Mes und Neuesüber öss Erfrieren üer pflanzen.Von Dr. O. Damm.Nicht nur Menschen, auch wissenschaftliche Anschauungen habenihre Schicksale.Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts nahm man allge-mein an. das Erfrieren der Pflanzen komme dadurch zustande, daßsich rm Innern der lebenden Zellen Eis bivde. Bekanntlich ent-halten die Pflanzenzellen eine wässerige Flüssigkeit, den sogenann-ten Zellsaft, der den weitaus größten Teil des Zellinneren ein-nimrnt. Der Zellsaft sollte nun gefrieren und infolge der Raum-Vergrößerung, die mit dem Ilcbergang des Wassers aus dem flüssi-gen m den festen Zustand verbunden ist. die Zellwände zerreißenund dadurch den Tod der Pflanzen herbeiführen.Diese Erklärung läßt an Einfachheit nichts zu wünschen übrig.Sie leidet aber an dem fundamentalen Fehler, daß sie der Beob-achtung widerspricht.Unter dem Mikroskop beobachtet man direkt, daß beim Er-frieren das Eis immer zuerst in den kleinen Räumen entsteht, diesich zwischen den einzelnen, meist runden Zellen befinden. Die Bo-ianiker nennen diese Räume.Zwischenzellräume. Werden die Zellenbis zu einer bestimmten Temperatur abgekühlt, so tritt zunächstZellsaft aus dem Zellinnern in die Zwischenzellräume über; dannerst erfolgt die Eisbildung.Die Ausdehnung des Wasser? beträgt im Augenblick des Er-starrens etwa ein Elfte! von dem Rauminhalt bei 0 Grad, und manbat gezeigt, daß gewöhnliche Zellwände eine Dehnbarkeit von 20Prozent und darüber besitzen. Danach ist es vollkommen ausgeschlossen, daß durch Eisbildung im Zellinnern die Zellwände ge-sprengt werden könnten. Man hat auch niemals solche Zerreißun-gen beim künstlichen Erftieren pflanzlicher Objekte unter demMikroskop beobachtet. Die Theorie kann daher nur noch historischesInteresse beanspruchen.Wie sich der Vorgang der Eisbildung beim Erfrieren derPflanzen iui einzelnen vollzieht, läßt sich sehr schön an leblosenKörpern studieren. Dazu eignen sich besonders schleimig« Flüssig-ketten, z. B. Stärkelleister, Gummi-Arabikum, Hühnereiweiß, Gc-latine.Bringt man eine zweiprozentige wässerige Gelatinelösungunter dem Mikroskop zum Gefrieren, so beobachtet man, daß anzahlreichen Punkten rundliche Eismassen auftreten, die der benach-harten Gelatinegallerte das Wasser entziehen und sich rasch ver-größern, wobei sie die immer wasserärmer werdende Gelatineringsum zur Seite schieben. Die Gelatine erscheint dadurch amEnde der Eisbildung als ein höchst kompliziertes Maschenwerk,dessen Hohlräume mit Eis angefüllt sind. Hieraus folgt, daß mitdem Gefrieren Wafferentziehung aus der Umgebung des EisesHand in Hand geht.Der gleiche Vorgang muß in gefrierenden Pflanzenteilcn vorsich gehen. Durch das Gefrieren des Zellsaftes in den Zwischenzell-räumen wird also dem Protoplasma der angrenzenden ZellenWasser entzogen. Nun ist eS aber eine bekannte Tatsache, daß dielebende Substanz ein zu weitgehendes Entziehen von Wasser nichtverträgt, und daß daZ Gefüge oder die Architektur des Proto-Plasmas für immer zerstört wird, wenn der Wasserverlust eine ge-wisse Grenze überschreitet. Das zeigt sich deutlich beim Verwelkender Pflanzen. Blätter, Blüten usw. sterben ab, wenn sie zuvielWasser verdunsten. Nach dieser Theorie, die von Müller-Thurgauin Wädenswil bei Zürich und von Molisch in Wien stammt, würdealso das Erfrieren der Pflanzen nichts weiter als ein« besonderei Art des Austrocknens darstellen.Die Theorie ist später von verschieden«» Forschern weiter ent-wickelt worden. Diese. Forscher benutzten bei ihren