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würden wir auch die fließenden Hebergänge von ber Gefundheft zur Bortes oder Ereignisses blefer geft; fobalo jebo ein neuer Anfall Krankheit verstehen. Es gibt zahlreiche Personen, namentlich geistig reg- fam, wußte fie fofort alles wieber, was sie im vorigen Anfall ge­fame Kinder, die im Schlafe sprechen. Entweder werden unverständliche sprochen und getan hatte, und setzte nun die Handlungen da fort, Laute oder einzelne abgerissene Worte ausgestoßen; in ausgesprocheneren wo sie durch das Erwachen unterbrochen worden war. Fällen werden zusammenhängende Reden, häufig in singendent Bei einem derartigen Doppel- Jch" werden die Kenntnisse und Toufall, hervorgefprudelt. Diefes Schlaffprechen" würde als eine Erscheinungen des einen Zustandes nicht in den anderen hinüber der zahlreichen Uebergangsformen von Gesundheit zur Krankheit genommen. In dem franken Zustande fann fich z. B. eine erwachsene aufzufaffen sein. Einen weiteren llebergang bilden die Personen Person durchaus als Kind fühlen; sie spielt, denkt und handelt ent­die nicht nur im Schlaf sprechen, sondern sich auch im Traum auf- sprechend der geistigen Entwicklung des Kindesalters, das sie an­richten und lebhafte Bewegungen im Bett ausführen. Auch die bei genommen hat. vielen Menschen zu beobachtenden Zustände von Schlaftrunkenheit find derartige llebergangsformen.

Es handelt sich bei dieser Krankheit um einen sogenannten Elafdämmer zustand. Man versteht unter einem Dämmerzustand cine vorübergehende Bewußtseinstrübung, wobei bisweilen sehr Lomplizierte Handlungen unbewußt vorgenommen werden.

Derartige Dämmerzustände werden bei verschiedenen Nerven­frankheiten, namentlich bei Epilepsie, Systerie, Alkoholismus u. a., beobachtet.

Häufig tritt nach einem epileptischen Krampfanfall eine traum bafte Benommenheit des Kranken ein, die auch von Sinnes­täuschungen begleitet sein kann. Der Krante faßt seine Umgebung falich auf, verkennt Personen und Dertlichkeiten, hört allerlei Stimmen, die ihm zurufen. Er begeht in dieſem Dämmerzustand allerlei verkehrte Handlungen, läuft planlos fort, unternimmt weite Reisen, nimmt viel Alkohol zu sich und erwacht schließlich nach Stunden oder Tagen erstaunt an ganz fremden Orten ohne Er­innerung an das Vorgefallene.

In solchen epileptischen Dämmerzuständen werden häufig Dieb­stähle und Verbrechen, namentlich gern Brandstiftungen begangen. Für das Militär ist die Kenntnis dieser Zustände wichtig zur richtigen Beurteilung mancher zweifelhaften und rätselhaften Fälle von Fahnenflucht und Gehorsamsverweigerung.

Eine Form dieser Dämmerzustände ist nun das Nachtwandeln. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß das Nachtwandeln nur bei Epi­leptikern vorfäme. Es findet sich auch ohne epileptische Grundlage bei nervös veranlagten Personen, namentlich bei nervösen Kindern. Künstlich hervorrufen läßt sich ein derartiger Dämmerzustand bei vielen Personen durch Hypnose. Der hypnotisierende Arzt fann fein Medium in den gleichen, hier beschriebenen Zustand versetzen. Auch bei einem Hypnotisierten ist die Auffassung der Umwelt mangelhaft und traumhaft verfälscht, er hält, wenn der Arzt es so will, den Ofen für einen Menschen, das Sofa für einen Berg und dergleichen. Man könnte von ihm die gleichen Leistungen wie von einem Nachtwandler auf Dächern und an ähnlichen Orten aus­führen lassen.

Gleichfalls verwandt mit diesen Zuständen sind die sogenannten France" zustände, die ekstatischen Verzüdungen spiritistischer Medien. Derartige Personen können sich bisweilen selbst, ohne fremde Hilfe, in einen solchen Zustand versetzen; dahin gehören auch die so­genannten Traumtänzerinnen".

