halbe Welt aus Afien, Fabrik zu gehen: Kindergärten, Kinderhorte, Speisungen in Australien  , Afrika   und Amerika   gegen uns in Bewegung genügender Bahl, am rechten Plate, in der richtigen Art und festen und ihre Heere zu immer größeren Wassen anschwellen unter der richtigen Verwaltung. Alles das muß geschaffen und, wo es vorhanden, den Bedürfnissen angepaßt werden. Wiederholt haben unsere westlichen Gegner während Dabei darf aber nicht vergessen werden, daß auch die ar dieser 30 Monate versucht, den Bewegungskrieg im Durch beitende Frau selbst des Schußes bedarf. Es darf nicht ver­bruche unserer Grabenstellungen zu erzwingen: in den drei geffen werden, daß der ungegliederte, fast möchte ich sagen, aufeinanderfolgenden Frühjahrsoffensiven des Jahres 1915, primitive Arbeiterinnenschutz, der vor dem Kriege bestand, in der großen Herbstoffensive des gleichen Jahres zugleich in in den hauptsächlich in Betracht kommenden Betrieben durch der Champagne und im Artois  , und endlich in der riesigsten, zahlreiche Ausnahmen durchlöchert ist, und daß es daher blutigsten und zähesten von allen ihren Unternehmungen, in dringend der Einrichtungen und Verordnungen bedarf, die der Sommeschlacht des Sommers und Herbstes 1916. Wir diesen Arbeiterinnenschutz ersetzen und die arbeitende Frau dürfen nicht zweifeln, daß sie den Versuch in noch gewaltigeren schüßen und ihr die Gesundheit, die sie so notwendig als Ausmaßen binnen furzem wiederholen werden. fünftige Mutter braucht, erhalten.

ließen.

anderen den Brustkorb eindrücken könne.

