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statt und NufsassungZweise, die zwar schon sehr att, aver dennoch wideriprucksvoll ist. Wie wir aus dem achten Kapitel des ProphctenBucheS Heieliel ersehen, beweinten ani Tempel zu Jerusalem   an dem der sieg« reiche König Nebukadnezar von Babylon selbstverständlich den Kuliüs des jüdischen NationalgotleS untersagt hatte im Monat September des Jahres 597 vor unserer Zeitrechnung, also am Beginn des ab- steigendei» Astes des Jahres, die Weiber den Tamuz und beteten Männer zur Sonne. Der babylonische Gott Tamuz war, wie wir auch aus anderen Quellen wissen, ein wirklicher Jahreszeiten- bezw. Sonnengott, dessen Hinsterben man zur Herbstiagundnachtgleiche be- trauerte, dessen Wiedercrwachen man zu FriihlingSbeginn festlich be­ging. Wir kennen noch andere kleinasiai>sch-phönikische Götter des- selben Typus. Aber der Gott, dessen Auferstehung die Christenheit feiert, stirbt bekanntlich erst drei Tage vor seiner Auferstehrmg. Dost auch er als Sonnengott gedacht ist, geht daraus hervor, da« man den Geburtstag des persischen Sonnengottes Mithra, den 25. De« zember, den Termin der Wintersonnenwende, auch aus ihn über« tragen hat. Der nur dreitägige UnterweltSaufenthalt des JefnS ist also vom Gesichtspunkte eines Sonnenmythus aus völlig unver- ständlich. Der Einwand, den mancher Wohl heute noch machen möchte, däst Jesus   kein Sonnengott, ursprünglich überhaupt gar kein Gott, sondern ein Mensch sei, der zum Gorte gemacht wurde, trifft nicht, denn eZ ist in der Tat umgekehrt. Dost Jeius bloßer Mensch ge- Wesen sei, hat erst die rationalistische Theologie des 18 Jahrhunderts aufgebracht, die alles in der Religion mit der menschlichen Vernunft begreifen wollte. An sich ist dieses Prinzip natürlich völlig richtig, denn auch wir Modernen sind allesamt Rationalisten; der damalige Dehler war nur, daß man bereits für fertig hielt, toaS erst nur ein Anfang war, daß der eine, erste beste, seiner Verminst so viel zutraute wie nur die Vernunft vieler in langer Diskussion leisten konnte. Und deshalb elklärte man, was sich in der christlichen Legende nicht alsogleich begreifen ließ, als Selbsttäuschung meist aber als ausgemachten Schwindel. So der alte ehrliche Reimarus. dessen heute noch nicht völlig veröffentlichtes Wer! Leising in den Wolfenbüttler Fragmenten zum Teil veröffent- lichte. Reimarus   fand in den AuferstehungSgeschichten deS Evan- gelisten ganz richtig mindestens zwölf ganz unvereinbare Wider- spräche, und da er auch an daS Wwdererwachen eines unzweifelhaft tpieii Menschen nicht glauben konnte, so kam er zu dem.vernunft­gemäßen"' Schluß: die Jünger Jesu hätten dessen Leichnam ge- itoblen. um aus der Lüge, er sei aus dem Grabe auserstailden, eine Gemeinde seiner bezw. ihrer Anhänger zu begründen. Das wäre an sich nun nicht unmöglich; wir kenne» äste wie neue Religionen, bis herab zum Mormonentum und noch süngeren, die durch dreisten Schwindel entstanden find selbst die de» Mo- hamed steht nicht sehr weit von dieser Grenze. Die Religion an sich, der Kult der Geister, ist ein Ergebnis der.Vöikeridee*; sie ist aus gleichartigen Umständen, dem gleichartigen Denken aller Ur- Völker hervorgegangen jedoch Religionssysteme höherer Art find stets der Phantasie oder der berechnenden Kunst der Priester zuzu- schreiben. Also könnte