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R. Br.  

Durchlaucht selbst gehöre und nun nach menschlichem Ermeſſen an um dann zu erfahren, daß die anstößige Kopfbekleidung Der wadere Bürger iſt untröstlich. den so lang erstrebten Hoflieferantentitel nicht mehr zu denken set. Auch die letzten Reste von Verstand kommen dem Eingeängstigten abhanden. Jedenfalls geht er auf den geistvollen Vorschlag des Geseller, der das schöne Meistertöchterchen umwirkt, ein und tauscht mit ihm die Kleider und Legitimationspapiere. Da auch gerade der Krieg ausbricht, wird der verliebte Jüngling auf des Meisters Namen eingezogen und kehrt, nachdem er zur Erheiterung des Publikums als Unter­offizier in der Kaserne zunächst genügend Konfusionen angestiftet, und dem tüchtigen Schwiegervater die Hoflieferantenwürde einträgt. zulegt als ordengeschmückter Krieger Heim, was ihm das Bräutchen Indes die verdrießliche Dede dieser Erfindung wurde durch flott melodiöie Couplets und Tanzduetts des Komponisten Snaga, der auch die Aufführung leitele, in oftmals angenehmer Weise unter­brochen. Wirkliches Vergnügen bereitete da die neckisch anmutige Natürlichkeit des Fräulein Charlotte Böcklin. Auch die anderen Rollen waren durch die Herren Adalbert, Wallauer, Bergmann und durch Mia v. Buttfamer ansprechend vertreten. Die Muſiknummern