Der Stellungsfrieg, wie er sich in diesem Striege heraus Hebel betrachtet. Wenn die Anstrengungen unserer Gegner im milie und ihr Leben außerhalb der Fabrik, und andererseits Der Stellungskrieg wird also von allen Seiten als ein Diese beiden Aufgaben, einerseits Fürsorge für die Fa­gebildet hat und an einzelnen Fronten nunmehr schon zweiein- Westen nicht vermocht haben, dieses Uebel zu heilen, so ist da- Schuß während der Arbeit in der Fabrik, sollen nun die jetzt halb Jahre dauert, wird manchmal als die moderne Form des mit doch nicht gesagt, daß der Fall an sich hoffnungslos liege. geplanten Fabrikpflegerinnen als unterste Organe der im Strieges überhaupt angesehen. Gelehrte Kriegsschriftsteller Auf den ersten Anblick scheint es wohl, als ob die beiden Kriegsamt für die Frauen geschaffenen Hilfsorganisation haben ihn in Vergleich gestellt mit dem Stellungskriege, der Ringer dermaßen ineinander verschränkt und verbiffen wären, leisten. Während aber die Spiken dieser Hilfsorganisation, das 18. Jahrhundert beherrschte und erst durch die Zeit Napo- daß jeder die Freiheit der Handlung verloren hätte und sowohl das Berliner   Referat für Frauen, als die an den Icons abgelöst wurde. Seine höchste Wucht erhielt der Beschließlich wegungskrieg dann durch Moltkes geniale Kriegskunst. Selbst schließlich nur noch die überlegene Masse des einen dem Kriegsamtstellen tätigen Zeiterinnen und ihre Assistentinnen, die Belagerung von Paris   konnte ihn nicht veranlassen, zum vom Kriegsamt angestellt und bezahlt werden, will man diese Stellungskriege überzugehen; die Entsazversuche der feind­Aber so arm ist die Kriegskunst nicht an Hilfsmitteln; untersten Organe, auf deren Arbeit doch das ganze Gebäude lichen Heere wurden nicht in der Verteidigung, sondern durch große Feldherrn haben stets vermocht, selbst in scheinbar ver- der Hilfsorganisation ruhen müßte, wenn es einheitlich und höchst entschlossene Gegenstöße im freien Felde abgewehrt. zweifelten Fällen die Freiheit der Bewegung wieder zu ge- wirksam werden soll, von Arbeitgebern anstellen und bezahlen Erst der mandschurische Feldzug zwischen Rußland   und winnen, die die erste Vorbedingung jeden kriegerischen Er- lassen. Man nimmt damit diesen Organen das Maß von Erst der mandschurische Feldzug zwischen Rußland   und folges ift. Das bloße Raufen, der geistlose Drud der toten unabhängigkeit und Freiheit, welches gerade in dieser schwie­Japan zeigte ein neues Erwachen des Stellungskrieges, zu Wasse führt nur selten und nur zu unfruchtbaren Siegen, rigen Stellung doppelt nötig wäre. Man überweist der gleich aber das offenbare Bestreben beider Teile, ihn immer wenn der Gegner sich auf gleichen Frrwegen der Kunst hält. Fabritpflegerin Aufgaben, die, wenn sie sie gewissenhaft er. wieder durch gewaltsamen Angriff zu beenden. Wenn der Krieg schließlich doch in einem langen Stellungskriege hin­Nicht immer ist die Vorbewegung das Mittel, um dem füllen will, sie notwendig mehr oder weniger in Konflikt mit starb, so lag es daran, daß den Japanern die Kraft, den Russen Gegner das Gejez des Handelns aufzuerlegen; die Fälle sind bem Unternehmer bringen müssen, gibt sie zugleich durch aber das Selbstvertrauen zu einer neuen entscheidenden Feld- gar nicht so felten, wo große Siege durch einen Rückzug ein- die Art der Anstellung in die denkbar größte Abhängigkeit aber das Selbstvertrauen zu einer neuen entscheidenden Feld- geleitet wurden. Als der Konjul Aemilius Paulus 168 v. Chr. von eben diesem Unternehmer, ohne auch nur daran zu denken, Der Stellungskrieg des 20. Jahrhunderts ist seinen Ur- den Mazedonier Perseus   bei Bydna besiegte, war das römische wie man die Stellung dieser Frauen stärken könnte. Denn sachen und Wirkungen nach von dem des 18. völlig verschieden. Heer bereits auf dem Rückzuge vor der brutalen Drohung der daß diese Stärkung, ja ein gewisser Schutz, den die Fabrik­Letzterer wurde hervorgerufen durch die Art der Verpflegung als diese in unebenes Gelände geriet und die Geschlossenheit fommen könnte, wie ich fürzlich in einem den Gewerkschaften langenstarrenden Phalang, kehrte sich aber sofort zum Angriff, pflegerin haben muß, von den Fabrikarbeiterausschüssen der Heere, die auf die Nachführung von Brot und Mehl aus berlor. Am 25. Dezember 1745 führte der alte Dessauer fein nahe stehenden Blatte las, glaube ich nicht. Auch wäre es Magazinen gegründet war, durch die große Werlegbarkeit der rückwärtigen Berbindungen und durch die kostspieligkeit des Seer nach vergeblichen Angriffen auf die starke sächsische gerade das Gegenteil von dem, was sie verlangen müßten. Kriegswerkzeuges, des Heeres, das, einmal zerstört, schwer Stellung bei tesselsdorf rückwärts; sich wendend, schlug er nicht der