Daß das Bewußtsein im Dämmerzustand zum größten Teil ausgeschaltet ist, zeigt uns das Verhalten des Erinnerungsvermögens an diesen Zustand. Meist besteht eine scharf abgegrenzte Erinnerungs­lüde; der Kranke vermag sich nicht mehr Rechenschaft zu geben über seine Erlebnisse, und zwar von dem bestimmten Zeitpunkte an, der in Wirklichkeit dem Beginn des Dämmerzustandes entspricht, bis zu dem Augenblick des Erwachens aus seinem Traum". Die Erinnerung an die bewußtlose Zeit tann man bisweilen in der Hypnose wieder wachrufen.

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Das Nachtwandeln ist eine verhältnismäßig harmlose Krankheit auf nervöser Grundlage. Von besonderen, namentlich übernatür­lichen Fähigkeiten der davon Betroffenen kann keine Rede sein. Die Beendigung des Zustandes erreicht man am leichtesten durch fräftiges Antworten, durch Schütteln des Nachtwandelnden oder durch Ansprizen mit faltem Wasser.

Adolf Stolze.

Am 10. Juni vollendet der Volksdichter Adolf Stolpe in Frank­ furt a. M., ein Sohn des bekannten Frankfurter Dichters Friedrich Stolbe, fein 75. Lebensjahr. Stolte wollte von Hause aus den Mechanikerberuf ergreifen und bestand auch seine Lehrzeit. Aber fofort nachher wandte er sich ganz der Literatur zu, wobei er durch andere lebhafte Ermunterung fand. Er war erst 20 Jahre alt ge­Roderich Benedir, J. B. von Schweizer , Ferdinand Lassalle und worden, als er sein Schauspiel König Hiarne" öffentlich mit vielem Beifall vorlas. Mundartliche und hochdeutsche Gedichte, Humoresken und Flugblätter folgten den ersten Versuchen. Nach einem längeren Aufenthalt in Wien und München gab Stolke mehrere Jahre hin­durch das regelmäßig unregelmäßig" erscheinende freimütige Wit blatt Schnaten" heraus, das wegen seiner ſatirischen Tendenz im Anfange der 70er Jahre häufig scharf bekämpft wurde. Besondere Freude bereitete es ihm, wenn es ihm bei den Haussuchungen ge­lang, die von der Beschlagnahme bedrohten Blätter den prüfenden Blicken der Nachforschenden zu entziehen... Jahren war es Stolze beschieden, sich die Bühne zu erobern; von Erst in späteren da aber blieb der Erfolg allen seinen mundartlichen und hochdeut­schen dramatischen Erzeugnissen treu. Heute sieht er, allein auf den Bühnen seiner Heimatstadt Frankfurt , auf mehr als 600 Auffüh­rungen seiner Werke zurück. Aber auch in anderen großen deutschen Städten erfreuten sich seine hochdeutschen ernsten Stücke der Be­achtung und erzielten, wie beispielsweise das soziale Schauspiel " Schuld der Schuldlosen", einen großen Erfolg. Das heitere mund­artliche Stück Alt- Frankfurt" zählt noch heute, nach 30 Jahren, zu den Lieblingsstücken der Frankfurter. In zehn Bänden, von denen sieben mundartlichen, drei hochdeutschen Inhalts sind, sind Stoltzes Werke erschienen.

frer New Horfer Studienzeit aus Sparsamkeitsrüdfiten wohnte. nicht unbeeinflußt gelassen haben. Es wird erzählt, daß sie faum eifrigere und begeistertere Zuhörer hatte als die Minenarbeiter in Washington und California, vor allem die Frauen, zu denen sie sie siets ausgezeichneten Erfolg. Sie spricht gern und unermüdlich und über dringend nötige soziale Reformen sprach. Als Rednerin hatte hat zu Zeiten ihres Wahlkampfes den größten Teil ihrer Wahlreisen zu Pferd gemacht und auch vom Pferd herab gesprochen. Dabei wid ihr Wesen als durchaus sanft und weiblich geschildert, was dem Bilde auch durchaus entspricht, das amerikanische Blätter zur Zeit ihrer Wahl von ihr gebracht haben. Ihre Sprache ist stark und unumwunden, sagt eine Frauenzeitung von ihr, aber es fehlt ihr doch alles Aggressive, so daß es vorkam, daß Männerversammlungen, die sie fachlich scharf angegriffen hatten, aus Freude über den Ton und die Art und Weise, wie das geschah, sie nachher mit Blumen über­schütteten. Aber das war nicht der Erfolg, den ich haben wollte, soll sie sehr enttäuscht gesagt haben. Aber auch den sie haben wollte, den hat sie glänzend erreicht: Am Tage, als sie als Ver­treterin ihres Staates in den Kongreß in Washington einzog.