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Irraffe ausgestattet, sich quer durch Afrika   längs des Aequafors hin| Wo immer ein neues Problem auftauchte, zu dessen Lösung die| Sübner ist sogar ungewöhnlich gut vertreten, und Sturt Hermann zu erstreken erscheint." intime Kenntnis seines geliebten Afrika   beitragen konnte, da hat fonnte faum besser ausgewählt werden. Artur Kampf aber fann Seit jenen ersten verläßlichen Mitteilungen Schweinfurths er es mit Eifer aufgegriffen. So verdankt ihm neuerlich beispiels- dem Direktor Juſti herzlich dankbar sein, daß der famose rose über die Pygmäen im Herzen von Afrika haben sich unsere Kennt- halber die steinzeitliche Forschung wichtige Aufschlüsse, muß er als Knabe, ein Bild, das weitaus zu ſeinen besten gehört, in dieser nisse über diese Zwergvölker beträchtlich vermehrt. Wir wissen heute, der beste Kenner der Steinzeit Afrikas   gelten, die allgemach mit der Schau des Lebendigen Aufnahme gefunden hat. daß es solche Pygmäen, im Turchschnitt 1,21 Meter( Weiber) bis Europas   durch geheime, aber darum nicht minder feste Fäden ver= 1,49 Meter hoch, in vielen Gebieten Zentralafrikas   gibt, und wir quickt erscheint. Im Herzen von Afrika ward aus dem jungen Künstler- Theater: Der Hutmacher Sr. Durchlaucht" dürfen ja, müssen wohl verwandtschaftliche Beziehungen der ein- Rigenser Botaniker der große Naturforscher und Völkerkundige, Gustav Quedenfeldt und Theo Halton haben nur ein Resultat zelnen, von einander oft weit getrennt im Urwalde( und nur dort) in diesem Werk ist schon der ganze Schweinfurth beschlossen, und gezeitigt, das selbst bei den heutigen bescheidenen Ansprüchen an lebenden Zwergvölker annehmen. Ami bekanntesten sind von diesen darum fonnte uns der Nestor der deutschen Afrikaforschung fein somit sich mit bestem Willen nicht mehr als Bosse oder Schwant durch die Forschungen des Schweizer   Zoologen J. David und später schöneres Geschenk zu seinem achtzigsten Geburtstage machen als rubrizieren ließ. So tauften sie es Volksstück". Einer jener be­der Expedition des Herzogs Adolf Friedrich   zu Mecklenburg die die Neuherausgabe dieses noch heut in gleicher Frische erstrahlenden liebten cholerischen Biedermänner mit gutem Stern und rauher Schale, Pygmäen des nordischen Kongogebiets, die sogenannten Wambutti, Werkes Jm Herzen von Afrika". Hutmacher seines Zeichens, gerät, als ihn ein Lakai den in Paris  geworden. Es unterliegt wohl keinem Zweifel" urteilte Schwein­verfertigten Zylinder seines Herrn zum Aufbügeln überbringt, ob furth weitschauend schon in der ersten Veröffentlichung seines Reise­des ausländischen Erzeugungsortes in patriotische Zorneswand­werks, daß alle diese Völker zusammengenommen nur als die ver- Die Lebenden in der Nationalgalerie. sprengte Raffe einer im Aussterben begriffenen Urbevölkerung zu betrachten sind, ganz ähnlich wie die Buschmänner in Südafrika  , wie früher große, farblose, monumental beabsichtigte, aber in der Jetzt ist auch der zweite Cornelius- Saal, an dessen Wänden das ja ihre zerstreute, inselartig eingesprengte und von allen Seiten linearen Abstraktion steckengebliebene Kartons, Erinnerungen an bedrängte Existenz dartut." Und in der nun vorliegenden Neuaus- Weltvorgänge, aber keine lebendigen Geschehnisse zu sehen waren, gabe fügt er hinzu: Diese Rasse bietet uns eine ethnische( völkische) in eine Stätte der Gegenwart und darüber hinaus in ein räum­Einheit, gleichviel, auf welchem Wege man sich ihre Entstehung er- liches Beisammensein von wirksamen, uns nahekommenden, uns klären will. Gegen die( von seiten mancher Anthropologen, so erfassenden Krafteinheiten verwandelt worden. Ein Kunstwerk lebt, namentlich von dem ja alles unter dem Gesichtspunkt des Pathologen solange es wirkt. En bewertet, war Cornelius zum mindesten betrachtenden Rudolf Virchow   ausgesprochene) Ansicht, als handle sterblich geworden. Wir wollen nicht sagen, daß die Meister, denen es sich bei diesen Rasse um eine durch Inzucht oder Nahrungsmangel zuteil geworden ist; aber zurzeit sind sie die Stärkeren. Und mehr er nun weichen mußte, ein höheres Alter erreichen werden, als ihm hervorgerufene Verkümmerungsform, spricht, wie auch Fr. Stuhl- noch als sonst gilt in der Kunst: heute ist heut. Indessen, auch die mann hervorgehoben hat, ihre weite Berbreitung und die immer andere Wahrheit ist richtig: was heute lebt, wird morgen nicht ge­mit den im allgemeinen gleichbleibenden Merkmalen ausgestattete storben sein. Und gerade dieser Maßstab ist der Maßstab des Körperlichkeit. Nichts widerspricht also der Annahme, die Pygmäen Museums. Ihn zu finden, ihn zu handhaben, ist die besondere feien als Urbevölkerung der afrikanischen Hylaea( Urwaldgebiet) Kunst eines Museumsleiters. Die neuen Erwerbungen der National­zu betrachten und wie diese als ein Ueberbleibsel vorzeitlicher Zu- galerie, die in dem verwandelten Cornelius- Saal hängen, be­stände." Für eine uralte Rasse, ja, vielleicht Urrasse spricht im stätigen, daß der Direktor Justi solche besondere Begabung in einem immerhin anerkennenswerten Grade besitzt. übrigen ein höchst auffälliges Merkmal: die Pygmäenrassen zeigen Es ist ein seltsamer Eindruck, zu sehen, wie sozusagen die nämlich ein an das Flaumhaar menschlicher Embryonen erinnern- Runstgeschichte wächst. Hier haben wir nun vor uns dreißig, vierzig des, den ganzen Körper dauernd bedeckendes rotbraunes ,. wollig- Werfe, von denen Justi annimmt, daß sie sich halten werden, daß weiches Haarkleid. Dieses Körperhaar, schildert der Mecklenburger sie nicht von heute auf morgen veralten und daß sie nach fünfzig, Herzog, ist so auffällig, daß die großwüchsigen Negerstämme, die im nach hundert und nach zweihundert Jahren noch kennzeichnen, wie Urwalde zufällig auf ein ihnen unbekanntes, kleines Individuum und was die deutsche Malerei im ersten Viertel des zwanzigsten stoßen, allemal zunächst auf dies Flaumhaar zu achten pflegen, um Jahrhunderts empfunden hat. Sekunden, die in die Gwigkeit zu wissen, ob sie ein Kind ihres Volkes oder den Angehörigen eines hinübergerettet werden. Man kann nachfühlen, welchen Reiz es der Giftwaffen wegen ebenso gefürchteten, wie gehaßten Pygmäen- gebenen so ein einzelnes Stüd herauszuwählen und zum Zeugen einem Muſeumsdirektor bereiken muß, aus der Fülle des Ge­stammes vor sich haben. für eine ganze Generation zu krönen. Auch in solcher Arbeit be­Ich nannte aben das Problem der Zwergvölker eines der dun- währt sich etwas Schöpferisches. Nun könnte man vielleicht tadeln, kelsten Afrikas  . Es bietet seiner Lösung noch dadurch größere daß Justi offenbar absichtlich mittlere Werte herausgesucht hat, das Schwirigkeiten, daß neuerdings auch in anderen Erdteilen ganz heißt Stücke, die nicht mehr umwittert sind von den Geburtswehen ähnliche Pygmäen entdeckt worden sind, so namentlich durch Hagen  , der Revolution, Stücke, die sich bereits am Widerstand abgeschliffen Neuhauß, Thurnwald u. a. auf Neu- Guinea  , daß wir ferner Zwerg- haben. Es ist nicht notwendig, daß er hierzu nur durch die be­völker als ziveifellose Rasse einer Urbevölkerung auf den Anda- sondere Kaufpolitik, die er schon im Hinblick auf die ihm beigegebene manen, den Philippinen und Admiralitätsinseln kennen gelernt haben usf. So ist denn auch schon( durch W. Schmidt, 1910) der Versuch gemacht worden, alle diese Pygmäen zu einer ursprüng­lichen, anthropologischen Einheit zusammenzufassen, die als eine Art von kindlicher Vorstufe der heutigen Menschheit aufzufassen wäre. Kollmann vollends hat( 1901-1903); pie ich an dieser Stelle