es sehr wohl so gewesen sein, wie sich Reimarus das Entstehen des Christentums vor- gestellt hat. Die moderne liberale protestantische Theologie, die Jesus   ebenfalls rationalistisch als Menschen faffen mutz, hat es, meim sie ihre.wissenschaftliche- Grundlage und dabei doch ihre Gellung als Religion nicht verlieren will, heule noch keineswegs besser als Reimarus. Da sie eine leibliche Auferstehung nicht zu- geben laiin, muß sie diese als eine dem Enthunasmus der ersten Änhängerschast entsprungene Legende, eine Versinnbildlichung der Hoffnungen der ersten Christen, also jedenfalls als eine Selbst- läusÄung erklären. Aber das ist alles völlig überflüssiges Spintisieren, denn ersten' hat keiner der alten Christen Jesus als einen Menschen aufgefaßt, sondern als Sohn Gottes, wahren Gott in Menschengestalt und zweitens sind, wie schon erwähnt, ältere Vorlagen zur JesuSgestalt genügend vorhanden. Man hat früher gemeint, nur der vierte Evangelist fasse Jesus   als einen Gott, die drei ersten aber als Menschen. Das war eine Täuschung; durch diesen ist er von vorn- herein ein höheres Wesen, das nur Wunder tut und nur finnbild- lich vom Himmelreich redet«die Morallehren find spätere Zutat) und seinen Anhängern dieses in Kürze verheißt eine Hoffnung, mit der auch die Vorgänger dieses Gottes und deren Priester ihre Gläu- bigen gelodert hallen. Wir müssen jetzt wieder auf die für einen Sonnengott uner- Ilärlicke dreitägige Todeöpause zurückkommen und dementsprechend feststellen, daß wir es bei Jesus   eben mit keinem reinen Sonnen- gott, sondern mit dessen Zusammenschweißung mit einem Mondgott zu tun haben. Der Mondgott war der erst«, hervorragendste Gott, der sich aus dem bloßen Geister» und Gespcnstelglauben zur Halbkultur empor- arbeitenden Semiten. Er ist der Gott, der am stetig wolkenfreien, tiesdunklen Himmel der Steppe herrscht, die die Semiten geboren. Er ist das gute Prinzip im Gegensatz zu der, hier Waffer, Pflanze», Vieh und Menschen vernichtenden nberheißen Sonne, dem Untenvelisgoll. dem Höllenfeuer, dem bösen Prinzip. Aber der gute Goit ist weder allmächltg noch ewig. Die ganze Nacht herrscht er nur an einigen Tagen, endlich blaß und schwach gcloordsn, verschwindet er in den Strahlen der Sonne, wird von der Unterwelt verschlungen(die ägyptische Osiris  -Typhonlegendc legt daS am aussührlichsten aus). Aber nach drei Tagen gibt jene ihn wieder heraus(ww der Walfisch den Jonas), er steht wieder aus und wurde dann von den alten Semiten mit freudigen Zurufen und Jnstrumentenlärm begrüßt und man feierte ihm das Neumonds  - fest. Noch heute bewillkonimnen arabische Stämme das Neulicht mit dem uralten Zuruf: Hilal, Hilal sNeuinond!), und die osteuropäischen Juden beten angesichts seiner im Fleien. wenn sie das nicht schon zur Vollmondszeit tun. Denn die altjüdische Religion war eine lange Zeit hindurch Mondverehrung; man ersieht das im Alten Testament   unter anderm daraus, daß ihnen ein Gesetz in der Steppe Sin. vom Berge Sinai hei ab gegeben sein soll Sin ist aber der Name des altbabylonischen MondgotteS. Jedoch als die persische Regie- runa unter Esra und Nebemija im fünften Jahrhundert in Palästina einen neuen Judenstaat einrichtete und dessen religiöse Gesetzgebung beeinflußte, kam zur Mondmythologie noch die perfische Sonnenmythologie hinzu, denn bei den alten