Versuchen daSUnterkühlungsphänomen, d. h. die Erscheinung, bei der z. B. Blasserweit unter 0 Grad abgekühlt werden kann, ohne daß eS geftiert.Die Unterkühlung der Pflanzen betrug bis zu— 16 Grad. DieVersuche führten zu den» Resultat, daß die Pflanzen niemals imZustande der Unterkühlung absterben. Zum Eintritt des typischenKältetodes ist vielmehr unbedingt notweitdig, daß sich Eis in denGeweben bildet.Aber auch die Eisbildung allein stellt nicht die Ursache desErfrierens dar. Dazu muß als zweiter Faktor die Abkühlungunter eine bestimmte Temperatur treten. Diese Temperatur istbei den verschiedenen Pflanzen verschieden. Sie wird als spe-zifischeS Minimum bezeichnet. Das Erfrieren der Pflanzen kommtdanach durch Eisbildung im Innern der Gewebe und durch Ab-kühlung unter das spezifische Minimum zustande. AuS den Ver-suchen folgt zugleich, daß man streng zwischen dem Gefrieren undErfrieren der Pflanzen unterscheiden muß.In der Forschung pflegt eine neue Erkenntnis mit neuenFragen beschwert zu sein. Hier entstand die Frage, in welcherWeise die Abkühlung unter das speziftsche Minimum und die Bildung von Eis auf die lebende Pflanzenzelle einwirken. IhreBeantwortung hat den Scharffrnn zahlreicher Forscher in Anspruchgenommen.Gemeinsam ist den angestellten Versuchen, daß gewisse In-Haltsbestandteile der Zellen, z. B. Zucker, eine Schutzwirkung gegendas Erftieren ausüben. Hierüber liegt etne große Anzahl ver-gleichender Versuche vor. Schafftit und Lidfors denken sich dieSchutzwirkung folgendermaßen: Beim Geftieren bildet sich in denZwischenzellräumen Eis. Dadurch muß die Konzentration desZellsaftes steigen, und die Salze, die im Zellsaft gelöst vorkommen,bringen die Eiweißstoffe des Protoplasmas zum Gerinnen. DerErftiertod soll danach also durch physikalisch-chemische Aenderungendes Protoplasma-Eiweißes zustande kommen. Wenn aber derZellsaft eine genügende Menge Zucker enthält, so erfolgt das Ge-rinnen bedeutend später, da der Zucker der schädlichen Einwirkungder Salze entgegenwirkt, und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzengegen Kälte erhöh! sich dadurch.Daß der Zucker die Zellen bis zu einem gewissen Grade gegendas Erftieren schützt, nimmt auch Maximow an; aber der vonSchaffnit und Lidfors behauptete Gegensatz zwischen Salzen undZucker ist nach seinen Versuchen nicht vorhanden. Die Versuchezeigen vielmehr, daß auch gewisse Salze in mehr oder wenigerhohem Grade die Widerstandsfähigkeit der Zellen gegen Kälte zuerhöhen vermögen. So hat z. B. das.Kochs alz die gleiche Schutz-Wirkung wie der Traubenzucker. Die Salze dienen also selbst alsSchutzmittel. Aber diese Wirkung kann nicht einfach durch dieGcftierpunktserniodrigung erklärt werden, die verdünnte Salz-lösungen gegenüber reinem Wasser zeigen; denn die Widerstands-fähigkeit gegen Kälte wächst mit der Erhöhung der Konzentrationbedeutend schneller als die Erniedrigung des Gefrierpunktes. Da-gegen ist ein anderes Moment von größter Bedeutung.Kühlt man eine verdünnte Lösung ab, so bildet sich zunächstreines Eis; die zurückbleibende Lösung wird beim weiteren Ab-kühlen immer konzentrierter, u»»d bei einer gewissen Temperatur.die für die einzelnen Stoffe verschieden ist, erstarrt sie zu einemGemisch von Eis und Salz. Diese Temperatur nennt man deneutektischen und kryohydratischen Punkt. Maximow konnte nunfeststellen, daß die Schutzwirkung eines Körpers um so größer ist,je tiefer sein krhohydratischer Punkt liegt. Die Grenze der Schutz-fähigkeit fällt mit diesem Punkt