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35. Jahrgang. Nr. 19

Aufschrei.

Kanonen und Mörfer richten

Sonntag

Jst not wohl und muß jeht geschehn. Und doch gibts auch andere Dinge, Die uns durch die Seele gehn.

Es wühlt auch noch andere Sehnsucht In unserem Herzensschrein, Als die, nur zu fämpfen, zu töten Und nur Soldaten zu sein.

In unfrer Gedanken Geheimftem Ein brausender Wille freist,

Der aus dem Blutschlamm der Tage Sein Haupt an den Himmel reißt. Es ist ja nicht Tand und Gefrödel, Danach wir lechzen und schrein. Wir wollen nur einmal wieder Leben und jubeln und sein.

So soll uns fein Vaterland zürnen,

Daß Erdenblut in uns gärt, Bis unsere brennende Seele Zur ewigen Heimat fährt.

Hans Bauer( im Felde).

Wirtschaft und Finanzen.

Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt

Berlin, 26. Mai 1913

Jit so ein überaus wichtiger Tell der Voraussetzungen Krieg erschüttert werden, wird schwer darunter leiden, daß für die künftige Gestaltung der Wirtschaft unfertig und un- der Gegenwert der gelieferten Waren in einer unterwertigen bestimmbar, so liegen doch andere Bedingungen ihrer Ent- und start schwankenden Währung bezahlt wird. Wird aber widlung flar zutage. Zwei in die Augen springende Sachen Zahlung in deutschem Gelde ausbedungen, so werden die sind die Verarmung der Nation und die sie verdeckende Käufer diese Forderung teils nicht erfüllen können, teils eldentwertung, die zum Gegenstück eine träftige werden sich die Regierungen der Einfuhrstaaten gegen der­Erhöhung aller Preise hat. artige Bestimmungen wenden. Die Geldentwertung führt auch zu einer optischen Ein anderer sehr wesentlicher Faktor für die Ausfuhr ist Täuschung der Finanzpolitiker. Die Einkommensteuer über die Kreditgemährung an den Käufer. Der deutsche trifft in ihrem Ertrag wohl in allen kriegführenden Ländern Außenhandel verdankt seine großartigen Erfolge zu einem den jeweiligen Voranschlag. Das Einkommen weiter Streise sehr erheblichen Teile der durch das musterhafte Zusammen­ist start gestiegen, häufig aber durchaus nicht im selben Maße arbeiten von Industrie und Banken gebotenen Möglichkeit ihre Kauffraft. Besonders dea bundesstaatlichen Regierungen einer weitgehenden Kreditgewährung. Nun ist es aber ganz fließen aus der auf Geldentwertung beruhenden Einkommens- sicher, daß der Zinsfuß außerordentlich anziehen wird, wenn steigerung gewaltige Summen zu, während das Reich be- erst die großen noch schwebenden Schulden des Reiches, der fanntlich auf dem Trockenen sigt, da die Zölle und indirekten Staaten und Gemeinden durch langfristige Anleihen abgelöst Stenern wenig oder gar nichts einbringen.

Nun werden in die Rechnung des fünftigen Finanz­wesens einfach die Erträge der Steuern während des Krieges oder der Zeit vor dem Kriege eingesetzt, ohne genügende Berücksichtigung des Umstandes, daß die Staatss einnahmen im Kriege mit der steigenden Geldentwertung sich ebenso automatisch erhöhen wie sie sich in der Zeit nach dem Kriege ermäßigen werden.