Kulturvölkern, die Badylonier seit dem zweite» Jahrtausend eingeschloffen, hatte man den Einfluß der Sonne und daß sie der einzige Lebens- spender sei, doch endlich erkannt. Sie wurde nun der Erlöser aus der Zeil des Wmlers und der kürzesten Tage der in ihr wohnende Gott der Erlöser von den Leiden des Daseins, die bei den Alten keineswegs geringer waren wie bei uns Heutigen. So trat nun bei den Juden neben das sich nach dem Mond richtende Frühjahrs- nuszugSfest einer geipensterfürchtigen Hirtenzeit, da« Paffah, das Mazzensest. ein Frühjahrssonnensest. an dem noch urtümliches Brot in Sonneiischeibengestalt verzehrt wird. Als später entstandener Gott wirb vielerorts die Lonne als Sobn des Mondes angesehen. Auch der christliche Sonnengott ist ein Sohn des älteren Gottes, aber eine Mondqualität hat sich mit seinem Tod und der dreitägigen NntcrweltSfahrt auch auf ihn ver- erbt. Andere Götter ähnlicder Art werden durch einen Bären, einen Eber usw. getüler(ic der syrische Adonis  ) der jüdische Messias Jesus jedoch durch Menschen, wie schon vor ihm eine Anzahl Meifiaffe durch Menschen umgekommen waren fRheschbaffar, Scuibbabel und vielleicht auch solche schon_ in der vorhergehenden Römerzeil in der späteren ist solches historisch bezeugti. Es gibt keine einzige Religio», die nicht aus älteren Stufen ettvas übernommen hätte, und gerade das Christentum ist ein völliger Mi'chkultuS. Taufe wie Abendmahl haben mit Mond- oder Sonnenverehrung nichts zu schaffen; erster« emstammt einem uralten babyloniichen Wasietkult. der in der MandSerlekie noch heute fortlebt und sich mit der Idee des ge- tölelen Gottes zur Blutläuse anderer Religionen fortentwickelte, letzteres dionysischen und anderen mysterischen Bräuchen, Robfleisch- essen und selbst Menschenopfern. FrüblingS- und AuferstehungS- mytbus wurden durch diesen und manchen anderen Zuwachs als Grundlage des Systems ziemlich unkenntlich gemacht. Sc. So««er. Erlösung. Liebe erlöst dich nicht. Viele, ach viele Oerzen schenkten lieh dir, o plenlchheit, trugen gelassen das Kreuz der Verfolgung, trugen den Schimpf, die stlöte, das Leid lebenslange vom Plorgen zum Hbend, bluteten bin, umfaßten noch einmal gtSubig die bunte, hadernde Weit, bluteten bin und flüsterten sterbend« Liebt euch» ihr Renschen... Kreuze wuchsen im Licht, ffan suche, suche, Huge, in dieser eisigen Wükte den warmen, flutenden Strom, der aus den Seelen, den liebreichen, quotL Suche die Gärten, die er befruchtet, daß tte in leuchtender frübUngeblüte dieses Oafein zur freude reiften; suche und frierend wirf dich zur Erde» Liebe erlöste mich nicht. Oaß schwingt die blutige'fault um dtc Zonen; wild um den bebenden Erdball grimm t deiner Cterbeit entfesselte Lücke» deines Seins tausendjähriger fluch, Dampfend rinnen die glühenden Ströme zuckender, grollender Oerzen dabin, und von lallenden, lechzenden Zunge» schreit es, und blitzt aus brechende» Bugtnt Oaß, erlöse du uns!... Liebe erlöst dich nicht. Betend zum OaNe wirfit du, o Menschheit, die Stirn in den Staub, daß aus zerbrochenen Wäldern die Blüte, fruebt aus zertretenen Keckem dir reife. Wandelst blutend vom Morgen zum Hbend, suchend und irrend in ewiger Wandlung, Liebe beut kündend und morgen den OroIU Und verachtest das stille, verbeißende Liebt hinter deiner blinden Stirn. etafl Peeeza»» Die Srlese. Tin liebliches