zusammen; wird er erreicht, soschwindet die Schntzwirkung rasch. Die gelösten Stoffe büßen alsoihre Schutzfähigkeit ein, wenn die Temperawr bis zu dem Punktesinkt, bei dem sie samt dem Wasser erstarren. Somit besteht dieSchutzwirkung darin, daß der Schutzstoff einen Teil des Wassersim flüssigen Znstande erhält und das Plasma vor völliger Ent-Wässerung und damit vor dem Absterben bewahrt.Maximow hat seine Beobachtungen an zarten Schnitten vonPflanzenteilen angestellt, die er eine Zeitlang auf Lösungen ver-schiedeuer Konzentration legte und dann zum Gefrieren brachte.Unter'dem Mikroskop wurde daraufhin untersucht, ob die Zellennoch lebten. Dabei ergab sich, daß es für die Schutzwirkung ganzgleichgültig war, ob die Schnitte längere oder kürzere Zeit auf derLösung gelegen hatten. Der Forscher schließt hieraus, daß dieSchutzstoffe gar nicht in das Protoplasma einzudringen brauchen,um eine schützende Wirkung auszuüben, daß diese vielmehr dasErgebnis der Einwirkung der Lösungen auf die äußerst« Schichtdes Plasmas, die sogenannte Hauffchicht, sei. Er betrachtet daherdie Schädigung der Plasmahautschicht als die eigentliche TodeS-Ursache.Von verschiedenen Seiten konnte der Nachweis geführt werden,daß das Protoplasma der Pflanzenzelle die Fähigkeit befitzt, sich anniedere Temperaturen zu gewöhnen. Die Gewöhnung geht außer-ordentlich rasch vor sich. Ebenso schnell läßt eine Erhöhung derTemperatur den Todcspunkt der Pflanzen steigern Bei Pflanzengemäßigter und kalter Klimate ist die Verschiebung des Kältetodes-Punktes erheblich, bei subtropischen geringer, bei tropischen fehltsie ganz.Das Resultat ist in mehrfacher Hinficht von Interesse. Es gibtuns einerseits eine Vorstellung von der Schnelligkeit, mit der dieGewächse der kalten und der gemäßigten Klimate imstande sind,Wie trostlos war es, daran zu denken! An diesen Abenden hatteCleve manchmal von den Plänen des Königs gesprochen, den Sultanfür ein Bündnis zu gewinnen. Zwei starke türkische Heere solltenlosbrechen, eins gegen Ungarn, das andere gegen Rußland. Einsagenhafter Khan irgendwo im Osten hatte zugesagt, seine Völkergegen Rußland loszulassen. Man hatte eS angehört und darübergesprochen. Eine Weile hatte man an dies Wunder glauben wollen.Aber dann hatte man die Hoffnung aufgegeben.— solche Hilfe warzu fern, zu romantisch,— Preußen mußte sich selbst helfen oder eSmußte ein großes Wunder von Gottes Gnaden kommen.— Nunerzählte Cleve wieder: Wie England schwieriger und schwierigerwerde; es hatte draußen in der weiten Welt irgendwelche Händelmit Frankreich, die waren glücklich verlaufen, nun verlor es die Lust,den Preußenlönig noch länger mit Geld zu versehen. Ein Mannnur noch, der große Pitt, hielt dort drüben den Preußen die Treue.Des Königs Zuversicht auf einen glimpflichen Ausgang sei bisauf einen winzigen Rest verschwunden. Mit allen verfügbarenKräften die vielen Feinds anzufallen und unter allen Um-ständen die Entscheidung zu suchen: Sieg oder Untergang. DerKönig selbst habe mit allem abgeschloffen. Er meide in Breslauollen Umgang, gehe in finstrer Unnahbarkeit umher und arbeiteallein— es liege ein unheimlicher Zauber auf seinem Wesen—,man wisie, daß er den Zusammenbruch seines Staates nicht überleben wolle— und der scheine unabwendbar.So hatte Cleve erzählt und die anderen hatten von der Notdes Landes gesprochen, von den unbestellten Feldern, von den leerenverfallenden Höfen, von der Krankheit des städtischen Lebens, vondem schlechten Gelde. Dabei hatte man von dem Wein