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standen.

Umfange zugefellt. Die Zeichen deuten auf ein frisches weiteres heit. Ein Blutgefäß war im Gehirn des unermüdlich geistig nieder, und nach zwei Säben hielt Forels reger Geist bereits bei Wachstum, und vielleicht bringt dann die heißersehnte Friedens- Schaffenden geborsten, fufolgedessen wurden wichtige Nervenzentren der Frage, die für ihn seit Beginn des Weltfrieges alle andern in zeit auch dem Drama wieder neues Leben, verwirklicht etwas gelähmt, vor allem traten schwere Sprachstörungen auf. Als echter den Hintergrund gedrängt hat: Friedenskultur an Stelle der bon jenen Träumen, die damals an der Wiege des Vereins Arzt jah orel zunächst in sich den interessanten Fall", zu dessen Kanonenkultur". Grfreut berichtete er von der Völkesbundsrede, Beschreibung aus unmittelbarster Erfahrung er sich den Kollegen die wenige Tage zuvor der Schweizer Bundespräsident Calonder gegenüber verpflichtet fühlte; gewissenhaft verfolgte er alle Aus- in Bern gehalten hatte. Wie allen Vorkämpfern und Begebahnern fallerscheinungen und erbrachte für seine Behauptung, daß ist auch Forel ein unerschütterlicher Troßalledem- Optimismus Hirnblutungen die intellektuellen Leistungen feineswegs herab- eigen. Als ich nach vielen Stunden anregendster Unterhaltung, die, zusehen brauchen, durch seine postapoplektischen Arbeiten", fast feines seiner Arbeitsgebiete unberührt ließ, von ihm schied, wie er fie nannte, den schlagendsten Beweis. war mir flar, daß zu seinem bevorstehenden 70. Geburtstag für ihn nur ein Wunsch in Betracht kommt: das Grleben eines Welt­friedens, der es für alle Zukunft unmöglich macht, daß die Mensch­heit noch einmal das Opfer von Menschen wird, die sich nicht verstehen können oder verstehen wollen.

August Forel

Zum siebzigsten Geburtstag.

Von Dr. Magnus Hirschfeld - Berlin .

Komödienhaus: Der Schrittmacher".