Waldkind ist die Briefe. Sanft murmelnd zieht sie ihre Bahn, mitunter lieblich plätschernd, wenn Steine oder Wurzelwert ihren Lauf zu hemmen versuchen. Durch das neue Hof- jagdrevier bei Oranienburg   führt zum größten Teil ihr Lauft Mit der Nordbahn fahren wir bis Birkenwerder   und wandern durch schönen Kiefernwald zu der Kolonie, die ihren Namen von dem Fließ  angenommen bat. Hier überschreiten wir das Fließ und wenden uns auf schnellem Pfade nach rechts. Kiefernhochwald umfängt uns. Wachbolderbüfche stehen zwischen den Kiefern und ein dichter Beerenlrautleppich bedeckt den Boden. Den Lauf des Fließes be- säumen Weiden- und Erlensiräucher, mitunter füllen Erlenmoore das Tal aus. Reizends Ausblicke auf das Fließ   mit feinem vielfach gewundenen Lauf haben wir von manchen Punkte» des Ufers; stets wechselnd ist da? Bild, das sich auf der Wendung uns darbietet. Mannigfache Unebenheiten der Uferhänge drängen daS Fließ von feiner geraden Richtung ab. An der konvexen Seite derKrüm- mungen(Bollufer) sinken die im Waffer schwebenden Stoffe nieder und bilden neues Land. Die Strömung gleitet ab, deshalb ist diese Userieite der Gleitbana. An der gegenüberlieaenden konkaven Seite sHohlufer) prallt die Strömung an, da'das Wasser in der alten Richtung fortfließen will, deshalb ist diese Uferseite der Prallhang. Hier wird das Ufer durch die stete Arbeit des Wassers zerstört und das Land fortgespült. An einigen Stellen,� wo die Krümmungen des Fließes eng aneinan'der liegen, sehen wir, daß da» Wasser die schmale Landbrücke zwischen ihnen nahezu durchgenagt hat und sich bald den kürzeren geraden Weg erzwungen haben wird. Eine Mäanderlandschaft, wie sie uns z. B. Saale und Mosel im große« zeigen, treffen wir bei der Briese und auch bei vielen anderen märkischen Fließen im kleinen, leicht übersehbaren Verhältnis an. Wir kommen zur Elsenquelle, jetzt Hubertusborn genannt. Von einem schmucklosen Feldsteinhaufen eingefaßt, rinnt ihr klares Naß aus der Erde, in trockener Jahreszeit nur ein unscheinbares Rinnsal, und fällt nach wenigen Schritten schon in die Briese. Auf einfacher Holzbrücke überschreiten wir das Fließ und wandern ihm auf seinem Südufer weiter entgegen. Gleich schöne Landschafts- bilde r ziehen an, uns vorüber, und wir gelangen zur Steinernen Brücke. In tiefer Waldeinsamkeit gelegen, überspannt sie de» Lauf des Fließes. Der Sage reiche Phantasie bat sich ihrer Umgebung be- mächiigt. Nordwestlich von der Brücke, am Wege nach Lehnitz, liegt eine sumpfige Niederung, das Bett des ehemaligen TeufelSseeS. Die Sage meldet uns, daß hier die alle Försterei Wensickendorf gestanden haben soll, die während eines fürchterlichen Unwetters in der Tiefe versank. An dieser Stelle habe sich der TeuselSsee ge- bildet. Wir verlassen die so unheimlich scheinende und doch so schöne Gegend und sagen unserer treulichen Begleiterin Lebewohl. Auf schönem Waldweg wenden wir uns in südlkcher Richtung nach Summt. Freundlich winken uns die Dächer der wenigen Häuser deS am stillen See gleichen Namens gelegenen Dörfchens. Vom Nordende des Ortes führt das Summt-Gefiell in schnurgerader Richtung gen Westen zum Bahnhof Birkenwerder   zurück, ed. Jm eroberten Unterstanü. Das folgende typische Bild nach dem ersten Schlachttag der großen Offensive berichtet ein Augenzeuge: Am Abend de» ersten Schlachttages