Wie alt ist das Leben auf der Erde? besteht, wird beineswegs beantwortet, wenn man sich dabei nur auf Die Frage, seit wieviel Jahren überhaupt Leben auf der Erde die Kenntnis von den ausgestorbenen Tieren und Pflanzen be­schränkt. Da sich unterhalb der tief- und pflanzenführenden Erd­tristallinische Schiefer befinden, die keinerlei Zeugnis von einstigen schichten in einer Mächtigkeit von 30 000 Meter Urgneis, Urschiefer, Lebewesen geben, wurde meist angenommen, daß das Leben auf der Erde erst seit jener Zeit existiert, in der sich die untersten fossilienführenden Ablagerungen( das Paläozoikum) niederschlugen. Daß diese Auffassung vielleicht ein großer Irrtum ist und daß in feiner Form erhaltene Lebewesen bereits zu einer viel früheren Zeit vorhanden gewesen sein mögen, erörtert an der Hand der Ausführungen verschiedener Gelehrter V. Franz in der Umschau". Wenn das Alter verschiedener archäischer Minerallagerstätten von den Forschern Königsberger und Strutt mit 200 bis 500 Mil­Leitfaden für die Rückverfolgung des Lebens auf der Erde. Höchst­lionen Jahren richtig angegeben ist, hat man einigermaßen einen wahrscheinlich bestanden bereits vor dem Urgneis Bedingungen, unter denen Leben möglich war, da man heute im sog. Ürgneis start veränderte Ablagerungen erblickt. Es gilt also, in eine noch ältere Zeit hinabzusteigen, nach dem Alter der Meere zu fragen, das ja zweifellos höher sein muß als das archäischer Gesteine. Aus der Tatsache, daß die Flüsse dem Meer jährlich ein Neunzig­milliontel feines Salzgehaltes zuführen, schätzte Joly das Alter der Micere auf nicht mehr als 95 Millionen Jahre. Aber auf dem selben Wege gelangte Wellard Reade zu der Bestimmung von 166 Millionen Jahren. Derselbe Forscher schlug dann einen ande­ren Weg der Untersuchung ein und fand auf Grund des Kaffgehaltes der Flüsse und desjenigen der Erdrinde, deren gesamter Kallstein sich ja im Meere gebildet haben muß, als das geringste Alter der Meere die Zahl von 600 Millionen Jahren. Auf ähnlichem Wege tam der Forscher Sederholm zu einer Milliarde Jahren, und da dieje Angaben neben den Altersbestimmungen der Mineralien ver­hältnismäßig niedrig erscheinen, kann nach der Meinung von Miß Rankin, die heute 34 Jahre zählt, ist in Montana geboren Franz das Alter der Meere nach Milliarden von Jahren gerechnet und aufgewachsen. Ihr Vater war eine der bekanntesten Er- werden. scheinungen unter den Farmern, die als Pioniere das Land bebauten Wenn nun das Alter der Erdkruste sich nach den bedeutendsten und fultivierten zu einer Zeit, da es noch wenig bevölkert und Forschern auf ungefähr 65 Milliarden Jahre beläuft, erhält man zibilisiert war. Die sehr fortschrittlich gesinnte Mutter hielt auf einen nach Zehnern von Jahrmilliarden zählenden Zeitraum, in eine gründliche Ausbildung ihrer sieben Kinder, von denen fünf welchem Organisches aus Anorganischem entstand, d. h. die Ur­Töchter die Universität besuchten. Im Hause herrichte ein angeregter anfänge des Lebens sich herausgebildet haben müssen. So kommt Ton. Der Strebsamkeit in der Vertiefung des Wissens und Denkens Franz endlich zu dem Schluß, daß die Vorgeschichte des Lebens auf tam das friedlich stille Leben des Hauses sehr entgegen, während der Erde ungefähr hundertmal so lang gewesen ist wie die Ge­anderseits die unbändige Schönheit der Wildnis und die herrliche schichte des Lebens, von dem uns die Fossilien Kunde geben. Freiheit ihrer Einsamkeit die Kinder mit Frische und Lebenskraft erfüllte und ihren Sinn auch für fräftiges praktisches Zufaffen stärkte. Jeanette, die auf den Universitäten von Montana , New Yort und Washington sich von Anfang an zielbewußt auf ihre politische Laufbahn vorbereitete, hat auch niemals die Freude an rein praktischer Arbeit verloren.