Ein

Biz dann

Bei uns Deutschen ist man mehr noch als andersmo geneigt, die Gründlichkeit eines Gelehrten in Zweifel zu ziehen, der sich über Giner der wenigen großen Europäer der Gegenwart, Bro-| sein engeres Fach hinaus auf so vielen Gebieten wissenschaftlich fessor August Forel , Doktor der Medizin, Philosophie und Juris- betätigt. Namentlich die Kollegen anderer Fakultäten, die er aus prudenz, wird am 1. September dieses Jahres 70 Jahre alt. Warum der Behaglichkeit alfgewohnter Lehrmeinungen aufschreckt, sind nur verdient Forel wohl den Ehrennamen eines großen Guropäers? zu bereit, ihm ein Schuster, bleib bei deinem Leisten" zuzurufen. Nicht deshalb, weil seine teils deutsch, teils französisch geschriebenen Dieses bequeme Vorurteil ist um so weniger begründet, je mehr Sauptwerke, vor allem sein Hypnotismus" und seine Seruelle ein einheitlicher Gesichtspunkt das Auseinanderliegende ver­Frage" fast in alle Sprachen unseres Grdteils übertragen sind, auch knüpft. Für Forel gilt dies in hervorragender Weise. Ich möchte Nach zwei langen Aufzügen, deren gewaltsam verrenfte Späße nicht darum, weil sich in seiner engeren Familie in unerschütterter feine einheitliche Welt- und Lebenseinstellung bezeichnen als die fich etwa auf dem geistigen Niveau des feschen Rudi", des Pallen­Liebe Angehörige der Völker vereinigt finden, deren Massen sich Nubar machung psychobiologischer Erkenntnisse bergschen Sommeritüds, bewegten, sucht die Komödie ler Herren jeit Jahren in Haß und Feindschaft zerfleischen. Ist doch Forel , für menschliche Höherentmtdlung. Wie wenige Overweg und Ritschl sich im letzten Akte auf ein Tendenz­der von einem Schweizer Vater und einer französischen Mutter Männer der Wissenschaft denten ihre Forschungsergebnisse bis zu stück von ganz verständigen Ansichten herauszuspielen Der Zu­stammt, mit einer Münchnerin, der vortrefflichen Tochter des be- den Menschen durch. Forel verstand und tat es meisterlich. schauer wird den Verdacht nicht los, daß dieser Auswa am Ende rühmten Optikers Steinheil aufs glüdlichste verheiratet, wäh- Als der sechsjährige Knabe in dem Dertchen Morges bei nur gewählt wurde, weil bei der völligen Zerfahrenheit der Si­rend von seinen Töchtern die eine einen norddeutschen Militärarzt, Lausanne von seiner Großmutter Dr. Hubers berühmtes tuation ein anderer sich überhaupt nicht finden ließ. So muß die andere einen Engländer zum Mann und der Sohn eine Lettin Ameisenbuch zum Geschenk erhielt, fesselten ihm die Daseinsbedin- Herr Punsch, der alte Sekretär, der bis dahin, von en paar lichten zur Frau hat. Als großen Europäer bezeichnen wir ihn, weil er gungen dieser Kleinen Tierchen, die unter den Insekten eine ähn- Augenblicken abgesehen, als Karifatur idiotischer Beamtenüber­mit gleicher Empfänglichkeit und Begeisterung die Wissensschäße ilche Höhe erflommen haben, wie die Menschen unter den Säuge- hebung figurierte, auf das Zeugnis eines extra zu diesem Zweck des germanischen, romanischen und slawischen Kulturkreises in fich tieren, so ungemein, daß sie ihn nie wieder losließen. Er entlehnte herbeizitierten Ministerialdirektors sich in ein tragiches Opfer der aufgenommen und verarbeitet hat, um sie, durch eigene Forschun- ihrer Gmfigkeit seinen Wahlspruch:" Labor omnia vincit"( Arbeit Verhältnisse verwandeln. Der Alte, der bei fehlendem Freiwilligeneranen froh Fleiß gen wesentlich erweitert, den Völkern der Welt zurückzuerstatten, die bezwingt alles) und vertiefte sich daheim und auf Reisen immer ihm ausnahmslos wert und teuer sind. Es gibt keine guten und aufs neue in ihre