fand unser Stab auf einer Höhe westlich Selenry gastliche Unterkunft. Der englische   Stützpunkt war in aller Hast verlassen. Von e'nem 40 Meter langen Laufschacht führen auf beiden Seiten Stollen in die Tiefe und münden in lange Schächte, die 8 Meter unter der Erdoberfläche laufen. Vertikal zu den Lauf- schachten liegt eine Flucht von etwa 20 bis 30 Schlafstollen. Wir finden schon Infanteristen bei der Arbeit: köstliches Weißbrot und Jam(Marmelade) wird verstaut. Die Lederwamse und Gummi- überwürfe, die in Haufen herumliegen, stehen unseren Leuten ans- gezeichnet. Wir tasten nnS von Stollen zu Stollen. Hier stolpert man fast über einen Offizier, der auf dem Boden kauert zn Füßen seines Hauptmanns, der auf dem Schemel sitzend beim Schein der Kerze Befehle diktiert.'Platz für einen Verwundeten." schreit eS. Vier Sanitäter schleppen einen Zeltsack, aus dem ein blasses Ge- ficht hängt. Jm nächsten Stollen reinigt eine Gruppe ihre Ge- wehre. Sie haben zum Spaß englische Mäntel umgehängt. Die flachen Tellerhelm« dienen als Wasserschüffel. Aus einer Treppe hocken 8 Artillerieoffiziere, die Schultern der beiden auf der unter- sten Stufe fitzenden dienen den oben sitzenden als Kartenfisch Der Kommandeur bespricht den Feuerbefehl für den nächsten Morgen mit seinem Adjutanten. Eben kriechen ztoei Telephonisten mit dem Fernsprechapparat in den Stollen und versuchen, Anschluß mit dem Meldekopf der Division herzustellen. Aus dem nächsten Stollen hören wir leises Aechzen. Auf dem Bett liegt ein verwundeter Engländer von der 61. Division, neben ihm ein graues Hündchen.Ist das Ihr Sund?"Nein, e» ist ein Allerwelishund!" Er hat einen Splitter in der Hüfte und kann vor Schmerzen kaum sprechen.Vorsicht!" ruft jemand aus dem Dunkel, als" wir ivcitsr tasten. Vorsichrig steigen wir über einen Toten. Die Taschenlampe beleuchtet einen Moment den Engländer. Die Augen sind noch offen, die Brust blutüberronne«. Endlich hauen wir einen freien Stolle« gefunden und richte« a£ kom­fortabel ein. Die ganzen Katakomben haben, elektrische Beleuchtung gehabt, 3 Kilomeier von der vordersten. Linie. Wir behelfen" üns mit Kerzenstummeln. Auf dem Tisch liegen Fliegerphotographicn: Ansichten der Sladt St. Quentin. Offenbar hat ein englischer Be­obachter hier gehaust. Nein, ein Franzose war es. Hier liegt ein Stoß S0-Centimes-Romane, die eine Pariser Librairie der Truppe gestiftet hat. Nein, es war doch ein Engländer. Ein angefangener Brief an Frau W. in Liverpool liegt unter einer Konservenbüchse, daneben ein Stoß Postkarten mit wenig bekleideten Damenbild« nissen. Es riecht überall nach deutschem Gas. Die Kanonade ist ja erst 12 Stunden her. Rasch ist für den Adjutanten ein Tisch her- gerichtet. Telephon aufgehäuft Meldegänger von den Abteilungen warten schon in der Tür. Der Adjutant ist seit 80 Stunden aus den Beinen, er hat keine Zeit müde zu sein. Er diktiert seelen- ruhig Befehle seines Kommandanten. Nur als ihm gemeldet- wird. daß eins seiner Pferde eben durch Schrapnellkugel an der Fessel verletzt ist, fährt er auf. Der Gaul sollte ihn bis an die Somine tragen._ Karfreitagskonzert in öer Volksbühne. Der Golgathastimmung der unter der Kriegsfurie leidenden Menschheit trug das Konzert der Volksbühnen Rechnung in der Auswahl seines ernsten Programms. Der Madrigal chor des akademischen Jnsfituts für