schon einmal ausführlich auseinandersetzte, die Anschauung zu be­gründen versucht, daß die Pygmäen einer früheren Bildungsform der Menschheit angehören und von den Hochgewachsenen Rassen durchaus zu trennen wären, wobei er sich einmal auf gewisse prä­historische Skelettfunde( Schweizersbild, Chamblandes usf.), sodann aber auf die unbestreitbare Tatsache stützen konnte, daß wir aus der Entwicklungsgeschichte der Säugetiere eine Reihe von Beispielen ( Pferde, Kamele uff.) bennen, denen zufolge große Formen aus kleinen hervorgegangen sind.

Kommission anwenden muß, veranlaßt worden ist; auch die Er­fahrung, daß das Abgeklärte meist länger lebt als das Stürmische, kann ihn zu solcher Wahl bewogen haben. Man kann jedenfalls meist zustimmen und mit diesem Sammlungsleiter glauben, daß die hier vereinten Arbeiten der neuen Kunst sich für längere Zeit lebendig erhalten werden.

Kolbe und Orlik.

wurden alle Datapo verlangt.

Das wandernde Geschoß.

dt.

In der Münchner Medizinischen Wochenschrift" teilt Stabs arzt Dr. Ernst Steinitz   einen Fall von Geschoßwanderung mit, bei dem das Geschoß im Körper einen weiten Weg zurückgelegt hat, ohne lange Zeit hindurch stärkere Störungen zu verursachen, wäh­rend es von dem Verwundeten doch gut beobachtet werden konnte. linken Schultergelenk von einem Infanteriegeschoß getroffen wor Am 20. August 1914 war ein Gefreiter im Liegen gerade vor dem den. Ein Ausschuß war nicht vorhanden, die kleine Ginschußöffnung heilte in einer Woche glatt, während von dem Geschoß nichts zu be­merken war. Wegen einer gleichzeitigen Schrapnellverwundung am Fuß blieb der Getroffene längere Zeit im Lazarett. Im Jahre 1915 tam er wieder ins Feld. Besonders beim Marschieren mit Gepäck verspürte er Schmerzen in der linken Bristseite. Im folgenden Jahre war die schmerzhafte Stelle weiter nach hinten gerüdt; als Bahn marschieren mußte, konnte er den Tornister taum tragen, er im Herbst dieses Jahres als Urlauber einen weiten Weg zur weil die Mitte des Rückens sehr druckempfindlich war. Am Schluß dieses Marsches war der schmerzhafte Punkt meiter nach unten gerückt", so daß der Tornister keine Beschwerden mehr verursachte. um November 1917 meldete er sich im Revier wegen Schmerzen in der rechten Gesäßgegend, die seit einem halben Jahr bestehen sollten. Unter der geröteten Haut befand sich eine haselnußgroße runfels machte. Nach dem Einschnitt fand eine Giterentleerung Schwellung, die ganz den Eindruck eines frisch entstandenen Fu­statt. Beim Verbandwechsel am nächsten Tage kam in der Tiefe der Wunde ein schwarzer Harter Körper zum Vorschein, der sich mit der Pinzette ziemlich leicht herausziehen ließ. Es war ein französisches Infanteriegeschoß, das mit der stumpfen Seite nach unten gelegen hatte; es war vollkommen von einer schwarzen Orydschicht über­zogen und bis auf die etwas umgebogene Spike ganz in der ur­sprünglichen Form. Das Geschoß war also offenbar bei der Ver­wundung nur in die Weichteile der Schulter eingedrungen und hatte den Weg von dort außerhalb des Brustkorbes bis zum rechten Gesäß allmählich im Laufe von 3 Jahren zurückgelegt.