und die jetzt müßig liegenden Gelder für den Einkauf der Waren und die Neuinvestierung von Betriebsmitteln verwendet werden müssen. Dieser Hinweis führt auf die außerordent­liche Wichtigkeit eines ausreichenden und billigen Kredits, der für Indust ie und Handel ein Lebenselement ist. Auch dem schwer leidenden gewerblichen Mittelstande wird durch eine gut ausgebaute Kredithilfe eine weit bessere und wirksamere Unterstüßung gewährt als durch die Versuche, mit steuerlichen Die Geldentwertung ist darauf zurückzuführen, Mitteln die Großunternehmen zu seinen Gunsten zu benach­daß ein außerordentlicher Bedarf das Reich antreibt, auf teiligen. Eine gewisse Erleichterung dieser ungemein schwierigen Schulden Waren zu kaufen und menschliche Arbeitskraft zu und fomplizierten Aufgabe entsteht dadurch, daß jene Hand. entlohnen, ohne im Drange der Geschäfte auf die Preis- werfer, die nicht unter die Fahne gerufen wurden, und wohl gestaltung großes Gewicht zu legen. Durch die mangel- die ganze landwirtschaftliche Bevölkerung durch den Krieg hafte Ausbildung der in der Heeres- und Staats- in umfassendster Weise entschuldet und daß ungemein starke verwaltung tätigen Organe, die den Preisforderungen Abschreibungen und Rückstellungen vorgenommen worden sind. des Handels und der Industrie widerstandslos gegenüber- Einigkeit besteht darüber, daß diese schweren Hemmungen stehen oder wenigstens lange Zeit gegenüberstanden, wurde des wirtschaftlichen Aufschwunges durch die Nationali­diese Bewegung verschärft. Nach dem Kriege tritt wieder sierung der Produktion am wirksamsten überwunden das kaufmännische Ralfül in Tätigkeit, und wenn auch Waren, werden. Freilich wird mit diesem Schlagworte ein arger Preise und Löhne wahrscheinlich nie mehr auf den Stand vor Mißbrauch getrieben. Es versteckt sich dahinter sehr häufig Von Anton Hofrichter. dem Kriege sinken werden, so ist doch ihr Rückgang ganz das rein privatwirtschaftliche Verlangen, die Kraft der Ar­unausbleiblich. beiter bis zum äußersten auszunügen. Das Schlagwort Fast alle finanziellen Erwägungen über die Dedung bes Diese Betrachtung führt notwendig zu der Frage, wie Taylorismus deckt diese Bestrebungen. Dabei wird nur zu Zinsendienstes und die Tilgung der Kriegsschuld felbft fußen Rich die Konjunktur nach dem Kriege gestalten werde. Die häufig übersehen, daß dieses System mit seinem sehr auf der unausgesprochenen, als selbstverständlich voraus- Maschinen und Transportmittel sind während des Krieges zahlreichen Beaufsichtigungs- und Meßpersonal und der gefekten Erwartung, daß die gegenwärtige Hoch- aufs äußerste abgenügt worden, ohne daß für Ersatz oder damit verbundenen Bureaukratisierung der Arbeit auch tonjunttur fortdauere oder daß doch die Nach- Kriegs- Reparaturen in ausreichendem Maße gesorgt werden könnte; ein start verteuerndes Moment enthält. Sehr richtig Wirtschaft dort wieder anknüpfen könne, mo die auch die Bevölkerung entbehrt eine Unzahl Waren, für die sich, sagt der Vor Kriegs Wirtschaft aufgehört hat. der Leipziger   Universitätsprofessor Franz Eulen­In der Natur sobald die Waffen ruhen, rege Nachfrage einstellen wird. Aber burg   in einer Abhandlung, die in dem jüngst erschienenen der Sache liegt, daß diese Hoffnungen von der diese Nachfrage ist notwendig begrenzt. Jeder wird nur so- zweiten Teil des Sammelwerkes des Vereins für Sozial­weiteren Dauer des Strieges und jeinem schließ viel anschaffen, wie er ganz unbedingt braucht, und im politik über Die Neuordnung der deutschen Finanzwirtschaft lichen Ergebnisse wesentlich abhängen. Gerade die übrigen ein Sinten der Preise abwarten. Der Fabrikant erschienen ist: Nicht so dürfen wir die wissenschaftliche, d. i. Arbeiter und diese noch viel mehr als die Besitzenden, wird es sich tausendmal überlegen, teure Maschinen einzu- rationelle Betriebsführung auffassen, daß wir nur den momentan die von ihrer Rente oder dem auf lange Zeit hinaus sicher- stellen, die er vielleicht zu einer Zeit amortifieren muß, vorübergehenden Effekt des Einzelfalles im Auge behalten. lich hohen Bodenertrag leben fönnen, find an einem da für seine Erzeugnisse bereits wesentlich niedrigere Vielmehr wäre überhaupt mit der gesamten nationalen Arbeits­sicheren Fortgang der industriellen Erzeugung und einer Preise gelten. Auch die Außenhandelsbeziehungen wer- fraft ökonomisch zu verfahren. Die Gesamtheit der zur Ver­baldigen Wiederaufnahme der zerrissenen Handelsbeziehungen den sich nur sehr langsam wieder entwickeln, weil, ganz fügung stehenden Arbeitskraft ist auf ein Optimum zu bringen, interessiert. Für die glückliche Erreichung dieses Zieles ist die abgesehen von den psychologischen Hemmungen, die der Krieg dadurch, daß im ganzen die Arbeitstraft pfleglich behandelt Angliederung weiter verwüsteter Länder mit einer verbitterten erzeugt hat, in den schwankenden Währungen ein wird, also durch Menschenökonomie der gesamten Bevölke­und feindseligen Bevölkerung durchaus ungenügend, ja schädlich. starkes Moment der Unsicherheit liegt. Zwar wird der Erport in jene rung. Sehr wohl fann eine wenig angestrengte Arbeit eine Die moderne Wirtschaft verträgt feine Hörigkeit, sondern beruht wenigen Staaten, die durch den Krieg reich geworden sind größere Arbeitsfähigkeit des Volkes bedeuten." auf Freiwilligkeit oder doch erfolgreicher Zielsetzung und Ein- und deren Währungen nicht gelitten haben, um so rascher Die Intensivierung und Rationalisie rung der Arbeit wird wirkung auf den wahlfreien Willen. Den aus dieser Erwachsen, als die Käufer den Vorteil haben, die deut- leider durch das im Kriege entstandene Rentnertum fenntnis erwachsenden Ansprüchen einer gesunden Politit, die schen Waren unter Ausnugung des Währungsunterschiedes zu sehr gehemmt werden. Wenn erst die Schwierigkeiten der national ist und doch die haßerfüllten Völker wieder ver- recht billigen Preisen zu erwerben. Aber diese Ausfuhr Friedenswirtschaft auftauchen werden, werden zahlreiche Mit­einigt, entspricht das eben veröffentlichte Aktionsprogramm macht uns nicht fett. Der Export in die uns feindlichen glieder der besitzenden Klassen auf ihren Rententiteln aus­der Sozialdemokratie. oder auch verbündeten Länder, deren Währungen durch den ruhen oder sich von dem mit Kriegsgewinnen erworbenen