Kirchenmusik und ein bewährter Biolin- künstler, Prof. F l e sch, bürgten für den vollendeten künstlerischen Vortrag. Gleich der erste Madrigalchor deS Italieners Thomas Victoria für zwei Stimmenkörper, deren einer für den Zuschauer unsichtbar hinter der Bühne, ähnlich dem in WagnersParfifal", Aufstellung Haft erfuhr eine geradezu bewunderungswürdige Wiedergabe. Nicht minder Heinrich Schütz  ', des Schöpfers der ersten deutschen Over, schwierige, durchaus lebensprühende Kompofiiion des 98. Psalm für acbtsfimlnigen Chor. Desgleichen im jeweiligen Klangcharakter die Gesänge, die dem Bolksttederbuch für gemischten Chor entnomuieu waren, Schövfungen deutscher Meister aus drei Jahrhunderten! Abwechselnd dazwischen sang in die des Menschen Stimme «nb Seele gebannt ist: die Geige in der'Hand eines Meisters. Sang von Sebastian Bach  , der sie zu allererst zur Mehrstimmigkeit geweckt und ihr somit als Soloinstrmnent orchestrale Wirkung verliehen. Sang von Max Reger  , der bis in die jüngsten Tage hinein musikschöpferisch dem großen Thomaskantor wohl am nächsten gestanden. Und sang endlich von Mozart   und Schumann. Bei dieser Gelegenheit war für jeden, der Gehör und Emvsinden bat, wahrnehmbar, welche Wandlungen die Musik von einer außer- persönlichen Kunst bis zum Dolmetsch de? Künstlermenschen gemocht hat. DaS Adagio in der Aachschen Sonate und das Mozortfche find, obwohl kaum ein Jahrhundert fern voneinander, zwei ganz verschiedene Welten. Erst gor nicht vom Adagio bei einem Beethoven zu reden, der darein alle Großheit und tiefe Weihe eines Kämvfccs und Sieger? gesenkft ek. Der Kampf gegen üea Ersatzmittelschwinöel. Die neuesten Feststellungen, die I. Schwalbe in der.Deutschen Medizinischen Wochenschrift" über die bisherigen Wege zur Be- kämp'ung schwindelbafter Ersatzmittel veröffentlicht, bringen de» Nachweis, daß einerieits auf diesem Gebiete noch immer nicht die wünschenswerten Ergebnisse erzielt wurden, andererieiis aber prak- tische Beispiele Vorliegen, deren allqemeino Befolgung für die Ge- sundbeit und den Geldbeutel der Bevölkerung von größtem Nutzen wären. Schwalbe gebt von der Erklärung aus, daß nur die allgenieine Einfuhrung der KonzefsionS- und DeNarationSvflicht, wie sie fast gleichzeitig von den Magistraten der Städte Frankfurt   a. M. und München   für den Vertrieb von Ersatzmitteln angeordnet wurvsn, eine wirklich füblbare Besserung gewährleisten könnte. Ein der- artiger Vorschlag wurde aber vom Bundesrat abgelehnt Wesen der angeblich allzu großen Schwierigkeiten, und das KriegSernährungS- amt schloß sich dieser Ansicht an, indem eS erklärte, daß die Etn» richtuna einer Zentralstelle für das Reich eine ,u mniangreiche Organisation erforderlich machen würde. Außerdem babe sich die Genehmigung eines Ersatzmittels auf Grund der Untersuchung einer Probe und der Prüfung seines PreiieS vielfach nicht be- wäbrft Denn oft sei eine derart genehmigte Ware nach einiger Zeit nicht mehr gut und preiswert aewci'en. Man begnügte sich älio mit der Errichtung einer AuSkunktS stelle fürEriatzmiitel. der die privaten Chemiker die Ergebnisse ihrer Untersuchungen stets sofort mitzuteileu haben. ES handelt sich aber dabei um eine ziemlich schwerfällig arbeitende Organisation, noch mehr aber fällt ins Gewicht. daß infolge der nachträglichen Untersuchungen und Feststellungen