getrunken,den der Deserteur zurückgelassen.Da war Cleve plötzlich aufgestanden und hatte das Glas erhoben:„Mit Permiision, meine Herren! Noch glüht unser Leben.Doch eS neigt sich, so jung oder alt wir find, dem Ende zu. Aberwir zittern nicht und unser Herz ist ftei von Furcht. Wir wandelnin einem dunkeln Tal und die Zeit bor uns ist mit Schleiern ver-hängt. Aber wir gehen unfern Weg mit dem blitzenden Säbel inder Faust. Wir wissen nicht, ob wir jemals die lichtere Höhe er-reichen werden, ob unsere Augen einst hinter den Schleier blickendürfen. Aber daS wissen wir; bleibt uns dieses versogt, so werden�ftr noch im Untergange die Welt überstrahlen. Wie ein ver-glühender Stern werden wir leuchtend versinken, und unser Kampfwird für alle Zeit von den Schimmern des Ruhmes umflossen fem l"In das Klirre» der Gläser mischte ssch ein lärmendes Geräusch,draußen schrien Stimmen durcheinander, man hörte die Tritte vonMenschen und Pferden. Die Offiziere setzten die Gläser nieder,griffen nach ihren Säbeln und Nützen und eilten hinaus.Die Windlichter der Husaren beleuchteten einen Mann, der einPferd am Zügel hielt. Er trug einen Bauernkittel und eine zer-risiene Pelzmütze, dazu lange. gespornte Stiefel. Als Korff hinzu-trat, salutierte der Mann und bat um eine Unterredung.Korff ließ ihn vor sich her in die große Stube gehen.„Ich bin preußischer Offizier/ sagte er. als sie sich dort gegen-über standen,„und leider zu dieser Verkleidung genötigt worden.Ich reite zum König und muß Sie bitten, mich ohne Aufenthaltpassieren zu lasten/„Ich glaube Ihnen, mein Herr, doch Sie wiffm selber, daß iche« nicht darf, wenigsten? müssen Sie mir Ihre Behauptungen be-weisen. Können Sie daS nicht, so darf ich Sie nur unter Bedeckungweiterreiten lassen."„Ich weiß es, Herr Rittmeister. Leider mußte ich meine Be-glaubigung im Stich lassen, um mein Leben zu retten und demKönige eine Botschaft zu bringen, die er nicht ftgh genug be-komme» kann."„Eine schriftliche Botschaft?"„Nein."„Das ist schlimm, mein Herr.— WaS würden Sie selber inmeiner Lage tun?"*Der Fremde blickte zu Boden. Dann hob er den Kopf und sahden Rittmeister mit offenen Augen an:„Herr Riltmeister. mirschlägt das Herz vor Freude und Glück unter der Zunge. Wennich auch schweigen müßte und sollte, so muß ich doch jetzt reden,um weiter zum Könige zu kommen. Also: Die Kaiserin Elisabethist tot und ihr Nachfolger Peter stellt den Krieg gegen Preußen ein,er betreibt jetzt den Frieden!"Korff sah den Mann an, er wollte ihn fest und durchdringendansehen, aber diese Worte verschleierten seine Augen, und wie jenerMann, so suhlte er plötzlich sein Herz so laut vor Freude pochen,als ob eS ihm in den Hals gestiegen sei. Hastig griff er nach derHand des Fremden:„Eilen Sie nach Breslau! Reiten Sie wie derTeufel— nein, wie die Engel,— aber Engel reiten ja nicht,—fliegen Sie!"Und nach kurzem Bedenken setzte er hinzu:„ES wird IhnendaS Fortkommen erleichtern, wenn ich Ihnen einen meiner Offizieremitgebe, und ich erfülle damit— besser ist besser— meine In-struklion.