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Die schwarzen Kabinette.

Bon Maximilian Maulbeder.

In heutiger Zeit, in der die Briefzenfur eine gewisse Bedeutung wiedererlangt hat, dürfte es nicht uninteressant sein, sich die früher durch verschiedene Regierungen systematisch ausgeübten Verlegun­gen des Postgeheimnisses durch die sogenannten schwarzen Kabi­nette" wieder zu vergegenwärtigen. Das Briefgeheimnis ist in den meisten modernen Verfassungsurkunden gewährleistet. So bestimmt für das Deutsche Reich das Reichspostgeseh vom 28. Oftober 1871, § 5: Das Briefgeheimnis ist unverletzlich.

fortwährend von Intrigen, die eben im Gange waren, und schöpfte ihre Geheimnisse aus Briefen, die man auf der Post öffnete. Das Verfahren wurde nun in ein System gebracht, das bald genug in Deutschland   Nachahmung fand. In allen Hauptstädten und wich tigen Verbindungspunkten wurden Brieflogen" eingerichtet, wie der ursprüngliche Name für die schwarzen Kabinette lautete. Die be­deutendsten arbeiteten in Regensburg  , Augsburg  , Nürnberg  , Gise­nach, Bremen  , Hamburg   und Mainz  . Diese Brieferbrechungs­anstalten fümmerten sich um galante Geheimnisse gar nicht, ihnen kam es vorab auf Staatsgeheimnisse an, auf den Briefwechsel von Diplomaten und unbekannten politischen Agenten, die zu ermitteln eine Hauptaufgabe der Brieflogen war.