ein« rechtzeitige Aufklärung und Warnung deS Publikums gar nicht von ihr erstrebt und erreicht wird. Der Kampf aegen den Ersatzmittelschwindel kann nur wirksam sein, wem, er offen und womöglich stets vor Verbreitung der Ware unternommen wird. Nicht die nachträgliche Verfolgung der in deir Handel gebrachten Schwindelpräparate, sondern die Ve» Hinderung deS Vertriebes irreführender EriotznahrungSmittel gewährleistet dcu notwendigen Schutz. Daher sind auf Grund der guten Eriahrungeu, welche die Magistrale von Frankfurt   a M., München  , Köln  und neuerdings noch einigen anderen Städten mit der all- gemeinen Konzessions- und DetlarationSpflichr für Ersatzmittel gemacht habe», die Vorschriften gleicher Art für de» ganze» Landesbereich von Baden, Württemberg, Sachsen  , Boyern. Sackten- Altenburg und Schwarzburg  -SonderShouten erlosien worden. Samt- licken Erlasien ist die Bestimmung gemeinsam, daß eine Zentral- stelle die Erlaubnis zum Vertrieb der Ersatzmittel zu erteilen bat. Von großem Vorteil ist es auch noch, daß alle genehmigten oder verbotenen Ersatzmittel im.Zentral- und Bezirks-Amtsblau" veröffentlicht werden. Diese Bekanntmachungen sind von höckstem Wert für das Publikum. Aus dem Amtsblatt für Sachter:- Altenburg   z. B. konnte man entnehmen, daß dort von Anfang Juli bis Ansang Dezember vorigen Jahres 305 Ersatzmittel zugelassen. 455 andere aber, sämtlich mit Namen und Ort des Herstellers ge- kennzeichnet, verboten wurden. Da bei den zugelassenen Ersatz« Mitteln außerdem Jnholft Gewicht und Kleinverkausspreis angezeigt werden, kann das Publikum fick selbst an der Kontrolle beteiligen, wodurch der Kampf gegen den Schwindel noch doppelt so ausfichls- reich gemacht wird._ Vottzea. Vorträge. In der Urania wiederholt Dr. Meißner seinen Vortrag Aus der Welt des Films Dienstag, Mitt- woch, Sonnabend. Freitag spricht Dr. G. Flügge über Irland, Land, Geschichte und Gegenwart. Sonntag, Montag, Donnerstag: Die Ukraine.   In der Treptow  - Stern­war t e spricht Dienstag, 7 Uhr, Dr. Archenhold über Entstehen und Vergehen der Erde. Mittwoch. 8 Uhr, Lichtbilder- Vortrag: Bewohnbarkeit der Welten. RnmönischeS Petroleum. Jm Friedensvertrag mit Rumänien   spielt die Regelung der Erdölfrage eine besondere Rolle. Die stetig steigende Oelproduttion Rumäniens   betrug 1912 1 807 000 Tonnen, nur 8,86 Proz. der Welterzeugung. So gering das scheinen mag, vermöchte sie doch überreichlich unseren Einfuhr- bedarf(1912 1 282 259 Tonnen) zn decken. Jedoch kamen von dem Kriege nur 6 Proz. der rumänischen Gesamtproduktion auf den deutsthen Markt und war an unserer Einfuhr von Leuchtöl mit. 4,5 Proz., von Rohbenzin mit 33 Proz., von Schwerbenzi» mit 21 Proz. und von Schmieröl mit 5 Proz. beteiligt. Eine be- deutsame Steigerung der Einfuhr ist also aus Rumänien   möglich. Bückersckiebungen. Die sabeldaften. ja verrückten Preise, die nenerdingS bei Kunst- und Bücherauktionen.erzielt* wurden, baben schon manchen stutzig gemackt und an allerlei Schiebungen denken lassen. Vorkommnisse bei einer der letzie« Bücherversteigerungen, bei der wiederum für überall erhältliche Bücher ein Mehrfaches geboten wurde, haben nun zu einem Ein- schreiten des Staatsanwalts geführt. Der betreffende Buchhändler, der Verkäufer, habe selber seine Bücher so hoch hinaustreibe« tafle» und sie f» pm Zeil zurückgekanst.