Die Stimme der Frau gegen den Krieg! Ueber die Persönlichkeit der Jeanette Rankin, des ersten und einzigen weiblichen Witgliedes des amerikanischen Kongresses, die bei der Abstimmung über die Teilnahme am Krieg gegen den Krieg stimmte, erfährt die Köln . 3tg.":

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Notizen.

Das Gedicht von Wildgans ist der Sammlung Herbstfrühling" entnommen, die bereits in 5. Auflage vorliegt ( Verlag von Ayel Junder, Charlottenburg ). Vorträge. In der Urania hält Mittwoch Torpedo­oberleutnant Kuhl einen Vortrag mit Lichtbildern: Der Möwe Flug". An allen übrigen Tagen der Woche wird der Vortrag Tirol In der Treptow Sternwarte einst und jetzt" wiederholt. wird der Film- Vortrag Graf Dohna und seine Möwe" wiederholt. Dr. Archenhold spricht am Dienstag, abends 7 Uhr, über die Grenz­wächter im Planetensystem Uranus und Neptun". Mit dem großen Fernrohr werden am Tage die Sonnenfledengruppen und abends

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Es gibt auch sehr interessante Fälle, bei denen derartige Dämmerzustände ziemlich häufig auftreten und wo im Dämmer zustand die Grinnerung an die früheren gleichen Zustände vorhanden ist, sonst aber nicht. Dadurch kann es zu einer Verdoppelung der Persönlichkeit" fommen, wie sie schon Gmelin im Jahre 1791 be- Den arbeitenden Klassen ist sie keine Fremde. Zwar hat sie sich schrieben hat. Ein junges Mädchen hielt sich in ihren Dämmer in ihren Studien und ihrer agitatorischen Tätigkeit zunächst fast aus auständen für eine Französin, nahm den Ton, die eleganten Beschließlich auf die Frauenstimmrechtsfrage beschränkt und die felt wegungen und alle Manieren einer Französin so natürlich an, daß ſamen ſpielerischen Methoden der bürgerlichen amerikanischen Be wegung mit angewandt. Doch hat sie ihr Intereffe an es Erstaunen erregte. Sie sprach während des Zustandes gewandt sozialen Fragen den Interessen des Proletariats allmählich Französisch und konnte durch nichts an ihre deutsche Umgebung er näher geführt, auch wird sie ihr Zusammenleben mit Ar innert werden. Außerhalb der Anfälle erinnerte sie sich feines beiterinnen in einem Arbeiterinnenklub, in dem sie während der Saturn beobachtet. bom Unglück seines Lebens mitzuteilen, von der zu sprechen er legte mit Macht Hand an den letzten Wagen, stemmte ihn mit| nen, glatten Felswand, hatte Hannes, der Binner, mit Kreide sonst vermied. einem fräftigen Rud aus seinem Gleis, so daß der Zug von ein schönes Kreuz gemalt und darunter gezeichnet: Netti, die dem Hemmnis einhalten mußte und stellte mich mit ausge- State. löschter Lampe hinter den Holzstoß. Meine Glieder bebten. Jett mußte der ja kommen und den Wagen wieder einheben.

Und er kam.