In Wien   war ein Flügel des kaiserlichen Schlosses, die soge­Die Geschichte lehrt nun, daß die Verlegung des Briefgeheim- nannte Stallburg, für das schwarze Kabinett eingerichtet. Jeden nisses so alt ist wie die Post selbst. 1543 richtete Leonhardt von Abend um 7 Uhr wurde die Post geschlossen, und die Wagen fuhren Thurn und Taxis die erste eigentlich deutsche Postlinie ein, und vier ab, scheinbar nach ihrem Bestimmungsort. Sie begaben sich aber Jahre später, im Schmalkaldischen Kriege, erfuhr Karl V.   durch in den Hof der Stallburg, dessen Tor sich sofort hinter ihnen schloß. seinen Postmeister die wichtigsten Geheimnisse seiner protestantischen Hier wurden die Briefbeutel geöffnet, die Briefe sortiert und alle Gegner. Von den Habsburgern mit Reichtümern und Ehren über die beiseite gelegt, von deren Inhalt man Kenntnis nehmen wollte. schüttet, zu Grafen und Fürsten des Reiches erhoben, stellten die Zu diesen gehörten regelmäßig alle Briefe, die an Gesandte, Ban­Thurn und Taxis ihre Beförderungsanstalt der kaiserlichen Politik fiers und andere einflußreiche Männer gerichtet waren. Die für zur Verfügung. Unter Rudolf II.   führte Bazarus Schwendi, der am das Ausland bestimmten Briefe erfreuten sich besonderster Aufmert­Hof beliebteste Feldherr Desterreichs, bittere Klage, daß der Post- samkeit. Das schwarze Kabinett war zugleich Werkstatt und meister Biechhauser seine Briefe erbreche oder zurückhalte. Als Fer- chemisches Laboratorium. Hier befand sich Siegellack aller Art, eine dinand II. die Fürsten   Paar mit der Post in seinen Grblanden be- Masse von Betschaften, Werkzeuge zum Ablösen der Siegel und Vor­lehnte, wurde ein Taxisscher Beamter nach Wien   berufen, um den richtungen, die teils diese Operation unterstützten, teils zu Fal­politischen Teil der Postverwaltung zu übernehmen. Da der ge- schungen der Briefe selbst dienten. Bejaz man das Petschaft des heime Postdienst außer einer großen Gewandtheit eine ebenso große Absenders, so ging die Sache rasch; mußte man das Siegel sorgfäl­Verschwiegenheit erforderte, so nahm man die dabei beschäftigten tig ablösen und wieder aufdrücken, jo verlor man viel Zeit. In der Beamten gern aus Famitten, die bereits ihre Proben abgelegi tegel wurde die Briefpost bis 11 Uhr nachts in der Stallburg auf­hatten. Häufig vererbte sich das schimpfliche Amt durch Menschen- gehalten; es geschah aber auch nicht selten, daß sich die Wagen erst alter vom Vater auf den Sohn. Die Novizen wurden frühzeitig in um 1 Uhr morgens in vollem Galopp entfernen konnten. Von den das Geheimnis eingeweiht, wie Briefe zu erbrechen und wieder zu erbrochenen Briefen nahm man Abschriften oder machte Auszüge. versiegeln sind, ohne daß der Empfänger das geringste merke. Von Die geheime Polizei, der diese Ergebnisse der lichtscheuen Tätigkeit Rudolf II.   bis auf Josef II.   wurde in Stockerau   bei Wien   in der übermittelt wurden, erteilte zuweilen weitere Weisungen. Dann selben Post auf diese Weise immer eine Familie Eberl verwendet. wurden von Beamten, die Handschriften nachzuahmen verstanden, Einer davon, Lukas Eberl, wurde wegen seiner Dienste jogar in den falsche Briefe geschmiedet, heimtückische Fragen gestellt oder ver­Adelstand erhoben. derbliche Ratschläge erteilt; also ein briefliches Lockspiteltum. In der Stallburg arbeiteten besonders Franzosen   und Neapoli­taner, deren überlegene Geschicklichkeit man schäßen gelernt hatte. Ihr Handwerk spannte den Geist, so an und erforderte eine solche Sorgfalt und Geschwindigkeit, daß mehrere den Berstand verloren. Man bezahlte diese Streaturen so gut, daß sie mit ihren Familien