sozialen Lebensgewohnheiten, die denen der es nur zum Subalternbeamten gebracht, wittert in dem Auftrag schlechten Völker, nur gute und schlechte Menschen; wohl soll Menschen in vieler Hinsicht so ähnlich, in mancher jogar überlegen des Präsidenten, während seiner Abwesenheit in dem Bureau nach es jedem Volfsstamm unbenommen bleiben, überfommene Sitten sind. Man, hätte nach diesem Anfang wohl erwarten dürfen, daß dem Rechten zu sehen, die Verheißung endlicher Beförderung. Er und Gebräuche zu pflegen, an denen ihr Herz hängt, allein das, der Jüngling nun Zoologe oder Naturforscher hätte werden wollen. jucht sich dieser hohen Bestimmung durch Schifonierung der Kol­wofür der Forscher forscht, der Denker denkt und der Bahnbrecher Weit gefehlt, denn da er nicht Wissen anhäufen, sondern wirken legen und majestätische Aufgeblasenheit nach Kräften mürdig zu er­leidet, ist lebten Endes doch nicht der Deutsche oder Brite, der Türke wollte, wurde er nicht Büchergelehrter, sondern Arzt, und da er bald weisen. Ein ministerielles Rundschreiben, das Gutachen über den oder Russe: es ist der Mensch als Ginzelmesen und erkannte, daß es nicht der Körper, sondern der Geist des Menschen Geburtenrückgang einfordert, begrüßt er als Gelegenheit, die Fülle die Menschheit als Ganzes." Solche Gedankengänge dürf- ist, der die Welt im Guten und Bösen bewegt, wurde er Frrenarzt. seiner wogenden Ideen höheren Ortes vorzulegen. Nach dem er­ten es sein, die den Naturphilosophen Forel , der bei aller Weltliebe Als solcher leitete er 19 Jahre lang die angesehenste Anstalt der hofften Avancement wird er, schtvärmt seine Phanasie, Schritt­ein so startes Heimatsgefühl besitzt, oft genug auf seinen Schweiz , Burghölzli bei Zürich , deren Name durch ihn einen macher all derer werden, die, wie er, durch Vorurteil zurückgehalten Wanderungen am Genfer See begleitet haben mögen, an diesem Weltruf erhielt, den übrigens sein Nachfolger, der ihm vielfach sind. Zunächst sei mal dafür zu sorgen, daß durch gefeßlich vor­emigblauen See, von dessen Gestaden so viele Reformatoren und fongeniale Bleuler, auf gleicher Höhe zu erhalten verstanden hat. geschriebene nachträgliche Heirat die unehelicher Kinder des Revolutionäre ihren Ausgang genommen haben. Immer deutlicher aber fühlte Forel , daß das Tor der Jrren- Ländchens samt und sonders zu legitimen Väteri fämen. Ueberschauen wir das Lebenswerk dieses Forschers, so seht anstalt nicht die Grenze zwischen geistiger Gesundheit und Krant- Motiv, das zu den peinlich possenhaften Theatertick einer Ver­uns zunächst die Menge und Vielseitigkeit seiner Veröffentlichungen heit ist, daß wichtiger als die Beschäftigung mit den meist unheil- sammlung der ledigen Mütter nebst Kinder im Antsbureau her­in Erstaunen. Ergibt doch eine sorgsame Zusammenstellung nicht boren Jrren die Ergründung alles dessen ist, was für die Seele von halten muß. Der kleine Streber nimmt bei der Rückkehr des ent­meniger als 554 Arbeiten, die er in Büchern und wissenschaftlichen Vorteil oder Nachteil ist. Das der Seele Schädliche zu bekämpfen fetten Chefs die Gesten des drohenden Diktators an. Zeitschriften, und dazu noch 360 Aufsäße, die er in Tageszeitungen und das ihr Nützliche zu fördern, sah er fortan als seine Hauptauf- nach alle dem besagter Ministerialdirektor mit de verblüffenden erscheinen ließ. Die größte Anzahl dieser Publikationen, nämlich gabe an. Darum verfolgte er den Alkohol und alle narkotischen Erklärung auftritt, daß Herr Punsch in seinem Schreiben an die 219, beziehen sich auf die Ameisen, von denen Forel über 3000 Mittel