Fabrikarbeiterausschuß soll die Fabrikpflegerin wieder zu ersehen war. Wenn man sich in starken Stellungen dann den verfolgenden Gegner vor seiner Stellung. Auch schüßen, sondern die Fabrikpflegerin soll durch die Art ihrer auf die dünnen Verbindungen des Gegners mit seinen Waga Sindenburg hat im August 1914 seine glorreichen Scharen aus Anstellung und den behördlichen Charakter ihrer Arbeit den zinen legte, konnte man ihn dadurch allein rüdwärts zwingen, dem Rückzuge heraus zum Siege bei Tannenberg geführt; Fabrikausschuß ergänzen. Soll die Fabrikpflegerin den Teil weil er seine Verpflegung neu sichern mußte. Den Angriji feine glänzende Herbstoffensive in Polen   begann er gleichfalls der Aufgaben, der der arbeitenden Frau im Betrieb gilt, also aber auf solche Stellungen scheuten selbst tüchtige Feldherren, mit einem Rückzuge von der Weichsellinie Warschau  - van- Arbeiterinnenschuk, übernehmen, so bedarf sie dazu unbe­die mittelmäßigen vermieden ihn ganz, einem Friedrich miß- gorod, um die Freiheit der eigenen linken Flanke wiederzu- dingter Unabhängigkeit vom Arbeitgeber. glüdte er bei Collin und Kunersdorf. Nachklänge aus dem gewinnen und die rechte Flanke des schwerfälligen Russen zu 16. und 17. Jahrhundert wirften dabei mit, denn das gewinnen. Aber auch der Kampf in Siebenbürgen   wurde zu Kriegsamt weitere Organe schafft in Gestalt von sogenannten Söldnerheer war sehr kostspielig und lief nach Niederlagen nächst mit einem Rückzuge eingeleitet; aus ihm heraus schritt Einrichterinnen". Das Wort ist aus dem Kreise des in­häufig auseinander; die Werber fanden dann nur geringen die 9. Armee zum fiegreichen Angriff bei Hermannstadt.  dustriellen Wörterschapes entnommen. Wie ein Einrichter Wir sehen also, daß der Rückzug ein wirkungsvolles in der Fabrik 20 bis 30 Frauen anleitet, so denkt man sich Zulauf. Das alles fällt jett fort; der Stellungskrieg unserer Tage strategisches Hilfsmittel zum Siege sein kann; sich erst vom eine außerhalb der Fabrik stehende Frau als Anleiterin der eine außerhalb der Fabrik stehende Frau als Anleiterin der ist bei den Kriegführenden eine unliebe Bast; er ist durch be- Feinde zu lösen und dann den Kampf in dem Gelände zu er- in den einzelnen Betrieben stehenden Fabrikpflegerinnen des sondere Verhältnisse entstanden und wird verschwinden in dem zwingen, daß man sich selbst aatsgesucht und bereitet hat, er Generalfommandobezirkes. Diese Einrichterinnen hätten das Augenblide, wo diese fich ändern; er wird in neuen Kriegen füllt eben den Zweck aller strategischen Bewegungen, die Recht, alle Betriebe in dem betreffenden Generalfommando­aller Voraussicht nach in dem gegenwärtigen Maße nicht Schlacht unter möglichst günstigen Bedingungen zu schlagen. bezirk zu besuchen und hätten weiter die Pflicht, in regel­wiederkehren. Will man seine Ursachen auf eine kurze Formel b man hierzu sich feitwärts oder rückwärts, sich konzentrisch bringen, so wird man im bollen Gegenfaße gerade zum oder erzentrisch bewegt, hängt allein von den jeweiligen Um- mäßigen Konferenzen die Fabrifpflegerin bei ihrer Arbeit 18. Jahrhundert gewiß die gewaltige Größe utoderner ständen ab. Wie Kesselsdorf   lehrt, kann ein Rüdzug bejon- anzuleiten, wobei wohl dann auch die Ansichten und Erfah Heere anführen dürfen, die es ermöglicht, auf allen Striegs- ders dann von Nuken fein, wenn man sich dadurch den berrungen der Fabrikpflegerin von ihnen berücksichtigt werden würden. Wie wir hören, soll die Anstellung und Bezahlung schauplätzen zusammenhängende Fronten von Meer zu Meer, luftreichen Angriff auf starke feindliche Stellungen erspart, dieser Frauen direkt durch das Striegsamt erfolgen und fo oder vom Meer zur neutralen Grenze, zu bilden, durch die Um- er ist manchmal das einzige Mittel, aus der Unfreiheit des der Hauptfehler, der dem Amte( wenn man da überhaupt noch fassungen und Umgehungen der schwachen Flanken erschwert Stellungskrieges zur Freiheit des Bewegungskrieges überzu- bon einem Amte sprechen kann) der Fabrikpflegerin anhaftet, oder ganz verhindert werden. Die Fronten aber find durch gehen. die vernichtende Abstoßkraft unferer Feuerwaffen stärker als je vorher geworden. Aber der Hauptgrund liegt schließlich in diesen Verhältnissen noch nicht, sondern allein in der augen­blicklichen politisch- militärischen Weltlage. Die berbündeten

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Sie hat diese Unabhängigkeit auch dann nötig, wenn das

vermieden werden. Wie die Verbindung mit der Fabrik­inspektion gedacht ist, und was an Vorbildung von diesen Einrichterinnen verlangt wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Die deutschen Arbeiterinnen aber müssen vor allem verlangen, Idaß hier tüchtige Frauen angestellt werden, die nicht nur