Die eigentlichen Klassiker haben in der Nationalgalerie bereits ihre Kabinette: Menzel, Boecklin  , Marees, Klinger, Liebermann. sammen mit dem großen Don Juan   diesen dramatischen Impressio­Jetzt sind hinzugekommen zwei neue Arbeiten von Slevogt  , die zu nisten vortrefflich vorführen. Die kleine" Trabrennbahn" ist eins jener Bilder, das in der Form eines Augenblicks das Leben eines ganzen Zeitalters zusammenfaßt. Hinzugekommen sind Corinth, Kardorff, König, Purrmann, Roeßler, Kurt Hermann, Ulrich Hub: ner, Brockhusen, Jaeckel, Rhein   und Clarenbach. Außerdem mit Zeichnungen: Boehle, Gaul, Moll, Naun, Man sieht, es sind dies alles Künstler, die uns durch soundso viele Man sieht also, das Pygmäenproblem, das Schweinfurth als Ausstellungen längst vertraut find. Nicht Entdeckungen, sondern Grgebnisse. Arbeiten, die typisch sind, sowohl für ihre erster mit dem Rüstzeug wissenschaftlicher Beobachtung und ein­Meister wie für das Temperament Der Zeit. Man dringender Begründung aufs Tapet gebracht hat, gehört heut zu den sieht bei Corinth die Lust am Fleisch, gebändigt durch jenen Rest meist umstrittenen und schwierigsten, in das dunkle Gebiet der von akademischer Schwerfälligkeit, der für diefen Maber kunzeich Urzeit hinabsteigenden Rätsel der Menschenkunde. Schweinfurth nend ist. Das Portrait, das Kardorff von seinem Vater gemalt selbst hat vielfach später noch zu seiner Lösung beizutragen versucht, hat, gehört ohne Zweifel zu den besten Arbeiten dieses Künstlers: In der Treptow Sternwarte finden Sonder­wie es denn fast kein Gebiet naturwissenschaftlicher Forschung gibt, ein Klang aus grün, schwarz und grau. Auch Leo von König   hat borträge zu halben Kassenpreisen statt. Montag, Donnerstag, auf dem dieser kühne Feuergeist sich nicht mit heißem Bemühen um nur weniges gemalt, was wertvoller ist als dieses Doppelbildnis, 6 Uhr, Dienstag, 7 Uhr:" Bewohnbarkeit der Welten", Mittwoch, die Wahrheit versucht hätte. Die Botanik, die Zoologie, die Anthro- mit dem zugleich der inzwischen ausgestorbenen Bohème ein melan- 6 Uhr:" Bilder aus dem Harz  , Thüringen   und dem Riesengebirge  " cholisches Denkmal gesezt worden ist. Die durchwählte und flam-( Kino  ). pologie verdanken ihm wie die Erd- und Völkerkunde gleichwichtige mige Landschaft von Brockhusen erschöpft dieses Malers anatomische Im Nachlaß Hermann Essigs sind ein Lustspiel Erkenntnisse. Eine ungeheure Fülle von Wissen ist in seinen fast Methodik; die Landschaft von Roeßler ist wie die besten Impressionen Käti", eine Tragödie Mira" und ein Roman noch ohne Titel ge­ein halbes Tausend zählenden Arbeiten aufgestapelt und lebendig.| dieses thrischen Wanderers von lichtem Grün durchieht. Ulrich funden worden.

Kinderland.

Ein Gespräch.

Er: Der Lärm der Kinder! Diese Verrohung überhaupt! Ich: Ja, es sind ihrer viele heimatlos geworden. Er: Sie mißverstehen mich, ich meinte- Ich: Ja, viele sind heimatlos geworden, da sich vor ihnen Le Pforten des Himmelreichs schlossen, das ihre Heimat war.