als Erzfeinde der Menschheit, deshalb schrieb er sein Lehr- Regierung die wundervollsten Ein- und Tiefblie gezeigt habe. neue Arten, Raffen und Varietäten entdeckt und beschrieben hat. buch über das Geschlechtsleben und seine Werke über die Bedautung Nun freilich sei es zu spät. Aber nur der zopfig Bureaufraten­Seine Ameisensammlung, deren musterhafte Ordnung ich noch in der Suggestion, über Vererbung und die Hygiene des Nervensystems. schlendrian trage die Schuld, daß ein Mann vor solchem Wuchse diesem Sommer zu bewundern Gelegenheit hatte, ist mit 6000 ber- Es fonnte seinem scharfen Geiste aber nicht entgehen, wie sehr schließlich pathologisch verfümmern mußte. Das olle, siehe Beth­schiedenen Ameisenarten im ganzen sind deren 7500 bekannt in allen diesen Lebensfragen der Einzelmensch von den andern ab- mann Hollweg, fünftig anders werden! die größte der Welt. Fast ebensoviel Arbeiten wie der Ameisen hängig ist; wie sehr es, um hier wirkliche Erfolge und Fortschritte forschung hat Forel der Bekämpfung des Alkohols ge- zu erzielen, des Zusammenschlusses der Menschen und ihrer Gegen widmet. Hier ist es vor allem die von ihm als Blaſtophthorie" feitigteit bedarf, einer Weltgenossenschaft gegen die gemeinsamen ( zu deutsch Keimverderbnis") dargelegte Entartung der Fortpflan- Schädlinge der Menschheit". Er erkannte, wie sehr die vielen ver­zungszellen, durch deren Nachweis er die Judasrolle des Volksverschiedenen Sprachen die babylonische Sprachverwirrung führers Alkohol enthüllte. Sowohl im vorübergehenden Rausch nur das äußere, sondern auch das innere Verstehen der zustand als durch die Gewohnheitstrunksucht der Erzeuger werden Menschen hinderten und wurde Esperantist; er unterzog die Samen- und Gizellen alkoholisiert und infolgedeffen Nachkommen psychologischen Eigenschaften beider Geschlechter einer vergleichen- Victor Snell spottet in der Humanité" vom 22. August: Wir mit mannigfachen körperlichen und seelischen Gebrechen zur Welt den Untersuchung und wurde ein Vorfämpfer des Frauen haben erlebt, daß in Frankreich Journalisten, md zwar ernst zu gebracht. Wenn heute nicht mehr wie noch vor 30 Jahren fast all- stimmrechts; er überzeugte sich, wie sehr die kapitalistische Ge- nehmende Männer, Richard Wagner für diesen ber dreißig Jahre gemein Aerzten und Laien ein gutes Glas Wein" als Heilmittel sellschaftsordnung die Prostitution und Korruption, den Alkoholis- nach seinem Tode ansgebrochenen Krieg ha en verantwortlich gilt, wenn im Gegenteil fich immer mehr die Erkenntnis durch- mus und Militarismus begünstigt, und wurde Sozialist; er machen wollen gleichwohl dürfen wir nicht lauben, damit die bricht, daß alkoholische Getränke nicht nur entbehrliche, sondern als durchdachte, mie Vieles mehr die Menschen und Völker eint als Balme auf dem Gebiete der Dummheit davonetragen zu haben. Ganzes genommen so schädlich sind, daß um der Unmäßigkeit willen brennt, und wurde Pazifist. So betrachtet, stellen sich uns die Auch die Deutschen haben Narren und Verrücke. Das beweist die vielen selbst die Mäßigkeit verwerflich und nur die scheinbar zusammenhanglosen Werke des Ameisenforschers und Geschichte des Jenaer Hodlerbildes. Dasselbe stellte den Auszug Enthaltung erlaubt erscheint, so ist der Sieg dieser Anschauung in Sexualforschers, des Alkoholgegners und Friedensapostels" als der Jenaer Studenten zum Kriege 1813 dar un war ein Meister­erster Linie Forels Verdienst. Ein drittes Arbeitsgebiet Forels ist eine große Lebenseinheit dar, wie sie eines edlen Mannes wert des Schweizer Malers Hodler . Dieser unterschrieb 