Das in so vieler Beziehung verderbliche Beispiel Ludwigs XIV. von Frankreich   wirkte auch bei der Behandlung der Briefe auf Deutschland   ein. In seinem Alter wollte der französische   Monarch, den die Maintenon scharf im Zügel hielt, wenigstens von fremden Liebschaften eine Unterhaltung haben. Seine Polizei berichtete ihm

im Ueberfluß leben konnten, und gleichwohl war ihr. Los ein trau­riges. Sie manen mehr Staatsgefangene als Beamte. Die Polizei verlor fie niemals aus den Augen und wußte aufs genaueste, wie viel jeder von ihnen ausgebe, welche Erholung er sich gestatte, mit wem er verwandt sei, welche Häuser er und wer ihn und seine Fa­milie befuche. Jeden Morgen fand der Polizeidirektor auf seinem Arbeitstisch einen Bericht, den er bloß zu öffnen brauchte, um zu wissen, wie jeder einzelne Beamte des schwarzen Kabinetts den vorigen Tag verlebt hatte.

Der österreichische Hof- und Staatskanzler, und als solcher ein geschworener Feind des alten Frib, Fürst Kaunis, machte von der Anstalt in der Stallburg den ausgedehntesten Gebrauch. Um alles aufs beste einzurichten, hatte er sich von der geheimen Polizei Lud­wigs XV. von Frankreich   Belehrung erbeten und bereitwilligst er­halten. Der Polizeileutnant Lauvin hatte für ihn eine Denkschrift entworfen mit dem Titel:" Näheres über einzelne Anstalten von Paris  ". Der preußischen Politik gegenüber glaubte der Fürst wit dem schwarzen Kabinett allein nicht auskommen zu können. Alle preußischen Kuriere, mit Ausnahme von zweien, ließen sich be­stechen. Diese ungetreuen Boten erhielten bedeutende Summen, jo daß sie sorgenfrei leben konnten, wenn man Verdacht gegen sie schöpfte und sie entfernte. Friedrich II.   hat aber nie entdeckt, daß Fürst Kaunis alle seine Depeschen an seinen Wiener   Gesandten früher las als dieser. Die Sache nahm jedesmal folgenden Verlauf: hinter Birna war an der böhmischen Grenze in einer einsamen Gegend ein Haus erbaut und seinem Bwed entsprechend eingerichtet worden. Es wurde von Vertrauten bewohnt, öffnete fich nur für Menschen desselben Schlages und war reichlich mit Pferden und Wagen versehen. Erschien einer der bestochenen preußischen Sturiere, so stiegen Beamte mit ihm in einen Wagen des Hauses, öffneten sein Felleisen, erbrachen die Depeschen, entzifferten den Inhalt mit Hilfe des ihnen bekannten Schlüssels zu den preußischen Geheim­schriften und nahmen eine Abschrift. War dies geschehen, so wurde die Depesche wieder versiegelt und das Felleisen geschlossen. Das ganze Geschäft wurde auf dem Wege nach Wien   besorgt, indes der Wagen rascheste Fahrt beibehielt und nur an gewissen Stellen zum Pferdewechsel Halt machte. Auf der letzten Station vor Wien   stieg der Kurier wieder zu Pferde und überbrachte seine Depeschen, deren Abschriften Fürst Kaunis vier bis fünf Stunden vor dem preußi­schen Gesandten in Händen hielt.

Wie die Tarissche Post seine Depeschen behandelte, erfuhr Friedrich der Große   1772, als sein Briefwechsel mit seinem Ge­sandten in Mainz   über die polnischen und türkischen Angelegen