Da hat er mich angestoßen, worauf ich mich wieder umdrehte und wartete, bis er anfing, weiter zu erzählen: Wenn Feierabend war und die Bergleute von der ver­ Eines guten Tages, da ging die Förderung schlecht. Wir gangenen und der neuen Schicht mit ihren blinkenden, hüpfen­batten beide genug Zeit und konnten loddern. Währenddem den Lampen durch die lange, dunkle Strecke wanderten, sahen war der Böhme am Schacht, hatte seine beladenen Wagen Da sprang ich aus dem Dunkeln hervor. Wollte ihn er sie das Kreuz, und jeder, der neu in die Arbeit kam, wußte gegen leere umgetauscht und fuhr ab. Aber er fuhr nur bis greifen. Aber er sah mich und rannte mir mit aller Wucht bald, wie es damit war." zum Pferdestall, der nicht weit davon ist. Der Stallknecht das schwere Holz entgegen. Ich aber, verdamm mich, ich Michel schwieg. Er war zu Ende. Legte sich auf den mar nicht da, und der Salunke wußte, daß Netti, die Kage, im pacte ihn, Junge, Junge, an die Gurgel, riß ihn zu Boden Rücken und starrte zur Decke empor. So träumten wir noch Heu lag und schlief. Er ließ seinen Zug in der Bahn stehen, und gab mich dran mit einem Remmknüppel, finnlos vor eine Zeitlang. Da flopfte Mutter Meesmann, die nebenan machte die Tür hinter sich zu und schlich sich, vorsichtig tappend, Born. Und bei jedem Siebe, mit erstickter, vor But meinender in der Küche hantierte, an unsere Wand, zum Zeichen, daß es an das Tier, wobei es ihm denn auch gelang, die Schlum. Stimme, schrie es aus mir heraus: Du Hund! Du Hund!-Beit zum Frühstück sei. mernde zu packen, und ihr, obgleich sie sich wehrte und jämmer- und da bekam ers dide. Pfui Deubel! So'n Satan! Da lag Ich fragte: Und der Ausländische, der rohe Lümmel, wo lich schrie, mit bestialischer Freude eine hänfene Schlinge um er und hatte genug. den Hals zu legen. Ich packte ihn dann in einen leeren Wagen und fuhr Dann nahm er sie mit hinaus, hing in die Schnur hinein feinen Zug felber hinein ins Revier, wo ich dem Steiger, der einen furzen, flobig schroeren Bindehaken, damit sie nicht auf- da war, alles berichtete und ihn gleich mit zur Weiche nahm, springen konnte, band das etwa drei Fuß lange Ende des wo das Tier lag, die Kaze, die bereits verendet war. dünnen Stricks an den niedrigen Bugring hinter den letzten Der Steiger jagte: Das durftest Du nicht tun. Mir Bagen fest an und lief mit dräuendem Knüttel nach vorn, hättest Du das ruhig alles melden sollen, ich hätte wohl schon fluchte und schimpfte und trieb das Pferd mit Schlägen an, alles in Ordnung gebracht und dem Kerl seine Zeftion ge­daß es rannte, was es konnte. geben. Was hast Du nun davon? Jekt muß ich Dich zur Grube hinausfagen und jedermann wird sagen, daß Du ein

Und so flog der Zug dahin durch die lange, einsame Strede. Wer zufällig in der Nähe gewesen wäre, hätte durch Raufbold bist." das Rollen, Schreien, klirren und Grollen anfänglich noch Ich sah ihn an, sagte kein Wort, nahm den Fahrzettel, den die wimmernde Todesverzweiflung der armen, armen Stake er mir schrieb, ging zum Schacht und fuhr aus. Ich glaubte, aus dem Lärm heraushören können. Aber nach und nach ver- nichts schlechtes getan zu haben, und ging ruhig meinen Weg stummten dann die Klagelaute. Der zarte Körper, mit dem nach Haus.

blieb der?"

,, Ach der? Der lag seine drei Wochen im Bergmanns­

spital und trat dann, ich weiß nicht, wie er das fertig brachte, in Samuel Freudensteins Kreditmöbelhandlung als Staffierer ein. Du kannst ihn jetzt noch jede Woche mit seiner schwarzen Redertasche stolzieren sehen. Der ist hier in der Gegend bei den armen, ewig Dummen, die ihr wenig Sausgerät auf Ab­zahlung bei dem Wucherer kauften, ein bekannter und ge­fürchteter Mann."