1914 Sie seguette Frage". Sein gleichnamiges Werk, die Frucht würdiger kaum zu denken ist. einen Protest Schweizer Künstler gegen di Beschießung der langjähriger Erfahrungen und Ueberlegungen" ist für unendlich Es war am 25. Juni dieses Jahres, als ich Forel zum letzten Kathedrale von Reims . Zur Strafe ließ der Jenaer Senat das niele Menschen eine Erlösung gewesen. In 137 Arbeiten hat der Male sprach. Unweit der Stelle, wo das Tal der Rhone das Becken Bild mit Brettern vernageln. Sodler ist nun gestorben, und seit­unermüdliche Wahrheitssucher sexuelle und soziale Probleme be- des Genfer Sees berührt, erhebt sich halbwegs auf der Höhle ati- her haben deutsche Kunstfreunde sich für die Beiitigung der Bretter handelt; 83 weitere Publikationen beschäftigen sich mit dem psycho- schen Aigle und vorne sein schlichtes, freundliches, gastliches Land- ins 3aug gelegt. Aber der Akademische Send bleibt bei seinem Logischen Gebiet, auf dem er vor allem dem ypnotismus ein haus, genannte a Fourmelière, zu deutsch das Ameisennest Beschluß. Das fann uns zwar nicht dafir trösten, daß wir grundlegendes, erst jetzt wieder in neuer, bergrößerter Auflage er-( inwillkürlich fiel mir Haeckels Villa Medusa" ein, die auch den Tristan" und" Parsifal " nicht mehr hören, ber man, freut sich scheinendes Wert gewidmet hat. Ebenfalls über 80 Arbeiten Forels Namen seiner Lieblingsgattung trägt). Die Gegend ist paradiesisch. doch, nicht allein zu sein. Und dann diee Vernagelung mit gehören der Psychiatrie, vor allem der gerichtlichen Jrren- Am andern Ufer des Sees sieht man die gesegneten Gefilde der Brettern! Welches Denkmal hornochsenmäßigr Dummheit! Man funde an, während der Rest sich mit Gehirnanatomie, mit der Schweiz unmerklich in die Frankreichs übergehen, darüber die Kette sollte eine Photographie davon zum ewigen Andenken herstellen! Sygiene der Nerven und des Geistes", der Bevölkerungspolitik, des Mont Blanc . Ich weilte dort an einem jener leuchtenden Früh- Schade, daß Flaubert das nicht mehr erlebt ha." Rassenhygiene und Zuchtwahl( Malthusianismus und Eugenik), der sommertage, an denen die ganze Natur den Menschen zuzurufen Röglichkeit einer Welthilfssprache, mit den Kulturbestre- scheint: freut euch, liebt euch, helft euch, tertragt euch! Ginige bungen der Gegenwart", in jüngster Zeit vor allem mit dem hundert Meter vor der Fourmelière tam mir auf sanft ansteigender Völkerbundsproblem befaßt. Am 1. und 15. Juni 1914 Landstraße Forel entgegen, äußerlich kaum von einem alten Wein­ließ Forel , nicht ahnend, was bald darauf kommen würde", im bauer des Waadtlandes zu unterscheiden. Ich fand ihn frischer Allgemeinen Beobachter" in Hamburg eine Abhandlung über als vor drei Jahren. Wir näherten uns dem Garten seines Ruhe­Die vereinigten Staaten Europa 3" erscheinen, der sizes, in dem feine prächtige Gattin an einer" Forcerie"( Treiberei) er während des Krieges ein von höchster Menschlichkeit, tiefstem arbeitete, die durch Webereinanderschichtung den Kartoffelertrag des Wissen und größter Unparteilichkeit getragenes Buch, betitelt Die Bodens um ein Vielfaches zu erhöhen bestimmt war. In einer nereinigten Staaten der Erde ein Kulturprogramm", folgen Ecke des Gartens hatte Forel ein schlichtes Kolumbarium bauen ließ. lassen, in dem sein und seiner Familie Asche auf eigenem Grunde Kurz vorher überraschte er seine Freunde mit einer andern beigejezt werden soll. Die Ruhestätte enthielt bereits die Ueberreste bemerkenswerten Studie: einem Artikel über seine eigene Krant-| eines feiner Söhne. Wir ließen uns auf einer Bant am Wege