Er:-?

Ich: Es gibt ein köstliches Wort in unserer Sprache, das Kind und Kindeswelt umschließt: Kinderland. Das ist die Heimat der Kinderseele, ihre glücklich, sorgenfreie, bitterfeits­ferne unschuldsvolle Welt, in der die Hoffnung blüht und die wundersamsten reinsten Empfindungen reifen. Daraus sind die meisten Kinder vertrieben worden, sind nun Vaganten, deren Sehnen und Freuen durch eine Wüste fließt.

Er: Sie entschuldigen aber sehr leicht

Ich: Wer fehlte, daß ich entschuldigen müßte? Vermögen Sie einen Menschen, den man entwurzelte, ihn aller Möglich­keiten beraubte, seinen Garten an Glücksmöglichkeiten zu pflegen, zu richten? Ich nicht. Insbesondere, wenn es die Seelchen gilt, den föstlichsten Reichtum des denkenden Menschen. Er: Wer Sie als Neomalthusianer so sprechen hörte. Ich: Ach so, Sie vermeinen, daß ich als solcher die Kinder nicht lieben fönnte?

Er: Ja, denn sonst-

ch: Würde ich selbst Kinder mein eigen nennen! Und ob ich die Kinder liebe! Sie erwähnten vorhin den Lärm, den ich nicht bernahm. Aber ich sah mit den Augen des Liebenden. Ich sehe dort die kleine Gruppe der angeblich lärmenden tan­zenden Mädchen. Das alte Spiel: Mariechen saß auf einem Stein!" Betrachten Sie nur die Kinder. Das sonnige Glänzen, wie sich die Körperchen elastisch und doch so überaus zierlich biegen. Die Augen erschauen Wunder, da sie nun auf das vor getäuschte Prinzeßlein in ihrer Mitte blicken. Ein Stück Kinder landleider ein zu fleines, in dem die Kinder das Elend des fahlen Lebens vergessen.

Er: Sie werden geradezu poetisch!

Ich: Ja... Aber wenn ich Kinder um mich spielen sehe, lachendes Leben mir entgegenwellt, dann-

Er: Also zwei Seelen in der Brust?

Ich: In uns allen ruht eine bestimmte Sehnsucht nach dem Schönen, nach dem Natürlichen und Reinen. Auch nach dem Kinde. Es wäre töricht, dies zu leugnen. Aber vielleicht ist diese Erklärung unvollkommen. Besser ist es, wenn man Diese Sehnsucht aus einem weiteren Begriff ableitet, als ihn das Kind darstellt. Die Sehnsucht gilt nicht dem Kinde allein, auch dessen kleiner Welt

Er: Dem Kinderland?

Ich: Ja, wenn Sie auch spotten! Mag sein, daß die Er­neuerung mitspielt, daß die eigene Kinderzeit wirbt oder das natürlich Schöne und Reine des unentweihten Menschlichen, das im Kinde liegt. Die Sehnsucht besteht, aber leider auch die Vernunft, die uns sagt, daß das soziale Gewissen stärker sein muß als das Gefühl und die Liebe zum Kinde. Er: Riebe?

Notizen.

feine Freude bedeutet, während sie ein klagendes, hungerndes Kind zum Revolutionär wandelt? Ueberdachte je einer die Seelenkämpfe der bewußt finderlosen Frau? Stellen Sie sich eine Frau vor, die den sonneniibergossenen Kinderreigen dort betrachtet? Erinnerung an die eigene Jugend, drängende. Mütterlichkeit und die reichströmende angeborene Liebe zu dem Kinde wer vermag die Macht des heimlichen wehesüßen Lockens zu ahnen, mit dem die Liebe zur Verkörperung rust? Er: Und in der Wirklichkeit?

Jch: Sehen wir flaren Blickes, daß unsere Kinder wie viele andere, denen der Besitz der Eltern nicht das Kinderland ermöglicht, daraus vertrieben bleiben müßten. Nein, das nicht. Das sollen sie nicht. Soll ich Ihnen darüber mehr sagen? Dann wandern Sie durch die Straßen, aber sehend und fühlend. In meiner Nähe ist eine Volksküche. Ueberzeugen Sie sich von dem Kinderland der Allzuvielen. Gehen Sie in die Unter­standslosenasyle oder bieten Sie den Kindern auf der Straße ein Stückchen Brot an. Die Augen verraten Ihnen dann vieles und die gierig zusammengeframpften Händchen. Oder lesen Sie die Schlachtberichte, die

Er: Elend und Not werden immer sein. Ich: Vielleicht, ich glaube aber nicht daran. Ich denke vielmehr, daß jedes Ding begrenzt ist. Uebrigens können wir

Er: Wir?