— Cleve!"In fünf Minuten saßen die beiden zu Pferde und ritten in dieNacht hinaus. Korff sah ihnen nach. Sie ritten die Straße ent-lang, die nach Osten lies. Als er ihre Gestalt lange nicht nrehrsehen konnte, blickte er noch immer dorthin. In der Richtung derReiter war ans dem dunkeln Nachtgewölk ein leuchtender Sternhervorgetreten.mit ihren Erfrierpnnkten bei Eintritt der kalten Jahreszeit demAbsinken der äußeren Tmperatur zu folgen; andererseits lehrt esauch verstehen, warum die im Mai eintretenden plötzlichen Kälte-rückschläge, die sogenannten Maiftöste, häufig viel größere Per-heerungeu anrichten, als die wesentlich tieferen Temperaturen imWinter.Professor Sachs in Würzburg hatte seinerzeit die Behauptungausgestellt, daß die Pflanzen nicht schon beim Gefrieren, sondernerst infolge des Auftauens abstellen sollten. Er stützte sich dabeians Versuche, bei denen es ihm angeblich gelungen war, gefrorenePflanzen am Leben zu erhalten oder zum Absterben zu bringen,je nachdem er sie langsam oder schnell auftauen ließ. Diese Auf-fassung, nach der sich die Pflanzen wie gewisse eingeftorene Tiere,z. B. Fische und Amphibien, verhalten sollten, hatte besonders ingärtnerische»» Kreisen eine tveite Verbreitung gefunden. Siewurde von verschiedenen Forschern einer eingehenden experimen-tellen Prüfung unterworfen.So brachte z. B. Molisch Rotalgen, das sind Algen, die nebendem Blattgrün einen roten Farbstoff besitzen, in eine Kälte-Mischung. Die Rotalgen haben die Eigenschaft, beim Absterbenihre natürliche rote Farbe einzubüßen und einen orangeroicnFaribenton anzunehmen, der auf der Fluoreszenz des aus den Färb-stoffträgern in den Zellsaft auStrctei»den Farbstoffes beruht. TieFarbenändcrung trat nun immer bereits beim Gefrieren ein.Außerdem hat Molisch Versuche mit dem als Zierpflanze be-kannten Korbblütler-Gewächs �xerstum mexicsnum angestellt.Diese Pflanze duftet nach dem Absterben sehr angenehm und auf-falle>»d nach Kumarin, d. h. nach dem Stoff, der frischem Heu deneigenartigen Geruch verleiht. Bei den Versuchen stellte sich derGeruch bereits kurze Zeit noch dem Geftieren ein. Damit ist aberdie Anschauung von Sachs als widerlegt zu betrachten. Ganz all-gemein ergaben weitere Versuche verschiedener Forscher, daß eS fürden Eintritt des Kältetodes ganz gleichgültig ist, ob die Pflanzenrasch geftieren und rasch wieder auftauen, oder ob die Abkühlungbzw. Erwärmung langsam erfolgt.Mehr wissen wir gegenwärtig über die physikalffch-chemischenVorgänge beim Erftieren der Pflanzen nicht. Die umfangreichenund tiefgründigen Untersungen der neuesten Zeit haben uns z»l>arin der Kenntnis des Erftiertodcs der Pflanzen ein gut Stück vor-wärts gebracht; von einer endgültigen Lösung des Problems kannaber noch keine Rede sein. Eine solche Lösung setzt eine genaueKenntnis der Konstitution des Protoplasmas, des eigentlichenTrägers des Lebens, voraus. Sie fehlt uns»»och, und ehe wir sieerlangen, wird wohl noch viel Wasser in das Meer der Ewigkeitfließen.ver Kdchsfijch.•Dies unten schwimmt er, wo das Meer am blauestcn ist undder Tintenfisch sei»»en Dunst versprüht. Also im blauen Dunst,sozusagen, haust er— der Reichsfisch. Keiner hat ihn je gesehen.Trägt er Szepter, Kro,»« und Schwert? Niemand weiß es. Erflitzt— hastdunichtgesehen!— vorbei an Polyp und Koralle, an denschäbigen Demokraten der Tiefe, und die stumpfst,»nigen Meeres-ungetüme glotzen ihm nach und. wenn in ihren Zweigen uno Fang-armen die Welle sich wiegt, flüstern sie ihr zu: Pst! das war er—der Reichsfisch!Wir Menschen würden wohl nie von ihm erfahren, hätte nichtkürzlich meiner Tante von ihm geträumt. Sie hat es mir er-zählt, sie hat eS der Fischfrau erzählt, sie hat es dem Mädchen vonnehenan links erzählt. Bald wird es die ganze Stadt wissen.Schnell damit in die Zeit»lng.Also, meine Tante wandelte aus dem Meeresgrund. Und dawurden ihr die Fische vorgestellt. Die meisten kamen ihr bekanntvor. Bloß, sie hatte sie lange nicht mehr zu sehen gekriegt. Einenkannte sie nicht, das heißt...