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Die beiden Hauptrollen des Sekretärs und des Ministers waren in der auch sonst sorgfältig durchgefeilten Aufführung durch die Herren Haskel und Bolz gut vertreten. Das Sublikum applau­dierte wie üblich von Anfang bis zu Ende.

Vernagelte Kultur.

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Gewiß, menschenhasserisch und reiner Indvidualist, wie es der alte Flaubert war, hätte es ihm gut in den Keram gepaßt, jeine planmäßige Sammlung menschlicher Dummheten um einige frasse Fälle zu vermehren. Der Sozialist aber freit sich nicht über die Kulturlosigkeiten der anderen und benußt sie nicht als Deckmantel der eigenen Schande. Uebrigens fann man die Bernagelung Hodlers in einem Gebäude, in dem nur ein hochwohlweiser Senat regiert, nicht mit dem Aufführungsverbot Waners in ganz Frank­ reich vergleichen. Auf diesem Gebiet sind die Franzosen den Deut­fchen zweifellos über: französische und italienische Musik( englische und amerikanische gibt es bekanntlich nicht) it immer noch daseins­berechtigt bei uns, sowohl im Theater wie Sonzert.

Erfreulicherweise hat die höchste wissenschaftliche Vertretung eines dritten Kriegsvolfes die Galerie der menschlichen Torheiten nicht bereichert, obwohl sie darum bestürmt wurde. Die Königliche Akademie der Wissenschaften in London hat den Antrag, alle seind­lichen Staatsbürger von der Ehrenmitglieder- und Mitgliederliste zu streichen, abgelehnt. Sie folgte damit dem deutschen Beispiele.

Aus der Schreckenskanmer.