Ich: Ja. Blickten Sie schon forschend in das Leben finder­loser Paare? Betrachten Sie die Züge, wenn eine holde Kinder­Szene sich darbietet, in ihrer taufrischen Lieblichkeit verwirrend und berückend. Und die entsagenden Frauen? Ahnt man denn, welche quälenden Stunden sich den Frauen nähern, in der sie die Rufe ihrer Seele unterdrücken und in dem stets in ihnen ja warten. lebendem Hoffen und Erwarten der reifenden Mütterlichkeit die Sehnsucht nach dem Kinde überwältigend empfinden? Ja, ieder Mensch trägt zwei Seelen in der Brust. Auch der Neo­malthusianer. Aber vielleicht ist dieser Kampf der beiden Seelen­gewalten notwendig, um die Entschlüsse des siegenden Teiles zu stärken und lebensfähig werden zu lassen. Aus dem Kampf­felde aber blüht die Blume der reinsten und verstehenden, oft auch der helfenden Liebe der Kinderlosen zu dem Kinde.

Er: Und trotzdem ersieht man in Ihren Kreisen nicht die Gefahr, die durch eine Entvölkerung droht, hervorgerufen durch die Furcht vor materiellen Erschwernissen? Ja, der Neo­malthusianismus ist nicht nur eine Feigheit, sondern auch eine Riebesleere

Ich: Ich und jene anderen sowie deren Epigonen, die sich Seelchen ohne Kinderland nicht denken wollen, also beides ver­eint oder gar nichts.

Er: So denken Sie, aber die vielen andern

Ich: Warum einen solchen schlechten Trost wählen? Tragen Sie nicht die tiesinnerste Ueberzeugung in sich, daß nur Men­schen wie ich auf die Zukunft vertrauen dürfen, daß meine in­schauung ein Korallenriff ist, das in unendlicher Fruchtbarkeit sich vermehrt und gigantisch wächst. Ja, täuschen Sie sich nicht wie die anderen, die nur die Statistik immer wieder wachruft? Wir und unsere geistigen Nachfolger wollen nicht Kinder ob ihrer seelischen Heimatlosigkeit der Verrohung geziehen hören. und wir wollen lieben und uns freuen, nicht flagen und bereuen. Er: Alte Schlagworte!

Ich: Die alten Säße, mit denen man eine fruchtbare Be­Ich: Ist das Kind nicht Leben gewordene Poesie? Liegt völkerungspolitik treiben will. Nennen Sie aber dabei nicht darin nicht das große Rätsel der klingenden Sehnsucht, die durch die Liebe. Die Liebe zum Kinde ist eine Gabe des Lebens an unsere Seelen fließt, und die Vernunft und das fühle Erwägen einen jeden Menschen. Gebildete vermögen für sie schöne Worte Jch: Die aber stärker sind als gewisse neue. Uebrigens bedrängt? Ja, wir alle, die wir unter der Verantwortung zu finden, bei den anderen lebt sie unausgesprochen im Innern. Streiten wir nicht. Gedenken Sie in zehn Jahren meiner Worte über das Kind zittern, beachten nicht das Schmähen der Satten, und es ist bezeichnend, daß man in den übermoralischen Ap- vom zerstörten Kinderland und vergleichen Sie dann die Ge­indem man uns Lebensverneiner und Kinderfeinde heißt. Aber pellen an das Pflichtgefühl nie die verborgene Sehnsucht jener burtenziffern mit denen vor zehn Jahren. Vielleicht werden wir lauschen schmerzlich dem leisen nie verstummenden Werben, heraushört, die vor der Schöpfung des Kindes zurückscheuen. Sie dann erkennen, wie die Liebe zum Kinde furchtbar sein das uns im Kinde den größten Reichtum des Lebens verspricht. Fragte je einer dieser Staatsretter nach dem Empfinden von kann als Rächerin des sterbenden Kinderlandes. Männern, denen das Streicheln eines Kinderköpfchens eine Er: Und doch die Verneinung? Joh. Ferch Wien  .

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