Ja, ja. Ich weiß noch, daß wir den Vormittag zusammen einen Topf Bier austranten und einen Gang machten durch die kleinen Wälder des Donnerbachtals. Es war ein schöner Sonntag. Und nachmittags ging er hin, zur Ruhr hinunter, zu seiner Helene.

Ich weiß auch noch, daß er einen Monat später in der Generalmusterung festgeschrieben wurde, denn er war ein hochgewachsener, strammer Bursche. Und daß er bald danach immer sehr traurig und schweigsam war und mir eines Abends erzählte, daß der alte Böckelmann, der Schulmeister, ihn, den Kohlenhäuer, der obendrein schon im Gefängnis ge­feffen, nicht als Tochtermann haben wollte. Junge, Junge," fagte der Michel zu mir, da ihm die Tränen in den Augen standen: Ein armer Kerl ist ein lächerlich Ding in der Welt."

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flumpigen, schweren Eisenhafen im Knäuel, schleifte durch Mittags aber, als ich beim Schichtwechsel auf die Grube Schlamm- und Wasserpfüßen, schlug gegen die zadigen kam und in die Waschhütte treten wollte, um bei den Same schnnukigen Steine und harten Eisenschwellen, bis er still war, raden zu erfahren, was es weiter gegeben habe, stand da ein eine scheinbar leblose Masse. Gendarm in der Tür. So fuhr der entsetzliche Zug in die Weiche. Und Nepomuk Junge, Junge, Lukas, da mußt ich doch mit dem Kerle Korzemba, der böhmische Schreiber, fam mit grinsendem durch die belebten Straßen von Rellingen zur Hauptwache Gesicht, knüpfte das regloje Tier ab, scharrte vor der glatten, geben. Die Arbeiter famen gerade aus den Fabriken, da trodenen Felswand ein Loch in den losen Kohlenmull, warf schämte ich mich. Und viele Leute auf den Straßen stehen und es hinein und deckte Gerölle darüber.- jaben mir nach, was das wohl wieder für ein Verbrecher sei. Eine furze Weile darauf kam ich, nichtsahnend, in die Na, da hab ich denn nachher meine zwei Monate ſizen Beiche gefahren. Er sah mich höhnisch an und rief: Bed , müssen. Und wie mir all die Zeit zu Mute gewesen ist, das Dann habe ich lange nichts mehr von ihm gehört. Bis Kameradschu!" trieb seinen Gaul an und fuhr ab. will ich Dir lieber nicht sagen. Du, das habe ich alles allein ich nach Jahren das Gerücht vernahm, der alte Böckelmann Ich hielt. Denn ich gedachte, aus meinem Wams, das da hing, mit mir abmachen müssen. habe seinen Sinn gewandelt, gerührt durch die Treue und ein Stüd Brot zu nehmen, um es am Schachte zu essen. Als ich dann frei war, ging ich zur Grube, man nahm| Standhaftigkeit seiner stillen Tochter Helene. Er sei den Da hörte ich plötzlich, unweit von mir, etwas sich betwegen, mich an, als wenn nichts geschehen wäre, und ich mußte wieder Michel jest gut zu, nachdem er ihn erst besser kennen gelernt, hörte fläglich leise wimmern und die Katze miauen. Ich mit dem diden Felir fahren. Auf der Weiche, wo der Kerl und sei ihm von Herzen freundlich gefonnen. Und Prum­sprang hinzu, sah mit einem Blick die Schnur am Salse des das arme Tier damals verscharrt hatte, blieb das Pferd berger hätte was Tüchtiges erreicht, stellte was Rechtes vor, schrecklich zugerichteten Tieres, und wußte mit einem Male immer stehen und wicherte leise, als ob es trauerte um die und fäme nun bald heim, und alles folle noch gut werden.- flar, mas geschehen war. tote Freundin. Denn dort liegt es auch jest noch begraben Doch nun ist das alles zu Ende. Nun sind all die Träume Einen zähen Remmfnüppel riß ich vom Wagen, lief hinter im tiefen Erdengrund. Ein dider Stein war von den Jun- aus, die schöne Hoffnung ist tot, und nur die Treue bleibt dem davonrollenden, leeren Zug, hinter dem Tierquäler her, gens auf die Stelle gerollt worden und oben, an der trode zurüd in trauerndem, einfamem Herzen.