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in ihm einen Einzigen zu besitzen. Er versieht nebenbei auch| Staunen aus seiner Ruhe bringen. Stumm hockte er auf die fleinen Kirchenämter. als Gehilfe seines Herrn Popen. seinem hölzernen Thrönchen und zupfte, zuckte und zurrte Mit seinen beiden Händen, ja meist auch mit seinen an den Stricken, Schnuren und Riemen über und um sich Beinen und sonstigen beweglichen Körperteilen macht er alles, herum. Wenn er meines Fragens gar überdrüssig wurde, nas zu seinem Zäutehandwerk gehört. Die größeren Glocken das ihm mit den wenigen Brocken meines russischen Rade­zieht er an ihren gesonderten Stricken, pogegen er die brechens höchst befremdlich klang, antwortete er nur, indem fleinen gleichgetönten Nebenglocken durch leichtere Stricke an sich sein Gesicht wie von Unmut gefärbt in Falten verzog 700 Grjazmittel hat die Ersapmittelst lle des Kriegsernäh­einem einzigen zusammengefoppelt. Hier zieht er aber nicht, jet ponjemai!" d. h. ich verstehe nicht!" Und aus war rungsamtes bis jetzt verboten. Zu diesen Jubiläum bringt das sondern bringt durch geschicktes unter dem Glockenhänge- es mit aller weitern Unterhaltung, die sogar der beistehende im Verlag von Ganeff u. Co. erscheinende Fachblatt Der Schieber­mittelpunkt erfolgtes Drehen des Handgelenks alle meist Dolmetscher nicht mehr aufzunehmen vermochte. meist Dolmetscher nicht mehr aufzunehmen vermochte. Und erst markt" einen entrüsteten Artikel ,, dem mir olgenden Aufschrei ent­vier/ oder sechs Stück zum gleichzeitigen Klingen. Von gar in einer großen Kirche, da ich einen am Kleinglocken- nehmen: Gibt es noch eine Gerechtigkeit Blindwütig verbietet man uns die herrlichsten Produkte, nur weil sich eine furzsichtige den großen Glocken bewegt er mindestens eine, manchmal betriebe beobachten fonnte, da ca. 16 Glocken im Gange sich Behörde an den Wortlaut. hält! So untersagte man den Verkauf auch zwei mit seinem Fuße. Man muß den verbräunten Alten befanden. Es war ein Genuß, dem metallischen Singiange des Brotaufstrichmittels Gaumenwonne" das sich nachträglich als nur sehen, und man wird regen Interesses sein Tun und zu lauschen. Weniger schön dagegen bot sich der Anblick dar; eine ganz vorzügliche Schmierseife erwies. Und wie konnte der Walten beobachten. Wenn man zum ersten. Male so ein Ge- denn ich glaubte eine fünstlich geschnitte und gezimmerte herrliche Schuhfohlenersatz Trittlingol" abgelehnt werden, der sich flinge von sechs bis acht oder noch mehr Glocken vernimmt, Figur aus irgendeinem mechanischen Rabinett zu sehen, starr hinterher so ausgezeichnet als feinstes Löschpapier bewährte? Und horcht man unbedingt auf, und glaubt einem mechanisch be- und wächsern wie ohne lebendigen Geist in ihrem Bewegen erging es dem Kraftfuppenwürfel Athlethin" anders, um den sich triebenen Glockenspiele zu lauschen. und Regen, wie so eine Art männlich gewordene Olympia als Mefferputzmittel die Hausfrauen geradezu rauften? Gar nicht zu reden von dem unübertrefflichen Würfelzuderersas Leder­Das Bäuerlein da droben im Turm ist ein kleiner aus Hoffmanns Erzählungen ". schnäuzchen", der nach seiner Bulverisierung ein todsicheres Motten Künstler, so schlicht und arbeitsgrau und wenig geistreich es Gar viel hat das Glockenwärterlein zu tun. Fast täglich pulver ergab! So kann es nicht mehr weitergehen! Im Namen war- dem Gesichte nach zu urteilen auch aussieht. Der mehrmals heißt ihn die Pflicht, die morsche Holzstiege empor- aller unserer geehrten Abonnenten rafen wir es aus: Nieder mit Rhythmus aber liegt in seinen Nerven und Knochen, und steigen, den Tag ein- wie auszuläuten sowie die Kirchen- der Erfahmittelstelle!!!" die fast lethargische Ruhe des russischen Bauerngeblüts gibt gläubigen an ihre Pflichten zu mahnen. Das Geklinge hat ihm die Fähigkeit, bei all dem funterbunten Stimmen- und in seiner hellen, vielfarbigen Stimmung so einen idyllischen Bewegungsgewirr nimmer aus dem Takte zu kommen. Wo der und freundlichen Reiz und bildet zu dem eigenartig ernſten Der Berliner Volfchor wird mit dem Phil­brave Kerl noch mehr Glocken zu bedienen hat, nimmt er fo- berträumten Wesen der ländlichen Russen einen angenehm gar jeden einzelnen Finger wie sein edles" Haupt zu Hilfe, empfundenen Gegensatz. Ja, ich will es den klanggewordenen harmonischen Orchester inter Leitung von Musikdirektor welch lekteres dann um sein Kinn sich einen Schwungriemen starkwürzigen Weihrauchduft nennen, der den Gotteshäusern abends 8 Uhr, in der Garnisonticche Händels selten gehörtes Ora­Mar Eschke Sonntag, den 8., and Sonntag, den 15. September, legen lassen muß. Das kann natürlich nur bei Glocken kleiner entströmt. Doch dem ist nicht so, wenn es geboten ist, einem torium Belsazar" aufführer. und kleinster Art erfolgen, wogegen die Riesenglocken ge- Verstorbenen den letten irdischen Gruß zu widmen. Da schweigt - Vorträge. In der Urania wird Direktor Franz sondert und auch von mehreen Zäutemännern in Betrieb ge- das leichte, langsonnige Glockengeläuteviel und nur ein Goerte am Dienstag seinen neuen Vortrag auf Selgoland schrillstimmiges Glöcklein beimert, von demselben Alten im zur Kriegszeit" halten, in welchem er an der Hand zahl= jegt werden. Als ich zum erstenmal so einen Läuter fah, machte es Turme erschwungen, dem Zuge der Trauernden nach, bis reicher farbiger Lichtbilder die Eindrüde schildern wird, die er bei mir einen lustigen Spaß, sein biederes Tun und Treiben seine Klageweise in den dunklen rauschenden Wipfeln der seinen mehrmaligen Besucher der Felseninsel während der Kriegs­zu beobachten. Doch ließ er sich durch kein Lächeln und Friedhofsbäume wehleidig verzittert. zeit empfangen hat.

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Karlchen in der Jugend".)

Notizen.