„Sie sehen aus/ sagte meineTante mit ihrer berühmten schönen Ofkenheit,„Sie sehen auswie ein kleiner Haifisch.".Mag sein/ erwiderte der tzffsch.„Hier unten gibt's Austern-bäirke, Heringstflätze, Krabbendorfcr, m»d kürzlich hat mir eineSeemöwe sogar von der Reichsfischstclle erzählt. Jetzt habe ichrundum geftagt nach den Reichssischen, aber die waren nirgendszu finden. Da Hab ich mir gedacht: Halt, da hat die Naturgeschichteein Loch; da schwimmst du hinein. Und so bin ich, wie Sie»nichhier sehen, der erste und einzige Reichsfisch. Hab die Ehre." Erschlug höflich mit den Flossen nach meiner Tante. Da erivachte sie._ O. P.Tischwäsche aus Glas.Da» Verbot der Verwendul»g von Tischwäsche aus gewebtenStorftn. und Papier in den Gasthäusern hat ein neues Ersatz-Problem entstehen lassen, das die Keramische Rundschau" durchden Vorschlag zu lösen sucht, die Tischtücher durch Auflegeplattenaus Glas zu ersetzen. Um den Eindruck eines weißgedecktenTisches hervorzurufen, soll die Tischplatte, bevor man die Glas-platte auflegt, einen Ueberzug mit einem weißen Anstrich, womög-lich aus Glanzlack, erhalten. Festsäle usw. könnten infolge Per-weirdung silberbelegter Spicgelglasplatten noch eleganter und. vor-nehmer gestaltet werden als zur Zeit der Damasttischtüchcr. DieGlastischdecken würden sich auch ziemlich billig stellen, da es sich jabei ihnen stets nur um einmalige Anschaffung handelt. In hygieni-scher Beziehung ist gegen sie nichts einzuwenden, denn die Remi-gung kann stets mit Wasser auf das Vollkommenste durchgeführtwerden, ohne daß irgendwelche Waschkoften in Rechnung gestelltwerden müßten. Als weitere Vorzüge werden noch die Zeit-ersparniS durch Wegfall des Tischdeckens, sowie die Unmöglichkeitvon Beschädigungen durch Verbrennen, Zerschneiden, schwer ent-fernbare Flecke usw. genannt. Eine andere Frage ist allerdings,ob genügende Glasmengen für die allgemeine Herstellung von Glos-tischplatten beschafft werden können. Nach den Angaben des Ver-eins deutscher SpiegelglaSfabriken in Köln sollen aber gerade inden erforderlichen Maßen noch große Vorräte lagern.Notizen.— Die Kundgebungdes Verbandes zur Förde-rnng deutscher Theaterkultur, Ortsverband Groß-Berlin, im Lcffingtheater beginnt Sonntag pünktlich um12 Uhr. Das Theater ist von V:12 Uhr an geöffnet. Der Eintrittist für jedermann völlig frei.— Vorträge. Im Institut für Meereskundespricht DienStag Prof. Hofmeister über England und da»Völkerrecht in der Geschichte; Freilag: Prof. W. Bogelüber da» Schlagwort von der Freiheit der Meere.— Urania. DlenStag und Donnerstag Herr Heinrich May«kemper:„AuS meinen Erlebnissen als Kampf-f lieger"; Sonntag. Freitag und Sonnabend Dir. Goerke:.Jerusalem"; Montag und Mittwoch:„Tier undMensch in der Wildnis."— Di« große Berliner Kunstausstellung wirdauch dieses Jahr in zwei Teilen in Düsseldorf und Berlin(imHerbst in der Akademie der Künste) stattsinden.— Vorlesung. Im Lessing-Museum liest Donnerstag,S Uhr. Max I u n g n i ck e l eigene Dichtungen.— Die JsonzoauSstellung in der Akademie derKünste bleibt von Montag täglich nur bis zur Dunkelheit geöffnet.An den drei Sonntagen(am 13-, 20. und 27.) wird der Eintritts.preis aus 25 Pf. ermäßigt.— Eine„Deutsche Musikgescllschaft" wurde inBerlin von Vertretern und Freunden der Musikwissensckaft insLeben gerufen. Sic will nach Art der ehemaligen„InternationalenMusikgesellschaft" einen Mittelpunkt für Musikwissenschaft undl höhere mufikalische Bestrebungen bieten,